Innere Zustände Bajoariens unter d. Agilolfingern. 23
konnte man an das Herzogsgericht Berufung einlegen. Der
Herzog und später der deutsche König oder Kaiser ließ die Amts-
tätigkeit der Grafen durch eigene Abgesandte (mi88i) überwachen.
Das basoarische Gesetzbuch, welches auf Betrieb des
Frankenkönigs Dagobert I zwischen 628 und 638 zu Stande
kam, setzte mit großer Genauigkeit die Strafen für verbrecherische
Handlungen fest. In der Regel waren dieß Geldstrafen zur
Entschädigung des Beleidigten nebst einem Friedegeld an das
Gericht und die herzogliche Kammer. Die Größe dieser Geld-
bußen richtete sich sowohl nach der Größe des Verbrechens, als
nach dem Rang und Stand des Verbrechers, wie des Beleidigten
oder Beschädigten. Beeinträchtigungen der Kirche oder kirchlicher
Personen wurden schwer geahndet. Die Kirchen hatten Asylrecht.
Verbrechen am weiblichen Geschlecht oder an Gastfreunden wur-
den mit doppeltem Wergcld (von wer d. i. homo, also Preis
des erschlagenen Mannes) gestraft. Wer nicht mit Geld oder
Besitz zahlen konnte, fiel in Knechtschaft. Nur drei Fälle, Mord
des Herzogs, Lockung des Feindes in's Vaterland und Uebergabe
eines festen Platzes an den Feind, also Hochverrat!), führten zum
Tode. Als Beweismittel galten vor allem der Eid und Zeugen,
die man, wie bei den Römern, am Ohrläppchen herbeizog, zum
Zeichen, daß sie nicht aus eigenem Autrieb, aus Zuneigung oder
Interesse gekommen seien. Außerdem waren noch die Gottes-
urtheile zulässig. Diese bestanden theils in der Feuerprobe
(die bloße Hand in's Feuer halten, durch einen brennenden Holz-
stoß gehen, ein glühendes Eisen mit bloßen Händen tragen oder
mit bloßen Füßen betreten), theils in der Wasserprobe, bald
mit siedendem Wasser (Kesselsang), bald mit kaltem (der Unter-
sinkende war unschuldig und wurde herausgezogen), theils in der
Kreuzprobe (unbewegliches Stehen mit ausgehobenen Händen
an einem Kreuze). Das berühmteste und bei den Freien
häufigste Gottesurtheil war der Zweikampf.
Die Bevölkerung theilte sich in Freie und Unfreie
(Hörige). Nach dem herzoglichen Geschlechts der Agilolfinger
waren unter den edlen Freien die vornehmsten: 1) Die Huosi
(Andechser?) zwischen dem Lech, der Isar, Donau und den Al-
pen; 2) die Fagan a (Ebersberger?) an der Sempt und Mang-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
343
Bayern unter Maximilian Iy Joseph.
Lands Hut (17. Mai 1800). Die Überweisung der Güter von
drei Klöstern an dieselbe gestattete die Mehrung der Lehrer und
ihrer Bezüge, die Berufung namhafter Gelehrten vom Auslande,
die Verbesserung der Bibliothek, der verschiedenen Sammlungen
für Naturkunde und anderer Lehrmittel, fand aber die gehoffte
Anerkennung nicht, weil bei der Besetzung der Lehrstühle arge
Mißgriffe gemacht wurden^"). Die Angelegenheiten des Unter-
richts, welche seit 1782 der kurfürstliche geistliche Rath neben
den geistlichen Angelegenheiten geleitet und überwacht hatte, wur-
den nach Aufhebung dieses Nathes (16. Dezember 1802) einem
unter die Leitung des Freiherrn von Fraunberg gestellten
General-Schul- und Studien-Direktorium überwiesen,
welches für die Verbesferung des deutschen Schulunterrichts, für
die Mehrung der deutschen Schulen, für die Ermunterung der
Geistlichen zur Thätigkeit für den Unterricht viel Zweckmäßiges
verordnete. Nur der von demselben ausgegangene Lehrplan für
die gelehrten Schulen erwies sich unbrauchbar, weil durch ihn
die sogenannten Realien (Mathematik, Geschichte, Geographie
u. dgl.), für welche eigene Fachlehrer angestellt wurden, zu sehr
auf Kosten der alten Sprachen bedacht waren.
