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1. Geschichte des Mittelalters - S. 4

1901 - München [u.a.] : Franz
4 Germanien und die Germanen. Waffen: Speer, Schild und Schwert, die schönste Zierbe des Weibes Wohnweife. war ihr langes, golbgelbes Haar. Aus Lehmerde und Holz bauten sie ihre mit Stroh gebeckten und bunt bemalten Häuser, die sie gern inmitten des Grundbesitzes errichteten.1) Städte kannten sie nicht, und selbst ihre Dörfer ^) legten sie so weitschichtig an, daß Geistige niemand sich vom Nachbarn belästigt fühlte. Sie waren gastfreund-Ergenschasten. lich^ treu, von kriegerischem Mute, ausgeprägtem Rechtsgefühl und menschlich milder Sinnesart gegen Schwache und Untergebene. Sie neigten aber auch zu Würfelspiel und gaben sich gern, „auf der Bärenhaut liegend", dem Trunke hin. Im trunkenen Zustande fingen sie dann oft Streit an. Im ganzen jedoch zeigten sie sich als ein einfaches, unverdorbenes Naturvolk, bei welchem „gute Sitten mehr vermochten als anderswo gute Gesetze." Stellung Ihre Sittenreinheit muß ganz besonders in ihrem Verhältnis der Frauen zum weiblichen Geschlechte hervorgehoben werden. Kein Volk kam Er-iehunq derben alten Deutschen in der Verehrung der Frauen gleich. Daher Kinder. 9°^ es auch keine Vielweiberei. „Sie sind fast die einzigen Barbaren," -jagt ein römischer Schriftsteller, „welche sich mit je einer Häusliches Frau begnügen." Die Frau führte im Hause die unumschränkte ^ und Oberherrschaft; sie gebot den Knechten und Mägden, sie pflegte und leben!'11 = er3°S die Kinder, sie besorgte die Arbeiten in Haus und Feld. In ihrer Gegenwart setzte sich niemand; alles schwieg, wenn sie das Wort ergriff. Man sah in der Frau etwas Höheres, Heiliges, und fast göttlich verehrte man biejentgen Frauen und Jungfrauen, beuen die Sehergabe verliehen war. „Weise Frauen" ober Alruuen3) hießen die berühmten Wahrsagerinnen, beren Rat namentlich in Kriegszeiten gesucht würde. Eine der bekanntesten war Veleba, die durch ihre Siegesweissagungen die niederrheinischen Stämme zur Tapferkeit und Einigkeit in ihrem Freiheitskampfe gegen die Römer (um das Jahr 70 n. Chr.) anfeuerte. Die Ehe würde ganz befonbers heilig gehalten; äußerst selten würde sie gebrochen. Der Ehebruch würde aufs härteste bestraft. L-cheibung kam nicht vor; bis in bert Tod hielt das Weib die Treue, die es gelobt. Bei manchen Stämmen bürste eine Witwe nicht wieber heiraten. „Wie es nur ein Leben gebe, so müsse es auch nur eine Ehe geben." Ehen bürsten nur zwischen Angehörigen des gleichen Staubes eingegangen werben. So bestaub bei den Sachsen noch bis zum 9. Jahrhundert das Verbot der Eheschließung *) Sieh: Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder, Germanisches Gehöft. 2) Wiener Bilderbogen für Schule und Haus. Nr. 10. „Germanisches Dorf." 3) Rnna — Geheimnis; daher Alrune oder Alraune — Allwissende. Nach Einführung des Christentums wurden derartige Seherinnen später oft als „Hexen" verfolgt und verbrannt.

2. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 110

1898 - Schwabach : Schreyer
— 110 — Seiten der kahlen Felsen rinnt's herab, in allen Furchen sammelt sich's zu Bächeu. Bald braust durch die Schlucht ein wilder Berg ström, der Erde und Geröll mit sich sührt und manchen Felszacken untergräbt und mit fortreißt. Nur mit größter Anstrenguug vermögen sich die Berg- steiger vor seiner zerstörenden Gewalt zu retten. Wenn das Wetter aus- getobt, setzen sie die Wanderung sort. Ein kalter Wind erhebt sich. Da ist's nicht angenehm, mit durchnäßten Kleidern in den Bergen herumzn- klettern. Alles zittert vor Kälte, und man ist herzlich froh, wenn man end- lich eine Unterkuustshütte erreicht. Da ist gut für die Unterkunst der Bergsteiger gesorgt. Bald brennt ein wärmendes Feuer im Ofen. In Decken gehüllt und bereitstehende Filzsocken an den Füßen, sitzt die Gesell- schast herum und trocknet die nassen Kleider und Schuhe. Ein warmes Abendessen wird auch schon gerichtet; sogar gutes Bier kauu man haben. Eine Anzahl Matrazen mit wollenen Decken bietet den müden Wanderern eine erwünschte Ruhestätte für die Nacht. Z u f a m m e n s a s s u n g: Vorbereitungen zu einer Hochtonr — Gewitter — Bergstrom — Kälte — Einkehr in der Unterkunstshütte. Am nächsten Tag wird wieder zeitig ausgebrochen. Bald gelangen die Wanderer an ein großes Eisfeld, das sich aus dm im Winter ge- fallenen ungeheuren Schneemassen nach und nach gebildet hat. Diese Eisfelder heißen Gletscher; sie sind zuweilen mehrere Stunden lang und breit und bis zu 300 m dick. Das Gletschereis hat oft Spalten und Klüfte. Diese müssen die Bergsteiger mit Hilfe des Bergstocks über- springen. Gefährlicher noch ist eine Gletfcherwandernng, wenn frischer Schnee gefallen ist und dadurch die Spalten verschneit sind. Dann wird die ganze Gesellschaft in gleichmäßigen Abständen an dem mitgebrachten langen Seil angeknüpft. Ein Führer geht voraus und prüft mit dem Bergstock vorsichtig den Weg; die andern treten genau in seine Fuß- stapfen. Bricht ja eine Person in eine Spalte ein, so wird sie durch die übrigen gehalten. Manchmal geht's auch eine steile Eiswand hinan; da müssen erst mit dem mitgebrachten Eispickel Stuseu gehauen werden. Nachdem der Gletscher überschritten ist, kommt die Gesellschaft an einen steilen, felsigen Hang. Da könnte man nicht hinaufkommen, wenn nicht Eisen klammern sür die Füße in den Felsen geschlagen wären, und wenn nicht außerdem zum Anhalten ein Drahtseil angebracht wäre. Dieses Seil ist mit Eiskrystalleu besetzt und so kalt, daß es die Hände nicht lang halten könnten. Da leisten nun die mitgebrachten Fausthandschuhe gute Dienste. Nun geht es eine Stunde lang auf einem fchmalen Rückeu, einem Grat dahin, der nach der einen Seite besonders steil abfällt. Da sieht das Auge iu schauerliche Abgründe hinunter. Den Weg kann nur ein Schwindelfreier gehen. Schon lange hat sich wieder die Kälte den Bergsteigern nnange- j

3. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 63

1898 - Schwabach : Schreyer
— 63 — 3. Bei Augsburg auf dem Lechseld geschah die große Schlacht; da hat der Kaiser Otto den Hunnen warm gemacht. 4. Da war auch unser Schuster von Lauingen dabei; der schlug gar manchen Schädel aus einen Hieb entzwei. 5. Eiu Goliath der andre im Hunnenheer sich fand; wohl mancher deutsche Degen erlag von seiner Hand. 6. Da kam der wackre Schuster von Lauingen daher: „Ei, lasset mich zusammen mit diesem alten Bär!" 7. Nun ging ein scharfes Klingen der blanken Schwerter los; es dröhnten Schild und Panzer von manchem harten Stoß. 8. Ein Hieb durchbrach den Schädel; er stürzt: Viktoria! da lag der große Esel in seinem Blute da. 9. Und lauter Jubel schallte durchs ganze deutsche Heer! der Kaiser selber eilet auf seinem Roß daher. 10. Und eine goldne Kette, ein Mohrenkops daran, die hängt der deutsche Kaiser dem braven Schuster au. 11. Darnach beschloß zu Lauingen ein Hochwohlweiser Rat Zu Ehren eines Lauinger Schuhmachers Heldeuthat: 12. „Es soll derselbe Mohrenkops Hinsort im Wappen stehn." Und also ist zur selben Stund' in Lauingen geschehn. (Alexander Schöppuer.) c. Bei der Stadt Donauwörth erreicht das Donauried sein Ende. Bon dieser Stadt hat uus die Geschichte folgende Schreckenstat*) aufbewahrt: \@§ war im Winter 1255 auf 56, als Herzog Ludwig von Bayern wegen dringender Geschäfte aus längere Zeit verreisen mußte. Seine junge Gemahlin Maria von Brabant ließ er aus der Burg in Schwäbisch- Wörth zurück. Aus ihrer Einsamkeit schickte die Herzogin einen Boten mit zwei Briefen ab. Von diesen war der eine an ihren Gemahl, der andere an einen befreundeten Grasen gerichtet. Der Bote tras den Herog in Heidelberg an, verwechselte jedoch aus Unachtsamkeit die Briese. Ludwig, schon durch den Anblick des Schreibens erregt, hielt einige Aus- drücke darin sür verdächtig. In rasender Wut eilt er spornstreichs nach Wörth und läßt, den 18. Jänner, seine treue Gemahlin, ohne deren Beteuerungen zu beachten, durchs Schwert euthaupteu. Noch in selbiger grauser Nacht wurde der Leichnam der unglücklichen Herzogin ins Kloster gebracht und der Abt aufgefordert, ihu zur Ruhe zu bestatten. Dem- gemäß sand Maria von Brabant ihre Grabstätte in der Frauenkapelle des Klosters. Bald erkannte der gestrenge Herr die Unschuld seiner *) Aus: Weiß und Blau.

4. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 102

1898 - Schwabach : Schreyer
— 102 — lichte sieht der König ein Mütterlein, die Enkelin auf dem Schöße, und lenkt sein Pferd hin, daß Roß und Reiter sie zerstampften. Und wie der Bauersmann und sein Weib aus der Hütte trostlos treten, um die sterbende Mutter im Hause zu betten, da hetzt der König die schnaubenden Rüden auf sie, daß auch sie unter den Zähnen der Bestien verscheiden. Lachenden Blicks sieht der König zu und mit ihm die Gattin und Kinder, wie sterbende Menschen im Blnte sich winden. Da hebt das Mütterlein mit gebrochenem Blick empor die zer- fleischte Rechte und flucht fürchterlich im Sterben dem König und der Königin mit ihren sieben Kindern, daß sie die Strafe der Gottheit erreiche und in Felfen verwandle. Und die Erde erbebt, der Sturmwind braust, als ob das Weltende gekommen. Feuer sprüht aus dem Schöße der Erde und wandelt Vater, Gattin und Kinder in riesige Felsen um. So steht Watzmann, mit Gattin und sieben Kindern in riesige Felsen verwandelt, und blickt als ewiges Wahrzeichen hinab in's Berchtes- gadener Land. Zusammenfassung: König Watzmann. Setzen wir nnsern Fuß in den Ort selbst, so finden wir denselben belebt von Tausenden von Fremden aus allen Ländern der Welt. Sie alle sind gekommen, um die Wunder dieses Erdenwinkels zu genießen. Der Berchtesgadener sieht die Fremden gern; sie bringen ihm Verdienst. — An allen Fenstern, insbesondere in den großen Läden, können wir Kunstwerke der Bild schnitz er ei in den mannigfaltigsten Formen und Arten bewundern. Mehr als die Hälfte der Bewohner lebt von dieser Kunst, die sie iu der unten im Thale liegenden Schnitzschule erlernen. Berchtesgadener Holz- und Elfenbeinschnitzereien gehen durch den Handel hinaus iu alle Welt. — Der Ackerbau kann in dem Lande, das zu 2/4 aus Felsen und Bergen besteht, und von dem i/g mit Seen und Waldungen bedeckt ist, wenig einbringen. Das Kgl. Schloß Berchtesgadens ist ein langer Bau. Alljähr- lich im Herbst pflegt unser Prinz-Regent hier Hof zu halten. Zu frühe- ster Morgenstunde zieht der hohe Herr hinaus iu die Berge, mit jugeud- licher Frische dem edlen Weidwerk obzuliegen. Außerhalb des Marktes betreten wir eine Banmanlage, den Luitpo l dsh ain, und hier hat das dankbare Berchtesgadener Land dem hohen Herrn ein würdig Stand- bild errichtet. „Auf breitem Marmorsockel erhebt sich die eherne Statue des Regenten in schmucker Iägertracht: den federgeschmückten Hut aus dem Haupt, ausgerüstet mit Rucksack, Doppelbüchse und Bergstock. Auf- recht, in straffer Haltung, grüßt die Gestalt hinüber zu den Hoch- recken der Alpen, die alljährlich erfüllt find vom frohen Getöse der Hosjagd." Zusammenfassung: Berchtesgaden.

5. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 70

1868 - München : Lindauer
70 Bayern unter Welf Ii. Habe der römischen Kirche geschenkt und sich standhaft weigere, ihr Vermächtniß zurückzunehmen, da lösten die enttäuschten Welfen ihre Bündnisse: der jüngere Welf trennte sich von seiner Ge- mahlin Mathilde, der ältere Welf sagte sich vom Papste los und gingen beide zum Könige Heinrich Iv über, der sich zu dieser Zeit eben in Padua aufhielt. Bereitwilligst gab dieser dem Vater Welf das Herzogthum Bayern zurück (1096—1101), vermuthlich als erbliches Herzogthum. Der zu Anfang des Jahres 1097 erfolgte Tod des Mark- grafen Azzo Ii von Este lenkte bcn Blick Welfs I nach Ita- lien , wo seine Stiefbrüder Hugo und Fulko dem väterlichen Testamente zufolge von der ganzen Verlasscnschast des Vaters Besitz ergriffen. Welf stieß das Testament un: und verlangte den gesetzmäßige:: Erbtheil. Da die beiden Stiefbrüder diesen verweigerten, zog Welf mit einer in Bayern und Kärnthen aufgebrachten Streitmacht nach Italien, brachte dem Heere seiner Stiefbrüder empfindliche Nachtheile bei und gewann den größer:: Theil der väterlichen Güter (1098) für sich. Im Jahre 1100 schloß sich Welf I dem unglücklichen Krenzzuge Wilhelms von Aquitanien nach dem hl. Lande an, starb aber im nächsten Jahre auf der Rückkehr von diesem Zuge zu Paphos auf der Insel Cypern (13. Nov. 1101). Er hinterließ zwei Söhne, Welf und Heinrich, von denen ihm jener in Bayern, dieser in den schwäbischen Grafschaften nach folgte. § 45. Welf Ii (1101 — 1120), ein wegen seiner Leut- seligkeit und Liebe zu den Künsten des Friedens allgemein ver- ehrter Fürst, entschied sich bei dem Zwiste, der (1104) zwischen dem Kaiser Heinrich Iv und seinem zweitgebornen Sohne, Heinrich, ausbrach, zu Gunsten des letzter:: und stellte diesem, als es zwischen Vater und Sohn zum Krieg kam, seine ganze Streitmacht zur Verfügung. Der Kaiser fiel in die Hände seines Sohnes, der ihn auf einer Versammlung zu Ingelheim unter Androhung des Todes zur Abtretung der Regierung zwang, an- geblich, um den Zwiespalt zwischen Staat und Kirche zu beendi- gen. Der Kaiser entfloh nach Lüttich und fand Unterstützung

6. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 124

1868 - München : Lindauer
124 Oberbayern unter Ludwig Ii, dem Strengen. weichen*). So wurde Ober- und Niederbayern nach einer Trennung voll 85 Zähren wieder vereinigt. B. Oberbahern feit bei* Trennung von Uiederbayern bis )Nm Tode Ludwigs des Bayern (1255—1347)**). § 60. Ludwig Ii, der Strenge (1255— 1294), dem bei der 1255 erfolgten Ländertheilung neben andern Städten auch München zugefallen war, baute sich daselbst eine Residenz, den noch bestehenden „alten Hof", und wohnte abwechselnd hier und in Heidelberg. Der jugendliche Herrscher verband mit vielen guten Eigenschaften die schlimme des Jähzorns, die ihn zu einem schweren Vergehen verleitete: er ließ aus falschem Argwohn seine tugendhafte Gemahlin Maria, die Tochter Hein- richs des Großmüthigen von Brabant, am 18. Januar 1256 in Donauwörth ohne alle Untersuchung hinrichten43). Als sich hinterher die Unschuld der Herzogin herausstellte, befiel Ludwig Ii eine solche Rene, daß ihm in einer Nacht die Haare bleichten. Um die übereilte That, von der man ihn den „Stren- gen" nannte, zu sühnen, unternahm er eine Reise nach Nom und erhielt dort Lossprechung gegen die Verpflichtung, ein Kloster zu bauen. Dieß gab dem Cisterzienser-Kloster Fürstenfeld den Ursprung. Ludwigs des Strengen erste kriegerische That von Be- deutung war der Beistand, den er seinem Bruder Heinrich Xiii von Niederbayern in der Schlacht bei Mühldorf (1257) gegen den Böhmenkönig Ottokar Ii leistete. Von dort als *) Daher leitet sich das später aufgetauchte Gerücht, Ludwig dem Bayern, der 1347 eines plötzlichen Todes starb, sei auf Anstiften Oester- reichs Gift beigebracht worden. *•) Die Regenten Oberbayernö während dieser Zeit sind: Ludwig Ii, der Strenge, 1255—1294. Rudolf Ii, der Stammler, Ludwig der Bayer, 1294-1317. (1301) 1317—1347.

7. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 146

1868 - München : Lindauer
146 Oberbayern unter Ludwig dem Bayern. Versprechen, auf Mittefasten des Jahres 1330 seine ganze Kriegs- macht Ludwig dem Bayern zur Verfügung zu stellen'"). Zu Anfang Februars 1329 brach Ludwig von Trient auf. Als er zum ersten Male wieder bayerischen Boden betrat, ergriff ihn solche Rührung, daß er zum ewigen Andenken an den Römerzug und zur Belohnung der Krieger, die ihm auf demselben beigestan- den, das Kloster (ättal55) im Ammergau stiftete, wo zwanzig Mönche des Benediktiner-Ordens mit dreizehn Rittern, die sich im Leben verdient gemacht, ein gemeinschaftliches Leben führen sollten. Die freudige Aufnahme, die Ludwig (16. Februar 1330) in München fand, dazu die Wahrnehmung, daß Deutschland trotz der vielen über ihn ergangenen Bannflüche ihm treu geblie- den, erfüllten Ludwig mit unbeschreiblicher Freude, die nur durch Eines getrübt ward, durch die fortgesetzte Feindseligkeit des Papstes. Ueberzeugt, daß eine Aussöhnung mit Johann Xxii für Deutsch- land nur vortheilhast fein könne, erklärte Ludwig zu Neustadt in der Nheinpfalz vor dem Könige Johann von Böhmen und dessen Oheim, dem Erzbischof Balduin von Trier, daß er vom Papste Nikolaus V und von der Berufung an ein Concilium ab- stehen wolle, nur müsse ihn der Papst vom Kirchenbanne loösprechen und in der kaiserlichen Würde bestätigen. Zu Pfingsten (26. Mai) 1330 gingen Eilboten mit diesen Vorschlägen nach Avignon ab, aber Johann Xxii wies dieselben entrüstet zurück und forderte die Kurfürsten (30. Juli 1330) auf's ueue zur Wahl eiueö an- dern Königs auf. Köuig Johann von Böhmen erbot sich nun, die Vermittlung beim Papste zu übernehmen, und beredete Ludwig, er möge ihn, um fein Geschäft mit mehr Nachdruck betreiben zu können, zum Reichs Verweser in Italien ernennen. Ludwig that es, ward aber bald inne, daß König Johann diese Erhebung nur dazu benütze, die italienische Königskrone an sein Haits zu bringen 56). Als ihm Ludwig deshalb die Reichsver- weser-Stelle abnahm und diese dem Herzoge Otto von Oester- reich, dem jüngsten Bruder des am 20. Januar 1330 verstor- benen Friedrichs des Schönen, übertrug, erschien Johann vor Lud- wig Iv zu Regensburg und brachte es (1331) dahin, daß ihm die Verwesung Italiens wieder übertragen wurde. Ein Vortheil entsprang daraus für Ludwig nicht, denn der Papst wollte weder den Böhmenkönig noch Otto von Oesterreich als Ver- weser des lombardischen Königreiches und erblickte in diesen Er- nennungen Ludwigs nur neue Angriffe auf die Rechte des päpst- lichen Stuhles. Um die Kluft uicht zu erweitern, ließ Ludwig zu Avignon wiederholt (14. Oktober 1331 und August 1332) um Versöhnung nachsuchen, fand aber beide Male kein Gehör, selbst dann nicht, als er sich bereit erklärt hatte, der deutschen

8. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 151

1868 - München : Lindauer
Ober- u. Niederbayern unter Ludwig dem Bayern. 151 mit aller: Stimmen zum deutschen Könige *). Statt nun nach altem Herkommen seinen Gegner auf den: Wahlplatze mit be- waffneter Macht zu erwarten, führte Karl seine Truppen dem Könige Philipp Vi von Frankreich zu und erlitt an dessen Seite durch die Streitmacht des Königs Eduard Iii von Eng- land bei Crecy in der Picardie (27. August 1346) eine grauen- volle Niederlage. Sein Vater Johann, der sich an der Seite zweier Ritter in die Schlacht gewagt, fand den Tod, er selbst erhielt drei Wunden und rettete sich nur durch eilige Flucht. Auf den Ruf Ludwigs Iv traten jetzt (11. September 13-16) die Stände des deutschen Reiches, darunter die Deputirten aller Reichsstädte, zu Speyer zusammen und-erklärten die Wahl Karls als eine erschlichene für ungiltig, worauf dieser sich an- fänglich zu seinem Großoheim Balduin nach Trier, und dann, als er sich dort nicht mehr für sicher hielt, nach Böhmen zurückzog. Ludwig ward über den Rüstungen, die er zur voll- ständigen Demüthigung des Gegeilkönigs unternahm, von: Tode ereilt. Am 11. Oktober 1347 überfielen ihn Schmerzen der Eingeweide. Um sie zu lindern, ritt er auf die Bärenjagd. Da traf ihn unweit Fürstenfeld ein Schlagfluß, der seinem Leben nach wenigen Minuten ein Ziel setzte. Der Anger, wo er in den Armen eines Bauern starb, heißt seit dieser Zeit die Kaiser- wiese. Seine Leiche wurde anfänglich in der Klosterkirche zu Fürstenfeld beigesetzt, dann aber durch die Bürger von München nach ihrer Stadt geführt. Als sich die Augustiner- Mönche weigerten, den Leichnam in ihre Gruft aufzunehmen, ward er in der (damaligen) Frauenkirche**) an der Seite *) Bei diesem Feste des Meineids siel die große Reichsfahne in den Rhein und wurde nicht mehr aufgefunden. **) Diese wurde im fünfzehnten Jahrhunderte niedergerissen und der hiedurch gewonnene Platz beim Aufbau der jetzt stehenden Frauenkirche (er- baut von 1468—1488) benutzt. Vermuthlich ließ mau beim Abbruche der alten Frauenkirche die vorhandene Gruft unverändert stehen und behielt sie als solche für die neue Kirche bei, woraus sich erklärt, daß sie nach Stil und Umfang (sie hat beiläufig nur sechs Schritte in der Breite, acht bis zehn in der Länge und zehn Schuh in der Höhe) mit dem sonstigen Bau nicht har- monirt. Vgl. Lipowsky's Urgeschichten von München Ii. Theil S. 147—172.

9. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 236

1868 - München : Lindauer
236 Bayern unter Maximilian I. Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen. Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben. Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli 1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch- tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg, des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal- tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren, die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze. Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen; zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian zum Bund es-Obersten ernannt. Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu- treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen, in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver- sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger- meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen, welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte, fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung, welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge- fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres

10. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 271

1868 - München : Lindauer
271 Bayern unter Ferdinand Maria. verstorbenen Kaisers Ferdinand Iii Sohn, versprach ihm seine Stimme bei der bevorstehenden Kaiserwahl und erhielt dafür Hilfe gegen Karl Ludwig von der Pfalz zugesichert (12. Ja- nuar 1658). Bald darauf suchte König Lud wig Xiv von Frank- reich (1643 — 1715) den Kurfürsten Ferdinand Maria zur Annahme der deutschen Kaiserkrone zu bewegen und schickte zu diesem Zwecke den kurkölnischen Gesandten zu Frankfurt, den Grafen Franz Egon von Fürstenberg, und den Marschall Grammont nach München. Hier kam es am Hofe unter den Gliedern des kurfürstlichen Hauses zu einem lebhaften Kampfe. Des Kurfürsten Gemahlin Adelheid, geblendet durch den Glanz einer Kaiserkrone, rieth im französischen Sinne, die Kurfürstin- Mutter Anna, eine Tochter des Kaisers Ferdinand Iii, mahnte von der Annahme der Kaiserkrone ab und traf hierin mit den Rathen ihres Sohnes zusammen. Ferdinand Maria entschied sich für Ablehnung der Kaiserwürde und ging nicht in Person zur Wahlverhandlung nach Frankfurt (1658), sondern trug seinem Abgeordneten, dem Rathe Georg Oechsle aus, seine Stimme dem Sohne des Kaisers Ferdinand, dem Erzherzoge Leopold, zu geben. Bevor man in Frankfurt zur Wahl schritt, trug Rath Oechsle den versammelten Kurfürsten den Streit seines Herrn mit dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Rhcin- psalz wegen des Reichsvikariates zur Entscheidung vor und nahm sich dabei der Rechte seines Gebieters mit solcher Wärme an, daß ihm der hierüber aufgebrachte Kurfürst Karl Ludwig ein volles Dintenfaß an den Kopf warf. Die Versammlung entschied, daß künftig das Reichsvikariat zwischen Bayern und Pfalz wechseln solle, und wählte am 28. Juni 1658 den Erzherzog Leopold zum Kaiser (1658 — 1705). So blieb Ferdinand Maria mit Oesterreich in Frieden und bewahrte denselben für- fein Land sowohl in dem Kriege, den 1661 Oesterreich mit den Türken führte, als auch in jenem, der 1667 zwischen Frankreich und Spanien ausbrach. Den Segen des Friedens benutzte Ferdinand Maria zur Heilung der Wunden, die der dreißigjährige Krieg seinem Lande geschlagen hatte. Ein besonderes Augenmerk wurde ans die neu erworbene Oberpsalz gerichtet, wo die von dem rheinischen
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