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Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Luther brach der
schmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schlacht
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Augsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
47. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luthersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Aeste.
In Luthers Feste Hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da rührn billig auch des Leibes Reste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hagenlach.)
48. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
sein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Hierauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Luther Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Melanchthon Philipp_Melanchthon Philipp Georg Philipp Philipp Melanchthon
503
zur Ueberwältigung der „Rebellion", wie er die Glaubenstreue nannte,
and der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß,
die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter-
lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in
ihrem Glauben. Run befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes
Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen
längstens'3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die
erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher,
trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei
tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten
in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände
Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von
Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu
kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam
die Zeit, daß auch die Angesessenen weg mußten und nur wenige hat-
ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage
huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er-
barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu
Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit
Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste,
unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott
und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung
und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber
seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt
wiffen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er
sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi-
schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus-
gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel"
führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen
Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache,
auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall
erscholl von Bergen und Thalern, durch Dörfer und Städte das
Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph
Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde
um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet,
und welches anhebt:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also thu' ich mich schreiben;
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.
Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ,
Es ist dir auch so gangen;
Jetzt will ich dein Nachfolger sein —
Herr, mach's nach dein'm Verlangen I
Am meisten Aufsehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit
den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg,
750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Joseph
Scheitberger Bergmann Jesu_Christ
242
(durch Gustav Wasa 1527), Dänemark (Friedrich I.), Norwegen^
England (Heinrich Viii.), Schottland, wo Johannes Knox wirkte,
Holland, Schweiz, hatten das päpstliche Joch abgeschüttelt, und der
Abfall drohte noch weiter um sich zu greifen in Polen, Ungarn, Sieben-
bürgen, selbst in Spanien und Italien. Da erschien dem Papstthum
ein Retter in dem 1540 gestifteten Jesuitenorden, der sich die
Ausrottung der Ketzerei, d. h. der evangelischen Kirche, mit allen
Mitteln zum Ziel gesetzt hatte, und desten Grundsatz hieß: „Der
Zweck heiligt die Mittel." Die Jesuiten wurden die Beichtväter,
Rathgeber, Erzieher der katholischen Fürsten, und reizten sie zur Ver-
folgung und Unterdrückung ihrer evangelischen Unterthanen auf. In
den Niederlanden wüthete der grausame Herzog Alba, der sich rühmte,
18,000 Evangelische haben hinrichten zu lasten, und darnach verwüsteten
die Spanier die evangelischen Ortschaften 'am Niederrhein. Kaiser
Ferdinand Ii., auch ein Jesuitenzögltng, hatte den Grundsatz: „Lieber
Land und Leute verlieren, als in meinen Grenzen Ketzer dulden".
Bevor er den Thron bestieg, hatte er schon in seinem Herzogthum
Steiermark alle evangelischen Prediger und Lehrer vertrieben, und die
sehr zahlreichen evangelischen Einwohner gezwungen, katholisch zu
werden. Damals herrschte allenthalben eine feindselige Stimmung,
und wenn her Sturm einmal losbrach, so war das Schlimmste zu
fürchten. Er brach in Böhmen los. In diesem größtentheils protestan-
tischen Lande wurden neu erbaute protestantische Kirchen niedergeristen,
und als darüber Beschwerde erhoben wurde, wies die kaiserliche Behörde
sie höhnend zurück. Da erhob sich der Sturm am 23. Mai 1618 zu
Prag; Man warf die kaiserlichen Räthe zum Fenster hinaus. Das war
der Anfang des dreißigjährigen Krieges. Die Böhmen griffen zu den
Waffen, wählten sich den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum
Könige, wurden aber auf dem weißen Berge geschlagen und ihrer Reli-
gionsfreiheit beraubt (1620). Dann zog sich der Krieg in das übrige
Deutschland. Die kaiserlichen Feldherren Tilly und Wallenstein
siegten, nur nicht bei Stralsund, und im Jahre 1629 war es mit
den Evangelischen so weit gekommen, daß Kaiser Ferdinand den Be-
schluß, das Restitutionsedikt vom 6. März 1630, bekannt machte,
die Evangelischen sollten alle Kirchengüter, die sie seit dem Religions-
frieden zu Augsburg (1555) erworben, an die Katholiken zurückgeben^
die Reformirten aber überhaupt nicht geduldet werden. Damals schien
es mit der evangelischen Kirche aus zu sein. Aber der treue Gott
schläft und schlummert nicht. Er erweckte den frommen Heldenkönig
Gustav Adolph von Schweden, zur Rettung seiner Kirche auf
deutschem Boden mit 15,000 tapfern Schweden den 4. Juni 1630
zu erscheinen. Betend fing er sein Werk an. Den siegreichen, furchtbaren
Tilly, der am 20. Mai 1631 die Stadt Magdeburg grausam zer-
stört hatte, schlug er bei Breitenfeld unweit Leipzig am 17. Sept.