§ 107. Die Thätigkeit der bayerischen Regierung nach
Innen wurde im Jahre 1805 neuerdings durch Kriegsunruhen
gehemmt. Napoleon Bonaparte, vormals Cónsul der fran-
zösischen Republik, hatte die seinem Leben bereiteten Nachstellungen
dahm zu benutzen verstanden, daß man ihn (18. Mai 1804)
zum Kaiser der Franzosen, und ein Jahr darnach (26. Mai
1805) zum Könige von Italien erhob. Schon vor und noch
mehr nach dieser Erhebung verletzte er, besonders in Italien,
die eingegangenen Friedensverträge, weshalb England, Ruß-
land und Oesterreich eine neue, die dritte Coalition
gegen Frankreich bildeten. Die Lage Bayerns ward bei dieser
Gelegenheit aufs neue gefährdet. Oesterreich enthielt sich jeder
Mittheilung über seine Absichten und jeder Annäherung gegen
den bayerischen Kurfürsten, während Napoleon Vertrag
und Bündniß anbieten ließ. Erst dann, als der Kurfürst in
Wien das Gesuch stellte, neutral bleiben zu dürfen, brach
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iy_Joseph Maximilian Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Fraunberg Italien Italien England Oesterreich Frankreich Bayerns Oesterreich Wien
Bayern unter König Max 1 Joseph. 349
Hausen, Boos, — Kirchheim a. d. Mindel, Mickhausen, Glött,
Oberndorf, Wellenburg);
11) das Burggrafenthum Winterrieden (des Grafen Sinzeudorf)
in der ehemaligen Abtei Ochsenhausen in Schwaben;
12) Herrschaft Burheim (des Grafen Waldbott-Bassenheim) bei
Memmingen;
13) Herrschaft Thannhausen (des Grafen Stadion) a. d. Mindel;
dazu die Gesammtheit der großen Heerstraße, welche von
Memmingen nach Lindau führt.
Auf dieses legte Franz Ii, der schon 1804, um mit Ruß-
land und Frankreich in gleichem Range zu stehen, den Titel
eines „erblichen Kaisers von Oesterreich als Kaiser
Franz I" angenommen hatte, am 6. August 1806 die Kaiser-
krone des deutschen Reiches nieder, ohne daran zu denken, daß
die fortbestehende Würde des Rcichsoberhauptes in der Folge leicht
der Krystallisationskern für die Glieder des in die Länge unhalt-
baren Rheinbundes hätte werden können. Nach diesem Schritte
des Kaisers lösten sich die Reichsgerichte zu Wetzlar und
Wien, sowie die Reichsversammlung zu Regensburg
aus. So endete nach tausendjährigem Bestände das römisch-
deutsche Reich. Stimmen, die sich gegen diese Umgestaltung
der Dinge vernehmen ließen, wurden mit Gewalt zum Schweigen
gebracht *).
In dem Kriege, der noch im Jahre 1806 zwischen Frank-
reich und Preußen ausbrach, weil letzteres sich weigerte, den
durch seinen Gesandten Haugwitz mit Napoleon zu Schön-
brunn abgeschlossenen Vertrag zu ratisiziren, stand Rußland,
Schweden und Sachsen auf Seite Preußens, das nicht blos
Frankreich und England, sondern auch den von Napoleon
(21. September 1806) aufgebotenen Rheinbund gegen sich
hatte. Bayern, das ansehnlichste Glied des Rheinbundes, sandte
sein Contingent von 30,000 Mann, die der Sache Frankreichs
erhebliche Dienste leisteten.
^ ) Der Buchhändler Friedrich Palm von Nürnberg wurde wegen
.Druckes und Verbreitung der von Arndt verfaßten Schrift: „Deutschland
in seiner tiefsten Erniedrigung" auf Befehl Napoleons am 26. Au-
gust 1806 zu Braunau erschossen.
