236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn
54. Iii. Eingreifen der weltlichen Gewalt seit 1521.
155
Aber schon im Jahre 1522 mute Luther die Wartburg verlassen^ um in Wittenberg die durch Karlstadt und andere bereifrige Neuerer^ die sogenannten Schwarmgeister", hervorgerufene Unordnung bei-zulegen. Diese wollten alle bisherigen Formen des Gottesdienstes ab-schaffen, verdammten die Kindertaufe, tobten gegen Bilder- und Reliquien--dienst und verhetzten das Volk. Luther wies dieselben in seinen Predigten als Sektierer schroff zurck und ordnete persnlich den neuen Gottesdienst (in deutscher Sprache).
Bald darauf legte Luther, da er auch das Klosterwesen verwarf, das Mnchs-gewand ab [und vermhlte sich mit der vormaligen Nonne Katharina von Bora. (1525).
5. Aer Wauernkrieg 1525. Die umstrzende Bewegung, wie sie Luther schon in Wittenberg zu bekmpfen gehabt hatte, ergriff im Frhjahre 1525 in Thringen, Franken [und Schwaben die lndliche Be-vlkerung, welche sich gegenber ihren Grundherren in einer uerst gedrckten Lage befand. Wegen dieser Bedrckung und aus Miverstndnis-der neuen Lehre von der christlichen Freiheit erhoben sich die Bauern und verlangten in den an sich gemigten zwlf Artikeln" Erleichterung ihrer Lasten. Nachdem ihr Verlangen zurckgewiesen worden war, gingen sie sengend und brennend gegen Bingen, Schlsser und Klster vor.
Die Bauern fanden nicht nur von feiten der stdtischen Bevlkerung^ sondern auch durch einzelne Ritter (wie Gtz von Berlichingen) Schutz, und Untersttzung. Als aber die bedrohten Landesfrsten (unter Luthers-Anmahnung) zur energischen Bekmpfung der Aufstndischen zusammen--traten, unterlagen die unzureichend organisierten Hausen. So nahm der Aufruhr fr die Bauern bald ein blutiges Ende. Die Niederlage brachte den Besiegten nicht nur eine gr'ausame Bestrafung ihrer Rdels-fhrer", sondern meist auch eine noch hrtere Belastung.
Ausstnde der Wiedertufer. Die Schwarmgeister von Wittenberg Hattert unter anderem gegen die Kindertaufe geeifert. Neue Anhnger, in der Folge Wiedertufer geheien, lehrten auch Gleichheit des Rechtes und Besitzes fr alle Menschen und erregten damit wiederholt gefhrliche Unruhen. Im Jahre 1525r in der Zeit des Bauernkrieges, hatte sich im thringischen Reichsstdtchen Mhl-Hausen der Prediger Thomas Mnzer mit Untersttzung des Pbels auf einige Zeit der Stadlregierung bemchtigt. Aber von den schsischen und hessischen Fürsten bedrngt, wurde er mit seinem Anhange geschlagen und mit mehreren Fhrern des Aufstandes hingerichtet.
Neun Jahre spter wiederholten sich hnliche Unruhen in Mnster unter der Anfhrung des zugewanberten Propheten" Jan Bockelson, eines chneibers aus 2et)den. Dieser hatte sich zum König des Neuen Zion" ausrufen lassen und einen kommunistischen Staat errichtet, der die wildesten Greuel verbte. Die Wiedereinnahme der Stadt durch [den Bischof von Mnster und die Hinrichtung.
