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13. Wider das Kranntwein- und alles zu viel Trinken.
Wenn sich einer henkt, oder erschießt, oder ins Wasser stürzt, so
ist das etwas gar Schauderhaftes, und die Leute fürchten sich vor solch
einer Mordeiche und dem Ort, wo der Mord geschehen ist. Denn es
ist doch eine schwere Sache, das fühlt Jeder, mit einer Todsünde,
unzeitig und gegen Gottes Erlaubniß den Leib ins Grab und die
Seele vor das Gericht Hinüberstürzen. Nun aber sagt mir einmal,
was ist ärger, wenn sich einer selber tödtet mit einem Schuß, mit
einem raschen Schnitt, oder wenn einer durch jahrelanges Sündigen,
durch viele hundert, trotz aller Warnungen und besserer Eindrücke
wiederholte Sünden, nicht aus Angst oder Noth, sondern aus Muth-
willen sich selber umbringt? Das thut aber jeder Trunkenbold, jeder
Schnapssäufer. Darum glaube und behaupte ich, ein jeder solcher
ist ein Selbstmörder, und seine Schuld und Verdammniß ist wohl
so schwer, als wenn sich einer einen schnellen Tod angethan hat.
Sagt vielleicht einer: „was ich trinke, will nicht viel heißen", so
antworte ich drauf: wenn eine leichtsinnige Mücke um das Licht
herumfliegt, so denkt sie, das Licht gibt hell und warm, und es ist
ergötzlich für mich, drum herum zu geigen, und ich weiß ja schon,
was ich zu thun habe; item, sie schwärmt fünfmal oder siebenmal her-
um, auf einmal summt und winselt es ganz fein auf dem Tisch un-
ten am Leuchter, und man thut der halb verbrannten Mücke noch
einen Liebesdienst, wenn man sie schnell todt macht. Gerade so ist
der Trunkenbold, der Schnapssäufer, die Mücke; Wein, oder Bier,
oder Schnaps ist sein Licht. Er süpfelt Tag für Tag. weniger als
gestern kann er heute nicht trinken, lieber aber ein wenig mehr, und
so lockt ihn Schnaps oder Wein rc. Morgens und Abends, und reizt
und lockt den einen in Müßiggang und Verschwendung, den andern in
bittern Hauszank und stachlichtes Hauskreuz, Viele in Verbrechen und
Gefängniß, Viele in Krankheit und Blödsinn, Viele nach Zwiefalten
ins Irrenhaus, Viele in Armut und Grab, Alle in Sünden und
schweren Tod. Und wenn du auch mäßig Schnaps trinkst, so bohrst
du langsam am Leben und trinkst sachte und sänftiglich den Tod in
dich hinein; zugleich aber schreibst du dir eine lange Schuldrechnung
auf das Gewissen wegen des schlechten Beispiels, das du Säufern
gibst. Denn wenn jeder ehrenhafte Mann sagen würde: Schnaps-
trinken ist eine Sünde, und würde es eben darum bleibeu lassen,
so würde Mancher, der noch nicht so gefesselt ist, zuerst im Gewissen
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cf;er des Kaninchens, das er daraus verjagt; diese Gruben führt er
frisch aus, säubert und hält sie sehr reinlich. Bald macht er sich im
Umkreis seiner Wohnung die ganze Gegend auf ziemliche Weite bekannt
und erspäht Flecken, Dörfer, einzelne Häuser, in welchen er Federvieh
wittert. Sachte, fast spnrlos schleicht er über den weichen Boden,
ist stets vorsichtig, verständig, geduldig und mißtrauisch. Er unter-
scheidet Wege, wo die Ruhe herrscht, von denen, wo man Lärm hört
und Hundegebell. Er hat dieselbe Neigung nach Raub, die den Wolf
beherrscht, aber er weiß sie zurückzuhalten und gelegenere Augenblicke
abzuwarten; seine Lebensart, sein Geschäft macht ihn verwickelterer
