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60. Herzogin Maria Anna von Bayern.
zuschreiben, die uns zu schützen geruht." „Retten Sie ein unterdrücktes Land," lautet die Antwort, „dieser Ruhm ziemt Ihnen, er ist würdig des großen Friedrich; dann wird die heilige Clementine das Wunder vollbringen alle Bayern um Ihre Fahnen zu scharen und mein Nesse wird als der erste meinen Eifer unterstützen mit den Waffen in der Hand." Nie wird sie müde den Beschützer Bayerns, den Freund Karls Vii. und seines Sohnes, zu beschwören ihm alle tapferen Bayern zur Verfügung zu stellen. „Der König hat selbst sein teures Leben für Bayern in die Schanze geschlagen; aber die geringste Zerstückelung unseres Kurstaates muß eines Tages den Umsturz des Reiches nach sich ziehen." Friedrich antwortet auf alle diese warmherzigen Ergüsse immer höflich, aber mit der Kälte des Realpolitikers: „Wenn alle
Vereinbarungen durchaus nur von meinem Willen abhingen! . . . Wenn wir,
ich und meine Bundesgenossen, uns die Feindschaft Rußlands und Frankreichs zuziehen wollten, so wäre das nur ein Gewinn für die Sache Österreichs." Der Friede von Tefchen, der von Bayern das Jnnviertel abtrennte, wurde denn auch von den Patrioten mit geteilten Gefühlen aufgenommen; aber was wäre ohne die patriotische Herzogin, ohne die Unterstützung Preußens aus dem Lande geworden?
Es war Maria Anna nicht mehr vergönnt „den erstaunlichsten aller
Menschen" von Angesicht zu Angesicht zu sehen, wie sie mehrfach gewünscht hatte. Auch die Briese zwischen beiden werden immer seltener. Einmal kondoliert sie ihm noch zum Tode seiner Schwester und dann, als neue Tauschpläne Karl Theodors durch die Gründung des Fürstenbundes vereitelt waren, gesteht sie, ihr Eifer feine Befehle zu erfüllen werde das Verdienst vertreten bei ihr. „Meine ganze Nation denkt ebenso und bewundert und
schätzt Sie, glücklich über den Schutz E. M., die zweimal Bayern gerettet hat; erfüllt von Dankgefühl für eine so große Wohltat wird sie nie aufhören für die Erhaltung ihres großen Beschützers zu beten."
Daneben war die edle Frau eifrig bemüht den Kurfürsten mit dem
Herzog von Zweibrücken zu versöhnen. Sie demütigte sich vor dem Fürsten von Bretzenheim und war bereit, wenn sie bei Hose erschien, sich manche
Kränkung gefallen zu lassen. Besonders schmerzlich mußte sie es empfinden, daß der Kurfürst ihre Getreuen auf das härteste verfolgte. Ihr Hansgeiftlicher Kirchmair entzog sich nur durch die Flucht der Verhaftung. Lori starb in der Verbannung mit dem Trost eines guten Gewissens: „Ist halt doch gut sterben, wenn man ehrlich gelebt hat." Der Geheimrat Obermayr, der das gleiche Schicksal hatte, bekannte, wenn auch sein Haupt unter dem Beil des Henkers fallen sollte, werde er sich dem ans Vaterlandsliebe unterwerfen; aber seine Grundsätze verleugnen werde er nicht. Wie warm sich die energische Frau ihrer Getreuen annahm, beweist die Weigerung Kreittmayrs sich der Papiere ihres Privatsekretärs Andre zu bemächtigen, da er bei der bekannten Heftigkeit
der Herzogin nicht wisse, ob er wieder lebend aus der Herzog Maxburg
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Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Karls Frankreichs Bretzenheim
232
42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I.
paterna wurden zuerst von Maximilians Beichtvater, P. Vervanx, veröffentlicht und dieser Jesuit, nicht der Kurfürst, wird als ihr Verfasser zu betrachten sein. Wie sie aber in Maximilians Auftrag entstanden, entsprechen sie auch vollständig seinen eigenen Anschauungen — ohne dies hätte er sich nicht gefallen lassen, daß sie ihm in den Mund gelegt wurden.
