4 Germanien und die Germanen.
Waffen: Speer, Schild und Schwert, die schönste Zierbe des Weibes Wohnweife. war ihr langes, golbgelbes Haar. Aus Lehmerde und Holz bauten sie ihre mit Stroh gebeckten und bunt bemalten Häuser, die sie gern inmitten des Grundbesitzes errichteten.1) Städte kannten sie nicht, und selbst ihre Dörfer ^) legten sie so weitschichtig an, daß Geistige niemand sich vom Nachbarn belästigt fühlte. Sie waren gastfreund-Ergenschasten. lich^ treu, von kriegerischem Mute, ausgeprägtem Rechtsgefühl und menschlich milder Sinnesart gegen Schwache und Untergebene. Sie neigten aber auch zu Würfelspiel und gaben sich gern, „auf der Bärenhaut liegend", dem Trunke hin. Im trunkenen Zustande fingen sie dann oft Streit an. Im ganzen jedoch zeigten sie sich als ein einfaches, unverdorbenes Naturvolk, bei welchem „gute Sitten mehr vermochten als anderswo gute Gesetze."
Stellung Ihre Sittenreinheit muß ganz besonders in ihrem Verhältnis
der Frauen zum weiblichen Geschlechte hervorgehoben werden. Kein Volk kam
Er-iehunq derben alten Deutschen in der Verehrung der Frauen gleich. Daher Kinder. 9°^ es auch keine Vielweiberei. „Sie sind fast die einzigen Barbaren," -jagt ein römischer Schriftsteller, „welche sich mit je einer Häusliches Frau begnügen." Die Frau führte im Hause die unumschränkte ^ und Oberherrschaft; sie gebot den Knechten und Mägden, sie pflegte und leben!'11 = er3°S die Kinder, sie besorgte die Arbeiten in Haus und Feld. In ihrer Gegenwart setzte sich niemand; alles schwieg, wenn sie das Wort ergriff. Man sah in der Frau etwas Höheres, Heiliges, und fast göttlich verehrte man biejentgen Frauen und Jungfrauen, beuen die Sehergabe verliehen war. „Weise Frauen" ober Alruuen3) hießen die berühmten Wahrsagerinnen, beren Rat namentlich in Kriegszeiten gesucht würde. Eine der bekanntesten war Veleba, die durch ihre Siegesweissagungen die niederrheinischen Stämme zur Tapferkeit und Einigkeit in ihrem Freiheitskampfe gegen die Römer (um das Jahr 70 n. Chr.) anfeuerte.
Die Ehe würde ganz befonbers heilig gehalten; äußerst selten würde sie gebrochen. Der Ehebruch würde aufs härteste bestraft.
L-cheibung kam nicht vor; bis in bert Tod hielt das Weib die Treue, die es gelobt. Bei manchen Stämmen bürste eine Witwe nicht wieber heiraten. „Wie es nur ein Leben gebe, so müsse es auch nur eine Ehe geben." Ehen bürsten nur zwischen Angehörigen des gleichen Staubes eingegangen werben. So bestaub bei den
Sachsen noch bis zum 9. Jahrhundert das Verbot der Eheschließung
*) Sieh: Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder, Germanisches Gehöft.
2) Wiener Bilderbogen für Schule und Haus. Nr. 10. „Germanisches Dorf."
3) Rnna — Geheimnis; daher Alrune oder Alraune — Allwissende. Nach Einführung des Christentums wurden derartige Seherinnen später oft als „Hexen" verfolgt und verbrannt.