Betrachtungen fähig, als den Wolf. In neuer Lage versteht er im-
mer neue Mittel zu ersinnen und innere Gewohnheit und Lust im
Zaum zu halten; selten läßt er sich hinreißen. Nachdem er sich still
und leise seiner Beute genahet hat, springt er schnell und leicht auf
sie los. Er sammelt sich Nahrung im Vorrath und kriecht damit
zum Baue. Er geht stets die Nase gegen den Wind, kennt Schlupf-
winkel, Hecken und rettende Auswege, alle Umstände einer früheren
Gefahr hält er seinem Gedächtniß eingeprägt. Neuen Gegenständen
nähert er sich scheu und langsam, jeder Schritt ist ihm verdächtig;
nur mit ihm unbekannter Lockspeise mag er gefangen werden, hat er
sie einmal erfahren, so ist nichts weiter gegen ihn auszurichten. Er
hat Witterung vom Eisen und weiß die Speise geschickt von der Falle,
ohne daß sie ihm schadet, wegzunehmen. Wird das Getreide lang,
so führt er seine Jungen gern hinein. Ihm ist große Ansharrungs-
kraft eigen, in seinem Bau überfallen und belagert steht er lieber den
grausamsten Hunger aus, als daß er hervorkäme, manchmal wochen-
lang, nur Todesnoth zwingt ihn endlich. Mit seinen Nägeln gräbt
er neue Ausgänge, dem Jäger zu entrinnen. Sind die Nachstellun-
gen zu häufig, so entweicht er aus dem Land und findet sich eine
andere Wohnstätte. Aus der Flucht sucht er das engste Dickicht;
merkt er, daß Jäger vor ihm aus dem Anstand sind, so läuft er nicht
an ihnen vorbei, sondern thut Alles, um auszuweichen; oft ist er
dreimal über neun Fuß hohe Mauern gesprungen. Sein Geruch ist
scharf; wo er sonst Wildpret weiß, meidet er Menschen und Dörfer,
so gern er Hühnerfleisch ißt, wegen der größeren Gefahr. Bloß für
ihre Jungen wagen sich Fuchs und Füchsin, heftige Liebe besiegt dann
alle ihre Furcht und Vorsicht. Diese Thiere, von Jugend aus an
Blut gewöhnt, erweisen sich auf das zärtlichste an Weibchen und
Kindern.
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Hafteste Gewebe bleibt immer die Leinwand. Der Hanf hat den Vor-
zug größerer Festigkeit und Dauerhaftigkeit, aber Feinheit und Schön-
heit bleibt auf der Seite der flächsenen (leinenen) Gespinste. Und
wie viele Personen finden Arbeit und Verdienst bei der Behandlung
dieser beiden Gewächse! Der Bauer, welcher pflügt und säet, die
Weiber, welche die Winterabende durch Spinnen und Haspeln kürzen,
im Herbste brechen, schwingen und hecheln, im Sommer das gefertigte
Tuch bleichen, die Weber, welche spulen, zetteln und weben, die
Färber, welche dem Garn oder der Leinwand eine andere Farbe geben:
Alle haben ihren Vortheil von dem Anbau dieser Pflanzen, den Seiler
gar nicht gerechnet. Dazu kommt, daß Hanf und Flachs öligen Sa-
men bringen, welcher stch mannigfach benützen läßt, der Hanf mehr
als Futter für im Käfig gehaltene Vögel, der Lein aber zu Oel,
welches wegen seiner Trockenheit zu Firniß und Oelfarbe unter allen
am brauchbarsten ist.
So groß die Aehnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und
Flachses ist, so ungleich sind sich die Pflanzen selbst. An dem Hanf
ist Alles größer und gröber, mannshohe Stengel, dickere, runde Sa-
menkörner, widriger Geruch, unschöne Blüthe; an dem Flachs ist dies
alles anders. Dennoch erträgt der Letztere mehr Kälte und kommt
in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der
beste Hanf aus Italien.
