20
den zufügen!" Was die Mutter vorausgesagt hatte, ging auch richtig
in Erfüllung. — Eines Tages sollte Ernestine aus dem Garten
Petersilie holen. Sie lief nach ihrer gewohnten, hastigen Weise fort
und sah nicht auf den Weg. Der Gärtner aber hatte eine Harke
liegen lasten. Auf diese trat das unvorsichtige Kind so heftig, daß
der Stiel schnell in die Höhe schlug und des.mädchens Nase sehr
hart traf. Blutend und schreiend kam Ernestine nun ohne die Peter-
silie wieder in die Küche. — Die erschrockene Mutter wusch schnell
das blutende Gesicht mit kaltem Wasser. Aber Ernestinens Nase
schwoll sehr an, auf der Stirne bekam sie eine dicke Beule und hatte
noch lange nachher ein recht häßliches (entstelltes) Gesicht.
Wer ist wohl nun vorsichtig? Wovon kommt das Wort her? — Von
vor sich sehen. — Wer ist unvorsichtig?
13. Anzeige und Bitte.
Lieber Herr Lehrer!
Gestern wurde ich von der Mutter in den Garten geschickt, um
etwas für sie zu holen. Im unvorsichtigen Laufen trat ich auf eine
im Wege des Gartens liegende Harke. Der Stiel der Harke schlug in
die Höhe, und traf meine Nase so sehr, daß diese dick angeschwollen ist.
Ich kann nun einige Tage nicht in die Schule kommen. Damit ich
aber nicht ganz zurückbleibe, so büte ich Sie, mir durch Lieschen Mül-
ler meine Bücher zu schicken, damit ich mich zu Hause üben kann.
Werden, den 25. August 1856. Ihre gehorsame Schülerin
Ernestine Keller.
14. Das Täubchen.
Einmal ging Frau Elise zur neubegrünten Wiese mit ihren Kinderlein.
Sieh' da! auf einem Acker spazieret frisch und wacker ein Täubchen, zart
und fein, hübsch mit dem Köpfchen nicket, bald da-, bald dorthin picket
mit seinem Schnäbelein. „Seht!" sprach die fromme Mutter, „das Täub-
chen dort sucht Futter.. Nun merket fleißig auf! Wenn es was aufgepicket,
seht, seht ihr's jetzt? — so blicket es in die Höh' hinauf. Drum, Kinder,
wenn ihr esset, das Beten nicht vergesset! Seht auch zum Himmel auf!"
13. Die rauchenden Schornsteine.
Gottfried bemerkte die rauchenden Schornsteine der Häuser, als
man das Mittagesten zubereitete. Da mußte er denken: Mein Gott!
es steigt der Rauch von unsern Küchen täglich und häufig auf; so sollen
überall auch Dankbarkeit und Gebet zu dir, dem Geber aller guten
Gaben, als Opfer auffteigen. Ach, laß mich dies niemals vergessen! —
16. So soll es sein.
Ein Kindesherz soll sein Wie die Vöglein im Gebüsch
Wie die Lilie so rein, So froh,
Wie der Thau so klar, Ja, so:
Wie der Spiegel so wahr, Als flög' es mit den Engeln gleich
Wie der Quell so frisch, Zu Gottes Thron ins Himmelreich!
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Ernestine Lieschen_Mül- August Ernestine_Keller Elise Gottfried
71
u. s. w., gemalt sind. Aus dem Innern der Bude ertönt bald ein
Krächzen oder Pfeifen, bald ein Brüllen oder Grunzen, und nun,
mein lieber Jakob, wirst Du misten, daß ich von einer Thierbude oder
Menagerie (Menascherie) rede. Und so kleines Volk, wie wir, kann
für 1 Sgr. das Alles besehen. Das wird für uns lehrreich fein.
Es erwartet Dich Dein Freund
Esten, den 18. Oktober 1856. Otto Kraft.
7. Die zwei Wanderer.
Zwei Wanderer zogen gemeinsam über Land. Und als sie unterwegs aus-
rührten in einer Herberge, erscholl plötzlich ein Geschrei, daß eine Feuersbrunft
im Dorfe sei. Da sprang der eine Wanderer auf, warf seinen Stab und Bün-
del von sich, um eilends zu helfen; der andere aber hielt ihn zurück und sprach:
Wesbalb sollen wir hier verzögern? Sind nicht Hände genug zum Helfen? Was
kümmern uns die Fremden? Aber jener hörte nicht auf die Reden, sondern lief
hinaus zu dem brennenden Hause; nun folgte der andere langsam, und stand
und sah zu von ferne.