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TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
— 110 —
Seiten der kahlen Felsen rinnt's herab, in allen Furchen sammelt sich's
zu Bächeu. Bald braust durch die Schlucht ein wilder Berg ström, der
Erde und Geröll mit sich sührt und manchen Felszacken untergräbt und
mit fortreißt. Nur mit größter Anstrenguug vermögen sich die Berg-
steiger vor seiner zerstörenden Gewalt zu retten. Wenn das Wetter aus-
getobt, setzen sie die Wanderung sort. Ein kalter Wind erhebt sich. Da
ist's nicht angenehm, mit durchnäßten Kleidern in den Bergen herumzn-
klettern. Alles zittert vor Kälte, und man ist herzlich froh, wenn man end-
lich eine Unterkuustshütte erreicht. Da ist gut für die Unterkunst
der Bergsteiger gesorgt. Bald brennt ein wärmendes Feuer im Ofen. In
Decken gehüllt und bereitstehende Filzsocken an den Füßen, sitzt die Gesell-
schast herum und trocknet die nassen Kleider und Schuhe. Ein warmes
Abendessen wird auch schon gerichtet; sogar gutes Bier kauu man haben.
Eine Anzahl Matrazen mit wollenen Decken bietet den müden Wanderern
eine erwünschte Ruhestätte für die Nacht.
Z u f a m m e n s a s s u n g: Vorbereitungen zu einer Hochtonr — Gewitter
— Bergstrom — Kälte — Einkehr in der Unterkunstshütte.
Am nächsten Tag wird wieder zeitig ausgebrochen. Bald gelangen
die Wanderer an ein großes Eisfeld, das sich aus dm im Winter ge-
fallenen ungeheuren Schneemassen nach und nach gebildet hat. Diese
Eisfelder heißen Gletscher; sie sind zuweilen mehrere Stunden lang und
breit und bis zu 300 m dick. Das Gletschereis hat oft Spalten und
Klüfte. Diese müssen die Bergsteiger mit Hilfe des Bergstocks über-
springen. Gefährlicher noch ist eine Gletfcherwandernng, wenn frischer
Schnee gefallen ist und dadurch die Spalten verschneit sind. Dann wird
die ganze Gesellschaft in gleichmäßigen Abständen an dem mitgebrachten
langen Seil angeknüpft. Ein Führer geht voraus und prüft mit dem
Bergstock vorsichtig den Weg; die andern treten genau in seine Fuß-
stapfen. Bricht ja eine Person in eine Spalte ein, so wird sie durch
die übrigen gehalten. Manchmal geht's auch eine steile Eiswand hinan;
da müssen erst mit dem mitgebrachten Eispickel Stuseu gehauen werden.
Nachdem der Gletscher überschritten ist, kommt die Gesellschaft an
einen steilen, felsigen Hang. Da könnte man nicht hinaufkommen, wenn
nicht Eisen klammern sür die Füße in den Felsen geschlagen wären,
und wenn nicht außerdem zum Anhalten ein Drahtseil angebracht
wäre. Dieses Seil ist mit Eiskrystalleu besetzt und so kalt, daß es die
Hände nicht lang halten könnten. Da leisten nun die mitgebrachten
Fausthandschuhe gute Dienste.
Nun geht es eine Stunde lang auf einem fchmalen Rückeu, einem
Grat dahin, der nach der einen Seite besonders steil abfällt. Da sieht
das Auge iu schauerliche Abgründe hinunter. Den Weg kann nur ein
Schwindelfreier gehen.
Schon lange hat sich wieder die Kälte den Bergsteigern nnange-
j
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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— 63 —
3. Bei Augsburg auf dem Lechseld geschah die große Schlacht;
da hat der Kaiser Otto den Hunnen warm gemacht.
4. Da war auch unser Schuster von Lauingen dabei;
der schlug gar manchen Schädel aus einen Hieb entzwei.
5. Eiu Goliath der andre im Hunnenheer sich fand;
wohl mancher deutsche Degen erlag von seiner Hand.
6. Da kam der wackre Schuster von Lauingen daher:
„Ei, lasset mich zusammen mit diesem alten Bär!"
7. Nun ging ein scharfes Klingen der blanken Schwerter los;
es dröhnten Schild und Panzer von manchem harten Stoß.
8. Ein Hieb durchbrach den Schädel; er stürzt: Viktoria!
da lag der große Esel in seinem Blute da.
9. Und lauter Jubel schallte durchs ganze deutsche Heer!
der Kaiser selber eilet auf seinem Roß daher.
