236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
387
Bayern unter König Ludwig Ii.
1864 23. Jan. Joh. Lucas Schönlein (1840 — 59 Leibarzt des
Königs von Preußen) st. zu Bamberg (geb. ebd. 1793).
27. Jan. Leo von Klenze, kgl. Kämmerer und Hofbau-
Jntendant, st. zu München (geb. 1784 zu Hildesheim).
1864 10. März. König Maximilian Ii st.
Hinterlassene Söhne:
Ludwig, geb. 25. Aug. 1845 zu Nymphenburg;
Otto, geb. 27. April 1848 zu München.
§ 114. Ludwig Ii, König von Bayern seit 1864.
1864 4. Dez. Ludwig Freiherr von der Pfordten zum zweiten
Mal Minister des Aeußern und des königlichen Hauses bis
29. Dez. 1866.
1866 14. Juni. Preußen erklärt in der Vundestagssihung in
Frankfurt seinen Austritt aus dem deutschen Bunde und
diesen selbst für aufgelöst.
30. Juni. Ein zu Olmütz zwischen Oesterreich und Bayern
geschlossener Vertrag garantirt Bayern die Integrität seines
Gebietes und die Theilnahme an den dereinstigen Friedens-
verhandlungen.
3. Juli. Die Oesterreicher werden von den Preußen bei
Königgrätz besiegt (von den Siegern Schlacht bei Sodowa
genannt).
Nachmittags. Ein Vorpostengesecht bei Zella und Neid-
hardshausen zwischen den Preußen unter General Vogel von
Falkenstein und den Bayern.
4. Juli. Unentschiedenes Tressen zwischen den Preußen
und Bayern bei den zwischen Dermbach und Kaltennordheim
gelegenen Ortschaften Zella und Neidhartshausen; die Preußen
nehmen bei Lengsfeld, die Bayern bei Kaltensundheim Stellung.
Unentschiedenes Gefecht der bayerischen Division Hartmann
mit den Preußen bei Roßdorf.
Das nach Fulda detachirte bayerische Reserve-Cavallerie-
Corps Fürst Taxis wird bei Quecksmoor in der Gegend von
Hünseld von den Preußen entscheidend zurückgewiesen und auf
dem Rückzuge gegen Brückenau durch falschen nächtlichen Allarm
in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli auseinandergespreugt.
10. Juli. Die Bayern werden bei Hammelburg von den
Preußen unter General Beyer, bei Kissingen von den Preußen
unter den Generalen Manteussel und Göben angegriffen.
Kissingen und Nüdlingen werden von den Preußen genommen,
aber Nüdlingen wird von den Bayern spät Abends wieder
erobert.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Lucas_Schönlein Leo_von_Klenze Leo Maximilian_Ii Maximilian Ludwig Ludwig Otto Ludwig_Ii Ludwig König_von_Bayern Ludwig_Freiherr Ludwig Zella Hartmann
388
Bayern unter König Ludwig Ii.
Generallieutenant Zoller, Kommandant der bayerischen
dritten Division, fällt bei Winkels in der Nähe von Kissingen,
von einem Granatstücke tödtlich verwundet.
1866 11. u. 12. Juli. Concentrirung der bayerischen Armee bei
Schweinfurt und Gerolzhofen.
13. Juli. Die Hessen werden bei Laufach von den Preußen
zurückgedrängt.
14. Juli. Die Stadt Aschaffenburg fällt in die Hände
der Preußen.
23. Juli. Einstellung der Feindseligkeiten zwischen Oester-
reich und Preußen.
24. Juli. Die Württemberger werden an der Tauber
von den Preußen zurückgedrängt.
25. — 27. Juli. Unterhandlungen zwischen Oesterreich und
Preußen zu Nikolsburg zum Abschlüsse eines Waffenstillstandes
und zur Feststellung von Friedenspräliminarien; Oesterreich
tritt aus dem deutschen Bund und überläßt dem Olmützer
Uebereinkommen entgegen Bayern mit den übrigen süddeutschen
Bundesgenossen der Gnade Preußens;
25. Juli. Kampf der Bayern mit den Preußen bei Helm-
stadt, welcher mit dem Rückzuge der Bayern nach Waldbrunn
und Uettingen endete.
26. Juli. Kamps der Bayern mit den Preußen bei Roß-
brunn; die Angriffe der Preußen werden blutig zurückgewiesen,
wodurch der von den Bayern beabsichtigte Rückzug hinter den
Main unbehelligt bewerkstelligt werden konnte. Eine gut
geführte bayerische Cavallerie-Attaque bei den Hettstädter
Höfen bringt den Preußen eine empfindliche Schlappe bei.
27. Juli. Die preußische Artillerie eröffnet ihr Feuer gegen
die Feste Marienberg bei Würzburg ohne Erfolg.
