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Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Luther brach der
schmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schlacht
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Augsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
47. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luthersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Aeste.
In Luthers Feste Hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da rührn billig auch des Leibes Reste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hagenlach.)
48. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
sein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Hierauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Luther Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Melanchthon Philipp_Melanchthon Philipp Georg Philipp Philipp Melanchthon
324
In des glücklichen Arabiens gewürziger Luft wuchs der erste Kaffee, die
Mokkabohne. Dank dem Bürgermeister Mieser von Amsterdam, der 1690
den ersten Kaffeebaum nach Batavia und den oftindischcn Kolonien brachte,
von wo aus die betriebsamen Holländer Europa mit theurem Kaffee versorgten.
Dank dem Franzosen Elteux, der trotz aller Vorsicht der Holländer, die den kost-
baren Handelsartikel gern für sich allein behalten hätten, ein kleines Kaffeebäum-
chen in Ceylon sich zu verschaffen wußte und es auch nach den französischen
Kolonien verpflanzte! Fast wäre der Versuch mißlungen, denn auf dem Schiffe,
das Elteux mit seinem kostbaren Schatze trug, trat Wassermangel ein, und das
Bäumchen wäre verdorrt, wenn der Franzose nicht seine kleine Portion Wasser
täglich mit seinem Zöglinge, dem kleinen Kaffeebaume, getheilt hätte. So brachte
er ihn glücklich nach Martinique, wo das Bäumchen sich so vermehrte, daß
schon 36 Jahre später 18 Millionen Pfund Kaffee von dort ausgeführt wurden
und in wenigen Jahren alle Antillen mit Kaffeepflanzungcn bedeckt waren. Diesen
glücklichen Umständen hat es der liebe Leser zu danken, daß er jetzt sein Täßchen
Kaffee zu billigem Preise in aller Gemüthlichkeit trinken kann.
Unsere Kaffeebohnen sind die Kerne der Frucht des Kaffeebaums. Auf regel-
mäßigen und durch andere Bäume eingefaßten Vierecken stehen in den Kaffcepflan-
zungen die wenig über drei Ellen hohen, nach der Schnur in gleichen Zwischen-
räumen gepflanzten Bäume. Ihre immergrünen, glänzenden, lederartigen, ovalen
Blätter und die aus dem Blattwinkel herauswachsenden Büschel schneeweißer
Blumen bieten nebst den dunkelscharlachrothen Früchten einen sehr freundlichen
Anblick, besonders da der Strauch acht Monate lang blüht und stets Früchte und
Blüthen nebeneinander trägt. In diesen Früchten befinden sich die Samenkcrne,
je zwei in einer Frucht, mit der flachen Seite aneinander liegend. Die gesammelten
Beeren werden auf besonders dazu eingerichteten Tennen ausgebreitet, und in weni-
gen Tagen trocknen die glühenden Sonnenstrahlen das süßlich schleimige Fleisch
der Früchte, welches dann durch besondere Walzmühlen von den Kernen entfernt wird.
In großen Säcken werden dann die Bohnen nach Europa ausgeführt, und der
fremde Eindringling, der, mäßig oder selten getrunken oder als Arzenei gebraucht, gewiß
der Gesundheit ausgezeichnete Dienste leisten würde, hat leider bei Vornehm und
Gering, bei Groß und Klein unsere heimischen, gesunden, unserm Klima und unserer
Natur zusagenden Getränke verdrängt; selbst die unzählbaren Kaffeesurrogate
hat er auf dem Gewissen — und viele Ärzte erklären den Kaffee, namentlich als
tägliches Getränk der Jugend, geradezu für ein langsames Gift. Und sicher ist
er eins der vielen Reizmittel, mit denen unsere kränkliche Generation für augen-
blicklichen Reiz und Genuß immer größerem Sicchthum entgegengeht. Wie viel
Geld giebt man doch aus, um sich krank zu machen; — wirklich, wir hätten fast
Lust, den Dank an den Holländer Wieser und an den Franzosen Elieux wieder
zurückzunehmen.
