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123. Ein Siegesgruß aus den bayerischen Bergen.
denn für die hat ja niemand einen Jodler übrig. Da widerhallt es von neuem — Hurra, die beiden kommen zum Freudenfeuer!
Auch in das stille Land der Alpen war der Siegesruf der Deutschen gekommen, es wußten manche nicht, wo Frankreich liegt, aber das wußten alle bald, daß die Deutschen Frankreich überwunden hatten.
Auf dem kleinen Bahnhof der Station war die Nachricht von der siegreichen Schlacht an die Mauer geheftet; der Bote, der über Land ging, nahm sie mit und wo er ins Hans trat, schwenkte er schon den Hut von weitem. Der Postillon, der die kleine Karriole fährt, griff heute zum schönsten Federbusch und blies aus der langen Straße ein Lied ums andere.
So kam die Siegesbotschaft ins Gebirge, die Zeitnngsblätter kamen und der Jubel hatte kein Ende! Es war nirgends ein Befehl von oben erschienen, und doch, als es Abend wurde, brauuteu auf allen Höhen die Freudenfeuer. Das ganze Jnntal entlang und vom Inn bis zu den Quellen der Isar, im Chiemgau und in den Bergen des Königsfees, überall schlug die Freude in lichten Flammen empor.
Da stand der Wendelstein, die alte Warte der Bergessreiheit und des Berggesanges, und grüßte leuchtend hinüber ins Leizachtal; da stand die Kampen-wand und winkte herab aus die weiten Gefilde zu ihren Füßen. Wie ein Frendenftrahl leuchtete der Feuerschein um die alten, steinernen Züge des Karwendelgebirges; der Watzmann, ein König im Osten, trug sein brennendes Diadem, und nun gar der Untersberg, dem durfte feine Krone nicht fehlen! Im Untersberg sitzt ja der alte Kaiser und harrt aus die deutsche Einheit und auf die Wiedererftehung der deutschen Macht. Es ist ein weiter Weg von den Ufern der Maas bis zu feiner Gruft, aber mich deucht, er hat den Schlag gehört und die Freudentränen flössen ihm in den weißen Bart.
O, wer in solcher Stunde auf den Bergen stand! Es war eine Sternen* nacht, so klar und glühend, als hätte der Himmel sich geschmückt, als hätte er seinen prächtigsten Mantel angetan zu uuserem Feste. Hier auf den steinernen Wällen brannten die Wachtfeuer der deutschen Treue und drunten lag unermeßlich das schöne, heilige Deutschland. Es waren dieselben Sterne, die über dem Schlachtfelde glänzten und über den Wogen der Nordsee! Wir waren einig und sind es; wie ein Freudenschauer ergreift es uns — die Übermacht dieses Gedankens.
In den Wäldern rauschte der Wind; auch die Wälder sind deutsch. Mit einer Art von Frömmigkeit hängt der Deutsche an seinem Wald, kein Volk hat ihn so tief verstanden und so treu gepflegt wie wir. Er hat das Gemüt der Jugend erzogen wie das der Ahnen; und wenn das Gemüt unser Kleinod vor allen Nationen ist, dann ist der Wald fein Tempel; wenn das deutsche Gemüt uns den Sieg gegeben, dann war es recht, daß mitten im Kranze der deutschen Wälder die Siegesfeuer brannten! Horch, wie es rauscht! Rings liegt die tiefe, schweigende Einsamkeit, und doch welche furchtbare Macht der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Hans
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Untersberg Untersberg Deutschland
Nordafrika. 41
und Palisanderholz. Das Binnenplateau ist zumeist Savanne, in der vereinzelt Affenbrotbäume oder Baobabs auftreten.
Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudannegern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren L>itz haben.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume: die Gesundheitsstation M i s a -höhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle, wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratfchi, der volkreichste Ort der Kolonie, wo sich zahlreiche Karawanenwege vereinigen. Bei Banjeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen nie beunruhigt und hat keine Schutztruppe u nötig.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine ungemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr aus. Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns aus die Räder und holten die Vorausgegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilometer vorwärts zu bringen und ein Nachtquartier auszusuchen. Häufig trafen wir auch auf die überall längs der Karawanenftraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jebem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansamte-Mangu sind bereu mehrere Hunbert, hauptsächlich um den durchreisenden Hauffahänblern Unterkunft zu gewähren. An biescn Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten, zur Arbeit anzuspornen. Jetzt seufzt kein Eingeborener mehr über die Fronarbeit, die er bamals hat leisten müssen, bertrt die schönen Straßen kommen nun jedermann zugute. An den neuen Verkehrswegen liegen die Must erpslanzungende r Regie rungs-st o t i o n e n, wo Versuche mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen gemacht werden. Setzlinge überläßt man den (Singebornen um sie zu ähnlichen Kulturen aufzumuntern. Eifrige Pflege erfährt in diesen Stationen auch die Viehzucht! (Bilder aus den deutschen Kolonien.)
Die Nilländer.
1. Habejch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-land, dessen Gipfel fast bis zur Höhe des Montblanc (der Ras Daschan, 4600 m) aufragen. Aus dem T a n a s e e kommt der Blaue (— dunkle, trübe) Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. Die dunkelfarbigen Bewohner sind
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Jendi Habejch
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Lome Bismarckburg Togo Togo Abessinien
— 98 —
Zusammenfassung: Der Chiemsee. Der Chiemsee ist sehr
groß. Mit Recht führt er den Namen bayerisches Meer. Im
Süden des Sees erhebt sich das Gebirge. Der Chiemsee besitzt
drei Inseln: die Herren-, Frauen- und Krautinsel. Er bekommt
das Wasser von den Alpen und schickt es zum Inn und zur Donau.
Unsere Reisegesellschaft ist aber nicht eigentlich des Sees wegen
hieher gekommen. Ihr Anziehungspunkt ist das wunderschöne „Zauber-
schloß", das unser König Ludwig Ii. mit einem Kostenaufwand
von ungefähr 25 Millionen Mark auf dieser einsamen Insel erbauen ließ.
Den Eingang in das Schloß vermitteln drei Thore mit reich ver-
goldeten Gitterthüren, durch welche man in die Vorhalle gelangt.
Eine endlos scheinende Reihe schlanker Sänken aus kreideweißem Marmor
ragt hier empor. In der Mitte erhebt sich aus einer violetten Marmor-
Vase ein riesiger, überlebensgroßer Pfau aus Bronze, dessen Federn in
natürlichen Farben schillern. Zu seinen Füßen ruht ein Pfauenweibchen.
— Durch diese Vorhalle und den Hos gelangt man in das prächtige
Treppenhaus, das uns in den Prunksaal mit seinen kostbaren
Wand- und Deckengemälden und seiner kunstvollen Uhr führt. — Das
Schlafzimmer des Königs enthält das prunkvollste aller auf Erden vor-
handenen Betten. Es ist durch ein vergoldetes Geländer von dem übrigen
Räume getrennt. Es steht aus einem mit goldenen Sonnen reich ge-
stickten Purpurteppich und ist mit einer goldenen Decke von unermeß-
lichem Werte bedeckt. Dieses Bett soll allein x/2 Million gekostet haben.
Die Decke des Zimmers zeigt ein kostbares Gemälde. (Es stellt den
Himmel der Griechen, den Olymp, und seine Bewohner dar.) — Von
unbeschreiblicher Schönheit ist die Spiegelgalerie. Dieser Riesen-
saal hat eine Länge von 78 m. Hier herrscht größte Pracht. 2500
Wachskerzen auf 52 Riesenkandelabern und 35 vergoldeten Krön-
lenchtern haben diesen gewaltigen Raum bei Anwesenheit des Königs
erhellt. Diese Tausende von Lichtern spiegeln sich in den 9 in hohen
Spiegelscheiben, welche die eine Wand des Saales bedecken. — Das in
Purpur und Gold prangende Speisezimmer besitzt einen Fußboden
aus Rosenholz und enthält das „Tischlein deck dich". Der kostbare
Speisetisch steht aus einer Versenkung. Ein Druck auf eine Feder ge-
nügte: der Tisch verschwand geräuschlos und kam ebenso geräuschlos ans
der Tiefe des Anrichtezimmers, mit köstlichen Speisen versehen, zurück.
