Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben. 105
fallende Kettengebirge mit zahlreichen Vulkanen. An der Ostseite ziehen längs der ganzen Küste von Amerika die Kordilleren, die zudem so geschlossen und dicht an die Küste herantreten, daß, abgesehen vom Meerbusen von Kalifornien, für keinen einzigen nennenswerten Meeresteil Raum bleibt. Auch die Entwicklung größerer Stromläufe ist aus dem gleichen Grunde ausgeschlossen. An der Westseite scheiden ebenfalls mächtige Randgebirge Ozean und Kontinent (das Gebirge von Kamtschatka, das Tatarische Gebirge, die Gebirge von Korea und Hinterindien). Nur in Ostchina breitet sich ein fruchtbares Niederungsland ans: das des Hoangho und Jangtsekiang. — Im Gegensatz zur Ostküste ist die West- und Nordküste des Stillen Ozeans wesentlich r e i ch e r g e -gliedert. Sie wird durch sechs große Randmeere, denen Jnselreihen vorgelagert find, vom offenen Meere getrennt (gib Randmeere und Jnselreihen nach der Karte an!) — Eine Eigentümlichkeit der Westseite des Großen Ozeans sind auch die randständigen tiefen Gräben, die Bruchränder einstiger Kontinente, so der Aleuten-graben (7383 m), der japanische Graben (8513 m) und der Marianen graben mit 9636 m, der größten bekannten Tiefe des Weltmeeres. — Die Haupt st römung ist die warme Äquatorialströmung, die von O. nach W. zieht, an der Ostküste Asiens nach N. als Kuroschio sich fortsetzt und hier wie auch noch an der Nw.-Küste Nordamerikas seine mildernde Wirkung äußert. Es fehlt aber auch nicht an kalten Strömungen. Der an der Sw.-Küste Südamerikas hinziehende peruanische Strom drückt die Temperatur merklich herab, desgleichen die aus dem Nördlichen Eismeer durch die Beriugsstraße kommende Strömung an der Nw.-Küste Asiens. — Der F i s ch r e i ch t u m des Stillen Ozeans ist kaum minder groß als der des Atlantik. Dagegen hat der früher sehr bedeutende Walfischfang einen starken Rückgang erlitten. Stark vertreten sind noch die Pelzrobben. Die besten derartigen Felle kommen von Inseln ans dem Beringsmeer. — Für den Verkehr hatte das Stille Meer noch vor einem Menschenalter nur untergeordnete Bedeutung; ist es doch von Europa aus sehr entlegen und daher nur schwer zu erreichen. Etwas rascher gelangt man an seine Ufer mittels der nordamerikanischen Bahnen, am schnellsten — schon in 12—13 Tagen von Berlin ans — mittels der Transsibirischen Bahn. Nunmehr ist der Große Ozean dem Verkehrsnetz der Erde eingegliedert und nach Eröffnung des Panamakanals wird die Südsee voraussichtlich eine Stätte regen Verkehrs werden, zumal sehr aufstrebende und entwicklungsfähige Staaten ihre Ufer begrenzen. (Nenne sie!) Die zurzeit wichtigsten Dampferlinien verkehren Wischen Vanconver—yokohama und San Francisco—sydney (über die Samoa-Inseln). Auch Kabel durchqueren schon den Großen Ozean; sie verbinden Vancouver— Manila—hongkong einerseits und San Francisco—brisbane anderseits. An den Kabellinien im W. ist das Deutsche Reich erheblich beteiligt und zwar mit den Linien Jap—schanghai—tsingtau, Jap—guam und Jap—menado (Celebes) (s. S. 104). — Der reicheren Gliederung der asiatischen Küste entsprechend gehört ihr auch die Mehrzahl der Haupthäfen des Ozeans an. (Suche die bedeutenderen Hafen an der asiatischen und amerikanischen Küste auf!)
