Oberbayern unter Rudolf li, dem Stammler. 131
gehe, faßte er gegen diese heftige Abneigung itub verlobte sich
(19. Mai 1294) mit Mathilde, der dritten Tochter des Königs
Adolf von Nassau. Die Vermählung erfolgte zu Nürnberg
(2. September 1294).
Im Frühjahre 1295 ward Herzog Rudolf von dem Bi-
schöfe und den Bürgern Augsburgs befehdet, weil er nicht
darauf einging, die Festungswerke zu Kaltenberg und Fried-
berg, die Ludwig der Strenge errichtet, zu beseitigen. Die
herzogliche Veste Kaltenberg wurde durch die Augsburger,
das augsburgische Mergentau (beifriedberg) durch diebayern
zerstört. Ein Vertrag zu Lechfeld (4. Oktober 1295) sollte der
Fehde ein Ende machen, aber der Bischof und die Bürger
Augsburgs bündeten sich (15. Juni 1296) auf's neue und
verbrannten (1297) das Schloß Päl, welches Rudolfs Partei-
gängern, den Brüdern Engelschalk und Konrad von Wil-
de nro de, gehörte. Rudolf, dem Stephan I von Nieder-
bayern zu Hilfe kam, schloß nach mehrfachen Verwüstungen,
die er auf dem Gebiete seiner Gegne? angerichtet, zu München
(8. Mai 1297) einen vortheilhaften Frieden. Auch legte er,
von den Augsburgern unterstützt, die blutige Fehde bei, die
ob der Einäscherung Päls zwischen beit Rittern von Wilden-
rode und Haldenberg einerseits und den Edlen von Rohrbeck
anderseits entstanden war*).
Rudolf ließ es sich angelegen sein, seinen Schwiegervater,
den König Adolf, in der Behauptung seiner Würde zu unter-
stützen; allein Alb recht von Habs bürg, der diese Würde an-
strebte, brachte es bei einer Zusammenkunft der deutschen Fürsten
in Prag (Juni 1297) dahin, daß diese über die Entsetzung
Adolfs und die Erhebung Albrechts von Haböburg schlüssig
wurden. Als deshalb im Frühjahre 1298 zwischen Adolf von
Nassau und Al brecht von Oesterreich ein Krieg ausbrach,
zogrudols von Oberbayern und mit ihm die niederbayerischen
*) Engelschalk von Wildenrode und sein Vetter Konrad von
Haldenberg waren der Meinung, daß Pal von den Edlen von Rohrbeck
verbrannt worden sei, und erstachen deshalb zu Augsburg den Wein har d
von Rohrbeck; Konrad von Wildenrode, der Bruder Engel schal ts
von Wildenrode, war an diesem Morde nicht betheiligt.
9*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Stammler Mathilde Adolf Rudolf Rudolf Ludwig Rudolfs Konrad_von_Wil- Konrad Rudolf Rudolf Stephan_I_von_Nieder- Rudolf Rudolf König_Adolf Adolf Adolfs Albrechts_von_Haböburg Albrechts Adolf Konrad_von
Haldenberg Konrad Konrad_von_Wildenrode Konrad
234
Bayern unter Maximilian I.
meister berief er den kriegsgeübten Niederländer Johann Wer-
ner Tz er kl as (d. i. Herr Klaus) Freiherr von Tilly, nach-
maligen Neichsgrafen87).
Bei allen diesen Unternehmungen hatte Maximilian tüch-
tige Staatsmänner an seiner Seite, anfangs den Freiherrn Joachim
von Donnersberg, Wilhelm Jocher, Johann Schrenk
und den Landschaftskanzler Johann Herwart, später Johann
Adelzreiter, den Grafen von Kurz, den Hofkammergerichts-
Präsidenten Johann von Mandl und den geheimen Rath
Oechsle.
