52 Die Deutschen Landschaften.
Tas Westdeutsche Tiesland ist von sehr verschieden-
artiger Bodenbeschassenheit und im ganzen ein Gebiet
der Landwirtschast.
Westfälische Hochzeit. 3? i e d e r s ä ch s i s ch e s T r a ch t e n b i l d.
Tic reiche Tracht der Braut mit der eigenartigen Brautkrone verrät den Wohlstand des Landes.
Tie Bevölkerung ist der Abstammung nach rein deutsch: in der kölnischen
Bucht f r ä n k i s ch , in den übrigen Gebieten n i e d e r s ä ch s i s ch.
Ter Marsch und dem größten Teile des norddeutschen Tieflandes
ist das nied er sächsische Haus eigentümlich (s. (5.46). (5s ist das alter
tnmlichste deutsche Bauernhaus, wie denn der sächsische Stamm mit
den Friesen und Hessen an: zähesten die alte Heimat und die alten
Sitten bewahrt hat. Wie das bayerische Haus vereinigt es alle für
die Wirtschaft nötigen Gebäude unter einem Dache, ist also auch ein
(5 i n h e i t s h a u s. Tie Mitte des Hauses nimmt die Diele ein,
zu der von der Giebelseite ein großes Eingangstor führt. Zu beiden
Seiten der Tiele sind die Pferde und Kühe untergebracht, doch so,
daß sie vou der Tiele aus gefüttert werden. Über der Tiele und den
Ställen bis zum Tachfirst wird die Ernte aufgespeichert. Ten Hinter-
grund der Tiele schließt ein niedriger Herd ab. Der Ranch durch-
Grundriß des nieder- zieht, ohne Esse aufsteigend, den Dachraum und sucht sich seinen Aus-
sächsischen Hauses. ti)eg_ Die Wohn- und Schlafräume liegen auf der Rückseite des Hauses.
Ter N i e d e r s a ch s e ist erust und gemessen, bedächtig und wortkarg, aber tatkräftig
und freiheitsliebend. Treu hält er an den hergebrachten Sitten fest (s. das Bild oben) und
rühmlich ist feine Anhänglichkeit an sein Herrscherhaus (Besreiuugskriege). Diesen: Stamm
oblag die Neugestaltuug des Reiches, und seine Aufgabe ist heute besonders der^Schutz der
deutschen ^st- und Nordgrenze und die Ausbreitung des Deutschtums gegen Csteit.
Saübe
W» Htrd
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Pferde
°ferde
£ngang
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4 Germanien und die Germanen.
Waffen: Speer, Schild und Schwert, die schönste Zierbe des Weibes Wohnweife. war ihr langes, golbgelbes Haar. Aus Lehmerde und Holz bauten sie ihre mit Stroh gebeckten und bunt bemalten Häuser, die sie gern inmitten des Grundbesitzes errichteten.1) Städte kannten sie nicht, und selbst ihre Dörfer ^) legten sie so weitschichtig an, daß Geistige niemand sich vom Nachbarn belästigt fühlte. Sie waren gastfreund-Ergenschasten. lich^ treu, von kriegerischem Mute, ausgeprägtem Rechtsgefühl und menschlich milder Sinnesart gegen Schwache und Untergebene. Sie neigten aber auch zu Würfelspiel und gaben sich gern, „auf der Bärenhaut liegend", dem Trunke hin. Im trunkenen Zustande fingen sie dann oft Streit an. Im ganzen jedoch zeigten sie sich als ein einfaches, unverdorbenes Naturvolk, bei welchem „gute Sitten mehr vermochten als anderswo gute Gesetze."