^Viscksrbolnnaski-Lasn! —
Zeichnen und Beschreiben! —
29. Afrika.
Hier nur ein schwaches Bild von dem heißen Afrika mit seinen
schrecklichen Sandwüsten, von denen viele noch kein europäischer Fuß
betreten hat, und auf welchem man, wie zur See mit dem Compasse
reisen muß, wenn man sich nicht verirren und elendiglich verschmachten
will. Solcher Wüsten sind unzählige und manche von ungeheurem Um-
fange; die größeste von ihnen — ja die größeste Wüste der Erde —
ist die Sahara (d.i. die Wüste) in Nordafrika, welche ihrem ganzen Um-
fange nach wohl 1/q von ganz Afrika beträgt, das Tiefland dieses Erdtheils
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Holländer_Wieser
Extrahierte Ortsnamen: Arabiens Amsterdam Batavia Europa Ceylon Martinique Europa Afrika Afrika Nordafrika Afrika
503
zur Ueberwältigung der „Rebellion", wie er die Glaubenstreue nannte,
and der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß,
die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter-
lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in
ihrem Glauben. Run befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes
Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen
längstens'3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die
erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher,
trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei
tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten
in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände
Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von
Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu
kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam
die Zeit, daß auch die Angesessenen weg mußten und nur wenige hat-
ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage
huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er-
barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu
Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit
Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste,
unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott
und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung
und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber
seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt
wiffen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er
sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi-
schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus-
gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel"
führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen
Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache,
auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall
erscholl von Bergen und Thalern, durch Dörfer und Städte das
Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph
Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde
um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet,
und welches anhebt:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also thu' ich mich schreiben;
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.
Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ,
Es ist dir auch so gangen;
Jetzt will ich dein Nachfolger sein —
Herr, mach's nach dein'm Verlangen I
Am meisten Aufsehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit
den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg,
750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Joseph
Scheitberger Bergmann Jesu_Christ
289
Portugiesen verwahren sich bloß durch warme Kleidung gegen
die Kälte.
Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken
könnt, eine Menge schöner Früchte, für welche die Luft bei uns in Deutsch-
land zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen,
Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, .Johannis-
brod, Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Apfel und
Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Ge-
genden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen-
bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt.
Oft sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das
Stück für einen Pfenning verkauft wird. Schon im Monate Februar
bricht man einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß
und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter
den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver-
breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst
in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle
Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume.
Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die
Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie
lasten sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund
hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Provin-
zen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze
Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte
sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven, aber sie geben ein
besseres Öl. Auch der Ölbaum wächst an vielen Orten wild, wie
der Feigenbaum. Man pfropft ihn wie unsere Obstbäume; er trägt
aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem
Kriege die Ölbäume niedergehauen, oder erftieren sie, was jedoch
selten der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember
und Januar werden die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit
Stangen ab. Man preßt sie sogleich aus, oder läßt sie auch eine
Zeit lang liegen und gähren, damit man desto mehr Ol bekomme.
Dieses Öl dient den Portugiesen, statt Butter und Schmalz, zur Zu-
bereitung ihrer Speisen; und man versichert, daß, wenn zuweilen die
Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal
der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Öl aus der Lampe in die
Pfanne gießen und ihre Speise damit schmalzen.
Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem
warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar
giebt es auch weißen, aber der rothe schmeckt besser. Die weinreichsten
Gegenden sind hier am obern Duero. In ganz Portugal wird der
Wein nicht gekeltert, sondern die Trauben werden mit den Füßen
zerstampft. _ Auch wird der Most nicht in den Keller gelegt, sondern
mit dem stärksten Branntweine vermischt, und über der Erde in den
Magazinen gelassen, wo er vergährt/ Dies ist die Ursache, daß die
Haesters' Lesebuch für.obern evanael. Bolkssch. \a
— 534 —
zur Überwältigung der "Rebellion,, wie er die Glaubenstreue nannte,
und der sandte ihm 1731 sechstausend Mann zu Fuß und zu Roß,
die legten sich bei den Evangelischen ins Quartier und hausten fürchter-
lich und brachten Viele an den Bettelstab. Dennoch beharrten sie in
ihrem Glauben. Nun befahl der Erzbischof Allen, die kein liegendes
Eigenthum besaßen, binnen 8 Tagen, jedoch den Eigenthümern binnen
längstens 3 Monaten das Land zu verlassen. Am 24. November, als die
erste Frist abgelaufen, sprengten mit wildem Geschrei die Reiter daher,
trieben Knechte, Mägde, Taglöhner zusammen gen Salzburg, ihrer bei
tausend, und schafften sie über die Grenze, von Allem entblößt, mitten
in rauher Winterszeit. Da verwandten sich die evangelischen Stände
Deutschlands für ihre armen Glaubensgenossen, und der König von
Preußen, Friedrich Wilhelm I., lud sie ein, nach Litthauen zu
kommen, wo er ihnen eine neue Heimath schenken wollte. Bald kam
die Zeit, daß auch die Angeseffenen weg mußten und nur wenige hat-
ten ihre Besitzungen ganz veräußern können. Am bestimmten Tage
Huben die rohen Soldaten an, sie auszutreiben ohne Rücksicht und Er-
barmen. Züge von Hunderten und Tausenden zu Fuß, zu Pferde, zu
Wagen: Männer, Weiber, Greise, Kinder wanderten, anfangs mit
Thränen und Wehklagen, dann glaubensfreudig und stark im Geiste,
unter dem lauten Schall geistlicher Lieder der Fremde zu. Der Spott
und die Mißhandlung der Feinde verwandelte sich in Bewunderung
und Theilnahme. Nur der Erzbischof blieb verstockt; er wollte lieber
seine Äcker Dornen und Disteln tragen sehen, als von Ketzern bestellt
wissen, und jeder Unterthan sollte einen feierlichen Eid leisten, daß er
sich mit Herz und Mund zu dem „alleinseligmachenden" römisch-katholi-
schen Glauben bekennen, und auch glauben wolle, daß Alle, die aus-
gewandert seien und noch auswandern würden, wirklich „zum Teufel"
führen. Dies hatte die Wirkung, daß noch ganze Schaaren aus allen
Ständen, selbst erzbischöfliche Beamten, ganze Glieder der Leibwache,
auch acht Priester sich den Exulanten (Vertriebenen) anschloffen. Überall
erscholl von Bergen und Thälern, durch Dörfer und Städte das
Exulantenlied, welches vor 50 Jahren einer der Ihrigen, Joseph
Scheitberger, der Bergmann, als er mit seiner ganzen Gemeinde
um des Glaubens willen den Wanderstab ergreifen mußte, gedichtet
und welches anhebt:
„Ich bin ein armer Exulant,
Also thu' ich mich schreiben;
Man thut mich aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiben.
Das weiß ich wohl, Herr Jesu Christ,
Es ist dir auch so gangen;
Jetzt will ich dein Nachfolger sein —
Herr, mach's nach dein'm Verlangen!
Am meisten Auffehen machte es — und der Erzbischof knirschte mit
den Zähnen —, als sämmtliche Bergleute des Salzbergs Dürrenberg,
750 Mann, mit ihnen das ganze Bergamt, mit Weib und Kind am
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Joseph
Scheitberger Bergmann Jesu_Christ
320
Portugiesen verwahren sich bloß durch warme Kleidung gegen
die Kälte.
Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken
könnt, eine Menge schöner Früchte, für welche die Luft bei uns in Deutsch-
land zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen,
Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, .Johannis-
brod, Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Äpfel und
Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Ge-
genden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzen-
bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt.