Vor dem brennenden Hause aber stand eine Mutter, wie erstarrt, und rief:
Meine Kinder! meine Kinder! Als der Fremdling solches hörte, sprang er in das
brennende Haus zwischen die krachenden Balken, und die Flamme schlug um ihn
her und über ihm zusammen. Das Volk aber rief: Der ist verloren! Als man
aber harrete eine Weile, siehe, da trat er hervor mit versengtem Haar und trug
zwei Kindlein auf den Armen und brachte sie der Mutter. Da umarmte sie die
Kinder und fiel dem Fremdling zu Füßen. Dieser aber hob sie tröstend auf,
und unterdessen stürzte das ganze Haus zusammen. Als nun sein Gefährte
sagte: Wer hieß dich doch, ein so kühnes Wagestück zu beginnen? antwortete er:
„Der Herr des Feuers, der auch des Hauses Herr und der Kinder Vater und
Retter ist, der hat mir's befohlen in meinem Herzen."
8. Was bin ich mehr, als ihr?
Das Wasser Tauscht’, das Wasser schwoll — nämlich das Wasser der
Oder, die am 27. April 1785 aus ihren Ufern trat, Dämme durchbrach,
Brücken abriss, Häuser umwarf und vielen Menschen ihren Sitz auf den
Dächern oder den Bäumen anwies, wo selbst die Vögel nicht mehr sitzen wollten.
Kinder schrieen, Mütter jammerten, Männer klagten : Alles ringsumher war voll
Jammer und Noth. Edle Menschenherzen eilten von allen Seiten herbei, um
den Armen zu helfen. Und es muss viele Herzen dazu getrieben haben :
denn Kähne fuhren ab und zu und setzten Greise und Weiber aufs Trockne,
und Hände von Schwimmenden ragten aus den Fluthen empor und trugen
Kinder zu ihren Müttern an’s Land, — kurz, Noth und Hülfe suchten’»
einander zuvorzuthun; aber die Noth hatte lange die Uebermacht.
Das edelste Menschenherz unter allen schlug aber diesmal in einer Herzogs-
brust. Diese öffnete sich zusammt Börse und Haus für Hunderte von Un-
glücklichen. Nicht genug 1 Bald stand der Herzog auch am Ufer und zog
her vor den Anderen als rettender Engel. Kaum erschien er, so umringten
ihn Flehende von allen Seiten. Eine Mutter fiel vor ihm nieder und flehte
jammernd um den Befehl, ihre Kinder zu retten. Er bot Geld aus, aber
Niemand hatte das Herz, es zu verdienen; denn gar zu schaurig rauschte
die immer höher steigende Fluth, und eigenes Leben stand gegen fremdes
ln der Wage. Da wiederhallte in Leopolds Herzen das mahnende Wort :
„Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein
Lebon verlieret um meinetwillen, der wird es finden." — Und
schon stand er selbst im Kahne und antwortete denen, die ihm abriethen : „Was
bin ich mehr, als ihr? Ich bin ein Mensch, und hier gilt’s Menschenleben!" Und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
74
zehren hatte, konnte es in der Geschwindigkeit nicht aasrechnen, wie es
möglich sei, täglich mit fünfzehn Kreuzern auszureichen und noch so frohen
Muthes dabei zu sein, und verwunderte sich darüber. Aber der brave Mann
im Zwilchrocke erwiederte ihm: „Es wäre mir übel gefehlt, wenn ich so
viel Geld brauchte. Mir muss ein Drittheil davon genügen; mit einem Drit-
theil zahle ich meine Schulden ab und das übrige Drittheil lege ich auf
Kapital an.“ Das war dem guten Fürsten ein neues Räthsel. Aber der
fröhliche Landmann fuhr fort und sagte: „Ich theile mit meinen armen
Eltern, die nicht mehr arbeiten können, und mit meinen Kindern, die es erst
lernen müssen; Jenen vergelte ich die Liebe, die sie mir in meiner Kindheit
erwiesen haben, und von diesen hoffe ich, dass sie mich einst in meinem
müden Alter auch nicht verlassen werden.“ War das nicht artig gesagt und
noch schöner und edler gedacht und gehandelt? Der Fürst belohnte die
Rechtschaffenheit des wackern Mannes, sorgte für seine Söhne, und der
Segen, den ihm seine sterbenden Eltern gaben, wurde ihm im Alter von
seinen dankbaren Kindern durch Liebe und Unterstützung redlich entrichtet.
„Des Vaters Segen baut den Kindern Häuser.“ (Leset Sirach 3, 1 —18.)
15. Meister Kämmerlein.
Vor etlichen und dreißig Jahren starb in einem preußischen Dorfe der Gemeinde-
schmied Jakob Horn. Im gemeinen Leben hieß er nicht anders, als Meister
Hämmerlein.
