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Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Luther brach der
schmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schlacht
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Augsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
47. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luthersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Aeste.
In Luthers Feste Hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da rührn billig auch des Leibes Reste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hagenlach.)
48. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
sein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Hierauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
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Extrahierte Personennamen: Luther Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Melanchthon Philipp_Melanchthon Philipp Georg Philipp Philipp Melanchthon
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ausmacht und vielleicht früher der Boden des Mittelmeeres war. —
Viele Wüsten werden von Karawanen mit Kameelen, Pferden und
Eseln durchzogen; man sollte also glauben, es müßte durch die Fußtritte
so vieler Thiere eine bleibende Straße entstehen, und dies ist auch wirk-
lich eine Zeit lang der Fall. Nun aber stellen sich plötzlich gewaltige
Wirbelwinde ein, die den Flugsand aufjagen, und so werden in wenigen
Stunden alle Spuren verweht.
Afrika ist die größte Halbinsel in der Welt und dreimal so
groß, als ganz Europa. Denn Europa hat 182,000 Quadratmeilen,
Afrika deren 550,000. Allein während in Europa an 266 Millionen
Menschen wohnen, nimmt man in dem dreimal größeren Afrika nur
150 Millionen an. Doch kennen wir nicht viel mehr von Afrika, als
die Küsten, d. h. kaum zwei Fünftel des Ganzen. Es laßt sich
daher auch die Anzahl der Bewohner gar nicht genau schätzen. Nach
den neuesten Nachrichten hat man aber Grund, zu vermuthen, daß das
Innere theilweise viel besser angebaut ist und zahlreicher bewohnt wird,
als man bis jetzt glaubte.
„Und wer sind die Bewohner von Afrika?" Im nördlichen
Theile sind es Türken und Araber (Mauren oder Mohren);
weiter südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter
gegen die südliche Spitze Hottentotten und Kaffern. Zerstreut unter
ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden früher
gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringer Art, als eine
Gattung von Thieren angesehen, mit denen man Handel treiben kann,
wie mit anderm Vieh; allein mit, sehr großem Unrechte. Die Neger
sind verständige Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Gei-
stes und des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere Bil-
dung ; ihr Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wissen-
schaftlich zu entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner,' Na-
mens Fulter, und ein noch größerer Astronom, Namens Bamaker,
waren Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer Art, ungekannt
von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin, ohne das zu
werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr Neigung haben sie zur Viehwirthschaft. In den inneren Theilen
des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Schafen,
Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikanischen
Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt, die
wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder Seen
bewässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die genüg-
samen Kameele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens wohl-
riechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die in
der Wüste wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man
Oasen. Sie werden stark bewohnt und sind meistens durch eine Menge
Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.
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Extrahierte Personennamen: Namens_Bamaker
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Europa Europa Afrika Europa Afrika Afrika Afrika Afrika
393
zwischen den Wendekreisen durch das atlantische Meer, der sich an
Amerika's Küste bricht. Er treibt mit einer solchen Kraft auf die
Ostseite der neuen Welt, daß der Felsdamm von Panama viel-
leicht doch schon durchbrochen wäre, lägen nicht als Schutz die großen
und kleinen Antillen davor. Dieser Strom, der Äquatorialstrom
genannt, spaltet sich in einen nördlichen und südlichen, wenn
er sich der amerikanischen Küste genähert hat. Der südliche bildet die
brasilianische Küstenftrömung, die sich in einer Entfernung von
200 Meilen vom Lande hält und zuletzt wieder nach der Südspitze
von Afrika herübergcrissen wird. Der nördliche, nach dem Golf von
Mexiko der Golfstrom genannt, geht längs der Küste von Florida
an den vereinigten uordamerikanischen Freistaaten vorbei bis zur groß-
ßen Neufoundlandsbank, wo sich alljährlich zahlreiche Stocksische
und zahlreiche Schiffe zum Fang derselben einfinden. Von Neufound-
land aus wendet er sich nach Osten, der Bewegung der Erde folgend,
und läuft, je nach den Jahreszeiten, bald südlich, bald nördlich von
den Azoren, ja oft selbst an der Küste Englands aus. Von den
Azoren ist die Strömung dann auf Afrika gerichtet, wo sie so an
Schnelligkeit zunimmt, daß sie ein Schiff in einem Tage 30 Meilen
forttreibt, daher alle diejenigen, welche nach der Südspitze von Afrika
segeln, sich nahe an der Küste halten, beim Rückweg aber so weit von
der Küste bleiben, daß die Strömung keine Wirkung mehr äußert.