Kommt man aus dem Schloß heraus, so ist man ganz betäubt
von dem Glanz und der Pracht, die man geschaut.
Vor dem Schloß, gegen den See hin, steht ein runder Riesen-
marmorbrnunen mit 72 wasserspeienden Ungetümen, wie Drachen,
ze. Hanshohe Spaliere, von wildem Wein umrankt, ziehen sich links und
rechts des Schlosses zum See hiuab.
Z u s a m m e n s a s s u n g: Vom Z a u b e r s ch l o ß.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Hanshohe_Spaliere
; (Sinei) einer Photographie von Wilhelm ft-itlle, Barmen,)
De»tsche Industrie. Talsperre im Wuppertale bei Barmen.
Seit alten Zeiten dienen die reichen Wasserkräfte des Rheinischen Schiefergebirges dem Gewerbe, in keinem Tale
aber in höherem Maße als im Wuppertal?. -Die zahlreichen und bedeutenden Fabrikstädte dieses Tales verdanken
ihre Entstehung diesem Flusse. In neuerer Zeit hat man die Ausbeutung der „weißen Kohle", wie man die nutz-
bareu Wasserkräfte jetzt vielfach nennt, durch große Talsperren noch gesteigert. Tie Flüsse werden durch Querdämme
zu Seen aufgestaut, deren Abfluß in Werkkanäle geleitet wird. Eine der ansehnlichsten dieser Talsperren liegt
bei Barmen im Wuppertal.
<Nach einer Photographie von Wilhelm N'ille, Varinen,)
Deutsches Verkehrsleben. Schwebebahn in Elbcrfeld-Barmen.
Ter ungemein rege Verkehr im industriereichen Wuppertal ist über die natürlichen Schranken des Gebietes hinaus-
gewachsen und der erfindungsreiche Geist der deutschen Technik hat zu seiner Bewältigung die Schwebebahn in
Elberfeld-Barmen geschaffen. Tie Wagen dieser 13'/- km langen Bahn hängen an einer Schiene, die an einem
eisernen Trahtgerüst befestigt ist, und gleiten auf dieser, von elektrischer Kraft getrieben, dahin. Tas Schwebegleis
wurde teilweise über der Wupper angelegt, um den Straßenverkehr in dem engen Tale nicht noch mehr zu
belasten. Hier sausen die Wagen unbehindert dahin und erreichen eine Geschwindigkeit bis zu 40 km. Tie Halte-
stellen befinden sich meist bei den Wupperbrncken.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Schwebegleis
107
des Staubfalles sind nach der Verschiedenheit der Jah-
reszeiten und der Wassermenge verschieden.
3. ) Der Fall des Velino im Kirchen-Staate, nicht
weit von der Stadt Lernt, über 200 F. hoch. Klemens
Yiii. ließ den Velino, um die Stadt Terni gegen ihn
zu schützen, in den Abgrund leiten, in den er sich ge-
genwärtig stürzt. Auch hier verwandelt sich das Wasser
in Regen und Schaum, und steigt von der Tiefe wieder
in Gestalt weißer Wolken empor.
4. ) Der höchste Wasserfall in Europa ist ein vom
Verge Marbore in den Pyrenäen 1256 F. herabstürzen-
der Giessbach.
5. ) Der Wasserfall der Ache bey Gastein, bey wel-
chem sich das Wasser in eine Tiefe von 4i4 F. stürzt.'')
B. Wegen ihrer Breite sind merkwürdig:
1. ) Der westliche Ausfluß des Sclaven-Sees in
Nordamerika soll die furchtbarsten Schauspiele dieser Art
darbieten, indem einer seiner Fälle £ M. breit ist.
2. ) Bekannter ist
der Niagara-Fall. Der Niagarafluß ist der Aus-
fluß des Sees Erie in den See Ontario. Keiner der
bis jetzt bekannten Wasserfälle kömmt dem des Niagara
an Wassermenge gleich, der beym Sturze 720 F. breit
ist. Eine Insel, welche eine Spaltung des Wassersturzes
bewirkt verschönert die Erscheinung ungemein.