29. Juli. Der im Dienste Preußens stehende Großherzog
von Mecklenburg wirft sich bei Seibottenreuth (südlich von
Bayreuth) mit dem zweiten preußischen Reserve-Corps auf
ein bayerisches Bataillon.
31. Juli. Preußen unter Führung des Großherzogs von
Mecklenburg rücken in Nürnberg ein.
2. Aug. Dreiwöchentlicher Waffenstillstand zwischen Preußen
und Bayern.
22. Aug. Preußen und Bayern schließen Frieden und ein
geheimes Schutz- und Trutzbündniß, welches am 3. März 1867
veröffentlicht wurde. Bayern muß an Preußen 30 Millionen
bezahlen und folgende Gebietstheile abtreten: 1) Bezirksamt
Gersfeld mit 23,361 E.; 2) Landgericht Orb ohne Aura
mit 9109 E., zusammen 32,470 E. nach der Volkszählung
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Generallieutenant_Zoller März Gersfeld
350
Bayern unter König Max I Joseph.
Ein Theil der bayerischen Truppen in Vereinigung mit
einer Division Württemberger belagerte und nahm die Fest-
ungen G log au (2. Dezember 1806), Breslau (4. Januar
1807), Brieg (16. Januar), Schweidnitz (16. Februar),
Cosel (18. Juni), Neisse (1. Juni) und Glatz (25. Juni
1807) in Schlesien; ein anderer Theil focht mit großer Todes-
verachtung anfänglich unter Minuzzi, später unter dem bayerischen
Kronprinzen Ludwig und dem General Wrede in Polen
bei Pultusk und Sierock (13. Mai 1807) und bei Poplawy
(15. Mai 1807).
Napoleon, dessen Truppen aus der Doppelschlacht bei Jena
und Auerstädt (14.Oktober 1806) siegreich hervorgegangen und
in dem mörderischen Kampfe bei Preußisch Eylau (7. u. 8. Fe-
bruar 1807) nicht unterlegen waren, entschied den Krieg durch
den Sieg bei Friedland (14. Juni 1807) und schloß nach
einer persönlichen Zusammenkunft mit Alexander ans dem
Niemen zu Tilsit Frieden mit Rußland (7. Juli 1807) und
Preußen (9. Juli 1807), weil er nicht darauf vorbereitet war,
den Krieg in Rußland selbst fortzusetzen, und weil er den
Beitritt Oesterreichs zur Coalition vermeiden wollte. Bayern,
welches zum Siege der französischen Waffen viel beigetragen,
blieb für seine Dienste ungelohnt, dagegen wurde der Kurfürst
von Sachsen, der unglücklich gegen Napoleon gekämpft hatte,
in den Rheinbund ausgenommen, zum König erhoben und er-
hielt von dem preußischen Gebiete alle ehemals zum Königreiche
Polen gehörigen Länder unter dem Namen „Herzogthum
Warschau".
§ 109. Die Art und Weise, wie Napoleon nach dem
Frieden zu Tilsit gegen Portugal und Spanien verfuhr,
die Vertreibung der Fürsten dieser Länder und die Er-
hebung seines Bruders Joseph zum König von Spanien,
die Vereinigung Toskana's mit Frankreich, die Besetz-
ung der päpstlichen Staaten, die Absperrung der euro-
päischen Küsten gegen den englischen Handel, all' dieß
erregte in ganz Europa große Unzufriedenheit und rief m Nord-
deutschland einen geheimen Bund, den sogenannten Tugendbund,
hervor, welcher dem wachsenden Uebermuthe des ausländischen
Herrschers zu begegnen suchte. Auch zeigte sich die Freundschaft
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Extrahierte Personennamen: Max_I_Joseph Max Cosel_( Ludwig Ludwig Wrede Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Brieg Schweidnitz Neisse Schlesien Polen Jena Friedland Sachsen Rheinbund Portugal Spanien Spanien Frankreich Europa
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn
20
Der Weltkrieg (feit 1914).
2. Tie Ereignisse des Jahres 1915. Im Winter 1914/15 mußte in Deutschland und Österreich-Ungarn zunächst eine wichtige organisatorische Arbeit geleistet werden. Die große Zahl der Waffenfähigen, die im Frieden nicht gedient hatten, wurde ausgebildet und dann in das Heer eingereiht: so konnte man neue festgefügte Armeen ins Feld führen und die zahlenmäßige Überlegenheit der Gegner dadurch ausgleichen.