^m Gegensatz zum Atlantischen Ozean ist das Stille Meer ungemein reich a n Inseln; Tausende von Eilanden durchziehen namentlich dessen mittleren Teil; sie sind teils vulkanischer Natur teils danken sie ihren Ursprung Korallenbauten. An sich haben diese Inseln nicht allzu großen Wert. Sie erlangten erst in jüngster „ßeit politische und militärische Wichtigkeit, als sie von den
Gecrg-Eckert-Instftut für intarnationala
Schulbuchforschung
Braunschweig
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Extrahierte Personennamen: O._nach_W. Südamerikas
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Kalifornien Kamtschatka Korea Hinterindien Ostchina Asiens Nordamerikas Asiens Europa Berlin Deutsche_Reich Atlantischen_Ozean Braunschweig
Die Gestemshülle (Lithosphäre). 25
Der Entstehung nach unterscheidet man die Täler in 1. ursprüng-
l i ch e, d. h. Hohlformen, die lediglich durch den Bau des Bodens bedingt sind,
z B. die Muldentäler des Schweizer Jura, die großen Längstäler der Alpen, 2. E r o-
s i o n s t ä l e t; sie sind erst im Laufe der Zeit ausgehöhlt worden, vor allem durch
die Tätigkeit des fließenden Wassers. ^
2. Die wagrechte Gliederung des Landes.
Unter wagrechter (horizontaler) Gliederung eines Erdteils versteht man das
Verhältnis seiner Halbinsel- und Jnselflächen zu seinem Rumpf. In dieser Hin-
sicht sind die nordäquatorialen Erdteile den südäquatorialen weit überlegen; erstere
zeigen eine viel stärkere Gliederung als letztere. Die reichste Gliederung befitzt Europa,
die geringste haben Afrika und Südamerika.
Die Inseln. Viele Inseln und Inselgruppen liegen ganz in der Nähe der Kon-
tinente und teilen mit diesen die Gesteins- und Bodenbeschaffenheit, die Pflanzen-,
Tier- und Menschenwelt, so die Britischen Inseln, die holländischen und deutschen
Jnselreihen, der Dänische Archipel, Sizilien, der Griechische Archipel, die Sunda-
Inseln, der Australische Jnselgürtel u. a. Diese Inseln erweisen sich als abgesprengte
Festlandsteile und man bezeichnet sie daher als Abgliederungsinseln,
auch Küsten- oder Gestade-Inseln. Sie verdanken ihre Entstehung zu-
meist einer Senkung des Bodens.
Andere Eilande, meist von viel geringerem Umfange als die eben erwähnten
und von völlig anderem Aussehen, erfüllen bald in langgezogenen Reihen bald
in ganzen Schwärmen, selten nur vereinzelt die weiten Wasserflächen der Ozeane;
man nennt sie daher mit Recht ozeanische Inseln. Die einen davon ragen
als hohe Kegelberge, den Schiffern weithin als Wahrzeichen dienend, über den
Spiegel des Meeres empor und tragen mitunter noch tätige Feuerberge, wie die
Insel Island mit dem Hekla, 1550 in, der ostasiatische Jnselsaum, die Hawaii-
Inseln mit dem über 4000 m hohen Mauna-Loa, endlich viele der Westindischen
Inseln. — Die andere Gruppe der ozeanischen Inseln ist völlig flach, es sind Bauten
der Korallentiere und man bezeichnet sie als K o r a l l e n i n s e l n. Zu diesen
zählen aus dem deutschen Südseebesitz: die Karolinen nebst den Palau-Jnseln mit
Ausnahme der Eilande Jap und Ponape und die Marshall-Jnseln, von denen die
wichtigste Jaluit ist. Die Korallenbauten kommen nur in den warmen
Tropenmeeren vor und finden sich hier in dreifacher Form: als Küstenriffe
unmittelbar am Küstensaum, als W a l l r i s s e in einiger Entfernung von der Küste
und als Atolle, mitten aus der Tiefe aufsteigend und in ringförmiger Bildung
(siehe auch S. 9).