Das heftige Getöse, mit dem der Strom in eine Tie-
fe von 163 F. hinabstürzt, übersteigt alle Beschreibung.
Das herabgestürzte Wasser brauset bis an 40 F. hoch wie-
der in die Höhe, und wird, theils als mächtige Wogen,
theils als Schaumwolken aufgelöst, wieder gegen der» *)
*) M. s. Schuttes Reise auf den Glöckner. Lhl. Hi. Wien
1804. S. 45. fg.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Klemens
Yiii
Extrahierte Ortsnamen: Europa Giessbach Nordamerika Niagara-Fall Ontario Wien
— 66 —
blauen Farbe des Himmels, als die Meere in höheren
Breiten.
Die weiße Farbe des Meeres bey Veracruz rührt
von den weißen Kalkfelsen des Bodens bey einer großen
Durchsichtigkeit des Wassers her.
Otto von Kotzebue fand das Meer an der Küste
von Brasilien von einer rothen Farbe, welche durch eine
Menge kleiner Krebse bewirkt wurde.
An andern Orten wird diese rothe Farbe durch Fische,
oder auch durch Seepflanzen hervorgebracht.
Das gelbe Meer bey China hat diesen Namen von
seiner gelben Farbe, welche es von der ungeheuren Menge
gelben Schlammes erhalt, den ihm der gelbe Fluß
(Hoang-ho) zuführt.
Andere Meere, z. B. das rothe, das weiße, das schwarze,
u. s. w. haben diese Benennungen nicht von besondern Far-
den ihres Wassers, sondern aus andern, jetzt meistens unbe-
kannten Ursachen erhalten.
Die Durchsichtigkeit des Meerwassers ist eben
so, wi"e die Farbe desselben, nicht überall gleich, an man- ^
chen Orten jedoch in einem sehr hohen Grade bemerkbar.
Dieß ist besonders bey den westindischen Inseln der Fall,
wo das Wasser bis auf den Boden in eine Tiefe von
120 F. durchsichtig ist. Das Boot scheint hier auf der
Oberflache des Wassers, wie in der Luft, zu hangen, so
daß demjenigen, der hieran nicht gewohnt ist, leicht schwin-
delt. Dabey erblickt man alle Gegenstände auf dem Grunde
deutlich und in den schönsten Farben.
§. 66.
Leuchten des Meeres.
Eine herrliche Erscheinung bietet bey Nacht das
Leuchten des Meeres dar, dessen Ursachen aber, ob-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
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37. Aus dem bayerischen Alpengebirg.
67
so ist; denn der unparteiische Richter wird
immerhin das Halleiner Salzbergwerk dem
Berchtesgadener voran stellen.
Nachdem man mich auf der Schreib-
stube des Bergmeisters in Bergmannshabit
gehüllt, mir ein Grubenlicht in die Linke
und einen dicken bocksledernen Handschuh
in die Rechte gegeben hatte, folgte ich dem
Hutmann, der mich in die Unterwelt führen
sollte, und zwar etwas schüchtern und zag-
haft, denn es war das erstemal in meinem
Leben, daß ich ein Bergwerk befuhr. Der
870 Fuß lange Stollen ist mit dem schön-
sten röthlichen Marmor in eirunder Form
so hoch gewölbt, daß ein nicht allzulanger
Mann aufrecht stehen und bequem darin
gehen kann.
Bald erreichten wir eines von den großen
Senkwerken. So nennt man da eine große,
in Form eines Vierecks in den Salzfelsen
eingehauene Höhlung, in welche viele kreuz-
weis durcheinander laufenden Gänge ein-
münden. In diese Gänge, die anfangs nur
klein von Umfang sind, wird von außen
durch Röhren süßes Wasser geleitet, wodurch
das Steinsalz losgefressen und aufgelös't
wird. Die so gewonnene Soole wird als
gesättigt angesehen, sobald sie 26° erreicht
hat. Alsdann fließt ste wieder zu Tage
und wird durch eiserne Röhren nach dem
etwa vier Stunden entfernten Reichenhall
geleitet und dort zur Salzgewinnung ver-
sotten.