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487
selbst aus dem Bette riß, nackt unter Schlägen auf die Straße schleppte
und daselbst liegen ließ. Heinrich aber band man die Hände auf den
Rücken und führte ihn barfuß, im bloßen Hemde über Schnee und Eis
unter lautem Gebrüll und beständigen Mißhandlungen fort nachhemming-
sted und von da nach Heide. Auf dem Marktplatze ward des Morgens in
aller Frühe Gericht über ihn gehalten, um der Gewaltthat den Schein des
Rechtes zu geben. Nach kurzer Berathung verurtheilten die Richter ihn
zum Feuertode, als einen Bösewicht, der gegen die Maria, die Mutter
Gottes, und den christlichen Glauben gepredigt habe. Auf der Ostseite
von Heide war unterdessen in aller Eile ein Scheiterhaufen errichtet worden,
und dahin führte ihn die Menge mit wildem Geschrei. Inzwischen hatte
sich in Meldorf die Kunde verbreitet, daß der Prediger Heinrich entführt
sei. Frau Wibe Junge, die den Heinrich mit gerufen und immer beschützt
hatte, kam in voller Angst herbeigeeilt und bat flehentlich um Aufschub,
und erbot sich, für ihn die Strafe zu leiden, da sie es gewesen, die ihn nach
Meldorf gerufen habe. Aber der Haufe hörte nicht auf ihre Klagen und
Bitten; der Scheiterhaufen ward angezündet, der Märtyrer unter schreck-
lichen Mißhandlungen an eine Leiter gebunden und in's Feuer geworfen.
Doch die Leiter glitt wieder vom Scheiterhaufen herab. Wüthend ver-
setzte ihm nun ein Mann mit Namen Johann Holm mit seinem Faust-
hammer einen Schlag, der sein Leben endete. Dem Todten wurden darauf
Kopf, Hände, Füße abgehauen und auf den glühenden Kohlen verbrannt.
Laut iubelte jetzt das Volk über die gelungene That und tanzte mit
Triumphgeschrei um den Scheiterhaufen.
Die Kunde von dieser schrecklichen That rief überall Trauer und Ent-
setzen hervor. Luther selbst suchte zu trösten und schrieb herrliche Briefe
an die Meldorfer und die Witwe Junge. Bald faßten sie denn auch neuen
Glaubensmuth, und nur wenige Jahre dauerte es, da ward die evangelische
Lehre an allen Orten gepredigt, und die Mönche mußten aus dem Lande
weichen.
3. Friedrich I. und Christian Iii.
Als der Herzog Friedrich auf den dänischen Thron gekommen war,
hatte er schwören müssen, nie einem Ketzer oder Schüler Luther's zu gestatten,
heimlich oder öffentlich gegen die bestehenden kirchlichen Einrichtungen zu
predigen. Aber Friedrich's innere Ueberzeugung war dagegen; denn in
den Herzogthümern nahm unter seinem Schutze die Kirchcnverbesserung
ihren ungestörten Fortgang. Mit Freuden sah er, wie immer mehr
Prediger in's Land kamen und dem Volke das reine Wort Gottes predigten;
mit Wohlgefallen nahm er es auf, als die Stände forderten, daß das
Sakrament nicht mehr für ein Pferd und eine Kuh verkauft und keine un-
wissenden Geistlichen mehr geduldet werden möchten, die statt des Evangeliums
nur Fabeln zu predigen verständen. Bald war er entschlossen, seine Ueber-
zeugung laut vor allem Volke zu bekennen, und im Juni des Jahres 1526
nahm er in Kopenhagen öffentlich das heilige Abendmahl in beiderlei Ge-
stalt. Doch größere Verdienste um die Verbreitung der lutherischen Lehre
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Maria Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Johann_Holm Johann Friedrich_I. Friedrich_I. Christian_Iii Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Heide Maria Gottes Gottes Kopenhagen
Lu. Luther auf dem Reichstage zu Worms.