Zuletzt wird der Golfstrom an der Küste von Afrika wieder nach
Westen fortgerissen und macht so einen Kreislauf nahe an 4000
Meilen, aber nicht überall mit gleicher Schnelligkeit. Man hat berech-
net, daß ein Boot ohne Segel, ihm ganz überlassen, in drei Jahren
den Kreislauf vollenden würde. In dem Golf von Mexiko wird er
unter dem Einflüsse einer tropischen Sonne wie in einem riesigen
Kochtopfe täglich erwärmt und dann in Gegenden getragen, die einer
ganz anderen Temperatur angehören, um dort die aus dem Norden
einbrechenden Eisschollen zu schmelzen. Sieben Wochen nach dem Aus-
flusse aus dem mexikanischen Golf haben seine Temperatur nur wenig
zu vermindern vermocht, und erst die Eisschollen, welche im Mai aus
dem Norden in ihn einbrechen, vermindern seine Wärme, müssen dies
aber mit ihrer eignen Zerstörung büßen. Lange vor der Entdeckung
Amerika's hatte der wohlthätige Golfstrom schon Zeichen des Lebens
von diesem Erdtheile gegeben, hatte treulich jedes Jahr Bäume, Früchte,
Samenkörner von Amerika an den Küsten Irlands, Frankreichs, Schwe-
dens abgesetzt und so unermüdlich zum Aufsuchen aufgefordert; aber
Lange glaubte man, eine verzauberte, in Nebel gehüllte Insel sei cs,
welche diese Sachen schicke, um die Neugierigen zu verführen und ins
Unglück zu stürzen. Jetzt weiß man, daß der die Westküsten unseres
Erdtheils erwärmende Golfstrom sie bringt. Hat man doch schon oft
an Amerika's Küste absichtlich dem Golfstrom Flaschen mit Früchten
übergeben, die dann nach der alten Welt hinübergeschwommen sind.
- Auch in den salzigen Fluthen des mittelländischen Meeres
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Extrahierte Ortsnamen: Panama Afrika Mexiko Florida Englands Afrika Afrika Afrika Mexiko Amerika Irlands Frankreichs
503
zur Ueberwältigung der „Rebellion", wie er die Glaubenstreue nannte,
and der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß,
die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter-
lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in
ihrem Glauben. Run befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes
Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen
längstens'3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die
erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher,
trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei
tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten
in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände
Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von
Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu
kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam
die Zeit, daß auch die Angesessenen weg mußten und nur wenige hat-
ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage
huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er-
barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu
Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit
Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste,
unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott
und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung
und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber
seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt
wiffen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er
sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi-
schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus-
gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel"
führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen
Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache,
auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall
erscholl von Bergen und Thalern, durch Dörfer und Städte das
Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph
Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde
um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet,
und welches anhebt:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also thu' ich mich schreiben;
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.
Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ,
Es ist dir auch so gangen;
Jetzt will ich dein Nachfolger sein —
Herr, mach's nach dein'm Verlangen I
Am meisten Aufsehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit
den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg,
750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Joseph
Scheitberger Bergmann Jesu_Christ
383
des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen.
Weiter: Sie ist rings um und um, wo sie Land hat, und wo die
Hitze oder der bittere Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl
besetzt und mit Thieren und vernünftigen Menschen belebt.
Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der Geschöpfe
mit dem Kopfe abwärts hinge und in Gefahr stehe, von der Erde weg
und in die Luft herabzufallen. Dies ist lächerlich. Überall werden
die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und
können ihr nicht entlaufen. Überall nennt man unten, was
man unter den Füßen hat, und oben, was über dem Haupte
hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle
sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den Himmel
voll Licht oder Sterne über sich haben.