Endlich stand ich am Rande eines schauer-
lichen Abgrundes, dessen Tiefe in undurch-
dringliches Dunkel gehüllt war. In die
Tiefe hinab führten zwei rundliche, parallel
laufende Balken. Auf diese mußte ich mich
setzen, mit der Linken das Licht haltend,
mit der behandschuhten Rechten das Seil
fassend, welches längs des einen Balkens
hinablief. „Halten's nur hübsch das Seil
fest," sprach der Mann zu mir, und mit
einem „Fahr wohl!" fuhr ich darauf, indem
ich das Seil etwas locker hielt, mit Blitzes-
schnelle, wie auf den Fittigen des Stein-
adlers, hinunter in die schwarze Tiefe, daß
mir die Haare pfiffen. Das nennen sie die
Rutschbahn, und ich muß gestehen, sie
verdient meinen ganzen Beifall.
Nachdem ich noch ein anderes Werk,
überhaupt alles von Wichtigkeit in Augen-
schein genommen, bereiteten wir uns zur
Rückfahrt. Wir benützten ein kleines auf
Schienen fahrendes und zum Sitzen bequem
bepolstertes Rollwägelchen und fuhren erst
langsam und dann immer schneller und
schneller der Ausfahrt zu. Wie ein kleines,
funkelndes Sternlein aus blauer Himmels-
serne winkte der Eingang des Stollens ent-
gegen, so klein schien seine Oeffnnng zu
sein. Diese wurde immer größer und größer,
je mehr wir uns ihr näherten. Endlich
war die kurze Täuschung vorbei und ich
stand wieder am Anfang und zugleich am
Ende meiner kurzen, aber anziehenden un-
terirdischen Wanderung.
Recht wohl that mir wieder der erwär-
mende Strahl der Nachmittagssonne, als
ich aus dem kühlen Gewölbe heraustrat.
Ii.
Bald darauf wanderte ich zu dem be-
rühmten Kö ui gssee, wohin es von Berch-
tesgaden aus etwas über eine Stunde ist.
Her Weg dahin ist schattig und angenehm
und führt an einsamen Mühlen und Ka-
pellen vorüber. Die letzte Strecke des Weges
geht durch ein Wäldchen und aus diesem
tretend, steht man mit einemmale an den
Ufern des herrlichen See's, der seinen Na-
men mit vollem Rechte trägt.
Wer beschreibt aber die Pracht des Kö-
nigssee's und das hohe Vergnügen einer
Fahrt auf demselben? Wie ein ungeheurer
Smaragd, ein köstlicher Edelstein in der
Gebirgskrone des lieben Vaterlandes, liegt
der etwa zwei Stunden in der Länge und
1/t Stunde in der Breite messende See vor
den überraschten Augen des Beschauers.
Den Rahmen dieses prächtigen Edelsteines
bilden die himmelhohen, fast senkrechten Fels-
wände der Stahlwand, des Fagsteins und
des Watzmanns, dessen in ewigem Schnee
gehüllter, mit einem Kreuze geschmückter
Gipfel so ernst herunterschaut. Im Süden
liegen die beschneiten Zacken des steiner-
nen M e e r e s und im Osten winkt die
gewaltige Masse des hohen Göll. Ufer
hat der See eigentlich gar keine; er ist eine
gewaltig tiefe, romantisch gestaltete Kluft,
angefüllt mit einem stillen, fast papagei-
grünen Gletscherwasser. Viele tausend Fuß
hoch stürzen die Riesenhäupter ohne Ufer-
rand ab in den See, bis über die Mitte
der Höhe hinauf mit Laub- und Nadel-
waldung bewachsen.
Rechts und links stürzen Waldbäche von
den hohen, marmornen Wänden in die tiefe
Stille herab. Darunter 2400 Fuß hoch
mit lautem Brausen der Königsbach.