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Extrahierte Personennamen: Max_1_Joseph Max Boos Kirchheim Mindel Mindel Franz_Ii Franz Franz_I" Franz August Napoleon Napoleon Friedrich_Palm_von_Nürnberg Friedrich Arndt Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Mickhausen Oberndorf Wellenburg Abtei_Ochsenhausen Schwaben Burheim Waldbott-Bassenheim Memmingen Thannhausen Memmingen Frankreich Oesterreich Rheinbundes Wetzlar Wien Frank- Schweden Sachsen Frankreich England Frankreichs Napoleons Braunau
322
Bayern unter Karl Theodor.
Ludwig Xvi von Frankreich um Vermittlung gewendet hatte.
Als Friedrich Ii eine an den Wiener Hof schriftlich erlassene
Abmahnung nicht befolgt sah, ließ er (im Juli 1778) seine
Truppen in Böhmen einrücken. Maria Theresia sah den Krieg
so ungerne, daß sie nach einigen Märschen imb unbedeutenden
Scharmützeln (im August) ihren Minister Thugut an den
König nach Kloster Braunau sandte und heimlich, ohne Wissen
ihres Sohnes, über den Frieden unterhandeln ließ. Der alte
Preußenkönig wwllte nichts aufs Spiel setzen und war zu
billigen Vergleichsvorschlägen geneigt; allein Joseph und der
ihm ergebene Kaunitz beharrten auf einer Entscheidung durch
die Waffen. Im Winter 1778 begann der Krieg auf's neue in
Oberschlesien, wurde aber, nachdem (gegen das Ende von
1778) ein Heer der russischen Kaiserin Katharina drohend an
Oesterreichs Grenzen erschienen war, vor einem entscheidenden
Treffen in den ersten Tagen des März 1779 abgebrochen. Am
7. März 1779 wurde ein Waffenstillstand geschlossen und als-
bald zu Teschen ein Congreß eröffnet, dessen Verhandlungen
der Entwurf zu Grunde gelegt wurde, den der französische Ge-
sandte zu Wien, Baron von Breuteuil, gefertigt und dabei
den Vergleichsvorschlag, den Friedrich Ii im abgclaufcnen Jahre
im Kloster zu Braunau entworfen, wesentlich berücksichtigt hatte.
Die Hauptpunkte des am 13. Mai 1779 Unterzeichneten Friedens
waren: Oesterreich erhält von Bayern das Inn viertel, d. i.
den von den Flüssen Donau, Inn, Salza und Traun umfaßten
Bezirk, gibt alles andere in Besitz genommene Land zurück und
entsagt den Ansprüchen darauf; Preußen erhält die Zusicherung
der Erbfolge in Ansbach und Baireuth, Sachsen für seine
Ansprüche sechs Millionen Gulden und der Herzog von Meck-
lenburg das Privilegium, daß seine Unterthanen von seinen
Gerichten nicht an das Reichsgericht appellircn dürfen (privile-
gium de non appellando). Salzburg, das von älteren Zeiten
her eils Millionen meistens aus Rechnungen über Salz forderte,
erhielt 430,000 Gulden, und der schwäbische Kreis, der
Donauwörth als ehemalige Reichsstadt begehrte, bekam 10,000
Gulden. Die Theilnehmer des Friedens erkannten die Erbfolge
der pfälzischen Wittelsbacher in Bayern an und sicherten den
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Ludwig_Xvi_von_Frankreich Ludwig Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia August Joseph Kaunitz Katharina Friedrich_Ii Friedrich
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl Campo
Formio Caspar_Edler_von_Lippert August Karl_Theodor Karl Marie_Leopoldine_von_Este Ferdinand_von_Oesterreich* Ferdinand Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Theodor Karl Marie_Leopoldine Stepp Ludwig
von_Arco Ludwig
Bayern unter Maximilian Iv Joseph. 385
der Freiherr Friedrich von Hertling als Minister bestellt.