Stellung Ihre Sittenreinheit muß ganz besonders in ihrem Verhältnis
der Frauen zum weiblichen Geschlechte hervorgehoben werden. Kein Volk kam
Er-iehunq derben alten Deutschen in der Verehrung der Frauen gleich. Daher Kinder. 9°^ es auch keine Vielweiberei. „Sie sind fast die einzigen Barbaren," -jagt ein römischer Schriftsteller, „welche sich mit je einer Häusliches Frau begnügen." Die Frau führte im Hause die unumschränkte ^ und Oberherrschaft; sie gebot den Knechten und Mägden, sie pflegte und leben!'11 = er3°S die Kinder, sie besorgte die Arbeiten in Haus und Feld. In ihrer Gegenwart setzte sich niemand; alles schwieg, wenn sie das Wort ergriff. Man sah in der Frau etwas Höheres, Heiliges, und fast göttlich verehrte man biejentgen Frauen und Jungfrauen, beuen die Sehergabe verliehen war. „Weise Frauen" ober Alruuen3) hießen die berühmten Wahrsagerinnen, beren Rat namentlich in Kriegszeiten gesucht würde. Eine der bekanntesten war Veleba, die durch ihre Siegesweissagungen die niederrheinischen Stämme zur Tapferkeit und Einigkeit in ihrem Freiheitskampfe gegen die Römer (um das Jahr 70 n. Chr.) anfeuerte.
Die Ehe würde ganz befonbers heilig gehalten; äußerst selten würde sie gebrochen. Der Ehebruch würde aufs härteste bestraft.
L-cheibung kam nicht vor; bis in bert Tod hielt das Weib die Treue, die es gelobt. Bei manchen Stämmen bürste eine Witwe nicht wieber heiraten. „Wie es nur ein Leben gebe, so müsse es auch nur eine Ehe geben." Ehen bürsten nur zwischen Angehörigen des gleichen Staubes eingegangen werben. So bestaub bei den
Sachsen noch bis zum 9. Jahrhundert das Verbot der Eheschließung
*) Sieh: Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder, Germanisches Gehöft.
2) Wiener Bilderbogen für Schule und Haus. Nr. 10. „Germanisches Dorf."
3) Rnna — Geheimnis; daher Alrune oder Alraune — Allwissende. Nach Einführung des Christentums wurden derartige Seherinnen später oft als „Hexen" verfolgt und verbrannt.
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100
Das deutsche Städtewesen.
Aussehen einer mittelalterlichen Stadt.
Bürgerliche
Wohnung.
Kleidung.
bildeten auch das Bürgerheer, in welchem sie, nach „Zechen" geordnet, geführt von ihren Schöffen und Ratsherren, die Patrizier zu Roß, die Handwerker zu Fuß kämpften. Dies Bürgerheer bestand noch das ganze 15. Jahrhundert hindurch, obwohl daneben seit dem 14. Jahrhundert gelegentlich auch schon Söldnerscharen angeworben wurden.
Tatz Aussehen einer mittelalterlichen Stadt.') Die Stadt war stark befestigt durch Wallgräben, über welche Zugbrücken führten, und durch dicke Mauern mit Türmen und Thoren. Planlos waren um die Kirche oder die Burg die kleinen, ein- bis zweistöckigen Häuser gebaut, deren überhängende Vorbane („Vorgezimmer") die engen, krummen, schmutzigen Gassen, aus deneu sich die Haustiere umhertrieben, noch mehr verdnnkelten. Gepflastert waren später nur die Hauptstraßen; bei Regenwetter trug man Holzschuhe oder Stelzen, um durch den Kot hindnrchzukommeu, denn allen Abfall warf man anf die Gassen, und Abzugskanäle waren nicht vorhanden. Plätze gab es wenige, gewöhnlich nur den Marktplatz mit dem Brnnnen und der Rolandssäule. Hier und in den breiteren Straßen standen auch die ansehnlicheren Pa tri zier Häuser, die, meistens aus Stein gebaut, oft mehrere Stockwerke befaßen, und deren Erker und Giebel mit Schnitzereien verziert, deren Höfe mit luftigen Galerien umgeben waren. Fensterscheiben und Straßenlaternen waren unbekannt. In kleinen, abgesonderten Vierteln wohnten die Inden. Feuersbrün st e wurden durch die Strohbedachnng verhängnisvoll, und die Unsauberkeit erzeugte schreckliche Krankheiten (Aussatz — frühzeitig öffentliche Krankenhäuser [Peststadel]).
