266
49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
Extrahierte Ortsnamen: Otto-Heinrich-Bau Graf_Melac Rhein Frankreich Frankreich Rhein La_Breteche Speyer Oppenheim Worms Mainz Philippsburg Heidelberg Heidelberg Frankreich Wiesloch Bruchhausen Eppelheim Heidelberg
— 154
halten, Waren ein- und ausladen können. Ludwigshasen wurde eine
Hafenstadt, eine Handelsstadt am Rhein.
Noch bedeutender wurde der Handel der jungen Stadt am Rhein,
seitdem Eisenbahnen von allen Richtungen in die Stadt führen und
eine Fabrik uach der andern entstand. Heute künden die vielen,
vielen rauchenden Fabrikschlöte dem Reisenden an, daß Lud-
wigshafeu auch eine bedeutende Fabrik st adt geworden ist. Unter
den Fabriken in Ludwigshasen verdient besonders eine genannt zu wer-
den, die badische Anilin- und Sodasabrik (kurze Erklärungen), in
der gegen 5 000 Arbeiter beschäftigt sind. Sie dehnt sich im Norden
von Ludwigshafen den Rhein entlang ans und bildet mit den vielen
netten Arbeiterwohnungen eine Stadt für sich, wie die Fnggerei in
Augsburg. Diese Färb- und Sodasabrik ist die größte ihrer
Art aus unserem Erdteil. Die Erzeugnisse dieser Riesenfabrik,
sowie die vielerlei Waren, die in den andern Fabriken hervorgebracht
werden, auch die Bodeufrüchte des Pfälzer Landes werden durch hunderte
von Schiffen und Eisenbahnzügen in die weite Welt geführt. — Zu den
Sehenswürdigkeiten Ludwigshafens gehört die große eiserne
Brücke, welche das bayerische Ludwigshafen mit feiner badischen Nach-
barstadt Mannheim verbindet. Diese Brücke, ein Riesenbau, ruht bloß
aus einem Pfeiler, den man kunstvoll mitten in das Bett des rauschen-
den Rheines baute. Diese Rh ein brücke ist so breit, daß über die-
selbe zwei Eisenbahnzüge nebeneinander fahren können sdoppelgeleife);
außerdem kann man mit der elektrischen (Pferde-) Bahn über die Brücke
gelangen oder zu Fuß hiuüberspazieren. Wer diese Brücke überschreiten
will, muß in Ludwigshafen etliche Pfennig Brückenzoll entrichten. Warum
wohl? —
Zusammensassung: Bedeutung von Lndwigshafen.
Ludwigshasen verdankt fein rafches Wachstum seiner Lage. Die-
felbe ist sehr günstig für den Handel. Im großen Rheinhasen
der Stadt halten jährlich viele hundert Handelsschiffe. Ludwigs-
Hafen ist eine große Handelsstadt. Dieselbe hat auch viele große
Fabriken. Ludwigshafen ist eine bedeutende Fabrikstadt. Von
allen Seiten laufen Eisenbahnen in Lndwigshafen zusammen. Mit
seiner Nachbarstadt Mannheim ist Lndwigshafen durch eine riesige
eiserne Brücke verbunden.
c, Gcrmersheim.
Welche pfälzische Rheinstadt haben wir nun noch zu besuchen?
Ger Mersheim. — Zeigen! — Wie kommen wir von Ludwigshafen
nach Germersheim? Schiff — Eifenbahn. — Was sagt uns
die Karte von Germers heim? Germersheim ist eine Festung. -
Gewaltige Erdwälle und dicke Mauern, die die Stadt umgürten,
seste Thore, Kauoueu, Kasernen und Soldaten aller Art er-
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236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
338
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn
— 131 —
Franzosen. Ist Euch jemand in unsrer Stadt bekannt, der ihn mit-
gemacht hat? — Merkt, 10 W>m 1 «71 mnrhp zu Frapkf,irs.a/M^
der Friede zwischen dem Deutschen Reiche und Frankreich abgeschlossen.
Znsammenfassung: Frankfurt a/M. ist eine merke'ns-
werte Stadt. G o ejj) e — friede.
