266
49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
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Druck u. Verlast von R. Oldenboiirg. Berlin u. München.
D-r tätige Vulkan Tidorc Srloschcncr Bulkan
Madrepora. Heliastraea Turbinaria Euphyllia, Dasyphyllia Sophoseris
Bulkaninseln des Indischen Archipels mit Korallenstrand. Landschaft bei Ternate an der Molukkenstraße östlich von Gilolo.
Der Indische Archipel ist wie der Stille Ozean ein gewaltiges Einbrnchsqebiet und darum reich an Vulkanen. Wo am Strande der Inseln das Meerwasser infolge des Tropenklimas mindestens 20° Wärme erreicht, siedeln sich häufig Korallen an, deren leuchtende Farbenpracht das Erstaunen und das Entzücken der Reisenden erregen. Der Vordergrund unseres Bildes zeigt ein Strand- oder Küftenriff der Vulkaninsel Ternate bei Ebbe. Binnenwärts liegt weißer Korallensand, gebildet aus den durch Wellenschlag zertrümmerten Gehäusen. Zur Flutzeit steht der Strand unter Wasser. Nahe den 7 Kokospalmen liegt ein Eingebornendorf der seetüchtigen malaiischen Bevölkcrunq.
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Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben. 105
fallende Kettengebirge mit zahlreichen Vulkanen. An der Ostseite ziehen längs der ganzen Küste von Amerika die Kordilleren, die zudem so geschlossen und dicht an die Küste herantreten, daß, abgesehen vom Meerbusen von Kalifornien, für keinen einzigen nennenswerten Meeresteil Raum bleibt. Auch die Entwicklung größerer Stromläufe ist aus dem gleichen Grunde ausgeschlossen. An der Westseite scheiden ebenfalls mächtige Randgebirge Ozean und Kontinent (das Gebirge von Kamtschatka, das Tatarische Gebirge, die Gebirge von Korea und Hinterindien). Nur in Ostchina breitet sich ein fruchtbares Niederungsland ans: das des Hoangho und Jangtsekiang. — Im Gegensatz zur Ostküste ist die West- und Nordküste des Stillen Ozeans wesentlich r e i ch e r g e -gliedert. Sie wird durch sechs große Randmeere, denen Jnselreihen vorgelagert find, vom offenen Meere getrennt (gib Randmeere und Jnselreihen nach der Karte an!) — Eine Eigentümlichkeit der Westseite des Großen Ozeans sind auch die randständigen tiefen Gräben, die Bruchränder einstiger Kontinente, so der Aleuten-graben (7383 m), der japanische Graben (8513 m) und der Marianen graben mit 9636 m, der größten bekannten Tiefe des Weltmeeres. — Die Haupt st römung ist die warme Äquatorialströmung, die von O. nach W. zieht, an der Ostküste Asiens nach N. als Kuroschio sich fortsetzt und hier wie auch noch an der Nw.-Küste Nordamerikas seine mildernde Wirkung äußert. Es fehlt aber auch nicht an kalten Strömungen. Der an der Sw.-Küste Südamerikas hinziehende peruanische Strom drückt die Temperatur merklich herab, desgleichen die aus dem Nördlichen Eismeer durch die Beriugsstraße kommende Strömung an der Nw.-Küste Asiens. — Der F i s ch r e i ch t u m des Stillen Ozeans ist kaum minder groß als der des Atlantik. Dagegen hat der früher sehr bedeutende Walfischfang einen starken Rückgang erlitten. Stark vertreten sind noch die Pelzrobben. Die besten derartigen Felle kommen von Inseln ans dem Beringsmeer. — Für den Verkehr hatte das Stille Meer noch vor einem Menschenalter nur untergeordnete Bedeutung; ist es doch von Europa aus sehr entlegen und daher nur schwer zu erreichen. Etwas rascher gelangt man an seine Ufer mittels der nordamerikanischen Bahnen, am schnellsten — schon in 12—13 Tagen von Berlin ans — mittels der Transsibirischen Bahn. Nunmehr ist der Große Ozean dem Verkehrsnetz der Erde eingegliedert und nach Eröffnung des Panamakanals wird die Südsee voraussichtlich eine Stätte regen Verkehrs werden, zumal sehr aufstrebende und entwicklungsfähige Staaten ihre Ufer begrenzen. (Nenne sie!) Die zurzeit wichtigsten Dampferlinien verkehren Wischen Vanconver—yokohama und San Francisco—sydney (über die Samoa-Inseln). Auch Kabel durchqueren schon den Großen Ozean; sie verbinden Vancouver— Manila—hongkong einerseits und San Francisco—brisbane anderseits. An den Kabellinien im W. ist das Deutsche Reich erheblich beteiligt und zwar mit den Linien Jap—schanghai—tsingtau, Jap—guam und Jap—menado (Celebes) (s. S. 104). — Der reicheren Gliederung der asiatischen Küste entsprechend gehört ihr auch die Mehrzahl der Haupthäfen des Ozeans an. (Suche die bedeutenderen Hafen an der asiatischen und amerikanischen Küste auf!)