Nicht lange darnach hielt der Kaiser Karl V. einen Reichstag in der
Stadt Worms. Der war sehr groß und glanzend; beinahe alle deutschen
Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte erschien ein Ab-
gesandter vom Pabste, der sprach: „Sehet ihr nicht, wie großes Unheil der
Mönch von Wittenberg durch seine Irrlehren anstiftet? Wohlan, laßt
seine Bücher verbrennen und übergebt den gebannten Ketzer den Händen des
Pabstes, auf daß er seine Strafe empfange!" Allein die Fürsten ant-
worteten : „Es ziemt sich in deutschen Landen nicht, daß jemand ungehört
verdammt werde." Und so dachte auch der Kaiser. Man beschloß daher,
den Doctor Luther nach Worms zu entbieten, daß er sich vor Kaiser und
Reich verantworte. Und Kaiser Karl schickte einen Herold mit einem Ge-
leitsbriefe nach Wittenberg, um ihn herüber zu holen.
Getrosten Muthes trat Luther die Reise in Gottes Namen an. „Es
ist nicht zu zweifeln, daß ich von Gott berufen werde", sprach er zu seinen
besorgten Freunden. Er fuhr in einem offenen Wagen, den ihm der Rath
von Wittenberg geschenkt hatte. In allen Orten, durch die er kam, lief
das Volk zusammen, den kühnen Mönch zu sehen, der gewagt hatte, es mit
dem allgewaltigen Pabste aufzunehmen. Als er sich der Stadt Erfurt
nabelte, kam ihm ein langer Zug Menschen zwei Meilen weit zu Pferde und
zu Fuß entgegen, und in der Stadt konnte der Wagen vor allem Gedränge
kaum aus der Stelle. In Eisenach wurde er krank; doch noch ehe er sich
ganz erholt hatte, reiste er weiter. „Herr Doctor, ziehet nicht fort," .riefen
ihm die Leute zu ; „man wird euch in Worms gewiß flugs zu Pulver bren-
nen." Aber er antwortete herzhaft: „Wenn sie gleich ein Feuer machten
zwischen Wittenberg und Worms bis an den Himmel hinan, so will ich doch,
weil ich gefordert bin, im Namen des Herrn erscheinen, Christum bekennen
und denselben walten lassen." Als er endlich nahe bei Worms war, kam
ihm ein Bote von einem Freunde entgegen, der ihn warnte: „Gehe nicht
in die Stadt; dort stehet es sehr übel." Luther aber sprach : „Und sollten
zu Worms soviel Teufel sein, als Ziegel auf den Dächern, doch wollt' ich
hinein." Unter gewaltigem Zulaufe des Volkes zog er dann in die Stadt;
eine Menge von Reitern, die ihn eingeholt hatten, begleiteten seinen Wagen,
und mehr denn 2000 Menschen drängten ihm nach bis in die Herberge.
Dort wurde er von vielen Grafen, Rittern und Herren bis spät in die
Nacht besucht und angesprochen. Es kam auch der junge Landgrafphilipp
von Hessen zu ihm, gab ihm die Hand und sagte: „Habt ihr Recht, Herr
Doctor, so helfe euch Gott!"
Am folgenden Tage, 17. April 1521, ward er vor die Reicbsver-
sammlung beschiedcn. Als er durch den Vorhof kam, wo mehrere Ritter
standen, klopfte ihm ein alter berühmter Kriegsheld treuherzig auf die
Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehest jetzt einen Gang,
dergleichen ich und mancher Oberster auch in der allerschwersten Schlacht
nicht getban haben. Bist du auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß,
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Gott
259
ganzen christlichen Welt standen sic, mir emem großen Geber un Herzen, ihre
Rechtfertigung darstellend in ihrem Bekenntniß, in vollkommenster Einigkeit
mit allen wahrhaft gläubigen und christlichen Gemüthern in der ganzen Welt
und auf einer Höhe, von wo sie mit göttlicher Zuversicht auf viele Jahr-
hunderte hinsehen konnten.
22. Luthers Tod.
Im Januar 1546 reifte Luther mir drei Söhnen nach Eisleben.
