145
Karl Ludwig (16481680) war wie sein Vater ein strenger Verfechter der reformierten Lehre und erlaubte sich beim Be-ginne seiner Regierung groe Hrte gegen die Lutherischen und Katholiken, baute aber spter zur Einigung der drei Konfessionen in Mannheim den sogenannten Eintrachtstempel". Mit seinem Vetter, dem Kurfrsten Ferdinand Maria von Bayern, entzweite er sich wegen des Reichsvikariates, von dem er behauptete, da es nicht mit der an Bayern ber-gegangenen Kurwrde, sondern mit der Pfalzgrafschaft verbunden sei. In dem franzsisch-niederlndischen Kriege (16731678) wurde die Rheinpfalz durch Turenne schrecklich verwstet, und gem dem Frieden zu Nimmwegen 1678 mute Karl Ludwig einen Teil der Rheinpfalz an Frankreich abtreten. Auf Karl Ludwig folgte sein Sohn
Karl (16801685), ein verschwenderischer Fürst. Da seine Ehe kinderlos blieb und vorauszusehen war, da die Kurpfalz an die Linie Neu brg fallen werde, so stellte er in dem Schw bis ch-H all er Vertrage die reformierte Lehre in seinem Lande als Bedingung der Nachfolge fest. Mit ihm erlosch 1685 die mittlere Kurlinie oder das Haus Simmern; Kur und Land fielen an Philipp Wilhelm aus der Linie Pfalz-Neuburg, welche die Neue Kurlinie genannt wird.
Iv. Die Nheinpfch unter der neuen Kurlinie der Wittels-tiacher, 1685-1799.
6. Tafel Vm.
Philipp Wilhelm (16851690), welcher 1685 Karl, den legten mnnlichen Sprossen der mittleren Kurlinie beerbt, stammt in siebenter Generation von Ludwig dem Schwarzen, welcher im Jahre 1459 die Linie Zw ei brcken gegrndet, und ist der lteste Sohn von Philipp Ludwig, der 1569 die Linie Neuburg gegrndet hat. Leopold Ludwig, ein Sprosse der Linie Veldenz, die gleich der Linie Neuburg von Ludwig dem Schwarzen abstammt, erhob Ansprche auf die Ku r w r d e und auf P f a l z -S im m er n, welche Philipp Wilhelm zugefallen waren, fand aber nirgends Untersttzung. Gleichzeitig begehrte auch der König Ludwig Xiv von Frankreich einen
Sattler, Lehrbuch der bayerischen Geschichte. 20
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Extrahierte Ortsnamen: Mannheim Rheinpfalz Rheinpfalz Frankreich Neuburg
146
Teil der Kurpfalz fr seinen Bruder Philipp von Orleans, weil dieser mit Elisabeth Charlotte, der ltesten Schwester des 1685 kinderlos verstorbenen Kurfrsten Karl, vermhlt war. Als seiner Forderung nicht entsprochen wurde, griff er zu den Waffen. Der 1688 erffnete Kampf, der pflzische Suc-cessionskrieg genannt, endete mit dem Frieden znryswijk 1697. Die Herzogin von Orleans erhielt fr ihre An-sprche auf die pflzische Allodial-Erbschaft 300,000 Skudi bezahlt. Kurfürst Philipp Wilhelm erlebte die Beilegung des Streites nicht; er war als Flchtling zu Wien bei seinem Schwiegersohne, dem Kaiser Leopold I, im Jahre 1690 gestorben. Ihm folgte sein Sohn
Johann Wilhelm (16901716). Der katholischen Lehre aufrichtig zugethau, verfuhr er hart gegen die Bekenner der lutherischen Lehre. Whrend des spanischen Erbfolgekrieges stand er auf Seite seines Schwagers, des Kaisers Leopold I, und erhielt von diesem, als Max Emanuel von Bayern gechtet wurde, die Oberpfalz mit mehreren andern Gtern und das Erztru chsessen amt. Zur Feier dieses Ereignisses erneuerte er 1708 den Hubertusorden, welchen Graf Ger-hard V von Jlich im Jahre 1444 wegen eines am St. Hubertustage erfochtenen Sieges gestiftet hatte. Alle diese Erwerbungen stellte Johann Wilhelm, als Max Emanuel 1714 nach Bayern zurckkehren durfte, an diesen zurck. Die Stadt Dsseldorf, wo er gewhnlich residierte, verschnerte er mit Prachtbauten aller Art und legte daselbst die berhmte Bildergallerie an, welche spter Karl Theodor mit der Bildergallerie Mnchens vereinigte. Johann Wilhelm starb 1716 kinderlos und hatte zum Nachfolger seinen Bruder-