M ainz.
a) Viele Flüsse hat der Main mitgenommen. Welche? — Wir
wollen ihn nun bis dahin befahren, wo auch er von
einem größern Fluß mitgenommen wird. Ihr kennt ihn
schon? Das ist der Rhein. — Woher wißt Ihr, daß der Main in
den Rhein fließt? Er führt die Flöße dem Rheine zu. — Wie sind
wir nach Frankfurt gekommen? Mit dem Floß.— Bis Aschaffenburg
ist nnsre Fahrt ziemlich rasch gegangen, aber von da an glaubte
man kaum, daß sich das Fahrzeug fortbewegte. Warum wohl ging
die Fahrt anfänglich rascher? Es ging stark abwärts. (Erinnerung
au die Schwarzach.) — Man sagt, der Main hat ein starkes Ge-
fäll e.*) — Von Frankfurt an schleicht der Main ganz träge dahin.
(Erinnerung an die Schwabach.) Wir sind in einer Ebene. Um
doch schneller vorwärts zu kommen, verlassen wir in Frankfurt unser
Floß und sahreu mit einem Dampfschiff nnsrem Ziele zu. Nuten
im Schiff arbeitet die große Dampfmaschine um die gewaltigen
Schaufelräder und durch diese das Fahrzeug in Bewegung zu setzen.
Nun geht es freilich schneller als mit dem Floß. Wir steigen hinauf
auf das Oberdeck. Das ist ein freier Platz oben auf dem Schiff,
von dem man die schöne Landschaft überschaueu kann. Im Norden
sehen wir einen langgestreckten Höhenzug, den Taunus mit dem
Feld berg. Im Süden erhebt sich der Od euwald. Wozu hat dieser
den Main gezwungen? Den Bogen nach Norden zu macheu. —
Welche Gebirge begleiten die untere Mainebene? — Womit werden sich
die Leute in dieser fruchtbaren Gegend meistens beschäftigen? Ackerbau.
Zusammenfassung: Die untere Mainebene, ihre Ans-
dehnuug, Begrenzung und Fruchtbarkeit.
d) Nach welcher Himmelsgegend fahren wir? — Wir nahen
dem Ende nnsrer Reise. Von Süden her wälzt sich eine gewallige
Wassermenge, der Rhein. Dieser nimmt bei der großen Stadt
Mainz den Sohn des Frankenlandes auf und trägt ihn zum
weiten Meere.
Zusammenfassung: Vereiniguug des Mains mit dem
Rhein bei Mainz.
*) Die Weißmainquelle liegt 887 m hoch, Bamberg 2-11 m, Schweinfurt
212 m, Aschaffenburg 114 m, Frankfurt 92 m, Mainz 82 ra (Berechnung des
Gefälles).
9*
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankfurt Main Rhein Main Rhein Rheine Frankfurt Aschaffenburg Schwarzach Main Frankfurt Main Schwabach Frankfurt Taunus Main Mainebene Mainebene Rhein Mainz Frankenlandes Mains Rhein Mainz Bamberg Schweinfurt Aschaffenburg Frankfurt Mainz
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— 35 —
und der Pegnitz. Oberhalb des Zusammenflusses war zu
selbiger Zeit eine Furt. Was sagt Ench dieser Name? Furt von
fahren — Wasser nicht tief — Überfahrt n. s. w. — Wer mag sich
an dieser Furt angesiedelt haben? Fuhrleute — Schiffer.
Zusammenfassung: Die Kaisersahrt.
Kaiser Karl war der langeil Wasserfahrt auf der Rednitz müde.
