258
um die gefallenen Thiere; Pferdefleisch war jetzt ein Leckerbiffen. Hun-
ger und Frost machte manchen Soldaten sinnlos, sprachlos, ja wahn-
sinnig. Um erloschene Feuer sah man halb nackte und verbrannte
Leichenhausen. Zu all diesem Jammer gesellten sich nun noch die un-
aufhörlichen Angriffe von Seiten der Russen, namentlich der umher-
schwärmenden Kosaken. Wen die Kälte nicht tödtete, oder der Hunger,,
den raffte das tapfere Schwert des nacheilenden, rachedürstenden Fein-
des hin, besonders dies Ende Nov. an der Beresina, wo es fürchter-
lich herging, die in Eile gebauten Brücken brachen, im Gedränge Hun-
derte zertreten, gerädert, zerstampft wurden, Tausende in den mit Eis-
schollen bedeckten Fluthen ihr Grab fanden, und die Kartätschen des
russischen Geschützes unter die dichtgedrängten Haufen schmetterten.
Napoleon selbst, der Urheber all dieses Jammers, verließ nun heim-
lich, da er Alles verloren sah, das stehende Heer, setzte sich auf einen
Schlitten, und eilte voraus über Willna, Warschau, Dresden und Mainz,
nach Paris (18- Dez.). Endlich, endlich, nach einem Marsche von
vier Wochen war die Grenze erreicht. Aber in welchen Zustande be-
fand sich das Heer? — Von den 500,000 Mann, die nach Moskau
gezogen waren, befanden sich jetzt nur noch 400 Mann Fußvolks und
600 Reiter unter den Waffen; und von dem ganzen Kriegsheer, wel-
ches Napoleon vor wenigen Monaten stolz die große Armee ge-
nannt hatte, waren kaum 30,000 Mann übrig.
68. Deutschlands Erhebung.
(1813.)
Als Napoleon durch Feuer, Kälte, Hunger und russische Waffen
aus Rußland geschlagen war, ries am 3. Februar 1813 der König
von Preußen, Friedrich Wilhelm Iii., sein Volk zu den Waffen.
Da war unter den Preußen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn
und eine Liebe, das Vaterland zu retten, Deutschland zu be-
freien und den französischen Uebermuth einzuschränken. Krieg wollten
die Preußen, Gefahr und Tod wollten sie; den Frieden fürchteten sie,
weil sie von Napoleon keinen ehrenvollen Frieden hoffen konnten.
Krieg! Krieg! schallte es von den Karpathen bis zur Ostsee, von
dem Niemen bis zur Elbe: Krieg! rief der Edelmann und Landbesitzer,
der verarmt war; Krieg! der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vor-
spann und Fuhren todt trieb; Krieg! der Bürger, den die Einquar-
tirungen und Abgaben erschöpften; Krieg! die Wittwe, die ihren ein-
zigen Sohn ins Feld schickte; Krieg! die Braut, die den Bräutigam
zugleich mit Thränen des Stolzes und des Schmerzes entließ. Jüng-
linge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren und
wankenden Knieen, Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen
lange ehrenvoll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter
zahlreicher Familien und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in dieser
Hinsicht jedes Kriegsdienstes entschuldigt, wollten sich selbst nicht ent-
schuldigen; ja sogar Jungfrauen unter mancherlei Verkleidungen, und
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Willna Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Beresina Warschau Dresden Mainz Paris Moskau Deutschlands Deutschland Ostsee
23-7
Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Luther brach der
schmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schlacht
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Augsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
47. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luthersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Aeste.
In Luthers Feste Hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da rührn billig auch des Leibes Reste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hagenlach.)
48. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
sein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Hierauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Luther Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Melanchthon Philipp_Melanchthon Philipp Georg Philipp Philipp Melanchthon
410
Aber Hannibal verzagte nicht. Er gab Befehl, die steilen, mit Eis
bedeckten Anhöhen hinanzuklettern. Viele stürzten zurück; oft griffen
verborgene Feinde an oder wälzten Baumstämme gegen die Karthager,
daß ganze Reihen mit Pferden und Gepäck in die Abgründe stürzten.