Der schönste dieser Wasserstürze ist der so-
genannte K e s s e l f a l l in einer nun zugäng-
lich gemachten Felsenspalte. Unweit davon
überraschte uns ein Donnerwetter ohne
Regen; es rührte jedoch nur vom Abfeuern
einer Pistole her; aber es war ein grau-
senerregender Schlag mit einem nachfolgen-
den, mächtig brüllenden Donner, der sich
von Wand zu Wand forttrug, bis er sich
5 *
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
425
kreiset ein Strom. Mit herkulischer Gewalt durchbrach der Ocean
einst den Gebirgsrücken, der Lei den Säulen des Herkules (Gibral-
tar) Afrika mit Europa verband, stürzte dann in das tiefer gele-
gene Becken hinter dem Gebirgswall und bildete den westlichen Theil
des mittelländischen Meeres, während der östliche durch den Durchbruch
des schwarzen Meeres entstand, das ehedem keinen Ausweg hatte
und bei Konstantinopel die Verbindung Asiens mit Europa schwach
genug fand, um diese Erdtheile hier zu trennen. Wie heftig dieser
Durchbruch gewesen sein muß, zeigen die vielen und verschieden
geformten Eilande des Jnselmeeres. Noch jetzt schickt das schwarze
Meer seine Gewässer fortwährend durch die Straße von Konstanti-
nopel in den Archipel, von wo aus sich der Strom an der Küste
von Kleinasien herunterschlägt, dann in westlicher Richtung an der
Nordküsie Afrika's entlang nach Gibraltar geht. In entgegen-
gesetzter Richtung bewegt sich noch immer ein Strom aus dem
atlantischen Ocean über den Hügelrücken hinweg, der quer durch die
Straße von Gibraltar wie eine Binde von Afrika nach Europa hin-
zieht, und läuft an der Südküste von Europa entlang, weshalb alle
Schiffe, wollen sie auf dem mittelländischen Meere nach dem Morgen-
lande fahren, stets an der europäischen Küste entlang segeln, kehren
sie zurück, an der afrikanischen. So kreiset das Meer auf der östlichen
wie auf der westlichen Erdhälfte ohne Unterbrechung, und die Erdtheilc
tragen deutlich genug die Spuren davon. Alle sind an ihrer Ostküste
zerrissen und zersplittert, mit Trümmern von Inseln besäet und mit
Halbinseln versehen. Außer diesen Strömungen macht der Ocean noch
innerhalb eines Tages, gleich einem gewaltigen Pendel, regelmäßig
vier Schwingungen, bekannt unter den Namen Ebbe und Fluth. —
Ohne dieses Pulsiren des Meeres würde weder der Wind noch der
Salzgehalt dasselbe vor Fäulniß und alle Wesen vor dem Tode be-
wahren; denn nur diese Pulsschläge find es, welche vermögen, das
Meer bis auf seinen tiefsten Grund zu erschüttern und dadurch die
Fäulniß zu verhüten. So arbeitet das Meer seit Anbeginn in rast-
loser Thätigkeit, als ob es athmete und lebte. Das nimmer ruhende
Wasser zirkulirt durch alle seine Theile hindurch, wie das Blut sich
bewegt vom Herzen zu den Gliedern und von den Gliedern wieder
zum Herzen.
6. Bildung der Erdoberfläche.
Wenn man mit einem Male das Meer ablassen könnte, würde es
auf seinem Grunde nicht viel anders aussehen, als auf vielen Stellen
unserer Erdoberfläche. Wir würden da große, lange Sandflächen und
Berge von Kalk und Gips sehen, die sich aus dem Meerwasser gebil-
det haben, alle untermischt mit häufigen Muscheln und anderen See-
thierüberresten. Unseren meisten Bergen merkt man gar leicht an, daß
üe in einem großen Meere und unter einem großen Meere gebildet sind.