Das Heerwesen stand unter einem Oberkriegs-Collegium,
seit 1802 Militärdepartement genannt, wobei das Perso-
nelle und die Armatur durch den Kurfürsten unmittelbar,
dasuebrige durch den Kriegssustiz- und Kriegsökonomie-
Rath besorgt wurde. Die oberste innere Verwaltung ging
von drei Landes-Direktionen aus, der General-Landes -
Direktion für Ober- und Niederbayern, der Landes-
Direktion für Oberpfalz, Sulzbach und Leuchtenberg,
der Land es-Direktion für Neuburg. Die Justiz stand in
letzter Instanz unter dem Nevis or ium (seit 1802 „oberste
Justiz st elle" genannt) in München, dann unter demhofrathe
in München für den Regierungsbezirk München, ferner
unter den Negierungen Landshut, Straubing, Burghau-
sen, Amberg und Neuburg. Für die rheinischen Kur-
lande bildeten die Regierung in Mannheim im Polizei-
lichen, das Oberappellationsgericht und Hofrathö-
Dicasterium zu Mannheim in der Justiz, die Hofkammer
in Mannheim für die Finanzen die obersten Stellen. Aehnlich
bestand in Jülich-Berg ein geheimer Rath, ein Ober-
Appellationsgericht und ein Hosrathsdicasterium, ein
geheimer Steuerrath und eine Hofkammer. Diestände
für Jülich-Berg waren aus der Ritterschaft und den
Hauptstädten. Für die niederländischen Besitzungen
(Bergen op Zoom und zerstreute Herrschaften) bestand ein Gene -
ral-Commissär in den Niederlanden, für die böhmischen
Herrschaften eine Administration in Prag.
Die gedeihliche Entwickelung dessen, was Max Iv gleich
in der ersten Zeit seiner Regierung für die Wohlfahrt des Landes
schuf, hinderte der bereits im Anfänge des Jahres 1799 aus-
gebrochene Krieg gegen die französische Republik, zu welchem
sich Rußland, Oesterreich und das deutsche Reich ver-
einigt hatten. Gegen Oesterreich hatte den Kurfürsten Max Iv
der geheime Artikel des Friedens von Campo Formio (17. Ok-
tober 1797), in welchem Oesterreich ein Theil Bayerns bis an
den Inn mit Einschluß der Stadt Wasserburg zugesichert erhielt,
mit großem Mißtrauen erfüllt, und doch blieb für Bayerns
Rettung nur das Eine übrig, an der Allianz mit Oesterreich
festzuhalten, denn die nicht zahlreichen bayerischen Truppen waren
unter die österreichischen vertheilt, der französische General Ber-
nadette hatte bereits Mannheim überrumpelt und anderseits
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Friedrich_von_Hertling Friedrich Max_Iv Max Max_Iv Max General_Ber-
38 Innere Zustande Bajoariens unter d. Karolingern.
Mündlichkeit und Oeffentlichkeit bildeten auch jetzt noch die Grund-
lagen des gerichtlichen Verfahrens; die Parteien mußten vor den
Gerichten erscheinen, konnten sich aber durch Vorsprecher (Pro-
locutores, Advocati) unterstützen lassen. Erschien der Beklagte
ohne rechtmäßigen Entschuldigungsgrnnd auf drei Vorladungen
nicht, so verfiel sein Gut unter Königsbann, und kam er binnen
Jahr und Tag nicht aus demselben heraus, so konnte der Kläger
selbst sich sein Recht nehmen oder wurde aus dem Gute befriedigt,
und das übrige consiscirt. Die Strafgelder (Posna, muleta)
erhielten zum Th eil die Verletzten, zum Thcil der König als
Sühne für den gebrochenen Landfrieden und Buße für Uebcr-
tretung seines Gebotes. Der König selbst hatte in den Gesetzen
kein Wergeld, das Verbrechen an seiner Person war daher un-
sühnbar. Kaufte sich aber auch der Verbrecher von der Todes-
strafe los oder wurde er begnadigt, so konnte er nicht mehr vor
Gericht anftreten und hatte als Beweismittel nur die Ordalien.