Bei der Rednitzfurt stieg er ans Land und ließ Zelte neben der
kleinen Ansiedelung aufschlagen. In einem einfachen Zelte über-
uachtete der mächtige Kaiser und in einem anderen sein Geistlicher
mit den Gebeinen eines heiligen Mannes. Karl hatte eine gute
Nacht und erhob sich in froher Laune am nächsten Morgen. Er be-
suchte die Ansiedler in ihren Hütteu. Sie waren zwar Christen, be-
saßen aber kein Kirchlein. Der gütige Kaiser ließ an der Stelle,
wo der Sarg mit den Gebeinen des Heiligen stand, eine Kapelle
bauen und setzte einen Geistlichen eiu. In dieser Kapelle erfolgte
manche wunderbare Heiluug. Bald kamen die Leute der Umgegend
betend und bittend zum Kirchlein an der Furt gewallt. (Wall-
fahrt.) Auch ueue Ansiedler zogen hierher. Die Wälder lichteten
sich, Hütte um Hütte wuchs aus der Erde und bald zog der Pflug
Furchen durch deu früheren Waldboden. Ein kleiner Ort war ent-
standen und erhielt von der Furt seineu Namen. Von Jahr zu
Jahr wuchs der Ort Furt; Märkte wurden hier abgehalten und
so kam es, daß Furt später der bedeutendste Ort im Lande des
Markgrafen von Ansbach war — und heute ist Fürth eine
der größten Städte uusres Landes, fast 6mal so groß wie Schwabach.
Der Gründer von Fürth wurde aber uicht vergessen. Heute noch
geht die Sage, daß der mächtige Kaiser in einem nahe bei Fürth
gelegenen Sandhügel — im Karlsberg — seit vielen hundert
Jahren schlafe.
Zusammeufassuug: Die Gründung Fürths.
Die Furt an der Nednitz. — Der Ort Furt und sein Wachs-
tum. — Der Karlsberg.
b) Bei einer Waudruug durch das heutige Fürth fallen uns
durch ihre Größe das Rathaus mit seinem hohen Turme und die
schöne Synagoge auf. In den einförmigen Straßen hören wir
an Werktagen ein n n n n t e r b r o ch e n e s H ä m m e r n und Klopfen,
Rasseln und S n m m e n, K r e i s ch e n und Klingen; in Hunderten
von engen Werkstätten und geräumigen Fabriken arbeitet ein
fleißiges Völklein, unterstützt von gewaltigen Maschinen aller Art,
deren Rauchwolken durch riesige Schlüte zum Himmel steigen.
Tausenderlei Waren werden in Fürth hergestellt, massen-
weise — tausendfach, millionenfach.
In großen Lagerräumen — Magazinen — und hinter großen
Schaufenstern können wir bewunderu, was das arbeitende Fürth
3"°
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— 39 —
von reichen Nürnbergern und Fürthern im Jahre 1835 zur Zeit König
Ludwigs I. erbaut, worauf beide Städte heute noch stolz sein dürfen.
Jetzt könnt Ihr Euch auch den Namen Ludwigsbahn erklären! Fast
jede Viertelstunde geht in jeder Stadt ein Zug ab, eine Menge
Menschen mit sich führend.
Während der Fahrt gucken wir neugierig zu deu Fenstern Hinalls.
Rechts nnfrer Bahn läuft eine kunstvoll gebante Wasser-
straße, der Ludwigs kanal. Ein langes Schiff, schwer beladen
mit Kisten und Säcken, Kohlen, Steinen und Brettern schwimmt auf
dem Kaual. An einem laugen Seile wird es von einem Pferde vor-
wärts gezogeu, das rüstig am Uferweg dahingeht. Warum wohl ein
Pferd das Kanalschiff ziehen muß? .... Schiff ist schwer —
Kanal fließt nicht u. f. w. — Wir reden später einmal darüber. —
Neben dem Ludwigskanal saust ein andrer Eisenbahnzug gegen Nürn-
berg, der vom Staats bahn Hof in Fürth abgefahren ist. Wir
wissen schon, wie diese Bahn heißt? Staatseisenbahn.