Eine dritte Art von Inseln stellen Ceylon und Madagaskar dar. Diese liegen
zwar in der Nähe von Kontinenten, aber weder ihre Natur noch ihre ursprüngliche
Lebewelt weist Beziehungen zu diesen auf. Diese Inseln gelten als Teile unterge-
sunkener Festländer; man nennt sie R e st i n s e l n.
Die Halbinseln. Von diesen bildeten einige in früheren Zeiten der Erdgeschichte
Inseln, die dann infolge von säkularen Hebungen oder durch die Anschwemmungen
der Flüsse landfest wurden, so Skandinavien und Finnland, die Krim, Vorderindien.
Durch Abgliederung vom Festlandskörper und zwar durch die zerstörende Kraft des
Meeres erhielt Neu-Schottland seinen Halbinselcharakter. *
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Afrika Sizilien Island Ceylon Madagaskar Skandinavien Finnland
88 Die Ozeane und ihre Bedeutung im Volkerleben.
dann Lachse, Sprotten (Kiel), Anschovis, Sardinen (Nantes), Störe (Kaviar), Austern,
Hummern und Krabben; die tropische:: Teile Schildkröten, Korallen und Perlen,
die polaren Robben und Wale, letztere freilich in rasch abnehmender Menge. Außer-
dem gewinnt man im Atlantischen Ozean an pflanzlichen Erzenanissen Seearas
als Ersatzmittel der Roßhaare zum Polstern und Seetang, der zur Jodbereitung dient,^
an mineralischen Produkten Seesalz in den sog. ^eegarten der Mittelmeerküste und
Bernstein an der Ostseeküste^^^
"" n^d e^s - und B e rkehrsstraße kommt dem Atlantischen Ozean
und seinen Nebenmeeren die größte Bedeutung zu. Er ist das erste Verkehrs-
gebiet unter den Ozeanen.
Seine Breite beträgt im nördlichen Teile durchschnittlich nur 4000 km, die von
den Schnelldampfern in 5 bis 6 Tagen dnrchmess en werveir-Ms'^emen Gestaden
drängen sich die mächtigsten Industrie- und Handelsvölker der Gegenwart zusammen
(auf amerikanischer Seite die Union, Brasilien und Argentinien, auf europäischer '
England, Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland),. tieseingreifende Rand- .
und Binnenmeere schließen die angrenzenden Erdteile auf, mächtige und schiffbares
Ströme setzen gewissermaßen das Meer bis ins Herz der Kontinente hinein fort <
und treffliche Häfen gewähren den größten Flotten sicheren Schutz. Dazu kommen }
günstige Wind-, Strömuugs- und Flutverhältnisse (der Passat, der Golfstrom) „
seine Armut an Klippen, die langgestreckten Plateaus, die die Anlage von Kabel-
strängen erleichtern, dies alles zusammen begünstigt in hohem Maße die Entfaltung *
des Handelslebens auf dem Atlantik und macht ihn zum w i ch t i g st e n K u l t u r -
m e e r der Gegenwart. Von den Schaffender Welthandelsflotte sind der
Anzahl wie der Tonnage nach 96% im Atlantischen Ozean beheimatet. Nirgends
verdichten sich daher die Schissahrts- und Kabellinien in solchem Maße wie hier.
Die vier Großmächte England, Deutschland, Frankreich und Rußland wurzeln mit
ihren: Seeverkehr ganz im Atlantischen Ozean und auch die Vereinigten Staaten,
das einzige biozeanische Weltverkehrsreich, neigen mit ihrem Verkehr ganz und gar
nach der atlantischen Seite (mit 80%). Nach Umfang und Wert trägt der Atlantische
Ozean dreimal so viel Handelswaren wie der Stille und der Indische Ozean zu-
sammen, die Personenbeförderung ist noch stärker und von den 26 Riesenverkehrs-
Häsen*) der Erde entfallen 20 auf seine Küstengebiete: London. Liverpool, fiambura,..