10. Deutsche Handelspstanzen.
In dem Pflanzenreiche hat Gott für viele lebendige Geschöpfe
und besonders für den Menschen einen Segen niedergelegt, dessen
Größe noch nicht völlig erkannt und ermessen ist. Die Pflanzen die-
nen für Menschen und Thiere zur Nahrung, zur Labung und Erfri-
schung in kranken und gesunden Tagen, zur Heilung innerer und
äußerer Schäden, zur Wohnung, Kleidung und Erwärmung, zu einer
Menge von Geräthschaften und zum Betriebe verschiedener Gewerbe.
Der größte Theil dieses Segens geht durch die Hände des Land-
mannes, der die nöthigen und nützlichen Pflanzen, welche nicht wild
wachsen, baut und, was er vom Ertrag seines Feldes entbehren kann,
zu seinem und Anderer Nutzen verkauft. Obst, Most und Wein, die ver-
schiedenen Getreidearten und Küchengewächse, Kartoffel und Welschkorn
(Mais), Kraut und Rüben, Hanf und Flachs, Reps und Mohn, Klee
und Gras und wie vieles Andere noch wird so bei uns gebaut und
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stehen. Ich ging einen Schritt und konnte gehen , und zwar ohne Schmerzen.
Als der Herr Commandant zum Abendessen kam, empfing ich ihn an der Thüre
und ging mit ihm herum. Er erstaunte und wusste nicht, was er daraus ma-
chen sollte, und ich hatte Ursachen, ihm das Vorhergegangene nicht zu sagen.
Er meldete mir hernach: er habe es in seinem monatlichen Bericht an den
Herzog gebracht, dass ich von meinen heftigen Gliederschmerzen auf eine un-
begreifliche Weise wieder plötzlich hergestellt worden sei. Und ich nahm nach
meiner Befreiung zum dankbaren Angedenken gegen den lieben Gott die Krücke
mit mir freudig nach Hause; ohne dass ich die von dem Arzt mir vorge-
schriebene Arznei gebraucht hätte.«
Von der Zeit an war er befreit von Gliederschmerzen und Hüftweh und
setzte zu seiner Erzählung hinzu: »nun zerbreche sich den Kopf weiter dar-
über , wer da will und wie er will.« Wir wollen ihn uns nicht zerbrechen,
sondern den preisen, welcher durch und ohne Mittel helfen kann.
Am 25. Sept. 1764 wurde Moser endlich auf anhaltendes Betreiben der
Landschaft in Freiheit gesetzt und kam wohlbehalten nach Stuttgart zurück.
Es sei ihm gegangen, sagte er, wie dem Daniel, von dem (Dan. 6, 23.) er-
zählt werde: »sie zogen Daniel aus dem Graben, und man spürte keinen
Schaden an ihm, denn er hatte seinem Gott vertrauet.« Der Herzog liess ihn
selbst zu sich kommen, lud ihn zur Tafel und erklärte , dass er nun wüsste,
er habe an ihm einen ehrlichen Mann, guten Patrioten (Vater-
landsfreund) und getreuen Unterthanen.
Wie wahr spricht Salomo (Spr. 19, 7): wenn Jemandes Wege dem
Herrn Wohlgefallen, so macht er auch seine Feinde mit ihm
zufrieden!
189. Friedrich Ii., Aö'nig von Preußen.
(Geb. 1712, gest. 1786.)
Die einflußreiche Stellung, welche Preußen unter den deutschen Staaten
einnimmt, verdankt es einer Reihe trefflicher Fürsten, unter welchen Fried-
rich Ii. weitaus die erste Stelle verdient. Man nennt ihn daher auch Fried-
rich den Großen. Er war der Sohn Friedrich Wilhelms I. Schon frühe
zeigte er hohe Gaben, und namentlich weit mehr Neigung zu den Büchern, als
zu den Waffen. Sein Vater war ein großer Soldatenfreund und hielt den
Sohn sehr hart. Dieser sollte auch erfahren, was im Wort Gottes (Klagl. 3,
27.) geschrieben steht: es ist ein köstlich Ding einem Mann, daß er das Joch
in seiner Jugend trage. Weil aber der lebhafte Prinz dies damals noch nicht
einsah, so suchte er sich in seinem achtzehnten Jahr dem harten Joch durch die
Flucht zu entziehen. Allein da wurde aus übel ärger; sein Vorhaben ward
entdeckt, und er mußte mit hartem Gefängniß büßet:; ja fast wäre er auf Be-
trieb seines eigenen, strengen Vaters als Ausreißer erschösset: worden.