§ 90. Während Herzog Maximilian I mit der Rüstung
seines Heeres vollauf beschäftigt war, wurde in der Reichsstadt
Donauwörth, wo seit dem Jahre 1577 die protestantischen
Bürger über die katholischen die Oberhand hatten, Alles auf-
geboten, den Anhängern der alten Lehre den Aufenthalt daselbst
zu verleiden. Sehr schlimm erging es unter solchem Regiment
der dortigen Reichsabtei, dem Benediktiner-Kloster zum
heiligen Kreuz, welches die Weisung erhielt, den Gottesdienst
auf den Klosterbezirk und die Angehörigen des Klosters zu be-
schränken. Mehrere Jahre kam man der Weisung nach, dann
aber ermannte sich der Abt Leonhard und hielt in der Kreuz-
woche des Jahres 1605 einen öffentlichen Bittgang. Von diesem
heimgekehrt, stellte Leonhard über mehrfach erlittene Unbilden bei
dem Kaiser Rudolf Ii (1576 — 1612) Klage, und dieser ließ
den Bewohnern Donauwörths kund thun, daß künftige Störungen
des katholischen Gottesdienstes die strengste Ahndung zu gewär-
tigen hätten. Als Abt Leonhard am Markustage 1606 un-
geachtet eines vom Magistrate erlassenen Verbotes neuerdings
eine Prozession hielt, trat ihm auf dem Rückwege eine Deputation
des Magistrates, bestehend aus dem Bürgermeister Wurm, dem
Stadtamman Hin den ach und dem Rathsherrn Einunger,
entgegen und fachte so die Wuth des erhitzten Pöbels an, daß
er sich an dem Abte und seinen Leuten vergriff. Der Kaiser
sandte bayerische Räthe (Alexander von Haslang und Otto For-
stenhauser), um die Sache zu untersuchen; doch auch diese mußten
sich vor des Pöbels Wuth flüchten. Da sprach der Kaiser
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Johann Klaus)_Freiherr_von_Tilly Maximilian_tüch- Maximilian Joachim
von_Donnersberg Wilhelm_Jocher Wilhelm Johann_Schrenk Johann Johann Johann
Adelzreiter Johann Johann_von_Mandl Johann Maximilian_I Maximilian Leonhard Leonhard Rudolf_Ii Rudolf Leonhard Alexander_von_Haslang Alexander Otto
235
Bayern unter Maximilian I.
(3. August 1607) die Acht über die Stadt, und Maximilian,
der die ehemals bayerische Stadt gerne für sich gehabt hätte,
erbat sich deren Vollziehung. Er schickte seinen Feldobersten
Alexander von Haslang vor die geächtete Stadt, und die
erschrockenen Bürger überreichten am 17. Dezember 1607 die
Schlüssel. Donauwörth hörte auf, Reichsstadt zu sein,
und ward, da sie dem Herzog Maximilian bis zum Ersätze
der Kriegskosten übergeben und nicht eingelöst wurde, eine
bayerische Landstadt.
§ 91. Die Vorgänge in Donauwörth erfüllten die Pro-
testanten mit Unwillen und Groll gegen die Katholiken,
womit sich noch die Furcht verband, in ähnlicher Weise behandelt
zu werden. Um für alle Fälle gerüstet zu sein, traten die Fürsten
von Rheinpsalz, Pfalz-Neuburg, Ansbach, Bayreuth,
Württemberg und Baden im ehemaligen Kloster Anhausen
(beiwaffertrüdingen im Ansbachischen) zusammen und erneuerten
am 4. Mai 1608 die schon im Fahre 1572 gegründete Union
zur Verteidigung ihres Glaubens und Besitzes. Zum Haupte
derselben wurde Friedrich Iv von der Pfalz erwählt; von
ausländischen Mächten waren Frankreich und England für
den neuen Bund die wichtigsten.
