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mögen auf gescheiterten Schiffen in ihrer Noth die Hände verge-
bens nach Hülfe ausgestreckt — aber in den Wogen des Meeres ihr
Grab gefunden haben!
Wer goß das Wasser reichlich aus
In Quellen, Bachen, Seen?
Wer streut im Winter Flocken aus
Wer heißt die Winde wehen?
Wer führt die Wolken, tröpfelt Thau
Auf Wiesen, Gärten, Felder?
Alle Tropfen in den Bächen
Hör' ich rauschend zu mir sprechen:
Nur von Gott kommt Alles her,
Auch der Tropfen und das Meer! —
1. Das Bächlein.
Du Bächlein silberhell und klar, du eilst vorüber immerdar,
am Ufer steh ich, sinn und sinn: „Wo kommst du her? Wo gehst
du hin?" „Ich komme aus dunkler Felsen Schooß; mein Lauf geht
über Blum' und Moos; auf meinem Spiegel schwebt so mild des
blauen Himmels freundlich Bild. Drum hab ich frohen Kindersinn;
es treibt mich fort, weiß nicht wohin. Der mich gerufen aus den:
Stein, der, denk ich, wird mein Führer sein."
2. Des Wassers Rundreise.
Blumen sprachen zu der Welle: „O du eiliger Geselle, eile doch
nicht von der Stelle!" Doch die Welle sagt dawider: „Ich muß in
die Lande nieder, weithin auf des Stromes Pfaden, mich im Meere
jung zu baden; aber dann will ich vom Blauen wieder auf euch
niederthauen."
3. Der Steg.
Ein Bächlein fließt das Thal entlang, '8 Kind möcht hinüber,
es wird ihm bang. Es möchte sich drüben die Blümchen besehn
und kann doch nicht über das Wasser hingehn. Zum Gehen führt
über das Wasser kein Weg, da kommt gleich der Zimmermann, bauet
den Steg. Von hüben nach drüben 's Kind gehen nun kann,
hab' Dank, du geschickter Zimmermann!
4. Die beiden Ziegenböcke.
Es waren einmal zwei Gctßböcke, die hatten starke Hörner und
lange Bärte, aber wenig Hirn in dem Kopfe. Diese begegneten sich
auf einem Wege mitten über einem tiefen Wasser. Da sprach der
eine: „Geh mir aus dem Wege, oder ich stoße dich." Der andere
aber antwortete: „Wenn du stößest, so stoße ich wieder, und ich gehe
nicht aus dem Wege." Und so geriethen die beiden eigensinnigen
und hartnäckigen Böcke an einander, streckten die Köpfe vorwärts,
und preßten die Hörner so an einander, als wenn es Mauersteine
wären. Ich glaube, sie waren sich gleich an Stärke; denn cs konnte
Huester«' Lesebuch für Mitteln, kaichol. Dslkssch, 9
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
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schwaches Gefälle und daher einen ruhigen Lauf; in bergigen Gegenden
haben sie gewöhnlich ein starkes Gefälle und daher kommt es, daß
sie hier plätschernd, brausend, rauschend und reißend dahin
eilen. Sehr kleine Bäche, welche schnell fließen, lassen einen ange-
nehmen Ton hören, welchen man Nieseln nennt. Fällt aber ein Vach
oder ein Fluß in seinem Bette schäumend und brausend mit Ungestüm
von einer Höhe jäh herab, so nennt man däs einen Wasserfall. —
Die Oberfläche der fließenden Gewässer hat keine w«gerechte, son-
dern eine schiefe Lage.
Woraus erkennst du das?
4.
Über kleine Bäche kann man schreiten oder wenigstens springen,
über die größer» führt gewöhnlich ein Steg von einem Ufer zum
andern, oder es sind Brücken darüber gebaüt. Über große Flüsse sind
nicht viele Brücken gebaut, weil diese sehr viel Geld kosten, und man
muß daher gewöhnlich auf N a ch e n über sie hinüber fahren. Auf den großen
Flüssen fahren aber auch Schiffe, welche nicht bloß Menschen, sondern
auch allerhand Waaren von einem Orte zum andern bringen. Diese .
Schiffe werden entweder von Pferden gezogen oder vom Winde fort-
bewegt, indem dieser in die aufgespannten Segel bläs't. Am schnellsten
aber fahren die Dampfschiffe, welche von Nädern getrieben werden,
die der Dampf eines Wasserkessels umdreht.