Antwerpen, Cardiff, Newcastle und Shields, Sonthampton, Kopenhagen, Rotier-^
dam, Marseille, Lissabon, Funchal auf Las Palmas, Genua, Nfap^l, ^nstankmope^
Port_s5t^/'auf amerikanischer Seite New Hork, M'enos Aires und Montevideo"^
Tie rt o r i> a 11 a n tische Route allein vewaitigt über die Halste des ein- und j
ausgehenden Verkehrs sämtlicher Weltrouten. ^ Die hauptsächlichsten Träger des
atlantischen Verkehrs sind in Deutschland frte Hamburg — Amerika-
Linie in Hamburg und der Norddeutsche Lloyd in Bremen.
Mit Deutschland hat den größten Anteil an diesem Verkehr Englan d.
2. Ter Indische Ozean.
Der Indische Ozean, das drittgrößte der Weltmeere, ist ein Einbruchs^
b ecken zwischen^Südasien. Ostafrika. Australien.und dem malaiischen Archipel. —
a-) <1 ■ 5 6^^ s Ag ^ *
ß K l v * *' -
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Extrahierte Personennamen: Seearas Shields
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Nantes Atlantischen_Ozean Ostseeküste^^ Atlantischen_Ozean Brasilien Argentinien England Frankreich Belgien Holland Deutschland Atlantik Atlantischen_Ozean England Deutschland Frankreich Atlantischen_Ozean Atlantische
Ozean Indische_Ozean London Liverpool Antwerpen Cardiff Kopenhagen Marseille Lissabon Funchal Genua Deutschland Hamburg Hamburg Norddeutsche_Lloyd Bremen Deutschland Indische_Ozean Ostafrika
5
Erstes Hauptstück.
Beschreibung der festen Theile der
Erdoberfläche.
Stereographie.
§. 6.
Gestalt derselben im Allgemeinen.
§)ie festen Theile der Erdoberfläche haben keine regel-
mäßige Gestalt, sondern bestehen aus zwey, von der Nähe
des Nordpols in die südliche gemäßigte Zone sich erstrecken-
den größeren, und aus sehr vielen zwischen jenen zerstreu-
ten kleineren Theilen.
§. 7.
Erklärungen,
1. ) Die größeren, aus der Wassermaste hervorragen-
den Theile, nennt man Continente oder Fe st lande;
die kleineren dagegen Inseln, oder Eilande; die klei-
nen Inseln in Flüssen heißen Werder.
2. ) Eine Anhäufung von Inseln, vorzüglich in der
Nähe eines Festlandes, heißt ein Archipel; z. B. der
griechische, der indische Archipel u. s. w.
In der Ostsee heißen solche Jnselhaufen Scheeren.
3. ) Ein nur auf einer Seite mit dem Fesilande zu-
sammenhängendes, übrigens ganz vom Wasser umstosseneö
Stück Land nennt man eine Halb-Insel; z. V. Mo-
rea, Californien, u. s. w.
/
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393
zwischen den Wendekreisen durch das atlantische Meer, der sich an
Amerika's Küste bricht. Er treibt mit einer solchen Kraft auf die
Ostseite der neuen Welt, daß der Felsdamm von Panama viel-
leicht doch schon durchbrochen wäre, lägen nicht als Schutz die großen
und kleinen Antillen davor. Dieser Strom, der Äquatorialstrom
genannt, spaltet sich in einen nördlichen und südlichen, wenn
er sich der amerikanischen Küste genähert hat. Der südliche bildet die
brasilianische Küstenftrömung, die sich in einer Entfernung von
200 Meilen vom Lande hält und zuletzt wieder nach der Südspitze
von Afrika herübergcrissen wird. Der nördliche, nach dem Golf von
Mexiko der Golfstrom genannt, geht längs der Küste von Florida
an den vereinigten uordamerikanischen Freistaaten vorbei bis zur groß-
ßen Neufoundlandsbank, wo sich alljährlich zahlreiche Stocksische
und zahlreiche Schiffe zum Fang derselben einfinden. Von Neufound-
land aus wendet er sich nach Osten, der Bewegung der Erde folgend,
und läuft, je nach den Jahreszeiten, bald südlich, bald nördlich von
den Azoren, ja oft selbst an der Küste Englands aus. Von den
Azoren ist die Strömung dann auf Afrika gerichtet, wo sie so an
Schnelligkeit zunimmt, daß sie ein Schiff in einem Tage 30 Meilen
forttreibt, daher alle diejenigen, welche nach der Südspitze von Afrika
segeln, sich nahe an der Küste halten, beim Rückweg aber so weit von
der Küste bleiben, daß die Strömung keine Wirkung mehr äußert.
