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1. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 211

1878 - Leipzig : Spamer
Partenkirchen und Mittenwalde, die Geigenfabrikation. 211 Die Bewohner von Partenkirchen und Garmisch lebten von 1294 bis 1803 unter dem Krummstabe der Freisinger Bischöfe, welche die ganze Grafschaft Werdenfels käuflich an sich gebracht hatten. Damals hieß die Grafschaft „das goldene Laudl". Aber die Zeiten haben sich geändert und jetzt sind die Parteukirchener und Garmischer mit ihrem Verdienste zumeist auf die Fremden angewiesen, die dort Sommerfrische halten und von dort ihre Ausflüge in das Gebirge antreten oder auch in den Heilquellen des Kainzenbad es, des „Bades der bleichen Jungfrauen", Genesnng von Krankheiten suchen, die unter den Bewohnern der frischen Gebirgsthäler unbekannt sind. Mittenwald. Vom bewaldeten Hügel über der Loisach unterhalb Parteukircheu blickeu die Trümmer der nahen Burg Werdeusels herab, welche uns die Er- innernng an Hexenprozesse und Verbrennuugeu in die Seele rufen. — Auch Mittenwald (Inutriurn) soll bereits den Römern bekannt gewesen sein und war im Mittelalter, wie Partenkirchen, eine belebte Station an der großen Handelsstraße von Italien nach Augsburg, wie die gewölbten Erd- geschoßräume der Häuser, eiust Niederlagen für deu reichen Botzeuer Markt, bekunden. Seitdem die Reisenden auf der Bahn den Inn entlang ziehen, ist das Schellengeklingel der Lastthiere verklungen, Mittenwald still und verödet und erhält sich hauptsächlich durch seine ausgedehnte Fabrikation von mnsika- tischen Instrumenten, unter denen Geigen und Guitarren obenan stehen. Diese gehen vou hier in die weite Welt, selbst in Gegenden, wo der Name ihrer Ge- burtsstätte nie gehört wurde, und die Mittenwalder Geige lockt in der Petersburger Schenke wie im amerikanischen Blockhause znm Tanze, wie die Mittenwalder Guitarre unter dem Balkon der Schönen Andalusiens zum 14*

2. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 213

1878 - Leipzig : Spamer
Die Jachenau und das Jsarthal bei Länggries. 213 gebraten, dann in einem Korbe wieder zusammengestellt, an den Hörnern vergoldet und am Kopfe mit einem Kranze von Buchs und buntfarbigen Bändern geschmückt, ganz wie die Opfer des germanischen Heidenthums. So trug ihn der älteste Sohn oder der Oberknecht des Hauses zur Kirche, wo er vom Geistlichen eingeweiht wurde, und von da hinüber ins Wirthshaus, wo der Wirth ihn mit dem Beile theilte und die Stücke an die Hirten der sechs- unddreißig Höfe vertheilte, während der Rest den Söldnern verblieb. Auch hier haben die Formen der christlichen Kirche zur Bewahrung der Erinnerung an deu altgermanischen Gottesdienst dienen müssen. Das Jachenthal führt hinab in dasjenige der Isar und nach Läng- gries, einem stattlichen Dorfe, hin- ter welchem Schloß Hohenburg mit zahllosen blinkenden Fenstern stolz aus grünen Parkanlagen her- vorschaut. Die Länggrieser sind weniger sauft und vielleicht auch weniger tugendhaft als ihre Nach- barn in der Jachenau, dabei derber, ja bisweilen herkulisch gebaut. Auf ihren Flößen die Isar und Donan bis Wien hinabschwimmend, machen sie sich durch ihre mächtigen Gestalten in den Straßen der österreichischen Kaiserstadt noch mehr auffällig als iu denen von München, und ehe noch die Eisenschienen beide Städte ver- banden, sah man die eisenfesten Männer oft den weiten Weg von Wien nach ihrer Heimat zu Fnße zu- rücklegen, die volle Geldkatze um die Hüften geschnallt und die scharfe Axt sammt einem mächtigen Bündel Taue über die Schulter geworfen. Im Uebrigen verstehen sich die Länggrieser nicht minder gut auf die Führung der Büchse als aus das Steuern des Flosses, und die alte böse Sitte des „Haberfeldtreibens", auf die wir später zurückkommen werden, hat sich nirgend länger erhalten als im Jsarthale bei Länggries, wo sie noch im Jahre 1867 geübt ward. Tegernsee und Schlicrsee; das Sankt-Lconhardsfest. Zn den lieb- lichsten Idyllen der Bayerischen Berge gehört der Tegernsee, obgleich er nach seiner Ausdehnung — l1/^ Stunden Länge und V2 Stuude Breite — und seinem Flächeninhalt — 0,193 Quadratmeter — hinter den anderen Seen des Bayerischen Hochlandes zurücksteht. Die Aumuth seiner Ufer hat diese seit lange zum Liebliugsaufeuhalt für Viele, die in den Bergen Ruhe und Er- holung suchen, insbesondere zu einer Sommerfrische für die Münchener gemacht. Es ist wahr, — die Natur ist hier nicht so ernst und wild, wie am Kochel- und Jachenauer.

3. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 238

1878 - Leipzig : Spamer
238 Volksleben in den Bayerischen Bergen. Das Volk. Wir haben den Charakter des Altbayern im Vergleiche mit seinen Nachbarn, dem Franken und Schwaben, schon in der allgemeinen Ein- leitnng zu schildern versucht. Treuherzig und gutmüthig, fest beharrend am Alten, der Priesterschaft ergeben, fromm bis zum Abergläubischen, handfest und derb im Handel und Wandel, — dies ist in großen Zügen das Bild des bayerischen Gebirgsbewohners, welches anch dnrch den großen Zustrom von Fremden in manchen Orten — Partenkirchen, Garmisch, Tegernsee, Schliersee, Miesbach, Reichenhall und Berchtesgaden — nicht viel von seinen Eigen- thümlichkeiten verloren hat. Knochenfest, muskelstark und kräftig, mit hoher Brust und breitem Rücken, entwickelt sich der Oberländer oft zu einer herkulischen Gestalt mit nicht selten schönen und edlen, immer aber mit kräftig ausgeprägten Zügen und Formen. Als notwendige, ja unerläßliche Zier — nicht nur der jungen Burschen, son- dern auch der bejahrten Männer — gilt ein tüchtiger Schnurrbart, durch den ihr mannhaftes Aussehen noch mehr gehoben wird. Auch die Frauensleute ver- leugnen deu kraftvollen Schlag nicht. Ihre Gesichtszüge und Formen sind im Allgemeinen zu stark, um schön gefunden werden zu können; aber die gesunden, breiten Gestalten können wol dem Städter Respekt einflößen. Sie verstehen es eben so gnt, auf einen wohlgemeinten Scherz mit schelmischer Naivetät ein- zugehen, als den Zudringlichen mit derbem Worte „abzuschnalzen"; und wer ihnen mit Ungebühr zu nahe treten wollte, der möge auch die derben Hände in Betracht ziehen, die sie wohl zu gebraucheu wissen, so zur Arbeit als im Roth- fall auch zur Selbstwehr. Daß der Bayer sein — wirkliches oder vermeintes — Recht gern selbst mit der Faust vertritt, liegt im Bewußtsein seiner Kraft begründet. Ja, viele Gemeinden haben einen besonderen, tüchtigen Ranser aufzuweisen, der „Hagen- der" genannt wird und die bedenkliche Aufgabe hat, die Bursche seines Dorfes in allen einschlägigen Angelegenheiten zu vertreten, und dessen Ruf weit über die Flur seiner Heimatsgemeinde hinausreicht. An Uebnng fehlt es ihm nicht; die vielen Sonn- und Festtage, Kirchweihen, Hochzeiten n. s. w. bieten Gelegenheit genug dazu. Aber mau muß deu Oberländern zu ihrer Ehre nachsagen, daß sie nur höchst selteu zum Messer greifen. Der schwere eiserne Schlagring am kleinen Finger der rechten Hand, hie und da in stumpfe Ansätze auslaufend, der steinerne Maßkrug und das Stuhlbein am Schänk- tisch wetteru so wuchtig auf die harteu Köpfe herab, daß man wohl andere Waffen entbehren kann. Zum Raufeu bedarf es keiner Herausforderung; schon ein Trutzlied bleibt selten ohne Wirkung. Nur das „Fingerhakeln" ist ein unblutiger Zweikampf, dem uothwendig eine unmittelbare Herausforderung vorangehen muß. So verlaugt es Sitte und Brauch in den Bergen. Die Kampfregeln sind einfach: die Gegner haken sich gegenseitig mit dem Zeige- oder Mittelfinger zusammen und beginnen nun aus Leibeskräften zu ziehen, um Einer den Andern zum Waukeu zu bringen oder zu Bodeu zu reißeu. Da kommt es wol vor, daß der zwischen Beiden stehende schwere Ahorntisch mit Allem, was darauf steht und liegt, mit in den Sturz gerissen wird. Auch giebt es stämmige Burschen, die es

4. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 217

1878 - Leipzig : Spamer
Tegernsee und Schliersee; das Sankt-Leonhardsfest. 217 Vom Schlosse zieht sich das gleichnamige Dorf mit freundlichen Landhäu- sern und wohlgepflegten Blumengärten und mit seiner heiteren, lebensfrohen Bevölkerung in nördlicher Richtung am Ufer des Sees hin. Der Pfarrsprengel dehnt sich um deu ganzen See. Da ist es denn ein lieblicher Anblick, wenn an Sonn- und Feiertagen nach beendigtem Gottesdienst in der Schloßkirche zu Tegernsee die Landleute — Männer und Frauen, Burscheu und Dirnen — in ihren schmücken Trachten, das Gebetbuch in der Hand, die zur Heimfahrt am Ufer bereit liegenden Kähne besteigen. Wenige Minuten später ist der ganze See von schlanken Nachen belebt, die sich in den verschiedensten Richtungen kreuzen. Unter fröhlichem Zuruf der darin Sitzenden gleiten die schwerbeladenen Nachen an einander vorüber. Die langen Ruder greifen mächtig aus, deun da- heim wartet das Mittagsmahl und während des Betens ist der Appetit gekommen. Südlich von Tegernsee führt der Weg durch das immer enger werdende Weißachthal, zu dessen Seiten rechts Ringspitz, Hirschberg, Hoch- blatten und Hopssteiu, links der Wallberg, Risserkogl und Grün- berg sich erheben, nach dem Wildbade Kreut, welches König Max Josef neu einrichten ließ. Der Marmorbruch zur Rechten der Straße nach Kreut lieferte manchen Block, manche Säule uach Tegernsee, München und selbst nach Wien. Wir wenden uns von Tegernsee ostwärts über die Gindelalphöhe nach Westenhofen zum Schliersee. Der Schliersee prangt weniger mit kunstvollen Useranlagen und Land- Häusern, als sein Nachbar, der Tegernsee, ist aber dessenungeachtet anmnthig und freuudlich. Seine landschaftlichen Reize wurden erst in den zwanziger Jahren von Münchener Malern entdeckt, übten aber seitdem alljährlich ihre Anziehungskraft auf die Münchener aus, die auch hier ihre Sommer- frifchen suchten. Am östlichen Ufer des Sees erheben sich auf hohem Felsen- vorsprnng die Trümmer von Hohen-Waldeck, des alten Stammsitzes „Derer von Waldeck", und an seinem nördlichen Gestade liegt das Dorf mit stattlicher Kirche und hohem Spitzthurm. Der Name der austeinem Hügel dicht daneben unter Bäumen halb versteckt gelegenen „Weinberg-Kapelle" erinnert an das Kloster, das ehemals hier gestanden, und an den von seinen Mönchen ge- Pflegten Wem. Uus gelüstet nicht nach dem Wein vom Schliersee, aber wir freuen uns des lieblichen Blickes über seine wellige Fläche, seine belebten waldigen Ufer und auf die im Süden ihn umragenden Berge, unter denen die Brecher- spitz, die Rothwand und der Jägerkamp sich am höchsten erheben. Verweilen wir noch am letzten Sonntag des Juli am Schliersee, so bietet sich uns Gelegenheit, uns der berühmten Le onhards fahrt nach Fisch Hausen am südlichen User des Sees anzuschließen. Im östlichen Vorgrund des Dorfes steht eine hübsche Kapelle, das weite Thal beherrschend, dessen malerischen Hintergrund der mächtige Hagenberg und die kühn ansteigende Brecherspitz bilden. Das Kirchlein ist dem heiligen Leonhard geweiht, und zu ihm geht die große Wallfahrt, aber nicht zu Fuße, sondern zu Wagen und zu Rosse, denn die Thiere sollen mit erscheinen bei dem Feste ihres Schutzheiligen. Kühe und Rinder sind droben auf der Alpe, aber das Pferd, der stolze Hausgenosse des Menschen, schreitet mit im festlichen Zuge. Vom frühen Morgen an rasseln

5. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 222

1878 - Leipzig : Spamer
222 Die Salzburger Alpen zwischen Inn und Salzach. Darüber befinden sich in nun fast unleserlich gewordener Schrift die Worte: „Willst Du wissen, wie man lebt in diesem Haus? — So gehst Du herein und so gehst Du heraus!" Diese heiteren, idyllischen Tage sind vorüber, seitdem die Fraueninsel zur beliebten Sommerfrische der Münchener geworden. Schön ist auch der Anblick einer Winterlandschaft am Chiemsee, wenn der Mond über den Wipfeln der Tannen emporsteigt, die schwarzen Vorberge geisterhaft ins Thal ragen und die weißen Hochgipfel wie verschleiert zurück- treten. Wie stumme riesige Wächter stehen am Wege die mächtigen, reifbedeckten Tannen. Auf den weißen Schneefeldern glänzt das Mondlicht und am Himmel schimmert der Sterne Gesunkel. Unheimlich seufzt und biegt sich die eisige Decke des See's, als strebte dieser, sich von dem dumpfen, lastenden Drucke zu befreien.' In den verschneiten Häufern am Fuße der Berge herrscht jetzt tiefe Ruhe. Dort sitzeu stille Menschen beim Spinnrade, die Wanduhr schlägt und im großen Kachelofen knistert das Feuer. Um die Dämmerzeit kommen die Nach- barn zusammen. Hinten anf der Ofenbai^ summt Einer ein Lied und ein Holzknecht schlägt mit knorrigen Fingern die Zither. Des Wirthes Töchterlein füllt fleißig die mächtigen Steinkrüge, und wenn sie am Tische vorbeigeht, wo die Burscheu sitzen, dreht sie den Kopf mit den vollen, blonden Zöpfen und horcht auf, was der Nachbar dem Vater ins Ohr raunt. Nirgends ist die winterliche Beschäftigung so für sich abgeschlossen, wie in den Bergen. Die Frauen und Mädchen schaffen iu deu engen Räumen des Hauses und die Männer bringen ans der tiefsten Wildniß das Holz auf Schlitten, deren schwere Beschläge wie Silber glänzen. Aber auch andere Schlitten sieht man im Gebirge. Sie werden des Sonntags zur Kirchfahrt ge- rüstet und von kräftigen Burschen mittels zweier mannslanger, eisengespitzter Stäbe geleitet, sodaß sie aus der blanken Eisdecke des Sees pfeilschnell an ein- ander vorübergleiten. Es ist nicht leicht, sie zu lenken, und die Schlittenfahrt ist uicht gefahrlos; deuu in der Eisdecke giebt es offene Stellen, da wo in der Tiefe Quellen liegen. Sie sind im Sonnenglast und Nebel nicht immer zu er- kennen und führen hinab in den unermeßlichen Abgrund. Reichenhall und die Salinen. Im wohlgebauten, weiten Thale der Saalach, von einem Kranze mächtiger Berge — darunter der fagenreiche Untersberg und das Zwillingspaar der beiden Staufen — malerisch um- geben, liegt das vielbesuchte Reichenhall (471m. über dem Meere), jetzt durch die Zweigbahn über Frey lassing mit den großen Schienenadern des europäischen Weltverkehrs verbunden. Die uralte, uach dem großen Brande von 1834 größtenteils neu ausgebaute Stadt verdankt ihre Entstehung den schon von den Römern gekannten Salzquellen. Bereits im siebenten Jahr- hundert gab es eiu „Hall", wo Salzwasser gesotten wurde. Später erwies sich der Salzhaudel als so einträglich, daß die bayerischen Landesherren und die Salzburger Bischöse um den Besitz der Salzstätten lange Zeit hin- durch iu Streit lagen.

6. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 234

1878 - Leipzig : Spamer
234 Die Salzburger Alpen zwischen Inn und Salzach. Wie Zangen greifen die scharfkantigen Nägel der Bergschuhe in den Fels und der hohe Bergstock biegt sich unter der Last des wnchtigen Mannes. End- lich ist die Hütte erreicht, und mit trutzigem Stolze wirft der Heimgekehrte die Jagdbeute am Herde nieder. Das Fleisch kommt an einem der nächsten Tage in der Mittagsschüssel vor; das Fell wird thener verkauft, um zu Hosen- und Handschuhleder verarbeitet zu werden, und aus dem Krickel (Horn) werden Stockgriffe gedrechselt. Trifft aber der heimkehrende Wildschütz auf einsamem Pfade mit dem Förster zusammen, dann kommt es nicht selten zu einem Kampf anf Leben und Tod. Heftig ringen die beiden gewaltigen Gestalten; Jeder sticht den Anderen zu überlisten, im äußersten Falle auch dem unerbittlichen Gegner ins Herz zu stoßen. Der Ueberlebeude mit der blutigen Hand zieht still seines Weges. Einige Tage darauf findet ein Holzhacker die Leiche, — den Thäter wird man schwerlich entdecken. * Inneres einer Sennhütte.

7. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 261

1878 - Leipzig : Spamer
Fische und Fischfang in den bayerischen Gewässern. 261 Von der Familie der Lachse bewohnt die beliebte Lachsforelle (Fario Marsilii), die ein Gewicht von 15 bis 20 Kg. erreicht, den Würm-, Walchen-, Tegern-, Chiem- und Königssee, auch den Kochel-, Staffel- und Riegsee, und neben ihr findet sich fast überall der Hnchen (Salmo liucho). Der vielgerühmte Salbling (Salmo salvelinus) findet sich nur in den eigentlichen Gebirgsseen und wiegt von 74 bis 5 Kg. Um Berchtesgaden wird der geräucherte Salb- ling, „Schwarzreiter" genannt, von fremden Gastronomen sehr geschätzt. Im Würm-, Ammer-, Staffel-, Kochel-, Walchen-, Eib-, Tegern- und Chiemsee lebt der schmackhafte Renken (Coregonus Wartmanni), und im Würmsee wird der Sandfelchen (Coregonus fera) „Bodenrenke" genannt, weil er in der Tiefe von einigen Klaftern auf dem Grunde laicht. Beide erreichen meist nur ein Gewicht von % Hechte und Welse finden sich in allen Hochlands- seen, und erreicht der Wels Waller (Lilurus glanis) nicht selten die Länge eines erwachsenen Mannes. Fast auf allen Seen gelten bestimmte Vorschriften für den Fischfang, am ausgedehntesten für den Würmsee. Man bedient sich dazu vorwiegend großer Netze, aber auch der Reußen und Legangeln, letzterer namentlich für größere Raubfische. Auf dem Würmsee sieht man außerdem noch „Fischbaizen" und „Hechtenstangen". Die ersteren sind Bäume, welche man mit allen Aesten an Stellen, wo der See einen lehmigen Grund hat, so in denselben befestigt, daß nur der Gipfel über dem Wasserspiegel sichtbar ist. Unter diesen Bäumen nun lieben es die Fische, sich zu versammeln, und werden dort ohne große Mühe gefangen. Die „Hechtenstangen" zählen zu deu ältesten Vorrichtungen beim Fischfang. An einer auf dem Wasser schwimmenden, ziemlich starken Stange wird eine zu einem leichten Knäuel aufgewickelte Schuur festgebunden, die unten in einer leicht auszulösenden Schleife endet. Die Schleife ist mit einer oder mehreren großen Angeln versehen, an denen die Köder befestigt find und die ziemlich weit unter das Wasser hinabreichen. Hat sich ein Hecht gefangen und fühlt er die Wunde, so schießt er mit rasender Geschwindigkeit in die Tiefe hinab, wohin ihm der Faden willig folgt. An den Bewegungen der Stange erkennt man die letzten Lebensregungen des Gefangenen, der demnächst langsam nach dem Kahn emporgezogen wird. Zuweilen werden auch zwei Stangen durch eiue Schnur mit einander verbanden, von der die Angeln hinabhängen. Das gewöhnliche Fahrzeug des Fischers ist der sogenannte „Einbanm". Wie das Kauoe der Indianer aus einem ausgehöhlten Baumstamme gebildet, weist der Einbaum auf eine uralte Kulturstufe zurück. Der Baum, der das Holz dazu liefert, ist ausschließlich die Eiche. Alle Einbäume haben das gleiche Maß, 6vz bis 7 m. in der Länge und etwa 1% m. in der Breite. Vorn etwas aufgebogen und in eine stumpfe Spitze auslaufend, sind sie am hinteren Ende rechtwinklig abgeschnitten. Trotz ihrer ziemlich starken Wände sind sie sehr leicht und können durch eine einzige Person gelenkt werden. Der Schiffer fitzt ent- weder dem Ziele abgekehrt und führt dann zwei Ruder, die er an sich zieht, oder er bewegt, am hinteren Ende des Schiffes und dem Ziele zugewandt sitzend, den Kahn mittels eines Ruders fort. Aus den Flüssen und Seen der Bayerischen Alpen ist die erstbezeichnete Ruderweise die fast allein übliche.

8. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 262

1878 - Leipzig : Spamer
Tie Natur des Alpenvorlands. während wir der zweiten auf den Seen der Salzburger Alpen allgemein be- gegueu. Hier steht auch der Schiffer zuweilen im Hintertheil des Kahns und stößt denselben mit zwei Rudern vor sich hin, wie die Gondoliere Venedigs. In einzelnen Fällen zieht auch wol Einer das Ruder, während ein Anderer steuert. Da der Boden der Einbänme ganz flach ist, so schlagen sie leicht um und dürfen daher nicht überladen werden, wie dies bei Lustfahrten wol vor- kommt. Sechs Personen sind genng. Seit die Zahl der städtischen Gäste an den Ufern der Hochlandsseen sich vermehrt hat, bant man indessen auch Köhlte, welche zehn und mehr Personen ohne Gefahr auszunehmen im Stande sind. Segelbooten begegnen wir nur aus dem Starnberger See. Auch diese sind das Eigenthum von Städtern, welche die Sommermonate am See zu- bringen. Die meisteu sind in Hamburg gebaut.. Wir wenden uns in den nachfolgenden Bildern zu den Gestaden der beiden bedeutendsten Seen im Vorlande der Bayerischen Alpen, des Ammersees und des Starnberger oder Würmsees. Der Ammersee.

9. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 283

1878 - Leipzig : Spamer
Schloß Berg. Der Mmberger See utiii seine Mgcbmgen. Der See.— Aus Starnbergs glänzendster Zeit; der „Buceutaur". — Schloß Berg und die Roseuiusel. — Pfahlbauten im Starnberger See. — Possenhofen und Tutzing. — Künstlerfest auf der Rottmauushöhe. — Die Reismühle und die Sage von der Geburt Karl's des Großen; Spuren des germanischen Mythus. Der See. Unter allen Seen, welche das Vorland der bayerischen Ge- birge zieren, ist wol der Starnberger oder Würmsee der lieblichste und reizvollste. Zwischen Hügelgeländen hingebettet, von deren Höhen freundliche Dörfer in seinen Spiegel hinabschauen, breit genug, um durch die Ausdehnung der wogeudeu Fläche eiudrucksvoll auf das Auge zu wirken, und doch nicht so breit, daß die landschaftlichen Züge seiner Ufer, ihr Schmuck an Ortschaften und zierlichen Landhäusern völlig sich verwischte, an seinem oberen Ende dann in eine weite Ebene auslaufend, welche die mächtigsten der bayerisch-tirolischen Kalkalpenkümme —Karwendel und Wettersteingebirge — wie unmittelbar aus seinen Fluten aussteigeud erscheinen läßt: vereinigt er alle Vorzüge eines har- monisch in Vorder-, Mittel- und Hintergrund getheilten, wahrhaft schönen Landschastsbildes. Seine Reize haben schon manche Dichter und Maler be- geistert und seine Ufer sind der vielgepriesene Lieblingsaufenthalt der Mün- chener Sommerfrischler. Sein Charakter trügt nicht den Zug des Großartigen aber an Lieblichkeit und Anmuth übertrifft er alle seine Brüder an den Ab- hängen der nördlichen Kalkalpen.

10. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 185

1878 - Leipzig : Spamer
Die Bewohner. 185 angehörig — sich zwar durch manche Eigenthümlichkeiten von ihren Nachbarn, den Bayern und Tirolern, unterscheiden, in anderen Richtuugeu aber auch große Aehulichkeit mit ihnen erkennen lassen. Ein mehr als tausendjähriges Nebeneinanderleben hat in vielen Beziehungen eineausgleichuug der Stammes- unterschiede zur Folge gehabt, und der Alemanne fühlt sich dem Bayern näher verwandt, als dem Franken oder Thüringer. Die alte Grenze zwischen dem Alemannen und Schwaben ist im Algän immer noch da zu erkennen, wo das langgedehnte „ja" in das kurze „jo" und das „gwea" (gewesen) in das „gsi" übergeht. Die Bevölkeruug vou Southoseu aufwärts zeigt deu hoheu Wuchs und starken Körperbau, die runden Knochen, breiten Schultern und die kräftig gewölbte Brust des alten alemannischen Stammes, sowie die meistens schwarzen Haare und die kleinen Augen desselben. Dagegen sind die Bewohner des unteren Algän größtenteils kleiner und schwächer, und mit Ausnahme der Sprache ist dort kaum noch eine charakteristische Unterscheidung zwischen Schwaben und Alemannen zu erkennen. Ist der Algäuer auch im Allgemeinen weniger beweglich, als sein Stamm- verwandter, der Oberschwabe vor den Bergen draußen, so steht er demselben doch in Bezug auf Intelligenz nicht nach. Im Gefühl seiner Unabhängigkeit zeigt sich der Algäuer im Umgang mit Fremden zuerst verschlossen, doch darf dies.e Verschlossenheit nicht als Ausdruck unfreundlichergesiunnng aufgenommen werden. Ein gntes Theil natürlicher Schlauheit giebt ihm im geschäftlichen Verkehr mit Anderen eine Ueberlegeuheit, vou der er ausgiebigen Gebrauch zu machen versteht. Trotz der hohen Burgen, die von den Bergen ringsum auf das Algän herabschauen, an Ritterzeit und Ritterwesen erinnernd, hat der Algäuer herzlich wenigen Sinn für Romantik; aber er ist klug, berechnend und durch und durch praktisch. Diese Eigenschaften schließen nicht aus, daß er auch über einen fast unerschöpflichen Schatz von Witz und Spott gebietet, den er mit Vorliebe über die Bewohner gewisser Thäler ausgießt, ohne zu grollen, wenn ihm Gleiches mit Gleichem vergolten wird. So müssen sich die „Wälder", d. h. die Bewohner des Bregenzer Waldes, von denalgänern nachsagen lassen, sie seien so falsch und verschlagen, daß, wenn Judas ein richtiger Wälder gewesen wäre, der Heiland niemals erfahren haben würde, wer ihn verrathen habe. Das Thal der Balderschwanger wird im Algän „Bayrisch-Sibirien" genannt, weil dort — so sagt man — drei Viertel des Jahres Winter und die übrige Jahreszeit kalt sei. Wir wissen indessen aus dem Vorhergegangenen (vergl. die Naturbilder aus deu Deutschen Alpen), daß dies doch etwas übertrieben ist. Der lange Winter hat einen raschen, energi- schen Frühliug im Gefolge. Sobald der Schnee geschmolzen, stehen schon die Wiesen in schönster Flor, gleichsam als hätte das Gras schon unter dem Schnee zu sprießen begonnen. Die Alpenrose blüht am Kirchwege, und nebenan duftet die Bergprimel, die man sonst nur auf deu höchsten Bergen findet, wo ein Bergquell die selsigen Ufer benetzt. Bei Balderschwang zeigt sie dieselbe Frische. Ein winterlicher Schneeschauer, über blühende Gefilde geschüttet, kommt aller- dings hier auch im Junimonat nicht selten vor und zeigt uns die Sommer - und Winterlandschaft zugleich in komisch wirkungsvollem Gegensatze.
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