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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 237

1864 - Essen : Bädeker
23-7 Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Luther brach der schmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so- gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche, vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Augsburger Religionsfrieden, 26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings- plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei- willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss. 47. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers. In Wittenberg, der starken Luthersfeste, Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen. Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen, Doch neue Wurzeln schlagen rings die Aeste. In Luthers Feste Hausen fremde Gäste, Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen; Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen, Da rührn billig auch des Leibes Reste. Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret. „Auf denn, und räche dich an den Gebeinen, Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!" So hört man aus der Diener Troß den einen. Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen." (Hagenlach.) 48. Melanchthon. Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon, war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo sein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst- gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter Zucht hielt. Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern- begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften, so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen Schlag erhalten hätte. Hierauf kam der Knabe in die gelehrte Schule zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512 nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre, Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 325

1864 - Essen : Bädeker
325 ausmacht und vielleicht früher der Boden des Mittelmeeres war. — Viele Wüsten werden von Karawanen mit Kameelen, Pferden und Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch die Fußtritte so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies ist auch wirk- lich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich gewaltige Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden in wenigen Stunden alle Spuren verweht. Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so groß, als ganz Europa. Denn Europa hat 182,000 Quadratmeilen, Afrika deren 550,000. Allein während in Europa an 266 Millionen Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal größeren Afrika nur 150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika, als die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen. Es laßt sich daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht genau schätzen. Nach den neuesten Nachrichten hat man aber Grund, zu vermuthen, daß das Innere theilweise viel besser angebaut ist und zahlreicher bewohnt wird, als man bis jetzt glaubte. „Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren); weiter südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter gegen die südliche Spitze Hottentotten und Kaffern. Zerstreut unter ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden früher gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringer Art, als eine Gattung von Thieren angesehen, mit denen man Handel treiben kann, wie mit anderm Vieh; allein mit, sehr großem Unrechte. Die Neger sind verständige Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Gei- stes und des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bil- dung ; ihr Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissen- schaftlich zu entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner,' Na- mens Fulter, und ein noch größerer Astronom, Namens Bamaker, waren Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu werden, was sie unter uns würden geworden sein. Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den inneren Theilen des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen, Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen bewässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die genüg- samen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl- riechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in der Wüste wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man Oasen. Sie werden stark bewohnt und sind meistens durch eine Menge Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 393