Karl Philipp (1716 1742). Als begeisterter Anhnger der katholischen Lehre entzog er 1719 den Protestanten in Heidelberg, das er als Residenz gewhlt, die Bentzung der dortigen Kirche zum hl. Geist und verbot den Heidelberger Katechismus, weil dieser beleidigende Stellen gegen die Katholiken enthielt. Als nun die protestantischen Einwohner Heidelbergs bei dem Reichs kmm ergerichte gegen ihn Klage fhrten, verlegte er 1720 seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim und suchte dieses auf jede Weise emporzubringen.
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58. I. Spanien und der Niederlndische Freiheitskrieg.
169
Mikas, die neuentdeckten Lnder in Westindien und Amerika und die Philippinen in Asien. Im Jahre 1580 kam (aus 60 Jahre) auch noch Por- tugal zu Spanien, doch war inzwischen die nrdliche Hlfte der Nieder-lande, das heutige Holland, verloren gegangen.
2. Die Niederlande waren im 16. Jahrhundert das wohlhabendste und stdtereichste Land von Europa. Handel und Gewerbeflei blhten hier wie uirgends. Kaiser Karl V., der in den Niederlanden aufgewachsen war, hatte denselben seine besondere Gunst zugewendet. An der Regierung des Landes Rahmen Abgeordnete der Provinzen, die sogenannten Generalstaaten, einen landstndischen Anteil.
a) Vorgeschichte der Niederlande. Die Niederlande gehrten ehedem (seit 870) zum deutschen Herzogtum Lothringen, das sich im 10. Jahrhundert in Ober-unb Niederlothringen teilte. Letzteres heit seit dem 12. Jahrhundert Herzogtum Brabant. Neben diesem entstanden mit der Zeit zahlreiche neue Herrschaften, deren einen Teil (Hennegau, Holland, Seeland und Friesland) seit dem Jahre 1346 eine Zeitlang bayerische Wittelsbacher innehatten (vgl. Ludwig den Bayern 40, 8). Im 15. Jahrhundert haben die franzsisch-burgundischen Herzge die gesamten Niederlande" an sich gebracht. Aber nach dem Tode Karls des Khnen (f bei Nancy 1477) kamen sie als Erbe seiner Tochter Maria an den Habsburger-Maximilian I. und gingen so aus dessen Sohn Philipp den Schnen und seine Nachfolger (Karl I. und Philipp Ii.) der.
b) Statthalter und Heneramaaten. Die einzelnen Städte und Grafschaften hatten in der Zeit der wechselnden Herrschaften groe Freiheiten und Vorrechte gewonnen, denen sie zumeist ihren wirtschaftlichen Aufschwung verdankten. So hatte sich hier eine Art eingeschrnkter Monarchie herausgebildet: in Vertretung des Knigs fhrte ein von diesem zu ernennender Generalstatthalter die Regierung des Landes; derselbe war fr die wichtigsten Angelegenheiten, namentlich fr die Auflage von Steuern und fr Truppenaushebungen, an die Zustimmung der Generalstaaten gebunden, mit welchem Namen man die allgemeine Versammlung der von den einzelnen Provinzialstaaten gewhlten Abgeordnete bezeichnete. Auch Philipp Ii. hatte den Niederlndern diese Verfassung und ihre sonstigen Freiheiten beschworen.