„Meister Hämmerlein? Ei, warum denn Meister Hämmerlein?"
Weil er die sonderbare Gewohnheit hatte, wo er ging und stand, sein Hämmer-
lein und ein paar Nägel in der Tasche zu führen, und an allen Thoren, Thüren
und Zäunen zu hämmern, wo er etwas los und ledig fand. Vielleicht auch, weil
er über seinem Hämmerlein Gemeindeschmied des Dorfes geworden war.
„Wie wäre denn das zugegangen?"
Ganz natürlich, wie ihr sogleich hören sollt. Sein Vorfahr war gestorben.
Vier wackere Burschen hatten sich um den Dienst gemeldet und Dem und Jenem
Allerlei versprochen. Meister Hämmerlein hatte.sich nicht gemeldet und nichts ver-
sprochen; er hämmerte bleß ein wenig an einer Gartenthür und erhielt dafür den Dienst.
„Und bloß für ein Bischen Hämmern?"
Bloß für e'in Bischen Hämmern! An einer Gartenthür, nahe am Dorfe,
hing schon wochenlang ein Brett ab. Meister Hämmerlein kam mit seinem Fell-
eisen des Weges her. Flugs langte er einen Nagel und sein Hämmerlein aus
der Tasche und nagelte das Brett fest. Das sah der Dorfschulze. Ihm schien
es sonderbar, daß der landfremde Mensch das Brett nicht los sehen konnte, das
doch selbst der Eigenthümer des Gartens wohl zwanzigmal so gesehen hatte,
ohne es fest zu machen. Er wollte ihn anreden; aber der Bursche war fort, ehe
er ihm nahe genug kam.
Ein paar Stunden darauf ging der Schulze in die Dorfschenke. Sogleich
fiel ihm der junge Mensch ins Gesicht. Er saß ganz allein an einem Tischchen und
verzehrte sein Abendbrod. „Ei willkommen!" rief der Schulze. „Treffen wir uns
hier, guter Freund?" Der junge Mensch stutzte, sah ihm steif ins Gesichr
und wußte nicht, woher die Bekanntschaft kam. „Ist Er nicht der junge Wanderer,"
fragte der Schulze, „der diesen Abend da außen am Wege das Brett einer Garten-
thüre fest gemacht hat?" — „Ja, der bin ich." — „Nun gut; so kommt, Nachbar
Hans," sagte der Schulze zu dem Eigenthümer des Gartens, der zufällig auch
zugegen war, „kommt und bedankt euch bei dem wackern Fremdlinge! Er hat
im Vorbeigehen eure zerbrochene Gartenthür wieder zurecht gemacht."— Nachbar
Hans schmunzelte, sagte seinen Dank, setzte sich neben dem Schulzen traulich zu
dem Fremdling und alle Gäste lauschten auf ihr Gespräch. Es betraf das Hand-
werk, die Wanderungen und Kundschaften deffelben, und in Allen erwachte der
emmüthige Wunsch, ihn zum Gemeindeschmied zu bekommen, weil Allen der Zug
hon gemeinnütziger Denkart gefallen Hatte.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Jakob_Horn Hämmerlein Hämmerlein Hämmerlein Hämmerlein Hans," Hans
128
7. Einladung»
Mein lieber Theodor!
Nächsten Samstag Nachmittag wird unser Teich abgelassen. Das
wird eine Freude werden! Deshalb Litte ich Dich: Komme doch Sam-
stag gegen Ein Uhr zu mir, damit Du dem Fischen beiwohnen kannst!
Ein größeres Vergnügen hast Du gewiß noch nie gehabt. Jst's nicht
zu kalt, so gehen wir auch mit in den Teich. Alte Kleider für Dich
will ich schon besorgen.
Es freut sich recht sehr auf Deine Ankunft
N., den 20. August 1856.
Dein
Heinrich Müller.
8. Antwort auf den vorigen Brief.
Bester Heinrich!
Ueber Deinen Brief habe ich mich sehr gefreut. Meine Eltern haben
mir auch gerne Erlaubniß gegeben, dem Fischen beiwohnen zu dürfen.
Ich werde also am Samstag Nachmittag zeitig bei Dir eintreffen.
Wenn nur das Wetter recht schön bleibt! Cs dankt Dir recht herzlich
für Deine freundliche Einladung und grüßt Dich
N., den 21. August 1856.
Dein
Theodor Acker.
8. Schwimmlust.
Könnt tch schwimmen, wie's Fischlein klein, schwimmen wollt' ich
ins Master hinein, schwimmen auf den tiefsten Grund, machen die
Wunder der Tiefe kund. (Ps. 104,24.25. — Sirach43,26—37.)
