— 43 —
und schaut gegen den Dom; in der andern Hand hält er einen Zettel
mit der Inschrift: „Schuck, wie heiß!"*) Das Brückenmännchen soll
den Baumeister der Brücke darstellen. Warum aber schaut dieser gegen
den Dom? Darüber erzählt uus die Sage**) folgendes:
Der berühmte Baumeister des Domes hatte mit dem der Brücke
eine Wette vereinbart, daß derjenige, welcher seinen Bau früher vollende,
dem Besiegten eine harte Leibesstrafe auserlegen dürfe. Er sollte ver-
urteilt werden, den Eselsritt zu machen. Es war aber das kein lustiges
Reiten; denn der Granschimmel war eigentlich ein Folterwerkzeug, ge-
spickt mit scharfen Eisenspitzen. Wie rührten sich da Meister und Gesellen!
Sichtlich schien der Dombau gesegnet. Höher und höher hoben sich die
gewaltigen Mauern. Die Brücke jedoch schritt langsam vorwärts. Ins-
besondere zur Frühlingszeit und nach heftigen Regengüssen, wenn die
Wasser schwollen, mußte die Arbeit oftmals eingestellt werden. In seiner
Not rief der Meister den Teusel zu Hilse. Dieser war schnell zur
Stelle. Der Teusel versprach, die Brücke zu vollenden, wenn ihm die
Seele dessen gehöre, der zuerst über die Brücke gehe. Mit schwerem
Herzen ging der Meister darauf ein. Nun ging die Arbeit an der
Brücke rasch vorwärts. Bald war das Werk vollendet. Am Tage der
Einweihung warf der Meister, ehe jemand von dem herandrängenden
Volk die Brücke betrat, seinen Hut weit iu die Fahrbahn. Bellend
sprang sein abgerichteter Pudel nach, den Hut zu holen. Ter betrogene
Teusel aber packte das Tier und riß ihm den Kopf ab. Das steinerne
Männlein aber ließ der Erbauer der Brücke hinsetzen, dem Dombaumeister
zum Spott. Jetzt wissen wir, warum das Brückenmännchen gegen den
Dom schaut.
Zusammenfassung: Die steinerne Brücke. Herzog Heinrich
der Stolze erbaute die steinerne Brücke. Diese hat 15 Bögen und
ist 300 m lang und 6 m breit. Aus der Brücke steht das
Brückenmännchen.
e. Das hochragendste, ausfälligste Gebäude Negensburgs ist sein
stattlicher Dom. Zwei mächtige, 107 m hohe Türme streben gen
Himmel. Das Gotteshaus hat eine Länge von rund 90 m, eine Breite
von 40 m und eine Höhe von 40 m. Das westliche Hauptportal ist
reich mit kunstvollen Steinhauerarbeiten geschmückt. Das Innere dieses
Gotteshauses ist schlicht und einfach. Unter den Altären ist der silberne
Hochaltar der kostbarste. — Vor mehr als 000 Jahren wurde der Grund
zum Dome gelegt. Jedoch wurde der Bau durch Kriege oft unterbrochen.
So standen die Türme 400 Jahre unfertig da. Erst König Ludwig I.
brachte diese zur Vollendung. —
Nicht weit vom Dome entfernt steht das alte Rathaus mit
*) Ohne Zweifel eine Beziehung auf die Dürre des Jahres 1135, welche
den Brückenbau ermöglichte.
**) Nach einem Aufsatz iu: Weiß und Blau.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Ludwig_I.
3. Im Moos.
Lehrmittel: Einige Stückchen Torf.
