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sind zwar schon etwas dichter, haben aber doch das Ansehen, als wenn nicht alles
daran recht an einander hinge, sondern viel leere Zwischenräume da wären.
Die Kometsterne sind mit einem schönen, leuchtenden Schweif geziert, aber
nicht alle. Einige z. B. haben rings um sich bloß einen Strahlenschein, als wenn
sie mit leuchtenden Haaren eingefaßt wären, wie in den großen Bibeln die Köpfe
der heiligen Evangelisten und Apostel aussehen und Johannes des Täufers. Hat
aber ein solcher Stern einen Schweif, so hat er allemal das Ansehen eines Dunstes,
der von Strahlen erhellt ist. Man kann hinter ihm immer die Sterne seben, an
denen er vorbeizieht; er ist immer etwas gebogen, wird bald größer, bald kleiner,
bald heller, bald bleicher.
4. Die Milchstraße.
Die Fixsterne sind so weit von uns entfernt, daß es gar kein Mittel mehr
giebt, ihre Entfernung auszurechnen. Der Sirius z. B. oder der Hundsstern,
der mit seinem wunderschönen Glanze vor allen anderen Sternen herausstrahlt,
muß wenigstens 28,000mal weiter von uns entfernt sein, als die Sonne. Also
kann es auch nicht fehlen, daß er noch viel größer als die Sonne und selber
eine glorreiche, strahlende Sonne ist, die ihrerseits wieder vielleicht eine ganze
Planetenwelt um sich schwingt. Und so ist auch jeder andere Fixstern eine Sonne;
denn daß sie uns so viel kleiner erscheinen, rührt nur von ihrer größeren Ent-
fernung her. Aber kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie ein breiter
flatternder Gürtel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen Nebelstreif,
den eine schwache Helle durchschimmert. Aber durch die Gläser der Sternseher
betrachtet, löset sich dieser ganze Lichtnebel in unzählige kleine Sterne auf; und
es ist wohl glaublich, daß, wenn ein Steruseher auf den letzten obersten Stern sich
hinaufschwingen könnte, der von hier aus noch zusehen ist, so würde er noch nicht
am Ende sein, sondern ein neuer Wunderhimmel voll Sterne und Milchstraßen
würde sich vor seinen Augen aufthun bis ins Unendliche hinaus.
Aber der ewige und allmächtige Geist, der alle diese Lichter angezündet hat
und alle die Heere von Weltkörpern in den Händen trägt, sieht das Kind lächeln
auf der Mutter Schoß und ernährt auch das kleinste Insekt, und er umfaßt die
Erde und den Himmel und aller Himmel Himmel mit Liebe und Erbarmung.
Denn ob auch die unfaßbare Größe des Weltalls predigt: Was ist der Mensch,
daß du seiner gedenkest, und Adams Kind, daß du dich seiner an-
nimmst? so wissen wir doch: Und ob auch eine Mutter ihres Kindes
vergäße, so willi ch doch deiner nicht vergessen, sprichtderherr.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
344
die Gesammtheit der ewigen Gesetze, die er dem Ganzen als Bedin-
gung des Daseins gegeben hat, wonach eben das Lebendige immer von
neuem gleichartig sich verjüngt, das Unlcbendige in stets wechselnden wan-
delbaren Formen des Stoffes erscheint. Unseren Sinnen sind die Erschei-
nungen und Gestalten der Natur, unserem Geiste, wenn wir ihn ausgebildet
haben, die ewigen Gesetze der Natur verständlich— unbegreiflich aber
bleiben uns beide. Je besser wir das Verständniß der Natur uns schaffen,
desto inniger beten wir an vor den Wundern der Allmacht, welche diese
ewigen Gesetze gab, und deren Willen sie vor unseren Augen darstellen.