Herzog Maximilian I von Bayern mußte die seit dieser
Zeit immer häufiger werdenden Versammlungen der protestantischen
Fürsten mit steigendem Mißtrauen betrachten. Er sah deutlich,
daß der Kaiser Rudolf Ii weder Ansehen noch Kraft genug
hatte, die katholischen Stände gegen die wachsende Macht des
protestantischen Bundes zu schützen. Nur ein festes Aneinander-
schließen konnte ihnen diese Sicherheit gewähren. Kam es je zum
offenen Kriege, so wurden die wehrlosen geistlichen Fürstentümer
eine leichte Beute der unirten Stände, welche schon lange darnach
gelüstete. Auf der anderen Seite konnte es Maximilian nicht
entgehen, welchen Zuwachs an Macht und Ansehen ihm ein solches
Bündniß gewähren würde, da nur Er im Stande war, die oberste
Seituncj desselben zu übernehmen. Die Nothwendigkeit eines ka-
tholischen Gegenbundes leuchtete um so mehr ein, als das alte
bayerische Haus, dessen nachgeborne Prinzen reichlich mit geistlichen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. August Maximilian Maximilian Alexander_von_Haslang Alexander Donauwörth Maximilian Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_I_von_Bayern Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Donauwörth Rheinpsalz Pfalz-Neuburg Ansbach Bayreuth Württemberg Baden Anhausen Frankreich England
236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
r
240 Bayern unter Maximilian I
§ 92. Der böhmisch-pfälzische Krieg 1618—1623.
Die Hauptveranlassung, den katholischen Bund unter dem Namen
Liga zu erneuern, war ein in Böhmen erregter Aufstand. In
dem großen böhmischen Freiheitsbriefe, den Kaiser Ru-
dolf Ii im Jahre 1669 gegeben hatte, war den böhnüschen
Herren und Rittern, so wie Prag, Kuttenberg und an-
deren königlichen Städten der Bau von Kirchen auf ihren
Gütern gewährt worden. Als aber die Unterthaneu der dem
Erzbischof von Prag gehörigen Stadt Klostergrab und die des
Abtes zu Braunau aus den Territorien dieser ihrer geistlichen
Herren protestantische Kirchen erbauten und die dagegen erhobene
Einsprache unbeachtet ließen, ward die Kirche zu Klostergrab
niedergerissen und die zu Braunau geschlossen (1618). Kurz
vorher (Oktober 1617) hatte Kardinal Khlesel^) dem Grafen
Thurn das Burggrasenamt des Karl st ein, somit die Verwahrung
der Privilegien und Insignien des Reiches abgenommen und diesen
ehrgeizigen Mann, der nicht einmal ein Böhme, sondern nur in
Böhmen begütert war, wider den Kaiser Matthias (1612 —
1g19) aufgebracht. In seinem Haße stellte sich Thurn an die
Spitze der revolutionären Adelspartei und bot Alles auf, eine
Umwälzung der Dinge herbeizuführen, die dem Kaiserhause im
günstigsten Falle nichts als einen Schatten von Macht gelassen
und der katholischen Religion den Untergang gedroht hätte. Thurn
ergriff die eben obschwebcnde Kirchenangclegenheit und suchte aus
ihr eilte allgemeine Beschwerdesache zu machen, verletzte aber
damit selbst den Masestätsbrief und ließ, als der Kaiser die
Häupter der stattgehabten Versammlung als Aufrührer be-
zeichnete, verkünden, der Kaiser wolle dem Lande seine Privi-
legien entziehen. Bald war die Sache so weit gekommen, daß
Thurn und die Seinen nicht mehr zurück konnten. Um so mehr
suchte er durch eine blutige That ganz Böhmen in sein Geschick
zu verwickeln. Er, der Graf von Schlick, Wilhelm von
Lobkowitz und einige andere vom böhmischen Herrenstande, über-
fielen am 23. Mai 1618 — dem verhängnißvollen Tage für
Böhmens Freiheit und Glück — die kaiserlichen Statthalter auf
dem Hradschin (kaiserlichen Schloße) zu Prag und stürzten zwei
derselben, den Grafen I a r o s l a w von M a r t i n i tz und
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I Maximilian Karl Matthias_( Graf_von_Schlick Wilhelm_von
Lobkowitz Wilhelm
255
Bayern unter Maximilian I.
