266
49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
Extrahierte Ortsnamen: Otto-Heinrich-Bau Graf_Melac Rhein Frankreich Frankreich Rhein La_Breteche Speyer Oppenheim Worms Mainz Philippsburg Heidelberg Heidelberg Frankreich Wiesloch Bruchhausen Eppelheim Heidelberg
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Extrahierte Personennamen: Surabaja
Extrahierte Ortsnamen: Australien Sumatra Borneo Niederländisch-Jndien Timor Amerika Manila China Japan Zentralasiens China
Nordafrika. 39
bis schwarzer'.Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt und waren früher das Ziel der Sklavenjagden. Sie treiben meist Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Garten- und Haübau erfordern feste Wohnsitze und haben im Sudan unter Einwirkung des Islam eine Art Halbkultur erzeugt *).
Staatliche Einteilung. Im West- und Mittelsudan hat Frankreich, im Ostsudan England die Vorherrschaft — An der Atlantischen Küste liegt die französische Kolonie Senegambien am Senegal und Gambia, die große Mengen üott Erdnüssen liefert. — Hauptort des französischen Sudan ist die Wüstenstadt T i m b u 11 u am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstraßen. — Den Engländern gehören das Reich der A s ch a n t i und Nigeria. Nigeria erzeugt reichliche Mengen von Kakao. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der ganzen Guineaküste. Zwischen dem "englischen Reich der Aschanti und dem französischen Dähome liegt die deutsche Kolonie Togo. An der Küste von Oberguinea die Negerrepublik Liberia.
Der Ost- oder ägyptische Sudan. Den Mittelpunkt des Ostsudan bildet C h a r t u m am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil.
Die Neger (s. Abb. S. 38).
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevölkerung eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nordafrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Haunibal über die Pyrenäen und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist ihre dunkle Hautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie „vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Gesichtsund Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Mus kulatur der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach gehören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung wie die Zwergstämme Jnnerafrikas. Im Norden der Sahara bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mischvölker als reine Neger, so die Ägypter und die Berber oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großenteils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute in Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große Ausgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß fein, denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack und Schön-
/) Der Gartenbau der Neger erstreckt sich auf Bananen, süße Kartoffeln, $)am§ und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, diese das wichtigste afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Extrahierte Personennamen: Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Frankreich Ostsudan_England Atlantischen Senegal Gambia Niger Nigeria Nigeria Aschanti Togo Oberguinea Negerrepublik_Liberia Amerika Afrika Rom Ruanda Viktoria- Tanganjika-See Jnnerafrikas Amerika Afrika Durra
Nordafrika. 41
und Palisanderholz. Das Binnenplateau ist zumeist Savanne, in der vereinzelt Affenbrotbäume oder Baobabs auftreten.
Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudannegern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren L>itz haben.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume: die Gesundheitsstation M i s a -höhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle, wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratfchi, der volkreichste Ort der Kolonie, wo sich zahlreiche Karawanenwege vereinigen. Bei Banjeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen nie beunruhigt und hat keine Schutztruppe u nötig.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine ungemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr aus. Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns aus die Räder und holten die Vorausgegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilometer vorwärts zu bringen und ein Nachtquartier auszusuchen. Häufig trafen wir auch auf die überall längs der Karawanenftraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jebem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansamte-Mangu sind bereu mehrere Hunbert, hauptsächlich um den durchreisenden Hauffahänblern Unterkunft zu gewähren. An biescn Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten, zur Arbeit anzuspornen. Jetzt seufzt kein Eingeborener mehr über die Fronarbeit, die er bamals hat leisten müssen, bertrt die schönen Straßen kommen nun jedermann zugute. An den neuen Verkehrswegen liegen die Must erpslanzungende r Regie rungs-st o t i o n e n, wo Versuche mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen gemacht werden. Setzlinge überläßt man den (Singebornen um sie zu ähnlichen Kulturen aufzumuntern. Eifrige Pflege erfährt in diesen Stationen auch die Viehzucht! (Bilder aus den deutschen Kolonien.)
