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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 79

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 79 — lästige?" Und Satan: „Ei ja wohl Hab' ich es gesehen; wenn du es mir aber gäbest, dann sollte es dir nicht mehr zur Last fallen !" „Nun, ich geb' es dir, doch unter der Bedingung, daß du es aus der Welt hinausschaffest." Da ging Satan vergnügt und froh hinweg und richtete einen großen Sack her, in den er alle Westfalen steckte und dann in die Lnft flog, um dieselben aus der Welt fortzuschaffen. Als aber diesen die Sache verdächtig vor- kam, begannen sie zu knurren und bereiteten ihrem Träger so viel Last, daß er vor Müdigkeit auf einem Berge den Sack niedersetzen mußte. Kaum fühlten dieselben sich wieder auf festem Boden, als sie alsbald den Sack zerrissen und davon flohen, daß keiner seines Nächsten mehr gedachte, und so ist es gekommen, daß sie in alle Welt zerstreut wurden. Als aber Satan wieder zum Herrn kam, machte dieser ihm Vorwürfe und fprach: „Nun, was hast du thun wollen? Ich hatte dir die Westfalen gegeben, damit du sie aus der Welt sortschaffen solltest, und du hast sie im Gegenteil über die ganze Welt zerstreut!" Jener aber: „Halt es mir zugute, Herr! Du kennst ja das Volk, wie hartnäckig es ist, weder auf mich, noch auf dich wollen sie hören. Sieh, ich geb' sie zurück in deine Hände; mache mit ihnen, was dir gut dünkt." Legende. Der niedcrsächsische Volksstamm. Innerhalb des norddeutschen Tieflands westlich von der Elbe an wohnen die Nachkommen des niedersächsischen Stammes, der südlich bis in die zunächst angrenzenden Gebirgslandschaften, nörd- lich bis zu dem Küstensaum der Friesen, nordöstlich bis zu der Eider und dem Tannewerk, den alten Grenzen der Dänen gegen die Deutschen, und westlich bis nahe an den Rhein in der Ebene, seinem Lieblingsaufenthalte, ausgebreitet faß. Kenntlich als ein Stamm durch die niederdeutsche Sprache, wenngleich sie in mehrere Mundarten zerfällt, hat er zugleich mancherlei eigentümliche Sitten und Einrichtungen bewahrt. So erinnert uns zugleich bei dem Eintritte in diese Gegenden noch heute das westfälische Bauernhaus daran, daß wir uns in dem alten Sachsenlande befinden — ein

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 89

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 89 — Kartoffeln, welche bei ihnen häufig nicht nur das Fleisch, sondern selbst das Brot ersetzen müssen, für den Speck und den Pumpernickel der Westfalen hergeben, und gehörig gefetteter Kohl mundet am Ende besser, als Kohl ohne Fett. Mit einem Worte: der Genuß ist hier nicht verfeinert, aber man hat zu leben; und wenn auch der Pumpernickel nicht so berühmt geworden ist, wie der Schinken, den man in Westfalen vortrefflich zu räuchern versteht, so schmeckt dieser doch gewiß nie besser, als wenn er vom Pumpernickel begleitet wird. Seit wann das eigentümliche Schwarzbrot in Westfalen gebacken worden ist, meldet die Geschichte nicht; aber wenn es, wie einige meinen, bereits bei den alten Sachsen bekannt war, so läßt sich ihr kräftiger Widerstand gegen die Römer und Franken erklären. Tenn der Pumpernickel ist ein Brot zum Totschlagen, ist ein derbes Roggen- brot, zu welchem das ganze Korn gemahlen wird, weshalb es die ungeminderte Fülle der Kornkräfte besitzt; nicht bloß den Corpus, sondern auch den Spiritus. Man muß ihn allerdings verdauen können, um ihn vollständig zu würdigen; aber daß es im Lande an den guten Magen nicht fehlt, beweist die kernige Gesundheit der Leute. Ter Pumpernickel wird in ungeheuren Laiben bis zu dreißig und vierzig Pfund Gewicht gebacken und gewinnt gleich dem Weine durch das Alter an Wohlgeschmack und Kraft. Was aber die Nahr- haftigkeit betrifft, so darf man annehmen, daß ein Pfund Pumper- nickel mehrere Psund Weißbrot ersetzt. Übrigens ist derselbe, gut ausgebacken und mehrere Tage alt, nicht ganz so schwer zu ver- dauen, wie man gewöhnlich glaubt. Dabei ist er das beste Zahn- Pulver, da er die Zähne weiß und gesund macht, wie er den Magen schleift und schärft. Wie wert aber dieses Brot gehalten wird, ersieht man am besten aus dem Heimweh der Westfalen nach ihrem Pumpernickel. Studierende lassen sich ihn nach der Hochschule schicken, und weuu solch ein Leckerbissen angekommen ist, so kann man sicher sein, daß Westfalen, Osnabrücker und Ostfriesen einander zu Gaste laden. Also darf man den Gegnern des Gebäcks durchaus nur in so weit Glauben schenken, als es nicht für zarte und an sitzende Lebensart gewöhnte Körper geeignet ist. Nennt man es doch im Lande selbst ,,dat growe Brand".