^m Gegensatz zum Atlantischen Ozean ist das Stille Meer ungemein reich a n Inseln; Tausende von Eilanden durchziehen namentlich dessen mittleren Teil; sie sind teils vulkanischer Natur teils danken sie ihren Ursprung Korallenbauten. An sich haben diese Inseln nicht allzu großen Wert. Sie erlangten erst in jüngster „ßeit politische und militärische Wichtigkeit, als sie von den
Gecrg-Eckert-Instftut für intarnationala
Schulbuchforschung
Braunschweig
-Schuibuchbibliothek«
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Extrahierte Personennamen: O._nach_W. Südamerikas
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Kalifornien Kamtschatka Korea Hinterindien Ostchina Asiens Nordamerikas Asiens Europa Berlin Deutsche_Reich Atlantischen_Ozean Braunschweig
Nordafrika. 39
bis schwarzer'.Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt und waren früher das Ziel der Sklavenjagden. Sie treiben meist Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Garten- und Haübau erfordern feste Wohnsitze und haben im Sudan unter Einwirkung des Islam eine Art Halbkultur erzeugt *).
Staatliche Einteilung. Im West- und Mittelsudan hat Frankreich, im Ostsudan England die Vorherrschaft — An der Atlantischen Küste liegt die französische Kolonie Senegambien am Senegal und Gambia, die große Mengen üott Erdnüssen liefert. — Hauptort des französischen Sudan ist die Wüstenstadt T i m b u 11 u am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstraßen. — Den Engländern gehören das Reich der A s ch a n t i und Nigeria. Nigeria erzeugt reichliche Mengen von Kakao. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der ganzen Guineaküste. Zwischen dem "englischen Reich der Aschanti und dem französischen Dähome liegt die deutsche Kolonie Togo. An der Küste von Oberguinea die Negerrepublik Liberia.
Der Ost- oder ägyptische Sudan. Den Mittelpunkt des Ostsudan bildet C h a r t u m am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil.
Die Neger (s. Abb. S. 38).
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevölkerung eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nordafrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Haunibal über die Pyrenäen und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist ihre dunkle Hautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie „vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Gesichtsund Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Mus kulatur der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach gehören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung wie die Zwergstämme Jnnerafrikas. Im Norden der Sahara bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mischvölker als reine Neger, so die Ägypter und die Berber oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großenteils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute in Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große Ausgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß fein, denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack und Schön-
/) Der Gartenbau der Neger erstreckt sich auf Bananen, süße Kartoffeln, $)am§ und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, diese das wichtigste afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Extrahierte Personennamen: Lagos
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Nordafrika. 41
und Palisanderholz. Das Binnenplateau ist zumeist Savanne, in der vereinzelt Affenbrotbäume oder Baobabs auftreten.
Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudannegern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren L>itz haben.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume: die Gesundheitsstation M i s a -höhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle, wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratfchi, der volkreichste Ort der Kolonie, wo sich zahlreiche Karawanenwege vereinigen. Bei Banjeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen nie beunruhigt und hat keine Schutztruppe u nötig.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine ungemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr aus. Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns aus die Räder und holten die Vorausgegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilometer vorwärts zu bringen und ein Nachtquartier auszusuchen. Häufig trafen wir auch auf die überall längs der Karawanenftraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jebem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansamte-Mangu sind bereu mehrere Hunbert, hauptsächlich um den durchreisenden Hauffahänblern Unterkunft zu gewähren. An biescn Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten, zur Arbeit anzuspornen. Jetzt seufzt kein Eingeborener mehr über die Fronarbeit, die er bamals hat leisten müssen, bertrt die schönen Straßen kommen nun jedermann zugute. An den neuen Verkehrswegen liegen die Must erpslanzungende r Regie rungs-st o t i o n e n, wo Versuche mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen gemacht werden. Setzlinge überläßt man den (Singebornen um sie zu ähnlichen Kulturen aufzumuntern. Eifrige Pflege erfährt in diesen Stationen auch die Viehzucht! (Bilder aus den deutschen Kolonien.)
Die Nilländer.
1. Habejch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-land, dessen Gipfel fast bis zur Höhe des Montblanc (der Ras Daschan, 4600 m) aufragen. Aus dem T a n a s e e kommt der Blaue (— dunkle, trübe) Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. Die dunkelfarbigen Bewohner sind
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Extrahierte Personennamen: Jendi Habejch
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Lome Bismarckburg Togo Togo Abessinien
102 Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben.
Betrachten wir die vertikale Gliederung der Kontinente, die das Becken des Atlantik umschließen, so ergibt sich folgende bedeutsame Tatsache: Die Küsten werden entweder von Tiefländern begrenzt (nenne sie!), oder wenn Gebirge an sie herantreten, so laufen sie bielfach nicht parallel zur Küste, bielmehr treten ihre Ketten unter sehr berschiedenen Winkeln an die Küste. Eine Folge der Umrahmung des Atlantik mit weit ausgedehnten Tiefländern ist die reichliche Wasserzufuhr durch mächtige Ströme (Zähle sie nach der Karte aus!).
In bezug auf wirtschaftliche Erzeugnisse steht der Atlantische Ozean obenan. Er liefert Heringe, Kabeljaus oder Stockfische, Schellfische, Steinbutten, Schollen und Seezungen; dann Lachse, Sprotten (Kiel), Anschobis, Sardinen (Nantes), Störe (Kabiar), Austern, Hummern und Krabben; die tropischen Teile Schildkröten, Korallen und Perlen, die polaren Robben und Wale, letztere freilich in rasch abnehmender Menge. Außerdem gewinnt man im Atlantischen Ozean an pflanzlichen Erzeugnissen Seegras als Ersatzmittel der Roßhaare zum Polstern und Seetang, der zur Jodbereitung dient, an mineralischen Produkten Seesalz m den sog. Seegärten der Mittelmeerküste und Bernstein an der Ostseeküste.
Als Handels- und Verkehrs st raße kommt den: Atlantischen Ozean und seinen Nebenmeeren die größte Bedeutung zu. Er ist das erste Perkehrsgebiet unter den Ozeanen.