Denn viele von ihnen sind ganz erfüllt von Muschel- und See-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Europa Konstantinopel Asiens Europa Kleinasien Afrika Europa Europa
59. Tirol und die Tiroler.
127
nadeln schlagen gleich den brandenden
Meereswellen um ihn zusammen, und
so wie diese, zu Schaum zerspritzt, dem
Orkane sich wieder entgegenwerfen, so
greifen auch die Schneestaubwolken in
kreisenden Wirbeln den Wanderer von
allen Seiten an. Er kann nichts sehen
und deckt mit Arm und Hand und Tuch
die Augen, die Wangen, das ganze Ge-
sicht, welches von der schneidenden Kälte
und den brennenden Stichen aufzu-
schwellen beginnt, — er kann nicht
athmen, denn die zu Eis verkörperte
Luft fährt wie ätzendes Gift durch Mund
und Nase in die Lunge und bohrt sich
bei jedem Athemzuge wie mit tausend
Spitzen fest. Er ist hereingebrochen, der
furchtbare Schneesturm des Gebirges mit
all seinem Entsetzen, seiner gräßlichen
Wildheit, und umwüthet Alles, was in
seinem Bereiche liegt. Das ist ein Tosen
und Pfeifen und Peitschen durch die
Lüfte; es stöhnt» und braust um die
starren Felsenhörner, als ob das letzte
Gericht kommen sollte. Und in Mitte
dieses Aufruhrs steht der Mensch, der
Herr des Erdballes, der mit Eisen und
Dampf die Materie sich dienstbar ge-
macht und die Elemente seinem Willen
unterjocht zu haben wähnt, — er steht
da, ein armes, ohnmächtiges, verlassenes
Geschöpf in grausenhafter Schneewüste,
eine sichere Beute des Todes, wenn die
Sinne ihm schwinden, wenn die letzte Kraft
ihn verläßt. Denn tritt auch eine kurze
Pause in dem entsetzlichen Aufruhr ein,
kann der Ueberfallene für wenige Sekun-
den die Augen öffnen, so sieht er keine
Spur des zu verfolgenden Weges mehr.
So tief wie sich , der frischgefallene und
zusammengewehte Schnee um ihn, oft
bis über die Kniee, angehäuft hat, eben-
so tief und stellenweise noch tiefer liegt
derselbe überall. Ja, oft fällt der Schnee
in solcher Menge, daß sogar die 20—30
Fuß hohen schon vor Winters in's feste
Gestein gesetzten Schneestangen unter
der von allen Seiten zusammengewehten
Schneemasse verschwinden.
Müdewerden, Schläfrigkeit, Hinsinken vor
Ermattung, allmähliches Schwinden der Be-
sinnung und endliches Erstarren vor Kälte
sind die Zeichen des herbeischleichenden To-
des. Jedes Jahr fordert so seine Opfer.
59. Tirol und die Tiroler.
Tirol ist ein seltsames Land, eine
wahre Felsenburg — aber der colossal-
sten Art, eine Verschränkung von Felsen,
ein Netz, ein Rost, man nenne es, wie
man will, kein Vergleich wird passend
befunden. Die Schweiz ist anders, ganz
anders. Die Schweiz hat Ebenen zum
Kornbau, der nordwestliche Theil von
Constanz nach Basel läßt das Hochland
nicht ahnen; Tirol weiß nichts davon;
nicht im Umfange einer Stunde ver-
leugnet es seinen Charakter; es ist ge-
birgig durch und durch. Daher fehlt
ihm aber auch Getreide; es hat an vielen
Orten kein Brod für seine Söhne, die
dennoch treu und warm ihre Heimat
lieben.
Die Schweiz hat See'n, welche Reisende
von allen Theilen der Welt herbeiziehen;
Tirol hat seine sprudelnden Quellen, seine
brausenden Ströme, seine lieblichen Ge-
birgsflüßchen, aber die großen Wasser-
spiegel fehlen ihm, um seiner Felsen
Füße zu baden, ihre Häupter wiederzu-
strahlen. Nur ganz im Süden kann es
auf einen Winkel des Gardasees einiges
Recht ansprechen; und will man die
Voralberg'schen Herrschaften nach Recht
und Billigkeit für einen Theil von Tirol
gelten lassen, so gebührt diesem auch die
liebliche Bucht des Bodensees bei Bre-
genz. Man wird ihm das nicht streitig
machen, um der Schweiz nicht in Hin-
sicht der See'n zu viel voraus zu geben;
die beiden Stückchen des Garda- und
Bodensees wiegen aber an eigenthüm-
lichen Schönheiten vieles auf und sie
gehören zu Tirol. Alle Pflanzen,
die auf der Erde von Spitzbergen bis
Spanien wachsen, sind in diesem Lande
zu finden. Oben auf den Alpen, am
Fuße der Gletscher, dauert der Sommer
nur fünf bis sechs Wochen, und der
starrste Winter regiert die übrige Zeit
des Jahres. Aber dennoch blühen dort
die edelsten und herrlichsten Blumen.