a. Fahren wir mit dem Flusse weiter. Zu beiden Seiten des
Stromes erblicken wir eine einförmige Ebene. Was sagt uns die Karte
über die nördliche Begrenzung derselben? Der schwäbische Jura. — Im
Süden? Hier wird die Ebene bald wellig. — Am linken Ufer bei Leip-
heim liegt das kleine Donauried, am rechten Ufer, oberhalb
Donauwörth, das großedouauried. Das Wort Ried bedeutet
eiue feuchte, fumpfige Stelle des Erdbodens. Das Donauried ist
nur stellenweise fruchtbar. — Auf den Ackern wächst schweres
Getreide, die Wiesen geben saftiges Gras. Unter der Rasendecke
liegt ein größerer Reichtum, der Tors. Eben ist der „Torfmann"
mit Torfstechen beschäftigt. Wir sehen, wie er mittelst eines Stech-
scheites die Rasendecke abhebt. Unter derselben erscheint die braune
Moormasse. Mit kräftigem Ruck drückt der Torfmnnn das lang-
stielige Torfscheit in die Moorerde. Der Hauptbestandteil dieses Werk-
zeuges ist eiu rechteckig geformtes, spateuförmiges Eisenstück, dessen
Seitenründer aufgebogen sind. Man erhält mittelst desselben die ge-
wünschten, stets gleichgroßen Stücke Torfes. Bald liegen lange Reihen
von Torfstückchen da. Diese werden nun mit einem Karren weg-
gefahren und, immer 6 Stücke kreuzweise übereinander, in langen Reihen
auf der Torfwiese, der sogenannten Torsmahd, znm Trocknen ansge-
schichtet. Sind die oberen Stückchen dürr, dann werden die Häuscheu
„umgebockt", das heißt die Stückchen werden so umgelegt, daß die unteren
zum Trocknen nach oben zu liegen kommen. Sind die Torfstücke trocken,
so werden sie zu Hausen von je 1000 Stück zusammengetragen und können
nun verkauft werden. Bei dem Bahnhof in Leipheim sind große Torf-
Magazine, von welchen der Tors im Winter mit der Eisenbahn verschickt
wird. Die Arbeit des Torsmannes ist sehr anstrengend; er verlangt
daher guten Lohn.
Am Ende des großen Donauriedes liegt Donauwörth, wo sich von
links her die Wörnitz in die Donau ergießt.
Zusammenfassung: Das Ried. Zwischeu Ulm und Donau-
Wörth liegt das Donauried. Dasselbe ist stellenweise fruchtbar.
Es liefert auch eiu nützliches Brennmaterial, den Torf.
Yb. Der Mohrenkopf im Lau inger Wappen. — Im Donau-
ried liegt die Stadt Lauingen. Diese führt in ihrem Stadtwappen einen
Mohrenkopf. Wie die Stadt zu diesem Wappen gekommen ist, erzählt
uns folgendes Gedicht:
1. Ein Schuster war iu Lauiugen; im Frieden flickt er Schuh;
im Kriege schlug er ritterlich mit seiner Klinge zu.
2. Da kamen die Hnngaren von Osten in das Land
anf ihren schnellen Rossen mit Morden und mit Brand.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Donauwörth Ried Leipheim Donauriedes Donauwörth Donau Ried Ulm Donauried Donau-
ried Lauingen
— 17 —
5. Aufsätze:
a. Die Kinderzeche.
b. So G'sell, so!
In Nördlingen ruft nachts jede halbe Stunde der Nachtwächter
zum Turmwächter hinauf: „So Gesell, so!" Der Turmwächter läßt
dieselben Worte hören. Das kommt von folgender Geschichte.
Einst hatten die mächtigen Grafen von Ottingen mit der freien
Reichsstadt Nördlingen im Ries eine Fehde. Aber sie konnten die Stadt
nicht erobern. Da versprachen sie dem Thorwächter viel Geld, wenn er
das Thor offen ließe. Der Thorwächter sperrte nicht zu, sondern lehnte
das Thor nur au. Mit klopfendem Herzen ging er in sein Tnrmstübleiu
hinaus. — Zum Glück entlief einer armen Frau ein Schwein. Es
rannte grunzend an das Thor. Dieses gab sogleich nach. Die Frau
erschrak ordentlich, wie sie sah, daß zur Kriegszeit nachts das Thor
offen war. Zornig rief sie zum Thorwächter hinauf: „So G'sell, so!"
Dann lief sie zum Bürgermeister und erzählte ihm alles. Sosort wurde
das Thor zugesperrt.
Als die Feinde an das Thor kamen, war es versperrt, und sie
mußten mit leeren Händen umkehren. Der Verräter aber erhielt seinen
verdienten Lohn. (Nach einem Schüleraussatz.)
c. Vom Riessee.
Das Ries war in alter Zeit ein See. Juraberge bildeten sein
Gestade. Endlich durchbrach der See bei Harburg den Jura. Darüber
erzählt eine Sage das Folgende:
Als Jesus in Jerusalem ans Kreuz geschlagen wurde, besand sich
dort ein Öttinger Graf. Derselbe teilte dieses traurige Ereignis seinem
Bruder daheim mit. Dieser ließ ihm als Neuigkeit melden, daß der
Riessee nach Süden abgelaufen sei.