1864 - Essen : Bädeker
393 zwischen den Wendekreisen durch das atlantische Meer, der sich an Amerika's Küste bricht. Er treibt mit einer solchen Kraft auf die Ostseite der neuen Welt, daß der Felsdamm von Panama viel- leicht doch schon durchbrochen wäre, lägen nicht als Schutz die großen und kleinen Antillen davor. Dieser Strom, der Äquatorialstrom genannt, spaltet sich in einen nördlichen und südlichen, wenn er sich der amerikanischen Küste genähert hat. Der südliche bildet die brasilianische Küstenftrömung, die sich in einer Entfernung von 200 Meilen vom Lande hält und zuletzt wieder nach der Südspitze von Afrika herübergcrissen wird. Der nördliche, nach dem Golf von Mexiko der Golfstrom genannt, geht längs der Küste von Florida an den vereinigten uordamerikanischen Freistaaten vorbei bis zur groß- ßen Neufoundlandsbank, wo sich alljährlich zahlreiche Stocksische und zahlreiche Schiffe zum Fang derselben einfinden. Von Neufound- land aus wendet er sich nach Osten, der Bewegung der Erde folgend, und läuft, je nach den Jahreszeiten, bald südlich, bald nördlich von den Azoren, ja oft selbst an der Küste Englands aus. Von den Azoren ist die Strömung dann auf Afrika gerichtet, wo sie so an Schnelligkeit zunimmt, daß sie ein Schiff in einem Tage 30 Meilen forttreibt, daher alle diejenigen, welche nach der Südspitze von Afrika segeln, sich nahe an der Küste halten, beim Rückweg aber so weit von der Küste bleiben, daß die Strömung keine Wirkung mehr äußert. Zuletzt wird der Golfstrom an der Küste von Afrika wieder nach Westen fortgerissen und macht so einen Kreislauf nahe an 4000 Meilen, aber nicht überall mit gleicher Schnelligkeit. Man hat berech- net, daß ein Boot ohne Segel, ihm ganz überlassen, in drei Jahren den Kreislauf vollenden würde. In dem Golf von Mexiko wird er unter dem Einflüsse einer tropischen Sonne wie in einem riesigen Kochtopfe täglich erwärmt und dann in Gegenden getragen, die einer ganz anderen Temperatur angehören, um dort die aus dem Norden einbrechenden Eisschollen zu schmelzen. Sieben Wochen nach dem Aus- flusse aus dem mexikanischen Golf haben seine Temperatur nur wenig zu vermindern vermocht, und erst die Eisschollen, welche im Mai aus dem Norden in ihn einbrechen, vermindern seine Wärme, müssen dies aber mit ihrer eignen Zerstörung büßen. Lange vor der Entdeckung Amerika's hatte der wohlthätige Golfstrom schon Zeichen des Lebens von diesem Erdtheile gegeben, hatte treulich jedes Jahr Bäume, Früchte, Samenkörner von Amerika an den Küsten Irlands, Frankreichs, Schwe- dens abgesetzt und so unermüdlich zum Aufsuchen aufgefordert; aber Lange glaubte man, eine verzauberte, in Nebel gehüllte Insel sei cs, welche diese Sachen schicke, um die Neugierigen zu verführen und ins Unglück zu stürzen. Jetzt weiß man, daß der die Westküsten unseres Erdtheils erwärmende Golfstrom sie bringt. Hat man doch schon oft an Amerika's Küste absichtlich dem Golfstrom Flaschen mit Früchten übergeben, die dann nach der alten Welt hinübergeschwommen sind. - Auch in den salzigen Fluthen des mittelländischen Meeres

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 503

1864 - Essen : Bädeker
503 zur Ueberwältigung der „Rebellion", wie er die Glaubenstreue nannte, and der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß, die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter- lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in ihrem Glauben. Run befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen längstens'3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher, trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam die Zeit, daß auch die Angesessenen weg mußten und nur wenige hat- ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er- barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste, unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt wiffen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi- schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus- gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel" führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache, auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall erscholl von Bergen und Thalern, durch Dörfer und Städte das Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet, und welches anhebt: „Ich bin ein armer Exulant, Also thu' ich mich schreiben; Man thut mich aus dem Vaterland Um Gottes Wort vertreiben. Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ, Es ist dir auch so gangen; Jetzt will ich dein Nachfolger sein — Herr, mach's nach dein'm Verlangen I Am meisten Aufsehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg, 750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 383