Die Pürgernwhnungen waren noch einfacher eingerichtet als die der Ritter (f. S. 87). Von einem gewaltigen Hausflur zu ebener Erde gelangte man in Stuben und Ställe, eine Wendeltreppe führte zu einem Vorsaale, an den die Gemächer stießen und aus welchem die Truhen und Schränke der Hausfrau standen. Kamine und Kachelöfen kamen erst im 14. Jahrhundert auf. Zli den Bänken, Schemeln und Tischen verfertigte man erst später auch Stühle (mit Rücklehne und Armen) und die sogenannten Himmelbetten. Die Zimmer ließ man gern bis in Mannshöhe täfeln und mit einem Gesims versehen, ans welchem Zierate (Gefäße, Krüge, Gläser) ausgestellt wurden; ebenso liebte man kunstvolle Schloss er arbeiten an Thüren, Schränken und Gittern.
Bis zum 13. Jahrhundert wurde die altgermanische Kleider-tracht") im allgemeinen beibehalten: ein bis ans Knie reichender
*) Besuche Nürnberg und Rothenburg. — Sieh die herrliche Sammlung: Barb eck, Alt-Nürnberg.
2) Sieh Hottenroth, Trachten ?c.
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— 54 —
bei günstiger Witterung bis Ende September verbleiben. Hier weiden
sie, ohne unter Dach zu kommen, gehütet von einem kräftigen Hirten,
welchen man Senn heißt. Sennhütten mit angebauten Ställen sind an
geschützten Orten errichtet, auch sieht man allenthalben Heustadel. Ein
paar Ziegen, welche der Senne mit sich führt, liefern ihm die nötige
Milch; in Zwischenräumen von 10—12 Tagen wird ihm Brot auf den
Berg geschickt. Das ist während des Sommers seine einzige Nahrung.
Zusammenfassung: Der Wal dl er treibt Ackerbau und
Viehzucht.
c. Aber noch immer reicht dies nicht hin, alle Lente des Waldes
zu ernähren. Weiteren Verdienst sucht sich der Waldler in seinem Wald.
Womit wird ihn dieser in erster Linie versorgen? Holz. — Ja,
Holzhauer finden wir in großer Zahl. Sie erklimmen die steilen
Berge, um die Bäume zu sällen. Das Holz von den schroffen Abhängen
der Berge auf ihren Schlitten thalwärts zu fördern, ist ein schweres
Stück Arbeit. Trotz grimmigster Kälte dringt den zähen Gestalten
unter der großen Last ihrer Schlitten, die sie selbst hinausschleppeu
müssen, in warmen großen Tropsen der Schweiß aus allen Poren. Das
Herabsahren ist eine halsbrecherische Arbeit. Mit einer halben Klaster
Scheit und mehr hinter sich fährt der „Anzieher" mit seinem Holzschlitten
pfeilschnell zwischen den Bäumen hindurch den Berg hinab. Ein geringes
Ausgleiten schmettert ihu an einen Baum, oder bringt ihn unter den
eigenen Schlitten, und so kostet jeder Winter viele Menschenleben. Mit
Tieren kann man diese gefährliche Arbeit nicht verrichten; daher wagt
der Waldler sein Leben, um sein Brot zu verdienen. Nachts geht er in
seine eiskalte Blockhütte, zündet ein Feuer an, röstet sich einen „Semmel-
schmarrn", löscht den Durst mit Wasser und legt sich auf ein hartes
Lager vou Streu. Am Ende der Woche zieht der arme, geplagte Holz-
Hauer heimwärts zu Weib und Kind. Unten im Thale wird das Holz
weiter verarbeitet. Wir wissen schon teilweise, was der Waldler daraus
zu machen versteht? Holzschuhe, Haus, Schindeln. — Das ist aber nicht
alles. Er verfertigt auch Bretter, Zündhölzer, Siebränder und mancherlei
hölzerne Gegenstände. — Der Holzhandel schafft das Holz in andere
Gegenden. — Und was macht endlich der Waldler aus dem Buchen-
schwamm? Mützen.