Maximilians eigenes Werk sind dagegen zweifellos die 1650 für den Kurprinzen aufgezeichneten „Treuherzigen väterlichen Lehrstücke, Erinnerungen und Ermahnungen", neben dem theoretischen System der Monita paterna mehr Anweisungen zu praktischer Politik. Die Höhe, Verantwortlichkeit. Pflichtenfülle des Fürstenbernfes wird in beiden Aufzeichnungen auf das Stärkste betont. Lange vor Friedrich dem Großen, der den Fürsten als ersten Diener des Staates bezeichnet, schrieb Maximilian: „Eifrige, arbeitsame Potentaten und Fürsten sind den brennenden Kerzen zu vergleichen, welche sagen könnten: „Aliis lucendo consumor!“ Für Maximilians Charakterbild sind alle hier erteilten Lehren überaus wichtig, weil sie genau dem entsprechen, was er täglich und stündlich ausübte. Dies gilt von den Mahnungen zu eingezogener Ökonomie und Mäßigkeit wie von jenen zu fleißigem Nachfragen über die Haltung der Gebote und Verordnungen, gilt von der Weisung die Landschaft streng in ihren Schranken zu halten wie von jener auf sorgsame Erhaltung der Autorität, aber deren richtige Temperierung durch Freundlichkeit, Sanftmut und Demut. Die sorgfältige Auswahl und Überwachung der Beamten, die Scheu vor Günstlingen und Schmeichlern, die Warnung vor neuer, ungewohnter, „alamodischer" Kleidung, die Geheimhaltung der Geschäfte, die Vermeidung unnützer Worte, die Regel nur langsam, verständig und mit gutem Bedacht zu reden, die Weisung, daß der Fürst zwar jedermann Gehör schenken, aber sich nicht gleich ex tempore, ohne vorhergehende Information, Rat und Berichtseinholung entschließen, etwas abschlagen oder versprechen soll — alles dies sind Grundsätze, die in Maximilians Tätigkeit fort und fort verwirklicht wurden. Nur die Mahnung sich möglichst der fremden, ausländischen, besonders welschen (italienischen) Offiziere und Diener zu enthalten, welche meistens nur Dienste suchen um sich zu bereichern, scheint erst ans üblen Erfahrungen während der eigenen Regierung entsprungen zu sein. Von Annahme hoher Orden (besonders des goldenen Vließes) rät Maximilian ab, da dieselben nach und nach zu gemein gemacht worden seien. Die äußere Politik berührt er nur in einem Satze: wo er in seinen Ermahnungen Anlaß hatte gegen das Haus Österreich Warnung und Erinnerung zu tun, seien nicht die Herren selbst als ihres Hauses nächste Blutsverwandte, sondern die widrigen, passionierten und übel auktionierten Minister und Räte gemeint.
In der inneren Regierung war Maximilian ausgesprochener Autokrat, der sich leichten Herzens über die verbrieften Rechte der Landschaft hinwegsetzte. Ist auch unter Maximilians Nachfolger noch einmal ein Landtag zusammengetreten, so muß doch er als der Fürst bezeichnet werden, der dem
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49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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69. Das bayerische Heer in den Jahren 1800 mit 1812. 371
Da trotz des ant 12. Juli bei Znaym geschlossenen Waffenstillstandes die Tiroler im Aufstand beharrten, ergab sich die Notwendigkeit sie mit Waffengewalt zur Unterwerfung zu zwingen. Unter dem Oberbefehl des Marschalls Lefebre drangen die Divisionen Kronprinz und Deroy bis Innsbruck oor. Hier angekommen hielt aber Lefebre seine Lage, namentlich wegen Gefährdung seiner Verbindungen, für zu bedenklich und auf seinen Befehl wurde Tirol zum zweitenmal geränmt.