Der fruchtbare Riesboden und viele Versteinerungen geben heute
uoch Kunde von dem Riessee.
Geographie von Bayern.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
— 74 —
Pfeifen der Lokomotiven, das Klirren der Ketten und Puffer, das Ächzen
der schwerbeladenen Güterwagen. — Und erst die Menschenmenge in
den Hallen, im Durchgang, aus dem Bahnsteig, in den Wartesälen und
am Bahnhofplatz! —
ähnlich auch in München. Je mehr wir uns den riesigen
Ein- und Aussteigehallen nähern, desto breiter wird die Fahrbahn.
Nicht nur nebeneinander laufen die Schienenstränge, auch übereinander.
Der Lärm ist betäubend. Taufende von Wagen, teils in Ruhe, teils
in Bewegung, sind hier zu sehen. Aussallend groß ist die Zahl der
weiß angestrichenen Bier wagen. Wir lesen im Vorbeifahren : Löwen-
bräu, Hackerbräu, Hosbräuhaus und andere Ausschristen. Ihr habt
diese Wagen oft dnrch Schwabach fahren sehen. Gleichzeitig mit
unserem Zug fahren mehrere Züge ein; andere verlassen gerade die
bayerische Königsstadt. — Wer zur Nachtzeit in München einfährt,
wird staunen über die Bahnhofbeleuchtung. Hunderte von elek-
trifchen Bogenlampen verbreiten Tageshelle. Viele, viele Signallaternen
und die Glutaugeu der Lokomotiven bringen Abwechslung in das Bild.
— Schon eine Viertelstunde bewegt sich der Zug im Bahnhos. Da —
ein letzter Pfiff, und bald fahren wir in die riefige Bahnh ofhalle.
Weitgefpannte eiserne Bogen tragen das schwere Glasdach. — Wir
steigen ans. Ungefähr 4 Stunden brauchte unfer Schnellzug von
Schwabach nach München.
Zusammenfassung: Einfahrt in München. .Unsere Königs-
stadt hat einen sehr großen Bahnhos.
2. Mit einem ganzen Menschenstrom werden wir den Ausgängen
zugeschoben. Endlich stehen wir an der äußeren Säuleuhalle. Vor
uns liegt der große Bahnhosplatz. rings umgeben von riesigen
Gebäuden, meist Gasthöfen. Ist das ein Leben auf diesem Platze!
Fuhrwerke aller Art, Droschken, Straßenbahnwagen, Hotel-, Paket-,
Hand- und Lastwagen weichen geschickt einander aus. Wenn wir uns
jetzt iu das Durcheinander von Fahrzeugen wagen, müssen wir auf der
Hut sein, damit uns kein Unfall zustößt. Nun haben wir genug vou
dem Trubel! Aber wohin? Fächerartig führen mehrere Straßen in
das Stadtinnere. Doch wir haben ja einen Plan") und finden uns
bald zurecht.
Zusammenfassung: Reges Leben herrscht am Bahnhvsplatz.
3. Ium Marie,»platz und zum Königsschl'oh.
Wir gehen jetzt dahin, wo nnser Prinzregent wohnt.
1. Wo wird er wohnen? In einem großen und schönen Schloß,
*) Während des Unterrichts entsteht eine einfache Skizze an der Wandtafel.
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Ium_Marie
Extrahierte Ortsnamen: Hosbräuhaus Schwabach Schwabach München München Bahnhvsplatz
Ii. Die Verwaltung Va^c-rns.
Skizze.")
A. Darbietung.
Wir reden heute davon, wie der König (Prinzregent
Luitpold) unser Vaterland regiert.
I. Gründliche Vorbereitung der Schüler aus das Neue
durch Erinnerung an den hieher gehörigen Stoff aus der Heimat-
künde des Vorjahres und zweckmäßige Ordnung des re-
produzierten Wissens im Anschluß au drei Fragen.
a. Wie verwaltet der Bürgermeister unsere Stadt?
1. Er schützt Eigentum und Leben der Stadtbewohner
und sorgt für Ordnung und Ruhe: Polizei, Feuerwehr u. s. f.
2. Er sorgt dasür, daß der Verkehr nicht gestört wird: Straßen
und Wege, Brücken, Kanäle, Straßenlaternen, Sandstrenen bei Glatteis,
Schneeräumen-u. s. f.