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 391

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 391 — sogleich erzählt wird, daß der Koch in einem Fische den Schlüssel gesunden hätte. Liudger läßt sich den Schlüssel zeigen, sieht, daß es eben der Schlüssel zu jenem Gefängnis ist, und erkennt in dem Wiederfinden ein Zeichen, daß Gott sein Gebet um Be- kehrung jenes Sünders erhört habe. Dieser wird alsbald mit der Ermahnung, fortan nie mehr zu fluchen, sondern bei jeder Witterung Gott zu loben, in Freiheit gesetzt. Der Mann hat die Ermahnung stets treu befolgt. Eines Abends ging der Bischof, um die freie Natur zu ge- nießen, auf den sogenannten Billerbecker Berg. Da fand er mitten im Mulde ein kleines erbärmliches Häuschen, und als er näher kam, sah er eine Frau in der Thür stehen, welche sehr schmutzig gekleidet und im Gesichte ganz schwarz war. Er ging hinein und fragte die Frau nach dem Grunde ihrer Unreinlichkeit, worauf diese ihm antwortete: „Herr, der Brunnen, den du hier siehst, ist ausgetrocknet, die ganze Gegend ist wasserleer, und ich weiß nicht, wo ich mich waschen soll!" Kaum hatte die Frau ausgeredet, so ergriff Ludgerus mit den Händen zwei Gänse, welche eben neben ihm standen, warf diese in den ausgetrockneten Brunnen und sprach: „Diese Tiere werden sich durch die Erde einen Ausgang suchen; gebt genau acht, wo sie wiederum zum Vorschein kommen, und grabet an dieser Stelle einen Brunnen, welcher euch Wasser geben wird in Fülle, und der, so lange die Welt steht, nicht versiegen soll!" Die Gänse arbeiteten sich täglich in die Erde hinein, gruben sich durch den ganzen Berg hindurch und kamen am anderen Morgen, zum Erstaunen der Leute, in Billerbeck aus der Erde hervor. An der Stelle aber, wo sie ans Licht kamen, entstand eine herrliche, klare Quelle, welche gegenwärtig noch reichlich fließt und der Ludgerus-Brunnen genannt wird. Das Bildnis des heiligen Bifchofs steht in Stein darauf abgebildet, wie er in der Hand seinen Bischofsstab trägt und mit der anderen auf den Berg hinzeigt, woher die wunderbare Quelle entstanden ist. Auf dem Billerbecker Berge selbst steht gleichfalls an der Stelle, wo ehemals der vertrocknete Brunnen war, Ludgerus in Stein abgebildet, wie er im Begriffe steht, die Gänse in den Brunnen zu werfen.

