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Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Steinkohlenbergwerk
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropa Osnabrück Saar- Ruhrtal Aachen Oberschlesien Deutschland
20
den zufügen!" Was die Mutter vorausgesagt hatte, ging auch richtig
in Erfüllung. — Eines Tages sollte Ernestine aus dem Garten
Petersilie holen. Sie lief nach ihrer gewohnten, hastigen Weise fort
und sah nicht auf den Weg. Der Gärtner aber hatte eine Harke
liegen lasten. Auf diese trat das unvorsichtige Kind so heftig, daß
der Stiel schnell in die Höhe schlug und des.mädchens Nase sehr
hart traf. Blutend und schreiend kam Ernestine nun ohne die Peter-
silie wieder in die Küche. — Die erschrockene Mutter wusch schnell
das blutende Gesicht mit kaltem Wasser. Aber Ernestinens Nase
schwoll sehr an, auf der Stirne bekam sie eine dicke Beule und hatte
noch lange nachher ein recht häßliches (entstelltes) Gesicht.
Wer ist wohl nun vorsichtig? Wovon kommt das Wort her? — Von
vor sich sehen. — Wer ist unvorsichtig?
13. Anzeige und Bitte.
Lieber Herr Lehrer!
Gestern wurde ich von der Mutter in den Garten geschickt, um
etwas für sie zu holen. Im unvorsichtigen Laufen trat ich auf eine
im Wege des Gartens liegende Harke. Der Stiel der Harke schlug in
die Höhe, und traf meine Nase so sehr, daß diese dick angeschwollen ist.
Ich kann nun einige Tage nicht in die Schule kommen. Damit ich
aber nicht ganz zurückbleibe, so büte ich Sie, mir durch Lieschen Mül-
ler meine Bücher zu schicken, damit ich mich zu Hause üben kann.
Werden, den 25. August 1856. Ihre gehorsame Schülerin
Ernestine Keller.
14. Das Täubchen.
Einmal ging Frau Elise zur neubegrünten Wiese mit ihren Kinderlein.
Sieh' da! auf einem Acker spazieret frisch und wacker ein Täubchen, zart
und fein, hübsch mit dem Köpfchen nicket, bald da-, bald dorthin picket
mit seinem Schnäbelein. „Seht!" sprach die fromme Mutter, „das Täub-
chen dort sucht Futter.. Nun merket fleißig auf! Wenn es was aufgepicket,
seht, seht ihr's jetzt? — so blicket es in die Höh' hinauf. Drum, Kinder,
wenn ihr esset, das Beten nicht vergesset! Seht auch zum Himmel auf!"
13. Die rauchenden Schornsteine.
Gottfried bemerkte die rauchenden Schornsteine der Häuser, als
man das Mittagesten zubereitete. Da mußte er denken: Mein Gott!
es steigt der Rauch von unsern Küchen täglich und häufig auf; so sollen
überall auch Dankbarkeit und Gebet zu dir, dem Geber aller guten
Gaben, als Opfer auffteigen. Ach, laß mich dies niemals vergessen! —
16. So soll es sein.
Ein Kindesherz soll sein Wie die Vöglein im Gebüsch
Wie die Lilie so rein, So froh,
Wie der Thau so klar, Ja, so:
Wie der Spiegel so wahr, Als flög' es mit den Engeln gleich
Wie der Quell so frisch, Zu Gottes Thron ins Himmelreich!
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Ernestine Lieschen_Mül- August Ernestine_Keller Elise Gottfried
86
dem das nützliche £)i bereitet wirb. Wieber anbere besäet er mit
Flachs, welcher uns die Leinwand gibt, und aus bieier werben Hem-
den und anbere Kleibungsstücke verfertigt. Aus einige Acker werben die
nützlichen Kartoffeln, ober die Schotensrüchte: Erbsen und Bohnen
gepflanzt, auf anbere die Futterkräuter für das Vieh gesäet, als:
Klee, Wicken, Rüben, Möhren u. s. w. Den Klee trocknet man auch
zu Kleeheu. Aus Runkelrüben preßt man einen süßen Saft,
aus welchem Zucker gekocht wirb. — Wie herrlich ist im Sommer
das Felb! Welche Pracht, welche Mannigfaltigkeit zeigt sich da
überall, wohin unser Auge nur blickt! Hier ragen die schlanken Halme
des Getreides empor; es neigen sich die Ähren des Roggens, des
Weizens, der Gerste und die büschelartigen Rispen des Hafers;
bort blüht der Raps in gelber, der Flachs in blauer, die Kartoffel-
pflanze in weißer, blauer ober rother Farbe. Man hört die Vögel
lieblich singen, verschiebene Insekten summen und schwirren, und sieht
auch den Hirten mit seiner Heerbe.