Im Jahr 1740 trat Friedrich die Regierung über Preußen an. Sein
Vater hinterließ ihn: ein treffliches Heer von 76,000 Soldaten ui:d einen
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Extrahierte Personennamen: Moser Daniel Daniel Salomo Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelms_I. Friedrich Friedrich
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breitet, so weit die Nerven sich zerstreuen. Hunger und
Durst sind Wirkungen dieses Sinnes in unserm Eingeweide.
Erst durch diesen Sinn erhalten wir von einer körperlichen
Gestalt wahre Begriffe; wir empfinden die Härte, Weich-
heit, Glätte, Unebenheit, Nässe, Trockenheit, Wärme, Kälte,
Beweglichkeit u. drgl., von dem allen wir auf keine andere
Weise Vorstellungen haben würden. Ohne Gefühl hätte ich
kein Leben des Körpers, keinen Wächter seiner Erhaltung,
daß er nicht durch zerstörende Eindrücke verletzt werde. Ich
ehre in der sorgfältigen und reichen Vertheilung der Ge-
fühlsnerven über die Oberfläche meines Körpers die göttliche
Vorsehung, und erkenne, wie wichtig sie für meine Seele
die Erhaltung des Körpers gemacht hat.
Sechste Abtheilung.
Gesundheitslehre.
Vorsichtigkeit alshauptmittel, seine Gesunde
heit zu erhalten.
Ein Hauptmittel, seine Gesundheit zu erhalten, ist Vor-
sichtigkeit. Darunter versteht man die zarte Sorgfalt, sich
vor allem zu hüten, wodurch man sein Leben und seine Ge-
sundheit der Gefahr aussetzt. Dahin gehören: übermäßiges
Essen und Trinken; übertriebene Bewegung und Ruhe:
schnelle Erhitzungen und Erkältungen; Unreinlichkeit; Un-
keuschheit; verdorbene Luft; unreinliche Wohnungen; Klei-
dungen ; Krankenbesuche; heftige Gemüthsbewegungen u. dgl.
Mäßigkeit im Essen und Trinken.
Mäßig seyn, heißt: nur das und nur so viel essen und
trinken, als unserer Gesundheit unschädlich ist. Wir wissen
aus Erfahrung, daß nicht jede Speise und nicht jedes Ge-
tränk unserer Gesundheit zuträglich sey. Wir wissen ferner,
daß das zu viele Essen und Trinken den Menschen krank
machen könne, und ihn gewöhnlich krank mache. Wer also
seine Gesundheit liebt, der wird nur das essen und trinken
7*
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r / *-'
— 106 —
die Krankheit eines Menschen heilen soll, so mnß er die Ur-
sache und die Beschaffenheit der Krankheit wissen. Man
muß ihm daher alle Zufälle, Zeichen und Umstände genau
und richtig sagen, und dann die Anweisung des Arztes in
Ansehung der Lebens-Ordnung des Essens und Trinkens ge,
nau befolgen, die Arzneien treulich und zur rechten Zeit ge,
brauchen, nicht ungeduldig und mißtrauisch werden, wenn
die Krankheit nicht gleich vergeht nach der ersten Arznei;
gerade dieß verschlimmert den Zustand noch mehr. Beson-
ders lasse man sich nie von dem thörichten Aberglauben hin,
reißen, daß Krankheiten durch Behexen entstehen oder durch
Besprechungen vertrieben werden können. Alle Krankheiten
haben ihren natürlichen Grund und heilen sich entweder durch
die Natur selbst oder mittelst natürlicher Mittel. Man nehme
daher nie bei Uebelbefinden seine Zuflucht zu Quacksalbern,
die der Sache unkundig sind, gewöhnlich verkehrte Mittel
anwenden, und den Zustand schlimmer machen, daß oft der
Arzt nicht mehr helfen kann.