Aus diesem Grunde nennt der Mensch endlich nicht bloß die Dinge
dieser Welt, nicht bloß die einem jeden derselben innewohnenden Gesetze des
Daseins Natur, sondern Mutter Natur nennt er auch wohl den ewigen
Urgrund aller Dinge, den allmächtigen Gott, der alle Dinge geschaffen, alle
diese Gesetze gegeben hat, die zusammen eine Seite seines heiligen Willens
darstellen. Dabei vergesse man aber nie, daß der Forscher, wenn er von
der Natur als einer lebendigen und gleichsam persönlichen Kraft spricht,
nichts anderes meint, als Gottes allmächtigen und ewigen
Willen, nichts anderes, als den Schöpfer selber, der noch immer
in allem, was uns umgiebt, fortwirkt; denn in ihm leben,
weben und sind wir.
Oft. Der Löwe.
Ein einziger Blick auf den Leib des Löwen, aus den Ausdruck seines
Gesichtes genügt, um der uralten Auffassung aller Völker, welche das könig-
liche Thier kennen lernten, von Grund des Herzens zuzustimmen. Der
Löwe ist der König der Naubthiere, ist der Herrscher im ganzen Reiche der
Säugethiere. Der Löwe ist auch deshalb leicht von sämmtlichen übrigen
Katzen zu unterscheiden. Seine Hauptkennzeichen liegen in dein stark ge-
bauten, kräftigen Leibe mit der kurzen, glatt anliegenden, einfarbigen Be-
haarung, in dem breiten kleinäugigcn Gesicht, in dem Herrschcrmantel der
wallenden Mähne, welcher sich um seine Schultern schlägt, und in der Quaste,
welche seine Schwauzspitze ziert. Im Vergleich mit den anderen Katzen ist
der Rumpf des Löwen kurz, der Bauch eingezogen, und der ganze Körper
erscheint deshalb wohl kräftig, nicht aber plump. Die Augen sind klein
und haben runde Sterne, nicht lange wie bei der Katze; die Schnurren sind
in sechs bis acht Reihen geordnet. Vor allem ist es die Mähne, welche den
männlichen Löwen auszeichnet und ihm das stolze königliche Ansehen giebt.
Ein Königsmantel, dicht und schön,
umwallt de« Löwen Brust als Mähn';
eine Königskrone wunderbar,
sträubt sich der Stirne straffes Haar.
Diese Mähne bekleidet in vollster Ausbildung den Hals und die Vor-
derbrust, hat aber so verschiedene Gestaltungen, daß man aus ihr allein das
Vaterland des Löwen, von dem cs doch nur eine einzige wirkliche Art giebt,
mit Leichtigkeit erkennen kann.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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352
Gefährlichkeit auch den größten Tigern verhältnismäßig gleich zu achten,
und ihr wildes Ebenbild, die noch in allen deutschen Wäldern hausende
Wildkatze, ist ein von Mensch und Thier gefürchtetes Wesen.
Die Lebensart der Hauskatze ist zu bekannt, als daß sie hier aus-
führlich anzugeben wäre. Sie zeigt nicht sowohl Anhänglichkeit an den
Menschen, als an die Wohnung, in welcher sie auferzogen wurde, und man
hat nur wenig Beispiele, daß sie dem Menschen sehr zugethan und treu
ergeben war.
Die Katze ist ein äußerst reinliches Thier und macht hierin keine
Ausnahme von ihrem ganzen Geschlechte; sie liebt und erträgt keine Nässe,
und die Katzen, welche Fische fangen, sind äußerst selten. Der größte
Nutzen, den sic den Menschen leisten, ist das Wegfangen der Mäuse, weniger
der Ratten, an welche nicht alle Katzen gehen. Obgleich sie zu diesem Zweck
besser, als alle Gifte und Fallen wirken, sollte man sie doch weder in
Wohnstuben noch in Schlafstuben dulden, denn man hat höchst traurige,
wiewohl seltene Beispiele, daß sie kleine Kinder jämmerlich zerfleischten,
oder, indem sie Wärme suchten, sich quer über das Gesicht schlafender Kin-
der legten und diese erstickten.
73. Der Wolf.
Die Raubthiere, welche wie der Fuchs und der Wolf im Bau ihres
Körpers und in den natürlichen Anlagen dem Hunde, dem treuen Gefährten
des Menschen auf Erden, ähnlich sind, finden sich über den ganzen Erdball
verbreitet, selbst in Australien, wo das Katzcngeschlecht vollständig fehlt.