1631 so auf's Haupt, daß er im Siegesfluge bis nach München vor-
dringen konnte. Als Gustav Adolph aber auch nach Wien wollte,
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Wasa Gustav Friedrich_I.) Friedrich_I. Heinrich_Viii Heinrich Johannes_Knox Rathgeber Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolph_von_Schweden Gustav Tilly Gustav_Adolph Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen England Schottland Holland Schweiz Polen Ungarn Spanien Italien Niederlanden 'am_Niederrhein Deutschland Stralsund Magdeburg Breitenfeld Leipzig München Wien
435
der Protestanten „die Blutige" heißt, als Bekennerin der evangelischen
Wahrheit in steter Gefahr gewesen. Als Maria 1558 starb, bestieg
Elisabeth den englischen Thron, 25 Jahre alt. Da war ihre erste
Handlung nach ihrem feierlichen Einzug in London die, daß sie Gott
auf den Knieen für ihre Rettung dankte. Der Papst forderte sie auf,
sich für die römische. Kirche zu erklären und die Unterdrückung der
Ketzer fortzusetzen, und da sie sich dessen weigerte, so sprach er den
Bannfluch über sie aus, erklärte sie der Krone verlustig, und schenkte
England dem finstern Ketzerhaffer Philipp Ii. von Spanien, dem
Sohne Kaiser Karls V. Sogleich sprach sich Elisabeth entschieden für
die evangelische Kirche aus, und errichtete die anglikanische Kirche
in einer Weise, daß sie allen Religionsparteien gerecht sein sollte.
Denn in der Lehre, die ein Glaubensbekenntniß von 39 Artikeln be-
urkundete, vermischte sie Lutherisches und Reformirtes, und in der Ver-
fassung und in den Ceremonien behielt sie im Allgemeinen das Wesen
der römischen Kirche bei; das Oberhaupt des Staates sollte auch das
der Kirche sein. Die gottesdienstlichen Handlungen wurden in einem
„allgemeinen Gebetbuche" festgestellt. Die große Mehrzahl des eng-
lischen Volkes war mit dieser Einrichtung zufrieden; aber nicht wenige
Protestanten nahmen an der Verfassung und den gottesdienstlichen
Gebräuchen Anstoß, weil sie darin Papistisches und Unapostolisches er-
kannten, bildeten als Presbyterianer und Puritaner eigene Kir-
chengemeinschaften, und ließen sich durch keine Strafen im Bekenntniß
ihrer Überzeugung erschüttern. Auch wurden die katholischen Irländer,
bei denen sie die anglikanische Staatskirche gewaltsam einführte, indem
sie derselben alles Kirchengut zueignete, dadurch nur ihre und der
Protestanten erbitterte Feinde.
So gebrach es der Königin nicht an schweren Sorgen und Kümmer-
nissen. Da kam plötzlich eine besonders schwere Noth hinzu. Ihre Nichte,
die Königin Maria Stuart von Schottland, die Wittwe des Königs
Franz Ii. von Frankreich schon seit ihrem 18. Jahre, eine Frau von
großer Schönheit, aber eben so großem Leichtsinn, war wegen ihrer
französischen Sittenlosigkeit und wegen ihrer feindseligen Gesinnung
gegen den Protestantismus den ernsten Schotten verhaßt geworden,
sonderlich als der gegründete Verdacht auf ihr ruhte, daß sie ihren
Gemahl mit seiner Wohnung durch Pulver in die Luft gesprengt, und
mußte nach England entfliehen, 1568. Maria hatte sich schon längst für
die einzig rechtmäßige Königin von England erklärt; jetzt sprach
ihr auch der Papst die englische Krone zu, und er, im Verein mit
Philipp von Spanien, der Jesuitenpartei in Frankreich und den eng-
lischen Katholiken, bot Alles aus, Elisabeth zu stürzen. Mehrere Ver-
schwörungen gegen ihr Leben wurden entdeckt, und Maria war ohne
Zweifel dabei betheiligt. Dadurch sah sich die Königin genöthigt, Maria
in enge Haft zu nehmen, und endlich sogar, wenn sie sich und damit das
ganze Königreich und den evangelischen Glauben nicht preisgeben wollte,
sie vor Gericht zu stellen. Maria, die Königin von Schottland und vor-
28*
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— 534 —
zur Überwältigung der "Rebellion,, wie er die Glaubenstreue nannte,
und der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß,
die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter-
lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in
ihrem Glauben. Nun befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes
Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen
längstens 3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die
erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher,
trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei
tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten
in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände
Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von
Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu
kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam
die Zeit, daß auch die Angeseffenen weg mußten und nur wenige hat-
ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage
Huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er-
barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu
Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit
Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste,
unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott
und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung
und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber
seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt
wissen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er
sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi-
schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus-
gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel"
führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen
Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache,
auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall
erscholl von Bergen und Thälern, durch Dörfer und Städte das
Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph
Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde
um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet
und welches anhebt:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also thu' ich mich schreiben;
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.
Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ,
Es ist dir auch so gangen;
Jetzt will ich dein Nachfolger sein —
Herr, mach's nach dein'm Verlangen!
Am meisten Auffehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit
den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg,
750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am
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Scheitberger Bergmann Jesu_Christ
250
(durch Gustav Wasa 1527), Dänemark (Friedrich I.), Norwegen,
England (Heinrich Viii.), Schottland, wo Johannes Knox wirkte,
Holland, Schweiz, hatten das päpstliche Joch abgeschüttelt, und der
Abfall drohte noch weiter um sich zu greifen in Polen, Ungarn, Sieben-
bürgen, selbst in Spanien und Italien. Da erschien dem Papstthum
ein Retter in dem 1540 gestifteten Jesuitenorden, der sich die
Ausrottung der Ketzerei, d. h. der evangelischen Kirche, mit allen
Mitteln zum Ziel gesetzt hatte, und dessen Grundsatz hieß: „Der
Zweck heiligt die Mittel." Die Jesuiten wmden die Beichtväter,
Rathgeber, Erzieher der katholischen Fürsten, und reizten sie zur Ver-
folgung und Unterdrückung ihrer evangelischen Unterthanen auf. In
den Niederlanden wüthete der grausame Herzog Alba, der sich rühmte,
18,000 Evangelische haben hinrichtm zu lasten, und darnach verwüsteten
die Spanier die evangelischen Ortschaften "am Niederrhein. Kaiser
Ferdinand Ii., auch ein Jesuitenzögling, hatte den Grundsatz: „Lieber
Land und Leute verlieren, als in meinen Grenzen Ketzer dulden".
Bevor er den Thron bestieg, hatte er schon in seinem Herzogthum
Steiermark alle evangelischen Prediger und Lehrer vertrieben, und die
sehr zahlreichen evangelischen Einwohner gezwungen, katholisch zu
werden. Damals herrschte allenthalben eine feindselige Stimmung,
und wenn der Sturm einmal losbrach, so war das Schlimmste zu
fürchten. Er brach in Böhmen los. In diesem größtentheils protestan-
tischen Lande wurden neu erbaute protestantische Kirchen niedergerissen,
und als darüber Beschwerde erhoben wurde, wies die kaiserliche Behörde
sie höhnend zurück. Da erhob sich der Sturm am 23. Mai 1618 zu
Prag; man warf die kaiserlichen Räthe zum Fenster hinaus. Das war
der Anfang des dreißigjährigen Krieges. Die Böhmen griffen zu den
Waffen, wählten sich den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum
Könige, wurden aber auf dem weißen Berge geschlagen und ihrer Reli-
gionsfreiheit beraubt (1620). Dann zog sich der Krieg in das übrige
Deutschland. Die kaiserlichen Feldherren Tilly und Wallenstein
siegten, nur nicht bei Stralsund, und im Jahre 1629 war es mit
den Evangelischen so weit gekommen, daß Kaiser Ferdinand den Be-
schluß, das Restitutionsedikt vom 6. März 1630, bekannt machte,
die Evangelischen sollten alle Kirchengüter, die sie seit dem Religions-
srieden zu Augsburg (1555) erworben, an die Katholiken zurückgeben,
die Reformirten aber überhaupt nicht geduldet werden. Damals schien
es mit der evangelischen Kirche aus zu sein. Aber der treue Gott
schläft und schlummert nicht. Er erweckte dm frommen Heldenkönig
Gustav Adolph von Schweden, zur Rettung seiner Kirche auf
deutschem Boden mit 15,000 tapfern Schweden den 4. Juni 1630
zu erscheinen. Betend fing er sein Werk an. Den siegreichen, furchtbaren
Tilly, der am 20. Mai 1631 die Stadt Magdeburg grausam zer-
stört hatte, schlug er bei Breitenfeld unweit Leipzig am 17. Sept.