Die vielen Kriege Karls des Großen brachten eine ansehn-
liche Erweiterung des Heerbannes mit sich, dem bei Ver-
wirkung des Königsbannes, d. h. bei 60 Schillingen Strafe
Folge geleistet werden mußte. Besaß ein freier Mann vier oder
mehrere Höfe (ein Hof oder inan8u8 hielt 12 — 40 Jaucherte)
Grundeigenthnm, so mußte er zu Felde ziehen, wohin immer er
gerufen wurde, sich selbst ausrüsten nnb aus drei Monate für
Proviant sorgen. Wer drei Höfe besaß, den mußte in der Aus-
rüstung ein Solcher unterstützen, der nur einen Hof besaß. Von
Zweien, deren Jeder zwei Höfe besaß, zog der Eine aus, der
Andere schaffte Rüstung und Proviant. Von vier Männern,
deren Jeder nur einen Hof besaß, standen drei zusammen und
rüsteten den Vierten znm Krieg. Der Besitzer von zwölf Höfen
erschien zu Pferd in vollem Harnisch. Jeder Kirche blieb ein
Hof frei, von den übrigen trug sie die Lasten der Wehre oder
stellte gleich den Klöstern Wägen für den Transport der Heeres-
bedürfnisse.
Bei der Strenge, mit welcher Karl der Große auf Einhal-
tung des Heerwesens drang, machte das einmal entstandene Lehens-
wesen raschen Fortschritt, indem sich mancher freie Mann bewogen
fand, sein Erbgut einer Kirche oder einem weltlichen Großen zu
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_der_Große Karl
293
Bayern unter Karl Albrecht.
seiner Vermählung mit der österreichischen Prinzessin Maria
Amalia ausgestellt hatte. Gleichwohl erhob Karl Albrecht
Ansprüche und gedachte, dieselben nöthigen Falls mit Waffengewalt
zur Geltung zu bringen. In dieser Gesinnung von dem ans Oester-
reich eifersüchtigen Hofe Frankreichs bestärkt schloß Karl
Albrecht zu Nymphenburg in Gegenwart des französischen
Marschalls Belle Jsle einen doppelten Vertrag (einen vor-
läufigen vom 18. Mai, und einen definitiven vom 20. Mai
1741, welch' letzterer unterm 3. und 19. Juni ratifizirt wurde),
worin Frankreich die erforderliche Unterstützung an Geld und
Truppen versprach. Diesem Vertrage schloßen sich noch vor Ab-
lauf des Jahres 1741 Spanien, der Kurfürst Clemens
August von Köln, ein Bruder Karl Albrechts, so wie Karl
Philipp, Kurfürst von der Pfalz, Neapel und der König
Friedrich Ii von Preußen an. Die inzwischen ausgerüsteten
Truppen Bayerns rückten (am 31. Juli 1741) gegen Oesterreichs
Grenzen, nahmen Passau mit List, besetzten die Veste Ober-
haus und drangen, nachdem sie sich bei Schärding mit 25,000
Franzosen unter Belle Jsle vereinigt, unter Karl Albrechts
persönlicher Führung, 40,000 Mann stark, ohne Schwertstreich
bis Linz vor, wo die österreichischen Stände dem bayerischen
Kurfürsten (am 2.Oktober 1741) huldigten. Statt nun auf Wien
loszugehen, wendete sich der schlechtberathene Karl Albrecht
(am 24. Oktober) gegen Böhmen. Das entschied sein und
seines Landes Unglück. Anfänglich ging zwar Alles nach Wunsch:
der Kurfürst nahm (am 26.November 1741) Prag mit Sturm,
ließ sich (am 19. Dezember 1741) als König von Böhmen
huldigen und ward von den zu Frankfurt versammelten Kur-
fürsten (am 24. Januar 1742) als Karl Vii zum Kaiser
(1742—1745) erhoben *). Aber während in München die (am
12. Februar 1742 zu Mainz vollzogene) Krönung Karls Vii
festlich begangen wurde, kamen Eilboten und meldeten das un-
aufhaltsame Vordringen österreichischer Truppen in der Richtung
*) Ludwig Xy von Frankreich, sein Gönner und Protektor, hatte
ihn kurz vorher mit offener Verhöhnung der deutschen Nation zum „franzö-
sischen Gcnerallieutenant" ernannt.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Albrecht Karl Albrecht Maria
Amalia Maria Karl_Albrecht
Ansprüche Karl Albrecht Karl
Albrecht Karl Albrecht Clemens
August_von_Köln August Karl_Albrechts Karl Albrechts Karl
Philipp Karl Philipp Friedrich_Ii Friedrich Karl_Albrechts Karl Albrechts Karl_Albrecht
( Karl Albrecht Karl_Vii Karl Karls Ludwig_Xy_von_Frankreich Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Oester- Frankreichs Nymphenburg Frankreich Spanien Neapel Bayerns Oesterreichs Linz Wien Prag Frankfurt Mainz Karls
319
Bayern unter Karl Theodor.