Aber der Leser wird nicht wenig staunen, wenn er's zum ersten
Male hören sollte, wie groß diese Kugel sei. Denn der Durchmesser
der Erde beträgt in gerader Richtung von einem Punkte der Oberfläche
durch den Kern oder Mittelpunkt hindurch zum andern Punkt 1720
deutsche Meilen. Der Umkreis der Kugel aber beträgt 5400
deutsche Meilen. Ihre Oberfläche jedoch beträgt über 9 Mil-
lionen Meilen ins Gevierte, und davon sind mehr als zwei Dritt-
theile Wasser und fast ein Dritttheil Land. Das Land besteht
aus den fünf Erdtheilen: Europa, Asien, Afrika, Amerika und
Australien; das Wasser bildet fünf große Meere: das nördliche
und südliche Eismeer — das atlantische Meer, von dem die Nord -
und Ostsee und das mittelländische Meer Theile sind — der große
Ocean, dessen südlicher Theil auch stilles Meer oder Südsee heißt
— und das indische Meer. Die ganze Masse der Erde aber beträgt
mehr als 2662 Millionen Kubikmeilen. Das haben die Gelehrten
mit großer Genauigkeit ausgemessen und ausgerechnet und sprechen davon,
wie von einer gemeinen Sache. Aber niemand kann die göttliche
Allmacht begreifen, die diese ungeheuer große Kugel, schwebend in der
unsichtbaren Hand, trägt und jedem Pflänzlein darauf seinen Thau und
sein Gedeihen giebt und dem Kindlein, das geboren wird, einen leben-
digen Odem in die Nase, Man rechnet, daß über tausend Millionen
Menschen zu gleicher Zeit auf der Erde leben und bei dem lieben
Gott in die Kost gehen, ohne die Thiere. Er thut seine milde Hand
auf, und sättiget Alles, was da lebet mit Wohlgefallen. (Psalm 104.)
Die Erde ist ringsum mit Luft umgeben. Sie umfluthet den
Erdball gleichsam wie ein unsichtbares Meer. Diese blaue Lufthülle
ist der Sammelplatz vieler Naturstoffe und Naturerscheinungen:
Wolken, Nebel, Regen, Schnee und Hagel — Donner und
Blitz. Wie hoch der Luftkreis ist, das haben die Gelehrten noch
nicht genau herausbringen können; daß aber die Dünste der Erde ihn
bis auf eine Höhe von etwa 10 Meilen füllen, wird von ihnen be-
hauptet, und daher nennt man diesen untern Theil desselben auch
Dunstkreis oder Atmosphäre. Die Luft ist in der Nähe der Erde
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Afrika Amerika Australien Ostsee
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die darin sind, fressen. Todte Menschen, die im Schiffe sterben und
ins Meer gesenkt werden, verschlingt er ganz und gar. —
Unter allen Schätzen des Meeres — besonders des indischen
Oceans — nehmen die Perlen, welche sich in den Schalen der
Perlenmuscheln finden, den ersten Rang ein. Sie werden von Tau-
chern, die man aus Kähnen an langen Seilen hinunterläßt, vom
Meeresboden herauf geholt. Es ist dies ein gefährliches Geschäft,
aber eine Perle kostet auch oft 25—30 Thlr.
Das Meerwasser unterscheidet sich von dem Wasser auf dem
Lande, dem Süßwasser, vorzüglich dadurch, daß es nicht bloß ^viele
aufgelös'te Salztheile in sich enthält, sondern auch mit faulenden Über-
resten von Seefischen und andern Seethieren angefüllt ist, so daß es
davon einen ekelhaften, bittern, Brechen erregenden Geschmack hat, und
darum untrinkbar ist. Die Seefahrer sind daher genöthigt, Wasser
vom Lande in Fässern mit sich zu führen, das aber auch ungenießbar
wird, wenn es Unreinigkeiten enthält, die faulen können.
Was muß doch so ein Seeschiff, besonders aber ein Kriegs-
schiff, ein ungeheures Gebäude sein. Ein vollständiges Linienschiff hat
vier Stockwerke über dem Wasser, und darunter noch die unge-
heuern Schiffsräume in dem Wasser. Hundert und zwanzig Kano-
nen schauen in vier Reihen mit ihren furchtbaren Schlünden zu den
Luken heraus; eine Besatzung von 1000 Mann hat in dem gewaltigen
Raume ihre Schlafstellen, Speisesäle, Zimmer und Vorrathskammern
für Lebensmittel, Kohlen, Pulver, Kanonenkugeln und Schiffsmaterial.