10. Das beste Getränk.
Der beste Wein für Kinder, der weiße ist's fürwahr, der aus der
Felsenquelle so lustig fließt und klar. Er stießt durch grüne Auen,
ihn trinken Hirsch und Reh und Lerch' und Nachtigallen, er macht den
Kopf nicht weh. Und ist er gut für Kinder, der klare, weiße Wein,
mich dünkt, er muß nicht minder auch gut für Große sein.
11. Die Quelle und der Wanderer.
An einem heißen Sommertage ging der kleine Wilhelm über Feld. Seine
Wangen glühten vor Hitze, und er lechzte vor Durst. Da kam er zu einer
Quelle, die im grünen Schatten einer Eiche, hell wie Silber, aus einem Felsen
hervorbrach. Wilhelm trank sogleich von dem eiskalten Master, — und sank fast
ohnmächtig zur Erde. Er kam krank nach Hause und verfiel in ein gefährliches
Fieber. „Ach," seufzte er auf seinein Krankenbette, „wer hätte es jener Quelle
angesehen, daß sie ein so schädliches Gift enthalte I"
Allein Wilhelm's Vater sprach: „Die reine Quelle ist an deiner Krankheit
nicht Schuld, sondern deine Unvorsichtigkeit und Unmäßigkeitl" —
„Mein Kind, prüfe, was deinem Leibe gesund ist, und was ibm unge-
sund ist, das gib ihm nicht!“ (Siracb 37, 30.)
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: August Heinrich_Müller Heinrich Heinrich August Theodor_Acker Wilhelm Wilhelm Wilhelm
113
Aiso denkend geht er fort
Und gelanget an den Ort
Einer Eiche, lagert sich
Längelang in ihren Schatten
Und schläft ein. . . .
Die Winde hatten
Manche Woche nicht geweht;
Aber, als er schläft, entsteht
In der Eiche hohem Wipfel
Ein Gelispel. Starke Weste
Schütteln ihre vollen Aeste,
Und es stürzt von dem Bewegen
Prasselnd ein geschwinder Legen
Reifer Eicheln von dem Gipfel.
Viele liegen auf dem Grase,
Aber eine fällt gerade
Dem Kunstrichter auf die Nase
Plötzlich springt er auf und sieht,
Dass sie blutet. Dieser Schade
Geht noch an, denkt er und flieht
Und bereuet auf der Flucht
Den Gedanken, welcher wollte,
Dass der Eichbaum eine Frucht
Gleich dem Kürbis tragen sollte.
Traf ein Kürbis mein Gesicht,
Sprach er, nein, so lebt' ich nicht.
0, wie dumm hab’ ich gedacht!
Gott hat Alles wohl gemacht!
16. Der Wrederhall.
Der kleine Georg wußte noch nichts von dem Wiederhatte. Einmal
schrie er auf der Wiese: Ho, hopp! Sogleich rief's im nahen Wäldchen
auch: Ho, hopp! Er rief hierauf verwundert: Wer List du? und die
Stimme rief auch: Wer List du? Er schrie: Du List ein dummer
Junge! und — dummer Junge! hallte es aus dem Walde zurück.
Georg ward ärgerlicher und rief immer ärgere Schimpfnamen in den
Wald hinein. Alle hallten getreulich wieder zurück. Er suchte hieraus
den vermeinten Knalen im ganzen Wäldchen, um sich an ihm zu
rächen, konnte aler Niemanden finden. Hierauf lief er nach Hause
und klagte es der Mutter, wie ein Löser Bule sich im Walde ver-
steckt und ihn geschimpft habe. Die Mutter sprach: Diesmal hast du
dich selbst angeklagt. Du hast nichts vernommen, als den Wied er-
hall deiner eigenen Worte. Hättest du ein freundliches Wort in den
Wald gerufen, so wäre dir auch ein freundliches Wort zurückgekommen.
So geht es auch im Leben. Das Betragen Anderer gegen un£
ist meistens nur der Wiederhall des uns'rigen gegen sie. Begegnen
wir den Leuten freundlich, so begegnen sie uns auch freundlich. Sind
wir aber gegen sie unfreundlich, rauh und grob, so dürfen wir auch
von ihnen nichts Besseres erwarten.