Ans dem westlichen Kriegsschauplatz wütete der sog. Schützengraben-(Stellungs-) krieg ohne wesentliche örtliche Veränderungen weiter. Die 16./18. Febr. große Winterschlacht in der Champagne brachte den Franzosen wohl 45000 Mann Verluste, aber keine Vorteile; ebenso erfolglos blieben die Angriffe, die Joffre am 5. April zwischen Maas und Mosel gegen die deutschen Stellungen begann und wochenlang fortfetzte, ferner die Vorstöße, die die Westmächte im Lause des Sommers bei Ypern, bei Arms, in den Argonnen und in den Vogesen unternahmen. Selbst der mit ge-6%2tme@£f!'maitigen Mästen durchgeführte allgemeine Herbstangriff der Westmächte ' Zeitigte kein anderes Ergebnis, als daß unsere Gegner 150000 Mann opferten.
Im Nordosten wurden zunächst die Russen durch die Winterschlacht 7.-14. Febr. in Masuren (a. d. ostpreuß.-russ. Grenze) vernichtend geschlagen und verloren über 100000 Gefangene, 300 Geschütze und unermeßliches Geräte aller Art. Generaloberst v. Hindenbutg erhielt für diese glorreiche %at die Würde eines Generalfeldmarfchalls. Im Mai führte dann Hindenbmg einen Vorstoß über den Njemen nach Kurland aus und nahm den russischen Kriegshafen Libau (am Meerbusen von Riga).
In Galizien vereinigte sich eine deutsche Armee (unter Generaloberst v. Mackensen) mit den Österreichern (unter Erzherzog Friedrich) und brach 22. März überraschend gegen die Russen vor, die inzwischen Przemysl durch Hunger zur Übergabe gezwungen hatten. Durch die blutige Schlacht bei Tarnow 2./3. Mai und Gorlice (am Flusse Dunajetz) wurde die russische Front durchbrochen und nun drangen die verbündeten Deutschen und Österreicher unaufhaltsam 3.Jumnach Osten vor. Die Rückeroberung Przemysls sicherte ihnen den 22.Juu Übergang über den Fluß Sau und die Wiedereinnähme Lembergs brachte nicht nur den größeren Teil Galiziens abermals in die Hände der Verbündeten sondern zwang auch die Russen aus Polen und den Karpathen sich zurückzuziehen. General Mackensen und Erzherzog Friedrich wurden für diese Heldentaten zu Generalfeldmarschällen ernannt.
Mittlerweile war für den Osten eine neue deutsche Armee unter Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern gebildet worden und Müle'wi Juli begann dann der großartige Vormarsch der gesamten
deutsch-österreichischen Ostfront. Am 4. Ang. fielen die Festungen Warschau und Jwangorod, ant 19. Aug. die Festung Kowno, am
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Extrahierte Personennamen: Maas Mackensen Friedrich) Friedrich Tarnow Mackensen Friedrich Friedrich Leopold_von_Bayern Leopold
Der erste Koalitionskrieg 1792—1797. 97
Minden. Unter Veröffentlichung eines drohenden Manifestes an
das französische Volk rückte dieser in Frankreich ein, nahm einige
Festungen wie Verdun und kam bis zu den Argonnen. Hier
stieß das deutsche Heer zum erstenmale im offenen Feld auf den
Feind, zog sich aber nach der nutzlosen „Kanonade von Valmy" Valmy 1792.
nach dem Rhein zurück. Darauf gingen die Franzosen zum Angriff
vor und nahmen noch Ende 1792 einerseits Mainz, andrerseits
Brüssel und ganz Belgien.
Als Ludwig Xvi. im Januar 1793 enthauptet worden Erweiterung war, traten auch England, Holland, das deutsche Neich sowie die der Koalition bourbonischen Höfe von Spanien und Neapel dem Kriege bei. 1793-Nun entrissen die Preußen den Franzosen Mainz und drangen siegreich bis in die Pfalz vor; die Österreicher nahmen Belgien wieder und bedrohten somit die Nordostgrenze Frankreichs. Allein dieses machte die größten Anstrengungen, um die äußeren Feinde zurückzutreiben. Carnot, Mitglied des Wohlfahrtsausschusses, schus Carnot. durch das „Massenaufgebot" in überraschender Schnelligkeit Heere, die den Österreichern Belgien entrissen und anfangs 1795 Holland Belgien 1794. eroberten, das nach französischem Muster in einen Freistaat, die Holland 1795.
„batavische Republik", umgewandelt wurde.
Mit der Eroberung Hollands fing die ohnehin sehr lockere erste Koalition zu zerfallen an. Preußen schied ans der Preußen. Reihe der Gegner Frankreichs. Um seine Stellung in Polen zu behaupten, wo es sich durch die Eifersucht Österreichs und Rußlands bedroht glaubte, schloß es 1795 mit Frankreich den Sonderfrieden Baseler von Basel, durch den es zum Schaden seines eigenen Ansehens Sonderfriede die gemeinsame deutsche Sache und zunächst das linke Rheinufer 1795-preisgab.