Brandenburgs Interesse an der deutsch-schwedischen Sache. Der
schmachvollen Abhängigkeit vom Anslande müde, knüpfte der
Kurfürst Johann Georg von Sachsen mit dem Kaiser Un-
terhandlungen an, welche den Prager Frieden (30. Mai 1635)
herbeiführten. Da in diesem Frieden die Wirkung des Nefti-
tntions - Ediktes auf 40 Jahre hinausgeschoben wurde, so
traten ihm alle protestantischen Stände des Mittlerin und nörd-
lichen Deutschlands, mit Ausnahme des Landgrafen von
Hessen-Kassel, allmählig bei, und der religiöse Charakter
des Kampfes hörte nun vollends auf. Der fernere Zweck des-
selben war für Schweden ein deutsches Land als Ersatz der
Kriegskosten, für Frankreich das Elsaß, für Bernhard von
Weimar ein Hcrzogthnm.
§95. Der schwedische und französische Krieg 1635
— 1648. Da Frankreich nach Abschluß des Prager Friedens
sich offen am Kriege bctheiligte, so wüthete derselbe an zwei
Hauptschauplätzen, am Rhein und im nördlichen Deutsch-
land, fort und artete bei dem Mangel irgend eines großartigen
Planes immer mehr in ein zweckloses Morden imb Verwüsten aus.
Die Bayern entrissen Ende Aprils 1635 unter dem Obersten
Graf Wahl die Stadt Weiden in der Oberpfalz den Schweden
und setzten den Kampf in Schwaben, in der Rheinpfalz, in
Lothringen, Elsaß und der Freigrafschaft Burgund unter
tüchtigen Führern, wie Johann von Werth, Franz von
Mercy, einein gebornen Lothringer, Fürstenberg, Götz,
Gronsfeld, Wahl, mit wechselndem Glücke fort.
Johann von Werth, der am 2. Februar 1635 Speier
genommen hatte, das am 22. März desselben Jahres an Bern-
hard von Weimar wieder verloren ging, eilte dem kaiserlichen
Feldherrn Mansfeld in dem Rheingau zur Hilfe und kämpfte
au dessen Seite mehrmals mit Glück. Von da dem kaiserlichen
Heerführer Herzog Karl Iii von Lothringen in's Elsaß zu-
gesendet, erlitt er mit diesem am 28. Mai 1635 durch den franzö-
sischen Marschall de la Force eine Niederlage bei Bel fort.
Herzog Karl Iii von Lothringen, durch frische bayerische und
kaiserliche Truppen verstärkt, kehrte in Begleitung Johanns von
Werth nach L o t h r i n g e n zurück, das ihm König Ludwig Xiii
von Frankreich entrissen hatte, und hier errangen beide mehr-
mals namhafte Vortheile. Andere bayerische Heeresabtheilungen
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Johann_Georg_von_Sachsen Johann Bernhard_von
Weimar Johann_von_Werth Johann Franz_von
Mercy Franz Johann_von_Werth Johann Karl_Iii_von_Lothringen_in's_Elsaß Karl Karl_Iii_von_Lothringen Karl Johanns_von
Werth Johanns Ludwig_Xiii
von_Frankreich Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburgs Deutschlands Hessen-Kassel Schweden Frankreich Frankreich Rhein Deutsch- Schweden Schwaben Rheinpfalz Lothringen Elsaß Burgund Fürstenberg Weimar Rheingau
/íí9-
400 Kurze Geschichte der Rheinpfalz.
Leibeserlen starb, fiel die Grafschaft Simmern an die Nachkommenschaft
Friedrichs Iii zurück.