Weißt du nun, was dir das Sprüchwort sagen will:
Wie du hinein rufst in den Wald,
Die Stimme dir entgegen hallt? —
17. Waldmännchen.
Es wollt’ ein Knäblein in den Wald gar munter und geschwind; die Mut-
ter sprach: Komm wieder bald, und nasche nicht Beeren, mein Kind! Da
sprang das Knäblein fort und fort, und trieb sein lust’ges Spiel, gedachte
nicht der Mutter Wort und naschte der Beeren gar viel. Und als die
dunkle Nacht begann, da schlich es müd’ nach Haus. Die Mutter sprach :
Was hast du gethan? Du siehst Ja so kümmerlich aus! Das Knäblein
sagt: Wie sollt’ es sein? Ich bin Ja so frisch und gesund; Waldmännchen
hat Kirschen ohne Stein, die schmeckten so süss mir im Mund. Da ward vor
Schreck die Mutter bleich, und wandte hinweg ihr Gesicht; doch barg sie
die Furcht und lächelte gleich: Waldmännchen, Kind, gibt es Ja nicht!
Nicht schlief die Mutter die ganze Nacht, wach hielt sie Kummer und Harm;
und als am Morgen der Tag erwacht’, hielt todt sie den Knaben Im Arm.
§aeil«rä’ V-s-buch für Mitteln, evang-l. D-Ussch. g
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
144
Der Nachbar, der ein kluger Mann war, sprach: „Das kannst
du leicht, wenn du es nur recht anfängst. Sieh, hier auf dem Plätzchen,
wo du stehst, stecken mehr als hundert Thaler in dem Vodcn. Mache
nur, daß du sie herausbringst!"
Ich war damals noch ein unverständiger junger Mensch und grub
in der folgenden Nacht an der Stelle tief in die Erde hinein, fand
aber zu meinem Verdruß keinen einzigen Thaler.
Als der Nachbar am andern Morgen das Loch sah, lachte er, daß
er sich beide Seiten hielt und sagte: „O du einfältiger Mensch, so
war es nicht gemeint! Ich will dir aber ein veredeltes Birnbäumchen
schenken. Das setze in die Grube, die du gemacht hast, und nach
einigen Jahren werden die Thaler schon zum Vorschein kommen."
Ich setzte den jungen Baum in die Erde; er wuchs und wurde
oer große, herrliche Baum, den ihr hier seht. Die köstlichen Früchte,
welche er nun seit vielen Jahren getragen, brachten mir schon weit
mehr als hundert Thaler ein. Ich habe deshalb das Sprüchlein des
klugen Nachbars nicht vergessen; merkt es euch:
„Den sichersten Gewinn
Bringt Fleiß und kluger Sinn."
7. -Oberlitt rrrrd das Bäumepflattzen.
Auf das Anpflanzen der Bäume, zum allgemeinen Besten, legte Oberli«
einen großen Werth. „Satan, der Feind aller Wesen," so schrieb der 73jäh-
rige Pfarrer Joh. Fr. Oberlin zu Steinthal in einem Cirkularschreiben an seine
Gemeinde, „freut sich, wenn wir ausrotten und zerstören; unser Herr Jcsus
Christus dagegen freut sich, wenn wir für das allgemeine Beste arbeiten-,
er freut sich, wenn wir aus Liebe zu den Brüdern Bäume anpflanzen." Wenn
die Kinder der Gemeinde die ersten Früchte der von ihnen gepflanzten Bäumchen
dem Papa Oberlin brachten, so war dies für beide ein froher Festtag. (Seite 72.)
8. Schwert urrd Pflug.
Einst war ein Graf, so geht die Mähr, der fühlte, daß er
sterbe; die beiden Söhne rief er her, zu theilen Hab und Erbe.
Nach einem Pflug, nach einem Schwert rief da der alte De-
gen; das brachten ihm die Söhne werth, da gab er seinen Segen.
„Mein erster Sohn, mein stärkster Sproß, du sollst das Schwert be-
halten, die Berge mit dem stolzen Schloß, und aller Ehren walten.
Doch dir, nicht minder liebes Kind, dir sei der Pflug gegeben,
im Thal, wo stille Hütten sind, dort magst du friedlich leben."
So starb der lebensmüde Greis, als er fein Gut vergeben; die
Söhne hielten sein Geheiß treu durch ihr ganzes Leben.
Doch sprecht, was ward denn aus dem Stahl, dem Schlosse
und dem Krieger? Was ward denn aus dem stillen Thal, was
aus dem schwachen Pflüger?
O fragt nicht nach der Sage Ziel, euch künden rings die G auen:
Der Berg ist wüst, das Schloß zerfiel, das Schwert ist längst zerhauen.
Doch liegt das Thal voll Herrlichkeit im lichten Sonnenschimmer,
da wächst und reift es weit und breit, man ehrt den Pflug noch immer.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
189
8. Brief und Räthsel.
Liebe Laura!