Zuletzt wird der Golfstrom an der Küste von Afrika wieder nach
Westen fortgerissen und macht so einen Kreislauf nahe an 4000
Meilen, aber nicht überall mit gleicher Schnelligkeit. Man hat berech-
net, daß ein Boot ohne Segel, ihm ganz überlassen, in drei Jahren
den Kreislauf vollenden würde. In dem Golf von Mexiko wird er
unter dem Einflüsse einer tropischen Sonne wie in einem riesigen
Kochtopfe täglich erwärmt und dann in Gegenden getragen, die einer
ganz anderen Temperatur angehören, um dort die aus dem Norden
einbrechenden Eisschollen zu schmelzen. Sieben Wochen nach dem Aus-
flusse aus dem mexikanischen Golf haben seine Temperatur nur wenig
zu vermindern vermocht, und erst die Eisschollen, welche im Mai aus
dem Norden in ihn einbrechen, vermindern seine Wärme, müssen dies
aber mit ihrer eignen Zerstörung büßen. Lange vor der Entdeckung
Amerika's hatte der wohlthätige Golfstrom schon Zeichen des Lebens
von diesem Erdtheile gegeben, hatte treulich jedes Jahr Bäume, Früchte,
Samenkörner von Amerika an den Küsten Irlands, Frankreichs, Schwe-
dens abgesetzt und so unermüdlich zum Aufsuchen aufgefordert; aber
Lange glaubte man, eine verzauberte, in Nebel gehüllte Insel sei cs,
welche diese Sachen schicke, um die Neugierigen zu verführen und ins
Unglück zu stürzen. Jetzt weiß man, daß der die Westküsten unseres
Erdtheils erwärmende Golfstrom sie bringt. Hat man doch schon oft
an Amerika's Küste absichtlich dem Golfstrom Flaschen mit Früchten
übergeben, die dann nach der alten Welt hinübergeschwommen sind.
- Auch in den salzigen Fluthen des mittelländischen Meeres
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Extrahierte Ortsnamen: Panama Afrika Mexiko Florida Englands Afrika Afrika Afrika Mexiko Amerika Irlands Frankreichs
692
Kap Leopold überwintert. Ueber dreißig Unternehmungen wurden
nun von 1849 bis 1859 gemacht, um die Verschollenen aufzusuchen
oder Kunde ihres Heldentodes zu bringen. Endlich gelang dieses der
letzten Expedition, welche die Gemahlin Franklins im Juli 1857 unter
dem Kapitain M'clintocks ausgesandt hatte. Derselbe ist am 21.