Zwischen dem Getreibe und den übrigen Felbfrüchten finden wir
im Sommer auch noch viele anbere Pflanzen, welche der Ackers-
mann nicht gesäet ober gepflanzt hat. Sie pflanzen sich durch Samen
und Wurzeln selbst fort. Einige berselben haben die Kraft in sich,
kranke Menschen gesunb zu machen, und werben beswegen Arznei-
pflanzen genannt, z. B. die Camille. Rur wenige Pflanzen gibt es
im Felbe, deren Genuß dem Menschen schädlich ist. Diese heißen
Giftpflanzen. Unter dem Getreibe findet man z. B. häufig den
Taumellolch. Auch der schwarze Nachtschatten und der Gift-
Hahnenfuß werben bisweilen auf Ackern, Misthaufen, an Hecken u. s. w.
angetroffen. Die meisten Giftpflanzen wachsen aber nicht im Felde
und Garten, sondern in Wäldern und Wiesen und auf Schutthaufen.
Einige Kräuter wachsen so zahlreich zwischen den angebauten
Pflanzen, daß sie diesen schädlich sind. Sie müssen ausgerottet
werden und machen dadurch dem Ackersmann viele Last. Diese lästi-
gen Kräuter sind: Die Quecke, die Distel, der Hederich u. s. w.
Sie heißen Unkraut.
Im Sommer reift das Getreide. Wenn es reif ist, wird es mit
der Sichel abgemähet oder mit der Sense abgeschnitten, in Garben
aufgebunden und getrocknet, und der Bauer fährt es nach Hause in
seine Scheune. Im Herbste werden die Kartoffeln ausgemacht und
in den Keller gebracht. Hat der Landmann nun alle Feldfrüchte
glücklich in Scheune und Keller gebracht; so vergißt er auch nicht, dem
lieben Gott, der dem Felde zur rechten Zeit Regen und Sonnenschein gab,
für diesen reichen Segen zu danken. Er feiert alsdann das Erntefest.
Nun ist das Feld nicht mehr so schön, als im Sommer. Es ist
kahl und todt, und der rauhe Wind weht über die Stoppeln. Hier
und da nur pflügt ein Bauer, oder säet Roggen und Weizen für das
künftige Jahr; sie heißen Winterfrucht. Von den andern Feldfrüchten
säet man den Samen im Frühjahre, und diese heißen Sommerfrüchte.
100
Schreibet Namen von allen euch bekannten Bäumen auf! — Weiche
von diesen Bäumen sind Obstbäume? — Welche sind Waldbäume? —
Schreibet Namen auf von allen euch bekannten Sträuchern! — Welche
von den aufgeschriebenen Bäumen und Sträuchern sind Laubholzpflanzen?
— Welche sind Nadelholzpflanzen? —
Schreibet Namen auf von Kräutern, die ihr kennt! — Welche von
diesen Kräutern sind Gemüsepfl anzen? — Welche sind Futterkräuter?
— Welche sind Arzneikräuter? — Welche sind Blumen? — Welche
heissen Unkraut? — Welche sind Giftpflanzen?
Schreibet die Namen der Getreidegräser auf! — Welche Getreide-
gräser tragen Ähren? — Welche Rispen? —
7. Das Eichhörnchen.
Sitzen, hüpfen, festhalten, knabbern, knacken, klettern, springen, gucken,
sammeln, liegen, schaden.
Das Sitzen, der Sitz, der Satz u. s. w.
Das Hüpfen des Eichhörnchens u. s. w. —
Das Eichhörnchen ist munter; die Eichhörnchen sind munter. Ist das
Eichhörnchen munter? Sind die Eichhörnchen munter? U. s. w.
Das Eichhörnchen ist ein Thier; die Eichhörnchen sind Thiere. Ist
das Eichhörnchen ein Thier? Sind die Eichhörnchen Thiere? U. s. w.
Das Eichhörnchen sitzt; die Eichhörnchen sitzen. Sitzt das Eich-
hörnchen? Sitzen die Eichhörnchen? U. s. w.