Ein heiteres Gemüth.
Ein heiteres Gemüth befördert ebenfalls den leichten Um-
lauf der Säfte, die Verdauung und einen ruhigen, stär-
kenden Schlaf. Vor heftigen und anhaltenden Leidenschaften
muß man sich hüten; besonders vor Zorn — Schrecken —
übertriebener Traurigkeit und Kummer; denn der Mensch
hat dabei weder Rast noch Ruh, und am Ende verliert sich
alle Munterkeit. Anständige Vergnügungen tragen vieles zur
Erheiterung des Gemüths bei; sie müssen aber unsermver,
mögen und unserm Stand angemessen seyn, nicht zu viel Zeit
rauben und unserer Gesundheit nicht schaden. Uebersteigen
die Vergnügungen unsere Vermögensumstande, so müssen
wir nach dem Vergnügen wieder mangeln, was wir bei dem-
selben zu viel gebraucht haben, und dieß ist Unordnung in
der Lebensart, welche der Gesundheit nachtheilig ist. Sind
die Vergnügungen über unsern Stand, so sehen wir uns dem
Gelächter und dem Spott anderer Menschen aus, das und
Verdruß macht, welcher schadet. Sehen wir das Vergnü-
gen fort, so müssen wir zuletzt mangeln: Mangel »nacht
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238
fett oder nahe an den Häusern gehasten. Man pflegt die
Bienen, so wie man sie in einem Stocke beisammen antrifft,
1) in Königin, 2) in die eigentlichen oder männlichen Arbeits-
bienen, 3) in die weiblichen Arbeitsbienen und 4) in die
Drohnen einzutheilen.
Von den verschiedenen Arten der
Bienen.
Die Königin.
Die Königin ist die wichtigste und vornehmste Biene in
einem Stocke; von ihr allein hängt die Erhaltung und das
Gedeihen desselben ab. So lange sie vorhanden ist, steht
es um den Stock gut, kränkelt sie aber, oder ist sie gar todt,
so geht er zu Grunde. Sie ist aber auch die einzige ihrer
Art im Stocke, und wenn gleich ihrer mehrere erbrütet
werden, so wird doch nur eine geduldet, die andern müssen
entweder bei günstiger Witterung, von einem Haufen an-
derer Bienen begleitet, ausziehen, oder sie werden von den
Arbeitsbienen getödtet, oder sie kämpfen selbst untereinander
und stechen sich so lange, bis nur eine übrig bleibt, welche dann
die Herrschaft im Stocke führt, deßwegen der Name Königin.
Von ihr stammen fast alle Bienen her, die sich im Stocke
zeigen, und man gibt ihr daher auch den schönen Namen,
Bienenmutter. Verläßt sie im Sommer mit mehreren tau-
send Bienen ihre bisherige Wohnung, was man Schwärmen
nennt, so bleiben diese ihr getreu und ergeben, und folgen ihr
nach jedem Orte hin, den sie ihnen weiset. Diese Königin un-
terscheidet sich von den übrigen vorzüglich durch ihre Größe
und Farbe. Ist sie todt, so schrumpft auch ihr Körper mehr
zusammen. Zur Zeit des Eierlegens ist sie am schönsten
und dicksten; ihr Körper ist groß und der Hinterleib spißig.
Auch die Flügel sind etwas langer als bei den andern. Ihre
Haare sehen am Kopfe glänzend goldgelb, auf dem Rücken
glänzend schwarz, am Unterleibe röthlich gelb, wollig und
schwammig aus. Ihre Fühlhörner sind röthlich, die Füße
dagegen gelbbraun und länger, als bei den Arbeitsbienen.