Zusammenfassung: Was der Waldler seinem Wald ver-
dankt.
d. Endlich weiß der Waldler auch seine Bodenschätze ansznnutzen.
Welche Bodenschätze dieser Gegend sind uns schon bekannt? Granit. —
Aus diesem Gestein macht der Waldler Pflastersteine, die in den
Städten Verwendung finden. — Namentlich in der Nähe von Zwiesel,
am Lüsen und Rachel, findet man ein weißes Gestein, das man Quarz
nennt. Aus demselben wird in den Glashütten Glas bereitet, wozu der
Wald billiges Holz liefert. — Der südliche Teil des Böhmerwaldes,
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— 8 -
leget aus unserem Nachbarland Württemberg. Der größte unter ihnen
ist der Hohenstaufen, der einst Kaiser Rotbarts Stammburg trug. Süd-
lich des Hesselberges dehnt sich eine viele Stunden breite Ebene
aus, bewässert von der Wörnitz und bedeckt mit zahlreichen Orten. Es
ist das Ries. Juraberge schließen es rings ein. Bei ganz hellem
Wetter grüßen aus fernem Süden die Bergspitzen der Alpen herauf zu
uns. Rings um den Berg liegen in buntestem Wechsel Wald und Feld,
Mühle und Dorf und Stadt, Hügel und Thal. Mehr denn hundert
Ortschaften könnte man von der Höhe aus zahlen.
Zusammenfassung: Aussicht vom Hesselberg. Der Hessel-
berg erhebt sich frei aus dem hügeligen Lande. Man sieht von
seinem Rücken die Frankenhöhe, den Jura, das Altmühlthal, die
Nürnberger Burg und viele Ortschaften. Im Süden ist eine große
Ebene, das Ries. Da fließt die Wörnitz.
d. Wegen der reizenden Fernsicht wird der Hesselberg oft von
Fremden bestiegen. Sogar Fürsten verschmähten nicht, von seiner
Höhe einen Blick ins Franken- und Schwabenland zu werfen, wie ein
Gedenkstein auf der Mitte des Berges erzählt:
„Hier hat i. I. 1632 Gustav Adolph, König von Schweden, ge-
ruht, sowie i. I. 1803 Fr. Wilhelm Iii., König von Preußen.
Errichtet 1856."
M e i st ist es ganz still und einsam auf dem Hesselberge; ein
paar Schäfer, die ihre Schafherde droben weiden, sehen oft Wochen-
lang keinen Menschen. Selbst im Sommer tragen sie ihren langen fal-
tigen Mantel und Fausthandschuhe bei sich. Warum wohl? Kalte Winde.
— Hier oben ist's viel kälter wie im Thal, und wenn im Frühling
drunten an den Berghängen die Kinder Veilchen, Schlüsselblumen und
Schneeglöckchen zupfen, trägt die Höhe des Hesselberges noch lange eine
mächtige Schneekappe.
Einmal im Jahre aber geht es droben auf dem Berge so lebhaft
zu wie aus einem Marktplatze. Es ist um Johanni. Da treiben die
Bauern aus der Umgegend ihr verkäufliches Vieh zur Hesselberg-Messe
(Markt). Vier Tage lang dauert die Bergmesse. Aus dem Berg
stehen seit langer Zeit zwei lustige Berghütten, in denen an den Markt-
tagen tüchtig gezecht wird.
Zusammenfaffnng: Der Hesselberg und seine Gäste.
Den größten Teil des Jahres sind ein paar Schäfer mit ihren
Herden droben auf dem Berg. Wegen der herrlichen Aussicht wird
er aber auch von Fremden gerne bestiegen. Sogar Könige waren
aus seinem Rücken. Um Johanni wird dort eine Bergmesse ab-
gehalten. Da erhält der Hesselberg seine meisten Gäste.