Das Eichhörnchen ist ein gar niedliches Thierchen und hat
einen weichen, langhaarigen Pelz. Den trägt es Sommer und
Winter hindurch, nur daß er im Sommer fuchsroth, im Winter
dagegen grau aussieht. Besonders possirlich ist es anzusehen, wenn
das Thierchen auf seinen Hinterbeinen sitzt und in seinen Vorder-
pfoten einen Tannenzapfen hält. Da feilt es mit den vier
scharfen Schneidezähnen, die es in seinem spitzen Schnäuzchen
hat, emsig an demselben herum, schneidet eine Schuppe nach der an-
dern ab und knabbert die Samenkörner, die hinter den Schuppen
liegen. Dabei hält es den Luschigen Schwanz, dessen Haare sorg-
fältig nach zwei Seiten gekämmt sind, zierlich gebogen wie ein 8, in
die Höhe und reckt die Hörnchen empor. Die spitzen Ohren sehen
nämlich von Weitem wie Hörner aus; denn sie sind mit langen Haar-
büscheln besetzt. Das Eichhörnchen kann tüchtig knacken: Eicheln,
Buchenkerne, Haselnüsse, Kastanien. Es ist ein lebendiger
Nußknacker. Dann ist es aber auch ein Meister im Klettern. Wie
niedlich springt es von Ast zu Ast! Wie pfiffig guckt es dich mit
seinen großen, muntern Augen an und streckt seinen ziemlich dicken
Kopf hinter dem Baume hervor, wenn du etwa nach ihm werfen
willst! Fängst du gar an, es zu jagen; so macht es oft zehn Fuß
weite Sätze, von einer Baumspitze zur andern. Dabei breitet es
seine Beine wagerecht aus und streckt seinen langen Schwanz gerade
nach hinten, damit es sich den Sprung erleichtert.
Die Eichhörnchen leben verträglich beisammen. Aus Zweiglein,
Moos und Heu bauen sie sich mehrere Nester in hohen Bäumen oder
Astwinkeln. "Diese Nester befinden sich auf verschiedenen Bäumen, sind
419
umgekehrtem Verhältniß zur Bildung zu stehen. Denn der Neberfluß der
Natur selbst trägt gewiß dazu bei, die Kraft des Menschen erschlaffen zu
machen; dagegen Kampf gegen die Natur, wenn er nicht allzu hart ist,
fördert die Bildung. Arbeit ist die Mutter der Gesittung.
Merkwürdig ist es, daß wir darüber in Ungewißheit sind, ob die Korn-
arten der alten Welt noch wild wachsen, und in welchen Gegenden dies der
Fall ist. Wir wissen nicht, ob die Stammpflanzen derselben gänzlich ver-
schwunden sind, oder ob sie im Laufe der Zeit durch die Pflege so verändert
wurden, daß wir sie in den Arten nicht wieder erkennen können, welchen sie
wirklich ihren Ursprung verdanken. Dasselbe scheint vom Mais und den
Kartoffeln in Amerika zu gelten. Dagegen wächst die Dattelpalme in
Afrika und Arabien wild, die Cocospalme in Indien, Ceylon und ganz
Australien, die Sagopalme im östlichen indischen Archipelagus. Auch der Brot-
fruchtbaum und der Buchweizen können noch zu den Brotpflanzen gezählt
werden, von welchen man weiß, daß sie noch in wildem Zustande vorkommen.
120. Das Unkraut.
Eine Plage des Landmannes ist das viele Unkraut im Garten, Ge-
lände und auf den Ackerfurchen, das der schönen gereinigten Saat Raum
und Nahrung stiehlt, so viel Mühe macht und doch mit aller Geduld und
Sorgfalt nicht vertilgt werden kann! Die Sache ist indessen nicht so
schlimm, als sie scheint. Denn zum ersten, so ist der Mensch nicht allein
auf der Erde da. Viele tausend Thiere aller Art, von mancherlei Natur
und Bedürfnissen, wollen auch genährt sein und warten auf ihre Bedürfnisse
zu leincr Zeit. Manche von ihnen sind uns unentbehrlich und wir wissen's
wohl; manche schaffen uns großen Nutzen, und wir wissen's nicht, und es
muß doch wahr bleiben, woran wir uns selber so oft erinnern, daß sich eine
milde Hand aufthut und sättigt alles, was da lebet, mit Wohlgefallen.
