Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 79 —
lästige?" Und Satan: „Ei ja wohl Hab' ich es gesehen; wenn
du es mir aber gäbest, dann sollte es dir nicht mehr zur Last
fallen !" „Nun, ich geb' es dir, doch unter der Bedingung, daß
du es aus der Welt hinausschaffest." Da ging Satan vergnügt
und froh hinweg und richtete einen großen Sack her, in den er
alle Westfalen steckte und dann in die Lnft flog, um dieselben aus
der Welt fortzuschaffen. Als aber diesen die Sache verdächtig vor-
kam, begannen sie zu knurren und bereiteten ihrem Träger so viel
Last, daß er vor Müdigkeit auf einem Berge den Sack niedersetzen
mußte. Kaum fühlten dieselben sich wieder auf festem Boden, als
sie alsbald den Sack zerrissen und davon flohen, daß keiner seines
Nächsten mehr gedachte, und so ist es gekommen, daß sie in alle
Welt zerstreut wurden. Als aber Satan wieder zum Herrn kam,
machte dieser ihm Vorwürfe und fprach: „Nun, was hast du thun
wollen? Ich hatte dir die Westfalen gegeben, damit du sie aus
der Welt sortschaffen solltest, und du hast sie im Gegenteil über die
ganze Welt zerstreut!" Jener aber: „Halt es mir zugute, Herr!
Du kennst ja das Volk, wie hartnäckig es ist, weder auf mich, noch
auf dich wollen sie hören. Sieh, ich geb' sie zurück in deine
Hände; mache mit ihnen, was dir gut dünkt."
Legende.
Der niedcrsächsische Volksstamm.
Innerhalb des norddeutschen Tieflands westlich von der Elbe
an wohnen die Nachkommen des niedersächsischen Stammes, der
südlich bis in die zunächst angrenzenden Gebirgslandschaften, nörd-
lich bis zu dem Küstensaum der Friesen, nordöstlich bis zu der Eider
und dem Tannewerk, den alten Grenzen der Dänen gegen die
Deutschen, und westlich bis nahe an den Rhein in der Ebene,
seinem Lieblingsaufenthalte, ausgebreitet faß. Kenntlich als ein
Stamm durch die niederdeutsche Sprache, wenngleich sie in mehrere
Mundarten zerfällt, hat er zugleich mancherlei eigentümliche Sitten
und Einrichtungen bewahrt. So erinnert uns zugleich bei dem
Eintritte in diese Gegenden noch heute das westfälische Bauernhaus
daran, daß wir uns in dem alten Sachsenlande befinden — ein
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kartoffeln, welche bei ihnen häufig nicht nur das Fleisch, sondern
selbst das Brot ersetzen müssen, für den Speck und den Pumpernickel
der Westfalen hergeben, und gehörig gefetteter Kohl mundet am
Ende besser, als Kohl ohne Fett. Mit einem Worte: der Genuß
ist hier nicht verfeinert, aber man hat zu leben; und wenn auch
der Pumpernickel nicht so berühmt geworden ist, wie der Schinken,
den man in Westfalen vortrefflich zu räuchern versteht, so schmeckt
dieser doch gewiß nie besser, als wenn er vom Pumpernickel begleitet
wird.
Seit wann das eigentümliche Schwarzbrot in Westfalen gebacken
worden ist, meldet die Geschichte nicht; aber wenn es, wie einige
meinen, bereits bei den alten Sachsen bekannt war, so läßt sich ihr
kräftiger Widerstand gegen die Römer und Franken erklären. Tenn
der Pumpernickel ist ein Brot zum Totschlagen, ist ein derbes Roggen-
brot, zu welchem das ganze Korn gemahlen wird, weshalb es die
ungeminderte Fülle der Kornkräfte besitzt; nicht bloß den Corpus,
sondern auch den Spiritus. Man muß ihn allerdings verdauen
können, um ihn vollständig zu würdigen; aber daß es im Lande an
den guten Magen nicht fehlt, beweist die kernige Gesundheit der
Leute. Ter Pumpernickel wird in ungeheuren Laiben bis zu dreißig
und vierzig Pfund Gewicht gebacken und gewinnt gleich dem Weine
durch das Alter an Wohlgeschmack und Kraft. Was aber die Nahr-
haftigkeit betrifft, so darf man annehmen, daß ein Pfund Pumper-
nickel mehrere Psund Weißbrot ersetzt. Übrigens ist derselbe, gut
ausgebacken und mehrere Tage alt, nicht ganz so schwer zu ver-
dauen, wie man gewöhnlich glaubt. Dabei ist er das beste Zahn-
Pulver, da er die Zähne weiß und gesund macht, wie er den Magen
schleift und schärft. Wie wert aber dieses Brot gehalten wird,
ersieht man am besten aus dem Heimweh der Westfalen nach ihrem
Pumpernickel. Studierende lassen sich ihn nach der Hochschule schicken,
und weuu solch ein Leckerbissen angekommen ist, so kann man sicher
sein, daß Westfalen, Osnabrücker und Ostfriesen einander zu Gaste
laden. Also darf man den Gegnern des Gebäcks durchaus nur in
so weit Glauben schenken, als es nicht für zarte und an sitzende
Lebensart gewöhnte Körper geeignet ist. Nennt man es doch im
Lande selbst ,,dat growe Brand".