Die Arten der Hundethiere sind oft schwer von einander zu unterscheiden;
nur eins von ihnen, der Steppenhund, durch seine wunderbar bunte Far-
benzeichnung charakterisiert und durch seine Gewohnheiten den Hyänen
verwandt, bildet eine Art Uebergang zu diesen und unterscheidet sich merk-
lich von anderen Hunden. Der bekannteste von allen wilden Hunden ist
• der Fuchs, den seine Schlauheit zum Liebling des Volkes gemacht hat.
Wichtiger aber in seiner Eigenschaft als ein dem Menschen und seinen
Hausthieren gefährlicher Räuber ist vor allen Dingen der Wolf, der auch
die bewohntesten Gegenden Deutschlands noch immer in Schrecken setzt.
Er hat die Größe eines großen Fleischerhundes und ist von blaß
grangelblicher Farbe, welche mit vielem Schwarz gemischt ist. Hinter den
Ohren ist er rostfarbig und auf den Wangen schwarz gestreift; auf den
Vorder-, öfters auch aus den Hinterfüßen hat er einen schwarzen Streifen.
Der Schwanz ist buschig und geradeaus stehend.
Man findet ihn in ganz Europa, ausgenommen in England und
Irland, wo er seit Jahrhunderten gänzlich ausgerottet ist; auch zeigt er
sich in Afrika bis nach Aegypten; in Amerika scheint er durch verwandte
Arten ersetzt zu sein.
Er ist das schädlichste, gefräßigste und, wenn hungrig, ein wahrhaft
fürchterliches Raubthier, das in Europa allen Thieren, den Menschen nicht
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Australien Deutschlands Europa England Irland Afrika Amerika Europa
356
ifl, und nun hat der Eskimo seine liebe Noth, die Thiere wieder zu entwirren
und von neuem einzuspannen. Dann geht die Fuhre weiter, und die Peitsche
wird etwas öfter gebraucht.
Ohne dieses Hausthier würden die Eskimos gar nicht bestehen können.
Die Hunde leisten ihnen alle nur möglichen Dienste. Mit einer Bürde
von 30 Pfund beladen, begleiten sie ihre Herren, wenn sie zu ihren lang-
dauernden Jagden ausziehen. Ihrer sechs bis acht ziehen einen Schlitten,
welcher mit fünf bis sechs Personen oder einem Gewicht von 600 bis
800 Pfund besetzt ist, acht bis zehn Meilen weit in einem Tage. Nach
langer Ruhe und guter Fütterung vor einen Schlitten gespannt, sind sie
kaum zu zügeln und durchlaufen auf ebener Bahn mehr als zwei geogra-
phische Meilen in einer Stunde. Spüren sie ein Rcnnthier unterwegs, so
laufen sie wie rasend in der Richtung desselben und ruhen nicht eher, als
bis sie den Jäger schnßgerccht an das Wild gebracht haben. Außerdem
helfen sie bei der Seehund-, Bären- und Otternjagd, halten Wache, ver-
theidigen ihren Herrn in Gefahr und leisten noch hundert andere Dienste.
Und gleichwohl fühlen die Eskimos nicht die geringste Liebe zu ihnen, son-
dern betrachten sie höchstens als belebte Maschinen, welche einzig und allein
zu dem Zwecke geschaffen worden sind, ihnen Dienste zu leisten. Aus diesem
Grunde sind sie auch die unnachsichtigsten und grausamsten Herren, welche die
armen Thiere geradezu regelrecht quälen, sie Hunger und Durst leiden lassen
und mehr durch diese Lieblosigkeit, als durch Unwissenheit und Schmutz sich
als wahre Wilde zu erkennen geben.
11♦ Der braune Bär.
Die verschiedenen Arten der Bären, welche sowohl in warmen als
kalten Gegenden leben, zeichnen sich in ihrer Gestalt vor den anderen Raub-
thieren besonders dadurch aus, daß sie auf die Sohlen treten. Sie sind
dadurch leichter als andere Thiere im Stande, auf den Hinterbeinen allein
zu gehen oder sich auszurichten. Der bekannteste von allen ist der braune
Bär. Er kann eine Länge von vier Fuß und ein Gewicht von 400 Pfund
erhalten.