Sie zeichnet sich auch durch ihren gravitätischen Gang aus.
Sie kann, wenn sie nicht gereizt wird, ohne Bedenken auf
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— 63 —
die Linie Zerbst-Dornburg die Regierung. Fürst Christian August, vom Alten Dessauer in der Kriegskunst ausgebildet, wurde in preußischen Diensten Gouverneur von Stettin und Generalfeldmarschall. Durch die Vermittlung Friedrichs des Großen heiratete seine Tochter Sophie den Großfürsten Peter von Rußland. Als Kaiserin Katharina Ii. ist sie die Stammmutter des jetzt regierenden russischen Kaiserhauses. Ihre Wiege wird noch heute auf dem Schlosse zu Zerbst gezeigt. Ihr Bruder Friedrich August bedrückte das Zerbster Land durch Günstlingswirtschaft, Verschwendung und Soldatenspielerei. Er hielt sich 2000 Mann mit 11 Obersten. Ja er verkaufte sogar Landeskinder als Soldaten nach England. Seinem Lande fern, starb er in Luxemburg 1793 ohne männliche Nachkommen. Die Herrschaft Jever fiel nun an Rußland und kam 1814 an Oldenburg.
2. Nachdem im Jahre 1793 das Haus Anhalt-Zerbst ausgestorben 1793
war, teilten die drei übrigen Linien das Land unter sich. Fürst Franz bekam außer Walternienburg und einem Teile des Amtes Lindau 1797 das
Amt und die Stadt Zerbst. Als ihm die Zerbster huldigten, antwortete er: „Es ist der glücklichste Tag meines Lebens gewesen, da mir das Los von Zerbst zugefallen. Ich werde alles tun, was ich kann, und jeden bei seinem Rechte lassen. Versichern Sie der Bürgerschaft, daß ich es gut mit ihr meine und sie lieb habe." Dies Wort hat er gehalten und fortan aufs beste für Zerbst gesorgt. Er ließ den schönen Schloßpark entstehen, verbesserte das Armenwesen und das Gymnasium, das nach ihm das Franzisceum heißt, und legte ein Zucht- und Arbeitshaus an.
3. Im Jahre 1806 wurde das Heilige Römische Reich deutscher Nation, 1806
da sich ein großer Teil der deutschen Fürsten mit Napoleon I. verbündet
hatte, aufgelöst. Kurz zuvor war durch den Kaiser Franz der Fürst Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg zum Herzoge erhoben worden.
Nach jener Reichsauflösung völlig selbstherrlich geworden, nahmen 1807 1807 auch die Fürsten von Anhalt-Cöthen und Anhalt-Dessau den Herzogstitel an, den sie übrigens schon seit Jahrhunderten für ihre früheren Besitzungen im ehemaligen Herzogtums Sachsen allerdings nur als Nebentitel geführt hatten. Vater Franz nannte sich seitdem „Herzog und Fürst"
und ließ sich „Herzogliche Durchlaucht" anreden.
§ 33. Vater Franz und Napoleon I.