10. Und eine goldne Kette, ein Mohrenkops daran,
die hängt der deutsche Kaiser dem braven Schuster au.
11. Darnach beschloß zu Lauingen ein Hochwohlweiser Rat
Zu Ehren eines Lauinger Schuhmachers Heldeuthat:
12. „Es soll derselbe Mohrenkops Hinsort im Wappen stehn."
Und also ist zur selben Stund' in Lauingen geschehn.
(Alexander Schöppuer.)
c. Bei der Stadt Donauwörth erreicht das Donauried sein
Ende. Bon dieser Stadt hat uus die Geschichte folgende Schreckenstat*)
aufbewahrt:
\@§ war im Winter 1255 auf 56, als Herzog Ludwig von Bayern
wegen dringender Geschäfte aus längere Zeit verreisen mußte. Seine
junge Gemahlin Maria von Brabant ließ er aus der Burg in Schwäbisch-
Wörth zurück. Aus ihrer Einsamkeit schickte die Herzogin einen Boten
mit zwei Briefen ab. Von diesen war der eine an ihren Gemahl, der
andere an einen befreundeten Grasen gerichtet. Der Bote tras den Herog
in Heidelberg an, verwechselte jedoch aus Unachtsamkeit die Briese.
Ludwig, schon durch den Anblick des Schreibens erregt, hielt einige Aus-
drücke darin sür verdächtig. In rasender Wut eilt er spornstreichs nach
Wörth und läßt, den 18. Jänner, seine treue Gemahlin, ohne deren
Beteuerungen zu beachten, durchs Schwert euthaupteu. Noch in selbiger
grauser Nacht wurde der Leichnam der unglücklichen Herzogin ins Kloster
gebracht und der Abt aufgefordert, ihu zur Ruhe zu bestatten. Dem-
gemäß sand Maria von Brabant ihre Grabstätte in der Frauenkapelle
des Klosters. Bald erkannte der gestrenge Herr die Unschuld seiner
*) Aus: Weiß und Blau.
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Extrahierte Personennamen: Otto Lauinger_Schuhmachers_Heldeuthat Alexander_Schöppuer Alexander Ludwig_von_Bayern Ludwig Maria_von_Brabant Maria Ludwig Ludwig Maria_von_Brabant Maria
— 102 —
lichte sieht der König ein Mütterlein, die Enkelin auf dem Schöße,
und lenkt sein Pferd hin, daß Roß und Reiter sie zerstampften. Und
wie der Bauersmann und sein Weib aus der Hütte trostlos treten,
um die sterbende Mutter im Hause zu betten, da hetzt der König die
schnaubenden Rüden auf sie, daß auch sie unter den Zähnen der Bestien
verscheiden. Lachenden Blicks sieht der König zu und mit ihm die
Gattin und Kinder, wie sterbende Menschen im Blnte sich winden.
Da hebt das Mütterlein mit gebrochenem Blick empor die zer-
fleischte Rechte und flucht fürchterlich im Sterben dem König und der
Königin mit ihren sieben Kindern, daß sie die Strafe der Gottheit erreiche
und in Felfen verwandle.
Und die Erde erbebt, der Sturmwind braust, als ob das Weltende
gekommen. Feuer sprüht aus dem Schöße der Erde und wandelt Vater,
Gattin und Kinder in riesige Felsen um.
So steht Watzmann, mit Gattin und sieben Kindern in riesige
Felsen verwandelt, und blickt als ewiges Wahrzeichen hinab in's Berchtes-
gadener Land.
Zusammenfassung: König Watzmann.
Setzen wir nnsern Fuß in den Ort selbst, so finden wir denselben
belebt von Tausenden von Fremden aus allen Ländern der Welt.
Sie alle sind gekommen, um die Wunder dieses Erdenwinkels zu genießen.
Der Berchtesgadener sieht die Fremden gern; sie bringen ihm Verdienst.