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 97

1914 - München : Oldenbourg
— 0)7 — damit sie das Feld baueten, in Summa nichts ist in der ganzen pfarr als Jammer und Not, indem sie nicht die groben Gleiekuchen zu essen haben, auch viele wegen Hungerleiben in Ohnmacht fallen. 163^ zogen die in Bamberg liegenden Schottländer im Amt Raueneck den Leuten sogar die Kleider vorn Leibe. Ebern und das ganze Amt Raueneck waren schon \632 von Bamberg her durch den Feind mit täglichen Einfällen, Rauben, Morden, plündern, Sengen und Brennen vielfältig heimgesucht worden. Getreide und Vieh waren vollständig hinweggenommen. vom v bis 5. April *634 wurde Ebern fünfmal geplündert. 3n den folgenden fahren nahmen Einquartierungen, Brandschatzungen und Raub und Mord kein Ende, viele Ortschaften lagen wüst. )n pfarr-weisach war *63^ infolge der Ausplünderungen nicht das geringste Stücklein Vieh noch einiges Getreide zur Aussaat aufzufinden. Burgpreppach und llschersdorf waren am 29. November *632 nach der Plünderung niedergebrannt worden. Der Feind führte 300 Stück Vieh hinweg. 3n Leuzendorf war *635 Krieg, Teuerung und pest. )n Gemeinfeld sind auch die Kaiserlichen zweimal eingefallen, haben den ganzen Sommerbau Tag und Nacht dreschen lassen und mitfortgeführt. Die Bauern sind in den meisten Dörfern von Haus und Hos gezogen und haben die Felder öd liegen gelassen. Die Einwohner von Neußig hielten sich sieben Wochen im Bramberger Wald auf und konnten sich des Hungers nicht erwehren." — (Senug der grausen Kunde! Nur bte Ortsnamen ändern sich, das Bild bleibt das gleiche traurige überall: Greuel, Verwüstung, Verödung, Hunger, Seuchen und Tod.---------------- 13. Schwedennol in Würz bürg. Die Stadt Würzburg seufzte unter dem Drucke besselben traurigen Schicksals wie das platte Land. Allen Stiften, Klöstern und Spitälern würden Silbergerät und anbere wertvolle Gegenstänbe, Bibliotheken und wein- und Getreibevorräte weggenommen, was der Solbat nicht pliinberte, stahl der pöbel. vergrabenes Gelb würde von den Schweden balb entbeckt. Die Armenhäuser würden ausgeraubt, so daß den Pfrünb-nern nicht einmal Brot und wein mehr gereicht werben konnte. Das Iuliusspital mußte neben den erkrankten schwebischen Soldaten noch ein ganzes Regiment gesunber Fußtruppen verpflegen. Doch schonte Gustav Aböls die Güter dieser milben Stiftung wegen der im Stiftungsbriefe des Fürstbischofs Julius enthaltenen schweren Drohworte gegen die Verderber seiner frommen Anstalt. J>n die Hauptstabt brängten sich die vornehmen Offiziere um sich zu bereichern und sie auszusaugen. Der Offizier wie der gemeine Solbat forberte mit Ungestüm gutes Essen und Trinken im Überfluß und reich* liches Futter für seine pferbe und plünberte babei, was er im Hause Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 31