3. Information in den Wiederlanden. Unter der Regierung Philipps Ii. drang die Reformation (nach dem kalvinifchen Bekenntnis) auch in die Nieder-lande em. Da dieselbe gleich im Anfang an einzelnen Orten zu den Aus-schreitungen der Bilderstrmerei und der Kirchenverwstuug berging, nahm die jeder Religionsneuerung abgeneigte spanische Regierung Veranlassung, mit den hrtesten Maregeln vorzugehen: verbriefte Rechte der Provinzen wurden aufgehoben, die Bistmer und Erzbistmer, aber zugleich auch die spanischen Garnisonen vermehrt und zur Verfolgung der Ketzer das Jnqui-sitwnsgericht ins Land gerufen. Hingegen bildete sich unter Edelleuten, hinter denen auch die Mehrheit des Volkes stand, die Verbindung der Geusen (des Bettelvolkes"), wie man die ersten Anhnger der Bewegung verchtlich geheien hatte- Vor allen waren es der Prinz Wilhelm von Oranien
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ludwig Karls Nancy Maria Maria Philipp Philipp Karl_I. Karl_I. Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipps Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Niederlndische_Freiheitskrieg Westindien Amerika Asien Spanien Nieder-lande Holland Niederlande Europa Niederlanden Niederlande Niederlande Lothringen Ober-unb_Niederlothringen Brabant Hennegau Holland Seeland Friesland Bayern Nieder-lande
57. Vi. Einstweiliger Friedensschlu 1555.
167
eingerumt; bte mit der Religionsorbnung ihrer Lanbesherren nicht zufriebenen Unterthanen sollten, tote man es ausbrckte, das Recht der Answanberung haben. Damit wrbe nenerbings der Grundsatz besttigt, da der Lanbessrst das Bekenntnis seiner Unterthanen zu bestimmen habe (Cujus regio, ejus religio" ober Wessen das Land, bessen die Religion"). Eine weitere Reformierung geistlicher Frstentmer sollte der sogenannte Kirchliche Vorbehalt" unmglich machen.
a) Der Kirchliche Vorbehalt" bestimmte, da ein katholischer Kirchen-frst, der sein Bekenntnis wechsle, Amt und Einknfte verlieren (d. h. fr ab-gesetzt gelten) solle. Trotz der Einsprache der protestantischen Fürsten lie König Ferdinand diese Bestimmung in den Reichstagsabschied aufnehmen. Dieselbe wurde daher in der Folgezeit von den Protestanten nicht beachtet und gab den Anla zu neuen Verfeindungen.
d) Andererseits wurde eine Knigliche Deklaration", welche ausnahms-weise protestantischen Unterthanen geistlicher Fürsten die Freiheit der Religions-bung zusprach, von den Katholiken nicht anerkannt.
c) Endlich haben in der Folge auch die Fürsten kalvinisch-resor-mierten Bekenntnisses, unbekmmert um die gegen sie verfgte Aus-schlieung, alle Rechte ihrer protestantischen und katholischen Standesgenossen in Anspruch genommen. So zunchst Kurfürst Friedrich Iii. von der Pfalz aus der Linie Simmern, der 3559, nach dem Tode Ott-Heinrichs, in die Heidelberger Erbschaft einrckte und dort die kalvinische Lehre an die Stelle der lutherischen setzte.