Kurfürst Friedrich Iii, dessen Linie seit dem Jahre,1559 die Be-
nennung „jüngere Kurlinie" führt, ließ 1563 durch zwei calviuische
Prediger, Zacharias Ursinus Beer aus Breslau und Kasp'ar Ole-
vianus aus Trier, den „Heidelberger Katechismus" ausarbciten und
zwang nach dem damals geltenden Grundsätze: „die Religion des Fürsten
ist auch die seines Landes" alle seine Unterthanen calvinisch zu werden.
Hiemit nicht zufrieden schickte er 1574 den Calvinisten in den Nieder-
landen Truppen unter seinem Sohne Christoph zur Hilfe, der imkampfe
das Leben verlor, unterstützte 1568 und 1575—1576 die Hugenotten in
Frankreich durch Hilfsheere, die ihneu sein Sohn Johann Kasimir zu-
führte, und nahm viele um ihres calvinischen Bekeuntnisses willen vertriebene
Franzosen und Niederländer in seinem Lande auf. Ein Theil der-
selben ließ sich in Frankenthal, dem ehemaligen Kloster, nieder, das von
Friedrich Iii zur Stadt erhoben wurde. Friedrich Iii starb am
26. Oktober 1576 und hinterließ zwei Söhne, Ludwig und Johann
Kasimir, von welchen der Erstere dem Vater in der Kurwürde nachsolgte.
8 19. Ludwig Vi (1576—1588) war am Hofe Ott Heinrichs
streng in der Lehre Luthers erzogen worden und hatte als Statthalter der
Oberpfalz, wozu ihn sein Vater ernannt hatte, Alles aufgeboten, die lutherische
Lehre in diesem Lande zu erhalten. Nachdem er dem Vater in der Kurwürde
gefolgt war, führte er die lutherische Confession in den pfälzischen
Landen wieder ein und verjagte Alle, die sich weigerten, von der calvinischen
Lehre zur lutherischen überzutreten. Die Universität Heidelberg verlor
durch diesen Gewaltstreich seine besten Lehrkräfte, darunter Hugo Done llus,
den größten Juristen seiner Zeit, und Matthias Lauuoy. Als Lud-
wig Vi 1583 starb, folgte ihm in der Kurwürde sein neunjähriger Sohn
§ 20. Friedrich Iv (1583—1610). Als Vormünder hatte ihm der
sterbende Vater die lutherisch en Fürsten von Brandenburg, Württem-
berg und Hessen bestellt, aber Johann Kasimir, Friedrichs Iv
Oheim, brachte es mit Hilfe eines in der goldenen Bulle enthaltenen Artikels
dahin, daß die Vormundschaft ihn: übergeben wurde. Johann Kasimir,
streng calvinisch gesinnt, hatte in dem 1576 geerbten Lande Lautern
die von seinem Brüder verjagten calvinischen Lehrer ausgenommen und für
sie 1578 zu Neustadt an der Haardt das Kasimirianum (seit 1587
Gymnasium illustre genannt) gestiftet. Als Vormund Friedrichs Iv ließ
er nicht bloß diesen in Calvins Lehre erziehen, sondern drang diese auch
dessen Unterhanen in der Rheinpfalz ans, entfernte von Heidelsberg die
lutherischen Lehrer und übertrug ihre Stellen den Reformirten.
Johann Kasimir starb 1592 kinderlos, worauf Lautern mit Neustadt
seinem Neffen Friedrich Iv zufiel.