— An allen Fenstern, insbesondere in den großen Läden, können wir
Kunstwerke der Bild schnitz er ei in den mannigfaltigsten Formen und
Arten bewundern. Mehr als die Hälfte der Bewohner lebt von dieser
Kunst, die sie iu der unten im Thale liegenden Schnitzschule erlernen.
Berchtesgadener Holz- und Elfenbeinschnitzereien gehen durch den Handel
hinaus iu alle Welt. — Der Ackerbau kann in dem Lande, das zu 2/4
aus Felsen und Bergen besteht, und von dem i/g mit Seen und Waldungen
bedeckt ist, wenig einbringen.
Das Kgl. Schloß Berchtesgadens ist ein langer Bau. Alljähr-
lich im Herbst pflegt unser Prinz-Regent hier Hof zu halten. Zu frühe-
ster Morgenstunde zieht der hohe Herr hinaus iu die Berge, mit jugeud-
licher Frische dem edlen Weidwerk obzuliegen. Außerhalb des Marktes
betreten wir eine Banmanlage, den Luitpo l dsh ain, und hier hat
das dankbare Berchtesgadener Land dem hohen Herrn ein würdig Stand-
bild errichtet. „Auf breitem Marmorsockel erhebt sich die eherne Statue
des Regenten in schmucker Iägertracht: den federgeschmückten Hut aus
dem Haupt, ausgerüstet mit Rucksack, Doppelbüchse und Bergstock. Auf-
recht, in straffer Haltung, grüßt die Gestalt hinüber zu den Hoch-
recken der Alpen, die alljährlich erfüllt find vom frohen Getöse der
Hosjagd."
Zusammenfassung: Berchtesgaden.
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70
Bayern unter Welf Ii.
Habe der römischen Kirche geschenkt und sich standhaft weigere,
ihr Vermächtniß zurückzunehmen, da lösten die enttäuschten Welfen
ihre Bündnisse: der jüngere Welf trennte sich von seiner Ge-
mahlin Mathilde, der ältere Welf sagte sich vom Papste
los und gingen beide zum Könige Heinrich Iv über, der sich zu
dieser Zeit eben in Padua aufhielt. Bereitwilligst gab dieser
dem Vater Welf das Herzogthum Bayern zurück (1096—1101),
vermuthlich als erbliches Herzogthum.
Der zu Anfang des Jahres 1097 erfolgte Tod des Mark-
grafen Azzo Ii von Este lenkte bcn Blick Welfs I nach Ita-
lien , wo seine Stiefbrüder Hugo und Fulko dem väterlichen
Testamente zufolge von der ganzen Verlasscnschast des Vaters
Besitz ergriffen. Welf stieß das Testament un: und verlangte
den gesetzmäßige:: Erbtheil. Da die beiden Stiefbrüder diesen
verweigerten, zog Welf mit einer in Bayern und Kärnthen
aufgebrachten Streitmacht nach Italien, brachte dem Heere seiner
Stiefbrüder empfindliche Nachtheile bei und gewann den größer::
Theil der väterlichen Güter (1098) für sich.
Im Jahre 1100 schloß sich Welf I dem unglücklichen
Krenzzuge Wilhelms von Aquitanien nach dem hl. Lande
an, starb aber im nächsten Jahre auf der Rückkehr von diesem
Zuge zu Paphos auf der Insel Cypern (13. Nov. 1101). Er
hinterließ zwei Söhne, Welf und Heinrich, von denen ihm
jener in Bayern, dieser in den schwäbischen Grafschaften
nach folgte.
