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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 107

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 107 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstein in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiucheu ist.

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 13

1911 - Magdeburg : Creutz
Rundschau in der Umgegend. 13 Diese Wege oder Straßen heißen Landstraßen. Viele sind künstlich angelegt. Man nennt sie dann Kunststraßen oder Chausseen. Sie laufen gewöhnlich in gerader Richtung nach dem nächsten Orte. In der Mitte des Weges befindet sich der Fahrdamm, er ist mit großen Steinen Zepflaftert (Pflasterchaussee). Bei mancher Chaussee ist der Fahrdamm aus kleingeschlagenen Steinen (Steinknack) hergestellt, die auf den Weg geschüttet und fest gemalzt werden (Schüttelchaussee). Gewöhnlich befindet sich neben dem gepflasterten Fahrdamme ein ungepflasterter Weg, der ovn den leichteren Wagen besonders im Sommer benutzt wird (Sommerweg). Zu beiden Selten der Fahrstraße laufen auch noch Wege für Fußgänger; man nennt sie Fußwege. Rechts und links wird die Chaussee oon Gräben eingeschlossen, die das abfließende Wasser aufnehmen. Der Rand der Chaussee ist mit Bäumen bepflanzt. Sie geben im Sommer dem Reisenden kühlen Schatten und schützen ihn im Winter bei hohem Schnee vor dem Berirren. Am Rande der Chanssee bemerken wir auch in gewissen Ent- seruungen (100 Meter) Steine mit Ziffern. Sie geben die Entfernung von einem Punkte, in der Stadt vom Markte, in Kilometern und Metern an. Nennt die wichtigsten Chausseen, die vom Heimatorte ausgehen! Von den Chausseen und Landstraßen führen kleinere Wege in das Feld, die die Leute benutzen, um zu ihrem Acker zu kommen. Man nennt sie Feldwege. Sie sind nicht gepflastert. Außer den Landstraßen und Fußwegen gibt es noch andere gerade und möglichst wagerechte Straßen, die nach größeren Dörfern, kleineren und größeren Städten führen. Es sind die Eisenbahnen. Auf ihnen fahren die Eisenbahnzüge, die Personen, Vieh und Waren (Güter) aller Art von einem Orte zum anderen befördern. Die ersten Eisenbahnen wurden vor etwa 70 Jahren gebaut. Mau benutzt bei ihnen die Kraft des Dampfes, um die Wagen fortzubewegen (Dampfmaschine, Lokomotive). An den Orten, wo der Eisenbahnzug anhält, ist ein Bahnhof. Hier steigen die Leute in den Zug hinein und aus ihm heraus. Auch werden hier die Güter verladen (Güterbahnhof). Welche Chausseen, Eisenbahnen durchschneiden die Umgebung? Gib ihre Richtung und ihre nächsten Ausgangs- und Endpunkte an. (Entfernung nach km, uach Stunden.) f) Rundschau in der Amgtßt>d. Zähle Orte (a, Dörser, b. Städte) der nächsten Umgebung aus! Gib ihre Lage zum Heimatorte an! Schätze ihre Entiernung vom Heimatorte nach Minuten ab! Welche Verkehrswege verbinden sie nüt dem Heimatorte? Zeige diese O^te auf der Karte! Reise zu Wasser vom Heimatorte uach — und sage, welche Orte du berührst! Wandere zu Fuß auf dem kürzesten Wege nach —! Welche Sehens- würdigkeiten sind in den Nachbarorten? Welche geschichtlichen Vorkommnisse kniivfeu 'ich an.die Nachbarorte? Von ivelchen beiiuatlichen Sagen wissen die Bewolmer der Umgegend zu erzählen? Erkläre den sj{ainen des Nachbarortes! Welche Zeugen der Vergangenheit finden sich^ in der Umgegend? (Steine, Kreuze, Wege,"Grab- bugel, Denkmäler.) Welche Stellung nehmen die Nachbarorte im Vaterlande ein? Entwirf ein Kartenbild von der Umgebung!

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 121

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 121 den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S. Lutherstem in der Dübener Heide. 4. Schmiedeberg als Badeort. Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad. Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt. Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme- grad vorhanden ist. Woher ist die Moorerde genommen? Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte, wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird, schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln und Steiuchen ist.