Friedrich Iv führte nach dem Tode Johann Kasimirs die Regierung
selbst und vollendete als eifriger Calvinist die Einführung der reforinirten
Lehre in den unter seiner Herrschaft stehenden Theilen der Rh ein Pfalz,
dagegen blieb sowohl in der Oberpfalz, als in Simmern, das ihm
1598 zufiel, das Lutherthum. Unter Friedrichs Regierung erreichte die
Universität Heidelberg, an welcher Goldast, Freher, Tremellius,
Junius und andere lehrten, den höchsten Glanz. Im Jahre 1606 erhob
Friedrich das Dorf Mannheim zur Stadt und wurde, als die pro-
testantischen Fürsten im Jahre 1608 zu Anhausen die im Jahre 1572
gegründete Union erneuerten, das Haupt dieses Bundes. Nach seinem Tode
(1610) folgte ihm in der Kurwürde sein unmündiger Sohn
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TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich_Iii Friedrich Zacharias_Ursinus_Beer Christoph Johann_Kasimir Johann Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Ludwig Ludwig Johann
Kasimir Johann Ludwig_Vi Ludwig Ott_Heinrichs Heinrichs Hugo_Done Matthias_Lauuoy Friedrich_Iv Friedrich Johann_Kasimir Johann Friedrichs Johann_Kasimir Johann Friedrichs Calvins Heidelsberg Johann_Kasimir Johann Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Johann_Kasimirs Johann Friedrichs Friedrich Friedrich
476
Beilagen zum fünften Zeitraum.
Lande unter der Enns, und der Erzherzog Ernst zum Do in Propst von
St. Stephan in Wien und zum Kanzler der Universität daselbst. Khlesel
war damals erst 26 Jahre alt. Die Jesuiten hatten diesen mit außer-
ordentlichen Talenten und brennendem Eiser für den Katholizismus begabten
Mann ausersehen, das lutherische Oesterreich wieder katholisch zu machen.
Im Jahre 1588 wurde er vom Kaiser Rudolf Ii zum Administrator
des Bisthums Neustadt ernannt. Die Bürger dieser Stadt, fast alle
lutherisch, wurden auf seinen Antrag vom Kaiser zur Rückkehr zum Katholi-
zismus oder zur Auswanderung gezwungen. Im Jahre 1591 wurde er
auch Rektor der Universität Wien. Ein den Professoren gebotener Eid aus
Haltung des Tridentinums machte fast alle katholisch. Herzog Wilhelm V.
von Bayern hatte diesen Rath gegeben. Dieser und seine Schwester
Maria, Gemahlin des Erzherzogs Karl von Steyermark, hatten auf An-
suchen Khlesels eine große Anzahl Jesuiten nach Grätz gebracht, wo sie
bald die Oberhand gewannen. Im Jahre 1598 ward Khlesel vom Kaiser-
Rudolf Ii zum Bischof von Wien ernannt, so daß er jetzt zwei Bis-
thümer beisammen hatte. Dazu war er noch Offizial (Generalvikar) im
Bisthum Passau, und nach dem Ableben des Bischofs Urban ('s 1598)
während der Minderjährigkeit des Erzherzogs Leopold, Sohnes des Erz-
herzogs Karl von Steyermark und seiner Gemahlin Maria, einer
Schwester des Herzogs Wilhelm V von Bayern, unbeschränkt regierender
Herr des ganzen Bisthums. In der Folge wurde er vom Papste zum
Kardinal, und vom Könige Matthias zum Minister ernannt. Er hatte
eine starke Partei gegen sich, die Beamten, den Erzherzog Ferdinand von
Steyermark und den Herzog Maximilian I von Bayern, welche
seinen Sturz herbeiführtcn.
89. Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, der dritte Sohn
einer wenig bemittelten, aber doch angesehenen böhmischen Adelsfamilie, war
auf dem seinem Vater gehörigen Gute Hermanic in Böhmen am 15. Sept.
1583 geboren, zeigte schon als Knabe einen feurigen hochstrebenden Geist
und machte seinen Erziehern durch seine unbändige Wildheit viel zu schaffeu.