Dieses größte Raubthicr Europa's findet sich jetzt noch, aber selten,
m Baierschen und Ocsterrcichschen und noch ziemlich häufig in Ungarn,
Polen und Rußland; auch in einem großen Theile von Asien. In
Thüringen wurde der letzte 1686 geschossen. In früheren Zeiten fand
man ihn in Deutschland, und in der Schweiz war er viel häufiger als jetzt.
Sein Aufenthalt sind dichte Wälder, die er nur nachts verläßt, um
seine Wanderungen nach Raub anzustellen. Obgleich sein ganzes Wesen
plump und unbeholfen ist, so durchläuft er doch, besonders wenn er sich
gefährdet sicht, weite Strecken und ist unermüdlich, wenn er Thiere verfolgt.
Seine Nahrung besteht mehr aus Pflanzen, als aus Thieren; im
Frühjahr frißt er aufkeimendes Korn oder Gras und im Sommer und
Herbst Erdbeeren, Trauben und Kastanien. Man hat Beispiele, daß er
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ocsterrcichschen Ungarn Polen Asien Thüringen Deutschland
419
umgekehrtem Verhältniß zur Bildung zu stehen. Denn der Neberfluß der
Natur selbst trägt gewiß dazu bei, die Kraft des Menschen erschlaffen zu
machen; dagegen Kampf gegen die Natur, wenn er nicht allzu hart ist,
fördert die Bildung. Arbeit ist die Mutter der Gesittung.
Merkwürdig ist es, daß wir darüber in Ungewißheit sind, ob die Korn-
arten der alten Welt noch wild wachsen, und in welchen Gegenden dies der
Fall ist. Wir wissen nicht, ob die Stammpflanzen derselben gänzlich ver-
schwunden sind, oder ob sie im Laufe der Zeit durch die Pflege so verändert
wurden, daß wir sie in den Arten nicht wieder erkennen können, welchen sie
wirklich ihren Ursprung verdanken. Dasselbe scheint vom Mais und den
Kartoffeln in Amerika zu gelten. Dagegen wächst die Dattelpalme in
Afrika und Arabien wild, die Cocospalme in Indien, Ceylon und ganz
Australien, die Sagopalme im östlichen indischen Archipelagus. Auch der Brot-
fruchtbaum und der Buchweizen können noch zu den Brotpflanzen gezählt
werden, von welchen man weiß, daß sie noch in wildem Zustande vorkommen.
120. Das Unkraut.
Eine Plage des Landmannes ist das viele Unkraut im Garten, Ge-
lände und auf den Ackerfurchen, das der schönen gereinigten Saat Raum
und Nahrung stiehlt, so viel Mühe macht und doch mit aller Geduld und
Sorgfalt nicht vertilgt werden kann! Die Sache ist indessen nicht so
schlimm, als sie scheint. Denn zum ersten, so ist der Mensch nicht allein
auf der Erde da. Viele tausend Thiere aller Art, von mancherlei Natur
und Bedürfnissen, wollen auch genährt sein und warten auf ihre Bedürfnisse
zu leincr Zeit. Manche von ihnen sind uns unentbehrlich und wir wissen's
wohl; manche schaffen uns großen Nutzen, und wir wissen's nicht, und es
muß doch wahr bleiben, woran wir uns selber so oft erinnern, daß sich eine
milde Hand aufthut und sättigt alles, was da lebet, mit Wohlgefallen.
Zum andern, so hat doch der Mensch auch schon von manchem Kräutlein
Nutzen gezogen, das er nicht selber gesäet und gepflanzet, nicht im Frühlings-
froste gedeckt und in der Sommerhitze begossen hat; und eine unscheinbare
und verachtete Pflanze, deren Kraft dir oder deinen Kindern oder auch nur
deinem Vieh eine Wunde heilt, einen Schmerz vertreibt, oder gar das Leben
rettet, bezahlt die Mühe und den Schaden reichlich, den tausend andere
verursachen. Aber wer stellt den Menschen zufrieden? Wenn die Natur
nicht so wäre, wie sie ist, wenn wir Baldrian und Wohlgemuth, Ehrenpreis
und Augentrost und alle Pflanzen im Feld und Walde, die uns in gesunden
und kranken Tagen zu mancherlei Zwecken nützlich und nöthig sind, selber
aussäen, warten und pflegen müßten, wie würden wir alsdann erst klagen
über des vielbedürftigen Lebens Mühe und Sorgen.