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Extrahierte Personennamen: Rotbarts_Stammburg Gustav_Adolph Gustav Wilhelm Johanni Zusammenfaffnng Johanni
— 10 —
c. Das Ries, eine fruchtbare Ebene.
Was kündete uns der Riesboden schon am Eingange an? Frucht-
barkeit. Von der großen Fruchtbarkeit des Rieses überzeugen
wir uns immer mehr, je weiter wir in dasselbe eindringen. Bei Öttingen
liegt das Ries wie ein großer, sast kreisrunder Kessel vor
uns. Wohl über 1s Stunden braucht man, um den Umfang der Ebene
abzugehen. Einmal haben wir schon eine kesselsörmige Ebene betrachtet?
Bamberger Kessel. — Was haben wir uns von demselben besonders
gemerkt? Er ist sehr sruchtbar; man nennt ihn den Gemüsegarten unseres
Vaterlandes; er besitzt ein mildes Klima*). — Warum besitzt der Bam-
berger Kessel ein mildes Klima? Die Berge halten die rauhen Winde
ab. — Ebenso ist es bei der Riesebene. Rings um dieselbe ziehen
lange Ketteu von Bergen und Hügeln, (welche?), geschmückt
mit Laub- und Fichtenwaldungen. Rauhe Winde, bedeutende Winterkälte
und starker Schneesall sind daher im Ries eine Seltenheit. Es besitzt ein
mäßig warmes Klima. —
Wie der Ochsensurter Gau und der Bamberger Kessel ist das Ries
weit und breit berühmt wegen seiner Fruchtbarkeit. Die mann ig-
fach ft e n Feldsrüchte, wie Kraut und Rüben, Erbsen und Acker-
bohnen, Roggen und Haber gedeihen in vorzüglicher Güte. Auch
der genügsame Flachs mit seinen zarten, himmelblauen Blüten bedeckt
manches Stücklein des fruchtbaren Riesbodens; denn die Riesbäuerin
hält gar viel darauf, aus selbstgebautem Flachs Garn zu spinnen und
Tuch weben zu lassen. — Am bedeutendsten jedoch ist der Gersten-
und Dinkelbau. Vorzügliches Gemüse baut man bei Öttingen. Die
stattlichen Obstbäume an den Landstraßen und in den Gärten der Ort-
schasten hängen in manchen Jahrgängen so voll Obst, daß ihre Äste
durch Stangen gestützt werden müssen.
Zusammenfassung: Von der Fruchtbarkeit des Rieses.
Das Ries ist eine kesselsörmige Ebene. Rings um dieselbe ziehen
waldreiche Bergketten, welche die rauhen Winde abhalten. Das
Ries besitzt große Fruchtbarkeit. Es gedeihen alle Feldsrüchte, Obst
und Gemüse. Am bedeutendsten ist der Anbau von Gerste und
Dinkel.
In zahlreichen Thälchen eilen die Wasser von den Bergen, welche
das Ries umschließen, dem Hauptfluß der Ebene zu. Wie heißt derselbe?
Wörnitz. — An die Wörnitz und ihre Znstußbäche haben die Riesbauern
ihre Dörser mit Vorliebe gebaut. Bei einer Wanderung durch dieselben
bemerkt man auffallend große Scharen von Tauben, Hüh-
nern und Enten. Und draußen auf den Wiesen der Dörfer weiden
stattliche Viehherden und erstaunlich große Gänse Herden. Ja,
manche Gänseherde zählt wohl an die 500 Stück. An den Abhängen
*) Siehe I. Teil, Seite 74.