2. Karts V. Abdankung 1556. Mimutig der beit Ausgang des Religionsstreites und durch Krnklichkeit verstimmt, legte Karl V. 1556 seine Kronen freiwillig nieber. Seinem Sohne Philipp fiel das groe spanische Erbe (einschlielich der Nebenlnber Sicilien, Neapel und Mailanb, der Nieberlanbe und der bnrgunbischen Freigrasschast ober Franche-Comte) nebst den berseeischen Kolonien zu (vgl. 58, 1). In der beutschert Kaiserwrbe aber folgte auf Karl sein Bruder Ferbinanb, Erzherzog von sterreich (seit 1521), König von Bhmen und Ungarn (seit 1526) und Rmischer König (seit 1531). Die Kaiserwahl schob sich indes noch bis 1558 hinaus.
Karl zog sich in das spanische Kloster San Juste (in Estremadura) zurck, wo er sich einem beschaulichen Leben und mnchischen bungen hingab und schon nach zwei Jahren starb (1558).
3. Jas Konzil von Krient. Fr die rmisch-katholische Kirche wrbe eine innere Reform und Krftigung durch die Thtigkeit des Konzils zu Trient geschaffen. Dasselbe bauerte, eine zehnjhrige Unter-brechimg miteingerechnet, von 1545 bis 1563. Seine Beratungen und Beschlsse zielten auf eine Luterung des gesamten kirchlichen Lebens ab. Der katholische Lehrbegriff wrbe in das Tribentinische Glaubens-bekenntnis" zusammengefat.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Friedrich_Iii Friedrich Karts_V. Karl_V. Karl_V. Philipp Philipp Karl Karl Karl Karl
63. Gesteigerte Spannung zwischen den Religionsparteien. 181
Andererseits wurden in Norddeutschland noch weitere Bistmer ein-gezogen. Zugleich verlangten die Administratoren oder Verweser der protestautisierten Stifter als Rechtsnachfolger der Bischfe und bte das frstliche Stimmrecht im Reichstag, konnten aber damit nicht durchdringen. Ein Versuch, das Kurfrstentum Kln fr den Kalvinismus zu ge-Winnen, scheiterte an dem Widerstande der Katholiken.
2. Streit um Ktn 15831584. Der Erzbischof Gebhard Truchse (von Waldburg) hatte die reformierte Lehre angenommen und sich verheiratet Deshalb von Papst Gregor Xiii. abgesetzt, suchte er sich gleichwohl mit Hilfe kalvinischer und protestantischer Fürsten in der Herrschaft zu behaupten. Doch siegte zuletzt sein katholischer Gegenkandidat Ernst von Bayern, der dabei von seinen Brdern, den Herzgen Wilhelm V. und Ferdinand, untersttzt wurde (Erstrmung der Burg Godesberg und Einnahme von Bonn durch die Bayern). Von da an hat fast 200 Jahre lang (bis 1761) immer ein bayerischer Prinz das Erz-bistum und Kurfrstenamt von Kln innegehabt (meist in Verbindung mit den Bistmern Freising, Hildesheim, Mnster und Lttich). hnliche Streitigkeiten um den Bischofsstuhl endeten auch in Aachen und in Strasburg mit dem Siege der Katholischen.
3. Wilhelm Y. von Wayern (15791597). Herzog Wilhelm V., vermhlt mit Renata von Lothringen, war von strenger Sitte und Reli-giositt, was ihm den Beinamen der Fromme" verschafft hat. Wie sein Vater Albrecht V., trat er im Vereine mit seinem Bruder Ferdinand als Vorkmpfer fr den Katholizismus auf (vgl. im vorausgehenden den Kampf um das Kurfrstentum Kln) und suchte Frmmigkeit und kirch-liches Leben zu frdern. Den durch Papst Gregor Xiii. 1582 verbesserten Kalender (vgl. S. 199, 2) nahm Wilhelm V. als erster der deutschen Fürsten an. Die von seinem Vater begonnene Kunstpflege wurde eifrig fortgesetzt. Durch die miliche Lage seiner Finanzen ver-anlat, entsagte der Herzog 1597 freiwillig der Regierung.