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Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
222 Die Salzburger Alpen zwischen Inn und Salzach.
Darüber befinden sich in nun fast unleserlich gewordener Schrift die Worte:
„Willst Du wissen, wie man lebt in diesem Haus? —
So gehst Du herein und so gehst Du heraus!"
Diese heiteren, idyllischen Tage sind vorüber, seitdem die Fraueninsel zur
beliebten Sommerfrische der Münchener geworden.
Schön ist auch der Anblick einer Winterlandschaft am Chiemsee, wenn
der Mond über den Wipfeln der Tannen emporsteigt, die schwarzen Vorberge
geisterhaft ins Thal ragen und die weißen Hochgipfel wie verschleiert zurück-
treten. Wie stumme riesige Wächter stehen am Wege die mächtigen, reifbedeckten
Tannen. Auf den weißen Schneefeldern glänzt das Mondlicht und am
Himmel schimmert der Sterne Gesunkel. Unheimlich seufzt und biegt sich die
eisige Decke des See's, als strebte dieser, sich von dem dumpfen, lastenden
Drucke zu befreien.'
In den verschneiten Häufern am Fuße der Berge herrscht jetzt tiefe Ruhe.
Dort sitzeu stille Menschen beim Spinnrade, die Wanduhr schlägt und im
großen Kachelofen knistert das Feuer. Um die Dämmerzeit kommen die Nach-
barn zusammen. Hinten anf der Ofenbai^ summt Einer ein Lied und ein
Holzknecht schlägt mit knorrigen Fingern die Zither. Des Wirthes Töchterlein
füllt fleißig die mächtigen Steinkrüge, und wenn sie am Tische vorbeigeht, wo
die Burscheu sitzen, dreht sie den Kopf mit den vollen, blonden Zöpfen und
horcht auf, was der Nachbar dem Vater ins Ohr raunt.
Nirgends ist die winterliche Beschäftigung so für sich abgeschlossen, wie in
den Bergen. Die Frauen und Mädchen schaffen iu deu engen Räumen des
Hauses und die Männer bringen ans der tiefsten Wildniß das Holz auf
Schlitten, deren schwere Beschläge wie Silber glänzen. Aber auch andere
Schlitten sieht man im Gebirge. Sie werden des Sonntags zur Kirchfahrt ge-
rüstet und von kräftigen Burschen mittels zweier mannslanger, eisengespitzter
Stäbe geleitet, sodaß sie aus der blanken Eisdecke des Sees pfeilschnell an ein-
ander vorübergleiten. Es ist nicht leicht, sie zu lenken, und die Schlittenfahrt
ist uicht gefahrlos; deuu in der Eisdecke giebt es offene Stellen, da wo in der
Tiefe Quellen liegen. Sie sind im Sonnenglast und Nebel nicht immer zu er-
kennen und führen hinab in den unermeßlichen Abgrund.
Reichenhall und die Salinen. Im wohlgebauten, weiten Thale der
Saalach, von einem Kranze mächtiger Berge — darunter der fagenreiche
Untersberg und das Zwillingspaar der beiden Staufen — malerisch um-
geben, liegt das vielbesuchte Reichenhall (471m. über dem Meere), jetzt
durch die Zweigbahn über Frey lassing mit den großen Schienenadern des
europäischen Weltverkehrs verbunden. Die uralte, uach dem großen Brande
von 1834 größtenteils neu ausgebaute Stadt verdankt ihre Entstehung den
schon von den Römern gekannten Salzquellen. Bereits im siebenten Jahr-
hundert gab es eiu „Hall", wo Salzwasser gesotten wurde. Später erwies
sich der Salzhaudel als so einträglich, daß die bayerischen Landesherren und
die Salzburger Bischöse um den Besitz der Salzstätten lange Zeit hin-
durch iu Streit lagen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]