Endlich, nach neuntägigem Klettern erreichte Hannibal den Gipfel und
ließ hier auf den Schnee- und Eisfeldern sein Heer zwei Tage ruhen.
Jetzt meinten sie die größten Schwierigkeiten überwunden zu haben;
aber das Hinabsteigen war fast noch schwieriger, als das Hinaust'let-
tern. Viele stürzten die steilen Abhänge hinunter; oft rissen sich große
Schneebällen (Lavinen) los und begruben ganze Schaaren unter sich.
Endlich, nach Verlauf von fünfzehn Tagen, hatten die vor Hunger und
Anstrengung abgezehrten Krieger die Ebenen Italiens erreicht. Aber wie
erschrak Hannibal, als er sein Heer musterte! Von seinem über 50,000
Mann starken Heere hatte er nur noch die Hälfte; von den 40 Ele-
phanten war nur noch ein einziger vorhanden! Doch das Alles konnte
seinen Muth nicht beugen und seinen Haß gegen die Römer nicht
mindern.
Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien
unter Anführung des ältern Scipio. Dieser traf mit Hannibal am
Ticinus, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig geschla-
gen, und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Hannibal über
den Po und schlug noch in demselben Jahre das römische Heer an der
Trebia. Mit dem Frühling des folgenden Jahres drang er in das
mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen Ufern getreten
und hatte die Gegend überschwemmt; das hielt Hannibal nicht auf.
Drei Tage und drei Nächte mußten die Soldaten im Wasser waten;
die Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Hannibal selbst verlor durch
eine Augenentzündung, die er nicht abwarten konnte, ein Auge. Kaum
war er auf dem Trocknen, so rückte ein großes Heer gegen ihn an.
Aber Hannibal schlug das römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren
Tod fanden und 6000 in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad
war so entsetzlich, daß noch jetzt die Ebene davon das Vlutf eld heißt.
— Doch zuletzt haben die Römer die Stadt Karthago zerstört.
8. Julius Cäsar.
(60-44 v. Chr.)
Er war der größte aller römischen Feldherren. Seinen Water verlor er früh,
seine vortreffliche Mutter Aurelia gab ihm eine gute Erziehung. Er hatte einen
schwächlichen Körper, ein blasses, hageres Gesicht, und oft litt er an Kopfschmer-
zen; aber durch strenge Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich gesund,
und durch allerlei körperliche Übungen, durch Laufen, Schwimmen, Fechten, Reiten
stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwerden des
Krieges ertragen konnte.
Nie war er müßig; täglich las, schrieb oder übersetzte er etwas. Wenn er
ein Buch gelesen hatte, so wiederholte er den Inhalt desselben. Won seiner Mut-
ter lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgänge, durch die er sich nachher
so beliebt zu machen wußte.
Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Rede-
kunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen,
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
503
zur Ueberwältigung der „Rebellion", wie er die Glaubenstreue nannte,
and der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß,
die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter-
lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in
ihrem Glauben. Run befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes
Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen
längstens'3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die
erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher,
trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei
tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten
in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände
Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von
Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu
kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam
die Zeit, daß auch die Angesessenen weg mußten und nur wenige hat-
ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage
huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er-
barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu
Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit
Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste,
unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott
und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung
und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber
seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt
wiffen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er
sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi-
schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus-
gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel"
führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen
Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache,
auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall
erscholl von Bergen und Thalern, durch Dörfer und Städte das
Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph
Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde
um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet,
und welches anhebt:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also thu' ich mich schreiben;
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.
Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ,
Es ist dir auch so gangen;
Jetzt will ich dein Nachfolger sein —
Herr, mach's nach dein'm Verlangen I
Am meisten Aufsehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit
den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg,
750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Joseph
Scheitberger Bergmann Jesu_Christ
257
Achtren zu lassen; Napoleon selbst ging am 24. Juni 1812 mit der
.„großen Armee" über den russischen Grenzfluß Niemen geradeswegs nach
Moskau. Die Russen zogen sich, was wohl bedacht war, kampsend
und verheerend immer zurück, und die Franzosen, welche bei Smo-
lensk und am 7. Sept. bei Borodino an der Moskwa (nur 27
Stunden von Moskau) siegten, nach welcher gräßlichsten Schlacht 70,000
Todte und Verwundete den Kampfplatz bedeckten, fanden auf ihrem Zuge
Alles zerstört und leer. Endlich am 14. Sept. hielt das französische
Heer und erst während der Nacht Napoleon siegesstolz seinen Einzug
in die alte, ungeheure Czarenstadt Moskau. Ein trauriger, erschreckender
Einzug war es. Die große Stadt, in der 1600 Kirchen und Kapellen
aus der unübersehbaren Häusermasse hervorragten, war von fast allen
ihren 400,000 Einwohnern verlassen. Die Soldaten, ausgehungert
und müde, brachen in die Wohnungen ein, suchten Lebensmittel, raub-
ten und plünderten, und — schon in dieser ersten Nacht stieg bald
hier, bald dort die Fellersäule brennender Gebäude empor, ein heftiger
Sturmwind heulte drein und das Löschgeräth war weggeschafft. Das
Feuer griff immer weiter um sich, und bald stand fast ganz Moskau
in Flammen, ein blutrothes Feuermeer, ein Ruf an die gedrückten,
unterjochten Völker, das Grab für die Pläne und das Glück Napoleons.
Er, der gerufen: „Endlich bin ich in Moskau, in dem Paläste der
Czaare, im Kreml!" starrte mit Entsetzen und grausamer Geistesqual
.diese Verwüstung an, und sprach: „Welch furchtbares Schauspiel! Jst's
möglich? Das haben sie (die Russen) selbst gethan! So viele Paläste!
Welch' ein außerordentlicher Entschluß! Welche Menschen! — Das ver-
kündet uns schweres Unglück!" In der dritten schrecklichen Nacht er-
griffen die Flammen auch den Kreml. Nur eine enge, krumme, bren-
nende Straße bot einen Ausgang, durch den Napoleon mit Mühe Und
mit halb verbrannten Kleidern dem schrecklichen Feuertode entging,
welchen viele seiner Soldaten fanden. Er bezog das Schloß Petrowsky,
eine Meile von Moskau. Was sollte er nun thun? Seine Frie-
densvorschläge wurden vom russischen Kaiser Alexander auf den Rath
des Freiherrn v.. Stein mit dem Donkierworte abgewiesen: jetzt solle
der Krieg erst recht anfangen. Da es an allen Vorräthen für den
Winter durchaus fehlte und an Zufuhr nicht zu denken war, auch die
Schlachtreihen der ergrimmten Russen sich mehrten und die seinen sich
pernmälltenl so mußte der stolze Mann sich zum Rückzüge entschließen,
den Oct. wirklich antrat. Aber welch' ein Rückzug! Hun-
derl^W^nfzig Meilen lang war der Weg, auf welchem Alles ver-
heert'hw verwüstet war; — und durch diese unendliche Wüste mußten
sie nun,' ausgehungert und abgerissen, zurückwandern. Ungewöhnlich
frühzeitig fiel der strengste Winter ein. Der Schnee, in ungeheurer
Mass- herabfallend, machte das Weiterkommen fast unmöglich; dazu
stieg die Kälte bis zu solch hohem Grade, daß Menschen und Pferde
zu Tausenden hinstürzten, und die ausgehungerten, abgezehrten, halb
nackten Krieger stritten sich um dre Lumpen ihrer Waffenbrüder und
Hocsters' Sefes f. proicst. Oberkl. Bay.rns.i 17
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Borodino Napoleon Napoleons Napoleon Schloß_Petrowsky Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Moskwa Moskau Moskau Moskau Napoleons Moskau Moskau
335
Einwohner. Petersburg am finnischen Meerbusen, mit 440,000
Einwohnern, ist der Mittelpunkt des Seehandels und die Resi-
denzstadt der kaiserlichen Familie.