Was muß das für eine entsetzliche Verwüstung sein, wenn ein solcher
Pallast mit so vielen Menschen in die Luft fliegt! Was für ein un-
geheurer Verlust ist es aber auch, wenn in einer Seeschlacht 8 ja 12
Schiffe genommen werden oder untergehen! Zmn Baue gehört ein
ganzer Wald von Eichen; 1000 starke Stämme sind nöthig zu einem
Schiff, das 100 Kanonen führt. Und wie leicht und sicher schwimmt
dennoch ein solcher Koloß auf dem Wasser dahin, wohin der Mensch
ihn haben will! —
4. Das nördliche Eismeer.
Groß sind die Gefahren der Korallenriffe im stillen Ocean,
aber sie können sich nicht messen mit den Schrecknissen des Polarmeeres,
und dennoch reizt dieses heilige Meer, wie es an einer Stelle nördlich
von Asien heißt, immer von neuem wieder, seinen eisigen Schleier
zu lüften, der noch so viele Geheimnisse birgt. Mancher Name eines
kühnen Seefahrers steht schon an seinen Küsten eingegraben und zeugt
von den Versuchen, die man anstellte, die nördliche Seite von
Asien und Amerika zu umschiffen. Selbst bis dahin, wo die Sonne
Monate lang verschwindet, das flüssige Quecksilber zu hammerhartem
Stein wird, wo die Schneelerche und die Schneegans nicht mehr-
ausdauern können, die weißen Füchse und die grimmigen Eisbären
sich schleichend zurückgezogen haben, und die schaurige Todtenstille nur
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692
Kap Leopold überwintert. Ueber dreißig Unternehmungen wurden
nun von 1849 bis 1859 gemacht, um die Verschollenen aufzusuchen
oder Kunde ihres Heldentodes zu bringen. Endlich gelang dieses der
letzten Expedition, welche die Gemahlin Franklins im Juli 1857 unter
dem Kapitain M'clintocks ausgesandt hatte. Derselbe ist am 21.
September 1859 zurückgekehrt und hat die Nachricht mitgebracht, daß
die Mannschaft Franklins ihre Schiffe am 22. April 1848 (also bei-
nahe 3 Jahre nach der Abfahrt von England) 5 Meilen nordnord-
westlich von der Küste von King Williams Island verlassen habe,
und daß die Schiffe dort später zu Grunde gegangen seien. An einem
Punkte der Nordwestküste von King Williams Island fand man unter
einigen losen Steinen ein Zinngehäuse, das einen vom 25. April 1848
datirten Zettel enthielt, auf welchem die Nachricht niedergeschrieben war,
„daß die Schiffe, nachdem sie seit dem 12. September 1846 vom Eise
eingeschlossen gewesen, am 22. April 1848 von der Mannschaft ver-
lassen worden und daß die noch am Leben befindliche Bemannung, in
Allem 105 Personen, unter dem Kommando des Kapitains Crozier
von da nach dem Fischflusse aufgebrochen sei. Franklin sei
schon am 11. Juni 1847 gestorben und der Gesammtverlust
durch Todesfälle in der Expedition betrage bis jetzt 9 Offiziere und
15 Mann." — Viele Gegenstände der Expedition wurden theils ge-
funden, theils von den Eskimos eingetauscht; auch fand man meh-
rere Skelette von den Personen der Expedition — und doch bleibt der
Möglichkeit Raum, daß immer noch ein Rest des Restes der Mann-
schaft irgendwo in jenen Eisfeldern ein kümmerliches Dasein fristet.