1864 - Essen : Bädeker
383 des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen. Weiter: Sie ist rings um und um, wo sie Land hat, und wo die Hitze oder der bittere Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl besetzt und mit Thieren und vernünftigen Menschen belebt. Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der Geschöpfe mit dem Kopfe abwärts hinge und in Gefahr stehe, von der Erde weg und in die Luft herabzufallen. Dies ist lächerlich. Überall werden die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und können ihr nicht entlaufen. Überall nennt man unten, was man unter den Füßen hat, und oben, was über dem Haupte hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den Himmel voll Licht oder Sterne über sich haben. Aber der Leser wird nicht wenig staunen, wenn er's zum ersten Male hören sollte, wie groß diese Kugel sei. Denn der Durchmesser der Erde beträgt in gerader Richtung von einem Punkte der Oberfläche durch den Kern oder Mittelpunkt hindurch zum andern Punkt 1720 deutsche Meilen. Der Umkreis der Kugel aber beträgt 5400 deutsche Meilen. Ihre Oberfläche jedoch beträgt über 9 Mil- lionen Meilen ins Gevierte, und davon sind mehr als zwei Dritt- theile Wasser und fast ein Dritttheil Land. Das Land besteht aus den fünf Erdtheilen: Europa, Asien, Afrika, Amerika und Australien; das Wasser bildet fünf große Meere: das nördliche und südliche Eismeer — das atlantische Meer, von dem die Nord - und Ostsee und das mittelländische Meer Theile sind — der große Ocean, dessen südlicher Theil auch stilles Meer oder Südsee heißt — und das indische Meer. Die ganze Masse der Erde aber beträgt mehr als 2662 Millionen Kubikmeilen. Das haben die Gelehrten mit großer Genauigkeit ausgemessen und ausgerechnet und sprechen davon, wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche Allmacht begreifen, die diese ungeheuer große Kugel, schwebend in der unsichtbaren Hand, trägt und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen leben- digen Odem in die Nase, Man rechnet, daß über tausend Millionen Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben Gott in die Kost gehen, ohne die Thiere. Er thut seine milde Hand auf, und sättiget Alles, was da lebet mit Wohlgefallen. (Psalm 104.) Die Erde ist ringsum mit Luft umgeben. Sie umfluthet den Erdball gleichsam wie ein unsichtbares Meer. Diese blaue Lufthülle ist der Sammelplatz vieler Naturstoffe und Naturerscheinungen: Wolken, Nebel, Regen, Schnee und Hagel — Donner und Blitz. Wie hoch der Luftkreis ist, das haben die Gelehrten noch nicht genau herausbringen können; daß aber die Dünste der Erde ihn bis auf eine Höhe von etwa 10 Meilen füllen, wird von ihnen be- hauptet, und daher nennt man diesen untern Theil desselben auch Dunstkreis oder Atmosphäre. Die Luft ist in der Nähe der Erde

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 389

1864 - Essen : Bädeker
389 die darin sind, fressen. Todte Menschen, die im Schiffe sterben und ins Meer gesenkt werden, verschlingt er ganz und gar. — Unter allen Schätzen des Meeres — besonders des indischen Oceans — nehmen die Perlen, welche sich in den Schalen der Perlenmuscheln finden, den ersten Rang ein. Sie werden von Tau- chern, die man aus Kähnen an langen Seilen hinunterläßt, vom Meeresboden herauf geholt. Es ist dies ein gefährliches Geschäft, aber eine Perle kostet auch oft 25—30 Thlr. Das Meerwasser unterscheidet sich von dem Wasser auf dem Lande, dem Süßwasser, vorzüglich dadurch, daß es nicht bloß ^viele aufgelös'te Salztheile in sich enthält, sondern auch mit faulenden Über- resten von Seefischen und andern Seethieren angefüllt ist, so daß es davon einen ekelhaften, bittern, Brechen erregenden Geschmack hat, und darum untrinkbar ist. Die Seefahrer sind daher genöthigt, Wasser vom Lande in Fässern mit sich zu führen, das aber auch ungenießbar wird, wenn es Unreinigkeiten enthält, die faulen können. Was muß doch so ein Seeschiff, besonders aber ein Kriegs- schiff, ein ungeheures Gebäude sein. Ein vollständiges Linienschiff hat vier Stockwerke über dem Wasser, und darunter noch die unge- heuern Schiffsräume in dem Wasser. Hundert und zwanzig Kano- nen schauen in vier Reihen mit ihren furchtbaren Schlünden zu den Luken heraus; eine Besatzung von 1000 Mann hat in dem gewaltigen Raume ihre Schlafstellen, Speisesäle, Zimmer und Vorrathskammern für Lebensmittel, Kohlen, Pulver, Kanonenkugeln und Schiffsmaterial. Was muß das für eine entsetzliche Verwüstung sein, wenn ein solcher Pallast mit so vielen Menschen in die Luft fliegt! Was für ein un- geheurer Verlust ist es aber auch, wenn in einer Seeschlacht 8 ja 12 Schiffe genommen werden oder untergehen! Zmn Baue gehört ein ganzer Wald von Eichen; 1000 starke Stämme sind nöthig zu einem Schiff, das 100 Kanonen führt. Und wie leicht und sicher schwimmt dennoch ein solcher Koloß auf dem Wasser dahin, wohin der Mensch ihn haben will! — 4. Das nördliche Eismeer. Groß sind die Gefahren der Korallenriffe im stillen Ocean, aber sie können sich nicht messen mit den Schrecknissen des Polarmeeres, und dennoch reizt dieses heilige Meer, wie es an einer Stelle nördlich von Asien heißt, immer von neuem wieder, seinen eisigen Schleier zu lüften, der noch so viele Geheimnisse birgt. Mancher Name eines kühnen Seefahrers steht schon an seinen Küsten eingegraben und zeugt von den Versuchen, die man anstellte, die nördliche Seite von Asien und Amerika zu umschiffen. Selbst bis dahin, wo die Sonne Monate lang verschwindet, das flüssige Quecksilber zu hammerhartem Stein wird, wo die Schneelerche und die Schneegans nicht mehr- ausdauern können, die weißen Füchse und die grimmigen Eisbären sich schleichend zurückgezogen haben, und die schaurige Todtenstille nur