§ 45. Welf Ii (1101 — 1120), ein wegen seiner Leut-
seligkeit und Liebe zu den Künsten des Friedens allgemein ver-
ehrter Fürst, entschied sich bei dem Zwiste, der (1104) zwischen
dem Kaiser Heinrich Iv und seinem zweitgebornen Sohne,
Heinrich, ausbrach, zu Gunsten des letzter:: und stellte diesem,
als es zwischen Vater und Sohn zum Krieg kam, seine ganze
Streitmacht zur Verfügung. Der Kaiser fiel in die Hände seines
Sohnes, der ihn auf einer Versammlung zu Ingelheim unter
Androhung des Todes zur Abtretung der Regierung zwang, an-
geblich, um den Zwiespalt zwischen Staat und Kirche zu beendi-
gen. Der Kaiser entfloh nach Lüttich und fand Unterstützung
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Extrahierte Personennamen: Welf_Ii Welf Mathilde Welf Heinrich_Iv Heinrich Welf Hugo Fulko Welf Welf Welf_I Wilhelms_von_Aquitanien Wilhelms Welf Heinrich Heinrich Welf_Ii Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich
Ober- u. Niederbayern unter Ludwig dem Bayern. 151
mit aller: Stimmen zum deutschen Könige *). Statt nun nach
altem Herkommen seinen Gegner auf den: Wahlplatze mit be-
waffneter Macht zu erwarten, führte Karl seine Truppen dem
Könige Philipp Vi von Frankreich zu und erlitt an dessen
Seite durch die Streitmacht des Königs Eduard Iii von Eng-
land bei Crecy in der Picardie (27. August 1346) eine grauen-
volle Niederlage. Sein Vater Johann, der sich an der Seite
zweier Ritter in die Schlacht gewagt, fand den Tod, er selbst
erhielt drei Wunden und rettete sich nur durch eilige Flucht.
Auf den Ruf Ludwigs Iv traten jetzt (11. September 13-16)
die Stände des deutschen Reiches, darunter die Deputirten aller
Reichsstädte, zu Speyer zusammen und-erklärten die Wahl
Karls als eine erschlichene für ungiltig, worauf dieser sich an-
fänglich zu seinem Großoheim Balduin nach Trier, und dann,
als er sich dort nicht mehr für sicher hielt, nach Böhmen
zurückzog. Ludwig ward über den Rüstungen, die er zur voll-
ständigen Demüthigung des Gegeilkönigs unternahm, von: Tode
ereilt. Am 11. Oktober 1347 überfielen ihn Schmerzen der
Eingeweide. Um sie zu lindern, ritt er auf die Bärenjagd. Da
traf ihn unweit Fürstenfeld ein Schlagfluß, der seinem Leben
nach wenigen Minuten ein Ziel setzte. Der Anger, wo er in
den Armen eines Bauern starb, heißt seit dieser Zeit die Kaiser-
wiese. Seine Leiche wurde anfänglich in der Klosterkirche zu
Fürstenfeld beigesetzt, dann aber durch die Bürger von
München nach ihrer Stadt geführt. Als sich die Augustiner-
Mönche weigerten, den Leichnam in ihre Gruft aufzunehmen,
ward er in der (damaligen) Frauenkirche**) an der Seite
*) Bei diesem Feste des Meineids siel die große Reichsfahne in den
Rhein und wurde nicht mehr aufgefunden.
**) Diese wurde im fünfzehnten Jahrhunderte niedergerissen und der
hiedurch gewonnene Platz beim Aufbau der jetzt stehenden Frauenkirche (er-
baut von 1468—1488) benutzt. Vermuthlich ließ mau beim Abbruche der
alten Frauenkirche die vorhandene Gruft unverändert stehen und behielt sie
als solche für die neue Kirche bei, woraus sich erklärt, daß sie nach Stil und
Umfang (sie hat beiläufig nur sechs Schritte in der Breite, acht bis zehn in
der Länge und zehn Schuh in der Höhe) mit dem sonstigen Bau nicht har-
monirt. Vgl. Lipowsky's Urgeschichten von München Ii. Theil S. 147—172.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem_Bayern Ludwig Karl Karl Philipp_Vi_von_Frankreich Philipp Eduard_Iii_von_Eng- Eduard Crecy August Johann Johann Ludwigs Karls Balduin Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Niederbayern Speyer Karls Trier Rhein