Zum andern, so hat doch der Mensch auch schon von manchem Kräutlein
Nutzen gezogen, das er nicht selber gesäet und gepflanzet, nicht im Frühlings-
froste gedeckt und in der Sommerhitze begossen hat; und eine unscheinbare
und verachtete Pflanze, deren Kraft dir oder deinen Kindern oder auch nur
deinem Vieh eine Wunde heilt, einen Schmerz vertreibt, oder gar das Leben
rettet, bezahlt die Mühe und den Schaden reichlich, den tausend andere
verursachen. Aber wer stellt den Menschen zufrieden? Wenn die Natur
nicht so wäre, wie sie ist, wenn wir Baldrian und Wohlgemuth, Ehrenpreis
und Augentrost und alle Pflanzen im Feld und Walde, die uns in gesunden
und kranken Tagen zu mancherlei Zwecken nützlich und nöthig sind, selber
aussäen, warten und pflegen müßten, wie würden wir alsdann erst klagen
über des vielbedürftigen Lebens Mühe und Sorgen.
121. Wer streuet den Samen d
Wenn jeder reife Kern, der sich von seiner Mutterpflanze ablöset,
unter ihr zur Erde siele und liegen bliebe, so lägen alle aufeinander, keiner
21*
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Afrika Indien Ceylon Australien
98
Früchte. Die Blüthen der Eiche sind Kätzchen. Die Früchte sind
eirund und sitzen mit dein untern Ende in einem Näpfchen. Sie
heißen Eicheln. Die Rinde ist rauh, dick und rissig. Die Blätter
der Eiche nennt man gewöhnlich Eichenlaub.' Die Blätter sind glatt
und am Rande gebogen ansgeschnitten; sie sind buchtig. Die Eiche
cht ein sehr nützlicher Baum. Man gebraucht ihr Holz zum Bauen
der Häuser, der Mühlen und Schiffe. Aus dem Eichenholz werden
Karren- und Wagenräder und viele andere Acker- und Hausgeräthe
verfertigt. Die Rinde wird, wenn sie abgeschält, getrocknet und ge-
mahlen ist, Lohe genannt und dient zur Zubereitung des Leders
oder zum Gerben. Mit den Eicheln werden die Schweine gemästet.
Ihr habt wohl schon eine große Eiche gesehen und euch gewundert,
daß sie so dick und groß geworden ist. Wo sie steht, da wurde viel-
leicht vor hundert oder mehr Jahren eine Eichel in den Boden gelegt.
Aus der Eichel ist der Baum mit seinem hohen Stamme, seinen vielen
Ästen und Zweigen hervorgewachsen. Anfangs war er so klein, daß
man ihn ohne Mühe mit der Hand hätte ausreißen können. Durch
seine Wurzeln zog er Nahrung aus der Erde, Thau und Regen tränkten
ihn, und so wuchs er allmählich empor. Jetzt ist er vielleicht hundert
Fuß hoch; seinen Stamm kannst du mit beiden Armen nicht umfassen,
und die ausgebreiteten Äste beschatten mit ihren belaubten Zweigen
einen großen Platz. Mit seinen starken Wurzeln ist der Eichbaum in
der Erde so fest gewurzelt, daß der starke Wind seine Zweige wohl
durcheinander peitschen, ihn selbst aber nicht ausreißen, nicht ent-
wurzeln kann. Der Mensch aber, welcher die Eichel in den Boden
gelegt hat, ist nun schon lange todt. —
2. Die Tanne.
Wachsen, ausschwitzen, kleben, geben, tragen, stehen, beschatten, welken,
verdorren, brechen, festwurzeln, sich entwurzeln, umfallen, nutzen, brennen.
Das Ausschwitzen, der schweiß, ras Kleben, das Klebrige, die Klebrig-
keit u. s. w.
Das Ausschwitzen der Tanne, der Schweiß der Menschen, die Klebrig-
keit des Peches u. s. w.
Die Tanne ist schlank. Die Tannen sind schlank. Ist die Tanne
schlank? Sind die Tannen schlank? U. s. w.
Die Tanne ist ein Baum. Die Tannen sind Bäume. Ist die Tanne
ein Baum? Sind die Tannen Bäume? U. s. w.
Die Tanne schwitzt aus. Die Tannen schwitzen aus. Schwitzt die
Tanne aus? Schwitzen die Tannen aus? Ü. s. w.
Die Tanne ist ein schlanker und schöner Waldbaum, der hundert
bis hundert achtzig Fuß hoch werden kann. Sie hat statt der Blätter
Nadeln und bleibt während des ganzen Jahres grün. Ihre Rinde
ist bräunlich oder grau, rauh und zerrissen; sie ist klebrig, weil sie
Harz ausschwitzt. Aus diesem Harz wird Terpentin, Geigen-
harz oder Kolophonium, Theer und schwarzes Pech oder Schiffs-
pech bereitet. Die untern Äste sind ziemlich lang und stehen gewöhn-