Napoleon ordnete znm drittenmal die Eroberung oon Tirol an. Von Norden her sollten die drei bayerischen Divisionen, an Stelle des unentschlossenen Lefebre von General Dronet d'erlon kommandiert, von Osten und Süden her Trnppen des Vizekönigs von Italien in das Gebirgsland eindringen. Am 1. November stürmte die Division Wrede die Stellung der Tiroler am Berg Jsel bei Innsbruck und Andreas Hofer erklärte sich nun bereit die Waffen niederzulegen. Trotz dieser Zusage fachte er durch falsche Nachrichten und kleine Erfolge irregeführt in Südtirol den Aufstand von neuem an und es bedurfte noch des Eingreifens der italienischen Armee und weiterer blntiger Kümpfe, bis endlich die Rnhe hergestellt war. An dem schließlichen Schicksal des Andreas Hofer, der von einem Landsmann verraten und von französischen Soldaten in Mantna kriegsrechtlich erschossen wurde, hat die bayerische Regierung keinen Anteil, König Max Joseph war sogar sehr peinlich berührt, als er die Nachricht von der stattgehabten Exekution erhielt.
Im Frieden von Schönbrunn, 14. Oktober 1809, erhielt Bayern das Jnn-viertel, die Gebiete von Salzbnrg, Berchtesgaden und Regensburg sowie im Jahre 1810 die Markgraf schaff Bayreuth; obwohl es dafür das südliche Tirol teils an Italien teils an den nengebildeten Staat Jllyrien abtreten mußte, waren die neuen Erwerbungen in jeder Beziehung als ein abermaliger Gewinn zu erachten.
Nachdem in den Friedensjahren 1810 und 1811 die Verluste des acht Monate langen Feldzugs wieder ersetzt wordeu waren, hatte die von König Max Joseph umgestaltete Armee zu Anfang 1812 den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht. Sie setzte sich zusammen aus 12 Regimentern und 6 leichten Bataillonen Infanterie, 6 Regimentern Kavallerie und 1 Regiment zu 3 Bataillonen Artillerie. Kommandiert von einsichtigen, tatkräftigen und kriegserfahrenen Führern bestand sie ans Truppen, die, im Feld- und Gebirgskriege vor dem Feinde geschult, hinsichtlich ihrer militärischen Leistungsfähigkeit den weitgehendsten Anforderungen entsprachen; ein durch drei siegreiche Feldzüge anfs höchste gestiegener kriegerischer Geist beseelte alle Grade vom einfachen Soldaten bis zum General. Aber dieser prächtigen Armee war keine lange Dauer mehr beschiedeu; als halb Europa von Napoleon zum Kriege gegen Rußland aufgeboten wurde, sollte ihr das Bundesverhältnis zu Frankreich verhängnisvoll werden.
Die bayerischen Truppen bildeten im Kriege 1812 das vom französischen Marjchall Gonvion St. Cyr befehligte 6. Korps der „Großen Armee", das
24*
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Berg_Jsel Mantna Schönbrunn Berchtesgaden Regensburg Italien Europa Frankreich
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123. Ein Siegesgruß aus den bayerischen Bergen.
denn für die hat ja niemand einen Jodler übrig. Da widerhallt es von neuem — Hurra, die beiden kommen zum Freudenfeuer!
Auch in das stille Land der Alpen war der Siegesruf der Deutschen gekommen, es wußten manche nicht, wo Frankreich liegt, aber das wußten alle bald, daß die Deutschen Frankreich überwunden hatten.
Auf dem kleinen Bahnhof der Station war die Nachricht von der siegreichen Schlacht an die Mauer geheftet; der Bote, der über Land ging, nahm sie mit und wo er ins Hans trat, schwenkte er schon den Hut von weitem. Der Postillon, der die kleine Karriole fährt, griff heute zum schönsten Federbusch und blies aus der langen Straße ein Lied ums andere.
So kam die Siegesbotschaft ins Gebirge, die Zeitnngsblätter kamen und der Jubel hatte kein Ende! Es war nirgends ein Befehl von oben erschienen, und doch, als es Abend wurde, brauuteu auf allen Höhen die Freudenfeuer. Das ganze Jnntal entlang und vom Inn bis zu den Quellen der Isar, im Chiemgau und in den Bergen des Königsfees, überall schlug die Freude in lichten Flammen empor.