236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
320 Bayern unter Karl Theodor.
Eifersucht eine Nebenlinie des Wittelsbachischen Hauses zu Ein-
sprüchen gegen Oesterreich an. Da der nächste Erbe des Gesammt-
hauses Wittelsbach, wenn Karl Theodor ohne legitime Kinder
starb, der Herzog Karl August von Zweibrücken, sein sehr
nahe liegendes Interesse, Bayern seiner Familie zu erhalten, aus
Schwäche oder Furcht nicht wahren wollte, so bildete sich in
München selbst (auf Betrieb des Hofraths von Lori, des Frei-
herrn von Obermayer und des Sekretärs Andre, die später
durch Karl Theodor aus München verwiesen wurden) eine starke
Partei, an deren Spitze die Herzogin Maria Anna Char-
lotte, Wittwe des kürzlich verstorbenen Herzogs Clemens Franz
de Paula von einer Nebenlinie des bayerischen Hauses, stand
und von Friedrichs Ii Agenten, dem Grafen Johann Eustach
von Görtz, eifrig unterstützt und geleitet wurde. Friedrich Ii,
der in seinem eigenen Interesse zuerst dem Kurfürsten Karl
Theodor seine Unterstützung gegen Oesterreich angeboten, und
dann, als dieser davon nicht Gebrauch machen wollte, den Herzog
Karl August und die Herzogin Maria Anna Charlotte
aufgefordert hatte, bei Preußen Hilfe gegen Oesterreich zu suchen,
trat nun in der Eigenschaft eines Sachwalters auf. Außer der
Eifersucht auf Oesterreichs gewaltige Machtentwickelung hatte den
durch Krankheit morosen Preußenkönig eine intriguante Zuträgerei
gegen den Kaiser sehr bitter gestimmt. „In Wien," wurde ihm
hinterbracht, „habe man die Gicht, an welcher er im Jahre 1775
litt, für Wassersucht gehalten und der Leibarzt van Swieten
sogar von der Nähe seines Todes als von einer gewissen Sache
gesprochen." In seiner Verstimmung hierüber schenkte der miß-
trauische Monarch dem weiteren Lügengewebe Glauben, „daß der
kriegslustige Kaiser Joseph Ii Truppen nach Böhmen in Be-
wegung gesetzt habe, um beim Eintritte des erwarteten Todes-
falles durch Sachsen in Brandenburg einzufallen und dem Thron-
folger Schlesien abzudringen." Jetzt war Friedrichs Ii Miß-
trauen gegen den Kaiser zu der Höhe gestiegen, daß er sich in
den Wahn verlor, Joseph Ii wolle sich aus seiner beschränkten
Stellung als deutsches Reichsoberhaupt zu einer freieren empor-
schwingen und gehe damit um, dem Kaiserthum seine vormalige
Macht wieder zu verschaffen, sich in Deutschland so souverain
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl Karl_August_von_Zweibrücken Karl August Lori Obermayer Karl_Theodor Karl Maria_Anna_Char- Maria Clemens_Franz
de_Paula Franz Friedrichs Johann_Eustach
von_Görtz Johann Friedrich_Ii Friedrich Karl
Theodor Karl Karl_August Karl August Maria_Anna_Charlotte Maria Joseph_Ii Friedrichs Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Wittelsbach Friedrichs Oesterreich Oesterreich Oesterreichs Wien Sachsen Brandenburg Deutschland
472
Beilagen zum fünften Zeitraum.
Statt Allersbach schrieb er Adalogeriopagum, statt Helfenstein
gebrauchte er Elephantostonensis, ans Ernst machte er Arionistus,
aus Ludwig Litavicus u. s. w. Dann aber ist er gerade so wieder er-
picht, die deutsche Sprache von fremden Einmischungen zu reinigen. Statt
Prophet sagt er Weissager, statt Triumph nimmt er Siegerspiel,
statt Ketzerei gebrauchte er Sünderung, für Fabius Cunctator wählt
er Zauderer Bohnmayer u.s-f. Was seine Verdienste als Historiker
betrifft, so sind dieselben immerdar hoch anzuschlagen. Zwar erlitt seine
Kritik seither manch' harten Stoß, und seine Objectivität, zumal in kirch-
lichen Dingen, kann vergeblich gesucht werden; gleichwohl ist er ein redlicher
Mann, der nie die geschichtliche Wahrheit absichtlich in Lüge verkehrte; einen
bayerischen Patriotismus kannte er nicht, denn zu seinen Zeiten war das
schöne deutsche Vaterland noch ein einiges Reich.