Seine Breite beträgt im nördlichen Teile durchschnittlich nur 4000 km, die bou den Schnelldampfern in 5 bis 6 Tagen durchmessen werden. An seinen Gestaden drängen sich die mächtigsten Industrie- und Handelsbölker der Gegenwart zusammen (auf amerikanischer Seite die Union, Brasilien und Argentinien, auf europäischer England, Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland), tiefeingreifende Rand-nnd Binnenmeere schließen die angrenzenden Erdteile auf, mächtige und schiffbare Ströme setzen gewissermaßen das Meer bis ins Herz der Kontinente hinein fort und treffliche Häfen gewähren den größten Flotten sicheren Schutz. Dazu kommen günstige Wind-, Strömnngs- und Flutberhältnisse (der Passat, der Golfstrom), seine Armut au Klippen, die langgestreckten Plateaus, die die Anlage von Kabelsträngen erleichtern, dies alles zusammen begünstigt in hohem Maße die Entfaltung des Handelslebens auf dem Atlantik und macht ihn zun: w i ch 11 g st e n K n l t n r -meer der Gegenwart. Nirgends bergichten sich daher die Schiffahrts- und Kabellinien in solchem Maße wie hier (s. S. 104). Nach Umfang und Wert trägt der Atlantische Ozean breimal sobiel Handelswaren wie der Stille und der Indische Ozean zusammen, die Personenbeförderung ist noch stärker und von den 12 Riesenberkehrs-häsen der Erde entfallen 9 auf seine Küstengebiete: London, New 9)orf, Liberpool, Hamburg, Antwerpen, Cardiff, Rotterdam, Marseille, Konstantinopel. Die hauptsächlichsten Träger dieses Verkehrs sind in Deutschland die Hamburg — Amerika-Linie in Hamburg und der Norddeutsche Lloyd in Bremen. Außer Deutschland hat den größten Anteil an diesem Verkehr England.
2. Der Indische Ozean.
Der Indische Ozean, das drittgrößte der Weltmeere, ist ein Einbruchs-decken zwischen Südasien, Ostafrika, Australien und dem malaiischen Archipel. Seine Umrandung zeigt eine große Mannigfaltigkeit der Glie-
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Extrahierte Ortsnamen: Atlantische_Ozean Kiel Nantes Atlantischen_Ozean Atlantischen_Ozean Brasilien Argentinien England Frankreich Belgien Holland Deutschland Atlantische_Ozean Indische_Ozean London Hamburg Antwerpen Cardiff Rotterdam Marseille Konstantinopel Deutschland Hamburg Hamburg Norddeutsche_Lloyd Bremen Deutschland England Indische_Ozean Ostafrika Australien
26
I. Geographische Grundbegriffe.
Küste zwischen Seine und Somme, viele Strecken der Westküste von Amerika,
die Küsten des Australgolses.
2. Die Klippenküsten sind meist Steilküsten, denen einzelne Felsmassen
(Klippen) vorgelagert sind. Ragen diese über das Meer heraus, so bilden
sie oft die schönsten Häfen; bleiben sie aber unter dem Meeresspiegel in
geringer Tiefe, so gefährden sie die Schiffahrt. Sie sind besonders für
fremde Schiffe, welche mit der Lage und Richtung der Felsen nicht vertraut
sind, sehr gefährlich (Lotsen). Solche Küsten finden sich in Europa, besonders
in Dalmatien und Norwegen. In der Küste des letztgenannten Landes
zeigen sich auch tief in das Land eindringende Buchten, Fjorde, denen
zählreiche kleine Inseln und Klippen vorgelagert sind (Schären).
3. An den Flachküsten senkt sich das Land ganz allmählich bis zum Meere
und uuter dessen Spiegel hinab. Das Meer hat daher bei ihnen eine geringe
Tiefe und enthält oft Sandbänke; die Küsten selbst sind einförmig und mit
Ausnahme der Flußmündungen fast ohne Einschnitte. Sie sind sür die
Schiffahrt sehr ungünstig, da die Schiffe weit vom Lande entfernt ankern
müssen; nur an den Flußmündungen finden sich einigermaßen sichere Häfen.
Meistens find sie mit einem breiten Sand- oder Geröllgürtel eingefaßt, auf
welchem das Meer Sandhügel, Djulen, auswirft, die das Hinterland gegen
die Wogen des Meeres schützen, manchmal aber auch unter dem Sande be-
graben. — Die Flachküsten sind die gewöhnlichste Form der Küsten; im
Norden der Erde haben sie nackten Felsboden mit geringer Senkung, auf
dem sich Sümpfe mit Moos und Torf bilden.