a) Ferdinandische Linie. Einen hervorragenden Anteil an allen Unternehmungen Wilhelms V. hatte sein Bruder Ferdinand, welcher mit Maria von Pettenbeck, der Tochter eines herzoglichen Beamten, vermhlt war und (als Graf von Wartenberg) Begrnder der Ferdinandischen oder Warten-bergischen Linie wurde. Diese erhielt das Erbfolgerecht in Bayern zu-gestanden, starb indes 1736 aus.
b) Kirchlich-religise Thtigkeit. Den Jesuiten stiftete Wilhelm in Mnchen ein neues Kollegium (heutzutage die Alte Akademie") mit der St. Michaelskirche. Die ebenfalls der Leitung der Jesuiten unterstellte Hochschule Ingolstadt erhob sich damals zu groem Ansehen und ihrem strksten Besuche. Auf des Herzogs Veranlassung wrben die Reliquien des Hl. Benno (Bischofs von Meien, gestorben bortselbst 1107), welche schon unter Albrecht V. nach Mnchen gebracht werben waren, in der dortigen Frauenkirche beigesetzt (1580) uni> dieser Heilige seitdem als Schutzpatron von Mnchen verehrt, ebenso die Fronleichnamsprozession zu einem prunkreichen Festaufzuge der Kirche und des
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Extrahierte Personennamen: Gebhard_Truchse_(von_Waldburg Gregor_Xiii Gregor Ernst_von_Bayern Ernst Wilhelm_V. Ferdinand Wilhelm_Y Wilhelm Wilhelm_V. Wilhelm_V. Renata_von_Lothringen Albrecht_V. Albrecht_V. Ferdinand Gregor_Xiii Gregor Wilhelm_V. Wilhelm_V. Wilhelms_V. Wilhelms_V. Ferdinand Ferdinand Maria_von_Pettenbeck Maria Wartenberg Wilhelm Benno_( Albrecht_V. Albrecht_V.
172
59. Il Frankreich und die Hugenottenkriege.
a) Die ersten zehn Jahre der Hugenottenkriege,
s)(n die Spitze der Hugenotten (nach ihren schweizerischen Glaubens-brdern, den Eidgenossen", so benannt) stellten sich die Bonrbonen, eine Nebenlinie des Knigshauses, welche von Robert, dem jngeren Sohne Ludwigs des Heiligen, abstammte und erst krzlich durch Heirat auf den kniglichen Thron von Navarra gekommen war. Die katholische Parter wurde von der herzoglichen Familie der (aus Lothringen stammenden) Gnisen geleitet. Nach mehrjhrigen Kmpfen, als auf beiden Seiten die vornehmsten Fhrer gefallen waren, schien es zu einer friedlichen Vershnung der stratenden Frstenhuser und Parteien zu kommen: der junge König Heinrich von Navarra wurde mit Margarete von Valois, der Schwester Karls Ix., ver-mhlt und trat zum katholischen Bekenntnis der; den Hugenotten aber wurde freie Religionsbung zugesichert.
b) Die Barth olomusnacht 1572.
Zum Hochzeitsfeste Heinrichs von Navarra waren auch die hugenottischen Fhrer nach Paris geladen worden. Bei solcher Freundschaft und Friedens-stimmnng frchtete die Knigin Katharina, den Einflu, den sie bisher auf ihren Sohn gebt hatte, an die Hugenotten zu verlieren. Auf chr und ihres Anhanges Betreiben wurden in der Bartholomusnacht ('24. August) 1572 die in Paris anwesenden Hugenotten, denen man einen Anschlag auf des Knigs Leben schuld gab, berfallen und ermordet, unter ihnen ihr Fhrer, der alte Graf Coligny. Auch in den Provinzen fielen Taufende von Huge-notten dem unvorhergesehenen Angriff zum Opfer.