1. In Frankreich war 1789 die Revolution ausgebrochen. Das Königtum wurde abgeschafft und eine Republik eingerichtet. 1804 hatte sich der General Napoleon zum Kaiser aufgeschwungen. Er führte fein siegreiches Heer unausgesetzt gegen die europäischen Staaten ins Feld. Die meisten waren bereits unterworfen. Viele deutsche Fürsten hatten sich als Verbündete des Kaisers dem Rheinbünde angeschlossen. Am 14. Oktober 1806 wurde auch Preußen in der Schlacht von Jena und Auerstädt besiegt. Wiederum sollten nun die Schrecken des Krieges über Anhalt hereinbrechen, abermals angezogen durch den wichtigen Elbübergang bei Dessau. Am 17. Oktober dröhnte von Süden her Geschützdonner. Die fliehenden Preußen wurden bei Halle von den Franzosen angegriffen. Am nächsten Tage bot die nach der Elbe führende Straße ein Bild des Schreckens: überall verlassene Troßwagen, weggeworfene Gewehre und Tornister, dazwischen der verwirrte Strom der Flüchtlinge, am Abend Feuerschein nach Roßlau zu. Plötzlich erscholl der Schreckensruf: „Die Elbbrücke brennt." Die Preußen
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Extrahierte Personennamen: Christian_August August Friedrichs Peter_von_Rußland Katharina_Ii Friedrich Friedrich August Franz Franz Napoleon I. Franz_der_Fürst_Alexius_Friedrich_Christian_von_Anhalt-Bernburg Franz Friedrich Franz Franz Franz Franz Napoleon_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Zerbst England Luxemburg Oldenburg Haus_Anhalt-Zerbst Zerbst Zerbst Zerbst Schloßpark Heilige_Römische_Reich Herzogtums_Sachsen Frankreich Rheinbünde Jena Dessau
— 93 —
Erquickungsstationen der Bahnhöfe reichen mitleidige Herzen warme Speisen und stärkende Getränke. Für Schwerverwundete, welche zu schwach sind, eine lange Fahrt auszuhalten, werden auf den Bahnhöfen besondere Übernachtuugsstationen eingerichtet, in welchen sie gewaschen, erfrischt und gebettet werden. Die Spitäler der Heimat nehmen die kranken Krieger auf. In ihnen sind treue Hände unablässig bemüht, den Armen Hilfe und Linderung zu verschaffen. Mit großer Hingebung und zarter Aufmerksamkeit widmen sich auch die Fürstinnen denselben. Königin Augusta von Preußen hätte am liebsten jeden Verwundeten in ein „Himmelbett" gelegt. Trotz der grimmigsten Kälte besuchte sie die auf dem Tempelhofer Felde errichteten Baracken, ging von Bett zu Bett und erkundigte sich bei jedem, ob ihm nichts an seiner Pflege fehle. Für den von ihr gegründeten „Vaterländischen Frauenverein" nähte sie des Abends mit ihren Hofdamen Verbandzeug. Wenn im Lazarete Gottesdienst gehalten wurde, so setzte sie sich mitten unter die Soldaten. In der Küche nahm sie oft mit einem Holzschemel vorlieb. Stets kostete sie das für die Verwundeten bereitete Essen oder den Kaffee, lobte oder tadelte, je nachdem es not war.
Und wie die Königin von Preußen, so haben alle deutschen Fürstinnen — vor allem auch unsere in Gott ruhende Königin Olga (s. Abschn. Ix, 3) — und viele edle deutsche Frauen und Jungfrauen den Verwundeten hilfreiche Hand geboten. Außerdem wurde durch freiwillige Beiträge einer großen Anzahl Invaliden der Gebrauch stärkender Bäder und die Anschaffung künstlicher Glieder ermöglicht.
Mit dem Friedensschluß ist jedoch die Thätigkeit der freiwilligen Krankenpflege nicht abgeschlossen. Im Gedanken, daß erfahrungsgemäß bei vereinten Kräften Großes geleistet werden kann, haben sich hilfbereite deutsche Frauen und Männer zu einem großen Verein, dem „roten Kreuz" zusammengeschlossen. Ein namhaftes, durch freiwillige Beiträge gesammeltes Kapital, bessert Grundstock im Jahr 1871 360 000 Mark betrug, hat dieser Verein im Ernstfälle sofort für die Pflege der Verwundeten zur Verfügung. Auch ist das „rote Kreuz" bestrebt, durch Ausbildung weltlicher und geistlicher Krankenpfleger und -Pflegerinnen, sachverständige Kräfte für einen kommenden Krieg, den Gott verhüten möge, heranzuziehen. Da der freiwilligen Krankenpflege auch im Frieden ein weites und dankbares Feld der Thätigkeit offen steht, so ist zu wünschen,
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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