3. Er sorgt für Bildung und Erziehung der Jugend:
Schulhäuser, Lehrmittel n. f. f.
4. Er sorgt auch dafür, daß Arme und Kranke nicht Not lei-
den: Krankenhaus, Pfründnerhaus, Rettungshaus, Stadtgeschenk an Hand-
Werksburschen u. s. f.
5. Er trägt dazu bei, daß die Stadt verschönert wird: Krieger-
denkmal, Stadtpark, Trottoirs, Alleen u. s. w.
b, Wer hilft dem Bürgermeister bei der Verwaltung
der Stadt?
1. Männer, welche von den Bewohnern der Stadt gewählt
worden sind, die Gemeindevertretung (Magistratsräte und Gemeinde-
bevollmächtigte). Sie versammeln sich oft auf dem Rathause,
beraten und beschließen, was für die Stadt zu thun ist.
2. Die Beamten der Stadt: Schulrat, Baurat, Stadtschreiber,
Stadtkämmerer u. s. w.
*) Mit Anlehnung an Tischendorf, I. p. 126.
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TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Oberbayern unter Rudolf li, dem Stammler. 131
gehe, faßte er gegen diese heftige Abneigung itub verlobte sich
(19. Mai 1294) mit Mathilde, der dritten Tochter des Königs
Adolf von Nassau. Die Vermählung erfolgte zu Nürnberg
(2. September 1294).
Im Frühjahre 1295 ward Herzog Rudolf von dem Bi-
schöfe und den Bürgern Augsburgs befehdet, weil er nicht
darauf einging, die Festungswerke zu Kaltenberg und Fried-
berg, die Ludwig der Strenge errichtet, zu beseitigen. Die
herzogliche Veste Kaltenberg wurde durch die Augsburger,
das augsburgische Mergentau (beifriedberg) durch diebayern
zerstört. Ein Vertrag zu Lechfeld (4. Oktober 1295) sollte der
Fehde ein Ende machen, aber der Bischof und die Bürger
Augsburgs bündeten sich (15. Juni 1296) auf's neue und
verbrannten (1297) das Schloß Päl, welches Rudolfs Partei-
gängern, den Brüdern Engelschalk und Konrad von Wil-
de nro de, gehörte. Rudolf, dem Stephan I von Nieder-
bayern zu Hilfe kam, schloß nach mehrfachen Verwüstungen,
die er auf dem Gebiete seiner Gegne? angerichtet, zu München
(8. Mai 1297) einen vortheilhaften Frieden. Auch legte er,
von den Augsburgern unterstützt, die blutige Fehde bei, die
ob der Einäscherung Päls zwischen beit Rittern von Wilden-
rode und Haldenberg einerseits und den Edlen von Rohrbeck
anderseits entstanden war*).
Rudolf ließ es sich angelegen sein, seinen Schwiegervater,
den König Adolf, in der Behauptung seiner Würde zu unter-
stützen; allein Alb recht von Habs bürg, der diese Würde an-
strebte, brachte es bei einer Zusammenkunft der deutschen Fürsten
in Prag (Juni 1297) dahin, daß diese über die Entsetzung
Adolfs und die Erhebung Albrechts von Haböburg schlüssig
wurden. Als deshalb im Frühjahre 1298 zwischen Adolf von
Nassau und Al brecht von Oesterreich ein Krieg ausbrach,
zogrudols von Oberbayern und mit ihm die niederbayerischen
*) Engelschalk von Wildenrode und sein Vetter Konrad von
Haldenberg waren der Meinung, daß Pal von den Edlen von Rohrbeck
verbrannt worden sei, und erstachen deshalb zu Augsburg den Wein har d
von Rohrbeck; Konrad von Wildenrode, der Bruder Engel schal ts
von Wildenrode, war an diesem Morde nicht betheiligt.
9*
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Stammler Mathilde Adolf Rudolf Rudolf Ludwig Rudolfs Konrad_von_Wil- Konrad Rudolf Rudolf Stephan_I_von_Nieder- Rudolf Rudolf König_Adolf Adolf Adolfs Albrechts_von_Haböburg Albrechts Adolf Konrad_von
Haldenberg Konrad Konrad_von_Wildenrode Konrad
234
Bayern unter Maximilian I.
meister berief er den kriegsgeübten Niederländer Johann Wer-
ner Tz er kl as (d. i. Herr Klaus) Freiherr von Tilly, nach-
maligen Neichsgrafen87).