Links neben nnsrer Bahn zieht sich die breite Landstraße
nach Nürnberg. Fußgänger, Droschken (zur Erklärung: Miets-
kutsche, numeriert), Lastwagen, Fahrräder, Automobile, Milchwägelchen
und die elektrische Straßenbahn eilen auf dieser belebten Straße
zur Stadt, die sich vor unsern Augen ausdehnt. Was haben wir
auf der alten Feste schon von Nürnberg gesehen? Häusermeer — viele
Türme — rauchende Schlote und die hohe Burg. — Felder und
Wiesen verschwinden; zu beiden Seiteu der Bahn taucht eiu rußiger
Schlot nach dem andern auf, wir sehen belebte Gassen,
menschen erfüllte S traßeu — wir fahren schon in die Stadt,
da — ein Pfiff — ein Ruck — und der Schaffner ruft: „Nürnberg!
Alles aussteigen l"
Wir verlassen den Bahnzng und stehen auf dem Ludwigs-
bahnhof zu Nürnberg.
Z n s a m m e n s a s s u n g: M i t der Ludwigs bahn vou Fürth
uach Nürnberg.
2. Wandrung durch Dürnberg.
Machen wir eiue Waudruug durch Nürnberg,
a) Bon welcher Stadt sind wir nach Nürnberg gekommen?
Fürth.— Welche Bahn führte uus uach Nürnberg? Ludwigsbahn. —
In welcher Himmelsrichtung liegt Nürnberg von Fürth aus? Osten. —
' Wo sind wir in Nürnberg angekommen? Lndwigsbahnhos.
*) Es ist hier nötig, daß man Bilder von Nürnberg mitsprechen läßt
Worte, und wären es die schönsten, ersetzen niemals die Anschauung.
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— 124 —
des Mains von Schweinfurt bis Gemunden! Wie flicßt der Main
von Schweinfurt bis Ochsensnrt? Südlich. — Wie von Ochsenfurt
bis Gemünden? Nordwestlich. — Welche Figur beschreibt der Main?
Dreieck. (Zeichnen!) — Wie können wir dieses Dreieck nennen?
Main drei eck. — Welche Orte liegen an den „Spitzen" des Main-
dreieckes? Schweinfurt — Ochsensnrt — Geinünden. — Orte im
Maindreieck? Kitzingen, Würzburg.
Zusammenfassung: Fahrt bis Gemündeu.
Gemüudeu — Fränkische Saale — das Maindreieck.
K. Das Mainviereck.
a) Nach welcher Himmelsgegend sind wir bis Gemünden ge-
fahren? Nordwesten. — Vor uns versperren Berge dem Main den
Weg. Er ist gezwungen nach Süden zu fließen. Bei dem schönen
Städtchen Lohr muß sich der Main zwischen Bergen hindurchdrängen.
Zu nnsrer'rechten tritt eine hohe Bergreihe ganz nahe an den Fluß
heran. Sie gehört zum Spessart, der hier sehr steil zum Main
abfällt. Immer schöner wird das enge Tal. Ort reiht sich an Ort,
Häuser und Hütten, umsäumt vou Weinbergen, lehnen sich an die
Anhöhen. Im Wasser spiegeln sich die Zinnen mancher Burg. All-
mählich wird das Tal so eng, daß kaum Platz für eiue Straße übrig
bleibt. Nun weudet sich der Flnß nach Westen. Sein Tal wird
breiter, wo die Tauber vou liuks her iu den Main fällt. Wir
sind in dem freundlichen Städtchen W^ertl.clm angekommen, das sich
ain Fuße eines bewaldeten Berges ausdehnt. Auch am gegenüber-
liegenden Ufer erhebt sich ein Berg, der auf drei Seiten vom Main
umflutet wird. Von ihm weiß die S age folgendes zu erzähleu *) :
„Emst lebte dort eine reiche Gräfin, die in tollem Übermute
sich vermaß den Berg zur Insel zu wandeln und auch auf der vierteil
Seite die Waffer des Maines vorüberznzwingen. Es kümmerte sie
nicht,*, daß ihre armen Untertanen unter der Last der Fronarbeiten
nnterlagenzund. verschmachteten. Die eitle Törin verlachte Warnungen
und Mahnungen, die selbst aus dem Kreise ihrer Freunde ihr zuteil
wurden. Als mau sie neuerdings zum Verzicht auf das tolle Unter-
nehmen bereden wollte,^ da lachte sie schrill auf, zog einen großen,
blitzenden Demantring vom Finger, trat hinaus auf deu Söller und
schleuderte ihu mit kräftigem Arme weit hinaus iu die Wogeu des
Mains. „Solgewiß dieser Ning nicht mehr in meine Hände kommt,
so gewiß werde ich den Berg durchbohren; wenn nicht, soll ich mit
der Burg iu die Hölle versinken!" Kaum hatte sie diese vermessenen
Worte gesprochen, ließ sich ein lauter Donnerschlag vernehmen, ob-
*) Aus: Das Bayerland von H. Leher, 5. Jahrgang, S. 296.