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 391 —
sogleich erzählt wird, daß der Koch in einem Fische den Schlüssel
gesunden hätte. Liudger läßt sich den Schlüssel zeigen, sieht, daß
es eben der Schlüssel zu jenem Gefängnis ist, und erkennt in
dem Wiederfinden ein Zeichen, daß Gott sein Gebet um Be-
kehrung jenes Sünders erhört habe. Dieser wird alsbald mit der
Ermahnung, fortan nie mehr zu fluchen, sondern bei jeder Witterung
Gott zu loben, in Freiheit gesetzt. Der Mann hat die Ermahnung
stets treu befolgt.
Eines Abends ging der Bischof, um die freie Natur zu ge-
nießen, auf den sogenannten Billerbecker Berg. Da fand er mitten
im Mulde ein kleines erbärmliches Häuschen, und als er näher
kam, sah er eine Frau in der Thür stehen, welche sehr schmutzig
gekleidet und im Gesichte ganz schwarz war. Er ging hinein und
fragte die Frau nach dem Grunde ihrer Unreinlichkeit, worauf
diese ihm antwortete: „Herr, der Brunnen, den du hier siehst, ist
ausgetrocknet, die ganze Gegend ist wasserleer, und ich weiß nicht,
wo ich mich waschen soll!" Kaum hatte die Frau ausgeredet,
so ergriff Ludgerus mit den Händen zwei Gänse, welche eben
neben ihm standen, warf diese in den ausgetrockneten Brunnen und
sprach: „Diese Tiere werden sich durch die Erde einen Ausgang
suchen; gebt genau acht, wo sie wiederum zum Vorschein kommen,
und grabet an dieser Stelle einen Brunnen, welcher euch Wasser
geben wird in Fülle, und der, so lange die Welt steht, nicht
versiegen soll!" Die Gänse arbeiteten sich täglich in die Erde
hinein, gruben sich durch den ganzen Berg hindurch und kamen
am anderen Morgen, zum Erstaunen der Leute, in Billerbeck aus
der Erde hervor. An der Stelle aber, wo sie ans Licht kamen,
entstand eine herrliche, klare Quelle, welche gegenwärtig noch
reichlich fließt und der Ludgerus-Brunnen genannt wird. Das
Bildnis des heiligen Bifchofs steht in Stein darauf abgebildet,
wie er in der Hand seinen Bischofsstab trägt und mit der anderen
auf den Berg hinzeigt, woher die wunderbare Quelle entstanden
ist. Auf dem Billerbecker Berge selbst steht gleichfalls an der Stelle,
wo ehemals der vertrocknete Brunnen war, Ludgerus in Stein
abgebildet, wie er im Begriffe steht, die Gänse in den Brunnen
zu werfen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 0)7 —
damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen.
163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden.
Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." —
(Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.----------------
13. Schwedennol in Würz bürg.
Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte.
Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt.
J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause
Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Aböls Gustav Julius
Gr. Sagen. 31
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutsche!:. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Altmark, und
den Hohenzolleru gehört sie heute noch. Die Altmark ist das Stammland oder die
Wiege Preußens." Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die
Hauptstädte.
Während des schrecklichen 30 jährigen Krieges (1618—48) hatte die Altmark
von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern-
sürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder. Aber
am Anfange unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark. Der
Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den
Ländern links vou der Elbe, wozu also auch J>ie Altmark gehörte, ein neues fran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre J 814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder srei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
