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1. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 5

1907 - Breslau : Priebatsch
1. Aus der Vorgeschichte der Landschaft. (Nachdruck verboten.) Vor 100 Jahren! In einer Eiusenkuug des Landrückens, der wellenförmig von Rußland her über die Grenze nach Schlesien streicht, liegt das Dörfchen Siemianowitz. Kleine, strohgedeckte Häuschen, denen das dicke Strohdach tief wie eine zu weite Pudelmütze aufsitzt. Am östlichen Ende erhebt sich ein hölzernes Kirchlein, im Nordwesten lagert der ausgedehnte gräfliche Park, in dessen Baumwipfeln das unscheinbare Schloß versteckt liegt. Im Südeu und Westen steigt das Land hügelförmig auf, über und über mit hochstämmigen, knorrigen Kiefern bedeckt, die in dem lehmig-sandigen Boden ein vorzügliches Fortkommen finden. Ländliche Stille lagert auf Wald und Flur. Hund und Hahn sind die einzigen Verkünder dörfischen Lebens. Im Walde hämmert der Specht, und in den Banmwipfeln lärmen Scharen von Krähen. Wer zum Hügelrücken hinansteigt, wandelt über trockene Moospolster oder über Felder von Heidekraut. Da und dort quillt es feucht aus der Erde, und dann haben sich hohe Farne und üppige Grasstauden an der wasserreichen Stelle an- gesiedelt. Es ist der oberschlesische Kieferwald mit seinem stillen, verträumten Charakter. Wenn man auf dem Hügelrücken freien Ausblick gewinnt, dann sieht man den Wald nach allen Seiten sich wellenförmig fortsetzen. Rein und klar liegt die Luft über den Baumwipfeln. Nur das scharfe Auge bemerkt in der östlichen und südwestlichen Gegend Rauchsäulen aussteigen. Man erzählt, daß hinter Chorzow auf Zabrze zu schwarze Steine aus der Erde gegrabeu werden, die wie Holz brennen und eine große Hitze erzengen. Bergleute bohren sich dort in die Erde ein und brechen die schwarzen Steine aus, die früher Pflanzen gewesen sein sollen. Nach Osten zu ist der Rauch weißlich. Dort schmilzt man aus den gelben Steinen, die in der Beutheuer Gegend gesunden

2. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 6

1907 - Breslau : Priebatsch
6 werden, ein Metall, das wie Silber aussieht und wie Eisen zu gebrauchen ist. Von den Betrieben in den Gruben und Hütten erzählt man seltsame Dinge. Da soll schon vor mehreren Iahren in Tarnowitz ein „eisernes Pferd" angekommen sein, das stärker als hundert lebendige Pferde sei und die schwersten Arbeiten verrichte. Diese eisernen Pserde sollen jetzt auch in andern Gruben und Hütten angekommen sein, mächtige Räder drehen, Wasser pumpen, dabei lärmen und pusten und soviel Holz ver- schlingen wie alle Öfen eines Dörfchens zusammen. Über dem Siemianowitzer Revier lagert noch der Friede. Der Bauer pflügt sein Feld und ahnt nicht, über welchen Schätzen er dahingeht. An der Grenze schlüpft der Schmuggler durch die dichten Schlupfwinkel des Brinnitzatales. Am Waldrand sonnt sich die Otter, an den Stämmen klettern Eichhörnchen, und Hirsch und Reh sind noch Bewohner der Gegend. Drei Jahrzehnte vergehen, ehe sich in dem stillen Bilde etwas ändert. Dann aber tritt der Wechsel rasch und unvermittelt eiu. Da drinnen im Schlosse, das so weltabgeschieden liegt, residiert der Graf Henckel von Donnersmarck, ein Mann voller Leben und Tatkraft, dessen scharfes Auge längst hinter dem ländlichen Schleier die ungeheuren Reichtümer der Gegend ent- deckt hat. Den Schreibtisch bedecken Karten, Pläne und Ent- würfe, und die Männer, die da mit dem Grafeu beraten, sind die Berliner Gebrüder Oppenseld. Nach längereu Verhandlungen erhalten sie die Erlaubnis, auf dem Gebiete des Grafen eine Eisenhütte anzulegen. Der Winter von 1836 bringt schon manche Unruhe ins Dorf, aber der Kieferwald ahnt noch nicht, daß es auf seinen Untergang abgesehen ist, und der Frühling, der sonst der Verkünder ueueu Lebens war, bringt dem Walde die Todesbotschaft. 1837 wird das bedeutungsvolle Werk in Angriff genommen. Scharen von fremden Arbeitern haben sich bereits eingefunden, und eines Morgens beginnen Axt und Säge die Vernichtung. Die Bäume stürzen krachend zusammen, das Waldgetier flieht entsetzt den Ort, und bald liegt ein weiter Teil des Waldgrundes entblößt da. Erdarbeiter schachten den Boden aus, und an Stelle der Bäume wachsen dicke Maueru und hohe Schornsteine aus dem Boden heraus. Wagen kommen und

3. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 11

1907 - Breslau : Priebatsch
11 65 534 t Roheisen, 46 480 t Walzeisen, 1411 „ Gußwaren, 9 280 „ Rohre. Der ausgedehnten Hüttenanlage ist eine Kohlengrube vor- gelagert, die nach einem früheren Generaldirektor der Gewerk- schast Fizinnsschacht genannt wird. Einförmig, aber imponierend steht die ausgedehnte Separation mit dem gezackten Lichtdache da. Die äußere Hülle verrät nichts von dem inneren Leben. Da klappern die Kohlenwagen, die Sortieranlagen rasseln, und leere und gefüllte Eisenbahnwagen wechseln ohne Aufhören in der ausgedehnten Halle. Über dem Hauptschacht erhebt sich der eiserne Förderturm, der die beiden mit Rillen versehenen Räder trägt. In den Rillen laufen die Förderseile von der Trommel der Fördermaschine in den Schacht hinein, in dem die „Schalen" auf- und absteigen und den Segen des Bergbaus zutage fördern. Der Fiziuusfchacht gehört zu der Lanrahüttegrnbe, die insgesamt 4466 Arbeiter beschäftigt und täglich 5300 t Kohle fördert. Hütte und Grnbe sind von Halden eingeschlossen. Diese grauen, langgestreckten Hügel bauen sich aus Schlacke und Asche auf. Sie siud der eindringlichste Beweis dafür, welches Heizmaterial im Laufe der Zeit die Feueranlagen der Werke ver- zehren und welche gewaltige Dampfkraft zum Betriebe der An- lagen jahraus, jahrein notwendig ist. Die Halden liegen Vör- den Werken anf breiter Grundfläche mit abgeschrägten Seiten und wachsen stetig in das Feld hinein. Ihr Charakter ist das Starre, das Tote. Nur am Abend scheinen sie zum Leben zu erwachen. Die kohlehaltigen Teile entzünden sich im Hauche des Windes selbst, und die glühenden Stellen gleichen im Dunkel oft erleuchteten Fenstern, hinter denen eine fremde Welt liegt. Die Halden haben wie die Dünen ihre Tücken. Mancher arbeitsscheue Landstreicher, der in der kalten Jahreszeit ein warmes Bett zu finden hoffte, ist hier erstickt, mancher Knabe, der unvorsichtig in einen glimmenden Teil geriet, hat sich schreck- liche Brandwunden zugezogeu. Auf der linken Seite ist eine mächtige Schlackenhalde vor- *) Jahresbericht der Bereinigten Königs- und Laurahütte vvm Jahre 1906. Georg-Ei für inte Schribi,- hung g

4. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 10

1907 - Breslau : Priebatsch
10 2. Das Wild. (Die Laurahütte mit ihrer Umgebung.)! Das Bild gibt einen Ausschnitt der oberschlesischeu Industrie- landschast wieder mit ihren charakteristischen Merkmalen in der Gegenwart. Wir sehen kein liebliches Tal, keine waldbedeckten Berggipfel, nicht die satten Farben, in die die Natur des Südens getaucht ist. Der Charakter des Bildes ist ein ernster, ent- sprechend dem Charakter der industriellen Arbeit, die fein be- schauliches Sinnen, sondern nur ein Ringen und Kämpfen kennt. Der graue Wolkenhimmel, der im Sommer 1907 eine ständige Erscheinung war, liegt über der Gegend wie ein düsterer Vorhang. Die Rauchmassen, die den zahlreichen Schloten entsteigen, schaffen in der Ferne eine besondere Wolke, die dicht über der Erde lagert und jede Aussicht in das benachbarte Russische Reich ver- hüllt. Wenn man die gewaltigen Anlagen ins Ange saßt und sich die Riesenarbeit vorstellt, die seit sieben Jahrzehnten über und unter Tage hier geleistet worden ist, dann drängt sich nn- willkürlich der Gedanke ans: Nichts ist gewaltiger als der Mensch! Den breitesten Raum des Bildes nimmt das Hüttenwerk ein. Wie in einem Hafen die Schiffsmasten emporsteigen, so in einer Hütte die vielen großen und kleineu Essen. Sie gehören den einzelnen Betrieben an, ans denen jedes Hüttenwerk besteht. In der Mitte liegt die Hochofenanlage mit den winkelig ge- bogenen Rohren, welche die Hochofengase ableiten. Um diese Anlage gruppieren sich die Pnddelei, das Walzwerk, die Fein- strecke, das Blechwalzwerk, die Martinöfen, das Rohrwalzwerk, die Schlackenziegelei. Die Verkünder der Arbeit in diesen Be- trieben sind die massigen Dampf- und Rauchwolken,, die der Westwind dahiufegt. Innerhalb des Werkes, das eine Fläche von 10,83 da bedeckt, schafft ein Heer von 2190 Arbeitern. Im Dienste des Menschen stehen 101 Dampfkessel; die dazn gehörigen Feueranlagen verschlingen jährlich 216 000 Tonnen Kohle und 80 000 Tonnen Koks, d. i. ungefähr der dritte Teil des Heizmaterials, das die Stadt Breslau in einem Jahre verbraucht. Das Resultat der Arbeit betrug i. I. 1906

5. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 13

1907 - Breslau : Priebatsch
13 für Tag in die Grube steigen und mit Hammer und Schlägel arbeiten. Welches Schicksal ist ihm wohl beschieden? In allen Winkeln der Betriebe über und unter Tage lauert die Gefahr, die sich der industriellen Arbeit trotz aller Abwehr an die Fersen heftet. Die zahlreichsten und grausigsten Gefahren drohen dem Menschen unter Tage. Auf dem Bilde sehen wir vor der Halde ein pyramidenartiges Gerüst. Dieses schützt ein eisernes Rohr, dem ein weißlicher Rauch entsteigt. Wenn dem Wanderer diese Wölkchen, die aus der Tiefe emporsteigen, vom Winde entgegen- getragen werden, dann merkt er schon an dem Gerüche den ver- derblichen Gesellen. Da unten kämpft noch immer der Berg- mann mit seinem gefährlichsten Gegner, und beinahe Jahr für Jahr hält da das Unglück seinen Einzng. Nicht weit von diesem Gerüst liegt ein alter Holzhängeschacht verschüttet, in dem einst zwei Bergleute auf eine grause Weise in den brennenden Kohlengasen ums Leben gekommen sind. Der Hintergrund des Bildes zeigt eiueu Hügelzug, der die großen, langgestreckten Arbeiterhäuser trägt. Welche Zahl von Menschen diese Häuser beherbergen, das kann man bei einem Kirchgang oder Schulgang bemerken, das kann man beim Schicht- Wechsel sehen, wo sich Arbeiter und Arbeiterinnen auf Wegen und Stegen drängen und eiligen Schrittes ihrem Heim zu- streben. 3. Aür den Unterricht. Der oberschlesische Jndnstriebezirk gehört zu jenen Gegenden des Deutschen Reiches, die wegen ihrer politischen und Wirtschaft- licheu Bedeutung im Vordergrund des öffentlichen Interesses stehen. Die unterrichtliche Betrachtung dieses Bezirkes in der Volksschule steht zu dieser Bedeutung noch lange nicht in dem richtigen Verhältnis. Das eingeführte Lesebuch bringt darüber eine Seite trockenen Stoff, die Realienbücher finden sich mit einigen Notizen ab, die geologischen Verhältnisse werden im natnr- geschichtlichen Unterricht in einigen Stunden abgetan. Der Heimat- kundliche Unterricht hat hier noch ein weites Feld zum Bebauen vor sich. Er hat dem Kinde — mit Rücksicht auf seinen geistigen Standpunkt — die Augen zu öffnen für das reiche und viel- gestaltige Leben, das den Bezirk durchflutet, er soll es mit

6. Der Breslauer Ring mit dem Rathaus - S. 28

1907 - Breslau : Priebatsch
28 möglichst leicht gemacht werden. Beides ist mit dem modernen Bahnhofbau erreicht. Tritt man nun heraus auf den großen Bahnhofplatz, so lernen wir einen moderneu, iu riesigen Maßen gehaltenen Platz kennen, der auf das Auge einen durchaus wohltuenden Eindruck macht. Mau übersieht den ganzen Platz vom Bahnhof aus und kann nun einer der Straßen, in die er ausmündet, zustreben, um in das Innere der Stadt zu gelangen. Nach drei Richtungen verkehren elektrische Straßenbahn- wagen, und alle sind sie gefüllt. Wenden wir uns der Garten- straße oder der Taschenstraße zu: mitten hinein ins Großstadt- leben trägt uns der elektrische Funke, der deu Wagen beflügelt. Oder wir können mit einem Taxameter erster oder zweiter Klasse fahren. Die Welt der Großstadt wirkt beim erstenmal wie ein Theater auf uns. Gewaltige Kulissen bilden die fünf- und sechsstöckigen Bürgerhäuser mit deu glitzerudeu Spiegelscheiben und den schreienden Reklameschristen. Die Darsteller sind des modernen Stadtlebens wechselnde Gestalten, Gruppen von hastigen Passanten aller Bernse und gesellschaftlicher Stellung, die Massen der Angestellten aus den Hunderten von Geschäften Breslaus, die Straßenverkäufer, die Leute, deren Beruf es ist, die Straßeu zu bewachen und zu reinigen, die Fremden und Gäste, denen Breslau etwas Neues ist. Uud die Musik zu dem Spiel und Kampf ums Dasein machen Glocke und Klingel der „Elektrischen" und Omnibusse, die Hupeu der Automobile, die Klingelzeichen der Radfahrer, das Peitschengeknalle der Wagenlenker und das Rollen und Dröhnen der tausend Fahrzeuge aller Art, die einander treiben und solgen. Wir aber sind Zuschauer, und wir werden inne, daß in diesem nervenverbrauchenden Verkehr das eigentliche Wesen der Großstadt liegt und daß hier das Menschenleben seine hoch- gespannte Tätigkeit entfaltet im Dienste des Geschäfts, des Unternehmens, des Gelderwerbs, des Zusammenschlusses der vielen Einzelnen zu einem Ganzen mit bewundernswürdiger Arbeitsteilung. Die Bevölkerung einer so großen Stadt lebt vor- wiegend von Industrie, Handel und Gewerbe, im Staats- oder

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 21

1902 - Magdeburg : Creutz
H. Ortskunde. 21 eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte der Graf so viel Goldstucke, als man ans dem Wege vom Heidetore bis zum Markte dicht neben einander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe bezahlen. Aber die wohltätige Jungfer willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze und brachte die Summe wirklich zusammen. - Aus Dankbarkeit setzte man der Jungfran ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m hohen Säule steht. Der Volksmnnd nennt sie knrz die Bntterjnngser. 2. Die floiiuc zu Loburg. Eine arme Witwe war in der nahen Wassermühle gewesen, um Mehl zu kaufen zum Hochzeitsfeste ihrer Höchte?. Aber der Müller hatte nichts vorrätig. Betrübt trat deshalb die Witwe den Heimweg an. Sie ging gleich über die Bruch- wiese und durch die Übersteige des Zaunes. Allein hier saß eine Fran im Kloster- kleide und versperrte ihr den Weg. Da sich die Fremde nicht erhob, drängte sich die Witwe an ihr vorüber. Zu Hause erzählte sie ihrer Tochter den Vorgang, „Ei", sagte diese, „das ist die Nonne vom Schlosse! Die hättest Dn anreden sollen, vielleicht hätte sie Dir eine Gabe zu meiner Hochzeit geschenkt!" Da sprach die Mutter: „Die Fremde halte keine Eile, ich werde sie wohl noch am Zanne treffen." Sie kehrte also um und sah auch die Nonne noch am Wege sitzen. Als sie aber heran kam, war die Nonne verschwunden. Zwar lies die Witwe ihr,nach, konnte sie aber nicht mehr finden. Sie kehrte traurig um. Doch an der Übersteige sab sie an einem Pfahle einen Bentel hängen, dnrch deffen Maschen Gold glänzte. Die Witwe steckte den Fund schnell ein und eilte voll Freude heim. Hier besah sie den Inhalt des Beutels. Es waren 50 Goldstücke und zwei Kreuze mit Edelsteinen besetzr. „O, Mutter, mm sind wir reich, nun können wir Hochzeit feiern," sagte die Tochter. „Ei wie wird sich Knnz freuen!" — Kunz, der Witwe zukünftiger Schwiegersohn, hörte mit Kopfschütteln die beiden Frauen von dem glücklichen Fnnde erzählen. „Mutter," sagte er, beschwert Euer Herz nicht, tragt den Beutel wieder an den Pfahl. Die Frau wird ihn aus Unachtsamkeit vergessen haben und ihn nun suchen. Holt sie ihn nicht, so tragt ihn auf das Rathaus. Kommt Mutter, ich gehe mit Euch zur Schloßwiese." Nur ungern folgte die Witwe. Als sie nahe an den Zaun kamen, sahen sie auch die Frauengestalt gebückt am Boden umher- blicken. Da nahm Kunz den Beutel und reichte ihn der Nonne. Diese nahm ihn auch und gab Kunz dafür eine Rose. Kunz war zwar sehr verwundert über den Tausch, aber doch anch recht froh, daß er den Beutel los war. Weil ihm die Rose sehr gesiel, setzte er sie zu Hause in ein Wasserglas. Als er am Abend an der Rose roch, fiel ein Blatt von der Blüte ab. Ünbeachtet blieb es bis zum Morgen liegen. Als es aber die Brant wegnehmen wollte, war es ein Goldstück. Die Rose selbst war ganz unverändert. Der nächste Morgen brachte wieder ein Gold- stuck, und so löste sich Blatt aus Blatt.und verwandelte sich in ein Goldstück. Dadurch ward der arme Knnz, der ein Maurer ivar, ein reicher Mann und konnte sich bald darauf ein neues Haus bauen. Als Kunz fchon ein Greis war, erschien ihm die Nonne noch einmal. Sie schenkte ihm wieder eine Rose, aber mit der Weisung, diese in den Betraum einzumauern. Seit dieser Zeit hat niemand die Nonne wieder gesehen. H. Ortskunde. ii. An der Chllc. Mühlberg. Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel, Fisch- fang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaifer Karl V. siegt über Jobann Friedrich den Großmütigen 1547.) Wittenberg, d. h. weißer Berg? Umgebung fruchtbar: Gemüsebau. Fabriken: A-iich. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei. Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch Dr. Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 31

1902 - Magdeburg : Creutz
Gr. Sagen. 31 und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück- bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutsche!:. Unter Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische) bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-, der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Altmark, und den Hohenzolleru gehört sie heute noch. Die Altmark ist das Stammland oder die Wiege Preußens." Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die Hauptstädte. Während des schrecklichen 30 jährigen Krieges (1618—48) hatte die Altmark von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern- sürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder. Aber am Anfange unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark. Der Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den Ländern links vou der Elbe, wozu also auch J>ie Altmark gehörte, ein neues fran- zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische Untertanen geworden. Allein schon im Jahre J 814 gelang es, die Franzosen zu vertreiben. Die Altmark war wieder srei und gehört seitdem in alter Liebe und Treue zum Hohenzollernhause. G. Sagen. 1. Der Kobold }\\ Mterfelde. Vor kaum einem Menschenalter lebte in Lichterfelde (Wische) der steinalte Schäfer Hindenburg. Der wußte gar lustige und grausige Geschichten zu erzählen von Hexen, Kobolden und Zwergen, die hier und dort ihr Wesen trieben- „Einst", so Hub er au, „fand ein Wischebauer einen Kober, wie ihn die Knechte und Bauern zur Aufbewahrung ihres Mundvorrates haben, fein säuberlich zugeschnürt und versiegelt auf der Straße. Flugs hob das Bäuerlein den Kober auf und nahm ihn mit nach Hanfe. Hier öffnete er das Behältnis sogleich, obwohl es schon stark dämmerte; denn er hoffte einen guten Fund gemacht zu haben. Doch vergeblich war alles Suchen, das Behältnis schien leer und doch hörte er darin ein merk- würdiges Rasseln. Als er noch ganz enttäuscht dastand, sah er zu seinem Schrecken ein Geisterwesen aus dein Kober schlüpfen. „Es ist ein Kobold," dacbte er, „aber was für einer?" Nun, das sollte er bald erfahren. Als der Bauer ein Licht an- zündete, warf es der Kobold sogleich um, kehrte'tische, Stühle und Bänke um und machte ein Höllenlärm. So trieb er es Abend für Abend. Einmal warf er sogar die Fischgabel so heftig gegen die Thür, daß die Knechte des Bailern sie mit knapper Not herausziehen konnten. Der Bauer versuchte alle Mittel, den Kobold wieder einzusaugen und los werden, es wollte nichts helfen. Selbst die List, den Geist durch feine Näschereien in den Kober zu locken, mißlang. Auch durch Zaubermittel war er uicht zu vertreiben. Unterdeß hatte sich das Gerücht von dem bösen Kobolde über die ganze Wische verbreitet. Da kam eines Tages zu unserem geplagten Bäuerlein ein anderer Bauer zu Besuch. Schon an' der Hofpforte rief er dem Bauer zit: „Gevatter, was macht dein Teufel?" Der Kobold hatte diese Worte gehört, denn er saß gerade vor der Tür, und wie besessen sprang er auf den ohnehin wilden Hengst des Besuchers und ueckte und zwickte ihn, daß er sich bäumte und wild davonlief. Das Bäuerleiu mußte bald die Erde küssen. Als das Pferd dahin raste, lief es unter einem fchiefstehenden Weidenbaume durch, daß es sich fast den Rücken abschund. Dabei streifte es den Kobold ab, der nun hier sein Wefeu bis zum heutigen Tage treibt und am Abend den Vorübergehenden arg mitspielt-"

9. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 81

1902 - Magdeburg : Creutz
H. Ortskunde. 81 Toben des Bauern half nichts, und fremde Hilfe mar nicht zu erlangen. Da warf sich der Bauer anf das Knie und betete ein Vaterunser. Plötzlich bemerkte er ein Licht vom Kiffhäufer her auf sich zukommen. „Ei," dachte er, „da kommt Hilfe vom Kaiser Friedrich." Bald war das Licht bei ihm, aber ein häßlicher Zwerg trug es. Der sagte: „Kann ich dir helfen?" „Ja," erwiderte der Bauer, „wenn du nur nicht so schwach wärest!" „Nun, dann will ich es wenigstens versuchen," entgegnete das Männlein, und im Nu saß es aus dem Wagen und schwang die Peitsche. Ein Ruck, und fort rollte der schwere Wagen. Als sie nach Kelbra kamen, sprach der Zwerg: „Warum willst du Nach Nordhauseu fahren, möchtest du das Getreide nicht auf dem Kifshäuser verkaufen?" „Gern," sagte der Bauer, und ehe er es dachte, hielten sie am Eingange zum Berge. Hier hieß der Zwerg den Bauern die Säcke abladen und in den Berg tragen. Als er den letzten Sack an seinen Ort gesetzt hatte, sprach das Männlein: „Nun kannst dn dir aus deu Kästen soviel Gold und Silber nehmen, als du für dein Getreide auf dem Markte bekommen haben würdest. Nimm aber nicht mehr, hörst du! Ich werde solange bei deinen Pferden bleiben und ihnen Hafer geben." Das Bäuerlein ließ sich das nicht zweimal sagen. Hier wählte es Oold und dort Silber. Alle Taschen wurden gefüllt; denn es dachte, „was weiß der Zwerg, was das Getreide in Nordhansen kostet." Endlich kehrte es zu seinen Pferden zurück- Hier traf der Bauer deu Zwerg und wollte sich eilig vou ihm verabschieden. Doch der Zwerg sprach: „Hast du auch nicht mehr Gold und Silber genommen, als der Kaufpreis beträgt?" „Behüte Gott, keinen Pfennig mehr," entgegnete der Bauer. „Aber nun gnte Nacht, ich will meine armen Pferde in den ^tall bringen," und fort fuhr er. Der Bauer konnte kaum erwarten, bis er auf der Herberge war. Aber groß war sein Erstauueu, als der in der Kammer seinen Erlös zählte, und statt des Goldes nur bleiernes Geld fand. „Da muß ich mich geirrt haben," dachte der Bauer, „morgen früh will ich gleich wieder zu dem guten Männlein gehen. Es wird mir das Geld schon umtauschen, dann habe ich immer noch doppelt soviel, als das Getreide wert ist." Mit dieser Hoffnung schlief das Bänerlein. Doch kaum graute der Tag, so war es schon wider am Kisshänserberge. Allein hier war ein so dichter Nebel, daß es den Eingang nicht wiederfand. Auch fem Rufen half nichts. Da lehrte der Bauer voll Ingrimm um und sprach einen schlimmen Fluch aus- Doch kaum war dies geschehen, so that sich die Erde auf und begrnb ihn. H. Ortslnmde a) Siimid) vom ?1jürlnger!vl!lde. Schleusungen. Fabriken: Holzspielwaren, Glas-, Porzellansachen, Pappe, Holzstiste, Weberei. ' Suhl. Fabriken: Eisenwaren, Gewehre, Holzwaren, Porzellan. Schmalkalden, d. h. an der Schmalkalde gelegen. In der Nähe wird Schwer- spat gebrochen. Mittelpunkt einer bedeutenden Schlosserindustrie. (Hella-Mehlis, Steinbach-Hallenberg.) J)) An der Werra. Treffurt. Obstbau, Eigarrensabriken. c) An der Dorsel. Eisenach. Fabriken: Leder, Farben, Kammgarn. In der Nähe tft_ die Wartbnrg. Best erhaltene Burg. Berühmte Wassensammlnng. Hier lebten ernst die heilige Elisabeth und später Dr. Martin Luther. (1) All der Gera. Erfurt, d. h. Furt, an der Erpo wohnte. Weil der Acker außerordentlich^ fruchtbar ist und geschützt liegt, durum Acker- und Gemüse- bau, Blumen- und Samenzucht. Fabriken: Woll-, Bamnwoll-, Strumpfwaren, Maschinen, Tapeten, Lampen. Bedeutende Spinnereien. Erfurt ist die Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks. Baudenkmäler: Dom (große Glocke), das Walsenhaus „Martinsstist" mit Luthers Zelle, das Kaufhaus Rathaus, Luther- deukmal, Lehrerseminar. Geschichtliches: Erfurt war schon im 8. Jahrhundert Henze, Provinz Sachsen. a

10. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 36

1902 - Magdeburg : Creutz
36 Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte deu Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum erstenmale, zum zweitenmale stillte er die Taschen und leerte sie draußen -ans seinem Gefährt; als er aber zum drittenmale kam, erhob der Hund ein füchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bänerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Tenfelsgeftalt iu den einen Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzen und die Vorübergehenden äffen und verspotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nach- ruft- Als das Bäuerlein nach seinem Golde ans dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine, und betriibt snhr es weiter. 2. Der Regenstei n. Der Regenstein ist ein schroffer Sandsteinfelsen. Auf ihm hausten einst in einer Felsenburg die Raubgrasen von Regenstein. — Wahrschein- lich haben hier unsere heidnischen Vorsahren eine Opferstätte gehabt. 3. Spiegelsberge und Hoppelberg. Nahe bei der Stadt Halberstadt erheben sich die Spiegelsberge. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts lagen sie noch als kahle Felsen da. Jetzt sind sie mit herrlichen Wald- und Garteuanlagen geschmückt. Den Grund dazu legte der Domherr Werner von Spiegel, nach dem die Höhen auch benannt wurden. Die Spiegelsberge sind ein viel besuchter Aufenthaltsort der Halberstädter, aber auch von Fremden werden sie gern bestiegen. Unter den Gebäuden sind sehenswert: das Jagdschloß, in dessen Felsenkeller ein riesiges Weinfaß (1610001.) liegt, das Mausoleum und der sechseckige Aussichtsturm. Aus seinen Fugen und Nischen gucken Tier- siguren, z. B. Füchse, Schlangen, Hasen, Hunde, Eulen hervor. An die Spiegelsberge reihen sich im 80. die Klusberge mit dem sreistehenden Sandsteinfelsen „Teufelsstnh l" und weiter im 8. die Thekenberge mit dem „Gläsernen Mönch". Fast genau im 8. vou Halberstadt liegt der Hoppel- oder Sargberg; denn von der Westseite gesehen, gleicht er einem großen Sarge Der Hoppelberg hat eine bedeutende Höhe (300 in) und gewährt einen wundervollen Überblick über die gesegnete Landschaft und den Harz. 4. Der Hui- und der Hakelwald. Der Huiwald, d. h. Hochwald, ist ein schön bewaldeter (Buchen) Höhenzug. Er reicht im 0. fast bis an die Bode. Auf der höchsten Stelle liegt das alte Kloster Hupseburg. Am nördlichen Rande des Kloster-
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TM Hauptwörter (200)200

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