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Extrahierte Personennamen: H._Leher
Extrahierte Ortsnamen: Schweinfurt Main Schweinfurt Main Main- Schweinfurt Maindreieck Kitzingen Würzburg Maindreieck Mainviereck Main Main Main Tauber Main Main Maines Mains
— 120 —
8. Jum Wem.
Frankfurt a/M,
Schöne und große Städte haben wir auf unsrer Floßfahrt
fenneit gelernt.
Die größte und reichste aber wollen wir heute besuchen.
Welche Städte am Main sind uns bis jetzt bekamit? Aufzählen!
— Nennt mir die größten davon! Bamberg — Schweinfnrt —
Würzburg — Aschaffenburg,
a) Um zur größten Mainstadt zu gelangen, fahren wir mit
nnserm Floß von Aschaffenbnrg weiter. Wir machen mit d.em Main
einen Bogen nach Nordwesten. Nach längerer Fahrt dehnt sich vor
nnsern Augen ein fast unübersehbares Hänsermeer aus. Inmitten des-
selben erhebt sich eine gewallige Kirche, ein Dom. Wir haben die
größte Mainstadt erreicht. Ihr Name ist Frankfurt a/M.
An welche audre Ortsuameu erinnert Ench dieser Name? Ochsen-
furt, Haßfurt, Fürth. — Was wird also hier am Main
einmal gewesen sein? Furt. — Was aber wohl der Zusatz „Frank"
besagen will? Vermutungen der Schüler. — Darüber erzählt uns
ein schönes Gedicht. Lesen wir dieses!
Frankfurt am Main.
Die besten seiner Helden, sie lagen in Sachsen tot;
Da floh Karolus Magnus, der Kaiser, in großer Not.
„Laßt eine Furt uns suchen längshin am schönen Main!"
O weh, da liegt ein Nebel, der Feind ist hinterdrein!
Nun betet Kaiser Karol auf Knien an seinem Speer;
Da teilte sich der Nebel. Eine Hirschin ging daher;
Die führte ihre Jungen hinüber zum andern Strand.
So machte Gott den Franken die rechte Furt bekannt.
Hinüber zogen alle wie Israel durchs Meer;
Die Sachsen aber fanden im Nebel die Furt nicht mehr.
Da schlug der Kaiser Karol mit seinem Speer den Sand:
„Die Stätte sei hinfüro der Franken Furt genannt."
Er kam da bald zurücke mit neuer Heeresmacht,
Damit er der Sachsen Lande zu seinem Reich gebracht.
Doch dort am Main erpranget nun eine werte Stadt,
Die reich ist aller Güter und edle Bürger hat.
Dieser Abschnitt des Gedichtes wird vom Lehrer vorgelesen,
dann vom Schüler gelesen und dabei besprochen. Am Schlüsse liest
ein Schüler den Abschnitt im Znsammenhang. Nun fragen wir zur
Einprägung den Inhalt des Gelesenen ab. — Wer kann mir jetzt
erzählen, wie der Name Frankfurt entstanden ist? Zusammen-
hängende Wiedergabe durch einen Schüler. (Siehe Schüler-
aufsatz in Stufe C: Wie Frankfurt am Main entstanden ist.)
Geographie von Bauern. q
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Karolus_Magnus Magnus Karol Karol
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Main Bamberg Mainstadt Main Frankfurt Main Frankfurt_am_Main Sachsen Main Israel Sachsen Sachsen Main Frankfurt Frankfurt Main