Oft sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das
Stück für einen Pfenning verkauft wird. Schon im Monate Februar
bricht man einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß
und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter
den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthen und ver-
breiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst
in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle
Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume.
Die Bauern bringen die Feigen zum Verkauf in die Städte, wo die
Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie
kaffen sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund
hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittleren Provin-
zen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze
Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte
sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven, über sie geben ein
besseres Öl. Auch der Ölbaum wächst an vielen Orten wild, wie
der Feigenbaum. Man pfropft ihn wie unsere Obstbäume; er trägt
aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem
Kriege die Ölbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch
selten der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember
und Januar werden die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit
Stangen ab. Man preßt sie sogleich aus, oder läßt sie auch eine
Zeit lang liegen und gähren, damit man desto mehr Öl bekomme.
Dieses Öl dient den Portugiesen, statt Butter und Schmalz, zur Zu-
bereitung ihrer Speisen; und man versichert, daß, wenn zuweilen die
Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal
der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Öl aus der Lampe in die
Pfanne gießen und ihre Speise damit schmalzen.
Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem
warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar
giebt es auch weißen, aber der rothe schmeckt besser. Die weinreichsten
Gegenden sind hier am obern Duero. In ganz Portugal wird der
Wein nicht gekeltert, sondern die Trauben werden mit den Füßen
zerstampft. Auch wird der Most nicht in den Keller gelegt, sondern
mit dem stärksten Branntweine vermischt, und über der Erde in den
Magazinen gelaffen, wo er vergährt. Dies ist die Ursache, daß die
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181
Moräste, welche das Land feucht und kalt machten. Der wenig und
schlecht bebaute Boden brachte'fast nur Gerste und Hafer hervor;
Rettige und Spargel wuchsen wild, und die Wälder versahen ihre
Bewohner mit allerhand Beeren und herben Baumfrüchten. Die
Weideplätze aber, welche inmitten düsterer Wälder lichtvoll hervor-
traten und in üppiger Fülle prangten, waren grasreich und schön und
gaben den kleinen, aber kräftigen Pferden und Rindern ein nahrhaftes
Futter. Wild, wie es sich noch jetzt bei uns findet, und außerdem
Auerochsen, Elenthiere, Wölfe, Bären und allerhand Raub-
vögel bewohnten in großer Menge die ungeheuren Wälder. Dieses
Land wurde von unsern Vorfahren, den Deutschen, welche sich dm
Fremden gegenüber Germanen (d. h. Wehrmänner, Speermänner)
nannten, bewohnt.
Die alten Deutschen waren ein kräftiger Menschenschlag von
hoher Gestalt, blauen Augen, blonden, etwas röthlichen Haaren und
starken, rüstigen Gliedern. Ihre Kleidung war entweder .anliegend,
oder sie bestand in einem mantelartigen Überwurf ohne Ärmel von
grober Leinwand oder von Thierfellen; die Haare trugen sie meistentheils,
besonders wenn sie in den Kampf gingen, auf dem Scheitel zusammen-
gebunden; der Kopf war unbedeckt; doch schützten ihn einige im Gefechte
auch mit einer Art Helm oder mit Köpfen wilder Thiere, welche ihnen
ein fürchterliches Ansehen gaben. Sie wohnten in Hütten von rohem
Holzwerke, mit Zweigen, Rohr oder Stroh gedeckt, welche nicht in zu-
sammenhängenden Städten oder Dörfern, sondern einzeln auf einem
Weideplätze oder im Walde lagen und von einem Gehege umgeben
waren. Ihre Nahrung war einfach: Kräuter und Wurzeln, Wald-
beeren und Baumfrüchte, Vogeleier, Fische und Fleisch aß man entweder
roh, oder gekocht und geröstet; ihre Lieblingsspeise war Haferbrei
und ihr liebstes Getränk Meth, den sie aus Gerste und Honig zu bereiten
wußten. Auch Brod, Butter und Käse zu machen, verstanden sie.