würde, wenn solche rechtlich begründet gewesen, das alles ward
von Seite Bayerns dem österreichischen Hause mit keinem Worte
entgegen gehalten, und Kurfürst Karl Theodor, theils von
der Verheißung geblendet, daß er die Niederlande und den Titel
eines „Königs von Burgund" erhalten werde, theils von der
Sorge erfüllt, daß Oesterreich mit Uebermacht das bayerische
Gebiet besetzen werde, unterschrieb am 14. Januar 1778 den von
seinem Gesandten in Wien eingegangenen Vertrag. Indessen
war Oesterreich mit dem im Vertrage zugcsicherten Gebiete nicht
zufrieden, sondern belegte alle seit dem Tode Ludwigs des Bayern
von dessen Nachkommen erworbenen Güter (die Grafschaften Hals,
Haag, Hohenschwangau, Hohenwaldeck, Sulzbürg und Pyrbaum,
Lcuchtenbcrg u. a.) unter dem Vorwände mit Beschlag, daß die
Belehnung mit diesen Gütern nur den Wittelsbachern der lud-
wigischen Linie gegolten habe, daß sohin alle diese Herrschaften
cröffnete Neichslehcn seien, über welche das Kaiserhaus zu ver-
fügen habe. Dazu kamen itodfj von anderer Seite her Forderungen,
aus die Kurfürst Karl Theodor nicht im Geringsten gefaßt
war: der Kurfürst Friedrich August Hi von Sachsen sprach
die ganze Allodialverlassenschaft d. i. alles erbbare Privatgut des
Kurfürsten Max Iii an, weil seine Mutter, Maria Antonia,
die einzige Schwester Maximilians Iii war, von welcher Erben
vorhanden waren. Die gleiche Forderung stellte Maria The-
resia, weil sie ebenfalls von einer bayerischen Prinzessin ab-
stammte, von Maria Anna, einer Tochter Wilhelms V, die den
Kaiser Ferdinand Ii zum Gemahle gehabt hatte, der Herzog
von Mecklenburg endlich forderte die Landgrafschast Leuch-
tenberg, weil seinem Hause Kaiser Maximilian I Anwart-
schaft darauf gegeben hatte. Das Haus Oesterreich hielt von
dem Augenblicke an, wo Karl Theodor den Vertrag seines
Gesandten, des Freiherrn von Ritter, ratifizirt hatte, seine
Forderung an Bayern für gesichert. Allein einerseits wollte sich
das Bayernvolk, stolz auf die Einheit seines Volksstammes,
weder von seinem jetzigen Kurfürsten, noch von dem österreichischen
Nachbar, dessen Feind es gewesen und zum Theil noch war, in
^heile zerreißen oder einem andern, wenn auch stammverwandten
Volke einverleiben lafsen, anderseits regte Friedrichs Ii politische
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl Ludwigs Karl_Theodor Karl Friedrich Friedrich August Max_Iii Max Maria_Antonia Maria Maximilians Maria_The- Maria Maria_Anna Maria Wilhelms Wilhelms Ferdinand_Ii Ferdinand Maximilian_I_Anwart- Maximilian Karl_Theodor Karl Ritter Friedrichs