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- 12 —
Schwabach, durchfließt die Stadt. Hunderte von Tierfellen werden in
demselben gewaschen; die großen Nördlinger Gerbereien erzeugen
viel und gutes Leder. — „Gewerbe und Handel sind in Nördlingen
ziemlich bedeutend. An Markttagen geht es in Nördlingen sehr leb-
hast zu. Von allen Seiten strömen Käufer und Verkäufer herbei, zu
Wagen und zu Fuß. Eier, Butter. Schmalz, Obst, Gemüse, Kartoffeln,
Getreide, Gänse, Hühner, Enten, Tauben, kurz alles, was das srucht-
bare Ries und seine fleißigen Bewohner erzeugen, wird hier au verschie-
denen Plätzen seil geboten. Mitten im Gewühle der Menschen fühlt
man, daß Nördlingen der Stapelplatz des Rieses (Erklären!),
die Hauptstadt dieser kleinen Welt ist."*)
Besonders lebhaft geht es in der Schranne zu. Die Schrämte
ist ein großes Gebäude. Mehrere große Thore, so groß wie Scheunen-
thore, führen in eine mächtige, gepflasterte Halle. Zahlreiche Fuhr-
werke fahren durch diese Thore in die Halle und ladeu ihre Fracht ab,
volle Getreidesäcke. Viele hundert Getreidesäcke lehnen an den
Wänden, hohe Getreidehaufen find auf dem Boden aufgeschüttet.
Getreidehändler, Bierbrauer, Müller und Bäcker sind in der Schranne
versammelt und kaufen den Riesbauern das Getreide ab, besonders Dinkel
und Gerste. Was ist also die Schranne? Getreidehalle, Ver-
kaufshalle für Getreide.
Öfter im Jahre werden in Nördlingen große Viehmärkte ab-
gehalten. Was von den Käufern au den Nördlinger Markttagen er-
handelt wird, kommt oft weit fort in große Städte, ja selbst in fremde
Länder. Was für eine Stadt ist demnach Nördlingen? Handelsstadt.
— Womit wird in Nördlingen Handel getrieben? Getreide, Vieh, Eier,
Butter, Schmalz, Geflügel u. f. w.
Zusammenfassung: Die Niesbauern gehen nach Nördlingen ans
den Markt. Hier werden die Erzeuguisse des Rieses verkauft. In
der Nördlinger Schranne wird viel Getreide aufgestapelt und ver-
kauft. Nördlingen ist der Stapelplatz und die Handelsstadt des
Rieses.
2. So G'fell, so!
Nördlingen war einst eine ansehnliche freie Reichsstadt.
Die altertümlichen Thore, das Rathaus und die Trümmer
der früheren Stadtmauer sind Zeugen seines Alters. Im 30jäh-
rigen Kriege ging es Nördlingen nicht viel besser als unserer Vaterstadt.
Viele Fehden hatte Nördlingen einst mit den mächtigen Grafen
von Öttingen zu bestehen, die damals fast die ganze Riesebene be-
herrschten. Gerne hätten die Öttinger Grafen die Stadt in ihren Besitz
gebracht. Doch Türme und Thore, Wall und Graben schützten die Stadt
*) Jugendlust, Jahrgang 1881.
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3. Im Moos.
Lehrmittel: Einige Stückchen Torf.
a. Fahren wir mit dem Flusse weiter. Zu beiden Seiten des
Stromes erblicken wir eine einförmige Ebene. Was sagt uns die Karte
über die nördliche Begrenzung derselben? Der schwäbische Jura. — Im
Süden? Hier wird die Ebene bald wellig. — Am linken Ufer bei Leip-
heim liegt das kleine Donauried, am rechten Ufer, oberhalb
Donauwörth, das großedouauried. Das Wort Ried bedeutet
eiue feuchte, fumpfige Stelle des Erdbodens. Das Donauried ist
nur stellenweise fruchtbar. — Auf den Ackern wächst schweres
Getreide, die Wiesen geben saftiges Gras. Unter der Rasendecke
liegt ein größerer Reichtum, der Tors. Eben ist der „Torfmann"
mit Torfstechen beschäftigt. Wir sehen, wie er mittelst eines Stech-
scheites die Rasendecke abhebt. Unter derselben erscheint die braune
Moormasse. Mit kräftigem Ruck drückt der Torfmnnn das lang-
stielige Torfscheit in die Moorerde. Der Hauptbestandteil dieses Werk-
zeuges ist eiu rechteckig geformtes, spateuförmiges Eisenstück, dessen
Seitenründer aufgebogen sind. Man erhält mittelst desselben die ge-
wünschten, stets gleichgroßen Stücke Torfes. Bald liegen lange Reihen
von Torfstückchen da. Diese werden nun mit einem Karren weg-
gefahren und, immer 6 Stücke kreuzweise übereinander, in langen Reihen
auf der Torfwiese, der sogenannten Torsmahd, znm Trocknen ansge-
schichtet. Sind die oberen Stückchen dürr, dann werden die Häuscheu
„umgebockt", das heißt die Stückchen werden so umgelegt, daß die unteren
zum Trocknen nach oben zu liegen kommen. Sind die Torfstücke trocken,
so werden sie zu Hausen von je 1000 Stück zusammengetragen und können
nun verkauft werden. Bei dem Bahnhof in Leipheim sind große Torf-
Magazine, von welchen der Tors im Winter mit der Eisenbahn verschickt
wird. Die Arbeit des Torsmannes ist sehr anstrengend; er verlangt
daher guten Lohn.