Du hast neulich den Wunsch ausgesprochen, wir möchten in den
Briefchen, die wir uns zuweilen schreiben, einander einmal Räthsel
aufgeben. Ich will jetzt den Anfang machen:
Wir sind fünf Diener. Jeder hat
Ein Amt bet Dir, dient früh und spat;
Ohn' uns verstehst Du nichts, ohn' uns sind keine Freuden,
Und nur durch Deine Schuld erregen wir Dir Leiden.
Nun rathe einmal, wie diese fünf Diener heißen! Wenn Du nur
die Auflösung dieses Räthsels in Deinem nächsten Briefe mittheilst;
dann bitte ich, mir auch ein hübsches Räthsel aufzugeben.
Essen, Deine Freundin
den 31. Januar 1857. Clementine Klug.
6. Das Hämrnerleirr.
Ich weiß ein kleines Hämmerlein in einem dunkeln Kämmerlein, das pochr
und klopfet Tag und Nacht, ob einer schläft, ob einer wacht.
Doch stärker klopft's das eine Mal, und schwächer dann das andre Mal;
nun höre wohl, was ich dir sag', und merk' auch auf des Hammers Schlag.
Sag' ich: komm her, o liebes Kindl o komm, o komme doch geschwind, und
sieh', was dir in dieser Nacht das Christkind Schönes hat gebracht!
Da pocht im dunkeln Kämmerlein gar leicht und froh das Hämmerlein, im
Takte pocht es, daß dein Fuß dazu vor Freuden hüpfen muß.
Wohl dir! wenn reine Freud' allein dir pochen macht das Hämmerlein; doch
wehe, wenn du Böses thust und da den Hammer spüren mußt.
Da pocht's und pocht's und klopft so lang' und macht dir Angst und macht
dir bang, bis du zu Vater und Mutter gehst und reuig deine Schuld gestehst.
Und ist dir deine Schuld verzieh'n, geht wieder stiller her-und hin, dem
Uhrwerk gleich, das Hämmerlein da drinnen in dem Kämmerlein. —?-—
7. Gesundheit ist ein großer Schutz.
Kunz ging einmal über Land und kam matt und verdrossen bei
einem Wirthshause an, wo er sich einen Krug Bier und ein Stück
schwarzes Brod geben ließ. Er war unzufrieden, daß er seine Reife
zu Fuß machen mußte und nichts Besseres bezahlen konnte.
Kurz darauf kam ein schöner Wagen gerollt, in dem ein reicher
Mann saß, der sich ein Stück kalten Braten und eine Flasche Wein
reichen ließ, das er in seinem Wagen verzehrte.
Kunz sah ihm verdrießlich zu und dachte: „Wer es doch auch so
gut hätte!"
Der Reiche merkte es und sagte zu ihm: '„Hättest du wohl Lust,
mit mir zu tauschen?"
„Das versteht sich," antwortete Kunz, ohne sich lange zu bedenken,
„steige der Herr heraus, und gebe mir Alles, was er hat! ich will
ihm auch Alles geben, was ich habe."
Sogleich befahl der Reiche seinen Bedienten, daß sie ihn aus dem
Wagen heben sollten. Gott, welcher Anblick! Seine Füße waren ge-
lähmt; er konnte nicht stehen, sondern mußte sich von seinem Bedienten
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
193
das bekannte rothe Tüchlein, aus dem Schnee noch ein wenig hervor-
stehen, und die Leute denken gleich, daß die kleinen Mädchen selber
nicht weit davon sein können, und rufen und schreien. Die aber
drinnen in ihrer dunklen Kammer hören das Rufen und antworten
darauf, versuchen auch zugleich, sich mit den Händen heraus zu arbeiten.
Das wäre aber unmöglich gewesen, wenn nicht die Männer draußen,
welche die Stimme der Kinder gehört hatten, mit Schaufeln den großen
Schneehaufen, der um die Mädchen her lag, hinweg gearbeitet hätten;
denn der ganze Hohlweg war in der Nacht zugeschneit und zugeweht,
und es war nur gut, daß die kleinen Tannenbäumlein das schwere Dach
von Schnee so getragen hatten, sonst wären die armen Kinder erstickt.
„Ihre Engel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.m (Matth. 18, 10.)
13. Wie Gott einen Menschen durch Hunde vom
Tode errettete.
Ein Landmann ging mit seinen beiden Handen in den Wald und bestieg
eine sehr hohe Buche. Er glitt aus, stürzte, blieb aber mit dem Fusse
zwischen zwei gabelförmig stehenden Aasten, mit dem Kopfe abwärts, hangen.
So schwebte er zwischen Himmel und Erde, ohne sich helfen zu können.