c) Fortsetzung und Ausgang der Hugenottenkriege. Infolge der Schrecknisse der Pariser Bluthochzeit" entbrannte der Brgerkrieg von neuem und dauerte nach Karls Ix. baldigem Tode auch unter seinem Bruder, dem König Heinrich Iii, mit gesteigerter Erbitterung fort. Zuletzt aber zerfiel Heinrich Iii., ein unfhiger und lasterhafter tfurst, mit der eigenen Partei und lie aus Eifersucht deren Fhrer (die Gutfeii) ermorden. Daraufhin von der katholischen Ligne" verjagt, flchtete er stch zu den Hugenotten, deren Fhrer wieder Heinrich von Navarra geworden war. Als er mit diesem vor Paris gezogen war, fand er im Lager den Tod durch den Dolch eines Mnches (Namens Clement), der sich zum Rcher der begangenen Untreue berufen whnte. So war das Haus Valois pltzlich ausgestorben (1589).
Das Erbrecht auf den Thron fiel dem König Heinrich von Navarra, dem bisherigen Haupte der Hugenotten, zu. Dieser stellte, nachdem er den Krieg noch einige Zeit fortgefetzt hatte, den brgerlichen Frieden her, mdem er zum zweitenmal katholisch wurde, aber andererseits den Hugenotten antzer-halb Paris Religionsfreiheit und alle brgerlichen Rechte einrumte Edikt von Nantes 1598.
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Extrahierte Personennamen: Robert Ludwigs Heinrich_von_Navarra Heinrich Margarete_von_Valois Karls_Ix. Barth Heinrichs Katharina August Coligny Karls Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_von_Navarra Heinrich Clement Heinrich_von_Navarra Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Navarra Lothringen Karls Navarra Paris Paris Karls Paris Nantes
15. § 95 u. 96. Friedrich Iii. Ludwig Vi. Friedrich Iv.
63
Frankenthal nieder, das er zur Stadt erhob.^ Auch den protestantischen Niederländern, die um der Religion willen im Kampfe mit der spanischen Herrschaft begriffen waren und deren Graf Egmont seiner Schwester Sabine Gemahl gewesen, sandte er ein Hilfsheer, das sein Sohn Christoph führte, der aber dabei in einem Treffen blieb (1574). 4
Sein Nachfolger in der Kurwürde war sein Sohn Ludwig Vi, der den 157b Beinamen „der Leichtfertige", den ihm feine Gegner gaben, mit Unrecht trügt, da er ein gelehrter und ernstgesinnter Fürst war. Er war am Hofe Ott Heinrichs von Neuburg erzogen worden, hatte schon als Stattbalter die Oberpfalz in ihrem lutherischen Bekenntnisse geschützt und führte nun nach semem Regierungsantritt die lutherische Konfession wieder in die pfälzischen^, Lande zurück. Dabei glaubte er freilich ebenso verfahren zu dürfen, me sein Vorgänger: widerstrebende Prediger, Schullehrer und Beamte wurden ihrer Stellen entsetzt. (Darunter befand sich auch der Universitätslehrer Hugo Donellus, der größte Jurist seiner Ieit.)^
(95.) Als Ludwig Vi starb, war sein Sohn Krredrlch Iv der Aufrichtige lo83 * erst neun Jahre alt. Obgleich sein Vater ihm die lutherischen Fürsten ™ von Brandenburg, Württemberg und Hessen zu Vormündern bestellt hatte, so bemächtigte sich doch der obenerwähnte Johann Casimir, sein Oheim (welcher Lautern mit Lauterecken, Neustadt a. d. Haardt, wo das von ihm 1578 für eine reformierte theologische Fakultät gegründete Casi-mirianum noch an ihn erinnert, u. a. O. zum Leibgeding hatte), auf einen Artikel der goldenen Bulle sich stützend, der Vormundschaft und behauptete
sich darin. .
Als Regentschaftsverweser führte Johann Casimir sogleich die resor- -<■ 1 mierte Konfession wieder in die Pfalz ein, entsetzte die lutherischen Lehrer und Beamten ihrer Stellen, die er mit reformierten besetzte, und ließ auch den jungen Kurprinzen im Calvinismus erziehen.