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 7

1911 - Magdeburg : Creutz
F. Die Bodenformen des Heimatortes. G. Die Gewässer, H. Bewohner. 7 F. Die Kodenformen des Heimatortes. Weshalb fließt das Wasser vom Fahrdamm schnell ab? Von welchen Flächen fließt also das Wasser schnell ab? Von welchen Flächen fließt das Wasser gar nicht oder nur sehr langsam ab? Solche Flächen neynt man Ebenen, Welcher Teil des Hauses bildet schräge Flächen? Eine schräge Fläche nennt man daher eine Ab- dachung. Was für eine Fläche bildet der Erdboden, ans dem unser Wohnort erbaut ist? (Nach welcher Richtung steigt, fällt der Boden?) G. Die Gewässer. Welche Gewässer (stehende, fließende) hat unser Heimatort? Gib (die Lage) die Richtung des Laufes an! Bestimme die Ufer! Was schließen die Ufer ein? Schließe aus der Geschwindigkeit des Laufes auf die Oberfläche der Umgebung! Wie sind die Ufer? Schätze die Breite nach Schritten, m, ab! Wie gelangen Menschen und Fuhrwerke über das Wasser? Beschreibe die Stege, die Brücken, die über unsere Gewässer führen! Schreite ihre Länge ab und vergleiche dies Er- gebnis mit dem der Schätzung! Welche Bedeutung haben die Gewässer für unseren Wohnort? Welche Bewohner sind durch ihre Beschäftigung vom Waffer abhängig? Was weißt du über die Höhe des Wasserstandes in den vier Jahres- zeiten? Wann verändert sich der Wasserstand der stehenden Gewässer? Wasser- spiegel im Brunnen? Wie zeichnet man ein stehendes, ein fließendes Gewässer, wie Brücken und Stege? Zeichne den Plan des Heimatortes und beute dariu die Hauptstraßen, die wichtigsten Gebände und die Gewässer an! H. Bewohner^). Unser Heimatort ist ein Dorf (eine Stadt). Nach der letzten Zählung (1. 12. 1910) wohnen hier — Einwohner. Nach dein Glauben scheiden sich diese in Evangelische, Katholiken und Juden. Die große Mehrzahl der Bewohner ist —. Die Bewohner einer Stadt heißen Bürger, die eines Dorfes Landleute. Alle Menfchen bedürfen der Nahrung, Kleidung und Wohnung. Um diese notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen, muß jeder arbeiten. Des- halb sieht man hier den einen mauern (Maurer), den andern zimmern (Zimmermann), den dritten schmieden (Schmied), den vierten malen (Maler), den fünften schreiben und rechnen (Kaufmann), den sechsten ackern (Ackermann oder Landmann), den siebenten lehren (Lehrer), den achten predigen (Prediger) usw. Ohne Arbeit bleiben die Menschen arm und müssen hungern. „Fleiß bringt Brot, Faulheit Not." Nach seiner Neigung, Lust, Kraft und seinem Vermögen wählt sich der Mensch eine bestimmte Arbeit, einen Beruf. So kommt es, daß der eine ein Tischler, der andere ein Landmann, der dritte ein Kaufmann wird. Nach dem Berufe nennt er sich. Was aber der eine arbeitet, tut er nicht allein für sich, sondern auch für andere. So fertigt der Schuhmacher z. B. dem *) Aus Th, Henze und E. Martiui: „Heimatkunde der Stadt Magdeburg". Verlag von Ferdinand Hirt, Breslau 1899.