Das große russische Reich ist von vielen verschiedenen Völkerschaf-
ten bewohnt, die meist die russische Sprache reden und sich zur
griechischen Kirche bekennen.
17. Der Kampf der Wölfe und Pferde in der
politischen Steppe.
Im Frühjahr, wo die Wölfe aus dem unwirthlichen Winter den größten
Hunger mitbringen, sind die Kämpfe zwischen Wolf und Pferd am häufigsten
und bedeutendsten. Da die Wölfe die schwächere Partei sind, so entwickelt sich
Lei ihnen große List und Gewandtheit, bei den Pferden aber ein großer und
edler Gemetnsinn, der sie und ihre Kinder gewöhnlich rettet. Daß ein oder
mehrere Wölfe bei helllichtem Tage sich in den Tabun (Pferdeheerde) machen,
kommt nicht vor; sie wissen recht wohl, daß sie da ohne Rettung verloren wären
und von den Pferden dem platten Rasen gleich getreten würden. Bei Nacht
und unter besonderen Umständen, wenn z. B. die Wölfe zahlreich und die Pferde
nicht zahlreich sind, geschieht es wohl, daß ein Rudel Wölfe mitten unter den
Tabun geräth, und der Kampf entwickelt sich dann so: Die zunächst angegriffenen
Pferde, welche die Wölfe rochen oder ihre leuchtenden Augen auf der Steppe
funkeln sahen, spitzen die Ohren, brausen und wiehern und stoßen Töne durch
die Nüstern, die man durch die Nacht weithin pfeifen hört. Auf den ersten
Lärm springen sogleich alle nahen Hengste, Walachen und Stuten — denn bet
der Wolfsgefahr macht das Geschlecht keinen Unterschied, und Aller Muth ist
gleich — herbei und setzen gerade auf die Wölfe ein. Diese werden dann durch
den ersten wüthenden Angriff der Pferde, den sie selber aufregten, erschreckt und
ziehen sich leise ein wenig zurück. Indeß geht das Geschrei unter den Pferden
fort, und der ganze Tabun, weit gefehlt, daß er sich zersprengen sollte, drängt
sich im Sturmlaufe der gefährdeten Stelle zu. Die Mütter schreien nach ihren
Jungen, und diese traben hinter den Alten her, in dicken Hausen Schutz suchend.
Fühlen sich die Wölfe an Zahl stark und peinigt sie der Hunger, so weichen sie
nicht völlig, nähern sich hier und da wieder und erhaschen vielleicht ein Junges,
das täppisch und schreiend mit der Mutter herbeiläuft, die selber noch nicht
wußte, wo eigentlich die Gefahr drohte. Die Mutter geräth außer sich und
springt mitten unter die Wölfe, ihr Kind zu retten. Allein sie verfehlt es. Bald
sitzen auch ihr ein paar hungrige Rachen an der Kehle und legen sie in den
Rasen. Aber nun fackeln die Pferde auch nicht länger. Sie nehmen ihre Jungen
in die Mitte, und die Stuten mit den Walachen bilden einen Kreis, der aber
nicht so starr und mit den Vorderfüßen eingewurzelt dasteht, wie ihn unsere
Bilderbücher darstellen. Auf diesen Bildern haben es die Wölfe ziemlich bequem.
Sie hüten sich vor den Hintertatzen der Pferde, und das Schlimmste, was ihnen
begegnen kann, ist, daß sie sich den Gedanken an Füllenfleisch aus dem Sinne
schlagen müssen. In der Wirklichkeit büßen sie ihre Lust gewöhnlich schwerer.