Wenn der Wind nicht weht, ist die Oberfläche der Gewässer
ruhig und so glatt wie ein Spiegel. In ihr spiegeln sich die Ufer
mit den Bäumen und andern Dingen ab, und sie heißt darum der
Wasserspiegel. Wenn aber ein starker Wind weht oder stürmt, dann
entstehen auf dem Wasserspiegel Wellen oder Wogen, welche die
Schiffe so furchtbar hin- und herschaukeln, daß sie manchmal an
Felsen zerschmettern oder scheitern und dann zu Grunde gehen
mit all den geladenen Waaren und mit all den Leuten auch, die sich
nicht durch Schwimmen retten können.
Auf dem Grunde der Gewässer sieht man Steine, Kies und
Schlamm; an ihren Ufern wachsen gern Weiden, Erlen, Sträucher,
Gräser und Kräuter; auch Störche und Reiher halten sich an den
Gewässern auf, und in ihnen wohnen Fische, Krebse und Würmer. —
Nach starkem Regen und wenn der Schnee schmilzt, schwellen oft die
Gewässer so hoch an, daß sie aus den Ufern treten, und die ganze
Gegend überschwemmen. Solche Ueber sch w emmungen richten
gewöhnlich großen Schaden an, da sie Felder und Gärten austrciben
und Häuser, Dörfer und Städte unter Wasser setzen. Ja, eine Was-
sersnoth ist schrecklicher, als eine Feuersbrunst. Aber es ist gut,
daß die Überschwemmungen gewöhnlich nicht lange dauern; denn nach
einigen Tagen treten die Bäche, Flüsse und Ströme wieder in ihr Bett
zurück, und fließen ruhig weiter. —
Tröpstein muß zur Erde fallen,
Muß das zarte Blümchen netzen,
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18 Ostern
(Matth. 28. Mark. 16. Luk. 24. Joh. 20.)
Als abtz^.der Sabbat vorüber war, kauften Maria Magdalena
und die andere Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Specercien,
daß sie hingingen und Jesum salbten. Und sie kamen zum Grabe in
aller Frühe, und sprachen zu einander: „Wer wird uns den Stein
vom Grabe wegwälzen?"
Aber sieh, es entstand ein großes Erdbeben; denn ein Engel des
Herrn stieg vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein
weg und setzte sich darauf. Sein Anblick war wie der Blitz, und
sein Gewand weiß, wie der Schnee. Die Wächter des Grabes aber
bebten aus Furcht vor ihm und waren wie todt. Und der Engel
hob an und sprach zu den Frauen:
Fürchtet euch nicht; ich weiß, ihr suchet Jesum von Na-
zareth, der ist gekreuziget worden. Warum suchet ihr den
Lebenden bei den Todten? Er ist nicht hier; er ist aufer-
standen, wie er gesagt hat. Kommet und sehet den Ort,
wo man den Herrn hingelegt hatte, und gehet eilends hin
und saget seinen Jüngern und dem Petrus, daß er aufer-
standen ist.
Und sie gingen eilendö mit Furcht und großer Freude von dem
Grabe hinweg, und liefen, um es seinen Jüngern zu verkünden.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an
mich glaubt, der wird leben, auch wenn er gestorben ist."
(Joh. 11, 25.)
In. Zn Ostern.
Ist denn der liebe Heiland todt? Und ist er gar begraben? O,
hört's, wir dürfen keine Noth um seinetwillen haben! Heut ist das
liebe Osterfest, wo lebend er das Grab verläßt.
Sterb' ich nun auch, wer weiß, wie bald? und nimmt der Tod
mein Leben, mein Heiland hat noch mehr Gewalt, der wird mir's
wiedergeben, der weckt mich aus der Grabesnacht und führt mich in
des Himmels Pracht.
20. Pfingsten.
(Mpostelg. 2.)
Und als der Tag des Pfingstfestes herangekommen, waren seine
Jünger alle beisammen an demselben Orte. Und plötzlich entstand
vom Himmel her ein Brausen wie eines herankommenden gewaltigen
Sturmes und erfüllte das ganze Haus, darin sie saßen. Und es
zeigten sich ihnen vertheilte Zungen wie von Feuer und ließen sich
nieder auf einen jeglichen von ihnen; und sie wurden alle er-
füllet mit dem heiligen Geiste, und begannen zu reden
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_Magdalena Maria Maria Maria