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 392

1864 - Essen : Bädeker
692 Kap Leopold überwintert. Ueber dreißig Unternehmungen wurden nun von 1849 bis 1859 gemacht, um die Verschollenen aufzusuchen oder Kunde ihres Heldentodes zu bringen. Endlich gelang dieses der letzten Expedition, welche die Gemahlin Franklins im Juli 1857 unter dem Kapitain M'clintocks ausgesandt hatte. Derselbe ist am 21. September 1859 zurückgekehrt und hat die Nachricht mitgebracht, daß die Mannschaft Franklins ihre Schiffe am 22. April 1848 (also bei- nahe 3 Jahre nach der Abfahrt von England) 5 Meilen nordnord- westlich von der Küste von King Williams Island verlassen habe, und daß die Schiffe dort später zu Grunde gegangen seien. An einem Punkte der Nordwestküste von King Williams Island fand man unter einigen losen Steinen ein Zinngehäuse, das einen vom 25. April 1848 datirten Zettel enthielt, auf welchem die Nachricht niedergeschrieben war, „daß die Schiffe, nachdem sie seit dem 12. September 1846 vom Eise eingeschlossen gewesen, am 22. April 1848 von der Mannschaft ver- lassen worden und daß die noch am Leben befindliche Bemannung, in Allem 105 Personen, unter dem Kommando des Kapitains Crozier von da nach dem Fischflusse aufgebrochen sei. Franklin sei schon am 11. Juni 1847 gestorben und der Gesammtverlust durch Todesfälle in der Expedition betrage bis jetzt 9 Offiziere und 15 Mann." — Viele Gegenstände der Expedition wurden theils ge- funden, theils von den Eskimos eingetauscht; auch fand man meh- rere Skelette von den Personen der Expedition — und doch bleibt der Möglichkeit Raum, daß immer noch ein Rest des Restes der Mann- schaft irgendwo in jenen Eisfeldern ein kümmerliches Dasein fristet. 3. Die Strömungen im Meere. Zwischen den Wendekreisen des großen Oceans, des atlan- tischen und des indischen Meeres fluthet in unwandelbarer Rich- tung, der Achsendrehung der Erde entgegen, das Meer gleich einem unaufhörlichen Strome von Osten nach Westen. Wie ein Riesenfluß, dessen Ufer aber wiederum Meerwaffer ist, bewegt es sich in dem großen Ocean in schwacher leiser Strömung von der steilen Westküste Chili's und Peru'ö aus, bis sich ihm in den südindischen Inseln die ersten Hindernisse entgegenstellen. Mit Gewalt stürzt es nun an die östliche Küste Asiens, die daher so viele Buchten und Busen hat, drängt sich zwischen Borneo, Celebes, Java nach Cey- lon und Madagaskar hin und theilt sich an der Ostküste Afrikas, wo der eine Theil das Kap der guten Hoffnung umfluthet, wäh- rend der andere auf das rothe Meer sich stürzt. Nicht umsonst führt die Eingangsstraße zu demselben den Namen „Thränenpforte", nicht umsonst warnt das Kap „Hüte dich" den Schiffer, der das rothe Meer verlassen will. Gar oft wird er drei- bis viermal in dasselbe hinein geworfen, ehe es ihm gelingt, das durch eine Insel getheilte, hafenlose Thor der Thränen zu durchschiffen. — Wie von Ame- rikas Westseite, so geht auch von Afrika's Westseite ein Strom