Bei allen diesen Unternehmungen hatte Maximilian tüch-
tige Staatsmänner an seiner Seite, anfangs den Freiherrn Joachim
von Donnersberg, Wilhelm Jocher, Johann Schrenk
und den Landschaftskanzler Johann Herwart, später Johann
Adelzreiter, den Grafen von Kurz, den Hofkammergerichts-
Präsidenten Johann von Mandl und den geheimen Rath
Oechsle.
§ 90. Während Herzog Maximilian I mit der Rüstung
seines Heeres vollauf beschäftigt war, wurde in der Reichsstadt
Donauwörth, wo seit dem Jahre 1577 die protestantischen
Bürger über die katholischen die Oberhand hatten, Alles auf-
geboten, den Anhängern der alten Lehre den Aufenthalt daselbst
zu verleiden. Sehr schlimm erging es unter solchem Regiment
der dortigen Reichsabtei, dem Benediktiner-Kloster zum
heiligen Kreuz, welches die Weisung erhielt, den Gottesdienst
auf den Klosterbezirk und die Angehörigen des Klosters zu be-
schränken. Mehrere Jahre kam man der Weisung nach, dann
aber ermannte sich der Abt Leonhard und hielt in der Kreuz-
woche des Jahres 1605 einen öffentlichen Bittgang. Von diesem
heimgekehrt, stellte Leonhard über mehrfach erlittene Unbilden bei
dem Kaiser Rudolf Ii (1576 — 1612) Klage, und dieser ließ
den Bewohnern Donauwörths kund thun, daß künftige Störungen
des katholischen Gottesdienstes die strengste Ahndung zu gewär-
tigen hätten. Als Abt Leonhard am Markustage 1606 un-
geachtet eines vom Magistrate erlassenen Verbotes neuerdings
eine Prozession hielt, trat ihm auf dem Rückwege eine Deputation
des Magistrates, bestehend aus dem Bürgermeister Wurm, dem
Stadtamman Hin den ach und dem Rathsherrn Einunger,
entgegen und fachte so die Wuth des erhitzten Pöbels an, daß
er sich an dem Abte und seinen Leuten vergriff. Der Kaiser
sandte bayerische Räthe (Alexander von Haslang und Otto For-
stenhauser), um die Sache zu untersuchen; doch auch diese mußten
sich vor des Pöbels Wuth flüchten. Da sprach der Kaiser
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Johann Klaus)_Freiherr_von_Tilly Maximilian_tüch- Maximilian Joachim
von_Donnersberg Wilhelm_Jocher Wilhelm Johann_Schrenk Johann Johann Johann
Adelzreiter Johann Johann_von_Mandl Johann Maximilian_I Maximilian Leonhard Leonhard Rudolf_Ii Rudolf Leonhard Alexander_von_Haslang Alexander Otto
235
Bayern unter Maximilian I.
(3. August 1607) die Acht über die Stadt, und Maximilian,
der die ehemals bayerische Stadt gerne für sich gehabt hätte,
erbat sich deren Vollziehung. Er schickte seinen Feldobersten
Alexander von Haslang vor die geächtete Stadt, und die
erschrockenen Bürger überreichten am 17. Dezember 1607 die
Schlüssel. Donauwörth hörte auf, Reichsstadt zu sein,
und ward, da sie dem Herzog Maximilian bis zum Ersätze
der Kriegskosten übergeben und nicht eingelöst wurde, eine
bayerische Landstadt.
§ 91. Die Vorgänge in Donauwörth erfüllten die Pro-
testanten mit Unwillen und Groll gegen die Katholiken,
womit sich noch die Furcht verband, in ähnlicher Weise behandelt
zu werden. Um für alle Fälle gerüstet zu sein, traten die Fürsten
von Rheinpsalz, Pfalz-Neuburg, Ansbach, Bayreuth,
Württemberg und Baden im ehemaligen Kloster Anhausen
(beiwaffertrüdingen im Ansbachischen) zusammen und erneuerten
am 4. Mai 1608 die schon im Fahre 1572 gegründete Union
zur Verteidigung ihres Glaubens und Besitzes. Zum Haupte
derselben wurde Friedrich Iv von der Pfalz erwählt; von
ausländischen Mächten waren Frankreich und England für
den neuen Bund die wichtigsten.