Die Pferde setzen, wie eine bewegliche Phalanx, scharf auf die Wölfe ein und
machen manchen von ihnen das verwünschte Augenleuchten vergehen; denn sie
wollen sich nicht bloß vertheidigen, sondern auch ihren Feind vernichten. Die
Hengste gehen nicht mit in jenes Quaree (Viereck), sondern bleiben draußen
und umtoben es schnaubend mit wallender Mähne und mit bäumendem Schweife,
als wenn jedes Haar eine Schlange wäre, zugleich als Feldherren, Fahnenträger
und Schlachttrompeter. Wo sie den Wolf im Grase schleichen sehen, da sprin-
gen sie Maul auf Maul gegen ihn ein und schlagen ihn mit den Vorderfüßen
nieder. Man denkt bet uns, daß die Pferde Alles in den Hinterfüßen haben;
allein dies ist keineswegs der Fall. Vielmehr gebrauchen sie allemal zum Angriff
die Vorderfüße. Der Hengst versetzt zuweilen seinem Feinde sogleich den ersten
441
Aber Hannibal verzagte nicht. Er gab Befehl, die steilen, mit Eis
bedeckten Anhöhen hinanzuklettern. Viele stürzten zurück; oft griffen
verborgene Feinde an oder wälzten Baumstämme gegen die Karthager,
daß ganze Reihen mit Pferden und Gepäck in die Abgründe stürzten
Endlich, nach neuntägigem Klettern erreichte Hannibal den Gipfel und
ließ hier auf den Schnee- und Eisfeldern fein Heer zwei Tage ruhen.
Jetzt meinten sie die größten Schwierigkeiten überwunden zu haben;
aber das Hinabsteigen war fast noch schwieriger, als das Hinaufklet-
tern. Viele stürzten die steilen Abhänge hinunter; oft rissen sich große
Schneebällen (Lavinen) los und begruben ganze Schaaren unter sich.
Endlich, nach Verlauf von fünfzehn Tagen, hatten die vor Hunger und
Anstrengung abgezehrten Krieger die Ebenen Italiens erreicht. Aber wie
erschrak Hannibal, als er fein Heer musterte! Von seinem über 50,000
Mann starken Heere hatte er nur noch die Hälfte; von den 40 Ele-
phanten war nur noch ein einziger vorhanden! Doch das Alles konnte
seinen Muth nicht beugen und seinen Haß gegen die Römer nicht
mindern.
Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien
unter Anführung des altern Scipio. Dieser traf mit Hannibal am
Ticinus, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig geschla-
gen, und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Hannibal über
den Po und schlug noch in demselben Jahre das römische Heer an der
Trebia. Mit dem Frühling des folgenden Jahres drang er in das
mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen Ufern getreten
und hatte die Gegend überschwemmt; das hielt Hannibal nicht auf.
Drei Tage und drei Nächte mußten die Soldaten im Wasser waten;
die Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Hannibal selbst verlor durch
eine Augenentzündung, die er nicht abwarten konnte, ein Auge. Kaum
war er auf dem Trocknen, so rückte ein großes Heer gegen ihn an.
Aber Hannibal schlug das römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren
Tod fanden und 6000 in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad
war so entsetzlich, daß noch jetzt die Ebene davon das Vlutfeld heißt.
— Doch zuletzt haben die Römer die Stadt Karthago zerstört.
9. Julius Cäsar.
(60-44 v. Chr.)
Er war der größte aller römischen Feldherren. Seinen Vater verlor er früh,
feine vortreffliche Mutter Aurelia gab ihm eine gute Erziehung. Er hatte einen
schwächlichen Körper, ein blasses, hageres Gesicht, und oft litt er an Kopfschmer-
zen; aber durch strenge Mäßigkeit im Esten und Trinken erhielt er sich gesund,
und durch allerlei körperliche Übungen, durch Laufen, Schwimmen, Fechten, Reiten
stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwerden des
Krieges ertragen konnte.
Nie war er müßig; täglich las, schrieb oder übersetzte er etwas. Wenn er
ein Buch gelesen hatte, so wiederholte er den Inhalt desselben. Von seiner Mut-
ter lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgänge, durch die er sich nachher
so beliebt zu machen wußte.
Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Rede-
kunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen,
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zur Überwältigung der "Rebellion,, wie er die Glaubenstreue nannte,
und der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß,
die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter-
lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in
ihrem Glauben. Nun befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes
Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen
längstens 3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die
erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher,
trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei
tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten
in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände
Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von
Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu
kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam
die Zeit, daß auch die Angeseffenen weg mußten und nur wenige hat-
ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage
Huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er-
barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu
Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit
Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste,
unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott
und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung
und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber
seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt
wissen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er
sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi-
schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus-
gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel"
führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen
Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache,
auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall
erscholl von Bergen und Thälern, durch Dörfer und Städte das
Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph
Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde
um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet
und welches anhebt:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also thu' ich mich schreiben;
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.
Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ,
Es ist dir auch so gangen;
Jetzt will ich dein Nachfolger sein —
Herr, mach's nach dein'm Verlangen!
Am meisten Auffehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit
den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg,
750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Joseph
Scheitberger Bergmann Jesu_Christ
199 —
Zunächst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den
gefährlichen Ungarn und gelobte ihnen einen neunjährigen Tribut.
Dafür sollten sie nicht mehr nach Deutschland kommen und das Vieh
wegtreiben. Sie waren auch damit zufrieden. Und nun begann im
ganzen deutschen Reich eine Leffere Zeit, überall ein reges und thätiges
Leben. Überall fing man an, Häuser zu bauen und hier und da einen
Haufen derselben mit einer Mauer und mit einem Wassergraben zu
umziehen. Solch eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder
Burg und ihre Bewohner Bürger. Aber die Städte waren noch
leichter zu bauen, als Bewohner dafür zu finden; denn die Deutschen
liebten das Wohnen auf dem Lande und sagten: „Sollen wir uns
lebendig begraben lassen? Deine Städte sind nichts anders, als Grä-
der." Da befahl Heinrich, die Leute sollten loosen, und je einer aus
neunen, den das Loos treffe, sollte vom Lande in die Stadt ziehen.
Damit sie das aber um so lieber thun möchten, gab er den Städten
viele Vorrechte, so daß die Bürger hinter ihren Mauern nach und
nach viel freier wurden, als die Bauern, welche damals ihren Edel-
leuten oder Klöstern als Leibeigne dienen mußten. Nun fing auch
in den Städten einer an, und machte für alle die Kleider; ein anderer
für alle die Schuhe; ein dritter baute Häuser für die andern; —
natürlich aber das alles nicht umsonst! Mit einem Worte: es entstanden
die verschiedenen Handwerker. Bis dahin hatte nämlich jeder sein
eigener Schneider, Schuster, Maurer, also alles Mögliche selbst sein
müssen. Und das ging gerade nicht sehr gut. In den Städten ging's
nun natürlich besser. Und doch merkten es die Städter noch immer
nicht, daß sie cs besser hatten. Als aber nach neun Jahren die Ungarn
wieder kamen, und die Bauern nun mit ihrem Vieh und ihren sonstigen
Habseligkeiten in die ummauerten Städte flüchten konnten, wohin die
Ungarn nicht einzudringen vermochten, und als Heinrich mit Gottes
Hülfe diese Räuber bei Merseburg dermaßen besiegte, daß sie, so
lange er lebte, nicht wieder kamen: da jubelten Alle dem Städte-
bauer zu und Jeder freute sich seines Königs. — Schon vorher hatte
Heinrich auch die Wenden zur Ruhe gebracht. Mitten im Winter
nahte er sich ihrer Hauptstadt Breuna bor (jej¿t Brandenburg). Sie
zagten jedoch nicht, sondern dachten: Laß ihn nur kommen; durch die
weiten Sümpfe um unsere Stadt kann er gewiß nicht hindurch dringen.
Er kam aber dennoch, zwar nicht durch, aber über die Sümpfe her.
Gott schickte einen harten Frost, und Heinrich marschirte auf dem Eise
gegen die feindliche Stadt und eroberte sie. Die Wenden waren
besiegt. — König Heinrich starb 936.
