266
49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
Extrahierte Ortsnamen: Otto-Heinrich-Bau Graf_Melac Rhein Frankreich Frankreich Rhein La_Breteche Speyer Oppenheim Worms Mainz Philippsburg Heidelberg Heidelberg Frankreich Wiesloch Bruchhausen Eppelheim Heidelberg
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Extrahierte Personennamen: Surabaja
Extrahierte Ortsnamen: Australien Sumatra Borneo Niederländisch-Jndien Timor Amerika Manila China Japan Zentralasiens China
Nordafrika. 39
bis schwarzer'.Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt und waren früher das Ziel der Sklavenjagden. Sie treiben meist Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Garten- und Haübau erfordern feste Wohnsitze und haben im Sudan unter Einwirkung des Islam eine Art Halbkultur erzeugt *).
Staatliche Einteilung. Im West- und Mittelsudan hat Frankreich, im Ostsudan England die Vorherrschaft — An der Atlantischen Küste liegt die französische Kolonie Senegambien am Senegal und Gambia, die große Mengen üott Erdnüssen liefert. — Hauptort des französischen Sudan ist die Wüstenstadt T i m b u 11 u am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstraßen. — Den Engländern gehören das Reich der A s ch a n t i und Nigeria. Nigeria erzeugt reichliche Mengen von Kakao. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der ganzen Guineaküste. Zwischen dem "englischen Reich der Aschanti und dem französischen Dähome liegt die deutsche Kolonie Togo. An der Küste von Oberguinea die Negerrepublik Liberia.
Der Ost- oder ägyptische Sudan. Den Mittelpunkt des Ostsudan bildet C h a r t u m am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil.
Die Neger (s. Abb. S. 38).
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevölkerung eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nordafrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Haunibal über die Pyrenäen und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist ihre dunkle Hautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie „vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Gesichtsund Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Mus kulatur der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach gehören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung wie die Zwergstämme Jnnerafrikas. Im Norden der Sahara bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mischvölker als reine Neger, so die Ägypter und die Berber oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großenteils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute in Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große Ausgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß fein, denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack und Schön-
/) Der Gartenbau der Neger erstreckt sich auf Bananen, süße Kartoffeln, $)am§ und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, diese das wichtigste afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Extrahierte Personennamen: Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Frankreich Ostsudan_England Atlantischen Senegal Gambia Niger Nigeria Nigeria Aschanti Togo Oberguinea Negerrepublik_Liberia Amerika Afrika Rom Ruanda Viktoria- Tanganjika-See Jnnerafrikas Amerika Afrika Durra
Nordafrika. 41
und Palisanderholz. Das Binnenplateau ist zumeist Savanne, in der vereinzelt Affenbrotbäume oder Baobabs auftreten.
Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudannegern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren L>itz haben.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume: die Gesundheitsstation M i s a -höhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle, wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratfchi, der volkreichste Ort der Kolonie, wo sich zahlreiche Karawanenwege vereinigen. Bei Banjeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen nie beunruhigt und hat keine Schutztruppe u nötig.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine ungemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr aus. Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns aus die Räder und holten die Vorausgegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilometer vorwärts zu bringen und ein Nachtquartier auszusuchen. Häufig trafen wir auch auf die überall längs der Karawanenftraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jebem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansamte-Mangu sind bereu mehrere Hunbert, hauptsächlich um den durchreisenden Hauffahänblern Unterkunft zu gewähren. An biescn Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten, zur Arbeit anzuspornen. Jetzt seufzt kein Eingeborener mehr über die Fronarbeit, die er bamals hat leisten müssen, bertrt die schönen Straßen kommen nun jedermann zugute. An den neuen Verkehrswegen liegen die Must erpslanzungende r Regie rungs-st o t i o n e n, wo Versuche mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen gemacht werden. Setzlinge überläßt man den (Singebornen um sie zu ähnlichen Kulturen aufzumuntern. Eifrige Pflege erfährt in diesen Stationen auch die Viehzucht! (Bilder aus den deutschen Kolonien.)
Die Nilländer.
1. Habejch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-land, dessen Gipfel fast bis zur Höhe des Montblanc (der Ras Daschan, 4600 m) aufragen. Aus dem T a n a s e e kommt der Blaue (— dunkle, trübe) Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. Die dunkelfarbigen Bewohner sind
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Extrahierte Personennamen: Jendi Habejch
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Lome Bismarckburg Togo Togo Abessinien
236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
475
Beilagen zum fünften Zeitraum.