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

7. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 14

1890 - Breslau : Hirt
14 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt. Ballenstädt* 4850 Ew., mit Schloß und herrlicher Umgebung. Hoym.3033 Ew., mit Schloß. Gernrode, durch seine vom Markgrafen Gero 960 gestiftete schöne Kirche in romani- schem Baustil bekannt, liegt am Fuße des Stufenberges. Harzgerode 3250 Ew. Alexis- badundbictorshöhe sind vielbesuchte Orte, ebenso der M ä g d e s p r u n g; hier Eisenhütte und Gießerei. V. Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen. \. Abriß der Geschichte. Eine Geschichte der Provinz Sachsen giebt es erst seit 1815, denn in diesem Jahre ist sie aus alten preußischen und den neu erworbenen sächsischen Gebieten gebildet worden. Nach diesen hat die Provinz ihren Namen „Sachsen" erhalten. Der R.-B. Magdeburg enthält den ältesten Bestandteil des preußischen Staates, die Altmark (Albrecht d. Bär). Das Herzogtum Magdeburg und das Fürstentum Halberstadt, beide vorher geistliche Gebiete, erwarb der Große Kurfürst beim westfälischen Friedensschluß 1048, doch konnte er in Magdeburg erst 1680 die Regierung antreten. Das Erzbistum Magdeburg ist von Otto I. 968, das Bistum Halberstadt schou von Karl d. Gr. gestiftet. Die Grafschaft Wernigerode wurde schon 1449, die Abtei Quedlinburg 1892 durch den Reichs- deputations-Hauptschluß, die Grafschaft Barby mit Gommern erst 1815 er- worben. Die übrigen von den letztgenannten Gebieten verlor Preußen zeitweilig durch den Tilsiter Frieden bis auf die beiden rechtselbischen Jerichowschen Kreise. Der R.-B. Merseburg umfaßt größtenteils früher kursächsisches Gebiet, darunter den alten Kurkreis mit der Hauptstadt Wittenberg. Merseburg und Naumburg-Zeitz waren früher Bistümer, später nebst Weißenfels Residenzen selbständiger sächsischer Herzöge, deren Linien aber alle im vorigen Jahrhundert ausstarben, worauf ihre Länder an Kurfachsen zurückfielen. Der Saalkreis mit Halle gehörte früher zum Erzstift Magdeburg, die Graf- schaft Mansfeld nur zum Teil zu Sachsen. — Von Kriegen ist diese Ge- gend am meisten heimgesucht worden, und namentlich die Ebene zwischen Merse- bürg und Leipzig könnte man einen „Tanzplatz des Kriegsgottes" nennen. Von den ältesten Zeiten bis in die neusten sind hier entscheidende Schlachten geliefert worden! Keuschberg, Homburg, Lützen, Roßbach, Groß-Görfchen. Der R.-B. Erfurt ist zum größten Teil infolge des Reichsdeputatious- Hauptschlusses 1892 erworben worden (Nordhausen, Mühlhausen, Erfurt und Eichsfeld). Erfurt, früher Universität und Festung, gehörte kurze Zeit zum Kaiserreich Frankreich. Die Grafschaft Hohenstein, früher halberstädtisch, ist der älteste preußische Besitz in diesem R.-B. 1815 kamen einige sächsische Ge- biete hinzu, darunter auch die Kreise Ziegenrück und Schleusingen (Grafschaft Henneberg). Besondere Bedeutung hat die Provinz dadurch, daß aus ihren jetzigen Grenzen die Reformation ausging. Als Lutherstädte sind zu nennen: Eis leben, Mansfeld, Magde- bürg, Erfurt, Wittenberg und Torgau. Die großen Religionskriege sind hier hauptsächlich ausgefochten worden, und mehr als einmal ist Magdeburg der Mittelpunkt der europäi- scheu Politik gewesen (1551. 1631). Der siebenjährige Krieg berührte nur den früher sächsischen Süden, während die napoleonischen Kriege auch den Norden hart mit-

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 127

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 127 — Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor- haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben." So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun- schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei- gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide, die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben. Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen- grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf- genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge. Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 145