Dahin hatten ihn die Grafen von Mansfeld gerufen, um Streitigkeiten zu
schlichten, die zwischen ihnen entstanden waren. Unterwegs war er schon
sehr schwach; doch predigte er noch viermal in Eislcben, war auch über
Tische recht gesprächig und schrieb an seine Frau nach Wittenberg tröstliche
Briefe voll Glaubens. Am 17. Februar ward er aber recht krank, so daß
er auf seiner Stube bleiben mußte. Er betete viel und sprach zu seinen
Freunden: „Ich bin hier zu Eisleben geboren; wie, wenn ich hier sterben
sollte ?" Nach dem Abendessen ward cs schlimmer mit ihm. Um 10 Uhr
legre er sich zu Bett. Darauf reichte er seinen Söhnen und Freunden die
Hand und sprach: „Betet zu unserm Herrn Gott für sein Evangelium,
daß es ihm wohlgehe; denn der leidige Pabst zürnet hart mit ihm."
Schwer athmend schlief er ein; aber um 1 Uhr erwachte er wieder, von
Brustbeklemmungen gequält. Nun kamen Aerzte. Auch der Graf Albrecht
von Mansfeld und dessen Gemahlin erschienen und brachten stärkende
Tropfen. Doch die Brustbeklemmungen wurden immer heftiger. Seine
Freunde meinten, weil er schwitze, werde Gott Gnade zu seiner Besserung
geben ; er aber antwortete: „Es ist kalter Todesschweiß. Ich werde meinen
Geist aufgeben, denn die Krankheit mehret sich." Dann betete er: „O mein
himmlischer Vater, Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi, du Gott
alles Trostes, ich danke dir, daß du mir deinen lieben Sohn Jesum Christum
offenbaret hast, an den ich glaube, den ich gepredigt und bekannt habe, den
ich geliebet und gelobet habe, welchen der leidige Pabst und alle Gottlosen
schänden, verfolgen und lästern. Ich bitte dich, mein Herr Jesu Christe,
laß dir meine Seele befohlen sein. O himmlischer Vater, ob ich schon
diesen Leib lassen und aus diesem Leben hinweggerissen werden muß, so
weiß ich doch gewiss, daß ich bei dir ewig bleiben werde und aus deinen
Händen mich niemand reißen kann." Weiter sprach er: „Also hat Gott
die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, aus daß alle, die
an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Wir haben einen Gott detz Heils und einen Herrn Herrn, der mitten aus
dem Tode uns führet." Dann betete er dreimal: „Vater, in deine Hände
befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöset, du getreuer Gott." Nun
ward er still, und ob man ihn gleich rüttelte, schlug er kein Auge auf. Da
rief ihm vr. Jonas zu: „Ehrwürdiger Vater, wollt ihr auf die Lehre
Jesu, wie ihr sie gepredigt habt, auch sterben?" Er antwortete mit einem
deutlichen Ja, legte sich auf die rechte Seite und starb so sanft und ruhig,
17 *
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Extrahierte Personennamen: Albrecht
von_Mansfeld Albrecht Jesu_Christi Jesum_Christum Jesu_Christe Jonas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— Ho —
getreuen Untertanen nicht in den Lall zu setzerr, bei Unserer etwaigen Gefangennahme Unsere Freiheit mit zu drückenden Kosten zu ersaufen . . _ Würzburg, 30 August \800. Georg Karl."
Diesmal begab sich der Fürstbischof nach Meiningen. Die Ordnung des Reisezuges teilt uns ein gleichzeitiges Schriftstück mit:
V Chaise: 6 Eeibpferbe (6 Happen) { Sürst, Gesandter 0°,, Schlick,
| von Fechenbach, oon Speth.
(Herr von Ittofell, Bofmar^ schall von Reigersberg, 6of-kaplan Leibes.
Z. Chaise: 2 Postpferde .... — Bediente.
| Zerrn Gesandten von Schlick, Chaije: . J Beichtvater, \ Kammer-
diener.