1902 - Magdeburg : Creutz
Gr. Sagen. 31 und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück- bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutsche!:. Unter Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische) bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-, der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Altmark, und den Hohenzolleru gehört sie heute noch. Die Altmark ist das Stammland oder die Wiege Preußens." Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die Hauptstädte. Während des schrecklichen 30 jährigen Krieges (1618—48) hatte die Altmark von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern- sürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder. Aber am Anfange unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark. Der Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den Ländern links vou der Elbe, wozu also auch J>ie Altmark gehörte, ein neues fran- zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische Untertanen geworden. Allein schon im Jahre J 814 gelang es, die Franzosen zu vertreiben. Die Altmark war wieder srei und gehört seitdem in alter Liebe und Treue zum Hohenzollernhause. G. Sagen. 1. Der Kobold }\\ Mterfelde. Vor kaum einem Menschenalter lebte in Lichterfelde (Wische) der steinalte Schäfer Hindenburg. Der wußte gar lustige und grausige Geschichten zu erzählen von Hexen, Kobolden und Zwergen, die hier und dort ihr Wesen trieben- „Einst", so Hub er au, „fand ein Wischebauer einen Kober, wie ihn die Knechte und Bauern zur Aufbewahrung ihres Mundvorrates haben, fein säuberlich zugeschnürt und versiegelt auf der Straße. Flugs hob das Bäuerlein den Kober auf und nahm ihn mit nach Hanfe. Hier öffnete er das Behältnis sogleich, obwohl es schon stark dämmerte; denn er hoffte einen guten Fund gemacht zu haben. Doch vergeblich war alles Suchen, das Behältnis schien leer und doch hörte er darin ein merk- würdiges Rasseln. Als er noch ganz enttäuscht dastand, sah er zu seinem Schrecken ein Geisterwesen aus dein Kober schlüpfen. „Es ist ein Kobold," dacbte er, „aber was für einer?" Nun, das sollte er bald erfahren. Als der Bauer ein Licht an- zündete, warf es der Kobold sogleich um, kehrte'tische, Stühle und Bänke um und machte ein Höllenlärm. So trieb er es Abend für Abend. Einmal warf er sogar die Fischgabel so heftig gegen die Thür, daß die Knechte des Bailern sie mit knapper Not herausziehen konnten. Der Bauer versuchte alle Mittel, den Kobold wieder einzusaugen und los werden, es wollte nichts helfen. Selbst die List, den Geist durch feine Näschereien in den Kober zu locken, mißlang. Auch durch Zaubermittel war er uicht zu vertreiben. Unterdeß hatte sich das Gerücht von dem bösen Kobolde über die ganze Wische verbreitet. Da kam eines Tages zu unserem geplagten Bäuerlein ein anderer Bauer zu Besuch. Schon an' der Hofpforte rief er dem Bauer zit: „Gevatter, was macht dein Teufel?" Der Kobold hatte diese Worte gehört, denn er saß gerade vor der Tür, und wie besessen sprang er auf den ohnehin wilden Hengst des Besuchers und ueckte und zwickte ihn, daß er sich bäumte und wild davonlief. Das Bäuerleiu mußte bald die Erde küssen. Als das Pferd dahin raste, lief es unter einem fchiefstehenden Weidenbaume durch, daß es sich fast den Rücken abschund. Dabei streifte es den Kobold ab, der nun hier sein Wefeu bis zum heutigen Tage treibt und am Abend den Vorübergehenden arg mitspielt-"

6. Der Westphälische Kinderfreund - S. 19

1811 - Halle : Kümmel
19 für Verstand und Herz. den, noch rechnen kann? Und wie willst du künftig fer- tig werden, wenn du nun selbst Meister geworden bist, und eine Rechnung schreiben, oder etwas ausrechnen sollst? — Anton wußte hierauf weiter nichts zu ant- worten, als daß sein Vater ihm gesagt habe, er batte auch nicht mehr gekonnt, als er aus der Schule gekom- men tväre. Das war nun freilich wahr, aber Antons Vater hatte es auch dafür nicht weit gebracht; er lebte von seinem Handwerke sehr kümmerlich, und doch würoe es ihn reichlich genährt haben, wenn er in der Jugend mehr gelernt hatte. Anton nahm also Abschied von der Schule, das heißt: er kam nicht wieder, dankte auch sei- nem Lehrer nicht für den Unterricht und die Mühe, wel- che er sich mir ihm gegeben hatte. Gefällt euch dieses Betragen? Wollet ihr auch einmal so von der Schule Abschied nehmen, wie dieser Knabe? 19. Verführung. Stephan, der Sohn eines Tagelöhners, war so gesund und stark, daß er schon in seinem vierzehnten Jah- re völlig ausgewachsen war. Seine beiden Brüder wa- ren Maurer, und Stephan wünschte auch e«n Maurer zu werden. Er wurde daher mit ihnen auf Arbeit ge- schickt. Hier war er nun fast unter lauter sinnlosen und verwilderten Menschen, welche beständig fluchten, sich zankten, und, wenn sie einig waren, unzüchtige Lieder sangen. Dabei tranken sie beständig Branntwein. Sehr bald foderren sie den jungen Stephan auf, mit ihnen zu trinken. Dieser weigerte sich anfangs, weil er schon ein- mal einen Schluck Branntwein getrunken hatte, und da- von ganz betäubt geworden war. Aber nun spotteten die Gesellen ferner, und einer sagte zu ihm: Junge, wenn du ein tüchtiger Maurer werden willst, so mußt du Branntwein trinken lernen. (Was meinet ihr, hatten sie Recht?) Durch das vie^e Zureden wurde Stephan eud- lich dahin gebracht, daß er den Branntwein versuchte; er schmeckte ihm nicht übel, und es dauerte nicht lan- ge, so trank er so gur fernen Schnaps, wre die Gesellen. 2 *