Das Meer arbeitet unablässig an der Gestaltung der Küsten, hier Land bildend,
dort Land zerstörend. Land bildet es dadurch, daß einerseits durch die Wellen
und den Seewind Sandhügel, Dünen, aufgeworfen, andererseits das Hinaustragen
von Sinkstoffen in das offene Meer verhindert und so an den Flußmündungen
Neubildung von Land (Deltaland) bewirkt wird. Seine zerstörende Kraft
zeigt das Meer dadurch, daß es von den Flachküsten ganze Strecken wegreißt
(Dollart, Zuidersee), an den Steilküsten die weniger widerstandsfähigen Gesteine
aus den festeren herausnagt und so die Küste zersägt (Helgoland, Skandinavien).
Auf diese Weise sind Vielsache Einbuchtungen oder Einschnitte des
Meeres in das Land entstanden (Fjord, Bai, Bucht, Meerbusen, Golf,
Hafen). Dem entsprechen Vorsprünge des Landes in dasmeer. Solche
Landesteile, die auf mehreren Seiten vom Wasser umgeben sind und
nur an eiuer Seite mit dem festen Lande zusammenhängen, heißt man
Halbinseln. Ist eine Halbinsel sehr schmal, so wird sie Landzunge
genannt. Der äußerste Vorsprung eines Landes erhält den Namen
Kap, und wenn er hoch aussteigt, Vorgebirge.
Halbinseln und Landzuugen bilden die Gegenstücke zu Meerbuseu und Buchten.
Ein schmaler Landstreisen, dnrch welchen zwei Gewässer von ein-
ander getrennt und zwei Länder miteinander verbunden werden, heißt
Landenge oder Isthmus (Panama); sie ist das Gegenstück von Meer-
enge oder Straße.
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europa Dalmatien Norwegen Helgoland Skandinavien Meerbusen Panama
22
I. Geographische Grundbegriffe.
die durch ihre Größe auf diese Bezeichnung keinen Anspruch haben (das Tote Meer,
das Steinhuder Meer); dagegen wird das Meer selbst oft „die See" genannt.
Ein Teil der Binnenseen sind Überreste des Meeres, das nach
tieferen Stellen sich zurückgezogen hat (z. B. das Kaspische Meer); sie
haben gewöhnlich keinen Abfluß, enthalten vielfach salziges Wasser und
weisen auch Pflanzen und Tiere auf, die soust nur im Meere vorkommen
(Reliktenseen; Reliktenfauna und -flora.) Die Mehrzahl der Seen
aber sind Süß Wasserseen. Ein Teil derselben hat sichtbaren Zu-
und Abfluß, die Flußseen, ein anderer keinen sichtbaren Zufluß: die
Quellseen (z. B. der Badersee). In den Flußseen lagern die Flüsse
den mitgeführten Schlamm und Sand ab, bilden also die Länternngs-
becken der Flüsse. Infolge dieser Ablagerungen hebt sich das Seebett
stetig (z. B. im Vodeusee).
E. Das Meer.
§ 1. Einteilung des Meeres.
Der größte Teil des Laudgewüssers fließt dem Meere zu. Meer
heißt im allgemeinen die große, zusammenhängende Waffermaffe, welche
die tiefsten Stellen der Erdoberflüche ausfüllt, Es umgibt allenthalben
das feste Land und trennt die Festländer oder Kontinente von einander,
lim sich auf dieser großen Wasserfläche leichter zurechtfinden (orientieren)
zu können, hat man das Meer in fünf Hauptabteilungen, Weltmeere
oder Ozeane zerlegt. Diese sind:
1. Das Nördliche Eismeer oder das Arktisches Meer.
2. Der Atlantische Ozean.
3. Der Große Ozean, dessen nördlicher Teil auch das Stille Meer,
dessen südlicher Teil die Südsee genannt wird.
4. Der Indische Ozean und
5. das Südliche Eismeer oder das Antarktische Meer*).