Die Nilländer.
1. Habejch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-land, dessen Gipfel fast bis zur Höhe des Montblanc (der Ras Daschan, 4600 m) aufragen. Aus dem T a n a s e e kommt der Blaue (— dunkle, trübe) Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. Die dunkelfarbigen Bewohner sind
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Extrahierte Personennamen: Jendi Habejch
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Lome Bismarckburg Togo Togo Abessinien
- 12 —
Schwabach, durchfließt die Stadt. Hunderte von Tierfellen werden in
demselben gewaschen; die großen Nördlinger Gerbereien erzeugen
viel und gutes Leder. — „Gewerbe und Handel sind in Nördlingen
ziemlich bedeutend. An Markttagen geht es in Nördlingen sehr leb-
hast zu. Von allen Seiten strömen Käufer und Verkäufer herbei, zu
Wagen und zu Fuß. Eier, Butter. Schmalz, Obst, Gemüse, Kartoffeln,
Getreide, Gänse, Hühner, Enten, Tauben, kurz alles, was das srucht-
bare Ries und seine fleißigen Bewohner erzeugen, wird hier au verschie-
denen Plätzen seil geboten. Mitten im Gewühle der Menschen fühlt
man, daß Nördlingen der Stapelplatz des Rieses (Erklären!),
die Hauptstadt dieser kleinen Welt ist."*)
Besonders lebhaft geht es in der Schranne zu. Die Schrämte
ist ein großes Gebäude. Mehrere große Thore, so groß wie Scheunen-
thore, führen in eine mächtige, gepflasterte Halle. Zahlreiche Fuhr-
werke fahren durch diese Thore in die Halle und ladeu ihre Fracht ab,
volle Getreidesäcke. Viele hundert Getreidesäcke lehnen an den
Wänden, hohe Getreidehaufen find auf dem Boden aufgeschüttet.
Getreidehändler, Bierbrauer, Müller und Bäcker sind in der Schranne
versammelt und kaufen den Riesbauern das Getreide ab, besonders Dinkel
und Gerste. Was ist also die Schranne? Getreidehalle, Ver-
kaufshalle für Getreide.
Öfter im Jahre werden in Nördlingen große Viehmärkte ab-
gehalten. Was von den Käufern au den Nördlinger Markttagen er-
handelt wird, kommt oft weit fort in große Städte, ja selbst in fremde
Länder. Was für eine Stadt ist demnach Nördlingen? Handelsstadt.
— Womit wird in Nördlingen Handel getrieben? Getreide, Vieh, Eier,
Butter, Schmalz, Geflügel u. f. w.
Zusammenfassung: Die Niesbauern gehen nach Nördlingen ans
den Markt. Hier werden die Erzeuguisse des Rieses verkauft. In
der Nördlinger Schranne wird viel Getreide aufgestapelt und ver-
kauft. Nördlingen ist der Stapelplatz und die Handelsstadt des
Rieses.
2. So G'fell, so!
Nördlingen war einst eine ansehnliche freie Reichsstadt.
Die altertümlichen Thore, das Rathaus und die Trümmer
der früheren Stadtmauer sind Zeugen seines Alters. Im 30jäh-
rigen Kriege ging es Nördlingen nicht viel besser als unserer Vaterstadt.
Viele Fehden hatte Nördlingen einst mit den mächtigen Grafen
von Öttingen zu bestehen, die damals fast die ganze Riesebene be-
herrschten. Gerne hätten die Öttinger Grafen die Stadt in ihren Besitz
gebracht. Doch Türme und Thore, Wall und Graben schützten die Stadt
*) Jugendlust, Jahrgang 1881.
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Oberbayern unter Rudolf li, dem Stammler. 131
gehe, faßte er gegen diese heftige Abneigung itub verlobte sich
(19. Mai 1294) mit Mathilde, der dritten Tochter des Königs
Adolf von Nassau. Die Vermählung erfolgte zu Nürnberg
(2. September 1294).
