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1. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 73

1878 - Leipzig : Spamer
Lothringer. 73 iit dem Wort „Pers(ch)on" und in den beliebten Frankfurter „Würs(ch)teu". Eigenthümlich ist der Frankfurter Mundart der Nasenlaut in den Endungen an, än und en, sowie die scharfe, fast wie k lautende Aussprache des g im An- fange des Wortes und der Konsonanten p, t, k mit einem Hauchlaut fast wie p'h, t'h, ff). In der Pfalz ist die fränkische Mundart mit vielen Resten der alemannischen vermischt. Die Kölnische Mundart steht bereits der nieder- deutschen näher und hat manche Ausdrücke aus dem Flämischen und Hollän- dischen aufgenommen; sie wird auf eine weiche, schalkhaft gemächliche und etwas gezogene, singende Weise gesprochen, welche den Kölner, auch wenn er hochdeutsch spricht, bald kenntlich macht. Trachten aus Hessen-Darmstadt. In der Pfälzer Mundart hat Franz von Kobell — obgleich selbst kein geborener Pfälzer, fondern ein Bayer (geb. zu München 1803), — die an- muthigsten Lieder gedichtet. Wir wählen darunter: 's Lob vuu Binge. Die herrlichschst' Gegend am ganze Rhei' Deß ist die Gegend vnn Binge, Es wachst der allerbeschte Wei', Der Scharlach wachst bei Binge. Die gschickt'schte Schifflent, die mer find't, Deß sin die Schiffer vnn Binge, Un ficht mer in Meenz e' hübsches Kind, Wo is es her? — Vnn Binge!

2. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 213

1878 - Leipzig : Spamer
Die Jachenau und das Jsarthal bei Länggries. 213 gebraten, dann in einem Korbe wieder zusammengestellt, an den Hörnern vergoldet und am Kopfe mit einem Kranze von Buchs und buntfarbigen Bändern geschmückt, ganz wie die Opfer des germanischen Heidenthums. So trug ihn der älteste Sohn oder der Oberknecht des Hauses zur Kirche, wo er vom Geistlichen eingeweiht wurde, und von da hinüber ins Wirthshaus, wo der Wirth ihn mit dem Beile theilte und die Stücke an die Hirten der sechs- unddreißig Höfe vertheilte, während der Rest den Söldnern verblieb. Auch hier haben die Formen der christlichen Kirche zur Bewahrung der Erinnerung an deu altgermanischen Gottesdienst dienen müssen. Das Jachenthal führt hinab in dasjenige der Isar und nach Läng- gries, einem stattlichen Dorfe, hin- ter welchem Schloß Hohenburg mit zahllosen blinkenden Fenstern stolz aus grünen Parkanlagen her- vorschaut. Die Länggrieser sind weniger sauft und vielleicht auch weniger tugendhaft als ihre Nach- barn in der Jachenau, dabei derber, ja bisweilen herkulisch gebaut. Auf ihren Flößen die Isar und Donan bis Wien hinabschwimmend, machen sie sich durch ihre mächtigen Gestalten in den Straßen der österreichischen Kaiserstadt noch mehr auffällig als iu denen von München, und ehe noch die Eisenschienen beide Städte ver- banden, sah man die eisenfesten Männer oft den weiten Weg von Wien nach ihrer Heimat zu Fnße zu- rücklegen, die volle Geldkatze um die Hüften geschnallt und die scharfe Axt sammt einem mächtigen Bündel Taue über die Schulter geworfen. Im Uebrigen verstehen sich die Länggrieser nicht minder gut auf die Führung der Büchse als aus das Steuern des Flosses, und die alte böse Sitte des „Haberfeldtreibens", auf die wir später zurückkommen werden, hat sich nirgend länger erhalten als im Jsarthale bei Länggries, wo sie noch im Jahre 1867 geübt ward. Tegernsee und Schlicrsee; das Sankt-Lconhardsfest. Zn den lieb- lichsten Idyllen der Bayerischen Berge gehört der Tegernsee, obgleich er nach seiner Ausdehnung — l1/^ Stunden Länge und V2 Stuude Breite — und seinem Flächeninhalt — 0,193 Quadratmeter — hinter den anderen Seen des Bayerischen Hochlandes zurücksteht. Die Aumuth seiner Ufer hat diese seit lange zum Liebliugsaufeuhalt für Viele, die in den Bergen Ruhe und Er- holung suchen, insbesondere zu einer Sommerfrische für die Münchener gemacht. Es ist wahr, — die Natur ist hier nicht so ernst und wild, wie am Kochel- und Jachenauer.

3. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 217

1878 - Leipzig : Spamer
Tegernsee und Schliersee; das Sankt-Leonhardsfest. 217 Vom Schlosse zieht sich das gleichnamige Dorf mit freundlichen Landhäu- sern und wohlgepflegten Blumengärten und mit seiner heiteren, lebensfrohen Bevölkerung in nördlicher Richtung am Ufer des Sees hin. Der Pfarrsprengel dehnt sich um deu ganzen See. Da ist es denn ein lieblicher Anblick, wenn an Sonn- und Feiertagen nach beendigtem Gottesdienst in der Schloßkirche zu Tegernsee die Landleute — Männer und Frauen, Burscheu und Dirnen — in ihren schmücken Trachten, das Gebetbuch in der Hand, die zur Heimfahrt am Ufer bereit liegenden Kähne besteigen. Wenige Minuten später ist der ganze See von schlanken Nachen belebt, die sich in den verschiedensten Richtungen kreuzen. Unter fröhlichem Zuruf der darin Sitzenden gleiten die schwerbeladenen Nachen an einander vorüber. Die langen Ruder greifen mächtig aus, deun da- heim wartet das Mittagsmahl und während des Betens ist der Appetit gekommen. Südlich von Tegernsee führt der Weg durch das immer enger werdende Weißachthal, zu dessen Seiten rechts Ringspitz, Hirschberg, Hoch- blatten und Hopssteiu, links der Wallberg, Risserkogl und Grün- berg sich erheben, nach dem Wildbade Kreut, welches König Max Josef neu einrichten ließ. Der Marmorbruch zur Rechten der Straße nach Kreut lieferte manchen Block, manche Säule uach Tegernsee, München und selbst nach Wien. Wir wenden uns von Tegernsee ostwärts über die Gindelalphöhe nach Westenhofen zum Schliersee. Der Schliersee prangt weniger mit kunstvollen Useranlagen und Land- Häusern, als sein Nachbar, der Tegernsee, ist aber dessenungeachtet anmnthig und freuudlich. Seine landschaftlichen Reize wurden erst in den zwanziger Jahren von Münchener Malern entdeckt, übten aber seitdem alljährlich ihre Anziehungskraft auf die Münchener aus, die auch hier ihre Sommer- frifchen suchten. Am östlichen Ufer des Sees erheben sich auf hohem Felsen- vorsprnng die Trümmer von Hohen-Waldeck, des alten Stammsitzes „Derer von Waldeck", und an seinem nördlichen Gestade liegt das Dorf mit stattlicher Kirche und hohem Spitzthurm. Der Name der austeinem Hügel dicht daneben unter Bäumen halb versteckt gelegenen „Weinberg-Kapelle" erinnert an das Kloster, das ehemals hier gestanden, und an den von seinen Mönchen ge- Pflegten Wem. Uus gelüstet nicht nach dem Wein vom Schliersee, aber wir freuen uns des lieblichen Blickes über seine wellige Fläche, seine belebten waldigen Ufer und auf die im Süden ihn umragenden Berge, unter denen die Brecher- spitz, die Rothwand und der Jägerkamp sich am höchsten erheben. Verweilen wir noch am letzten Sonntag des Juli am Schliersee, so bietet sich uns Gelegenheit, uns der berühmten Le onhards fahrt nach Fisch Hausen am südlichen User des Sees anzuschließen. Im östlichen Vorgrund des Dorfes steht eine hübsche Kapelle, das weite Thal beherrschend, dessen malerischen Hintergrund der mächtige Hagenberg und die kühn ansteigende Brecherspitz bilden. Das Kirchlein ist dem heiligen Leonhard geweiht, und zu ihm geht die große Wallfahrt, aber nicht zu Fuße, sondern zu Wagen und zu Rosse, denn die Thiere sollen mit erscheinen bei dem Feste ihres Schutzheiligen. Kühe und Rinder sind droben auf der Alpe, aber das Pferd, der stolze Hausgenosse des Menschen, schreitet mit im festlichen Zuge. Vom frühen Morgen an rasseln

4. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 261

1878 - Leipzig : Spamer
Fische und Fischfang in den bayerischen Gewässern. 261 Von der Familie der Lachse bewohnt die beliebte Lachsforelle (Fario Marsilii), die ein Gewicht von 15 bis 20 Kg. erreicht, den Würm-, Walchen-, Tegern-, Chiem- und Königssee, auch den Kochel-, Staffel- und Riegsee, und neben ihr findet sich fast überall der Hnchen (Salmo liucho). Der vielgerühmte Salbling (Salmo salvelinus) findet sich nur in den eigentlichen Gebirgsseen und wiegt von 74 bis 5 Kg. Um Berchtesgaden wird der geräucherte Salb- ling, „Schwarzreiter" genannt, von fremden Gastronomen sehr geschätzt. Im Würm-, Ammer-, Staffel-, Kochel-, Walchen-, Eib-, Tegern- und Chiemsee lebt der schmackhafte Renken (Coregonus Wartmanni), und im Würmsee wird der Sandfelchen (Coregonus fera) „Bodenrenke" genannt, weil er in der Tiefe von einigen Klaftern auf dem Grunde laicht. Beide erreichen meist nur ein Gewicht von % Hechte und Welse finden sich in allen Hochlands- seen, und erreicht der Wels Waller (Lilurus glanis) nicht selten die Länge eines erwachsenen Mannes. Fast auf allen Seen gelten bestimmte Vorschriften für den Fischfang, am ausgedehntesten für den Würmsee. Man bedient sich dazu vorwiegend großer Netze, aber auch der Reußen und Legangeln, letzterer namentlich für größere Raubfische. Auf dem Würmsee sieht man außerdem noch „Fischbaizen" und „Hechtenstangen". Die ersteren sind Bäume, welche man mit allen Aesten an Stellen, wo der See einen lehmigen Grund hat, so in denselben befestigt, daß nur der Gipfel über dem Wasserspiegel sichtbar ist. Unter diesen Bäumen nun lieben es die Fische, sich zu versammeln, und werden dort ohne große Mühe gefangen. Die „Hechtenstangen" zählen zu deu ältesten Vorrichtungen beim Fischfang. An einer auf dem Wasser schwimmenden, ziemlich starken Stange wird eine zu einem leichten Knäuel aufgewickelte Schuur festgebunden, die unten in einer leicht auszulösenden Schleife endet. Die Schleife ist mit einer oder mehreren großen Angeln versehen, an denen die Köder befestigt find und die ziemlich weit unter das Wasser hinabreichen. Hat sich ein Hecht gefangen und fühlt er die Wunde, so schießt er mit rasender Geschwindigkeit in die Tiefe hinab, wohin ihm der Faden willig folgt. An den Bewegungen der Stange erkennt man die letzten Lebensregungen des Gefangenen, der demnächst langsam nach dem Kahn emporgezogen wird. Zuweilen werden auch zwei Stangen durch eiue Schnur mit einander verbanden, von der die Angeln hinabhängen. Das gewöhnliche Fahrzeug des Fischers ist der sogenannte „Einbanm". Wie das Kauoe der Indianer aus einem ausgehöhlten Baumstamme gebildet, weist der Einbaum auf eine uralte Kulturstufe zurück. Der Baum, der das Holz dazu liefert, ist ausschließlich die Eiche. Alle Einbäume haben das gleiche Maß, 6vz bis 7 m. in der Länge und etwa 1% m. in der Breite. Vorn etwas aufgebogen und in eine stumpfe Spitze auslaufend, sind sie am hinteren Ende rechtwinklig abgeschnitten. Trotz ihrer ziemlich starken Wände sind sie sehr leicht und können durch eine einzige Person gelenkt werden. Der Schiffer fitzt ent- weder dem Ziele abgekehrt und führt dann zwei Ruder, die er an sich zieht, oder er bewegt, am hinteren Ende des Schiffes und dem Ziele zugewandt sitzend, den Kahn mittels eines Ruders fort. Aus den Flüssen und Seen der Bayerischen Alpen ist die erstbezeichnete Ruderweise die fast allein übliche.

5. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 262

1878 - Leipzig : Spamer
Tie Natur des Alpenvorlands. während wir der zweiten auf den Seen der Salzburger Alpen allgemein be- gegueu. Hier steht auch der Schiffer zuweilen im Hintertheil des Kahns und stößt denselben mit zwei Rudern vor sich hin, wie die Gondoliere Venedigs. In einzelnen Fällen zieht auch wol Einer das Ruder, während ein Anderer steuert. Da der Boden der Einbänme ganz flach ist, so schlagen sie leicht um und dürfen daher nicht überladen werden, wie dies bei Lustfahrten wol vor- kommt. Sechs Personen sind genng. Seit die Zahl der städtischen Gäste an den Ufern der Hochlandsseen sich vermehrt hat, bant man indessen auch Köhlte, welche zehn und mehr Personen ohne Gefahr auszunehmen im Stande sind. Segelbooten begegnen wir nur aus dem Starnberger See. Auch diese sind das Eigenthum von Städtern, welche die Sommermonate am See zu- bringen. Die meisteu sind in Hamburg gebaut.. Wir wenden uns in den nachfolgenden Bildern zu den Gestaden der beiden bedeutendsten Seen im Vorlande der Bayerischen Alpen, des Ammersees und des Starnberger oder Würmsees. Der Ammersee.

6. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 74

1878 - Leipzig : Spamer
74 Sprache, Stämme und Mundarten. Ke Loch is nf der ganze' Welt So berühmt wie deß vun Binge, Ke Thorn so keck ins Wasser g'stellt, Wie der im Rhei' bei Binge. Die Maus' dum Bischof Hatto, sich! Sin g'schwnmme bis noch Binge; Ke G'schicht war je so serchterlich, Wie selli dort bei Binge. Un die heilig Hildegard, die war Halt ach drheem in Binge Und war Aebtissin dort sogar, Deß Alles war in Binge. Es is e' Wahn Herrlichkeit Deß liebe kleene Binge, Mei' Vater un Mutter un' all' mei' Leui', Ja, mir sin all vun Binge! Wir haben bereits die Mainlinie überschritten, welche vor Kurzem noch als die politische Grenze zwischen Nord- und Süddeutschland angesehen wurde; aber so wie ein Stamm an beiden Usern des Flnsses wohnt, so ist es auch ein Volk von den Alpen bis zum Belt. Im Donaugebiet zwischen Lech und Leitha bis zu den Alpen treffen wir den kernhaften Stamm der Bayern oder Bojnvaren, handfest und muskel- stark, warmblütig und gntmüthig. Ein alter Geograph, Franck, nennt sie „ein gut Römisch, andächtig Volk, das gern wallet und eher zu Nacht in die Kirche ginge, als dranßen bliebe", — aber er fügt hinzu, daß sie „nit seer ein höflich volck, sondern grober sitten und sprach" seien. Mit Letzterem meint er wol ins- besondere die Hochlandsbayern, die Nachkommen der alten Heruler und Rugier, die einst den Römern das Gesetz diktirten. Im bayrischen Hochlande ist das Reich des frohen, ungebundenen Treibens, der zügellosen Lust des Alpeulebens. Hier ist der klassische Boden für alle die Erzählungen und Sagen, welche das Volksthnm in den Bergen in unzählbaren Variationen behandeln, mit seinen Licht- und Schattenseiten. Die natnrsrische Kehle, welche den Jauchzer hinansschmettert in die weite Alpenwelt, am traulichen Herdfeuer Schnadahüpfl erklingen läßt, weiß sicherlich auch den verhaßten Nebenbuhler, den Angehörigen einer Familien- oder Dorfsippe, mit welcher von Eltern und Großeltern ver- erbte Feindschaft besteht, mit einem Trntzliedchen zu begrüßen, das Blut fordert; — die Hand, welche gewandt der Zither ihre hellen Töne entlockt, führt auch den Schlagring mit furchtbarer Wucht; der stattliche blauäugige Bursche, welcher mit Alpenkraxe oder Holzaxt dem Touristen begegnet und dessen Blicke mit freudigem Wohlgefallen auf sich lenkt, hat wol irgendwo in der Nähe die Büchse versteckt, und trifft ihn einmal aus verborgenem Pfade der Jäger, dann mag's wol des Einen oder des Anderen Leben gelten. Die Bayern haben sich mit Frakturschrist in die deutsche Geschichte eingeschrieben. Bayern ist nicht das Land für Philosophen und Träumer, wol aber für gewaltige Volkshelden, wie der fromme Schweppermann, der tapfere Reiterdegen

7. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 203

1878 - Leipzig : Spamer
Der Kochel- und der Walchensee mit dem Herzogstande. 203 Seen der Paßhöhe gegen den Ferchenbach, an den dröhnenden Thalklammen der Partenach vorüber ins Hintere Rainthal, wo der Wetterschrofen als stahl- blanker Kegel, das Platt mit seinen Felsen und Krummholzgürteln, der Schneefernerkopf mit seinem Eistalare vor ihm auftauchen. Steile Bergpfade leiten ihn vom Abschlüsse des Partenachthales hinauf zu den Steinhügeln des Platt und durch die Scharte „Am Gatterl" nach dem Tiroler Dorf Ehrwald hinunter oder an den Fuß der Brunnthalköpfe zur Knorrhütte, welche ein Alpenfreund den Befteigern der Zugspitze zum Obdache hier erbaute und welche durch die Sektion München des Deutscheu Alpenvereins kürzlich re- staurirt und zu einem mit allen Bequemlichkeiten ausgestatteten Aufenthalt ein- gerichtet wnrde. Durch die Schuttwüste des Weißthals, über deu Gletscher mit seinen gedehnten Firnterrassen, über die Geröllhänge und durch die steile Rinne des „Kamin" geht es empor zum Grat, der jäh abstürzend den Ausblick ins flache Land, über die Ammergauer und Planseer Vorgebirge er- öffnet und an dessen Fuße im duftigen Blau der Eibsee schillert. Nirgends kommt die gewaltige Masse des Wetterstein vollständiger zur Geltung als an den Ufern dieses tiefen und klaren See's, wo die zerklüfteten Schrofen des Waxenstein, die Riffel- und Zugwände den Rahmen des Land- schastbildes abgeben, auf ihrem Scheitel Zinne an Zinne, Gipfel an Gipfel sich drängt, aus ihreu Schluchten die Geröllströme sich hervorgießen und tiefe Buchten ins dunkle Grün der Wald- und Krummholzzone schneiden. Wer die ganze wundersame Schönheit des Anblicks genießen will, der lasse sich am Spätabende von den lustigen Fischermädchen auf eine der kleinen Inseln, die als abgerundete Knppen aus dem Wasserspiegel emportauchen, etwa auf die Ludwigsinsel, hinüberrudern, wenn die riesigen Kalkwände von der Sonne purpurroth erleuchtet werden und ihre Gluttöne sammt dem Schwarz der Wälder sich im See wiederspiegeln. Eine arme Fischerfamilie hat ihre mehr malerische als reinliche Hütte am östlichen User des See's, und ihre Mitglieder sind dessen einzige Anwohner. Der See ist ihr Eigenthum; sie brachten ihn im Jahre 1803 für einhundert Gulden vom Staate käuflich an sich. Zwischen den Steintrümmern am Ufer suchen magere Ziegen ihr karges Futter. Nahen Fremde, so kommen halbnackte Kinder aus der Hütte und bieten Alpenrosen zum Kauf an oder schießen ein Pistol ab, um durch dessen Krachen das sieben- fache Echo an der nahen Wand der Thörlen zu wecken, das wie lange fort- rollender Donner in den Schluchten des Zugspitz-Labyrinthes verhallt. Der Kochel- und der Walchensee mit dem Hcrzogstande. Zwei Wege führen von Partenkirchen nach dem Flachlande; der eine durch das Loi- sachthal, welches bei Eschenlohe, vier Stunden thalabwärts, sich verengt und dann auf das öde Murnauer Moos und in die Hügelgegend des Alpenvor- landes sich öffnet, — der andere über dashochplateau amsüdostfuße deresteru- berge in das Jsarthal und weiterhin nach dem Kochel- und Walchensee. Der Kochelsee, welcher in einer Höhe von 596 in. über dem Meere liegt, etwa eine halbe Stunde breit, in seiner größten Länge über eine Stunde lang ist und 80 m. in der Tiefe mißt, gewährt das Bild eines stillen, tiefen Bergsees. Ansehnliche Bergwände baueu sich au seinem Südufer auf, während

8. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 301

1878 - Leipzig : Spamer
Bayern während der ersten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges. 301 Drückend empfand Kaiser Ferdinand Ii. (1619—1637) seine Abhängig- keit von dem Bayerfürsten und der Liga, und es war ihm hochwillkommen, als er in Albrecht von Wallenstein den Mann fand, der ans eigene Hand ein Heer für ihn warb, ihn von jenen Fesseln befreite und in kurzer Zeit ganz Nord- dentschland unter seine Herrschaft zurückführte. Kurfürst Max wurde mit deu seinem Vetter entrissenen Ländern, der Oberpfalz und dem rechtsrheinischen Theil der Unterpfalz, für die Kosten und Opfer des böhmischen Krieges ent- schädigt (März 1628) und gab dafür an Ferdinand dessen verpfändete Erb- länder heraus. Durch das Auftreten und die glänzenden Erfolge Wallenstein's, welcher deutsche Fürsten — wie die Herzoge von Mecklenburg — aus eigener Macht- Vollkommenheit absetzte und an der Spitze eines ihm blind ergebenen, nnbesieg- lichen Heeres sich in kurzer Zeit zu einer Machtstellung emporgeschwungen hatte, welche diejenige der Neichssürsten überragte, sah Maximilian seine alten Ver- dienste in den Schatten gedrängt und seiuen Einfluß im Reiche geschädigt. Mit Groll und Unwillen blickte er auf den gefährlichen Nebenbuhler, welcher selbst geäußert hatte, mau solle doch den deutschen Fürsten das Gasthütel herunter- ziehen, man brauche keine mehr; wie es in Frankreich und Spanien nur einen König gebe, solle anch in Deutschland nur ein Kaiser gebieten; insbesondere die Kurfürsten müsse der Kaiser inorss lehren Und ihnen zeigen, daß nicht er von ihnen abhänge, sondern die Kurfürsten vom Kaiser. Auf dem Fürstentage zu Regensburg (Juui 1630) liefen von allen Seiten Klagen und Beschwerden über Wallenstein ein, und Maximilian von Bayern forderte im Namen der Fürsten mit Nachdruck die „Abfetzuug des Diktators von Deutschland", der „an aller Trübsal, an allen Schanden und Lastern, au allen greulichen und unerhörten Kriegsbedrückungen" schuld sei. Dem Drängen der Fürsten nachgebend, sprach der Kaiser in verhängnißvoller Stunde die Absetzung Wallenstein's ans. Hätte Maximilian geahnt, wie dringend er selbst bald der Hülfe Wallenstein's gegen einen neuen Feind be- dürfen würde, er würde auf dem Fürstentage zu Regensburg solche Sprache uicht geführt haben; denn zu derselben Zeit, als Kaiser Ferdinand seine mächtigste Stütze dem Neide der Gegner opferte und als das berüchtigte „Restitntions- edikt" soeben einen neueu Brand in ganz Deutschland entzündete, setzte bereits der Mann den Fuß auf deutschen Boden, welcher dem Kriege eine ganz andere Wendung geben sollte. Am 24. Juni 1630 landete Gustav Adols, Köuig vou Schweden, mit Heeresmacht an den Küsten Pommerns, um seinen bedrängten Glaubens- genossen gegen den Kaiser beizustehen, mit dem er ohnehin noch ältere Streitig- feiten auszugleichen hatte. Er öffnete sich den Weg durch die Städte und Läuder der unschlüssigen protestantischen Fürsten Pommerns, Brandenburgs und Sachsens, zwang dieselben zum Bündnisse, drang bis in das mittlere Deutschland vor und schlug die Heerscharen der Liga unter dem bis dahin uu- besiegten Tilly auf dem Breiten Felde bei Leipzig (7. Sept. 1631) auf's Haupt. Jetzt, da er die Wahl hatte, in das Herz der österreichischen Erbstaaten einzudringen oder die Fürsten der Liga in ihren Ländern zu bekämpfen und so

9. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 319

1878 - Leipzig : Spamer
Bayern während der Napoleonischen Kriege; die Königskrone. 319 Zw ei brücken, standhaft ihre Einwilligung zu dem unwürdigen Länder- Handel. Friedrich aber vereinigte seine deutschen Mitfürsten zu einem Bunde, welcher den Schutz der Freiheit und Sicherheit aller Reichsglieder und die ge- meinsame Abwehr aller Unbill und Kränkungen zum Ziele nahm (1735). Als im Jahre 1793 die Hauptmächte Europa's sich zur Bekämpfung der Französischen Republik verbanden und der deutsche Kaiser Franz Ii. den Reichskrieg an Frankreich erklärte (22. März), stellte auch Bayern seinen An- theil zum Reichsheere. Bekanntlich entsprachen die Waffenerfolge den kühnen Erwartungen der Verbündeten nicht, und der Bund, welcher einen Kreuzzug für Thron und Altar angekündigt hatte, löste sich auf und die einzelnen Staaten kämpften für ihre Sonderinteressen. Nachdem Preußen sich durch den Separat- frieden von Basel (5.April1795) vom Bunde losgesagt, Baden, Württem- berg und der ganze schwäbische Kreis Waffenstillstände geschlossen und das sran- zösifche Hauptheer unter M orean bereits über den Lech bis nahe der Isar vor- gedrungen war, rief Karl Theodor seine Truppen vom Reichsheere zurück und trat iu Unterhandlungen mit dem Feinde, die zum Abschluß des Vertrages von Pfaffenhofen (7. Okt. 1796) führten. Bayern mußte die pfälzischen Lande auf dem linken Rheinufer an Frankreich überlassen und sollte dafür durch Mediatisirung von früher reichsunmittelbaren Gebieten und durch säku- larifirte Kirchengüter in Deutschland entschädigt werden. Auch Oesterreich stimmte ein Jahr später im Frieden zu Campo- formio (17. Okt. 1797) der Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich bei. Auf dem (im Dez. 1797 eröffneten) Kongreß zu Rastatt sollte der Reichsfriede vermittelt und das Entfchädiguugswerk betrieben werden. Ehe indessen ein Resultat erreicht war, standen bereits wieder die Hauptmächte Europa's — dieses Mal jedoch mit Ausnahme Preußens—unter den Waffen gegen Frankreich (1799). Abermals vereinigte Bayern seine Waffen mit den österreichischen, obgleich die bekannt gewordenen, bereits dem Frieden von Camposormio vorausgegangenen geheimen Unterhandlungen Oesterreichs mit Frankreich über die Abtretung bayerischer Gebietstheile an Oesterreich das Mißtrauen Bayerns gegen seinen Bundesgenossen rechtfertigten. Nur kurze Zeit begünstigte das Kriegsglück die Verbündeten. Während Napoleon Bonaparte bei Marengo (14. Juni 1800) Lorbern brach, drang der zweite Feldherr der Französischen Republik, Moreau, abermals in Bayern ein und entschied durch den Sieg bei Hohenlinden, zwischen München und Mühl- dors (2. Dez. 1l00), über deu Erzherzog Johann von Oesterreich den Feldzug in Deutschland. Der unglückliche Friede zu Luneville (9.Febr. 1801), von Oesterreich im Namen des Reichs mit Frankreich abgeschlossen, bestätigte die Abtretung des linken Rheinnsers. Ueberzengt, daß er vom Reiche keinen Schutz, von Oesterreich nur Scha- den zu erwarten habe, trennte der neue Kurfürst Maximilian Josef Ii. (seit 1799) von jetzt an seine und Bayerns Interessen von denjenigen des Reichs und suchte, im engen Anschluß an das mächtige Frankreich, die Sonder- interessen seines Hauses und seines Staates sicher zu stellen. Dem Bündnisse mit Frankreich verdankte er die reiche Entschädigung, welche Bayern durch den
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