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 145 — gestüm und ihre unbezähmbare Kampfeswut. Gegen Armins Befehl brach die Hauptmasse der Cherusker zu früh hervor und stürzte sich auf die stärksten Reitergeschwader. Da befahl Germanicns der übrigen Reiterei, seitwärts eine Wendung zu machen und die Angreifer im Rücken anzufallen. Jetzt griff auch das Fußvolk an, und zu gleicher Zeit fiel die Reiterei den Deutschen in den Rücken und in die Flanken. Nach einem wild-verzweifelten Kampfe geriet die deutsche Schlachtordnung in gräßliche Verwirrung. Die einen drängten von der Ebene dem Walde zu, die andern aus dem Walde ins Freie. Ter Teil der Cherusker, der aus der Anhöhe mit Armin gehalten hatte, wahrscheinlich das Gefolge des Herzogs, wurde jetzt herab- gedrängt. Weithin kenntlich ragte über alle der große Held hervor. Durch gewaltige Thaten und ermunternden Zuruf, durch Hindeuten auf seine frisch blutenden Wunden suchte er den Kampf zum Stehen zu bringen. Umsonst! Wunder der Tapferkeit verrichtend, stürzte er auf die Bogenschützen los, um ihre Reihen zu durchbrechen, und dies wäre ihm geglückt, wenn nicht die keltischen Kohorten sich ihm entgegengeworfen hätten. Dennoch schlug er sich durch, dank der Riesenkraft seines Armes und dem feurigen Ungestüm seines Nosses. Mit dem Blute der Wunde bestrich er sich das Antlitz, um nicht erkannt zu werden. Jetzt sprengte er gegen die Schar der Chauken, die in römischem Dienst standen. Diese freilich erkannten ihn doch. Aber wenn sie auch römische Waffen trugen, so war doch die deutsche Treue nicht ganz in ihnen erstorben. Wie auf Ver- abredung öffneten sich ehrfürchtig die Reihen vor ihm und ließen ihn durch. Auch Jngomer entrann. Die meisten Mannen lagen tot auf dem Schlachtfeld. Von der letzten Stunde des Vormittags bis zur Nacht hatte das Morden gedauert. Tie Römer hatten einen glänzenden Sieg erfochten und mit geringen Opfern. Auf der Walstatt errichteten sie einen hohen Erd- Hügel, häuften auf diesen die erbeuteten Waffen zu einem Sieges- zeichen und schrieben daran die Namen der in der Schlacht besiegten Völker. Aber der Mut der Deutschen war trotz ihrer furchtbaren Verluste nicht gebrochen. Wütende Scham erfüllte aller Herzen, daß der heimische Boden das römische Siegesmal trug. Schon nach Schulze, Heimatskunde. 1 n

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 79

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 79 — lästige?" Und Satan: „Ei ja wohl Hab' ich es gesehen; wenn du es mir aber gäbest, dann sollte es dir nicht mehr zur Last fallen !" „Nun, ich geb' es dir, doch unter der Bedingung, daß du es aus der Welt hinausschaffest." Da ging Satan vergnügt und froh hinweg und richtete einen großen Sack her, in den er alle Westfalen steckte und dann in die Lnft flog, um dieselben aus der Welt fortzuschaffen. Als aber diesen die Sache verdächtig vor- kam, begannen sie zu knurren und bereiteten ihrem Träger so viel Last, daß er vor Müdigkeit auf einem Berge den Sack niedersetzen mußte. Kaum fühlten dieselben sich wieder auf festem Boden, als sie alsbald den Sack zerrissen und davon flohen, daß keiner seines Nächsten mehr gedachte, und so ist es gekommen, daß sie in alle Welt zerstreut wurden. Als aber Satan wieder zum Herrn kam, machte dieser ihm Vorwürfe und fprach: „Nun, was hast du thun wollen? Ich hatte dir die Westfalen gegeben, damit du sie aus der Welt sortschaffen solltest, und du hast sie im Gegenteil über die ganze Welt zerstreut!" Jener aber: „Halt es mir zugute, Herr! Du kennst ja das Volk, wie hartnäckig es ist, weder auf mich, noch auf dich wollen sie hören. Sieh, ich geb' sie zurück in deine Hände; mache mit ihnen, was dir gut dünkt." Legende. Der niedcrsächsische Volksstamm. Innerhalb des norddeutschen Tieflands westlich von der Elbe an wohnen die Nachkommen des niedersächsischen Stammes, der südlich bis in die zunächst angrenzenden Gebirgslandschaften, nörd- lich bis zu dem Küstensaum der Friesen, nordöstlich bis zu der Eider und dem Tannewerk, den alten Grenzen der Dänen gegen die Deutschen, und westlich bis nahe an den Rhein in der Ebene, seinem Lieblingsaufenthalte, ausgebreitet faß. Kenntlich als ein Stamm durch die niederdeutsche Sprache, wenngleich sie in mehrere Mundarten zerfällt, hat er zugleich mancherlei eigentümliche Sitten und Einrichtungen bewahrt. So erinnert uns zugleich bei dem Eintritte in diese Gegenden noch heute das westfälische Bauernhaus daran, daß wir uns in dem alten Sachsenlande befinden — ein
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