7. Der Westphälische Kinderfreund - S. 66

1811 - Halle : Kümmel
66 I. Erzählungen ihrer Tochter, sie gingen nicht von ihrem Bette, wiewohl der Schrecken sie so matt und kraftlos gemacht hatte, dass ihre Glieder fast beständig zit- terten. Erst iiaöh zwei Tagen verlor steh bei Friederi- ken der heftige Schmerz. Nach lieben Wochen konnte sie wieder ausgehen; Zur Erinnerung blie- den die Brandflecken über fünf Jahre an ihrem Körper sichtbar* 64. Boshafter und hoch ft straf- barer Spass. Drei Knaben gingen mit einander aufs Feld. Der eine war etwas blödsichtig, und deshalb hat- ten die beiden andern sich vorgenommen, einen Spass, wie sie es nannten, mit ihm zu spielen. Sie hatten also Pulver, Stahl, Stein und Schwamm mitgenommen. Der eine entfernte sich mit diesem Pulver von den beiden andern, schüttete es auf die Erde, leg- te angezündeten Schwamm nicht weit davon hin, und deckte seinen Hut darüber. Nun lief er eilig zurück, und meldete leinen Kameraden, er habe etwas sehr Kostbares gesunden, es liege dort unter seinem Hute. Alle drei rannten hin ; der hi öd sichtige aber, der von dem bösen Anschlage nichts wusste, war am begierigsten: er deckte den Huth auf, und bückte sich nieder, um genau zu sehen, was es wä- re. In dem Augenblicke erreichte der glimmende Schwamm das Pulver, und dies flog dem armen Knaben gerade ins Gesiebt, wodurch er nicht nur sehr verwundet wurde, sondern auch das Vermö- gen zu sehen gänzlich verlor. Die Sache kam vor die Obrigkeit, ünd die bei- den Knaben erhielten,' wie sie es verdient hatten, harte Strafe. Ihre Bosheit war um desto nieder- trächtiger, weil sie den Natyrfehler eines ohnehin schon unglücklichen Kindes zu ihrer Absicht He- missbraucht hatten.

8. Der Westphälische Kinderfreund - S. 67

1811 - Halle : Kümmel
67 für Verstand und Herz. 65. Unreinlich keit. Der kleine Fleck zeichnete sich unter allen seinen Mitschülern durch Schmutz und Unreinlich- keit ans, denn man hatte ihn zu-Haufe nicht früh genug zur Reinlichkeit angehalten, daher ihm War die Unreinlichkeit zur Gewohnheit geworden. Seine Eltern wand en viel an feinen Anzag; dennoch ging er so schmutzig und unordentlich einher, dass man ihn nicht ohne Unwillen ansehen konnte. Ein neues Kleid trug er kaum zwei* oder dreimal, so war es schon mit Tinte, Gel, Bier oder dergleichen beschmutzt, und an feinen All- tagskleidern konnte man kaum noch die Farbe er- kennen, so sehr waren sie mit Staub und Schmutz bedeckt. Die Schuhe waren nur dann rein, wenn sie vom Schuster kamen : daher waren lie sehr bald vom Kothe zerfreisen, lo dass lie aufsprangen. Kurz et verdarb durch seine Unreiblichkeit sowohl feine Kleider, als er lieh dadurch verächtlich und verhasst machtet denn niemand haue ihn gern um fielt. Allein noch grösser war der Schade, dên er seiner Gesundheit dadurch zufügte. Er bekam öf- ters Geschwüre an den Füssen, weil er lie nicht wusch und die Nägel nicht abschnitt; und endlich brach ein ekelhafter Ansschlag am Kopse ûnd am ganzen Leihe aus. Dielen liess ersieh durch un- verständige Rathgeher zu zeitig vertreiben, Wö’- durch er lebenslang einen siechen Körper behielt. 66. Der gute. Rath'. Karl war ein munterer Knabe. Gern spran? er auf Wiesen und Bergen herum. Alles was es fand, sah er von allen Seiten an, uiid liess sich davon von verständigen Lebten erzählen.- Auf diè- se Weise wurde Karl verständig. In seinem sechs- ten Jahre wußte er schon viel. Aber bei all’ feinem Verstände hatte Karl doch 5 *

