Nordafrika. 13
Die Zukunft Togos beruht hauptsächlich auf der Entwicklung der Volks-
kulturen.
Die Eingeborenen, Ew^ genannt, zählen zu den Sudcume^ern^sie sind fried-
liche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-
afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen der-
schont geblieben ist.
Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer
Firmen, die an der Küste ihren Sitz haben. Von den Einfuhrartikeln stehendem Werte
nach an erster Stelle Baumwollgarne und -gewebe;'ansehnlich Ist ferner die Einfuhr
von Baumaterialien unb"eisenwaren. Unter den Ausfuhrartikeln stehen an erster
Stelle Olpalmenprodukte und Kautschuks. An dem^gesamlen Warenhandel
(1910 = 18,6 Mill. M.) ist Deutschland mit rund ®/5 beteiligt. — Ein dauernder^ ^ ^
Aufenthalt von Europäern ist des tropischen Klimas wegen ausgeschlossen.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn
nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume ist die Gesundheitsstation M i s ü -
höhe; tief im Innern: B i s m a r ck b u r g. An der Stelle, wo der Volta für klei-
nere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratschi:_L der volkreichste Ort der
Kolonie;, zahlreiche Karawanenwege'^vereinigen sich hier. Die wichtigsten Plätze
im Norden sind: B a s s a r i, I e n d i und Sansanne-Mangu. Bei B a n -
jeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre
Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige Wirtschaft-
liche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen
nie beunruhigt, hat keine Schutztruppen nötig und be -
darf keines Reichszuschusses.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise
planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen
Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine un-
gemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr auf.
Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns auf die Räder und holten die Voraus-
gegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß
man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten
von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte
wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilo-
meter vorwärts zu dringen und ein Nachtquartier aufzusuchen. Häufig trafen wir auch
auf die überall längs der Karawanenstraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der
Regierung, die jedem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansanne-Mangu
sind deren mehrere Hundert, hauptsächlich um den durchreisenden Haussahändlern Unter-
kunst zu gewähren. An diesen Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet,
um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten,
*) Ausfuhr 1910:
Kautschuk .... 1 147 000 M. Mais .... 290 000 M.
Olpalmenprodukte . 3267 000 „ Baumwolle . . 456000 „
Geistbeck.opitz, Erdk. f. d. bayer. Lehrer- u. Lehrerinnenbild.-Anst. Iii. T. 2
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Extrahierte Personennamen: Jendi Erdk
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Deutschland Lome Togo Togo
Nordafrika. 9
Den Engländern gehören die Sierra Leone-Küste mit F r e e t o w n (sritaun), die
G o l d k ü st e mit den nördlich davon liegenden Gebieten (dem Reich der A s ch a n t i)
und Nigeria; dieses umfaßt das untere Nigergebiet und erstreckt sich bis an den Tsadsee.
Die bedeutendste Siedelung ist Lagos, der wichtigste Platz der ganzen Guineaküste.
Im Gebiete der G o l d k ü st e hat die Erzeugung von Kakao gewaltige Fortschritte gemacht;
es liefert hiervon mit die größten Mengen in den Handel. In N i g e r i a gewinnt der Baum-
»vollbau stetig an Ausdehnung. — Zwischen dem englischen Reich der Aschanti und dem
französischen Dahome liegt die deutsche Kolonie Togo. — An die Sierra Leone-Küste
schließt sich die Negerrepublik Liberia an. — Ter Ost- oder Britische Sudan besitzt in
Chartum am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil seinen wirtschaftlichen
Mittelpunkt. /
, j( - Die Neger.
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevöl-
k e r u n g eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende
Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nord-
afrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Hannibal über die Pyrenäen
und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist
ihre dunklehautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze
Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe
der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie
„vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Ge-
sichts- und Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Muskulatur
der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach ge-
hören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und
dem Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort
Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche
kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich
Reste der Urbevölkerung wie~~tne ^wermamme Mne'rafrikas." Im Norden der Sahara
bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mschvolker äm^rem?'Neg?r, so die Ägypter und die Berber
oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger
den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großen-
teils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute
iu Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große
Aufgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß
sein; denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine
Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist
nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack
und Schönheitssinn, wenn auch in primitiven Formen, verrät er in Musik und Tanz und in
der Ausschmückung seiner Wohnstätten. Als S ch a t t e n s e i t e n des Negercharakters gel- f /'
ten Unzuverlässigkeit, Leichtsinn, Lügenhaftigkeit, Habgier und Sinnlichkeit. Die s o z i a l e n V^
Verhältnisse ver^Neger sinö'mcht üngeordnek,wie martftc!)Ims^Leben der Wildetfcr:—-— 'S
gewöhnlich vorstellt. Die Ehe wird durch Kauf geschlossen und schon dadurch ihre Lösung er-^
schwert. In der A r b e i t s t e ilu n g fallen dem Mann die Arbeiten zu, die mehr Kraft,
der Frau dagegen die, die mehr Ausdauer und Geschicklichkeit erfordern. Der Mann treibt
das Vieh aufs Feld, beschützt es gegen Raubtiere, gräbt die Brunnen und jagt. Die Frau
führt die Aufsicht über die Kinder, bebaut das Feld zusammen mit den jüngeren Kindern,
sie baut und unterhält unter Mithilfe des Mannes das Haus, sorgt für Brennholz und
Wasser. Zu Hause hat natürlich der Mann die Herrschaft. Die Bedingungen eines glück-
lichen Familienlebens sind in der festen Gliederung der Familie gegeben. Neben einer
sehr ausgedehnten Unabhängigkeit in der Lebensführung beobachtet man bei allen blühen-
den Negervölkern eine abergläubische Hochachtung vor ihren Herr-
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Extrahierte Personennamen: Lagos Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Nigeria Aschanti Togo Negerrepublik_Liberia Chartum Amerika Afrika Rom Ruanda Viktoria- Sahara Amerika Afrika