121. Wer streuet den Samen d
Wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ablöset,
unter ihr zur Erde siele und liegen bliebe, so lägen alle aufeinander, keiner
21*
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Afrika Indien Ceylon Australien
472
Ja! wenn des Lebens Säfte von Stürmen ausgezehrt,
wenn Ueberlast von Sünden ein mattes Herz beschwert,
dann mag sich einer sehnen nach dem stillen Pfühle,
daraus er sich vergesse und dieser lauten Wett Gewühle —
ja! doch der starke Adolf, der wundervolle Mann,
der seinem Volk die Freiheit und Hellen Ruhm gewann,
seht, wie ihn statt des Panzers die grobe Kutte kleidet
und wie er, Gotte dienend, der Menschen eitlen Prunk vermeidet.
Mit einem Klosterbruder, dessen rauhe Hand
von je wohl mit dem Besen gekehrt den groben Sand,
schritt er durch die Straße von Kiel; er hatte Kranken
Seel' und Leib erquicket — so ging er fröhlich in Gedanken.
Da nahte sich von Rittern ein bunter glänzender Schwarm;
des Friedens die genossen sonder Leid und Harm.
Und sieh, an ihrer Spitze ragten seine Söhne,
die Grafen Johann und Gerhard, erblüht in erster Jugendschöne.
Ihren Blick zu meiden, rieth dem Mönch die Scham.
Daß er ihnen barfuß, barhaupt entgegen kam
mit dem Korb, daraus er den Kranken Heil gespendet,
das hätte seinen Namen und seiner Söhne Stolz geschändet.
So kehrt' er schon die Schritte. Jedoch ein tapfrer Mann
war er noch in der Kutte: wie bald er's abgewann
dem Stolz des alten Adam in frommer Heldentugend!
Stracks entgegen schritt er den Grafen und der Ritterjugend.
Da konnte jeder schauen, wie schöne reiche Frucht
ererbte Tugend zeitigt der guten Gärtnerzncht.
Sobald Johann und Gerhard des Vaters Stimme vernahmen,
da hielten sie und eilten, daß aus dem Sattelbug sie kamen;
und vor dem Bettelmönche knieten sie in den Sand,
die stolzen schönen Grafen, und küßten seine Hand.
Da liefen fragende Blicke, was solch Gebahr'n bedeute,
durch die stummen Reihen der jungen schlanken Rittersleute.
Und mancher Jüngling höhnisch verzog den blühenden Mund:
wer in der Kutte steckte, war nur wenigen kund.
Doch flüstert's hier und dorten: „Das ist der starke Degen,
der bei B o r n h ö v d die Dänen gejagt aus uns'res Gau's Gehegen;
das ist der Held, der Adolf, der unser Land befreit
durch ein Gelübde, das ihn seitdem dem Kloster weiht;
er hat dem Kreuz in Livland hellen Ruhm erstritten,
dann ist er hingewandert nach Rom mit frommen Pilgerschritten;
im Magdalenenkloster, das er hier gebaut
von frommer Leute Spenden, lebt er jetzt und schaut
nur auf die Gottesgnade." — So flüstert's hier und dorten:
Spott und Scherz vergingen der muntern Jugend bei den Worten.
Und einer nach dem andern giebt des Pferdes Zaum
absitzend seinem Knechte; im freien Himmelsraum
knien die stolzen Junker vor dem armen Büßer —
da lag von Glanz und Schönheit ein reicher Kranz dem Barfüßer.