Da stand der Wendelstein, die alte Warte der Bergessreiheit und des Berggesanges, und grüßte leuchtend hinüber ins Leizachtal; da stand die Kampen-wand und winkte herab aus die weiten Gefilde zu ihren Füßen. Wie ein Frendenftrahl leuchtete der Feuerschein um die alten, steinernen Züge des Karwendelgebirges; der Watzmann, ein König im Osten, trug sein brennendes Diadem, und nun gar der Untersberg, dem durfte feine Krone nicht fehlen! Im Untersberg sitzt ja der alte Kaiser und harrt aus die deutsche Einheit und auf die Wiedererftehung der deutschen Macht. Es ist ein weiter Weg von den Ufern der Maas bis zu feiner Gruft, aber mich deucht, er hat den Schlag gehört und die Freudentränen flössen ihm in den weißen Bart.
O, wer in solcher Stunde auf den Bergen stand! Es war eine Sternen* nacht, so klar und glühend, als hätte der Himmel sich geschmückt, als hätte er seinen prächtigsten Mantel angetan zu uuserem Feste. Hier auf den steinernen Wällen brannten die Wachtfeuer der deutschen Treue und drunten lag unermeßlich das schöne, heilige Deutschland. Es waren dieselben Sterne, die über dem Schlachtfelde glänzten und über den Wogen der Nordsee! Wir waren einig und sind es; wie ein Freudenschauer ergreift es uns — die Übermacht dieses Gedankens.
In den Wäldern rauschte der Wind; auch die Wälder sind deutsch. Mit einer Art von Frömmigkeit hängt der Deutsche an seinem Wald, kein Volk hat ihn so tief verstanden und so treu gepflegt wie wir. Er hat das Gemüt der Jugend erzogen wie das der Ahnen; und wenn das Gemüt unser Kleinod vor allen Nationen ist, dann ist der Wald fein Tempel; wenn das deutsche Gemüt uns den Sieg gegeben, dann war es recht, daß mitten im Kranze der deutschen Wälder die Siegesfeuer brannten! Horch, wie es rauscht! Rings liegt die tiefe, schweigende Einsamkeit, und doch welche furchtbare Macht der
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Nordafrika. 39
bis schwarzer'.Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt und waren früher das Ziel der Sklavenjagden. Sie treiben meist Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Garten- und Haübau erfordern feste Wohnsitze und haben im Sudan unter Einwirkung des Islam eine Art Halbkultur erzeugt *).
Staatliche Einteilung. Im West- und Mittelsudan hat Frankreich, im Ostsudan England die Vorherrschaft — An der Atlantischen Küste liegt die französische Kolonie Senegambien am Senegal und Gambia, die große Mengen üott Erdnüssen liefert. — Hauptort des französischen Sudan ist die Wüstenstadt T i m b u 11 u am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstraßen. — Den Engländern gehören das Reich der A s ch a n t i und Nigeria. Nigeria erzeugt reichliche Mengen von Kakao. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der ganzen Guineaküste. Zwischen dem "englischen Reich der Aschanti und dem französischen Dähome liegt die deutsche Kolonie Togo. An der Küste von Oberguinea die Negerrepublik Liberia.
Der Ost- oder ägyptische Sudan. Den Mittelpunkt des Ostsudan bildet C h a r t u m am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil.
Die Neger (s. Abb. S. 38).
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevölkerung eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nordafrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Haunibal über die Pyrenäen und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist ihre dunkle Hautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie „vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Gesichtsund Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Mus kulatur der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach gehören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung wie die Zwergstämme Jnnerafrikas. Im Norden der Sahara bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mischvölker als reine Neger, so die Ägypter und die Berber oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großenteils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute in Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große Ausgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß fein, denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack und Schön-
/) Der Gartenbau der Neger erstreckt sich auf Bananen, süße Kartoffeln, $)am§ und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, diese das wichtigste afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Nordafrika. 41
und Palisanderholz. Das Binnenplateau ist zumeist Savanne, in der vereinzelt Affenbrotbäume oder Baobabs auftreten.
Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudannegern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren L>itz haben.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume: die Gesundheitsstation M i s a -höhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle, wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratfchi, der volkreichste Ort der Kolonie, wo sich zahlreiche Karawanenwege vereinigen. Bei Banjeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen nie beunruhigt und hat keine Schutztruppe u nötig.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine ungemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr aus. Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns aus die Räder und holten die Vorausgegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilometer vorwärts zu bringen und ein Nachtquartier auszusuchen. Häufig trafen wir auch auf die überall längs der Karawanenftraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jebem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansamte-Mangu sind bereu mehrere Hunbert, hauptsächlich um den durchreisenden Hauffahänblern Unterkunft zu gewähren. An biescn Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten, zur Arbeit anzuspornen. Jetzt seufzt kein Eingeborener mehr über die Fronarbeit, die er bamals hat leisten müssen, bertrt die schönen Straßen kommen nun jedermann zugute. An den neuen Verkehrswegen liegen die Must erpslanzungende r Regie rungs-st o t i o n e n, wo Versuche mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen gemacht werden. Setzlinge überläßt man den (Singebornen um sie zu ähnlichen Kulturen aufzumuntern. Eifrige Pflege erfährt in diesen Stationen auch die Viehzucht! (Bilder aus den deutschen Kolonien.)
Die Nilländer.
1. Habejch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-land, dessen Gipfel fast bis zur Höhe des Montblanc (der Ras Daschan, 4600 m) aufragen. Aus dem T a n a s e e kommt der Blaue (— dunkle, trübe) Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. Die dunkelfarbigen Bewohner sind
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Extrahierte Personennamen: Jendi Habejch
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Lome Bismarckburg Togo Togo Abessinien
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Fremden viel besucht werden: Gar misch und Partenkirchen. (Zeigen!)
Hier ist, wie in Berchtesgaden, die Holzschnitzerei zu Haus. Die 2 Orte
haben eine sehr schöne Lage, und man kann von hier aus viele lohnende
Bergtouren unternehmen. Südwestlich von Garmisch sehen wir auf der
Karte einen uns bekannten hohen Berg, nämlich? Die Zugspitze. —
Sie wird gewöhnlich von Garmisch aus bestiegen. An ihrem Nordfuß
liegt ein See. Lies seinen Namen! Eibsee. — Auch der Eibsee wird
von Fremden gern besucht. Er hat sehr schönes, klares Wasser. 9 kleine
Inseln liegen in der Nähe seines Nordusers. Von ihnen aus hat man
den großartigsten Blick auf die Zugspitze, die vom See aus noch unge-
sähr 2000 m in die Höhe steigt. Ein aus den Inseln abgegebener
Böllerschuß ruft ein Echo hervor, das einem lang fortrollenden Donner
gleicht und das berühmte Echo des Königssees noch übertrifft.
Zusammenfassung: Von Mittenwald an den Eibsee.
Wir gehen von Mittenwald nach Nordosten ins Loisachthal.
Dort liegen die vielbesuchten Orte Garmisch und Partenkirchen.
Manche besteigen von hier aus die nahe Zugspitze; viel mehr noch
gehen an den schönen Eibsee. —
In Partenkirchen beginnt eine Eisenbahn. Nach welcher Himmels-
gegend sährt sie? Nach Norden. — Wir fahren mit ihr bloß bis
Oberau. (Zeigen!) Eben kommt auch ein Zug von der entgegenge-
fetzten Richtung, von München, an. Er bringt eine ungeheure Anzahl
von Reifenden mit. Es ist ja der Vorabend des Passionsspiels, und sie
alle wollen nach Oberammergau. Ein buntes Gewühl von Menschen
sehen wir da vor uns; wie im Weltbad Kissingen, so tönen auch hier
fremde Sprachen an unser Ohr. Eine große Zahl von allerlei Fuhr-
werken steht für die Angekommenen bereit. Bald bewegen sich Wagen
und Fußgänger gleich einem Heerzug auf der schönen Bergstraße nach
Westen zu, ins Thal der Ammer, dann nach Norden, nach Ober-
a mm er g au.
Zusammenfassung: Von Partenkirchen nach Oberammer-
gau. Von Partenkirchen fahren wir mit der Bahn bis Oberau.