Laurentius Hochwart aus Tirschenreuth in der Oberpfalz, war
1526—1528 Magister an der Artistenfakultät zu Ingolstadt und ein vorzüg-
licher vaterländischer Geschichtsschreiber. Er starb 1569-
Urban Rhegius, eigentlich „Urban König", aus Langenargen bei
Lindau, Lehrer der Dicht- und Redekunst zu Ingolstadt, das er wegen Luther
verließ. Er ward einer der Reformatoren Braun sch weigs, wo er 1541
zu Celle starb.
Johann Reuchlin aus Pforzheim in Schwaben, 1520 Professor
der griechischen und hebräischen Sprache, an Sprachkenntnissen dem berühmten
Erasmus von Rotterdam nahe stehend, der einen an ihn 1517 ergan-
genen Ruf nach Ingolstadt ausschlug.
Peter Bieuewitz, daher Apianus genannt, war zu Leis ui tz in
Meissen geboren, wurde 1527 Professor der Mathematik und vom Kaiser
Karl Y in den Adelstand erhoben. Er starb 1552.
Bartholomäus Amantius aus Landsberg, Professor der Rede-
kunst, der Rechtsqelehrsamkeit und kaiserlich gekrönter Dichter, wirkte um das
Jahr 1534 zu Ingolstadt.
Leonhard Fuchs aus Wem ding; 1526 Professor der Arzneikunde
und Leibarzt bei dem Markgrafen Georg von Ansbach, zuletzt Professor
der Anatomie zu Tübingen, wo er 1566 starb.
Johann Agricola, urspünglich Johann Beuerle ans Gunzen-
hausen, galt für den größten Arzt seiner Zeit (4 1570). Ein anderer
Agricola mit dem Vornamen Stephan, ursprünglich Stephan Kasten-
bauer genannt, war Beichtvater der Gemahlin des Erzherzogs Ferdinand
von Oesterreich und des Erzbischofs Lang von Salzburg. Dieser
Agricola, ein Mensch von mittelmäßigen Kenntnissen, ward wegen seiner
Hinneigung zur Lehre Luthers in Mühldorf eingesperrt und später nach
Salzburg abgeführt, wo ihn die Bürger der Stadt in Freiheit setzten.
Nikolaus Everardus aus Amsterdam, Professor der Rechtögelehr-
samkeit, 1529 aus Bologna nach Ingolstadt berufen, wo er 1570 starb.
Hieronymus de Croaria, ein berühmter Rechtsgelehrter, wirkte von
1497—1508.
Fabius Arcas aus Narnia im Kirchenstaate, seit 1529 Professor
der Rechtsgelehrsamkeit, bis ihn 1570 ein Ruf an die portugiesische Univer-
sität Coimbra zog.
Wiguleuö Hund aus dem altadeligen Geschlechte der von Sulze-
moos, 1537 Professor der Rechtsgelehrsamkeit, später herzoglicher Rath und
Kanzler, der zweite Begründer der bayerischen Geschichtsschreibung. Er
starb 1588.
Viglius ab Ayta Zuichem, 1537 Professor der Rechtsgelehrsamkeit,
1543 Präsident des hohen^Rathes zu Brüssel unter Karl Y und König
Philipp Ii.
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von_Oesterreich Ferdinand Agricola Nikolaus_Everardus Nikolaus Karl_Y Karl Philipp_Ii Philipp
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Beilagen zum fünften Zeitraum.
Bzovius in Polen in seiner Fortsetzung der Kirchengeschichte des Baromius
auf diesen Regenten gemacht hatte;
dasselbe that der Hofrath und Archivar Christoph Gewold aus
Amberg, tz 1621.
