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1. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 73

1878 - Leipzig : Spamer
Lothringer. 73 iit dem Wort „Pers(ch)on" und in den beliebten Frankfurter „Würs(ch)teu". Eigenthümlich ist der Frankfurter Mundart der Nasenlaut in den Endungen an, än und en, sowie die scharfe, fast wie k lautende Aussprache des g im An- fange des Wortes und der Konsonanten p, t, k mit einem Hauchlaut fast wie p'h, t'h, ff). In der Pfalz ist die fränkische Mundart mit vielen Resten der alemannischen vermischt. Die Kölnische Mundart steht bereits der nieder- deutschen näher und hat manche Ausdrücke aus dem Flämischen und Hollän- dischen aufgenommen; sie wird auf eine weiche, schalkhaft gemächliche und etwas gezogene, singende Weise gesprochen, welche den Kölner, auch wenn er hochdeutsch spricht, bald kenntlich macht. Trachten aus Hessen-Darmstadt. In der Pfälzer Mundart hat Franz von Kobell — obgleich selbst kein geborener Pfälzer, fondern ein Bayer (geb. zu München 1803), — die an- muthigsten Lieder gedichtet. Wir wählen darunter: 's Lob vuu Binge. Die herrlichschst' Gegend am ganze Rhei' Deß ist die Gegend vnn Binge, Es wachst der allerbeschte Wei', Der Scharlach wachst bei Binge. Die gschickt'schte Schifflent, die mer find't, Deß sin die Schiffer vnn Binge, Un ficht mer in Meenz e' hübsches Kind, Wo is es her? — Vnn Binge!

2. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 211

1878 - Leipzig : Spamer
Partenkirchen und Mittenwalde, die Geigenfabrikation. 211 Die Bewohner von Partenkirchen und Garmisch lebten von 1294 bis 1803 unter dem Krummstabe der Freisinger Bischöfe, welche die ganze Grafschaft Werdenfels käuflich an sich gebracht hatten. Damals hieß die Grafschaft „das goldene Laudl". Aber die Zeiten haben sich geändert und jetzt sind die Parteukirchener und Garmischer mit ihrem Verdienste zumeist auf die Fremden angewiesen, die dort Sommerfrische halten und von dort ihre Ausflüge in das Gebirge antreten oder auch in den Heilquellen des Kainzenbad es, des „Bades der bleichen Jungfrauen", Genesnng von Krankheiten suchen, die unter den Bewohnern der frischen Gebirgsthäler unbekannt sind. Mittenwald. Vom bewaldeten Hügel über der Loisach unterhalb Parteukircheu blickeu die Trümmer der nahen Burg Werdeusels herab, welche uns die Er- innernng an Hexenprozesse und Verbrennuugeu in die Seele rufen. — Auch Mittenwald (Inutriurn) soll bereits den Römern bekannt gewesen sein und war im Mittelalter, wie Partenkirchen, eine belebte Station an der großen Handelsstraße von Italien nach Augsburg, wie die gewölbten Erd- geschoßräume der Häuser, eiust Niederlagen für deu reichen Botzeuer Markt, bekunden. Seitdem die Reisenden auf der Bahn den Inn entlang ziehen, ist das Schellengeklingel der Lastthiere verklungen, Mittenwald still und verödet und erhält sich hauptsächlich durch seine ausgedehnte Fabrikation von mnsika- tischen Instrumenten, unter denen Geigen und Guitarren obenan stehen. Diese gehen vou hier in die weite Welt, selbst in Gegenden, wo der Name ihrer Ge- burtsstätte nie gehört wurde, und die Mittenwalder Geige lockt in der Petersburger Schenke wie im amerikanischen Blockhause znm Tanze, wie die Mittenwalder Guitarre unter dem Balkon der Schönen Andalusiens zum 14*

3. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 213

1878 - Leipzig : Spamer
Die Jachenau und das Jsarthal bei Länggries. 213 gebraten, dann in einem Korbe wieder zusammengestellt, an den Hörnern vergoldet und am Kopfe mit einem Kranze von Buchs und buntfarbigen Bändern geschmückt, ganz wie die Opfer des germanischen Heidenthums. So trug ihn der älteste Sohn oder der Oberknecht des Hauses zur Kirche, wo er vom Geistlichen eingeweiht wurde, und von da hinüber ins Wirthshaus, wo der Wirth ihn mit dem Beile theilte und die Stücke an die Hirten der sechs- unddreißig Höfe vertheilte, während der Rest den Söldnern verblieb. Auch hier haben die Formen der christlichen Kirche zur Bewahrung der Erinnerung an deu altgermanischen Gottesdienst dienen müssen. Das Jachenthal führt hinab in dasjenige der Isar und nach Läng- gries, einem stattlichen Dorfe, hin- ter welchem Schloß Hohenburg mit zahllosen blinkenden Fenstern stolz aus grünen Parkanlagen her- vorschaut. Die Länggrieser sind weniger sauft und vielleicht auch weniger tugendhaft als ihre Nach- barn in der Jachenau, dabei derber, ja bisweilen herkulisch gebaut. Auf ihren Flößen die Isar und Donan bis Wien hinabschwimmend, machen sie sich durch ihre mächtigen Gestalten in den Straßen der österreichischen Kaiserstadt noch mehr auffällig als iu denen von München, und ehe noch die Eisenschienen beide Städte ver- banden, sah man die eisenfesten Männer oft den weiten Weg von Wien nach ihrer Heimat zu Fnße zu- rücklegen, die volle Geldkatze um die Hüften geschnallt und die scharfe Axt sammt einem mächtigen Bündel Taue über die Schulter geworfen. Im Uebrigen verstehen sich die Länggrieser nicht minder gut auf die Führung der Büchse als aus das Steuern des Flosses, und die alte böse Sitte des „Haberfeldtreibens", auf die wir später zurückkommen werden, hat sich nirgend länger erhalten als im Jsarthale bei Länggries, wo sie noch im Jahre 1867 geübt ward. Tegernsee und Schlicrsee; das Sankt-Lconhardsfest. Zn den lieb- lichsten Idyllen der Bayerischen Berge gehört der Tegernsee, obgleich er nach seiner Ausdehnung — l1/^ Stunden Länge und V2 Stuude Breite — und seinem Flächeninhalt — 0,193 Quadratmeter — hinter den anderen Seen des Bayerischen Hochlandes zurücksteht. Die Aumuth seiner Ufer hat diese seit lange zum Liebliugsaufeuhalt für Viele, die in den Bergen Ruhe und Er- holung suchen, insbesondere zu einer Sommerfrische für die Münchener gemacht. Es ist wahr, — die Natur ist hier nicht so ernst und wild, wie am Kochel- und Jachenauer.

4. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 217

1878 - Leipzig : Spamer
Tegernsee und Schliersee; das Sankt-Leonhardsfest. 217 Vom Schlosse zieht sich das gleichnamige Dorf mit freundlichen Landhäu- sern und wohlgepflegten Blumengärten und mit seiner heiteren, lebensfrohen Bevölkerung in nördlicher Richtung am Ufer des Sees hin. Der Pfarrsprengel dehnt sich um deu ganzen See. Da ist es denn ein lieblicher Anblick, wenn an Sonn- und Feiertagen nach beendigtem Gottesdienst in der Schloßkirche zu Tegernsee die Landleute — Männer und Frauen, Burscheu und Dirnen — in ihren schmücken Trachten, das Gebetbuch in der Hand, die zur Heimfahrt am Ufer bereit liegenden Kähne besteigen. Wenige Minuten später ist der ganze See von schlanken Nachen belebt, die sich in den verschiedensten Richtungen kreuzen. Unter fröhlichem Zuruf der darin Sitzenden gleiten die schwerbeladenen Nachen an einander vorüber. Die langen Ruder greifen mächtig aus, deun da- heim wartet das Mittagsmahl und während des Betens ist der Appetit gekommen. Südlich von Tegernsee führt der Weg durch das immer enger werdende Weißachthal, zu dessen Seiten rechts Ringspitz, Hirschberg, Hoch- blatten und Hopssteiu, links der Wallberg, Risserkogl und Grün- berg sich erheben, nach dem Wildbade Kreut, welches König Max Josef neu einrichten ließ. Der Marmorbruch zur Rechten der Straße nach Kreut lieferte manchen Block, manche Säule uach Tegernsee, München und selbst nach Wien. Wir wenden uns von Tegernsee ostwärts über die Gindelalphöhe nach Westenhofen zum Schliersee. Der Schliersee prangt weniger mit kunstvollen Useranlagen und Land- Häusern, als sein Nachbar, der Tegernsee, ist aber dessenungeachtet anmnthig und freuudlich. Seine landschaftlichen Reize wurden erst in den zwanziger Jahren von Münchener Malern entdeckt, übten aber seitdem alljährlich ihre Anziehungskraft auf die Münchener aus, die auch hier ihre Sommer- frifchen suchten. Am östlichen Ufer des Sees erheben sich auf hohem Felsen- vorsprnng die Trümmer von Hohen-Waldeck, des alten Stammsitzes „Derer von Waldeck", und an seinem nördlichen Gestade liegt das Dorf mit stattlicher Kirche und hohem Spitzthurm. Der Name der austeinem Hügel dicht daneben unter Bäumen halb versteckt gelegenen „Weinberg-Kapelle" erinnert an das Kloster, das ehemals hier gestanden, und an den von seinen Mönchen ge- Pflegten Wem. Uus gelüstet nicht nach dem Wein vom Schliersee, aber wir freuen uns des lieblichen Blickes über seine wellige Fläche, seine belebten waldigen Ufer und auf die im Süden ihn umragenden Berge, unter denen die Brecher- spitz, die Rothwand und der Jägerkamp sich am höchsten erheben. Verweilen wir noch am letzten Sonntag des Juli am Schliersee, so bietet sich uns Gelegenheit, uns der berühmten Le onhards fahrt nach Fisch Hausen am südlichen User des Sees anzuschließen. Im östlichen Vorgrund des Dorfes steht eine hübsche Kapelle, das weite Thal beherrschend, dessen malerischen Hintergrund der mächtige Hagenberg und die kühn ansteigende Brecherspitz bilden. Das Kirchlein ist dem heiligen Leonhard geweiht, und zu ihm geht die große Wallfahrt, aber nicht zu Fuße, sondern zu Wagen und zu Rosse, denn die Thiere sollen mit erscheinen bei dem Feste ihres Schutzheiligen. Kühe und Rinder sind droben auf der Alpe, aber das Pferd, der stolze Hausgenosse des Menschen, schreitet mit im festlichen Zuge. Vom frühen Morgen an rasseln

5. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 218

1878 - Leipzig : Spamer
218 Die Bayerischen Alpen. von allen Seiten zweisitzige Wägelchen daher; später kommen viersitzige, mit Laub bekränzte Leiterwagen. Die hohen Knmmte der Pferde sind mit großen Tüchern behangen und die großen Messingrosen am Geschirre glänzen noch blanker als sonst; an den Halftern klingen Schellen und der Hofbesitzer lenkt vom Sattel aus selbst die Rosse. Hier und da galoppirt anch in luftigen Sprüngen ein schöngliedriges Füllen nebenher. Kein Gefährt kommt an Schönheit dem- jenigen des Straßenbauers bei Agathenried gleich. An ihm ist vorn von dusteuden Tannenreisern eine Nische aufgebaut, darin das geschnitzte und sauber bemalte Bild des heiligen Abtes mit dem Krummstab in der Linken und einer Kette sammt darau hängendem Schloß in der Rechten, hinter ihm ein wohlge- nährtes Rind aufgerichtet steht. Auch eine Musikbande aus Gmund findet sich ans vierspännigem Wagen ein. Das Kirchlein ist rasch gefüllt und das Hochamt beginnt. Eiu großer Theil der Wallfahrer steht noch draußen vor der Kirchthür. Voller Orgelklang, gemischt mit hellen Kinderstimmen, klingt hinaus bis zum nahen Ufer des blauen Sees. Nun singt der Pfarrer mit kräftiger Stimme das ,,Ite, missa est!" und unter den schmetternden Klängen der mitgebrachten Musik beginnt die Umfahrt um das Kirchlein. Jeder Wagen macht dreimal die Runde in schnellem Trabe und während derselben beten die Fahrenden mit entblößtem Haupte und lauter Stimme. Unter der uralten Linde, welche das Kirchlein beschattet, haben Krämer ihre Buden mit geistlicher und weltlicher Waare aufgeschlagen und machen mit kleinen Heiligthümern, lebkucheneu Herzen und buntseidenen Tü- chern gute Geschäfte. Nach dem Imbiß geht's nach dem nahen Neuhaus hin- über, wo der Wendelstein so stattlich ins stille Anrachthal hineinschaut und wo im Wirthshanse Geige und Klarinette, vom Brummbaß und der schrillen Trom- pete übertönt, zum Tanze locken.

6. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 222

1878 - Leipzig : Spamer
222 Die Salzburger Alpen zwischen Inn und Salzach. Darüber befinden sich in nun fast unleserlich gewordener Schrift die Worte: „Willst Du wissen, wie man lebt in diesem Haus? — So gehst Du herein und so gehst Du heraus!" Diese heiteren, idyllischen Tage sind vorüber, seitdem die Fraueninsel zur beliebten Sommerfrische der Münchener geworden. Schön ist auch der Anblick einer Winterlandschaft am Chiemsee, wenn der Mond über den Wipfeln der Tannen emporsteigt, die schwarzen Vorberge geisterhaft ins Thal ragen und die weißen Hochgipfel wie verschleiert zurück- treten. Wie stumme riesige Wächter stehen am Wege die mächtigen, reifbedeckten Tannen. Auf den weißen Schneefeldern glänzt das Mondlicht und am Himmel schimmert der Sterne Gesunkel. Unheimlich seufzt und biegt sich die eisige Decke des See's, als strebte dieser, sich von dem dumpfen, lastenden Drucke zu befreien.' In den verschneiten Häufern am Fuße der Berge herrscht jetzt tiefe Ruhe. Dort sitzeu stille Menschen beim Spinnrade, die Wanduhr schlägt und im großen Kachelofen knistert das Feuer. Um die Dämmerzeit kommen die Nach- barn zusammen. Hinten anf der Ofenbai^ summt Einer ein Lied und ein Holzknecht schlägt mit knorrigen Fingern die Zither. Des Wirthes Töchterlein füllt fleißig die mächtigen Steinkrüge, und wenn sie am Tische vorbeigeht, wo die Burscheu sitzen, dreht sie den Kopf mit den vollen, blonden Zöpfen und horcht auf, was der Nachbar dem Vater ins Ohr raunt. Nirgends ist die winterliche Beschäftigung so für sich abgeschlossen, wie in den Bergen. Die Frauen und Mädchen schaffen iu deu engen Räumen des Hauses und die Männer bringen ans der tiefsten Wildniß das Holz auf Schlitten, deren schwere Beschläge wie Silber glänzen. Aber auch andere Schlitten sieht man im Gebirge. Sie werden des Sonntags zur Kirchfahrt ge- rüstet und von kräftigen Burschen mittels zweier mannslanger, eisengespitzter Stäbe geleitet, sodaß sie aus der blanken Eisdecke des Sees pfeilschnell an ein- ander vorübergleiten. Es ist nicht leicht, sie zu lenken, und die Schlittenfahrt ist uicht gefahrlos; deuu in der Eisdecke giebt es offene Stellen, da wo in der Tiefe Quellen liegen. Sie sind im Sonnenglast und Nebel nicht immer zu er- kennen und führen hinab in den unermeßlichen Abgrund. Reichenhall und die Salinen. Im wohlgebauten, weiten Thale der Saalach, von einem Kranze mächtiger Berge — darunter der fagenreiche Untersberg und das Zwillingspaar der beiden Staufen — malerisch um- geben, liegt das vielbesuchte Reichenhall (471m. über dem Meere), jetzt durch die Zweigbahn über Frey lassing mit den großen Schienenadern des europäischen Weltverkehrs verbunden. Die uralte, uach dem großen Brande von 1834 größtenteils neu ausgebaute Stadt verdankt ihre Entstehung den schon von den Römern gekannten Salzquellen. Bereits im siebenten Jahr- hundert gab es eiu „Hall", wo Salzwasser gesotten wurde. Später erwies sich der Salzhaudel als so einträglich, daß die bayerischen Landesherren und die Salzburger Bischöse um den Besitz der Salzstätten lange Zeit hin- durch iu Streit lagen.

7. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 261

1878 - Leipzig : Spamer
Fische und Fischfang in den bayerischen Gewässern. 261 Von der Familie der Lachse bewohnt die beliebte Lachsforelle (Fario Marsilii), die ein Gewicht von 15 bis 20 Kg. erreicht, den Würm-, Walchen-, Tegern-, Chiem- und Königssee, auch den Kochel-, Staffel- und Riegsee, und neben ihr findet sich fast überall der Hnchen (Salmo liucho). Der vielgerühmte Salbling (Salmo salvelinus) findet sich nur in den eigentlichen Gebirgsseen und wiegt von 74 bis 5 Kg. Um Berchtesgaden wird der geräucherte Salb- ling, „Schwarzreiter" genannt, von fremden Gastronomen sehr geschätzt. Im Würm-, Ammer-, Staffel-, Kochel-, Walchen-, Eib-, Tegern- und Chiemsee lebt der schmackhafte Renken (Coregonus Wartmanni), und im Würmsee wird der Sandfelchen (Coregonus fera) „Bodenrenke" genannt, weil er in der Tiefe von einigen Klaftern auf dem Grunde laicht. Beide erreichen meist nur ein Gewicht von % Hechte und Welse finden sich in allen Hochlands- seen, und erreicht der Wels Waller (Lilurus glanis) nicht selten die Länge eines erwachsenen Mannes. Fast auf allen Seen gelten bestimmte Vorschriften für den Fischfang, am ausgedehntesten für den Würmsee. Man bedient sich dazu vorwiegend großer Netze, aber auch der Reußen und Legangeln, letzterer namentlich für größere Raubfische. Auf dem Würmsee sieht man außerdem noch „Fischbaizen" und „Hechtenstangen". Die ersteren sind Bäume, welche man mit allen Aesten an Stellen, wo der See einen lehmigen Grund hat, so in denselben befestigt, daß nur der Gipfel über dem Wasserspiegel sichtbar ist. Unter diesen Bäumen nun lieben es die Fische, sich zu versammeln, und werden dort ohne große Mühe gefangen. Die „Hechtenstangen" zählen zu deu ältesten Vorrichtungen beim Fischfang. An einer auf dem Wasser schwimmenden, ziemlich starken Stange wird eine zu einem leichten Knäuel aufgewickelte Schuur festgebunden, die unten in einer leicht auszulösenden Schleife endet. Die Schleife ist mit einer oder mehreren großen Angeln versehen, an denen die Köder befestigt find und die ziemlich weit unter das Wasser hinabreichen. Hat sich ein Hecht gefangen und fühlt er die Wunde, so schießt er mit rasender Geschwindigkeit in die Tiefe hinab, wohin ihm der Faden willig folgt. An den Bewegungen der Stange erkennt man die letzten Lebensregungen des Gefangenen, der demnächst langsam nach dem Kahn emporgezogen wird. Zuweilen werden auch zwei Stangen durch eiue Schnur mit einander verbanden, von der die Angeln hinabhängen. Das gewöhnliche Fahrzeug des Fischers ist der sogenannte „Einbanm". Wie das Kauoe der Indianer aus einem ausgehöhlten Baumstamme gebildet, weist der Einbaum auf eine uralte Kulturstufe zurück. Der Baum, der das Holz dazu liefert, ist ausschließlich die Eiche. Alle Einbäume haben das gleiche Maß, 6vz bis 7 m. in der Länge und etwa 1% m. in der Breite. Vorn etwas aufgebogen und in eine stumpfe Spitze auslaufend, sind sie am hinteren Ende rechtwinklig abgeschnitten. Trotz ihrer ziemlich starken Wände sind sie sehr leicht und können durch eine einzige Person gelenkt werden. Der Schiffer fitzt ent- weder dem Ziele abgekehrt und führt dann zwei Ruder, die er an sich zieht, oder er bewegt, am hinteren Ende des Schiffes und dem Ziele zugewandt sitzend, den Kahn mittels eines Ruders fort. Aus den Flüssen und Seen der Bayerischen Alpen ist die erstbezeichnete Ruderweise die fast allein übliche.

8. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 262

1878 - Leipzig : Spamer
Tie Natur des Alpenvorlands. während wir der zweiten auf den Seen der Salzburger Alpen allgemein be- gegueu. Hier steht auch der Schiffer zuweilen im Hintertheil des Kahns und stößt denselben mit zwei Rudern vor sich hin, wie die Gondoliere Venedigs. In einzelnen Fällen zieht auch wol Einer das Ruder, während ein Anderer steuert. Da der Boden der Einbänme ganz flach ist, so schlagen sie leicht um und dürfen daher nicht überladen werden, wie dies bei Lustfahrten wol vor- kommt. Sechs Personen sind genng. Seit die Zahl der städtischen Gäste an den Ufern der Hochlandsseen sich vermehrt hat, bant man indessen auch Köhlte, welche zehn und mehr Personen ohne Gefahr auszunehmen im Stande sind. Segelbooten begegnen wir nur aus dem Starnberger See. Auch diese sind das Eigenthum von Städtern, welche die Sommermonate am See zu- bringen. Die meisteu sind in Hamburg gebaut.. Wir wenden uns in den nachfolgenden Bildern zu den Gestaden der beiden bedeutendsten Seen im Vorlande der Bayerischen Alpen, des Ammersees und des Starnberger oder Würmsees. Der Ammersee.

9. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 74

1878 - Leipzig : Spamer
74 Sprache, Stämme und Mundarten. Ke Loch is nf der ganze' Welt So berühmt wie deß vun Binge, Ke Thorn so keck ins Wasser g'stellt, Wie der im Rhei' bei Binge. Die Maus' dum Bischof Hatto, sich! Sin g'schwnmme bis noch Binge; Ke G'schicht war je so serchterlich, Wie selli dort bei Binge. Un die heilig Hildegard, die war Halt ach drheem in Binge Und war Aebtissin dort sogar, Deß Alles war in Binge. Es is e' Wahn Herrlichkeit Deß liebe kleene Binge, Mei' Vater un Mutter un' all' mei' Leui', Ja, mir sin all vun Binge! Wir haben bereits die Mainlinie überschritten, welche vor Kurzem noch als die politische Grenze zwischen Nord- und Süddeutschland angesehen wurde; aber so wie ein Stamm an beiden Usern des Flnsses wohnt, so ist es auch ein Volk von den Alpen bis zum Belt. Im Donaugebiet zwischen Lech und Leitha bis zu den Alpen treffen wir den kernhaften Stamm der Bayern oder Bojnvaren, handfest und muskel- stark, warmblütig und gntmüthig. Ein alter Geograph, Franck, nennt sie „ein gut Römisch, andächtig Volk, das gern wallet und eher zu Nacht in die Kirche ginge, als dranßen bliebe", — aber er fügt hinzu, daß sie „nit seer ein höflich volck, sondern grober sitten und sprach" seien. Mit Letzterem meint er wol ins- besondere die Hochlandsbayern, die Nachkommen der alten Heruler und Rugier, die einst den Römern das Gesetz diktirten. Im bayrischen Hochlande ist das Reich des frohen, ungebundenen Treibens, der zügellosen Lust des Alpeulebens. Hier ist der klassische Boden für alle die Erzählungen und Sagen, welche das Volksthnm in den Bergen in unzählbaren Variationen behandeln, mit seinen Licht- und Schattenseiten. Die natnrsrische Kehle, welche den Jauchzer hinansschmettert in die weite Alpenwelt, am traulichen Herdfeuer Schnadahüpfl erklingen läßt, weiß sicherlich auch den verhaßten Nebenbuhler, den Angehörigen einer Familien- oder Dorfsippe, mit welcher von Eltern und Großeltern ver- erbte Feindschaft besteht, mit einem Trntzliedchen zu begrüßen, das Blut fordert; — die Hand, welche gewandt der Zither ihre hellen Töne entlockt, führt auch den Schlagring mit furchtbarer Wucht; der stattliche blauäugige Bursche, welcher mit Alpenkraxe oder Holzaxt dem Touristen begegnet und dessen Blicke mit freudigem Wohlgefallen auf sich lenkt, hat wol irgendwo in der Nähe die Büchse versteckt, und trifft ihn einmal aus verborgenem Pfade der Jäger, dann mag's wol des Einen oder des Anderen Leben gelten. Die Bayern haben sich mit Frakturschrist in die deutsche Geschichte eingeschrieben. Bayern ist nicht das Land für Philosophen und Träumer, wol aber für gewaltige Volkshelden, wie der fromme Schweppermann, der tapfere Reiterdegen

10. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 161

1878 - Leipzig : Spamer
Die Pflanzen- und Thierwelt. 161 bis in das wildeste Gefelse hinein. Der Alpensteiger, der einem ihm noch nn- bekannten Ziele zusteuert, beobachtet die Bahn, welche ein aufgestörtes Rudel Gemsen durch die Felsenwüsten einschlägt, und vernimmt er von einer als uu- ersteigbar verrufenen Zinne, daß Gemsen auf ihrem Scheitel erblickt worden, dann vertraut auch er darauf, — ist anders sein Auge und sein Eisen tüchtig, — den Weg nach dieser Höhe zu finden. Leisten aus solche Weise die Gemsen dem Alpenwanderer manchen uu- schätzbaren Dienst, so bringen sie andererseits zuweilen einige Gefahr über den, der sich in ihrer Gesellschaft bewegt. Es ist weniger die Gefahr, auf engem Pfade von dem dahineilenden Rudel überrumpelt zu werden, — dieser ist der Bergsteiger nicht so leicht ausgesetzt, da die Leichtfüße, die vorausgesprungen, auf dem schroffsten Gipfel wieder einen anderen Answeg zu finden wissen, als den „einzig möglichen"; — wol aber senden sie, in der Höhe über vielleicht zehnfach thurmhohen Wänden dahinjagend, auf den vielleicht in der Tiefe des Kars befindlichen Verfolger verderbendrohende Geschosse herab, — die Steine nämlich, welche unter ihren flüchtigen Husen weichen. Da geht plötzlich ein schwirrendes Pfeifen durch die Luft, ein zweites, drittes folgt, bald ferner, bald näher dem Ohre, links und rechts schlagen die unsichtbaren Projektile in den Boden, — der Alpensteiger befindet sich im Gemsenfeuer und muß sein Schicksal so ruhig abwarten, wie der Soldat in der Schlacht; denn im tiefen Falle erreichen die Steine nahezu Kugelgeschwindigkeit und würden den Ge- trossenen wol eben so sicher niederstrecken wie das feindliche Blei. Noch bedenklicher in dieser Beziehung und zugleich bei weitem lästiger als die Gemsen sind dem Besucher der Kalkgebirge die Schafe, welche in Heerden von tausend und mehr Stücken in die höchsten Regionen, die noch einige Nahrung spenden, hinaufgetrieben werden und den ganzen Sommer über dort ohne jegliche Aufsicht verbleibeu. Sie e.rblickeit in jedem mensch- lichen Wesen, das über die Felsenhügel daherwandert, einen Hirten, von dem sie Salz zu bekommen hoffen; truppweise kommen sie laut blökend herange- sprengt und nun begleitet die zudringliche und übelduftende Gesellschaft den Wanderer, bald in unmittelbarer Nähe, bald im Hinblick auf den drohenden Bergstock in einiger Entfernung, am liebsten in der Höhe des Berggehänges, wobei sie einen unaufhörlichen Hagel von Steinen auf ihn herabsenden. Ge- lingt es ihm einmal, seinerseits einen höheren Posten einzunehmen, so kann er mit einigen Steinwürfen die ungebetenen Begleiter sich schnell vom Halse schaffen; denn sie kennen die Gefahr derselben für sich selbst recht wohl. Nichts ist geeigneter, jede Schäferidylle zu zerstören, als eine Hochwanderung in den nördlichen Kalkalpen, und wer in diesen Bergen nur einigermaßen bekannt und erfahren ist, wird die überlästigen Wolleträger, welche schon mit ihrem widerwärtigen Geplärre manche Stunden seiner Wanderung ihm verleiden, bald als die unleidlichste Begegnung auf den einsamen Höhen des Gebirges betrachten lernen. Nächst dergemse ist es noch das Schneehuhn (Lagopus alpinus), welches die Umgebung des Bergsteigers auf den einsamen Höhen belebt. Die zierlichen, das gewöhnliche Rebhuhn an Größe bedeutend übertreffenden Vögel, mit Deutsches Land und Volk. I.
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