Meere, welche fast ganz vom Festland umschlossen sind, nennt man Mittel-
meere/ hie und da auch Binnenmeere, (z. B. das südeuropäische Mittelmeer,
die Ostsee).
Meeresteile, welche tief in das Land eindringen, heißen Meer-
bnsen oder Golfe/ kleinere Einschnitte Buchten oder Baien.
Bieten sie bei entsprechender Tiefe den Schiffen genügenden Schutz gegen
1) Arktos = der Bär; das Sternbild des Bären steht am n. Himmel. Den
Gegensatz bildet antarktisch (— entgegengesetzt dem Norden).
2) Die Weltmeere und ihre Begrenzungen sind nach der Karte zu bestimmen!
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I. Geographische Grundbegriffe.
Eine andere Bewegung des Meeres .nennt man Gezeiten oder Ebbe und
Flut, d. h. die fallende und steigende Bewegung des Meeres. Es erfolgt dieselbe
im regelmäßigen Wechsel ungefähr alle 6 Stunden, verursacht hauptsächlich durch
die Anziehungskraft des Mondes. Der größte Unterschied des Wasserstandes zur
Zeit der Ebbe und Flut ist an den Küsten bemerkbar, weniger im offenen Ozean,
am wenigsten in den Binnenmeeren (z. B. in der Ostsee.) Zur Zeit des Neu-
und Vollmondes ist die Flut am stärksten (Springslut).
Zu den regelmäßigen Bewegungen gehören auch die Strömungen des
Meeres. Sie bestehen darin, daß einzelne Schichten des Meerwassers ähnlich den
Flüssen auf dem Lan1)e nach bestimmten Richtungen sich fortbewegen. Sie sind
hauptsächlich durch die Einwirkungen lange dauernder gleichmäßiger Windströmungen
erzeugt. Man unterscheidet kalte und warme Meeresströmungen; die
ersteren gehen hauptsächlich von den Polen nach dem Äquator, die letzteren besonders
in der Richtung des Äquators. Der für uns wichtigste warme Wasserstrom ist der
Golfstrom, der vom Meerbusen von Guinea nach dem Mexikanischen Golf (daher
sein Name) strömt und von diesem nach der Westküste Europas sich hinüberzieht.
Alle Strömungen üben einen wichtigen Einfluß auf die klimatischen Verhältnisse
der Küsten, die sie berühren, da sie an dieselben Wärme oder Kälte abgeben. Sie
tragen nicht bloß Tiere und Pflanzen in ferne Länder, sondern fördern auch den
Berkehr der Menschen von Erdteil zu Erdteil.
§ 4. Meeresgrund.
Der Meeresgrund oder Meerboden ist die Fortsetzung der trockenen Erdrinde.
Er zeigt ähnlich wie die Oberfläche der Erde Mulden und weite Ebenen, Anhöhen,
Berge und ganze Gebirge. Doch ist im allgemeinen der Boden einförmiger als
das Festland, weil er gegen den zerstörenden Einfluß der Luft geschützt ist.
Einzelne dieser Erhebungen reichen fast bis zum Wasserspiegel als Untiesen
oder ragen über denselben heraus als Sandbänke (sandig), Riffe (felsig) und
Inseln.
F. Wechselbeziehungen zwischen Wasser und ^and.
§ 1. Inseln.
Inseln sind kleinere, rings vom Wasser umflossene Länderstrecken.
Kleine Insel:: nennt man auch Eilande. Eine Anzahl nahe beisammen
liegender Inseln heißt eine Inselgruppe, Juselflur oder Archipel,
und eine in gerader Linie fortlaufende Reihe von Inseln eine Insel-
kette.
i&ach ihrer Lage unterscheidet man festländische oder Gestade-
inseln und ozeanische oder Hochseeinseln. Die ersteren liegen
als abgerissene Teile des Festlandes in der Nähe desselben und haben
gewöhnlich die gleiche Natur-, die gleiche Tier- und Pflanzenwelt. Die
ozeanischen Inseln sind weit vom Festlande entfernt und weisen eine
eigenartige Natur auf.
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