Unter Max erfreute sich Bayern des Dichters Jakob Balde aus
Ensisheim im Elsaß, geboren 1603, Jesuit 1624, gestorben zu Neuburg an
der Donau 1668; er wurde wegen seiner herrlichen Oden, von denen einige
die Drangsale des dreißigjährigen Krieges und die Zwietracht der Deutschen
beklagen, der „bayerische Horaz" genannt.
94. An der Universität Ingolstadt hatten in dieser Zeit einen Namen:
Jakob Greiser aus Markdorf im Bisthum Konstanz, großer Philolog,
Historiker, Publicist, Gottesgelehrter und höchst fruchtbarer Schriftsteller
1577— 1625;
Adam Tauner aus Innsbruck, st 1632;
Jakob Keller aus Seckingen im Konstanzischen, berühmter Polemiker;
Georg Stengel aus Augsburg, ch 1651;
der Weltpriester Albert Hunger aus Kelheim 1575 — 1604, Sohn
des bischöflich freysiugischen Kanzlers Wolfgang Hunger aus Wasserburg,
(st 1555), der als Apologet für Ludwig Iv, den Bayern, auftrat;
der Weltpriester Peter Steuart aus Lüttich 1584 — 1619, Stifter
des Jngolstädter Waisenhauses;
Johann Baptist Fickler aus Weil in Schwaben, Rechtsgelehrter,
salzburgischer und bayerischer Rath unter Wilhelm V und Informator
Maximilians I in der Rechtsgelehrsamkeit;
Heinrich Canisius, Reffe des Peter Canisius, ein großer Historiker
und Lehrer des Kirchenrechts aus Nimwegen, ch 1610;
Hubert Giphauius aus dem Geldern'schen 1590 — 1599;
Ioachim Deuich aus Brüssel, f 1633;
Leo Menzel, f 1631;
Christoph Besold, einer der größten Publicisteu seiner Zeit, eine Zeit
lang protestantischer Rechtslehrer zu Tübingen, seit seinem Uebertritt zur
katholischen Religion (1636) Professor in Ingolstadt, f 1638;
Valentin Rottmar, gekrönter Dichter, Professor der alten Literatur
und erster Geschichtschreiber der Universität Ingolstadt 1581;
M atth äu s R ad er, Jesuit, geboren 1551 zu Juniching in Tyrol, ch 1634;
Georg Mayer aus Rain, großer Kenner des Hebräischen und Grie-
chischen, ch 1623;
Cysatus, Professor der Mathematik zu Ingolstadt (1618—1622), der
mit seinem Lehrer, dem Jesuiten Christoph Schreiner aus Wald bei
Miudelheim, im März 1611 vom Thurme der Jesuitenkirche in Jngolftadt
aus zuerst die Sounenflecken entdeckte, welche Ehre ihnen erst neuerlichst der
große französische Astronom La lande gegen Galilei's vorgebliche frühere
Entdeckung zuerkannt hat.
95- Im Jahre 1684 vereinigten sich mit päpstlicher Bewilligung alte
bayerischen und oberpfälzischen Benediktinerklöster zu einer eigenen
„b ayerischen Kongregation" und errichteten für sich zur wissenschaftlichen
Ausbildung ihrer Klostermitglieder ein gemeinsames Studium, welches
bis 1768 dauerte. Die Studienanstalt in Freysing war von 1697 bis
1803 ausschließlich, jene von Salzburg zum Theil mit Professoren aus
dieser Congregation besetzt. Au der Landesuniversität machte der berühmte
Professor der Rechtsgelehrsamkeit, Kaspar Manz (1636—1677) auf eine
bessere Methode des philosophischen Studiums aufmerksam, und ein Welt-
geistlicher, Bartholomäus Holzhäuser, geboren zu Laugna bei Wertingen,
wurde 1640 der Begründer eines gemeinsamen Lebens der Weltgeistlichen
zum Zwecke priesterlicher Ausbildung. Der Jesuit Ferdinand Orban aus
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