Seine Hunde winselten, liefen hin und her und gaben auf alle Weise ihre
Angst und ihren Schmerz um ihren Herrn zu verstehen. Endlich lief der
eine von denselben nach Haus, erhub vor den Angehörigen seines Herrn ein
klägliches Geheul, geberdete sich äusserst unruhig, lief fort, kam wieder, lief
wieder weg und gab auf alle Weise zu verstehen, dass man ihm folgen solle.
Zuletzt ging man ihm nach; da rannte der Hund nach dem Walde zurück,
wo sein Herr hing, lief wieder rückwärts, wenn die begleitenden Leute nicht
schnell genug gingen. So brachte er sie zu rechter Zeit noch zu dem Baume,
auf welchem sein Herr hing, und der Verunglückte ward gerettet. — Der
andre Hund war indessen bei seinem Herrn geblieben, und erhub seine
Stimme, so stark er konnte, um durch sein Bellen andre Leute aufmerksam
zu machen und zur Hülfe zu veranlassen.
144* Was -er Mensch weiß und nicht weiß.
Od ich lauge leben werde? Ob ich Mg sterben werde?
Ob ich oft mich freuen werde? Ob ich öfter weinen werde?
Von dem Allen weiß ich nichts. Aber daß ich, weil ich lebe,
unter deinem Schütze lebe! dies ich weiß, und fürchte nichts.
„Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln." (Fs. 23, 1.)
13 Die stebeu Kindlein.
Am frühen Morgen, als es ansing zu dämmern, erhob sich ein
frommer Hausvater mit seinem Weibe von dem nächtlichen Lager, und
sie dankten Gott für den neuen Tag und die Stärkung des Schlum-
mers. Das Morgenroth aber strahlte in das Kämmerlein, und ihre
sieben Kindlein lagen in ihren Betten und schliefen.
Da sahen die Eltern die Kindlein an nach der Reihe, und die
Mutter sprach: „Es sind ihrer sieben an der Zah'l! Ach, es
wird uns hart fallen, sie zu ernähren!" Denn es war eine
Theurung im Lande. Der Vater aber sprach: „Siehe! schlummern
nicht alle sieben in voller Gesundheit? Und fließt nicht von neuem
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
15
Sand, der Lehm, das Holz, das Eisen und das Glas. Die Personen,
welche das Haus Lauen, sind: der Maurer, der Zimmermann, der
Schreiner, der Schmied, der Dachdecker, der Glaser und der
Anstreicher. Alle diese Personen heißen Handwerker. Sie ge-
brauchen zu ihren Arbeiten verschiedene Werkzeuge. Der Maurer
gebraucht als Werkzeug das Senkblei, den Winkelhaken, das
Richtscheid, die Wasserwage, die Kelle, den Maßstab u. s. w.
Die Werkzeuge des Schreiners sind: die Säge, das Beil, der Hobel,
der Meißel, der Bohrer, die Hobelbank u. s. w. Zu den Werkzeugen
des Schmiedes gehören: der Amboß, der Hammer, der Blasebalg,
die Feuerzange, der Schraubenstock, die Feile, das Nageleisen
u. s. w. Der Pinsel, der Färb topf, das Richtscheid, der Diamant
u. s. w. sind Werkzeuge des Anstreichers und Glasers. Was hat jeder die-
ser Handwerker an dem Hause gemacht? — Woraus hat er es gemacht? —
Ich kann in finsterer Nacht und im kalten Winter nicht immer,
wie die Thiere, mich draußen, im Freien, aufhalten. Da würde ich
naß, kalt und gar krank werden. Naß, kalt und krank werden, ist unan-
genehm. Das Haus, in dem ich wohne, ist mein Wohnhaus oder kurz
meine Wohnung. Das Wohnhaus schützt mich vor Regen, Schnee,
Hagel, Wind, Kälte und Hitze, vor wilden Thieren und Lösen Menschen.
Dieser Schutz thut mir wohl. Das Wohnhaus ist daher eine große
Wohlthat für mich. — Beherzigenswerte Hausinschriften sind:
vieses Heus stell' in 6ottes Hand, der Herr bewahr’s vor Feuer und
Brand; und Alle, die gehen ans und ein, lass dir, o Herr, befohlen sein!
Wer ein- und ausgeht durch die Thür, der soll bedenken für und für,
dass unser Heiland Jesus Christ die rechte Thür zum Himmel ist!
„Wo der Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die daran
bauen; wo der Herr nicht die Stadt behütet, so wachet der Wächter um-
sonst." (Psalm 127.)
Iv. Der Mensch und das Haus (die Familie).
In dem Wohnhause wohnen die Menschen. Ich wohne in dem Wohn-
hause mit meinem Vater und meiner Mutter oder mit meinen Eltern.