Als er ohne männliche Kinder starb, übernahm Friedrich Ix selbst 1592 die Regierung und vollendete als strenger Calvinist die Einführung der reformierten Lehre im ganzen pfälzischen Lande, deren Hauptstütze die Universität Heidelberg war, welche unter ihm durch die berühmten Lehrer Goldast, Freher, Gothofredus, Gruterus rc. damals ihren höchsten Glanz erreichte. Er erhob 1606 Mannheim, das noch ein bloßes Dorf 1608 war, zur Stadt. Auch stiftete er die evangelische Union, und erlebte 1610 ihre Erweiterung durch den Beitritt von Kurbrandenburg und Anhalt, starb aber noch in demselben Jahre.
(96.) Iür Friedrichs Iv noch unmündigen Sohn Friedrich V führte 1610 bis zum Jahre 1613 der Pfalzgraf Johann Ii von Zweibrücken die Vor-mundschast. Mündig geworden und an der Spitze der Union stehend vermählte sich der Kurfürst mit Elisabeth, der Tochter des Königs Jakob von England. Von dieser Gemahlin und seinem reformierten Hofprediger Scultetus, sowie von seiner eigenen Eitelkeit angetrieben nahm er die böhmische Königskrone an und brachte damit nn seinem Teil das Elend des 30jährigen Krieges über die Pfalz. Diese blieb bis zum westfälischen Frieden in den Händen der katholischen Partei, da die anfänglichen Verteidiger seiner Sache, Prinz Christian von Braunschweig-Halberstadt und Graf Ernst von Mansfeld, gegen Tilly und Spinöla nichts ausrichteten
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Württemberg Hessen Gothofredus Mannheim Friedrichs England
66 Kap. 15. § 99-101. Philipp Wilhelm. Johann Wilhelm.
(99.) Uach dem Erlöschen der simmern - sponheimischen Linie (1685), deren letzter Sproß der § 97 erwähnte Kurfürst Karl mar, fiel das Pfälzische Kurland an die aus der zweibrücken-veldenzischen Linie „ hervorgegangene, durch Philipp Ludwig (ältesten Sohn des Herzogs Wolf-1685 gang) gestiftete neuburger Linie und zwar an Philipp Wilhelm, Wolfgang Ifion Wilhelms Sohn, der aus dem jülichischen Erbschaftsstreite Jülich, Vera und Ravenstein erhalten hatte.
Dieser Kurfürst hatte sogleich mit dem König Ludwig Xiv von Frankreich, der für seinen Bruder Philipp von Orleans, den Gemahl der einzigen Schwester des letzten Kurfürsten Karl, Elisabetha Charlotte, auf das pfälzische Allodium Anspruch machte, den schweren „pfälzischen Successionskrieg" oder den sogenannten orleans'schen Krieg zu bestehen. Obgleich nämlich jene seine Schwägerin bei dieser Vermählung allen Ansprüchen auf die Länder ihres Vaters entsagt hatte, achtete doch Ludwig Xiv auf keinen Protest, sondern warf ein starkes Heer in die Pfalz und ließ sie durch Melac und Montclar auf vandalische Weise verwüsten, wobei Heidel-
1689 berg mit seinem schönen Schlosse, Mannheim, Frankenthal, Speier und andere Orte niedergebrannt wurden. Philipp Wilhelm gelangte nicht zum ruhigen Besitz seines ererbten Landes, sondern starb als Flüchtling zu Wien (2. Sept.) bei seinem Schwiegersöhne, dem Kaiser Leopold I.