Um durch rasche Vorstöße einen günstigen Frieden zu erzwingen, schickte ^das Direktorium 1796 drei Heere aus. Das eine unter Ionrdan drang über den Mittelrhein bis zur Oberpfalz Erzherzog vor, das andere unter Moreau zog über den Oberrhein nach Karl in Süd-Schwaben, während das dritte von der Provence ans in Ober- dcutschland. ttaüert einfiel. Gegen die beiden ersten Armeen schickte Österreich den Erzherzog Karl. Dieser drängte Jourdan über den Rhein zurück und wandte sich darauf gegen Moreau, der durch die Schwarzwaldpüfse nach dem Elfaß entwich.
rar.. österreichischen Waffen in Süddeutschland mit Italienischer
Glück kämpften, waren sie aus dem italienischen Kriegsschauplätze Krieg bis
dem Feinde nicht gewachsen. Dort führte Bonaparte das Kommando. 179(1
Napoleon Bonaparte') war 1769 (1768?) zu Ajaccio auf Bonaparte. (Aoriica als der Sohn eines Edelmannes geboren. Er kam in die Kriegsschule zu Brienne, wo er sich mit Vorliebe mathematischen
*) Sieh Luchs, Wandtafeln Nr. 33: Napoleon I.
Stöckel-U llrich, Neuzeit. 7
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Kampf mit der dritten französischen Republik.
147
Aus dem nördlichen Kriegsschauplatz hatte General v. Goben das Kommando erhalten, da Manteuffel vom Generalstabe der bedrohten Stellung Werders zu Hilfe gesandt worden war. Er vernichtete am 19. Januar durch die Schlacht bei 8t. Clttßutitt me französische Nordarmee fast vollständig.
L 2? o nrbakis Angriff an der Lisaine siegreich
abgeschlagen, rückte er beim Herannahen der Unterstützung gegen den tjrenu öoc, der Dort N^antenffel gegen die Schweizer Grenze gedrängt wurde und im traurigsten Zustand über den Jura auf neutrales Gebiet übertrat, wo er mit etwa 150 000 Mann entwaffnet und bis zum Frieden verpflegt wurde. Mit dem ^ J i ^er Burgund auftretenden Armee war auch das Schicksal des tapfer verteidigten Belsort besiegelt, das sich am Ib. Februar unter der Bedingung eines ehrenvollen Abzuges der Besatzung ergab.
«Lchon vorher war auch die Riesenfestung Paris gefallen?) die nach viermonatlicher Einschließung und acht wöchentlicher Be-
örv™28;3^1:.1871 Al ergab. Zugleich war ein Raffen stillstand abgeschlossen worden. Bald daraus einigten sich Graf Bismarcf und Thiers, der Präsident der französischen Republik, zu Versailles über die Vorbedingungen des Friedens Frankreich hatte an das unterdessen errichtete deutsche Reich das Olsaß ohne Belfort und Deutschlothringen mit Metz und Jedenhofen abzutreten und eine Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Franken zu zahlen, nach deren Erlegung in drei Jahren dao franzosifche Gebiet von den deutscheu Truppen geräumt werden mußte Am 1. März hielt ein Teil des deutschen Belagerungs-Heeres fernen Ernzug in Paris?) Am 10. Mai wurde'der endgültige Fnede zu ^-rantfurt3) am Main durch Bismarck der unterdessen zum Fürsten und Reichskanzler erhoben worden, und .jules Favre unterzeichnet.
Die Errichtung des deutschen Reiches 1871.
5)M,tärlhe^°Efle fr<?e6ni§ be§ Krieges zwischen Frankreich und Leuychland war, daß das letztere yne gesicherte Westgrenze er-
') Lies „Der Fall von Paris" von Ad. Stern.
kam 2 sro1-- beut,d)en Gruppen wieder abgezogen waren (3. März)
tarn es am Ib. Dmrz zu einem allgemeinen Aufstand der Arbeiterviertel' Paris geriet unter die Gewaltherrschaft der «ommunif n S
Är fcusns T\fr\-Stx',rn* d.r -ml.7.n"un'd "nl b?mig7i.d.r-,k,chl'°g-n to"lb' ,22' M°i) °°-> Mac.
frimi» W °°" - .8a6t im5 freu'n und
' vi" 7 !em von H. Stadelmann. — Friedensseier" unn fr "Deutschlands Siegesdank" von E. Rittershaus “
10*
St. Quenti 19. Jan.
Französische Ostarmee in die Schweiz 1. Febr.
Übergabe von Paris 28. Jan.
Waffen-
stillstand.
Vorsriede.
Einzug in Paris 1. März. Frankfurter Friede 10. Mai 187
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