3. Die Strömungen im Meere.
Zwischen den Wendekreisen des großen Oceans, des atlan-
tischen und des indischen Meeres fluthet in unwandelbarer Rich-
tung, der Achsendrehung der Erde entgegen, das Meer gleich
einem unaufhörlichen Strome von Osten nach Westen. Wie ein
Riesenfluß, dessen Ufer aber wiederum Meerwaffer ist, bewegt es sich
in dem großen Ocean in schwacher leiser Strömung von der steilen
Westküste Chili's und Peru'ö aus, bis sich ihm in den südindischen
Inseln die ersten Hindernisse entgegenstellen. Mit Gewalt stürzt es
nun an die östliche Küste Asiens, die daher so viele Buchten und
Busen hat, drängt sich zwischen Borneo, Celebes, Java nach Cey-
lon und Madagaskar hin und theilt sich an der Ostküste Afrikas,
wo der eine Theil das Kap der guten Hoffnung umfluthet, wäh-
rend der andere auf das rothe Meer sich stürzt. Nicht umsonst führt
die Eingangsstraße zu demselben den Namen „Thränenpforte", nicht
umsonst warnt das Kap „Hüte dich" den Schiffer, der das rothe
Meer verlassen will. Gar oft wird er drei- bis viermal in dasselbe
hinein geworfen, ehe es ihm gelingt, das durch eine Insel getheilte,
hafenlose Thor der Thränen zu durchschiffen. — Wie von Ame-
rikas Westseite, so geht auch von Afrika's Westseite ein Strom
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Williams_Island Kapitains_Crozier Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Franklins Franklins England Westen Asiens Borneo Madagaskar Afrikas
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kreiset ein Strom. Mit herkulischer Gewalt durchbrach der Ocean
einst den Gebirgsrücken, der bei den Säulen des Herkules (Gibral-
tar) Afrika mit Europa verband, stürzte dann in das tiefer gele-
gene Becken hinter dem Gebirgswall und bildete den westlichen Theil
des mittelländischen Meeres, während der östliche durch den Durchbruch
des schwarzen Meeres entstand, das ehedem keinen Ausweg hatte
und bei Konstantinopel die Verbindung Asiens mit Europa schwach
genug fand, um diese Erdtheile hier zu trennen. Wie heftig dieser
Durchbruch gewesen sein muß, zeigen die vielen und verschieden
geformten Eilande des Jnselmeeres. Noch jetzt schickt das schwarze
Meer seine Gewässer fortwährend durch die Straße von Konstanti-
nopel in den Archipel, von wo aus sich der Strom an der Küste
von Kleinasten herunterschlägt, dann in westlicher Richtung an der
Nordküste Afrika's entlang nach Gibraltar geht. In entgegen-
gesetzter Richtung bewegt sich noch immer ein Slrom aus deni
atlantischen Ocean über den Hügelrücken hinweg, der quer durch die
Straße von Gibraltar wie eine Binde von Afrika nach Europa hin-
zieht, und läuft an der Südküste von Europa entlang, weshalb alle
Schiffe, wollen sie auf dem mittelländischen Meere nach dem Morgen-
lande fahren, stets an der europäischen Küste entlang segeln, kehren
sie zurück, an der afrikanischen. So kreiset das Meer auf der östlichen
wie aus der westlichen Erdhälfte ohne Unterbrechung, und die Erdtheilc
tragen deutlich genug die Spuren davon. Alle sind an ihrer Ostküste
zerrissen und zersplittert, mit Trümmern von Inseln besäet und mit
Halbinseln versehen. Außer diesen Strömungen macht der Ocean noch
innerhalb eines Tages, gleich einem gewaltigen Pendel, regelmäßig
vier Schwingungen, bekannt unter den Namen Ebbe und Fluth. —
Ohne dieses Pulsiren des Meeres würde weder der Wind noch der
Salzgehalt dasselbe vor Fäulniß und alle Wesen vor dem Tode be-
wahren; denn nur diese Pulsschläge sind es, welche vermögen, das
Meer bis auf seinen tiefsten Grund zu erschüttern und dadurch die
Fäulniß zu verhüten. So arbeitet das Meer seit Anbeginn in rast-
loser Thätigkeit, als ob es athmete und lebre. Das nimmer ruhende
Waffer zirkulirt durch alle seine Theile hindurch, wie das Blut sich
bewegt vom Herzen zu den Gliedern und von den Gliedern wieder
zum Herzen.
6. Bildung der Erdoberfläche.
Wenn man mit einem Male das Meer ablassen könnte, würde es
auf seinem Grunde nicht viel anders aussehen, als auf vielen Stellen
Unserer Erdoberfläche. Wir würden da große, lange Sandstächen und
Berge von Kalk und Gips sehen, die sich aus dem Meerwasser gebil-
det haben, alle untermischt mit häufigen Muscheln und anderen See-
thierüberresten. Unseren meisten Bergen merkt man gar leicht an, daß
sie in einem großen Meere und unter einem großen Meere gebildet sind.
Denn viele von ihnen sind ganz erfüllt von Muschel- und See-
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