Als er zwölf Jahre alt seinen Vater verloren hatte, nahm sich des Knaben
ein Oheim mütterlicherseits, Albrecht Slav at a, an und ließ ihn in einer
protestantischen Schule der böhmischen Brüder zu Koschumberg erziehen,
denn das Haus der Waldsteiue, wie das der Slavata bekannte sich zu dem
protestantischen Glauben. Einige Zeit später kam er in das adelige Eouvict
der Jesuiten zu Olmütz, wohin ihn ein anderer Oheim, Johann Kavea
von Ricam, empfohlen hatte. Waldstein trat hier zum katholischen Glauben
über, zeigte aber gegen den Unterricht in den Sprachen große Abneigung,
weshalb der Jesuit Pachta den Geist des jungen Menschen durch ander-
weitige Mittel zu bilden strebte. Rach seinem Austritte aus dem Convicte
ging er in Gesellschaft eines reichen jungen Edelmanns, Licek von Riefen-
burg, auf Reisen und besuchte das südliche und westliche Deutschland,
Holland und Italien. Als Hofmeister begleitete die beiden Herren ein
Freund des berühmten Keppler, Peter Verdungus, aus Franken gebürtig,
Mathematiker und Astrolog. Wahrscheinlich war es dieser Gelehrte, der in
die Seele Waldsteins Vorliebe für die geheime Wissenschaft der Sterne
legte. In Padua verweilten sie längere Zeit, um unter der Leitung des
berühmten Argoli, eines namhaften Himmelskundigen jener Zeit, in die Ge-
heimnisse der Cabbala und Astrologie einzudringen. Von da zurückgekehrt
erhielt er durch Empfehlung seines Vetters Adam von Wald st ein, Oberst-
stallmeisters bei Kaiser Rudolf, eine Stelle in dein gegen die Türken kämpfen-
den Heere und wurde wegen seiner Bravour bei der Belagerung von Gran
zum Hauptmann ernannt. Rach dem Friedensschlüsse (1606) heirathete er
die in Mähren sehr begüterte Wittwe, Lucretia Nik essin von Land eck,
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Stephan Rudolf_Ii Rudolf Wilhelm_V.
von_Bayern Wilhelm_V. Maria Maria Karl_von_Steyermark Karl Rudolf_Ii Rudolf Urban Leopold Leopold Karl_von_Steyermark Karl Maria Maria Wilhelm Matthias Ferdinand_von
Steyermark Ferdinand Maximilian_I_von_Bayern Maximilian Albrecht_Wenzel_Eusebius_von_Waldstein Albrecht Albrecht_Slav Albrecht Johann_Kavea
von_Ricam Johann Waldstein Pachta Peter_Verdungus Adam_von_Wald Rudolf Rudolf Lucretia_Nik
Extrahierte Ortsnamen: Wien Oesterreich Wien Bisthum_Passau Bayern Deutschland Holland Italien Padua Cabbala
Bayern unter Maximilian I. 247
den Besitz Oberösterreichs, wenn etwa das Tauschobjekt verloren
gehen sollte.
Um zu verhüten, daß Dänemark sich mit Schweden
verband, wurde dem Könige Christian Iv ein sehr glimpflicher
Friede zu Lübeck (1629) bewilligt, in dem er alle seine verlornen
Länder zurückerhielt imb nur jeder Verbindung wider den Kaiser
entsagen mußte.
Die wiederholte Schwächung, welche die Macht der Pro-
testanten in den letzten Jahren erlitten hatte, wollte der Kaiser
benutzen, um das Uebergewicht des Katholizismus im Reiche
herznstellen und zu sichern, wie ihm dieß in seinen Erblanden
bereits nach der Schlacht am weißen Berge gelungen war. Daher
forderte er durch das Restitutions-Edikt (6. März 1629)
alle seit dem Pas sau er Vertrage (1552) von den Protestanten
Ungezogenen geistlichen Güter *) zurück und bestimmte zugleich,
daß die Vortheile des Augsburger Rcligionsfriedens
(1555) nur für die Bekenner der Augsburger Confession
gelten, andere Secten aber nicht geduldet werden sollten. Die
Vollziehung dieses Ediktes ward von Wallcnstein im Verein
mit Truppen der Liga streng durchgeführt. Daher erhoben
ans dem Reichstage zu Regenöbur g (3. Juni 1630), den der
Kaiser versammelt hatte, um seineil Sohn Ferdinand zum
römischen Könige wählen zu lassen, katholische und pro-
testantische Stände, namentlich Bayerns Kurfürst Maxi-
milian, so laute Klagen über den wegen seiner raschen Er-
hebilng und seiner unumschränkten Gewalt allgemein verhaßten
Wall enstein und die von seinen Truppen (angeblich) gemachten
Uebergriffe, daß der von meisterhaften Schachzügen diplomatischer
List und Schlauheit umgarnte Kaiser sich zu dessen Eiülassnng
verstand. So erhielt Wallenstein, der bei dem kaiserlichen
Heere zll Memmingen in Schwaben verweilte, den Absetzungs-
bricf, den ihm zwei alte Freunde, der Hofkanzler voll Werden-
berg und der Kriegsrath von Questenberg überbrachten.