Hier treffen wir viele Fremde, die von der entgegengesetzten Richtung
hergekommen sind. Zu Wagen und zu Fuß ziehen sie aus einer
schönen Straße nach Oberammergau. —
2. Oberammergau und seine Umgebung.
Seheu wir uns heute uoch Oberammergau und seine Umgebung
etwas an. Oberammergau ist ein großes Psarrdorf. Die Häuser gleichen
zum Teil denen von Mittenwald. (Wie werden sie also aussehen? Vor-
springende Dächer n. s. w.) Andere Häuser aber geben dem Dorf ein
städtisches Aussehen. In schönen Läden sind die Erzeugnisse der
Oberammergauer Bildschnitzerei ausgestellt, allerlei Sachen aus
Holz und Elsenbein wie Kruzifixe, Heiligenbilder, Möbel, Spielwaren.
Heute wimmelt es in den Gassen des Dorfes von Fremden. Jedes
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Zusammenfassung: Der Chiemsee. Der Chiemsee ist sehr
groß. Mit Recht führt er den Namen bayerisches Meer. Im
Süden des Sees erhebt sich das Gebirge. Der Chiemsee besitzt
drei Inseln: die Herren-, Frauen- und Krautinsel. Er bekommt
das Wasser von den Alpen und schickt es zum Inn und zur Donau.
Unsere Reisegesellschaft ist aber nicht eigentlich des Sees wegen
hieher gekommen. Ihr Anziehungspunkt ist das wunderschöne „Zauber-
schloß", das unser König Ludwig Ii. mit einem Kostenaufwand
von ungefähr 25 Millionen Mark auf dieser einsamen Insel erbauen ließ.
Den Eingang in das Schloß vermitteln drei Thore mit reich ver-
goldeten Gitterthüren, durch welche man in die Vorhalle gelangt.
Eine endlos scheinende Reihe schlanker Sänken aus kreideweißem Marmor
ragt hier empor. In der Mitte erhebt sich aus einer violetten Marmor-
Vase ein riesiger, überlebensgroßer Pfau aus Bronze, dessen Federn in
natürlichen Farben schillern. Zu seinen Füßen ruht ein Pfauenweibchen.
— Durch diese Vorhalle und den Hos gelangt man in das prächtige
Treppenhaus, das uns in den Prunksaal mit seinen kostbaren
Wand- und Deckengemälden und seiner kunstvollen Uhr führt. — Das
Schlafzimmer des Königs enthält das prunkvollste aller auf Erden vor-
handenen Betten. Es ist durch ein vergoldetes Geländer von dem übrigen
Räume getrennt. Es steht aus einem mit goldenen Sonnen reich ge-
stickten Purpurteppich und ist mit einer goldenen Decke von unermeß-
lichem Werte bedeckt. Dieses Bett soll allein x/2 Million gekostet haben.
Die Decke des Zimmers zeigt ein kostbares Gemälde. (Es stellt den
Himmel der Griechen, den Olymp, und seine Bewohner dar.) — Von
unbeschreiblicher Schönheit ist die Spiegelgalerie. Dieser Riesen-
saal hat eine Länge von 78 m. Hier herrscht größte Pracht. 2500
Wachskerzen auf 52 Riesenkandelabern und 35 vergoldeten Krön-
lenchtern haben diesen gewaltigen Raum bei Anwesenheit des Königs
erhellt. Diese Tausende von Lichtern spiegeln sich in den 9 in hohen
Spiegelscheiben, welche die eine Wand des Saales bedecken. — Das in
Purpur und Gold prangende Speisezimmer besitzt einen Fußboden
aus Rosenholz und enthält das „Tischlein deck dich". Der kostbare
Speisetisch steht aus einer Versenkung. Ein Druck auf eine Feder ge-
nügte: der Tisch verschwand geräuschlos und kam ebenso geräuschlos ans
der Tiefe des Anrichtezimmers, mit köstlichen Speisen versehen, zurück.
Kommt man aus dem Schloß heraus, so ist man ganz betäubt
von dem Glanz und der Pracht, die man geschaut.
Vor dem Schloß, gegen den See hin, steht ein runder Riesen-
marmorbrnunen mit 72 wasserspeienden Ungetümen, wie Drachen,
ze. Hanshohe Spaliere, von wildem Wein umrankt, ziehen sich links und
rechts des Schlosses zum See hiuab.
Z u s a m m e n s a s s u n g: Vom Z a u b e r s ch l o ß.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Hanshohe_Spaliere