G. Sagen.
1. Der Kobold }\\ Mterfelde.
Vor kaum einem Menschenalter lebte in Lichterfelde (Wische) der steinalte
Schäfer Hindenburg. Der wußte gar lustige und grausige Geschichten zu erzählen
von Hexen, Kobolden und Zwergen, die hier und dort ihr Wesen trieben- „Einst",
so Hub er au, „fand ein Wischebauer einen Kober, wie ihn die Knechte und Bauern
zur Aufbewahrung ihres Mundvorrates haben, fein säuberlich zugeschnürt und
versiegelt auf der Straße. Flugs hob das Bäuerlein den Kober auf und nahm
ihn mit nach Hanfe. Hier öffnete er das Behältnis sogleich, obwohl es schon stark
dämmerte; denn er hoffte einen guten Fund gemacht zu haben. Doch vergeblich
war alles Suchen, das Behältnis schien leer und doch hörte er darin ein merk-
würdiges Rasseln. Als er noch ganz enttäuscht dastand, sah er zu seinem Schrecken
ein Geisterwesen aus dein Kober schlüpfen. „Es ist ein Kobold," dacbte er, „aber
was für einer?" Nun, das sollte er bald erfahren. Als der Bauer ein Licht an-
zündete, warf es der Kobold sogleich um, kehrte'tische, Stühle und Bänke um und
machte ein Höllenlärm. So trieb er es Abend für Abend. Einmal warf er
sogar die Fischgabel so heftig gegen die Thür, daß die Knechte des Bailern sie mit
knapper Not herausziehen konnten. Der Bauer versuchte alle Mittel, den Kobold
wieder einzusaugen und los werden, es wollte nichts helfen. Selbst die List,
den Geist durch feine Näschereien in den Kober zu locken, mißlang. Auch durch
Zaubermittel war er uicht zu vertreiben. Unterdeß hatte sich das Gerücht von dem
bösen Kobolde über die ganze Wische verbreitet. Da kam eines Tages zu unserem
geplagten Bäuerlein ein anderer Bauer zu Besuch. Schon an' der Hofpforte
rief er dem Bauer zit: „Gevatter, was macht dein Teufel?" Der Kobold hatte
diese Worte gehört, denn er saß gerade vor der Tür, und wie besessen sprang er
auf den ohnehin wilden Hengst des Besuchers und ueckte und zwickte ihn, daß er
sich bäumte und wild davonlief. Das Bäuerleiu mußte bald die Erde küssen. Als
das Pferd dahin raste, lief es unter einem fchiefstehenden Weidenbaume durch, daß
es sich fast den Rücken abschund. Dabei streifte es den Kobold ab, der nun hier
sein Wefeu bis zum heutigen Tage treibt und am Abend den Vorübergehenden arg
mitspielt-"
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich_I- Friedrich Friedrichs Napoleon_I.
19
für Verstand und Herz.
den, noch rechnen kann? Und wie willst du künftig fer-
tig werden, wenn du nun selbst Meister geworden bist,
und eine Rechnung schreiben, oder etwas ausrechnen
sollst? — Anton wußte hierauf weiter nichts zu ant-
worten, als daß sein Vater ihm gesagt habe, er batte
auch nicht mehr gekonnt, als er aus der Schule gekom-
men tväre. Das war nun freilich wahr, aber Antons
Vater hatte es auch dafür nicht weit gebracht; er lebte
von seinem Handwerke sehr kümmerlich, und doch würoe
es ihn reichlich genährt haben, wenn er in der Jugend
mehr gelernt hatte. Anton nahm also Abschied von der
Schule, das heißt: er kam nicht wieder, dankte auch sei-
nem Lehrer nicht für den Unterricht und die Mühe, wel-
che er sich mir ihm gegeben hatte. Gefällt euch dieses
Betragen? Wollet ihr auch einmal so von der Schule
Abschied nehmen, wie dieser Knabe?
19. Verführung.
Stephan, der Sohn eines Tagelöhners, war so
gesund und stark, daß er schon in seinem vierzehnten Jah-
re völlig ausgewachsen war. Seine beiden Brüder wa-
ren Maurer, und Stephan wünschte auch e«n Maurer
zu werden. Er wurde daher mit ihnen auf Arbeit ge-
schickt. Hier war er nun fast unter lauter sinnlosen und
verwilderten Menschen, welche beständig fluchten, sich
zankten, und, wenn sie einig waren, unzüchtige Lieder
sangen. Dabei tranken sie beständig Branntwein. Sehr
bald foderren sie den jungen Stephan auf, mit ihnen zu
trinken. Dieser weigerte sich anfangs, weil er schon ein-
mal einen Schluck Branntwein getrunken hatte, und da-
von ganz betäubt geworden war. Aber nun spotteten die
Gesellen ferner, und einer sagte zu ihm: Junge, wenn
du ein tüchtiger Maurer werden willst, so mußt du
Branntwein trinken lernen. (Was meinet ihr, hatten sie
Recht?) Durch das vie^e Zureden wurde Stephan eud-
lich dahin gebracht, daß er den Branntwein versuchte;
er schmeckte ihm nicht übel, und es dauerte nicht lan-
ge, so trank er so gur fernen Schnaps, wre die Gesellen.