1589 bestätigt. Die Wittelsbacher in der Pfalz, welche mn den ganzen
Vertrag und die kaiserliche Bestätigung nichts wußten, und die Reichs-
stände wurden dabei ganz umgangen. Um jedoch den Verdacht zu ver-
meiden, als hätten die Habsburger bei der Confirmation dieses Vertrages
aus Sonderinteressen die wittelsbachische Linie der Rheinpfalz von der Suc-
cession in Bayern ausschließen wollen, so fügte Rudolf in der Bestätigung
die Clausel bei: „unbeschadet der Rechte eines Dritten". Die wahre Absicht
der Habsburger trat in nächster Zukunft hervor. Als die Ehe des Kurfürsten
Maximilian I mit der lothringischen Prinzessin Elisabeth kinderlos
blieb, glaubte Kaiser Ferdinand Ii, daß der Stamm der bayerischen
Wittelsbacher schon nüt Maximilian erlöschen würde, und erhob am 25.
April 1602 die Söhne Ferdinands in den Grafen stand, wiewohl die
Kurpfalz dagegen protestirte.
85. Das frühe Aussterben der Grafen von Wartenberg war für
Bayern ein wichtiges Ereigniß. Denn da vierzig Jahre später mit dem
Kurfürsten Maximilian Iii die wilhelmische Linie erlosch, hätten jene
nach dem Vertrage von 1588 ihre Ansprüche auf die Thronfolge gellend
gemacht. Die Wittelöbacher in der Rheinpfalz würden ebenfalls ihre
Rechte in Kurbayern behauptet haben. Die Folge hievon wäre eine Zer-
stücklung Bayerns gewesen. Rach den über diesen Gegenstand in den West-
phä ler Fried eusschluß aufgenommenen Bestiminungen hätten die Fer-
dinandiner in Ober- und Niederbayern unter dem Titel: „Herzöge
von Bayern" succedirt, während die Kurwürde und die Oberpsalz
an die Rheinpfalz gefallen wäre.
86. Die zum Hochstiste Frey sing gehörige Schwaige Schleißheim
kaufte Herzog Wilhelm Y im Jahre 1599 von Konrad Hintermair
um 5000 Gulden. Hier erbaute er sich acht Klausen: U. L. Frau, St.
Corbinian, St.jakob, St-Renatus zur Erinnerung an seine Gemahlin
aus dem sogenannten Klösterl, St. Ignatius in der Nähe des Kalvarien-
berges, St. Franziskus und St. Margareth, bei St. Wilhelm;
bei der letzten als dem Hauptorte stand die Kapelle, bei welcher ein Hoskaplan
angestellt war. Um ungestört seinen Andachtsübungen obliegen zu können,
bewohnte er ein Schlößchen, welches er mit Hofmarköfreiheilen versah und
für welches er einen Verwalter und Schwaigschreiber anstellte. Die
verschiedenen Klausen räumte er solchen ein, welche gleich ihm ein Verlangen
nach einem einsamen und stillen Leben hatten.
87. Johann Werner Tz er kl as Freiherr von Tilly, Sohn eines
kaiserlichen Kriegsratheö, geboren 1559 auf einem Landgnte bei Lüttich,
wählte in einem Alter von 14 Jahren die Kriegslaufbahn und erlernte das
Waffenhandwerk unter dem großen Kriegsmcister Alba in der spanischen
Schule, der besten der damaligen Zeit. Seine ersten glänzenden Kriegsthaten
verrichtete er als kaiserlicher Oberst im Kampfe wider die ungarischen Miß-
vergnügten (1602—1606) an der Spitze eines auf seine Kosten geworbenen
Wallonen-Regiments. Rach Beendigung dieses Krieges trat Tilly als
Generallientenant in den Dienst des Herzogs Maximilian I. von Bayern.
In der Pfarrkirche zu Altötting ist sein Grab. Dort ruht, wie eine kurze
Inschrift sagt, der Sieger in sechsunddreißig Schlachten: gui post tot ulti-
mum oxpoetut tulmm.
88. Khlefel war der Sohn eines Bäckers zu Wien, lutherischer Reli-
gion, gcboren^1553. Im 16. Jahre seines Lebens ging er ans Zureden
des Jesuiten Scherer zur katholischen Religion über 'und studirte im Con-
victe der Jesuiten zu Wien Philosophie und Theologie, ging daun nach
Ingolstadt und wurde daselbst zum Doktor der Philosophie promovirt und
am 30. August 1579 in Wien zum Priester geweiht. Im nämlichen Jahre
noch ernannte ihn der Bischof von Pass au zu seinem Offizial im
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Maximilian_I Maximilian Elisabeth Ferdinand_Ii Ferdinand Maximilian Maximilian Ferdinands Maximilian_Iii Maximilian Frey Wilhelm Konrad_Hintermair Konrad Corbinian Ignatius Margareth Wilhelm Johann_Werner_Tz Johann Tilly Tilly Maximilian_I._von_Bayern Maximilian_I. Scherer August
Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz Bayern Söhne_Ferdinands Wartenberg Rheinpfalz Bayerns Niederbayern Rheinpfalz Schleißheim Klausen Klausen Wien Ingolstadt Wien
476
Beilagen zum fünften Zeitraum.