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Adolf Harm Johann Johann Gerhard Johann Johann Adolf
494
Edlen große Gutsherrschaften bilden, vertrieben die Bauern aus ihren Dörfern,
rissen die Gebäude nieder und machten sich die Uebriggebliebenen dienstbar. Vor
allem beförderten dies die verderblichen Kriege, die Naubzüge Waldstein's und
Tilly's, worin Dörfer, ja ganze Kirchspiele in Asche gelegt und verödet wurden. Die
Hufen blieben unbestellt und lagen wüste. So verschwanden unzählige Dörfer mit
ihren uralten Hufen, und manche Güter tragen noch den Namen eines Dorfes und
die Kampe derselben den Namen der verschiedenen Feldmarken. — Je größer
die Güter wurden, desto mehr Arbeitskräfte gebrauchte man, um sie zu bewirth-
schaften. Die Bauern verließen wegen der unerschwinglichen Frohnden bald ihre
Hufen, und die Taglöhner, die für geringen Lohn arbeiten mußten, zogen dahin,
wo es mehr zu verdienen gab. Da begannen die Gutsherren zu fürchten, daß sie
nicht mehr ihre Güter bewirthschaften könnten, und deswegen wurden die Unter-
gehörigen an den Grund und Boden, wo sie geboren waren, gefesselt und an die
Scholle gebunden; sie durften das Gut nicht verlassen, nicht auswärts Arbeit und
Verdienst suchen, mußten dem Herrn bestimmte persönliche Dienste leisten, gegen
den Willen derselben keinen andern Beruf lernen, ihm einen Erb- und Unter-
thaneneid schwören, d. h. sie wurden leibeigen, ihr Leib ward Eigenthum des Herrn.
Wohl gab es viele wohldenkende Gutsbesitzer, die ihre Untergebenen milde und
gütig behandelten; andere aber mißbrauchten furchtbar ihre Gewalt und waren
menschenfeindlich gegen ihre Leibeigenen gesinnt. So war einmal ein fremder
Edelmann bei einem Herrn v. Rumohr auf Rundhof zum Besuch und bemerkte
verwundert und mißfällig die silbernen Knöpfe an der Kleidung eines Leibeigenen.
„Was meine Bauern haben," antwortete Rumohr, „das werden sie gerne bereit
sein mir zu geben, wenn ich es bedürfen sollte." Der Fremde zweifelte daran, da
gingen sie eine Wette ein. Im nächsten Umschlag ließ darum der Gutsherr aus
Kiel die Nachricht nach Rundhof kommen, er sei im Einlager und bäte, man möge
ihm helfen mit Gold und Silber. Da brachten die Bauern alles zusammen, was
sie hatten und wollten es ihrem guten Herrn schicken; dieser aber hatte seine Wette
gewonnen. Dagegen vertauschten andere ihre Leibeigenen gegen Jagdhunde und
spielten statt um Geld, um ihre Untergebenen Karten. Unermeßliche Schläge und
Mißhandlungen aller Art hatten die armen Menschen auszustehen und mußten
tagelang gefesselt auf einem vor demherrnhause aufgerichteten Esel sitzen. Darum
hatten die Leibeigenen auch das Gefühl ihrer menschlichen Würde verloren. „Jk
bin man en eegen Minsch," antworteten sie, wenn auf der Landstraße nach ihrer
Heimat und Herkunft gefragt wurde. Dagegen war der freie Bauer in den hol-
steiuschen Marken ein ganz anderer Mann:
Friske, stolte Degen,
de ehr Hoved in den Wolken dregen.
Schon früh waren die oldenburgscheu Fürsten bemüht, die Leibeigenschaft zu
mildern, aber die meisten Gutsherrn weigerten sich, auf ihre Vorschläge einzugehen.
Nur wenige waren es, die mit gutem Beispiel vorangingen und deren Namen
unser Land mit Stolz nennen darf. Im Jahre 1688 erklärte Christoph Rantzau,
Erbherr von Schmool, Hohenfelde und Oevelgönue, der sich früher durch harte
Behandlung der Leibeigenen und durch grausame Verfolgung vermeintlicher Hexen
hervorgethan hatte, daß er den elenden Zustand der ewigen Leibeigenschaft mit
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Darauf traf er die Maiblume an. Die sprach: „Komm zu mir
und rieche meinen Dust!" Der Knabe ging hin, und weil sie so lieb-
lich roch, sprach er: „Maiblümchen, ich will dich mitnehmen zu meiner
Mutter." Und die Blume war es zufrieden.