2 *
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
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Extrahierte Personennamen: Anton Anton Stephan Stephan Stephan Stephan_eud-
66
I. Erzählungen
ihrer Tochter, sie gingen nicht von ihrem Bette,
wiewohl der Schrecken sie so matt und kraftlos
gemacht hatte, dass ihre Glieder fast beständig zit-
terten.
Erst iiaöh zwei Tagen verlor steh bei Friederi-
ken der heftige Schmerz. Nach lieben Wochen
konnte sie wieder ausgehen; Zur Erinnerung blie-
den die Brandflecken über fünf Jahre an ihrem
Körper sichtbar*
64. Boshafter und hoch ft straf-
barer Spass.
Drei Knaben gingen mit einander aufs Feld.
Der eine war etwas blödsichtig, und deshalb hat-
ten die beiden andern sich vorgenommen, einen
Spass, wie sie es nannten, mit ihm zu spielen.
Sie hatten also Pulver, Stahl, Stein und Schwamm
mitgenommen.
Der eine entfernte sich mit diesem Pulver von
den beiden andern, schüttete es auf die Erde, leg-
te angezündeten Schwamm nicht weit davon hin,
und deckte seinen Hut darüber. Nun lief er eilig
zurück, und meldete leinen Kameraden, er habe
etwas sehr Kostbares gesunden, es liege dort unter
seinem Hute.
Alle drei rannten hin ; der hi öd sichtige aber,
der von dem bösen Anschlage nichts wusste, war
am begierigsten: er deckte den Huth auf, und
bückte sich nieder, um genau zu sehen, was es wä-
re. In dem Augenblicke erreichte der glimmende
Schwamm das Pulver, und dies flog dem armen
Knaben gerade ins Gesiebt, wodurch er nicht nur
sehr verwundet wurde, sondern auch das Vermö-
gen zu sehen gänzlich verlor.
Die Sache kam vor die Obrigkeit, ünd die bei-
den Knaben erhielten,' wie sie es verdient hatten,
harte Strafe. Ihre Bosheit war um desto nieder-
trächtiger, weil sie den Natyrfehler eines ohnehin
schon unglücklichen Kindes zu ihrer Absicht He-
missbraucht hatten.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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67
für Verstand und Herz.
65. Unreinlich keit.
Der kleine Fleck zeichnete sich unter allen
seinen Mitschülern durch Schmutz und Unreinlich-
keit ans, denn man hatte ihn zu-Haufe nicht früh
genug zur Reinlichkeit angehalten, daher ihm War
die Unreinlichkeit zur Gewohnheit geworden.
Seine Eltern wand en viel an feinen Anzag;
dennoch ging er so schmutzig und unordentlich
einher, dass man ihn nicht ohne Unwillen ansehen
konnte. Ein neues Kleid trug er kaum zwei* oder
dreimal, so war es schon mit Tinte, Gel, Bier
oder dergleichen beschmutzt, und an feinen All-
tagskleidern konnte man kaum noch die Farbe er-
kennen, so sehr waren sie mit Staub und Schmutz
bedeckt. Die Schuhe waren nur dann rein, wenn
sie vom Schuster kamen : daher waren lie sehr bald
vom Kothe zerfreisen, lo dass lie aufsprangen.
Kurz et verdarb durch seine Unreiblichkeit sowohl
feine Kleider, als er lieh dadurch verächtlich und
verhasst machtet denn niemand haue ihn gern
um fielt.
Allein noch grösser war der Schade, dên er
seiner Gesundheit dadurch zufügte. Er bekam öf-
ters Geschwüre an den Füssen, weil er lie nicht
wusch und die Nägel nicht abschnitt; und endlich
brach ein ekelhafter Ansschlag am Kopse ûnd am
ganzen Leihe aus. Dielen liess ersieh durch un-
verständige Rathgeher zu zeitig vertreiben, Wö’-
durch er lebenslang einen siechen Körper behielt.
66. Der gute. Rath'.
Karl war ein munterer Knabe. Gern spran?
er auf Wiesen und Bergen herum. Alles was es
fand, sah er von allen Seiten an, uiid liess sich
davon von verständigen Lebten erzählen.- Auf diè-
se Weise wurde Karl verständig. In seinem sechs-
ten Jahre wußte er schon viel.
Aber bei all’ feinem Verstände hatte Karl doch
5 *
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl
7o
I. Erzählungen
schickte nach dem Arzt, gab ihr Milch ein, dass sie
sich brechen sollte, und wendete alle Mittel an, sie
von einem jämmerlichen Tode zu reuen.
Bald aber suhlte Louise die allerentsetzlichsten
Schmerzen in den Eingeweiden, und schrie, dass
istdn es einige Häuser weit hören konnte.
Der Arztkam, und verordnete, sie immer noch
mehr Milch trinken zu lassen, gab ihr auch noch
andere Arzneien ; allein sie mochte zu viel genascht
haben : zwar blieb sie am Leben, behielt aber doch
einen sehr schwachen Verstand und beständig zit-
ternde Glieder.
Wer seinen Begierden unvernünftig folgt, den
stürzen lie endlich ins Verderben«
Ejn andere« Mädphen , Sophie, hatte sich eben-
falls das Naschen angewöhnt, so, dass sie es gar
nicht mehr lassen konnte. Und woher kam das?
— weil sie von Allem , was vorkam und was sie
sah, etwas haben musste. Wo sie ging und stand,
hatte sie die Taschen voll Rosinen, Mandeln und
gebackene Pflaumen. Ehe das Mittagsbrod geges-
sen wurde, quälte sie die Köchin so lange, bis sie
ihr etwas aus jedem Topfe gab. So oft die Mutter
auf die Vorrathskammer ging, war sie hinterher,
und benaschte Alles, was da war.
Was erfolgte daraus? Sie gewöhnte sich durch’s
Naschen das Stehlen an. Wenn sie zu der Zucker-
dose kommen konnte, nahm sie Zucker heraus,
und so machte sie es auch bei andern Dingen. Das
ging so weit, dass das Gesinde vielen Unwillen
davon hatte, weil man ihm Schuld gab, es hät-
te die Sachen gestohlen. Sophie war so boshaft,
dass sie diesen Verdacht gegen das Gesinde wohl
gar bestärkte, ob sie das Böse gleich selbst gethan
hatte.
Als sie gross ward, und selbst eine Haushaltung
bekam, war und blieb ihr das Naschen so natür-
lich, dass sie immer aus der Tasche ass.
Das Gesinde und ihre Kipder machten das nach.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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53
für Verstand und Herz.
neten Wilhelm und Marie heimlich zusammen, was Luise
indessen etwa würde verdient haben, wenn sie bei andern
Leuten gedient hätte, und an ihrem Veriobungstage ga-
den sie ihr dieses an Geld und Hausgeräth zu ihrer Aus-
stattung.
52. Die Kleinigkeit.
Kunz war leichtsinnig, und nahm nicht gern guteleh
ren an. Einst hatte er an einem schwülen Tage sich im
Laufen sehr erhitzt. Ein kühler Gewitterregen erfolgte,
und nun stellte sich Kunz, der seinen Nock ausgezogen
hatte, unter den Thorweg in die Zugluft. Sein Herr
warnte ihn vor der unausbleiblichen Verkältung; aber
Kunz meinte, das wäre eine Kleinigkeit für ihn — er
könne Alles vertragen. Den Abend harte er schon den
Schnupfen, und war so heiser, daß er nicht laut reden
konnte. Sein verständiger Herr wollte ihn nun viel war-
men Fliederthee trinken und früh zu Bette gehen lassen,
damit durch die hergestellte Ausdünstung (denn Verkäl-
tung ist nichts anders, als gehemmte Ausdünstung)- die
größere Gefahr vermieden würde. Aber Kunz sprach:
„der Schnupfen ist eine Kleinigkeit, und mit dem Halse
wird es sich schon von selbst wieder geben," und war so
wenig dazu zu bewegen, daß er vielmehr noch den Albend
ausging, und spät nach Hause kam. Am andern Mor-
gen war er auf eine unruhige Nacht träge, und hatte un-
leidliche Kopfschmerzen. Nachmittags trat mit einem
Ekel am Essen das Fieber ein; der Hals war entzündet,
und ani vierten Tage starb Kunz an der Bräune, oder der
Entzündung des Halses.
Die Verkältung war also keine Kleinigkeit. War-
um nicht?
5z. Das thörichte Kind.
An einem gewissen Orte herrschte eine Krankheit un-
ter den Kindern. Unter andern wurde ein Kind plötzlich
sehr krank. Die Eltern schickten gleich nach dem Arzte.
Der Arzt kam und brachte Arzenei mit, von derselben
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Marie Kunz Kunz Kunz Kunz Kunz