Lande unter der Enns, und der Erzherzog Ernst zum Do in Propst von
St. Stephan in Wien und zum Kanzler der Universität daselbst. Khlesel
war damals erst 26 Jahre alt. Die Jesuiten hatten diesen mit außer-
ordentlichen Talenten und brennendem Eiser für den Katholizismus begabten
Mann ausersehen, das lutherische Oesterreich wieder katholisch zu machen.
Im Jahre 1588 wurde er vom Kaiser Rudolf Ii zum Administrator
des Bisthums Neustadt ernannt. Die Bürger dieser Stadt, fast alle
lutherisch, wurden auf seinen Antrag vom Kaiser zur Rückkehr zum Katholi-
zismus oder zur Auswanderung gezwungen. Im Jahre 1591 wurde er
auch Rektor der Universität Wien. Ein den Professoren gebotener Eid aus
Haltung des Tridentinums machte fast alle katholisch. Herzog Wilhelm V.
von Bayern hatte diesen Rath gegeben. Dieser und seine Schwester
Maria, Gemahlin des Erzherzogs Karl von Steyermark, hatten auf An-
suchen Khlesels eine große Anzahl Jesuiten nach Grätz gebracht, wo sie
bald die Oberhand gewannen. Im Jahre 1598 ward Khlesel vom Kaiser-
Rudolf Ii zum Bischof von Wien ernannt, so daß er jetzt zwei Bis-
thümer beisammen hatte. Dazu war er noch Offizial (Generalvikar) im
Bisthum Passau, und nach dem Ableben des Bischofs Urban ('s 1598)
während der Minderjährigkeit des Erzherzogs Leopold, Sohnes des Erz-
herzogs Karl von Steyermark und seiner Gemahlin Maria, einer
Schwester des Herzogs Wilhelm V von Bayern, unbeschränkt regierender
Herr des ganzen Bisthums. In der Folge wurde er vom Papste zum
Kardinal, und vom Könige Matthias zum Minister ernannt. Er hatte
eine starke Partei gegen sich, die Beamten, den Erzherzog Ferdinand von
Steyermark und den Herzog Maximilian I von Bayern, welche
seinen Sturz herbeiführtcn.
89. Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein, der dritte Sohn
einer wenig bemittelten, aber doch angesehenen böhmischen Adelsfamilie, war
auf dem seinem Vater gehörigen Gute Hermanic in Böhmen am 15. Sept.
1583 geboren, zeigte schon als Knabe einen feurigen hochstrebenden Geist
und machte seinen Erziehern durch seine unbändige Wildheit viel zu schaffeu.
Als er zwölf Jahre alt seinen Vater verloren hatte, nahm sich des Knaben
ein Oheim mütterlicherseits, Albrecht Slav at a, an und ließ ihn in einer
protestantischen Schule der böhmischen Brüder zu Koschumberg erziehen,
denn das Haus der Waldsteiue, wie das der Slavata bekannte sich zu dem
protestantischen Glauben. Einige Zeit später kam er in das adelige Eouvict
der Jesuiten zu Olmütz, wohin ihn ein anderer Oheim, Johann Kavea
von Ricam, empfohlen hatte. Waldstein trat hier zum katholischen Glauben
über, zeigte aber gegen den Unterricht in den Sprachen große Abneigung,
weshalb der Jesuit Pachta den Geist des jungen Menschen durch ander-
weitige Mittel zu bilden strebte. Rach seinem Austritte aus dem Convicte
ging er in Gesellschaft eines reichen jungen Edelmanns, Licek von Riefen-
burg, auf Reisen und besuchte das südliche und westliche Deutschland,
Holland und Italien. Als Hofmeister begleitete die beiden Herren ein
Freund des berühmten Keppler, Peter Verdungus, aus Franken gebürtig,
Mathematiker und Astrolog. Wahrscheinlich war es dieser Gelehrte, der in
die Seele Waldsteins Vorliebe für die geheime Wissenschaft der Sterne
legte. In Padua verweilten sie längere Zeit, um unter der Leitung des
berühmten Argoli, eines namhaften Himmelskundigen jener Zeit, in die Ge-
heimnisse der Cabbala und Astrologie einzudringen. Von da zurückgekehrt
erhielt er durch Empfehlung seines Vetters Adam von Wald st ein, Oberst-
stallmeisters bei Kaiser Rudolf, eine Stelle in dein gegen die Türken kämpfen-
den Heere und wurde wegen seiner Bravour bei der Belagerung von Gran
zum Hauptmann ernannt. Rach dem Friedensschlüsse (1606) heirathete er
die in Mähren sehr begüterte Wittwe, Lucretia Nik essin von Land eck,
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ernst Stephan Rudolf_Ii Rudolf Wilhelm_V.