Einfache Geräthschaften und Werkzeuge verfertigten sie sich aus
Holz, Thon, Stein und Eisen. Doch hatten sie auch schon Karren,
Pflüge und Webstühle, freilich einfacher als die unsrigen. Zum Sitzen
und Liegen dienten ihnen die Häute von Hunden, Wölfen und Bären.
Es gab bei den alten Deutschen noch keine besonderen Hand-
werker; jeder mußte sich das, dessen er zum Leben nöthig hatte,
selbst zu verschaffen suchen. Ihre Arbeit diente daher auch nur zu
des Leibes Nothdurft. Außer den ihren Bedürfnissen entsprechenden
Handarbeiten wurde Ackerbau und Viehzucht getrieben, doch nur
von den Frauen, den Schwächlingen und Sclaven. Der freie,
kräftige Mann hielt es unter seiner Würde, zu arbeiten.
Auf seinem eigenen Gehöfte, umgeben von dem nöthigen Ackerlande
und von Weideplätzen zur Nahrung für das Vieh, lebte der freie
Deuffche mibzeinem Weibe, seinen Kindern und Sclaven, welche
letzteren bei keinem der alten Völker so gut gehalten wurden, als bei
unseren Vorfahren. Der Leibeigene hatte entweder seine eigene
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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Wenige "Wochen nach dem Tode des Gottesmannes Lnther brach der
»■chmalkaldische Krieg aus, in welchem nach der unglücklichen Schiach;
bei Mühlberg (1547) die Häupter des schmalkaldischen Bundes, Kurfürst
Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen
in die Gefangenschaft des Kaisers geriethen. Johann Friedrich musste so-
gar sein Land an seinen Vetter Moritz abtreten, der zu seinem Falle vieles
beigetragen hatte. Allein das Gotteswerk, die evangelische Kirche,
vermochte der Kaiser nicht zu überwältigen. Derselbe Moritz, der ihm zum
Siege verholten hatte, demüthigte ihn. Der Aügsburger Religionsfrieden,
26. Sept. 1555, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle Lieblings-
plane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche Kaiserkrone frei-
willig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster zurück, wo er, fern vom
Getümmel der Welt, nach zwei Jahren das Ende seiner Tage beschloss.
L7. Kaiser Karl V. am Grabe Luthers.
In Wittenberg, der starken Luchersfeste,
Ist Kaiser Karl, der Sieger, eingedrungen.
Wohl ist den Stamm zu fällen ihm gelungen,
Doch neue Wurzeln schlagen rings die Äste.
In Luthers Feste hausen fremde Gäste,
Doch Luthers Geist, der bleibet unbezwungen;
Da, wo des Geistes Schwert er hat geschwungen,
Da ruhen billig achu des Leibes Neste.
Am Grabe steht der Kaiser, tief gerühret.
„Auf denn, und räche dich an den Gebeinen,
Den Flammen gieb sie Preis, wie sich's gebühret!"'
So hört man aus der Diener Troß den einen.
Der Kaiser spricht: „Den Krieg hab ich geführet
Mit Lebenden; um Todte laßt uns weinen."
(Hszenbach.)
Ä8. Melanchthon.
Der treue Gefährte und Helfer Luthers, Philipp Melanchthon,
war den 16. Februar 1497 zu Breiten in der Pfalz geboren, wo
fein Vater, ein geschickter Waffenschmied und ein gottesfürchtiger, ernst-
gesinnter Mann, ihn und seinen jüngeren Bruder Georg in guter
Zucht hielt.