5. Chaise: , Postpferde . . . , / 2geheimeko„zlisten, ,Kam-
\ merötener, \ Kammerlarei.
6. Chaise: 4 Tier.......................— \ Küchenmeister, 3 Koch.
7. Lhoise: 2 Postpferd (neue Kalesche) j ' «‘unt-fchenf , Kammer-
| laset, \ btlberdtener.
8. Chaise: Küchenfalesche mit * Tieren i ' Küchenschreiber, 2 pfört-
9. Chaise: £ine „tourst" mit » Geren | '
^o. Chaise: Kanzleiwagen mith Tieren— \ Kanzleidiener.
2 Silberwagen mit H Tieren, \ Küchenwagen, \ Kellerwagen, \ Wagen für die Koffer, \ Ipageti für die Gardistenbagage.
9. Der Landsturm im Spessart (1799—1800).
Der kurmainzische Kanzler Frhr. v. Albini leitete bei der abermaligen Annäherung der Franzosen gegen das Mainzer Land mit großem (Eifer und seltener Ausdauer die Ausstellung des Landsturmes. Der Landsturm sollte keine regellose Freischar, sondern eine Mannschaft sein, welche nach militärischen Gesetzen einem verantwortlichen Führer, dem Amtsvogt, zu gehorchen, erkennbare Abzeicken zu tragen und bei allen Unternehmungen die allgemeinen Kriegsregeln zu beobachten hatte. Das erste Aufgebot umfaßte meist ledige Leute, das zweite verheiratete und mehr als 50 Jahre alte Männer. Da das Mainzer Crzftift noch die uralte Zenteinteilung, hatte, wurden hiernach Zentkompagnien zu je 300 Mann gebildet. Die Bewaffnung bestand anfänglich oft aus Sensen und Heugabeln, später
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: August Georg_Karl. Fechenbach Speth Chaije Koch
92
Frage 176, 177.
Nation von des christlichen Standes Besserung (Forderungen im Sinne der ,,Gravamina der deutschen Nation“, betreffend die Geldzahlungen nach Rom, und in Bezug auf die Oberherrlichkeit des Papstes über die weltlichen Fürsten).
Ij6. Warum mußte Karl V. ein Gegner der Reformation werden?
Karl V. mußte ein Gegner der Reformation werden durch seine persönliche Entwicklung und durch seine politische Stellung.
Geboren zu Gent 1500 wurde er streng kirchlich erzogen und blieb dies sein Leben lang, wenn er auch eine „katholische Reformation“, d. h. Abstellung kirchlicher Mißbräuche ohne Berührung der Kirchenlehre erstrebte. Sein Charakter war bedächtig, diplomatisch, verschlossen. Dem deutschen Wesen blieb er fremd (konnte nicht Deutsch), neigte sich eher dem spanischen zu. — Als Herr von Spanien, den Niederlanden, einem großen Teil von Italien und von Deutschland nahm er den mittelalterlichen Gedanken eines Universalreichs wieder auf. Dessen Bedingung aber war die Glaubenseinheit.
iyy. a) ln welchem Zusammenhang stehen der Ritter auf-stand Sickingens, der Bauernkrieg und die Wiedertäuferbewegung mit der Reformation?
b) Wie stellte sich Luther zu diesen Bewegungen?
c) Welches war ihr Ausgang?
a) Der Ritteraufstand Sickingens (1522—23) und der Bauernkrieg (1524—25) sind zwar aus sozialen Gründen hervorgegangen (Einengung des Ritterstandes durch den Kapitalismus der Städte und die wachsende Fürstenmacht. Bedrückung der Bauern durch wachsende Frohnden und Zinsen, Verkleinerung der Hufe bei Aufhören der Kolonisation, Auswucherung, soziale Herabdrückung durch das römische Recht), sie fanden aber in der „evangelischen Freiheit“ ein Losungswort. Außerdem hofften die Ritter materielle Verbesserung von der Säkularisierung der geistlichen Güter, die Bauern begründeten auch ihre sozialen Forderungen auf die Bibel.