Nun erblickte er die rothe Erdbeere. Die rief ihm auch zu:
„Komm, pflücke mich; ich bin reif!" Da antwortete der Knabe:
„Erdbcerchen, dich will ich meiner Schwester mitnehmen." Und sie
ließ sich gerne brechen.
Zuletzt kam der Knabe zu der Tollkirsche. Auch diese rief ihm zu :
„Komm, iß mich; ich bin reif!" Der Knabe aber antwortete: „Ich
will dich nicht essen; du siehst mir giftig aus. Aber ich will dich ab-
brechen und meinem Vater zeigen; der kennt dich besser als ich."
7. Gottes Ohr.
Die Lerche singt so hell ihr Lied
und lobt den Herrn,
daß der vom Himmel niedersieht
und hört's gar gern.
2.
Das Fischlein in dem Wasser schwimmt
so stumm dahin,
und doch sein Schöpfer auch vernimmt
des Fischleins Sinn.
3.
So hört er deiner Stimme Ton
in Lust und Schmerz,
und kennt auch ohne Wort doch schon
dein ganzes Herz.
8. Morgengebete.
l.
Des Morgens, wenn ich früh aufsteh',
und abends, wenn ich schlafen geh',
seh'n meine Augen, Herr, auf dich;
Herr Jesu, dir beseht' ich mich. Amen!
2.
Du lieber Heiland, Jesu Christ,
der für uns Kinder kommen ist,
wollst heute bei uns kehren ein
und deiner Schäflein Hirte sein. Amen!
9. Ditz fromme Schwester.
Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte
Jakob zu Anna: Komm’, wir wollen uns etwas Gutes zu essen
suchen und es uns recht wohl schmecken lassen!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Jesu Jesu_Christ Jakob Anna Jakob_zu_Anna
53
kommen, sondern packte sein Geräth zusammen, drückte ihm mit deutscher
Redlichkeit die Hand und sagte: „Was ich gethan habe, war meine Pflicht;
das ist jeder Mensch dem andern schuldig. Gott helfe uns beiden weiter!"
— Und damit zog er seine Straße. Gehe hin und thue desgleichen !
100. Wie es einmal zwölf geschlagen hat und noch mehr.
Der alte Zimmermeister Brunscheidt war ein starker Mann und hat
manchen Baumstamm mit seinen Händen herumgedreht, während seine Ge-
sellen dazu Winden oder Hebel gebraucht hätten. Er erwachte einmal
nachts von einem eigenthümlichen Geräusche in seiner Wohnstube, stand
leise auf und horchte, ging näher und ertappte einen Dieb, der gerade seine
Hand ausgestreckt hatte, die Taschenuhr von der Wand herunterzulangen.
In demselben Augenblicke aber hat der Zimmermeister seine Linke ausge-
streckt und seine Rechte dazu, die Linke, um den Dieb, die Rechte, um den
eichenen Maßstab zu fassen, und obgleich der Maßstab mit richtigem Fuß-
und Zollmaß versehen war, hat es dennoch dem Diebe nicht gerade und
nicht bequem gesessen, was ihm zugemessen ward, sondern er hat gottes-
jämmerlich geschrieen. Darüber erwacht die Frau und ruft: „Um Gottes
willen, Vater, was ist?" „O," antwortete er, „sei nur ruhig! Hier ist
jemand, der nach der Uhr sah und erschrak, als es zwölf schlug und noch
mehr. Ich habe ihm bloß vorgezählt, wie viel Uhr es hier geschlagen hat."
Und damit offnes er die Hausthür und wirft den nächtlichen Besuch, ohne
gute Nacht zu sagen, in den Mühlbach, der an seinem Hause vorbei stießt,
und schaut dem unfreiwilligen Badegaste nach, wie er sich aufrafft, in der
Gewißheit, daß jede Spur von Feuchtigkeit eher aus seinen Kleidern ver-
schwunden sein würde, als die Spuren des Maßstabes von seiner Haut.