von_Bayern Wilhelm_V. Maria Maria Karl_von_Steyermark Karl Rudolf_Ii Rudolf Urban Leopold Leopold Karl_von_Steyermark Karl Maria Maria Wilhelm Matthias Ferdinand_von
Steyermark Ferdinand Maximilian_I_von_Bayern Maximilian Albrecht_Wenzel_Eusebius_von_Waldstein Albrecht Albrecht_Slav Albrecht Johann_Kavea
von_Ricam Johann Waldstein Pachta Peter_Verdungus Adam_von_Wald Rudolf Rudolf Lucretia_Nik
Extrahierte Ortsnamen: Wien Oesterreich Wien Bisthum_Passau Bayern Deutschland Holland Italien Padua Cabbala
Bayern unter Albrecht V, b. Großmüthigen. 221
ließen, sondern auch neue erwarben. So errang sich im Jahre
1557 der Ritterstand den sechzigsten Freiheitsbrief, durchweichen
vollkommene Edelmannsfreiheit imb Hofmarksrecht sogar
für einzelne Güter und Höfe verliehen wurden.
Obschon dem Herzog Albrecht V der katholische Glaube
über Alles ging, so verfuhr er doch gegen die Neuglänbigen
schonend itub mild, denn er sah ein, daß sich die bestehende
Spaltung durch Gewalt nicht mehr beseitigen lasse und hier
durch Mittel anderer Art geholfen werden müsse. Das Meiste
erwartete er von der allgemeinen Kirchen Versammlung zu
Trient, welche zu diesem Zwecke schon im Jahre 1545 zusam-
mengetreten war. Dahin sandte Herzog Albrecht (1562) seinen
beredten, unerschrockenen Rath Augustin Baumgartner lind
den Jesuiten Johann Couvillon, welche die Wünsche ihres
Herrn und die Verhältnisse der katholischen Kirche in Bayern
den versammelten Vätern ohne Rückhalt anseinandersctztcn. Als
endlich (1563) die tridentinische Kirchenversammlung ihre Dekrete
kund that, trug Albrecht V kein Bedenken, denselben beizu-
pflichtcn und sie in seinem Lande verkündigen zu lassen. Von
nun an legte er die Nachsicht gegen die Ncugläubigen ab und
suchte mit aller Strenge das weitere Umsichgreifen der lutherischen
Lehre zu hindern. Sein Hofmeister, Graf von Schwarzelt-
berg, der Jesuit Couvillon und ein im Jahre 1556 errichteter
geistlicher oder Religions-Rath gingen ihm dabei hilfreich
all die Halld.
Dieses Auftreten erzeugte aber doch unter einigen bayerischen
Edlen, welche der neuen Lehre in: Herzen zugethan waren, einiges
Mißvergnügen, welches gelegentlich der von dem Herzog angeord-
neten Unterdrückung der lutherischen Lehre zu Mattighofen,
einem dem reichsfreien Grafen Joachim von Ortenburg ge-
hörigen bayerischen Landsassengnte, durch mehrere Briefe, die in
einem Schranke gesunden wurden, an's Licht kam. Sieben baye-
rische Edle (W o l's Dietrich von M a r lr a i n Freiherr zu Waldeck,
Pancraz von Frey berg zu Hohenaschau und Wildenwart,
Ach az von Laimingen zu Tegernbach und Ahaim, Hiero-
nymus von Seyboltstorf zu Schenkenau, Hans Christoph
Baumgartner zu Frauenstein und Ritzingen, Joseph Fröschl
zu Marzell und Karlstein und Mathias Pelkofer zu Wang)
waren hiebei betheiligt, erhielten aber, als sic den Weg der Gnade
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_V Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht_( Albrecht Augustin_Baumgartner Johann_Couvillon Johann Albrecht_V Albrecht Couvillon Joachim_von_Ortenburg Pancraz_von_Frey Hans_Christoph
Baumgartner Joseph_Fröschl Mathias_Pelkofer
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn