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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 26

1911 - Magdeburg : Creutz
26 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes -rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs- gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 39

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 39 sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge: Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es weiter. 2. Der Regenstein, a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N. erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend; und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried. Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 84

1911 - Magdeburg : Creutz
84 Der Harz. Sagt vom Ilsenstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- frenndfchaft des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König nab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zaubcriu, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Teufels und fandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsungs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sammenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, nur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das .Kreuz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemahl. Wer sie erlösen will, innß ihr in der Geister- Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange. 3. Der Zlnterhar;. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 40

1911 - Magdeburg : Creutz
40 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre, im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift: „F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut." Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner. b) Die Wische. 1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud März 1909. a) Wie gelangen wir zur Wische? Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs- punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er; wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See- Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten- berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt. b) Welche Gestalt hat die Wische? Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W. Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben. c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus? In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen, die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen, untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs- gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 53

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Höhen. 53 sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage: Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne. Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle. Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver- spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es weiter. 2. Der Negenstein. a) Name. Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken- bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N. erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt, wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend; und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander- geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen- stein geheißen haben. b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung? In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt. Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus- geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried. Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern

8. Unser Vogtland - S. 32

1899 - Leipzig : Dürr
n >1 — 32 — dem Mittelalter und das einzige noch erhaltene Schloß im Vogtlande, das fast alle Merkmale einer Ritterbnrg aufweist. Wir nehmen Abschied von dem fast 700 Jahre alten Kaiserschlosse. Möge ihm noch ein recht hohes Alter beschieden sein! 12. Keichenöach im Wogttande. Wenn du den Fahrplan der sächsischen Eisenbahnen zur Hand nimmst, so begegnest dn öfter der Stadt Reichenbach i. V.; denn sie ist ein wichtiger Anhaltepnnkt der Sächsisch-Bayrischen Eisenbahn und zugleich der Aus- gangspnnkt mehrerer Eisenbahnlinien: Reichenbach— Dresden—görlitz, Reichenbach—plauen—eger und Reichenbach—mylau. Daher kommt es auch, daß sie den größten Bahnhof des Vogtlandes, ja einen der bedeutendsten in ganz Sachsen hat. Willst du einen Spaziergang durch die Stadt unter- nehmen, so will ich dein Führer sein. Wir erkenuen sofort, daß Reicheubach eine Fabrikstadt ist. Wohin wir schauen, erblicken wir hohe, rauchende Schlote; weit über ein Schock giebt es in der Stadt. — Vom Bahnhofe aus können wir den Schlacht- Viehhof sehen, den einzigen des Bogtlaudes. Er besteht aus einer ganzen Zahl von Gebäuden. Geräumige Schweine-, Rinder- und Schafställe, große Schlachthäuser und auch ein Wirtshans finden wir dort. Das Ganze macht den Eindruck einer kleinen Stadt. An manchen Tagen werden hier neben vielen anderen Schlachttieren allein über 100 Schweine geschlachtet. Diese werden zum größten Teile in andere Orte versendet, die ein ähn- liches wohleingerichtetes Schlachthaus nicht besitzen. Nehmen wir unfern Weg die Bahnhofstraße entlang, so zeigt sich vor uns das neue Amtsgericht und in einer Seitenstraße die Realschule. Einer der schönsten Plätze Reichenbachs ist der Solbrigsplatz mit dem Bis- marckdenkmal, Ein Reichenbacher, mit Namen S olb rig , zog einst als armer Wanderer von Reichenbach fort und gelangte nach und uach durch Fleiß und Gottes Segen zu solchem Reichtums, daß er als Millionär starb. Er vermachte der Stadt Reichenbach 66 000 Mark zu milden Zwecken. Um solche Heimatliebe und solche Opferwilligkeit zu ehren und das Andenken an diesen Wohlthäter auch über das Grab hinaus lebendig zu erhalten, benannte seine dankbare Vater- stadt diesen Platz und eine angrenzende Straße nach seinem Namen. An der Bahnhosstraße steht eine der bedeutendsten Eisengießereien des ganzen Vogtlandes. Sie fertigt anßer Maschinen für die Landwirtschaft namentlich auch eiserne Öfen. Sehr viele Öfen, namentlich in vogtländischeu Bauernhäusern, tragen den Namen jener Reichenbacher Eisengießerei. Wir gehen weiter und erblicken links in einem Seitenzweige der Bahn- Hofstraße das schöne Kriegerdenkmal, das eine in Erz gegossene Sieges- göttin auf Marmorsockel darstellt. — Dahinter steht die erste Bürgerschule. Die Bahnhofstraße mündet, wie anch vier andere Straßen, in den Königsplatz. An diesem steht die St. Trinitatiskirche mit dem sie umgebenden alten Gottesacker. .Nicht weit davon liegt der große Marktplatz mit dem Rathaus, dem ehemaligen Amtsgericht und dem schönen Kaiser-Wilhelm-Denkmal. — Nach wenigen Schritten bergab treffen wir auf das „Museum" Zu der Zeit, als die Gerichtsbarkeit uoch in den Händen der Familie v. Metzfch auf dem nahen Rittergute Friesen war, befand sich hier das Gerichtsamt.

9. Unser Vogtland - S. 36

1899 - Leipzig : Dürr
— 36 •— enthält Eisen und Salz; es wird znm Trinken und Baden benutzt und leistet vor allen Bleichsüchtigen, Blutarmen und Nervenleidenden die besten Dienste. Schon vor 600 Jahren sollen die Quellen zu Elster bekannt gewesen sein. Reiche Kaufleute aus der berühmten, einst mächtigen Stadt Venedig sollen damals zu ihuen gekommen sein. Doch werden dieselben wohl nur nach den herrlichen Elsterperlen gesucht haben, die zu jeuer Zeit uoch iu großer Meuge in dem Elsterflusse gefunden wurden. Gewiß wissen wir aber, daß im Jahre 1669 ein Arzt aus Plauen (Namens Leißner) eine leidende Frau mit Hilfe dieses Qnellwassers gesund machte und in einem Büchlein die Quellen rühmte. Wohl wurden sie nun öfter aufgesucht, doch geschah das immer nur von einzelnen Leidenden. Im Jahre 1848 wurden sie unter König Friedrich August Ii. vou Sachsen Staatseigentum. Die Quellen wurden uuu besser gefaßt; an Stelle des alten hölzernen Badehanses führte man ein steinernes Gebäude auf, legte Spazierwege an und rief geschickte Ärzte herbei. Der Ort wurde immer bekannter und hob sich zusehends. Schon nach zehn Jahren besuchten ihn über elfhundert Badegäste; aus dem armen Weberdorfe Elster mit seinen unscheinbaren Häuschen wurde eiu weit- bekaunter Badeort mit schönen stattlichen Wohnhäusern. Heute gilt Bad Elster wegen seiner vortrefflichen Quellen und seiner schönen Umgebung für eins der besten und lieblichsten Bäder in Deutschland. Der Glanzpunkt des Ortes ist der herrliche K urplatz. An ihm steht das schöne, trefflich eingerichtete Badehans. Eine Wandelbahn mit freund- licher Umgebung, geschmackvolle Trinkhallen und reichansgeftattete Berkaufs- hallen umgeben deu Platz. Hier herrscht fast immer ein reges Leben. Täg- lich durchschallt am frühen Morgen liebliche Musik das Thal. Eiu feierlicher Choral eröffnet das Morgenkonzert. Die Kurgäste sind erschienen und lassen sich ans den Quellen von den sauberen, schmuck gekleideten Brunnenmädchen den heilspendenden Trank reichen, den man mit Glasröhren aus schönen Bechern trinkt. Darnach durchwandelt mau bei den Klängen der Musik die weitausgedehuten, schönen Parkanlagen mit ihren prächtigen Wiesen, Herr- lichen Baumgruppen, bunten Teppichbeeten und dem vielbewuuderten Meister- werke unseres sächsischen Bildhauers Hultsch, das die Göttin der Gesund- heit darstellt. So, wie- am Morgen, ermuntert anch am Nachmittage fröhliche Musik die Gemüter der Kurgäste; nnr in der Mittagsstunde ist es still. Da sitzt man gern in gemütlicher Unterhaltung vor den schmucken Wohnhäusern, von denen eiu jedes mit einem Garten gleich einem Kranze umzogen ist und seinen besonderen Namen trägt, wie Edelweiß, Vergißmeinnicht, Daheim, Paradies u. a. Wie in den meisten Badeorteu hilft auch iu Bad Elster die schöue Lage des Ortes die Kranken mit heilen. Die Luft, die das Thal durch- weht, ist zwar frischer als iu den benachbarten böhmischen Bädern, aber milder als sonst im Vogtlande. Gegen die starken Winde bilden die im Osten und Norden aufsteigenden Höhenzüge eine gute Schutzmauer, während die warmen Südwinde leicht hereinströmen können. Eine unschätzbare Zierde des Ortes, ein wahrer Segen für die Bade- gäste, ist der Brunnenberg. Er erhebt sich wohl 100 m über den Kur- platz. Die schattigen Wege, die zu ihm und über ihn führen, sein duftender Nadelwald, feine schönen Aussichtspunkte bleiben jedem Besucher uuver-

10. Unser Vogtland - S. 58

1899 - Leipzig : Dürr
— 58 — Stelzenbaumes fast ganz vergessen worden. Nur wenige alte Leute glaubten noch fest daran. Zu ihnen gehörte der alte Traumchristoph in Stelzen. Arm war er. Der Krieg hatte ihm nichts gelassen als sein Weib und seine Kinder. Mit ihnen baute er sich an der Stelle, wo einst sein Häusleiu stand, eine ärmliche Hütte. Sein Nachbar schenkte ihm aus Mitleid ein wenig Saatkorn. Da bestellte er mit den Seinen den verwilderten Acker und hoffte auf eiu fruchtbares Jahr. Doch die Ernte war noch so fern, und der Hunger trat täglich als ungebetener Gast in Christophs Hütte. Oftmals schlich Christoph in seinem Jammer während der Dämmer- stunde unter den Stelzenbaum. Dort ward ihni wieder wohl ums Herz. Zuweilen schlummerte er eiu. Daun träumte ihm vou einem Bauerngute mit großen Kornfeldern und saftigen Wiesen, oder mich von goldenen Schätzen. Das ganze Dorf wußte von seinen Träumen zu erzählen. Weil aber der Traumchristoph trotz alledem ein armer Tropf blieb, wurde er überall seiner Träume ivegeu verlacht. Die Saat auf Christophs Felde war nur spärlich ausgegangen. Eine späte Frostnacht vernichtete sie völlig. Voll Verzweiflung stand Christoph am Morgen darauf vor dem toten Acker. Endlich lenkte er feine Schritte lebensmüde nach dem Stelzenbaume. Er fetzte sich aus eine hervorragende Wurzel. In seinen Augen standen noch die Thränen. Aber auch heute fand er hier seine Rnhe wieder. Er lehnte sich an den starken Stamm und schante hinans in die weite Welt, die von der Sonne vergoldet zu seinen Füßen lag. Da versank er in einen tiefen Schlaf. Plötzlich erschien ihm im Tranme ein ehrwürdiger Hille mit weißem Haar. Der blickte ihn freundlich an, winkte ihm, zeigte hinans ins Bayerland und sprach: „Auf der Regensburger Brück' findest du deiu Glück!" — Dann verschwand der Hirte, und Christoph erwachte. So lebhaft hatte er uoch nie geträumt. Nachdenklich fchritt er ins- Dorf zurück. In der folgenden Nacht hatte er denselben Traum. Am nächsten Abende empfand er einen unwiderstehlichen Draug, uach dem Stelzenbaume zu gehen. Er that es. Das Rauschen des Wnnderbanmes schläferte ihn auch heute ein. Und wieder erschien ihm der greise Hirte und sprach noch eindringlicher als zuerst: „Nach der Regensbnrger Brück' richte eilig deinen Blick! Suche dort, — dort blüht dein Glück, kehrst als reicher Mann zurück." Als Christoph erwachte, war er fest entschlossen, die Reise nach Regens- bürg anzutreten. Schou am andern Morgen war er unterwegs. Uberall fand er mitleidige Seilte, die dem armen Wanderer ein Stück Brot, einen Zehrpfennig oder auch ein Nachtlager gewährten. So stand er nach wenigen Tagen vor der langen Donaubrücke zu Regensburg. Sinnend betrachtete er ihre weitgestreckten fünfzehn Bogen. Dann betrat er sie selbst. Er untersuchte alle Winkel, Nischen und Löcher
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