1631 so auf's Haupt, daß er im Siegesfluge bis nach München vor-
dringen konnte. Als Gustav Adolph aber auch nach Wien wollte,
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der Protestanten „die Blutige" heißt, als Bekennerin der evangelischen
Wahrheit in steter Gefahr gewesen. Als Maria 1558 starb, bestieg
Elisabeth den englischen Thron, 25 Jahre alt. Da war ihre erste
Handlung nach ihrem feierlichen Einzug in London die, daß sie Gott
auf den Knieen für ihre Rettung dankte. Der Papst forderte sie auf,
sich für die römische Kirche zu erklären und die Unterdrückung der
Ketzer fortzusetzen, und da sie sich dessen weigerte, so sprach er den
Bannfluch über sie aus, erklärte sie der Krone verlustig, und schenkte
England dem finstern Ketzerhasser Philipp Ii. von Spanien, dem
Sohne Kaiser Karls V. Sogleich sprach sich Elisabeth entschieden für
die evangelische Kirche aus, und errichtete die anglikanische Kirche
in einer Weise, daß sie allen Religionsparteien gerecht sein sollte.
Denn in der Lehre, die ein Glaubensbekenntniß von 3 9 Artikeln be-
urkundete, vermischte sie Lutherisches und Reformirtes, und in der Ver-
fassung und in den Ceremonien behielt sie im Allgemeinen »das Wesen
der römischen Kirche bei; das Oberhaupt des Staates sollte auch das
der Kirche sein. Die gottesdienstlichen Handlungen wurden in einem
„allgemeinen Gebetbuche" festgestellt. Die große Mehrzahl des eng-
lischen Volkes war mit dieser Einrichtung zufrieden; aber nicht wenige
Protestanten nahmen an der Verfassung und den gottesdienstlichen
Gebräuchen Anstoß, weil sie darin Papistisches und Unapostolisches er-
kannten, bildeten als Presbyterianer und Puritaner eigene Kir-
chengemeinschaften, und ließen sich durch keine Strafen im Bekenntniß
ihrer Überzeugung erschüttern. Auch wurden die katholischen Irländer,
bei denen sie die anglikanische Staatskirche gewaltsam einführte, indem
sie derselben alles Kirchengut zueignete, dadurch nur ihre und der
Protestanten erbitterte Feinde.
So gebrach es der Königin nicht an schweren Sorgen und Kümmer-
nissen. Da kam plötzlich eine besonders schwere Noth hinzu. Ihre Nichte,
die Königin Maria Stuart von Schottland, die Wittwe des Königs
Franz Ii. von Frankreich schon seit ihrem 18. Jahre, eine Frau von
großer Schönheit, aber eben so großem Leichtsinn, war wegen ihrer
französischen Sittenlosigkeit und wegen ihrer feindseligen Gesinnung
gegen den Protestantismus den ernsten Schotten verhaßt geworden,
sonderlich als der gegründete Verdacht auf ihr ruhte, daß sie ihren
Gemahl mit seiner Wohnung durch Pulver in die Luft gesprengt, und
mußte nach England entfliehen, 1568. Maria hatte sich schon längst für
die einzig rechtmäßige Königin von England erklärt; jetzt'sprach
ihr auch der Papst die englische Krone zu, und er, im Verein mit
Philipp von Spanien, der Jesuitenpartei in Frankreich und den eng-
lischen Katholiken, Pot Alles auf, Elisabeth zu stürzen. Mehrere Ver-
schwörungen gegen ihr Leben wurden entdeckt, und Maria war ohne
Zweifel dabei betheiligt. Dadurch sah sich die Königin genöthigt, Maria
in enge Haft zu nehmen, und endlich sogar, wenn sie sich und damit das
ganze Königreich und den evangelischen Glauben nicht preisgeben wollte,
sie vor Gericht zu stellen. Maria, die Königin von Schottland und vor-
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Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Lnther brach der
»■chmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schiach;
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Aügsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
L7. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luchersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Äste.
In Luthers Feste hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da ruhen billig achu des Leibes Neste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"'
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hszenbach.)
Ä8. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
fein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Herauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
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