266
49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
Extrahierte Ortsnamen: Otto-Heinrich-Bau Graf_Melac Rhein Frankreich Frankreich Rhein La_Breteche Speyer Oppenheim Worms Mainz Philippsburg Heidelberg Heidelberg Frankreich Wiesloch Bruchhausen Eppelheim Heidelberg
23-7
Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Luther brach der
schmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schlacht
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Augsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
47. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luthersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Aeste.
In Luthers Feste Hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da rührn billig auch des Leibes Reste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hagenlach.)
48. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
sein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Hierauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
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Extrahierte Personennamen: Luther Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Melanchthon Philipp_Melanchthon Philipp Georg Philipp Philipp Melanchthon
503
zur Ueberwältigung der „Rebellion", wie er die Glaubenstreue nannte,
and der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß,
die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter-
lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in
ihrem Glauben. Run befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes
Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen
längstens'3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die
erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher,
trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei
tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten
in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände
Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von
Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu
kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam
die Zeit, daß auch die Angesessenen weg mußten und nur wenige hat-
ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage
huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er-
barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu
Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit
Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste,
unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott
und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung
und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber
seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt
wiffen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er
sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi-
schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus-
gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel"
führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen
Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache,
auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall
erscholl von Bergen und Thalern, durch Dörfer und Städte das
Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph
Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde
um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet,
und welches anhebt:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also thu' ich mich schreiben;
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.
Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ,
Es ist dir auch so gangen;
Jetzt will ich dein Nachfolger sein —
Herr, mach's nach dein'm Verlangen I
Am meisten Aufsehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit
den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg,
750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Joseph
Scheitberger Bergmann Jesu_Christ
----------- . 46t
welcher in der reformirten Religion erzogen worden
war; zum Haupt der Liga wurde der Herzog Ma-
ximilian 1. aus Baiern gewählt.
Im I. 1618 kam endlich der entsetzlichste aller
Kriege (er dauerte volle dreyßig Jahre, nämlich bis
1648) zum Ausbruch. Den Protestanten inbohmen
hatte der Kaiser und Kdnig von Böhmen und Un-
garn, Rudolph Ii., die freye Religionsübung zu-
gesagt; was'abfr von den katholischen Geistlichen dar
selbst in der Folge dahin ansgelegt wurde, als wenn
der Kaiser seine Bewilligung allein auf seine könig-
lichen Kammergüter ausgestellt hatte, und gemäß
dieser Auslegung schrankten sie die freye Religions-
Übung ihrer Elaubensgegner, wo sie konnten, ein.
Hierüber wurden die böhmischen Protestanten der-
gestalt aufgebracht, daß sie nicht nur einige kaiser-
liche Commissarien, welche derk. Mathias (Nachfol-
ger des im I. 1612 verstorbenen K. Rudolph Ii.)
im 1.1618 nach Prag absandte, sehr mißhandelten *),
sondern sich nach dem (im I. 1619 den 20. Marz
erfolgtem) Hintritt des K. Matthias sogar erklärten,
daß sie dessen Nachfolger Ferdinand Ii. nicht mehr
als König von Böhmen erkennen würden. Sie wähl-
ten sich auch sogleich einen neuen Kdnig, den Chur»
fürsten, Friedrich V. von der Pfalz. (Nachfolger des
imj. 16io verstorbenen Churfürsten Friedrichs Iv.)
Nun war ein Krieg einer Seits zwischen Böhme»
und der Pfalz, und andrer Seits zwischen Oester-
reich unvermeidlich. Beyde Theile suchten den Her-
zog Maximilian von Baiern, welcher sehr reich, und
mit einem vortrefflichen Kriegsheere versehen war,
auf ihre Seite zu ziehen. Churfürst Friedrich.y,
. — von
') Sbeutz S irt.
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Extrahierte Personennamen: Rudolph_Ii Mathias_( Rudolph_Ii Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrichs_Iv. Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich.y Friedrich
----------- 46t
dkngs àe gute Wendung zu nehmen schien. Nun
ließ sich Maximilian!, neuerdings bewegen, als Voll-
zieher der kaiserlichen Reichsacht aufzutretten. Sein
General Lilly, nachdem er die Oberpfalz von frem-
den Truppen gereinigt harre, rückre nach der Unter-
pfalz am Rhein. Der Cdnrfürst Friedrich V., wel-
cher wohl beherzigte, von welchen unabseblichen Fol-
gen ein fortgesetzter Krieg seyn müßte, erborh sich zum
Frieden, dankte, zum Beweis seiner aufrichtigen Ge-
sinnung, seine Truppen ab, und entließ seine Freunde,
als eben Lilly ankam, und sich, mit Hülfe spani-
scher Truppen , der Rheinpfalz, und der damaligen
Residenzstadt Heidelberg bemächtigte, in welcher letz-
tern er eine köstliche Bibliothek fand, mit deren größ-
rem und schätzbarsten Theil Maximilian !. dem Pabst
Gregor Xv. ein Geschenk machte 1622. Aber von
diesem Augenblick standen alle protestantischen, nie-
dersächfischen, und andere Fürsten auf, den unglück-
lichen Frisdrich V., oder vielmehr ihre eigne Sicher-
heit zu vertheidigen, undderbeystandmaximilans!.