September 1859 zurückgekehrt und hat die Nachricht mitgebracht, daß
die Mannschaft Franklins ihre Schiffe am 22. April 1848 (also bei-
nahe 3 Jahre nach der Abfahrt von England) 5 Meilen nordnord-
westlich von der Küste von King Williams Island verlassen habe,
und daß die Schiffe dort später zu Grunde gegangen seien. An einem
Punkte der Nordwestküste von King Williams Island fand man unter
einigen losen Steinen ein Zinngehäuse, das einen vom 25. April 1848
datirten Zettel enthielt, auf welchem die Nachricht niedergeschrieben war,
„daß die Schiffe, nachdem sie seit dem 12. September 1846 vom Eise
eingeschlossen gewesen, am 22. April 1848 von der Mannschaft ver-
lassen worden und daß die noch am Leben befindliche Bemannung, in
Allem 105 Personen, unter dem Kommando des Kapitains Crozier
von da nach dem Fischflusse aufgebrochen sei. Franklin sei
schon am 11. Juni 1847 gestorben und der Gesammtverlust
durch Todesfälle in der Expedition betrage bis jetzt 9 Offiziere und
15 Mann." — Viele Gegenstände der Expedition wurden theils ge-
funden, theils von den Eskimos eingetauscht; auch fand man meh-
rere Skelette von den Personen der Expedition — und doch bleibt der
Möglichkeit Raum, daß immer noch ein Rest des Restes der Mann-
schaft irgendwo in jenen Eisfeldern ein kümmerliches Dasein fristet.
3. Die Strömungen im Meere.
Zwischen den Wendekreisen des großen Oceans, des atlan-
tischen und des indischen Meeres fluthet in unwandelbarer Rich-
tung, der Achsendrehung der Erde entgegen, das Meer gleich
einem unaufhörlichen Strome von Osten nach Westen. Wie ein
Riesenfluß, dessen Ufer aber wiederum Meerwaffer ist, bewegt es sich
in dem großen Ocean in schwacher leiser Strömung von der steilen
Westküste Chili's und Peru'ö aus, bis sich ihm in den südindischen
Inseln die ersten Hindernisse entgegenstellen. Mit Gewalt stürzt es
nun an die östliche Küste Asiens, die daher so viele Buchten und
Busen hat, drängt sich zwischen Borneo, Celebes, Java nach Cey-
lon und Madagaskar hin und theilt sich an der Ostküste Afrikas,
wo der eine Theil das Kap der guten Hoffnung umfluthet, wäh-
rend der andere auf das rothe Meer sich stürzt. Nicht umsonst führt
die Eingangsstraße zu demselben den Namen „Thränenpforte", nicht
umsonst warnt das Kap „Hüte dich" den Schiffer, der das rothe
Meer verlassen will. Gar oft wird er drei- bis viermal in dasselbe
hinein geworfen, ehe es ihm gelingt, das durch eine Insel getheilte,
hafenlose Thor der Thränen zu durchschiffen. — Wie von Ame-
rikas Westseite, so geht auch von Afrika's Westseite ein Strom
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Williams_Island Kapitains_Crozier Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Franklins Franklins England Westen Asiens Borneo Madagaskar Afrikas
87
all in freyer Verbindung und begreift nur überhaupt
alles das Gewässer des Ozeans in sich, welches in-
nerhalb des südlichen Polarkreises gefunden wird. Die
Seefahrer sind erst wenig in diese vom ewigen Eis
bedeckte Region der Meere eingedrungen, doch hat
man dort außer einigen, weder von Thieren, noch
von Menschen bewohnbaren Inseln, auch ein ansehn-
liches Festland entdeckt, dessen vielleicht nicht unbe-
deutende mineralogische Merkwürdigkeiten eine nie-
mals Hinwegthauende Masse des Schnees und Eises
bedeckt.
Das atlantische Meer nimmt wie eine läng-
lich runde Eintiefung den weiten Raum zwischen der
östlichen Küste von Amerika und den westlichen Kü-
sten von Europa und Afrika ein. Unterhalb dem
, südlichen Afrika fließt es mit dem indischen, jenseits
der Südspitze von Südamerika mit dem stillen Meere
zusammen, gegen Norden und gegen Süden wird es
durch die Zone der beyden Eismeere begränzt. Seine
Länge von Nord nach Süd beträgt 1995 Meilen,
seine größeste Breite von der Straße von Gibraltar
bis zur Oeffnung des Bahamakanales an der Küste
von Amerika 950 Meilen, und gerade diese breiteste
Strecke hatte bey der Entdeckung von Amerika der
kühne Columbus durchsegelt.