In noch stärkerem Maße taten dies die Wiedertäufer (Zwickauer Propheten, Karlstadt in Wittenberg, Thomas Münzer in Mühlhausen, Johann Matthys usw. in Münster), sie forderten vor allem die reine Verwirklichung des evangelischen Lebens.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Thomas_Münzer Johann_Matthys Johann
Extrahierte Ortsnamen: Rom Spanien Niederlanden Italien Deutschland Karlstadt Wittenberg Mühlhausen
Einmischung
Frankreichs.
Charakter des Krieges: nicht mehr^, Religion^ krieg.
18 Vii. Der Dreißigjährige Krieg.
treue und daher behielt der Friebe den Charakter eiues Souber-friebeus.
§ 77.
Der Schwedisch-französische Krieg 1636—1648.
1. Die sowohl vou dem Kaiser als auch vou anbereu Fürsteu au den Prager Separatfrieden geknüpfte Hoffnung, er werbe die Einleitung zu einem allgemeinen Friebensznstanb bilben, ging nicht in Erfüllung. Vielmehr entbrannte bald darauf der Kampf mit neuer Heftigkeit; er zog sich sogar noch 12 lange Jahre hin und nahm bet der immer größer werbenben Versilberung der Truppen eine so grauenhafte Gestalt an, daß die letzte Periobe des 30 jährigen Krieges zu den trübsten und unheilvollsten Zeiten gehört, welche das beutfche Volk zu erleben hatte. Die Verantwortung, die Kriegsflamme von neuem angefacht und fortwährenb genährt zu haben, hat Frankreich zu tragen, befseit leitender Minister Richelieu danach strebte, die Macht Habsbnrgs zu schwachen und Frankreichs Grenzen bis an den Rhein auszudehnen. Frankreich ermunterte Schweden zur Fortsetzung der Feindseligkeiten, ermöglichte dem hochstrebenben Bern har b von Weimar durch finanzielle Unterstützung die Werbung neuer Truppen und brachte selbst ein Heer auf, das unter Zuxeinte und Goitbe in Deutschland einfiel und namentlich im Süden große Verheerungen anrichtete.
Durch die Beteiligung Frankreichs erhielt der Krieg ein anderes Gepräge. Bisher hatte es sich um den Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus gehandelt; dem unversöhnlichen Haß beiber Religionsparteien waren die ersten blutigen Scenen in Böhmen entsprungen und die ernste Gesährbung des Protestantismus durch das Restitutionsedikt war einer der Grünbe gewesen, welche Gustav Aböls zur Einmischung bestimmt hatten. Jetzt aber trat das religiöse Moment in den Hintergrund. Keine der fremden Möchte dachte mehr an Verteidigung kirchlicher Interessen; jeder war es nur um Eroberung zu tun. Der Krieg artete aus zu einem Kampf Fremder gegen Fremde; denn außer Schweden und Franzofen tauchten Wallonen, Kroaten, Ungarn, Spanier zc. als Streitende auf. Das unglückliche Deutschland bot nur den blutgetränkten Schauplatz dar, auf welchem die Leidenschaften und Roheiten der verwilderten Massen zur Entfaltung kanten. Die geworbene Soldateska sah es als ihre Hauptaufgabe an, die Vorräte der Bürger und Bauern zu verbrauchen, das Land gänzlich auszusaugen und dem nachziehenden Gegner alle Hilfsquellen zu entziehen. So ward Deutfchland mit seinen einst blühenden Gefilden und volkreichen, wohlhabenden Städten und Dörfern
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Extrahierte Personennamen: Richelieu Gustav_Aböls Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Frankreichs Rhein Frankreich Weimar Deutschland Frankreichs Schweden Ungarn Deutschland Deutfchland