Dann aber legte er sich wieder zu Bette und schlief weiter, als ob nichts
vorgefallen wäre.
101. Die traurige Geschichte vom dummen Hänschen.
2. Hänschen will ein Schlosser werden,
sind zu heiß die Kohlen;
Hänschen will ein Schuster werden,
sind zu hart die Sohlen;
Hänschen will ein Schneider werden,
doch die Nadeln stechen;
Hänschen will ein Glaser werden,
doch die Scheiben brechen;
Hänschen will Buchbinder werden,
riecht zu sehr der Kleister;
immer, wenn er kaum begonnen,
jagt ihn fort der Meister.
Hänschen, Hänschen, denke dran,
was ans dir noch werden kann!
1. Hänschen will ein Tischler werden,
ist zu schwer der Hobel;
Schornsteinfeger will er werden,
doch ihm scheint's nicht nobel;
Hänschen will ein Bergmann werden,
mag sich doch nicht bücken;
Hänschen will ein Müller werden,
doch die Säcke drücken;
Hänschen will ein Weber werden,
doch das Garn zerreißt er;
immer, wenn er kaum begonnen,
jagt ihn fort der Meister.
Hänschen, Hänschen, denke dran,
was aus dir noch werden kann!
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3, Hänschen hat noch viel begonnen,
brachte nichts zu Ende;
drüber ist die Zeit verronnen,
schwach sind seine Hände.
Hänschen ist nun Hans geworden,
und er sitzt voll Sorgen,
Ach, nun glaub' ich selbst daran,
daß aus mir nichts werden kann!"
hungert, bettelt, weint und klaget
abends und am Morgen!
„Ach, warum nicht war ich Dummer
in der Jugend fleißig?
Was ich immer auch beginne —
dummer Hans nur heiß' ich.
102. Jungfer Margareth.
1. Das war bte träge Margareth,
die wollte die Hand nicht regen;
da mußte die alte Mutter allein
wischen, waschen und fegen.
2. Das war die eitle Margareth,
die putzte sich schon am Morgen;
da mußte die alte Mutter allein
Keller und Küche besorgen.
3. Das war die sch öne Margareth,
die that den Burschen gefallen;
sie tanzten und kosten gern mit ihr,
doch nahm sie keiner von allen.
4. Das war die verlaßne Margareth,
es kamen und gingen die Jahre,
vorbei war Putz und Spiel und Tanz,
die Mutter lag auf der Bahre.
5. Das ist die hungrige Margareth,
sie mag die Hand nicht rühren;
dort kommt sie mit dem Bettelsack
und bettelt vor den Thüren.
103. Treue Freundschaft.
Einst trafen auf ihrer Wanderschaft zwei Handwerksburschen
zusammen; der eine war ein Schmidt, der andere ein Schneider.
Sie reiseten mehrere Wochen miteinander, bis sie endlich nach Polen
kamen. Während dieser Zeit hatten sie sich genauer kennen ge-
lernt, einander ihr Herkommen und ihre Lebensgeschichte erzählt
und endlich Brüderschaft mit einander gemacht. Sie theilten ge-
wöhnlich, was sie von Lebensmitteln hatten, unter sich und halfen
sich gegenseitig in allem brüderlich aus. Es fügte sich, dasz der
Schmidt in Polen krank wurde und in einem fremden Dorfe unter
fremden Leuten, die nicht einmal deutsch verstanden, liegen bleiben
muszte. Hier wäre er übel daran gewesen, wenn er seinen Ka-
meraden nicht bei sich gehabt hätte; denn er hatte kein Geld, und
sein Felleisen war mit allem, was sich darin befand, kaum einige
Thaler werth. Dies wurde nun freilich verkauft; aber das daraus
gelöste Geld war bald verzehrt, und noch sah man keine Besserung.
Nun bewies sich der Schneidergeselle recht brüderlich gegen ihn
und verliesz ihn nicht in seiner Noth. „Hier in diesem fremden
Lande bin ich ihm ja der Nächste !“ dachte er bei sich selbst, und
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