Als Theile des atlantischen Meeres nennen wir
die Nordsee, welche westlich durch England und
Schottland, östlich durch die Niederlande, die nord-
westliche deutsche Küste, Dänemark und Norwegen
begränzt ist, in Norden bis zum 60. Grad der Breite
in Süden bis zum Kanal (zwischen Frankreich und
England) reicht. Mit der Nordsee hängt durch den
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424
zwischen den Wendekreisen durch das atlantische Meer, der sich an
Amerika's Küste bricht. Er treibt mit einer solchen Kraft auf die
Ostseite der neuen Welt, daß der Felsdamm von Panama viel-
leicht doch schon durchbrochen wäre, lägen nicht als Schutz die großen
und kleinen Antillen davor. Dieser Strom, der Äquatorialstrom
genannt, spaltet sich in einen nördlichen und südlichen, wenn
er sich der amerikanischen Küste genähert hat. Der südliche bildet di;
brasilianische Küstenftrömung, die sich in einer Entfernung vor
200 Meilen vom Lande hält und zuletzt wieder nach der Südspitze
von Afrika herübergerissen wird. Der nördliche, nach dem Golf von
Mexiko der Golfstrom genannt, geht längs der Küste von Florida
an den vereinigten nordamerikanischen Freistaaten vorbei bis zur groß-
ßen Neufoundlandsbank, wo sich alljährlich zahlreiche Stockfische
und zahlreiche Schiffe zum Fang derselben einfinden. Von Neufound-
land aus wendet er sich nach Osten, der Bewegung der Erde folgend,
und läuft, je nach den Jahreszeiten, bald südlich, bald nördlich von
den Azoren, ja oft selbst an der Küste Englands aus. Von den
Azoren ist die Strömung dann auf Afrika gerichtet, wo sie so an
Schnelligkeit zunimmt, daß sie ein Schiff in einem Tage 30 Meilen
forttreibt, daher alle diejenigen, welche nach der Südspitze von Afrika
segeln, sich nahe an der Küste halten, beim Rückweg aber so weit von
der Küste bleiben, daß die Strömung keine Wirkung mehr äußert.
Zuletzt wird der Golfstrom an der Küste von Afrika wieder nach
Westen fortgerissen und macht so einen Kreislauf nahe an 4000
Meilen, aber nicht überall mit gleicher Schnelligkeit. Man hat berech-
net, daß ein Boot ohne Segel, ihm ganz überlassen, in drei Jahren
den Kreislauf vollenden würde. In dem Golf von Mexiko wird er
unter dem Einflüsse einer tropischen Sonne wie in einem riesigen
Kochtopfe täglich erwärmt und dann in Gegenden getragen, die einer
ganz anderen Temperatur angehören, um dort die aus dem Norden
einbrechenden Eisschollen zu schmelzen. Sieben Wochen n-ach dem Aus-
flusse aus dem mexikanischen Golf haben seine Temperatur nur wenig
zu vermindern vermocht, und erst die Eisschollen, welche im Mai aus
dem Norden in ihn einbrechen, vermindern seine Wärme, müssen dies
aber mit ihrer eignen Zerstörung büßen. Lange vor der Entdeckung
Amerika's hatte der wohlthätige Golfstrom schon Zeichen des Lebens
von diesem Erdtheile gegeben, hatte treulich jedes Jahr Bäume, Früchte,
Samenkörner von Amerika an den Küsten Irlands, Frankreichs, Schwe-
dens abgesetzt und so unermüdlich zum Aufsuchen aufgefordert; aber
lange glaubte man, eine verzauberte, in Nebel gehüllte Insel sei es,
welche diese Sachen schicke, um die Neugierigen zu verführen und ins
Unglück zu stürzen. Jetzt weiß man, daß der die Westküsten unseres
Erdtheils erwärmende Golfstrom sie bringt. Hat man doch schon oft
an Amerika's Küste absichtlich dem Golfstrom Flaschen mit Früchten
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— Auch in den salzigen Fluchen des mittelländischen Meeres
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Kap Leopold überwintert. Uber dreißig Unternehmungen wurven
nun von 1849 bis 1859 gemacht, um die Verschollenen aufzusuchen
oder Kunde ihres Heldentodes zu bringen. Endlich gelang dieses der
letzten Expedition, welche die Gemahlin Franklins im Juli 1857 unter
dem Kapitain M'clintocks ausgesandt hatte. Derselbe ist am 21.