Früh zeigte sich in dem jungen Philipp eine mächtige Lern-
begierde, vorzüglich eine große Anlage für Sprachen und Wissenschaften,
so daß er schon im Knabenalter zu einer Gelehrsamkeit gelangte, welche
Jedermann bewunderte. Die lateinische Sprache erlernte er im Hause
seines Großvaters bei einem Lehrer, welchen Melanchthon nachher
dankbar rühmte, obgleich er von demselben für jeden Fehler einen
Schlag erhalten hätte. Herauf kam der Knabe in die gelehrte Schule
zu Pfortzheim, wo er einen vorzüglichen Lehrer der griechischen
Sprache fand. Schon in seinem 13. Jahre konnte er die Universität
Heidelberg beziehen, in seinem 14. Jahr wurde er Doktor der
Philosophie. Weil man ihm aber wegen seines allzu jugendlichen
Alters die Magisterwürde noch nicht ertheilen wollte, so ging er 1512
nach Tübingen und wurde hier 1514, also in seinem 17. Jahre,
Magister. Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete er in Tübingen
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Moritz Karl Karl Karl_V. Karl_V. Karl Karl Luthers Melanchthon Philipp_Melanchthon Philipp Georg Philipp Philipp Melanchthon
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— Zara in Dalmatien — Peterwardein und Semlin in der
Militärgrenze — Preßburg, Pesth, Ofen und Komorn in
Ungarn — Hermannstadt, Kronstadt und Klausenburg in Sie-
benbürgen — und Lemberg in Galizien.
Die Natur hat den österreichischen Staat vorzugsweise begünstigt.
Er ist zwar von hohen Gebirgen, in Tyrol, Steiermark und
Jllyrien von den Alpen, in Böhmen und Schlesien von den
Sudeten und in Mahren von den Karpathen durchzogen, hat aber
dazwischen die trefflichsten Ebenen und außer der Donau noch zahl-
reiche Flüsse zur Bewässerung und Schifffahrt. Aber nur in
einer kleinen Ecke, in Süden, stößt Ästerreich an das Meer. Wie
heißt dieses Meer? —
An Erzeugnissen des Bodens hat Österreich fast allenthalben
Überfluß. Getreide, Wein und Obst mehr, als es bedarf und
von der besten Beschaffenheit. An Waldung fehlt es nicht, eben so
wenig an Tabak, Hopfen, Flachs u. s. w. Salz wird nicht
bloß im Salzburgischen bei Hallein und im Salzkammergut
bei Ischl und Hallstadt aus reichen Salzquellen gesotten, sondern
auch, besonders bei Wieliczka in Galizien, als Stein aus der
Erde gebracht. Diesesmerkw ürdige Steinsalzbergwerk stellt im In-
nern unermeßlich hohe Gewölbe dar, die auf starken Säulen von Salz-
stein ruhen, welche überall von angezündetem Lampenlichte im prächtigen
Farbenglanze zurückstrahlen, und wie zahllose Krystalle und Edelsteine
schimmern. Die mehr als tausend Arbeiter haben da unten ihre Hütten,
die ein Dorf mit einer langen Straße bilden, auf welcher beständig
Wagen hin- und herfahren; denn es werden unten in dem Bergwerke
wohl 60 —80 Pferde gebraucht, um das gewonnene Salz in die un-
terirdischen Magazine zu bringen. Gegen 700,000 Centner Steinsalz
werden jährlich durch Schächte hinauf an's Tageslicht gefördert. In
diesem Salzbergwerke steht auch eine Kapelle, welche 30 Fuß hoch ist
und auf Säulen von Salzstein ruht. Alles was man sieht, ist von
Salzstein: Altar, Kanzel, Leuchter, Bänke u. s. w. Diese Kapelle ist
wirklich zum Gottesdienste bestimmt, und so steigen auch aus der Tiefe
der Erde Gebete und Gesänge zum Himmel empor. — Sehr reich ist
Österreich ferner an Metallen: an Eisen und Kupfer, auch Sil-
der und Gold kommt in Ungarn vor, selbst das seltene Queck-
silber wird in einem Bergwerke bei der Stadt Jdria in Jllyrien
gewonnen. An Thieren findet man zahlreiche Rinder- und Schaf-
heerden, und ungarische Pferde werden weithin ausgeführt.