*) Im Ganzen 120 an der Zahl, worunter die zwei Erzbisthümer
Bremen und Magdeburg und die zwölf Bisthümer Minden, Verden,
Halberstadt, Lübeck, Ratzeburg, Meißen, Merseburg, Naumburg,
Brandenburg, Havelberg, Lebus, Kamin.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Christian_Iv Ferdinand Bayerns_Kurfürst
220 Bayern unter Alb recht V, b. Großm üthigen.
vermählt. Durch seine Klugheit und durch seineil Silln für alles
Gllte imd Schöne hofften die Bayern auf den Gipfelpunkt ihres
Glückes erhobcir gu werden, und diese Hoffnung würde nicht ge-
täuscht worden sein, wären die damaligen Zeitverhältnifse nicht
in so hohem Grade ungünstig gewesen.
Der erste Stoß ward der gedeihlichen Entwicklung Bayerns
durch den Kurfürsten Moritz von Sachsen versetzt, der als
Protestant vom Kaiser Karl Y beauftragt war, die Stadt
Magdeburg, welche des Kaisers Interims-Verordnungen
vom Jahre 1548 nicht angenommen hatte, zu beugen. Statt
diesem Aufträge nachzukommen, führte Moritz (1552) sein Heer
gegen den Kaiser, der sich eines Angriffes voll dieser Seite her
nicht im mindesten versehen hatte. Obwohl Herzog Albrecht V
von Bayern sich für neutral erklärte, wurde doch in seinem
Lande auf empörende Weise verfahren. Es erfolgte (31. Juli
und 2. August 1552) zu Passau ein Vertrag, der den Evan-
gelischen, wie sich die Anhänger der neuen Lehre nannten,
freie Religionsübung bis zur Entscheidung durch einen Reichstag
zusicherte. Dieser Reichstag kam 1555 git Augsburg zu Stande,
und in dem Reichstagabschiede (25. September 1555), den man
den Augsburger Religionsfrieden nennt, wurde festgesetzt, daß beit
lutherischen Reichsständen von ihren katholischen Mitständen völ-
lige Gewissensfreiheit und freie Religionsübung zugestanden wurde.
Dagegen setzte Kaiser Karl V, freilich unter Protestation der
lutherischen Reichsstände, das sogenannte „Reservatum eccle-
siasticum“ oder die Forderung der Katholiken durch, daß die
Besitzer katholischer Kirchenpfründen, wenn sie zur lutherischen
Confession übergehen würden, ihre Pfründen verlieren sollten.
Da trotz des Friede verheißenden Augsburger Reichstag-
Abschiedes der religiöse Unfriede fortbauerte und die Türkengefahr
täglich näher rückte, mußte Albrecht Y stets gerüstet dastehen
und hiesür Summen aufwenden, die er allein nicht bestreiten
konnte. Daher wurden die Land stände ungewöhnlich oft be-
rufen und von ihnen Beiträge und Uebernahme der Schulden
verlangt. Die Stände bewilligten, wenn auch vielfach erst nach
langem Widerstreben, große Summen, vergaßen aber dabei nie
sich selbst, indem sie sich nicht bloö ihre alte Freiheiten bestätigen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Karl_Y Karl Moritz_( Albrecht_V
von_Bayern Albrecht August Karl_V Karl Albrecht_Y Albrecht