Im Frühjahre 1295 ward Herzog Rudolf von dem Bi-
schöfe und den Bürgern Augsburgs befehdet, weil er nicht
darauf einging, die Festungswerke zu Kaltenberg und Fried-
berg, die Ludwig der Strenge errichtet, zu beseitigen. Die
herzogliche Veste Kaltenberg wurde durch die Augsburger,
das augsburgische Mergentau (beifriedberg) durch diebayern
zerstört. Ein Vertrag zu Lechfeld (4. Oktober 1295) sollte der
Fehde ein Ende machen, aber der Bischof und die Bürger
Augsburgs bündeten sich (15. Juni 1296) auf's neue und
verbrannten (1297) das Schloß Päl, welches Rudolfs Partei-
gängern, den Brüdern Engelschalk und Konrad von Wil-
de nro de, gehörte. Rudolf, dem Stephan I von Nieder-
bayern zu Hilfe kam, schloß nach mehrfachen Verwüstungen,
die er auf dem Gebiete seiner Gegne? angerichtet, zu München
(8. Mai 1297) einen vortheilhaften Frieden. Auch legte er,
von den Augsburgern unterstützt, die blutige Fehde bei, die
ob der Einäscherung Päls zwischen beit Rittern von Wilden-
rode und Haldenberg einerseits und den Edlen von Rohrbeck
anderseits entstanden war*).
Rudolf ließ es sich angelegen sein, seinen Schwiegervater,
den König Adolf, in der Behauptung seiner Würde zu unter-
stützen; allein Alb recht von Habs bürg, der diese Würde an-
strebte, brachte es bei einer Zusammenkunft der deutschen Fürsten
in Prag (Juni 1297) dahin, daß diese über die Entsetzung
Adolfs und die Erhebung Albrechts von Haböburg schlüssig
wurden. Als deshalb im Frühjahre 1298 zwischen Adolf von
Nassau und Al brecht von Oesterreich ein Krieg ausbrach,
zogrudols von Oberbayern und mit ihm die niederbayerischen
*) Engelschalk von Wildenrode und sein Vetter Konrad von
Haldenberg waren der Meinung, daß Pal von den Edlen von Rohrbeck
verbrannt worden sei, und erstachen deshalb zu Augsburg den Wein har d
von Rohrbeck; Konrad von Wildenrode, der Bruder Engel schal ts
von Wildenrode, war an diesem Morde nicht betheiligt.
9*
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Stammler Mathilde Adolf Rudolf Rudolf Ludwig Rudolfs Konrad_von_Wil- Konrad Rudolf Rudolf Stephan_I_von_Nieder- Rudolf Rudolf König_Adolf Adolf Adolfs Albrechts_von_Haböburg Albrechts Adolf Konrad_von
Haldenberg Konrad Konrad_von_Wildenrode Konrad
232
Bayern unter Maximilian I.
Auf der Heimreise ging er durch die Schweiz nach Nancy, um
hier seinen mütterlichen Oheim, den Herzog Franz von Loth-
ringen, zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit lernte er Elisa-
beth, des Herzogs Karl von Lothringen Tochter, kennen, die er
1595 ehelichte. Ssou Nancy nach München zurückgekehrt, re-
gierte er von 1594 zugleich mit seinem Vater, bis ihm dieser
1597 die Alleinregierung überließ.
Beim Antritte seiner Alleinregierung hatte Maximilian I
manchem Nebel zu begegnen, denn in seinem Lande war Vieles
herabgekommen, und die Gefahr, welche die religiöse Entzweiung
der Völker und die daraus entspringende Spannung der Fürsten
mit sich brachte, war größer als je. Um für alle Fälle geborgen
zu sein, sorgte Maximilian hauptsächlich für drei Dinge: für
Geld, innere Ordnung und eine ansehnliche Kxiegs-
m a ch t.