Am Ende des großen Donauriedes liegt Donauwörth, wo sich von
links her die Wörnitz in die Donau ergießt.
Zusammenfassung: Das Ried. Zwischeu Ulm und Donau-
Wörth liegt das Donauried. Dasselbe ist stellenweise fruchtbar.
Es liefert auch eiu nützliches Brennmaterial, den Torf.
Yb. Der Mohrenkopf im Lau inger Wappen. — Im Donau-
ried liegt die Stadt Lauingen. Diese führt in ihrem Stadtwappen einen
Mohrenkopf. Wie die Stadt zu diesem Wappen gekommen ist, erzählt
uns folgendes Gedicht:
1. Ein Schuster war iu Lauiugen; im Frieden flickt er Schuh;
im Kriege schlug er ritterlich mit seiner Klinge zu.
2. Da kamen die Hnngaren von Osten in das Land
anf ihren schnellen Rossen mit Morden und mit Brand.
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Extrahierte Ortsnamen: Donauwörth Ried Leipheim Donauriedes Donauwörth Donau Ried Ulm Donauried Donau-
ried Lauingen
gang vorn am Hause) und von da in das obere Stockwerk. Schiefer-
dach er oder Ziegeldächer kannte man nicht; die Häuser waren mit
Schindeln oder mit Stroh gedeckt. — So schöne Läden wie heut-
zutage gab es damals noch nicht. Leute, die ein Gewerbe trieben,
hatten im untern Stock eine einfache Auslage. Ein Teil der Laden-
thüre konnte nach oben gehoben und gestützt werden („Vordach"); ein
anderer („Fürschuß") bildete den Tisch. (Erinnerung an die Markt-
bnden.) — Zwischen den Wohnhäusern standen wie in einem Dorfe
Scheuueu, Ställe, auch Düngerhaufen. Schweine tummelten
sich munter auf Straßen und Plätzen der Stadt.
Zusammenfassung: Alt-München. Im alten München fah
es ähnlich aus wie im alten Schwabach. Mauer und Graben
umgaben die Stadt. Nach jeder Himmelsgegend führte eine Straße.
An deren Endpunkten standen Thore. Die Häuser waren ganz
ans Holz oder aus Fachwerk gebaut und hatten Schindel- oder
Strohdach. Neben den Wohnhäusern sah man wie in einem Dorse
Schönnen und Ställe, auch Misthaufen. Auf Straßen und Plätzen
tummelten sich muntere Schweine.
3. Was die Stadt München unserem Fürstenhaus zu
verdanken hat.
Welches waren in früherer Zeit die Fürsten unserer Vaterstadt?
Die Markgrafen. — Wo wohnten diese? Ansbach. — Bei welchen
Gelegenheiten kamen sie nach Schwabach? In Kriegszeiten, zur Jagd
u. s. w. — Was verdankt unsere Stadt den Markgrafen? Stadtkirche,
Wasserleitung, Kunstbrunnen u. s. w. — Einer der Markgrasen wollte
in Schwabach sogar ein Schloß bauen. Wo sahen wir den Grundstein?