von Baiern wurde nunmehr dem Kaiser Ferdinand Ii.
erst recht wichtig, und unentbehrlich. Ferdinand
suchte daher, den Maximilian neuerdings an sich zu
ziehen, und ihn einmal mit einer Belohnung voll
Seltsamkeit aufzumuntern.
. Wir haben gehört, daß Baiern und Pfalz eine
gemeinschaftliche Churwürde mit der Würde des Erz-
truchsessenamts, besaß, wegen welcher im Vertrag
zu Pavla beschlossen wurde, daß selbe von den verbrü-
derten Linien der Rheinpfalz und Baiern wechselweise
ausgeübt werden sollte. Kaiser Carl Iv. sprach
aber diese Churwürde in seiner goldenen Bulle *),
----------- wi-
•) Sieh Abriß der deutschen Geschichte» S- 92«
Gg 2
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Extrahierte Personennamen: Maximilian! Maximilian Lilly Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian_! Maximilian Gregor_Xv. Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand Maximilian Maximilian Carl_Iv
»u
der Menschen auf dieser Hrde kaum jemal- in diese«
Gräßlichkeit und Ausdehnung ereignet haben mögen,
gesehen. Diese Ereignisse hatten ihren Keim und ihre
Entwicklung in Frankreich, eigentlich in Paris, der
Hauptstadt dieses Reiches, erhalten. Nach dieser
Hauptstadt wurden seit vielen Menschenaltern, die
Hinkünfte der Nation geführt, und daselbst größ-
tenteils verzehrt. In dieser Hauptstadt hatten sich
die vornehmsten und reichsten Leute gesammelt, wo-
von die Folge war, daß nach und nach die ungeheu-
erste Pracht und Ileppigkeit zu einer Tagsordnung,
welcher nicht zu folgen für kleinstädtisch und abge-
schmackrgehalrenwurde,erwachsen,uttddaß diesetags-
ordnung mit jedem Jahre gräßlicher, allgemeiner,
wildrasender geworden ist. Man wurde angewiesen,
und gewöhnt, allen Werth des Lebens in den sinnlichen
Genuß des Lebens zu setzen, und so, wie dieser Genuß
vervielfältigt wurde, auch eine unumschränkte Verviel-
fältigung der Leute, welche mit der Herbeyschaffung
aller Arten von Genuß sich nährten, zu begünstigen,
ja zuletzt sich eiuzubilden, daß mau die Bevölkerung
der Hauptstadt mit solchen Leuten (aus der Rück,
sicht, weil sic die sogenannte rafiuirte Industrie,
«nd west sie den Umlauf des Geldes beförderten,)
nicht Kenug ermuntern könnte. So geschah zuletzt,
daß sich in der Hauptstadt eine Menschenmenge von
einigen hundert tausend Köpfen sammelte, von wel-
chen wenigstens der dritte Theil nicht wußte, wo-
von er ständig leben sollte, und (wie man sagt) in
den Tag hinein lebte. Diese Menschenmassa war,
was immer ihreeigenschaft ist, im höchstengrade käuf-
lich, Hründsätzlos, halb thierisch, und zu allen vn-
rrrnehmungeii, dnrch welche ihr Maul gestopft würde,
willfährig.^ 1 -V ' »