Zur Erreichung des ersten Zieles beschränkte Maximilian
den Ueberfluß am Hofe und stellte die unter seinem Vater ein-
gerissenen Mißbräuche ab, durch welche die herzoglichen Mittel
in empörender Weise verschleudert wurden. Dabei ließ er die
Besoldungen der öffentlichen Beamten unverkürzt und sorgte, daß
die Förderung der schönen Künste keine Unterbrechung erlitt.
Erfinderisch, wie er war, schuf er selbst neue Finanzquellen und
bedurfte daher nicht so oft, wie seine Vorgänger, landständische
Geldbewilligungen. Er hielt nur zwei Landtage, den ersten
1605, wo die Landstände eine Million Schulden übernahmen,
den zweiten 1612, wo er mit ihnen die nöthigen Mittel für die
Vertheidigung und die übrigen Bedürfnisse des Landes, berieth.
Sie bewilligten das Nöthige, und er berief sie 39 Jahre
nicht mehr.
Ein Ausschlag auf Fleisch, auf Gold- und Silberwaaren,
das Monopol des Weißbierbrauens und vorzüglich die auf
eigene Rechnung übernommene Bereitung des Salzes ver-
schafften ihm neben weiser Sparsamkeit, klugen und treuen
Beamten, scharfer Ueberwachung derselben und einer ver-
einfachten Verwaltung hinreichende Mittel zur Deckung aller
Bedürfnisse, deren nicht wenige waren. Handel und Gewerbe
gab er frei, belebte und ermunterte sie, so gut er konnte, nur
den einträglichen Handel mit Weißbier und Salz behielt er
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Nancy Franz_von_Loth- Franz Karl_von_Lothringen Karl Ssou_Nancy Maximilian_I Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian
236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
238
Bayern unter Maximilian I.
lipp sich zum Protektor des katholischen Bundes erklärte und
einen monatlichen Beitrag von 45,000 Gulden zusagte. An den
Papst ward eine feierliche Gesandtschaft von Seite der drei
Kurfürsten abgeordnet; auch Maximilian sandte einen
Agenten nach Rom. Leider war der päpstliche Schatz erschöpft,
doch ließ sich Paul V (1605 —1621) endlich zu dem Versprechen
herbei, monatlich 8000 Gulden in die Bundeskasse zu zahlen.
Die Verträge von München und Mainz enthielten nur
die Grundlage des Bundes, seine Organisation sollte nachträglich
geschehen. Nach Ueberwindung vieler Bedenken, die der furcht-
same Erzbischof von Mainz vorbrachte, kam am 8. Februar
1610 der erste allgemeine Bundestag zu Würzburg zu Stande,
auf welchem die nöthige Organisation des Bundes, besonders der
Geldpunkt festgesetzt wurde. Und so war denn nicht ohne viele
Kämpfe und Unannehmlichkeiten für den Stifter des großen Werkes
im Ganzen der Zweck erreicht: eine Vereinigung der katho-
lischen Streitkräste gegen den drohenden Uebermuth
der Union.
Beinahe wäre schon beim Aussterben des Hauses Jülich*)
(25. März 1609) ein Zusammenstoß des katholischen Bun-
des mit der Union erfolgt, indem für die Länder jenes Hauses
(Jülich, Berg, Cleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein) mehrere
Prätendenten auftraten, das Haus Sachsen wegen einer von dem
Kurfürsten Johann Friedrich I von Sachsen mit dem Hause
Jülich geschlossenen Erbverbrüderung, der Kaiser Rudolf aus
religiösen Interessen, der Kurfürst Johann Sigmund von
*) Johann Iii, Herzog zu Cleve und Graf von der Mark, verm. nut
Maria, Erbin von Jiilich, Berg und Ravensberg.
Wilhelm, Herzog Sibylla, verm, mil Anna, verm, mil
p 1592. dem Kurfursten Joh. Heinrich Viii von
Friedr. I v. Sachsen, 4 1554. England, 4 1557.