Manche Eltern haben viele Kinder und zwar Knaben und Mädchen
(Söhne und Töchter). Diese nennen einander Brüder und Schwe-
stern oder Geschwister. Eltern und Kinder bilden eine Familie.
In manchen Familien sind auch noch der Großvater und die Groß-
mutter oder die Großeltern; der Enkel, die Enkelin; der
Oheim, die Tante; der Vetter, die Nichte; der Schwieger-
vater, die Schwiegermutter oder die Schwiegereltern; der
Schwiegersohn, die Schwiegertochter; der Schwager, die
Schwägerin; der Stiefvater, die Stiefmutter oder die Stief-
eltern; der Stiefsohn, die Stieftochter oder die Stiefkinder.
Alle diese Personen sind mit einander verwandt. Es gibt nähere
und entferntere Verwandte. Die Verwandten sind Glieder der
Familie. Jeder Schüler soll jetzt angeben, welche von den Familien-
gliedern in seinem Hause wohnen! —
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
■- 64
7. Aufgaben.
1. Wie kann em Kind sein a) in der Schule? — b) im Hause? — c) auf
der Straße? — d) in der Kirche? —
2. Wie soll ein Kind sein 'a) in der Schule? — b) im Hause? — c) auf
der Straße? — d) in der Kirche? —
3. Sage mir gute Eigenschaften eines Menscheni — Nun schlechte! —
4. Wie kann ein Handwerker sein? —
1. Ein Kind kann sein a) in der Schule: gehorsam, fleißig, wahrhaft,
gefällig u. s. w.
Der Gehorsam, der Gehorsame; der Ungehorsam, der Ungehorsame; der
Fleiß, der Fleißige u. s. w.
Das Kind ist gehorsam. Ist das Kind gehorsam? Kind, sei gehorsam
Wäre das Kind doch gehorsam! U. s. w.
(Ebenso die übrigen Aufgaben, zuerst mündlich, dann schriftlich.)
m. Beschreibung des Dorfes — der Stadt.
Groß, klein, schön, häßlich, schmutzig, alt, neu, still, öde, lebhaft, ruhig,
unruhig, geräuschvoll, bewohnt, stark bewohnt, nicht stark bewohnt, volk-
reich, nicht volkreich, betriebsam, unbetriebsam, reich, arm, abgebrannt,
zerstört, wieder ausgebaut.
Die Stille, das Öde; die Lebhaftigkeit, das Leben; die Ruhe u. s. w.
Die Stadt ist groß, schön und lebhaft. Ist die Stadt groß, schön und
lebhaft? U. s. w.
Meine Eltern haben ein Haus, in dem ich wohne, und ich habe
Kleidung, welche ich anziehe. Wenn ich leben und gesund bleiben will,
so muß ich auch essen und trinken ■— ich muß Nahrung haben.
Jeder Mensch bedarf der Nahrung, Kleidung und Wohnung.
Nahrung, Kleidung und Wohnung sind die Hauptbedürfnisfe des
Menschen. Die Nahrung erhalten wir theils von den Thieren und
theils von den Pflanzen. Der Bauer oder der Ackersmann
zieht viele Pflanzen, als: Roggen, Weizen, Gerste und Kartoffeln; er
zieht Kühe und Schweine auf, deren Fleisch wir essen. Der Ackers-
mann sorgt also für Dinge, die uns Nahrung geben., Er muß dazu
große Flächen des Erdbodens haben, nämlich: viele Äcker, Wiesen
und Triften oder Weiden. Daher können nicht viele Bauern nahe
bei einander wohnen; ihre Wohnungen stehen gewöhnlich einzeln zwi-
schen oder doch nahe bei ihren Ländereien. Neben einer Bauern-
wohnung stehen noch andere Gebäude, z. V. die Scheune, in welcher
der Roggen, Weizen u. s. w. aufbewahrt und ausgedroschen werden.
Neben der Scheune stehen oft noch die Ställe für Pferde, Kühe,
Schweine u. s. w. Außerdem sieht man noch Schoppen und andere
Nebengebäude, in denen verschiedene Ackergeräthe, als: die Karre,
der Wagen, der Pflug, die Egge und andere Sachen aufbewahrt wer-
den. Eine Vauernwohnung und die dazu gehörenden Gebäude und
Ländereien heißen zusammen ein Bauernhof oder ein Bauerngut.
Mehrere getrennt liegende Bauernhöfe nennt man eine Banerschaft
oder einen Weiler. Jeder Weiler hat gewöhnlich einen eigenen Na-
men. Die Bauernwohnungen sind aber oft auch nicht weit durch Äcker
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]