f l. Der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Hründsätzlos
414
wig vermahlte, machte ihn in ganz Deutschland be,
rühmt. Die Beschwerden seiner Unterthanen suchte
er mit Sorgfalt, zu erfahren, und zu entfernen, und
als ihm die Bauern eines Tages klagten, daß diehir-
scheu und Schweine ihre Felder verwüsteten, stellte
er unverzüglich alle lärmenden Jagden eln, so sehr er
diese liebte,.und verschenkte seine Fangvögel, und
Jagdhunde an auswärtige Höfe. Auch verboth er sei-
nen Pflegern, und Beamten bey Lebensstrafe, Ge-
schenke anzunehmen, so, daß man ihn, wie die gleich-
zeitigen Chroniken sagen, sehr fürchtete, aber zu glei-
cher Zeit nicht weniger liebte, und ehrte. Erwählte
sich wenige, aber sehr-geschickte und redliche Männer
zu seinen Ministern, wie er dann den Doktor Fried-
rich Maurkircher, auch, nachdem dieser Herr Bischof
zu Paßau geworden war, noch bey sich als Kanzler
behielt, (Maurkircherstarb im 1.148a zu Landgut,
und wurde bey seinen Vorältern zu Braunau begra-
den) urrd nach ihm die Kanzlerstelle einem-nicht we-
' Niger geschickten Mann, Wolfgang Kollberger, welchen
K. Friedrich Hi. in den Adelstand erhob, anäertraute.
Herzog Georg ging in den letzten Jahren seines Lebens
mit einer Entschließung um, deren Vollzug dem ge-
sammten Lande Baiern ein unbeschreibliches Elend zur
zog. Er hatte in der Ehe mit der Hedwig zwey Töch-
ter erhalten, und die ältere derselben Elisabeth (dw
jüngere, Margaretha, war zuerst zu Altenhohenau,
Und dann zu Nenburg an der Donau Nonne geworden)
an den Pfalzgrafrupert (Sohn des Churfürsten Phi-
lipp von der Pfalz) vermählet: und er mag nun eine
besondere Liebe gegen diese seinetochter, oder eine, nicht
weniger besondere, Abneigung gegen den Herzog Al-
bert Iv. zu München, welcher sein rechtmäßiger Erbe
war.
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Extrahierte Personennamen: Wolfgang_Kollberger Friedrich_Hi Friedrich Georg Margaretha
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Braunau Niger Baiern Donau
455
Zwölftes Kapitel.
Maximilian lre ^ 1651. Ferdinand Maria
i 1679. Mar Emanuel.ch nr6. Carl
Albrecht ^ ì?45.' Max Joseph ^ 1777.
Inhalt. §. l- Maximilian I. wurde das Haupt
der, w^derdie protestantische.union, errichte-
ten Liga. Anfang desdreyßimährigen^Kriegs
? im I. lörg. Schlacht Hey Prag 1620.
Maximilian erhält die Churwürde, und die
Oberpfalzv b) Fortsetzung und Ende des
- Zojährigpn Kriegs durch den westphälifchen
„ Fried yn.mj. 16^,8. e) Löbliche Regierung
Max I-, dessen Hintritt, Gemahlinn, Kinder,
tz. Ii. a) Ferdinand Maria schlagt die kai-
serliche Krone aus. b) Dessen Verdienste
Um die Landescultur. c) Hrntrit, Gemah-
linu, Kinder. §. 111. aj Maximilian Iii.
nahm Antheil ani dem^Türkenkplege füp
Oesterreich , an dem orleanischen für das
Haus Pfalz, wurde Statthalter der spani-
schen Niederlande, verlor seinen Sohn,Jo-
seph Ferdinand, Erben der spanischen Mn
narchie. b) Hielt eö im Successionskrieze
mit Frankreich; Schlacht bey.höchstadt 1704.
Friede, had.ischer 1715. c^Hintritt, Gemah-
, linn, Kinder. §. Iv. a) Carl Albert diente
dem Hause- Oesterreich wider die Türken,
b) Wurde Kaiser, führte aber einen unglück-
lichen Succeffionskrieg. c) Dessen Hintrit^
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Ferdinand_Maria Ferdinand Maria Carl
Albrecht_^ Albrecht Max_Joseph_^ Max Maximilian_I. Maximilian Maximilian Max_I- Max Ferdinand_Maria Ferdinand Maria Maximilian_Iii Maximilian Ferdinand Carl_Albert
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Haus_Pfalz Niederlande Frankreich Hause-_Oesterreich
113
gebirge der guten Hoffnung der Oranje-Fluß; in
den indischen Ozean münden von der Südostküfte
des Welttheiles namentlich der Zambege und Quil-
m ano e.
Außer den Meeren nehmen auch mehrere große
Seen im Innern von Afrika die Gewässer der Bin-
nenflüsse auf, namentlich der westwärts von der Küste
von Mozambique landeinwärts gelegne Morawisee
und der fast in der Mitte des Welttheiles in einer
Höhe von 1340 Fuß stehende Tsaädsee, welcher
nahe an 90 Stunden lang und 50 Stunden breit ist.
Flüsse von Amerika und Neu Holland.
H. 79. Reicher als alle andren Welttheile uns-
rer Erdoberfläche ist Amerika an großen Strömen.