Die Bewohner des österreichischen Staates sind einander nicht
allein an Sprache, sondern auch an Bildung und Sitten sehr
unähnlich. Der Bewohner von Wien mit seiner gutmüthigen Freund-
lichkeit, der lebhafte Italiener aus Venedig ist ein ganz anderer
Mensch, als der wilde Kroate oder der schmutzige Galizier.^ Wenn
wir aber von den eigentlichen, von den deutschen Österrei-
chern in den zu Deutschland gehörenden Provinzen sprechen, so sind
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
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42. Der Weinbau.
Karl der Große brachte aus Frankreich die ersten Reben an den
grünen deutschen Rhein, nach Rüdeshcim, und jetzt stehen die Berge
am Rheine voll Reben bis an den Gipfel; hochgeehrt in aller Welt
ist der Rüdesheimer, der Johannisberger, der Scharlachberger,
Asmannshäuser, Markobrunner, Hochheimer, Niersteiner und
die Liebfrauenmilch von Worms, und in allen deutschen Ländern
erklingt das Lied: „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben!"
Jst's doch, als ob in den weintrinkenden Völkern ein regeres geistiges
Leben pulsirte, als da, wo der Biergeist, oder gar der Fuselgeist re-
giert! Und welche Thätigkeit, welcher Jubel herrscht auf den grünenden
Rebenhügeln! Da wird im Frühjahr der Weinstock behackt, gesenkt und
beschnitten und an die schützenden Pfähle gebunden. Wie die Kinder
pflegt der Winzer seine Reben und athmet freier auf, wenn nur Pan-
kratius und Servatius (12. und 13. Mai) erst vorüber sind. Wenn
. dann auch die Blüthe glücklich vorübergegangen und die wilden Triebe aus-
gebrochen sind, wenn erst die glühende Sommersonne die Trauben gereift hat
— dann tragen im Spätherbste die Winzer in ihren Butten jubelnd
den reichen Segen in die Kelterhäuser und pressen den süßen Most
aus den durchsichtigen Trauben. Während der zu weißem Weine
bestimmte Most abgefüllt wird, gähren die rothen Weine auf den
blauen Beeren und werden wohl noch mit Heidelbeeren oder Blauholz
roth gefärbt. In gewaltigen Fässern gährt dann der junge Wein; er
stößt die Unreinigkeiten aus und klärt sich ab; und wenn er ausge-
gohren, dann wird er von dem Hefenniederschlage abgefüllt und in
geschwefelten Stückfässern aufbewahrt. Dann ziehen die Weinreisenden
aus in alle Welt, und manche schwatzen dem Unkundigen ihre guten
oder schlechten, angeblich 1811er, 1834er, 1846er, 1857er, 1858er,
1859er Weine auf; wohl beginnen auch manche Weinhändler ihre
Künste mit Mischen und Verfälschen, mit Klären und Schönen,
und brauen Weine aus Zucker und Branntwein und giftigem Blei-
zucker, und kleben bunte Etiketten mit schönen Namen auf
schlechte Sorten, die dann mancher unkundige Wirth für gute Weine
kauft und mancher noch unkundigere Gast für gute Weine trinkt. Viel
besser ist es aber, seinen Durst — statt mit schlechtem Weine — mit
gutem Biere oder frischem Quellwasser zu stillen.
"Wiederholungsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
43. Die zwei Großherzogthümer Mecklenburg.
(12 — 13.)
Nun wollen wir uns wieder weiter nach Norden wenden und aus
dem Königreiche Hannover hinüberschiffen über den Elbstrom nach
Mecklenburg. Obgleich Mecklenburg einen meist fruchtbaren Boden,
eine gute Bewässerung durch Seen und Flüsse und eine sehr günstige
Lage an der Ostsee hat, so ist es doch unter allen deutschen Ländern
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]