Johann Wilhelm, Herzog, 4 25. März 1609. Marie Eleonore, verm, mit dem Herzog Albert Friedrich von Preußen, 4 1608. Anna, verm, mit Philipp Ludwig, Pfalzgraf zu Neuburg, 4 1632.
Anna, verm, mil Johann Sigmund v. Brandenburg. Wolfgang, Pfalz graf zu Neuburg.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Cleve Johann_Friedrich_I_von_Sachsen Johann Friedrich Rudolf Rudolf Johann_Sigmund_von
*)_Johann_Iii Johann Johann Maria Maria Wilhelm Sibylla Anna Heinrich_Viii_von
Friedr Heinrich Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Marie_Eleonore Albert_Friedrich_von_Preußen Friedrich Philipp_Ludwig Philipp Ludwig Johann_Sigmund Johann
Extrahierte Ortsnamen: Rom Mainz Mainz Ravensberg Haus_Sachsen Ravensberg Sachsen England Neuburg Brandenburg Neuburg
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Bayern unter Maximilian I.
Bran denburg, weil er mit der Tochter der ältesten, aber bereits
gestorbenen Schwester des verlebten Herzogs von Jülich verhei-
rathet war, und Pfalzgraf Ludwig Philipp von Neuburg,
weil er mit der nächstältesten, aber noch am Leben besindlicheu
Schwester desselben Herzogs vermählt war. Doch wurde die
Spannung noch beseitigt, weil der Kurfürst Johann Sigmund
von Brandenburg und der Herzog Ludwig Philipp von
Pfalz-Neuburg dem vom Kaiser ausgesprochenen Entschlüße
gegenüber, die ganze Erbschaft bis zur Ermittlung des rechtmäßigen
Erben mit Beschlag zu belegen, sich ausglichen und einstweilen
von der Jülich'schen Erbschaft gemeinsam Besitz ergriffen. Des
Letzter» Sohn, Wolf gang, trat, um des Beistandes Maximi-
lians von Bayern im Jülich'schen Erbstreite sicher zu sein, im Jahre
1612 zur katholischen Kirche zurück, heirathete am 10. November
1613 Maximilians Schwester, Magdalena, und wendete auch
seine Unterthanen wieder der alten Kirche zu. (Der Streit en-
dete definitiv erst im Jahre 1666 mit einem Vergleiche, wonach
der Brandenburger und der Pfalz-Neuburger sich in die
Länder theilten: Cleve, die Grafschaft Mark, Ravensberg
und Ravenstein kamen an Brandenburg, die Güter Jülich
und Berg fielen an Pfalz - Neu bürg.
So groß Maximilians Verdienst um die Entstehung des
katholischen Bundes war, so sah er sich doch wegen der ihm
gewordenen Stellung als Bundes-Oberster von vielen Seiten,
namentlich von den auf ihn eifersüchtigen Habsburgern, fort-
während angefeindet und das Gedeihen seines Werkes durch Hin-
dernisse aller Art gehemmt. Daher legte er 1615 sein Direkto-
rium nieder und loste 1617 die Verbindung völlig auf, schloß
aber gleichzeitig mit den kirchlichen Oberen von Bamberg,
Würzburg und Ellwangen ein geheimes Bündniß. Aber
die vielseitige Bedrängniß der Katholiken Deutschlands führte am
26. Januar 1619 zur Erneuerung des Bundes, der von da an
die „Liga" genannt und zwei Direktoren untergeordnet wurde,
dem Erzbischöfe von Mainz für den Rhein, und dem Her-
zoge Maximilan I von Bayern für die oberen Bundes-
länder; doch blieb Letzterer beim Verlaufe des inzwischen
ausgebrochcnen Krieges, der Deutschland dreißig Jahre lang
(1618— 1648) verwüstete, die Seele der katholischen Con-
söderation.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Ludwig_Philipp_von_Neuburg Ludwig Philipp Johann_Sigmund
von_Brandenburg Johann Ludwig_Philipp_von
Pfalz-Neuburg Ludwig Philipp Maximilians Maximilians