9. Der Westphälische Kinderfreund - S. 70

1811 - Halle : Kümmel
7o I. Erzählungen schickte nach dem Arzt, gab ihr Milch ein, dass sie sich brechen sollte, und wendete alle Mittel an, sie von einem jämmerlichen Tode zu reuen. Bald aber suhlte Louise die allerentsetzlichsten Schmerzen in den Eingeweiden, und schrie, dass istdn es einige Häuser weit hören konnte. Der Arztkam, und verordnete, sie immer noch mehr Milch trinken zu lassen, gab ihr auch noch andere Arzneien ; allein sie mochte zu viel genascht haben : zwar blieb sie am Leben, behielt aber doch einen sehr schwachen Verstand und beständig zit- ternde Glieder. Wer seinen Begierden unvernünftig folgt, den stürzen lie endlich ins Verderben« Ejn andere« Mädphen , Sophie, hatte sich eben- falls das Naschen angewöhnt, so, dass sie es gar nicht mehr lassen konnte. Und woher kam das? — weil sie von Allem , was vorkam und was sie sah, etwas haben musste. Wo sie ging und stand, hatte sie die Taschen voll Rosinen, Mandeln und gebackene Pflaumen. Ehe das Mittagsbrod geges- sen wurde, quälte sie die Köchin so lange, bis sie ihr etwas aus jedem Topfe gab. So oft die Mutter auf die Vorrathskammer ging, war sie hinterher, und benaschte Alles, was da war. Was erfolgte daraus? Sie gewöhnte sich durch’s Naschen das Stehlen an. Wenn sie zu der Zucker- dose kommen konnte, nahm sie Zucker heraus, und so machte sie es auch bei andern Dingen. Das ging so weit, dass das Gesinde vielen Unwillen davon hatte, weil man ihm Schuld gab, es hät- te die Sachen gestohlen. Sophie war so boshaft, dass sie diesen Verdacht gegen das Gesinde wohl gar bestärkte, ob sie das Böse gleich selbst gethan hatte. Als sie gross ward, und selbst eine Haushaltung bekam, war und blieb ihr das Naschen so natür- lich, dass sie immer aus der Tasche ass. Das Gesinde und ihre Kipder machten das nach.

10. Der Westphälische Kinderfreund - S. 53

1811 - Halle : Kümmel
53 für Verstand und Herz. neten Wilhelm und Marie heimlich zusammen, was Luise indessen etwa würde verdient haben, wenn sie bei andern Leuten gedient hätte, und an ihrem Veriobungstage ga- den sie ihr dieses an Geld und Hausgeräth zu ihrer Aus- stattung. 52. Die Kleinigkeit. Kunz war leichtsinnig, und nahm nicht gern guteleh ren an. Einst hatte er an einem schwülen Tage sich im Laufen sehr erhitzt. Ein kühler Gewitterregen erfolgte, und nun stellte sich Kunz, der seinen Nock ausgezogen hatte, unter den Thorweg in die Zugluft. Sein Herr warnte ihn vor der unausbleiblichen Verkältung; aber Kunz meinte, das wäre eine Kleinigkeit für ihn — er könne Alles vertragen. Den Abend harte er schon den Schnupfen, und war so heiser, daß er nicht laut reden konnte. Sein verständiger Herr wollte ihn nun viel war- men Fliederthee trinken und früh zu Bette gehen lassen, damit durch die hergestellte Ausdünstung (denn Verkäl- tung ist nichts anders, als gehemmte Ausdünstung)- die größere Gefahr vermieden würde. Aber Kunz sprach: „der Schnupfen ist eine Kleinigkeit, und mit dem Halse wird es sich schon von selbst wieder geben," und war so wenig dazu zu bewegen, daß er vielmehr noch den Albend ausging, und spät nach Hause kam. Am andern Mor- gen war er auf eine unruhige Nacht träge, und hatte un- leidliche Kopfschmerzen. Nachmittags trat mit einem Ekel am Essen das Fieber ein; der Hals war entzündet, und ani vierten Tage starb Kunz an der Bräune, oder der Entzündung des Halses. Die Verkältung war also keine Kleinigkeit. War- um nicht? 5z. Das thörichte Kind. An einem gewissen Orte herrschte eine Krankheit un- ter den Kindern. Unter andern wurde ein Kind plötzlich sehr krank. Die Eltern schickten gleich nach dem Arzte. Der Arzt kam und brachte Arzenei mit, von derselben
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