September 1859 zurückgekehrt und hat die Nachricht mitgebracht, daß
die Mannschaft Franklins ihre Schiffe am 22. April 1848 (also bei-
nahe 3 Jahre nach der Abfahrt von England) 5 Meilen nordnord-
westlich von der Küste von King Williams Island verlassen habe,
und daß die Schiffe dort später zu Grunde gegangen seien. An einem
Punkte der Nordwestküste von King Williams Island fand man unter
einigen losen Steinen ein Zinngehäuse, das einen vom 25. April 1848
datirten Zettel enthielt, auf welchem die Nachricht niedergeschrieben war,
„daß die Schiffe, nachdem sie seit dem 12. September 1846 vom Eise
eingeschlossen gewesen, am 22. April 1848 von der Mannschaft ver-
lassen worden und daß die noch am Leben befindliche Bemannung, in
Allem 105 Personen, unter dem Commando des Kapitains Crozier
von da nach dem Fischflusse aufgebrochen sei. Franklin sei
schon am 11. Juni 1847 gestorben und der Gesammtverlust
durch Todesfälle in der Expedition betrage bis jetzt 9 Offiziere und
15 Mann." — Viele Gegenstände der Expedition wurden theils ge-
funden, theils von den Eskimos eingetauscht; auch fand man meh-
rere Skelete von den Personen der Expedition — und doch bleibt der
Möglichkeit Raum, daß immer noch ein Rest des Nestes der Mann-
schaft irgendwo in jenen Eisfeldern ein kümmerliches Dasein fristet.
8. Die Strömungen im Meere.
Zwischen den Wendekreisen des großen Oceans, des atlan-
tischen und des indischen Meeres fluthet in unwandelbarer Rich-
tung, der Achsendrehung der Erde entgegen, das Meer gleich
einem unaufhörlichen Strome von Osten nach Westen. Wie ein
Riesenfluß, dessen Ufer aber wiederum Meerwasser ist, bewegt es sich
in dem großen Ocean in schwacher leiser Strömung von der steilen
Westküste Chili's und Peru's aus, bis sich ihm in den südindischen
Inseln die ersten Hindernisse entgegenstellen. Mit Gewalt stürzt es
nun an die östliche Küste Asiens, die daher so viele Buchten und
Busen hat, drängt sich zwischen Borneo, Celebes, Java nach Cey'
lon und Madagaskar hin und theilt sich an der Ostküste Afrikas,
wo der eine Theil das Kap der guten Hoffnung umfluthet, wäh-
rend der andere auf das rothe Meer sich stürzt. Nicht umsonst führt
die Eingangsstraße zu demselben den Namen „Thränenpforte", nicht
umsonst warnt das Kap „Hüte dich" den Schiffer, der das rothe
Meer verlassen will. Gar oft wird er drei- bis viermal in dasselbe
hinein geworfen, ehe es ihm gelingt, das durch eine Insel getheilte,
hafenlose Thor der Thränen zu durchschiffen. — Wie von Aure-
rika'ö Westseite, so geht auch von Afrika's Westseite ein Strom
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Williams_Island Kapitains_Crozier Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Franklins Franklins England Westen Asiens Borneo Madagaskar Afrikas