14. Kaiser Dtto's I. Krönung.
(933-973.)
Die Deutschen fühlten sich dem sächsischen Stamme dankbar ver-
pflichtet, da Heinrich I. das Reich nach innen und außen gekräftiget
hatte; daher gedachten sie auch, die Krönung seines Sohnes Otto
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TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Schneider Schuster Maurer Heinrich_mit_Gottes Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_I. Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Merseburg Brandenburg
207
selbst das Dorf. Die drei verbündeten Monarchen aber, als sie von
ihrem Hügel herab überall ihre siegreichen Banner daher wehen sahen,
sanken auf ihre Kniee, und ein stilles Gebet drang zum Herrn der Welt
empor, dessen Arm der guten Sache den gerechten Sieg verliehen hatte.
Ganz anders sah es auf dem gegenüber liegenden Windmühlen-
hügel aus. Ernst, nachdenkend und in sich gekehrt, schritt Napoleon
umher. Schweigend blickte seine Umgebung auf den ernsten Gebieter,
der nun die Nothwendigkeit seines Rückzuges einsah. An einem Wacht-
feuer wurden die erforderlichen Befehle ausgefertigt. Während der
Zeit überwältigten den Kaiser die Anstrengungen des Tages. Auf
einem hölzernen Schemel sitzend, war er erschöpft in Schlummer gesunken.
Stumm und düster umstanden seine Generale das Wachtfeuer, und nach
einer Viertelstunde erweckte ihn das Geräusch seiner abziehenden Truppen.
Dann ritt er nach Leipzig zurück und nahm dort sein Nachtquartier.
Noch in derselben Nacht begann der Rückzug der französischen
Schaaren. Gegen 9 Uhr des Morgens verließ Napoleon am 19.
Qttober Leipzig; nur mit Mühe konnte er wegen des Drängens und
Treibens aus der Stadt gelangen. Denn schon schritten die Verbün-
deten von allen Seiten zur Erstürmung Leipzigs heran und drangen
in die Stadt ein. Durch eiligste Flucht suchten die Franzosen sich
zu retten. Da plötzlich flog die steinerne Elsterbrücke in die Luft,
und damit erlosch ihnen die letzte Aussicht aus Entkommen. Der Po-
lenfürst Poniatowsky, welcher sich durch Schwimmen retten wollte,
fand in den Fluthen seinen Tod. Ganze Schaaren von Franzosen
wurden gefangen genommen. Im Ganzen zählten sie in jenen Tagen
38,000 Todte und Verwundete und 30,000 Gefangene; aber auch
die Verbündeten hatten ihren Sieg mit 42,000 Todten und Verwun-
deten erkaufen müssen. — Am 19. Oktober zogen die verbündeten
Monarchen feierlich in Leipzig ein. Es war ein großer Augenblick,
als sich die drei Fürsten Angesichts ihrer tapfern Schaaren die Hände
reichten, um sich zur Befreiung Deutschlands Glück zu wünschen.
Von den Siegern immer noch verfolgt, zogen die Franzosen in Eil-
märschen über Erfurt dem Rheine zu. Der tapfere bayerische General
Wrede suchte dem französischen Heere bei Hanau mit 6000 Mann
Bayern und 25,000 Österreichern den Durchzug zu wehren, und
nur mit großem Verluste schlug sich Napoleon in der zweitägigen Schlacht
(30. und 31. Oktober) durch, um die Trümmer seines Heeres über
Frankfurt zum Rheine zu führen, den er am 2. November bei Mainz
zum letzten Male überschritt.
O L e i p z i g, du freundliche Lindenstadt l
Dir ward ein leuchtendes Ehrenmal;
So lange rollet der Zeiten Rad,
So lange scheinet der Sonne Strahl,
Sv lange die Ströme zum Meere reisen:
Wird noch der späteste Enkel preisen
Die Leipziger Schlacht.
(E. M. Arndt.)
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Napoleon Napoleon Poniatowsky Wrede Napoleon Arndt