Herzog Maximilian I von Bayern mußte die seit dieser
Zeit immer häufiger werdenden Versammlungen der protestantischen
Fürsten mit steigendem Mißtrauen betrachten. Er sah deutlich,
daß der Kaiser Rudolf Ii weder Ansehen noch Kraft genug
hatte, die katholischen Stände gegen die wachsende Macht des
protestantischen Bundes zu schützen. Nur ein festes Aneinander-
schließen konnte ihnen diese Sicherheit gewähren. Kam es je zum
offenen Kriege, so wurden die wehrlosen geistlichen Fürstentümer
eine leichte Beute der unirten Stände, welche schon lange darnach
gelüstete. Auf der anderen Seite konnte es Maximilian nicht
entgehen, welchen Zuwachs an Macht und Ansehen ihm ein solches
Bündniß gewähren würde, da nur Er im Stande war, die oberste
Seituncj desselben zu übernehmen. Die Nothwendigkeit eines ka-
tholischen Gegenbundes leuchtete um so mehr ein, als das alte
bayerische Haus, dessen nachgeborne Prinzen reichlich mit geistlichen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. August Maximilian Maximilian Alexander_von_Haslang Alexander Donauwörth Maximilian Maximilian Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_I_von_Bayern Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Donauwörth Rheinpsalz Pfalz-Neuburg Ansbach Bayreuth Württemberg Baden Anhausen Frankreich England
236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
r
240 Bayern unter Maximilian I
§ 92. Der böhmisch-pfälzische Krieg 1618—1623.
Die Hauptveranlassung, den katholischen Bund unter dem Namen
Liga zu erneuern, war ein in Böhmen erregter Aufstand. In
dem großen böhmischen Freiheitsbriefe, den Kaiser Ru-
dolf Ii im Jahre 1669 gegeben hatte, war den böhnüschen
Herren und Rittern, so wie Prag, Kuttenberg und an-
deren königlichen Städten der Bau von Kirchen auf ihren
Gütern gewährt worden. Als aber die Unterthaneu der dem
Erzbischof von Prag gehörigen Stadt Klostergrab und die des
Abtes zu Braunau aus den Territorien dieser ihrer geistlichen
Herren protestantische Kirchen erbauten und die dagegen erhobene
Einsprache unbeachtet ließen, ward die Kirche zu Klostergrab
niedergerissen und die zu Braunau geschlossen (1618). Kurz
vorher (Oktober 1617) hatte Kardinal Khlesel^) dem Grafen
Thurn das Burggrasenamt des Karl st ein, somit die Verwahrung
der Privilegien und Insignien des Reiches abgenommen und diesen
ehrgeizigen Mann, der nicht einmal ein Böhme, sondern nur in
Böhmen begütert war, wider den Kaiser Matthias (1612 —
1g19) aufgebracht. In seinem Haße stellte sich Thurn an die
Spitze der revolutionären Adelspartei und bot Alles auf, eine
Umwälzung der Dinge herbeizuführen, die dem Kaiserhause im
günstigsten Falle nichts als einen Schatten von Macht gelassen
und der katholischen Religion den Untergang gedroht hätte. Thurn
ergriff die eben obschwebcnde Kirchenangclegenheit und suchte aus
ihr eilte allgemeine Beschwerdesache zu machen, verletzte aber
damit selbst den Masestätsbrief und ließ, als der Kaiser die
Häupter der stattgehabten Versammlung als Aufrührer be-
zeichnete, verkünden, der Kaiser wolle dem Lande seine Privi-
legien entziehen. Bald war die Sache so weit gekommen, daß
Thurn und die Seinen nicht mehr zurück konnten. Um so mehr
suchte er durch eine blutige That ganz Böhmen in sein Geschick
zu verwickeln. Er, der Graf von Schlick, Wilhelm von
Lobkowitz und einige andere vom böhmischen Herrenstande, über-
fielen am 23. Mai 1618 — dem verhängnißvollen Tage für
Böhmens Freiheit und Glück — die kaiserlichen Statthalter auf
dem Hradschin (kaiserlichen Schloße) zu Prag und stürzten zwei
derselben, den Grafen I a r o s l a w von M a r t i n i tz und
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I Maximilian Karl Matthias_( Graf_von_Schlick Wilhelm_von
Lobkowitz Wilhelm