Aus der südlichen Hälfte desselben ergießen sich ins
atlantische Meer: der la Platafluß, der San
Francesco, dann der Amazonenstrom. Dieser
größeste Strom der Erde nimmt 60 Flüsse in sich
auf, von denen mehrere so groß als der Rhein, ja
selbst als die Donau sind. Er mündet in 2 Haupt-
armen, davon der nördliche 12, der südliche 5 Mei-
len breit ist, dabey hat er stellenweise eine Tiefe von
mehr denn 600 Fuß. Ebenfalls in das atlantische
Meer ergießt sich an der Nordostseite von Südame-
rika der Orenoko. Er hat schon 140 Meilen ober-
halb seinem Ausfluß eine Breite von 16,000 Fuß;
sein alljährliches Anschwellen beträgt im Mittel 34
Fuß. In den caraibischen Meerbusen mündet der
Magdalenenstrom.
Aus dein nördlichen Amerika senden ihr Ge-
wässer dem atlantischen Meere zu der Rio bei Norte
Lehr- u. Lesebuch. Iil. Abthl. 8
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Mozambique Amerika Holland Amerika Rhein Donau Amerika
425
kreiset ein Strom. Mit herkulischer Gewalt durchbrach der Ocean
einst den Gebirgsrücken, der Lei den Säulen des Herkules (Gibral-
tar) Afrika mit Europa verband, stürzte dann in das tiefer gele-
gene Becken hinter dem Gebirgswall und bildete den westlichen Theil
des mittelländischen Meeres, während der östliche durch den Durchbruch
des schwarzen Meeres entstand, das ehedem keinen Ausweg hatte
und bei Konstantinopel die Verbindung Asiens mit Europa schwach
genug fand, um diese Erdtheile hier zu trennen. Wie heftig dieser
Durchbruch gewesen sein muß, zeigen die vielen und verschieden
geformten Eilande des Jnselmeeres. Noch jetzt schickt das schwarze
Meer seine Gewässer fortwährend durch die Straße von Konstanti-
nopel in den Archipel, von wo aus sich der Strom an der Küste
von Kleinasien herunterschlägt, dann in westlicher Richtung an der
Nordküsie Afrika's entlang nach Gibraltar geht. In entgegen-
gesetzter Richtung bewegt sich noch immer ein Strom aus dem
atlantischen Ocean über den Hügelrücken hinweg, der quer durch die
Straße von Gibraltar wie eine Binde von Afrika nach Europa hin-
zieht, und läuft an der Südküste von Europa entlang, weshalb alle
Schiffe, wollen sie auf dem mittelländischen Meere nach dem Morgen-
lande fahren, stets an der europäischen Küste entlang segeln, kehren
sie zurück, an der afrikanischen. So kreiset das Meer auf der östlichen
wie auf der westlichen Erdhälfte ohne Unterbrechung, und die Erdtheilc
tragen deutlich genug die Spuren davon. Alle sind an ihrer Ostküste
zerrissen und zersplittert, mit Trümmern von Inseln besäet und mit
Halbinseln versehen. Außer diesen Strömungen macht der Ocean noch
innerhalb eines Tages, gleich einem gewaltigen Pendel, regelmäßig
vier Schwingungen, bekannt unter den Namen Ebbe und Fluth. —
Ohne dieses Pulsiren des Meeres würde weder der Wind noch der
Salzgehalt dasselbe vor Fäulniß und alle Wesen vor dem Tode be-
wahren; denn nur diese Pulsschläge find es, welche vermögen, das
Meer bis auf seinen tiefsten Grund zu erschüttern und dadurch die
Fäulniß zu verhüten. So arbeitet das Meer seit Anbeginn in rast-
loser Thätigkeit, als ob es athmete und lebte. Das nimmer ruhende
Wasser zirkulirt durch alle seine Theile hindurch, wie das Blut sich
bewegt vom Herzen zu den Gliedern und von den Gliedern wieder
zum Herzen.
6. Bildung der Erdoberfläche.
Wenn man mit einem Male das Meer ablassen könnte, würde es
auf seinem Grunde nicht viel anders aussehen, als auf vielen Stellen
unserer Erdoberfläche. Wir würden da große, lange Sandflächen und
Berge von Kalk und Gips sehen, die sich aus dem Meerwasser gebil-
det haben, alle untermischt mit häufigen Muscheln und anderen See-
thierüberresten. Unseren meisten Bergen merkt man gar leicht an, daß
üe in einem großen Meere und unter einem großen Meere gebildet sind.
Denn viele von ihnen sind ganz erfüllt von Muschel- und See-
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