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 394

1864 - Essen : Bädeker
394 kreiset ein Strom. Mit herkulischer Gewalt durchbrach der Ocean einst den Gebirgsrücken, der bei den Säulen des Herkules (Gibral- tar) Afrika mit Europa verband, stürzte dann in das tiefer gele- gene Becken hinter dem Gebirgswall und bildete den westlichen Theil des mittelländischen Meeres, während der östliche durch den Durchbruch des schwarzen Meeres entstand, das ehedem keinen Ausweg hatte und bei Konstantinopel die Verbindung Asiens mit Europa schwach genug fand, um diese Erdtheile hier zu trennen. Wie heftig dieser Durchbruch gewesen sein muß, zeigen die vielen und verschieden geformten Eilande des Jnselmeeres. Noch jetzt schickt das schwarze Meer seine Gewässer fortwährend durch die Straße von Konstanti- nopel in den Archipel, von wo aus sich der Strom an der Küste von Kleinasten herunterschlägt, dann in westlicher Richtung an der Nordküste Afrika's entlang nach Gibraltar geht. In entgegen- gesetzter Richtung bewegt sich noch immer ein Slrom aus deni atlantischen Ocean über den Hügelrücken hinweg, der quer durch die Straße von Gibraltar wie eine Binde von Afrika nach Europa hin- zieht, und läuft an der Südküste von Europa entlang, weshalb alle Schiffe, wollen sie auf dem mittelländischen Meere nach dem Morgen- lande fahren, stets an der europäischen Küste entlang segeln, kehren sie zurück, an der afrikanischen. So kreiset das Meer auf der östlichen wie aus der westlichen Erdhälfte ohne Unterbrechung, und die Erdtheilc tragen deutlich genug die Spuren davon. Alle sind an ihrer Ostküste zerrissen und zersplittert, mit Trümmern von Inseln besäet und mit Halbinseln versehen. Außer diesen Strömungen macht der Ocean noch innerhalb eines Tages, gleich einem gewaltigen Pendel, regelmäßig vier Schwingungen, bekannt unter den Namen Ebbe und Fluth. — Ohne dieses Pulsiren des Meeres würde weder der Wind noch der Salzgehalt dasselbe vor Fäulniß und alle Wesen vor dem Tode be- wahren; denn nur diese Pulsschläge sind es, welche vermögen, das Meer bis auf seinen tiefsten Grund zu erschüttern und dadurch die Fäulniß zu verhüten. So arbeitet das Meer seit Anbeginn in rast- loser Thätigkeit, als ob es athmete und lebre. Das nimmer ruhende Waffer zirkulirt durch alle seine Theile hindurch, wie das Blut sich bewegt vom Herzen zu den Gliedern und von den Gliedern wieder zum Herzen. 6. Bildung der Erdoberfläche. Wenn man mit einem Male das Meer ablassen könnte, würde es auf seinem Grunde nicht viel anders aussehen, als auf vielen Stellen Unserer Erdoberfläche. Wir würden da große, lange Sandstächen und Berge von Kalk und Gips sehen, die sich aus dem Meerwasser gebil- det haben, alle untermischt mit häufigen Muscheln und anderen See- thierüberresten. Unseren meisten Bergen merkt man gar leicht an, daß sie in einem großen Meere und unter einem großen Meere gebildet sind. Denn viele von ihnen sind ganz erfüllt von Muschel- und See-
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