Im Wagraum des Rathauses. —
Auch in München hielten sich die Fürsten anfänglich nur vor-
übergehend auf. Die Wittelsbacher wohnten damals noch in
ihrem Schlosse zu Dachau. Erst später wurde mit dem Bau des
München er Königsschlosses begonnen.
Zusammenfassung: Die ersten Wittelsbacher hielten
sich nur vorübergehend in München aus.
a. Vom ersten Wohlthäter der Stadt München. Der
erste Wohlthäter der Stadt München war Albrecht der Weise.
Unter seiner segensreichen Regierung wurden die ältesten Teile des Rest-
denzschlosses und auch die Frauenkirche (Erkläre den Namen!)
erbaut. Von diesem Gotteshaus wollen wir zunächst sprechen. Es ist
eine der mächtigsten Hallenkirchen Deutschlands. Schon von weitem
(wo?) sahen wir die beiden massigen Türme mit den eigentümlichen
Kuppeln (Bild!) Sie sind unten vier-, oben achteckig und je 99 m hoch.
11 Glocken hängen im Glockenturm. Welch ein mächtiger Bau das
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das Turmdach einer großen Zwiebel. — Aus den Wieseu bemerken
wir weidende Rinder und Pferde, auf abgeernteten Feldern mitunter
große Schafherden. Womit wird sich hier die Bevölkerung vor-
zugsweise beschäftigen? Landwirtschaft. —
Zusammenfassung: Fahrt durch ein e sr uchtbare Geg eud.
Weniger fruchtbar ist der Teil unseres Vaterlandes, den wir
zuletzt durchfahren. Ihr habt vorhin den Namen dieser Gegend auf der
Karte gelesen? Dachauer Moos. — Woher der Name? Von dem
Ort Dachau. — Moose habt ihr schon kennen gelernt? Donau-Ried
und Donau-Moos. — In der Nähe welcher Städte liegen sie? —
Zeigt diese Moose und Städte auf der Karte! — Hört, wie es im
Dachauer Moos aussieht! Die Gegend ist unfruchtbar, moorig.
Der Erdboden sieht ganz schwarz aus. Getreide und sonstige
Feldfrüchte wollen dort nicht gedeihen. In jener Gegend heizt man
die Ofen mit Torf. Viele Leute beschäftigen sich mit dem Torsstich.
Zusammenfassung: Das Dachauer Moos.
Wenn wir Dachau erreicht haben, dann sind wir unserem Reise-
ziel (nämlich?) schon ganz nahe. Bereits von hier aus sehen wir ein
großes Häusermeer. Besonders freudig begrüßen die Reisenden
die weithin sichtbaren Frauentürme.
Zusammenfassung: Blick von Dachau aus München.
Ingolstadt liegt 370 in hoch, München aber 520 m. Wie sind
wir also gefahren? Bergauf. — Auch aus der Karte könnt Ihr
ersehen, daß das Land im Süden höher ist. Was für eine Richtung
haben die Flußläufe? Die Flüffe dieser Gegend haben eine nörd-
liche Richtung. — In welcher Richtung sind wir gefahren? Nach
Süden. — Wir haben gehört, daß die durchreiste Gegend ziemlich
eben ist, aber eine hohe Lage hat. Wo befinden wir uns demnach?
Auf einer Hochebene.
Zusammenfassung: Die Hochebene südlich der Donau.
2. Ankunft in München.
Was wir bei unserer Ankunft in München alles sehen.
1. Erzähle, was man alles sieht und hört, wenn man in den
Nürnberger Hauptbahnhof einfährt! Immer zahlreicher werden
die Schienengeleise. Von mehreren Seiten kommen Eisenbahnzüge herein.
Ein Gewühl von Wagen im Bahnhof. Ununterbrochen hört man das
*) S, Engleders Bild: Moorgegend mit Torfstich bei München.
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Extrahierte Ortsnamen: Dachau Donau-Ried Donau-Moos Dachau Dachau Ingolstadt Donau München