(100.) Die Nachfolge^ in der Kurpfalz erhielt Philipp Wilhelms Sohn,
1690 Johann Milhelm. Da schloß und Stadt Heidelberg in Trümmern lag und 1716 der ^einb no$ im Lande hauste, so verlegte er seine Residenz nach
Düsseldorf, wo er einen glänzenden Hofstaat hielt und eine berühmte Bildergallerie anlegte. Beim Aussterben der Veldenzer Linie (1694) geriet er mit der Sulzbacher und Birkenfelder Linie in einen Erbschafts-streit, der erst unter seinem Nachfolger 1733 mit einem Vergleich ausging, durch welchen Kurpfalz Lauterecken und Veldenz erhielt.
Da Johann Wilhelm, als eifriger Katholik sich auf die Klausel des Ryswiker Friedens (1697) stützend, die Protestanten nicht begünstigte und übelgesinnte Beamte während seines beständigen Aufenthalts in Düsseldorf dieselben sogar hart bedrückten, so nötigten ihn Preußen und Braunschweig durch eine von ihm 1705 erlassene kurpfälzische Religionsdeklaration den Protestanten freiere Religionsübung zu gewähren.
Jene Klausel lautete nämlich dahin, daß die katholische Religion überall da, wo Frankreich sie während des orleans'schen Kriegs eingeführt hatte, neben der protestantischen bleiben solle, so daß in 1922 rheinischen, mehrenteils kurpfälzischen Orten der durch den westfälischen Frieden grundgesetzlich eingeführte Rechtszustand zwischen den beiden Konfessionen zum Nachteil der Protestanten geändert und lange dauernde Streitigkeiten veranlaßt wurden.
Im spanischen Erbfolgekrieg machte Johann Wilhelm als Bundesgenosse des Kaisers Leopold I, seines Schwagers, große Anstrengungen und erhielt das durch die Ächtung des Kurfürsten Max Emanuel erledigte Erz-truchsessenarnt samt der Oberpfalz und Cham. Er mußte jedoch 1714, als Max Emanuel restituiert wurde, dieses Land und jene Würde wieder an denselben zurückgeben. Er starb (am 8. Juni) ohne Kinder.
1716 (101.) Johann Wilhelms Bruder und Nachfolger im Kurfürstentum,
1742 der früher den geistlichen Stand ergriffen hatte, dann bei der
Aussicht aus die Thronfolge in den weltlichen Stand zurückgetreten und eine
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Karl Karl Philipp_Ludwig_( Philipp Ludwig Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Wolfgang_Ifion_Wilhelms Wilhelms Ludwig_Xiv_von_Frankreich Ludwig Philipp_von_Orleans Philipp Karl Karl Elisabetha_Charlotte Ludwig_Xiv Ludwig Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Leopold_I. Philipp_Wilhelms Philipp Wilhelms Johann_Milhelm Johann Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Johann_Wilhelm Johann Wilhelm Leopold_I Leopold Max_Emanuel Max Max_Emanuel Max Johann_Wilhelms Johann Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Kurland Mannheim Frankenthal Wien Heidelberg Düsseldorf Düsseldorf Frankreich Cham
Kap. 15. § 101 u. 102. Kurfürst Karl Philipp. Karl Theodor. 67
Zeit lang Statthalter der vorderösterreichischen Lande gewesen war, beschränkte nach seinem Regierungsantritt den Hoslnxus und brachte den zerrütteten Staatshaushalt wieder in Ordnung.
Von den Jesuiten zur strengen Durchführung der Ryswiker Klausel veranlaßt bedrückte er die Protestanten und nahm ihnen sogar ihren Heidelberger Katechismus, weshalb viele protestantische Familien auswanderten. Weil nun die Reformierten in Heidelberg, wo er residierte, die dortige heil.-Geist-Kirche den Katholiken nicht ganz_ und ungeteilt abtreten wollten und beim Reichskammergericht Klage gegen ihn einlegten, verlegte er im Unwillen darüber seine Residenz nach Mannheim und unternahm 1*20 deshalb dort kostspielige Bauanlagen.
Da auch er, obgleich zweimal verheiratet, ohne männliche Nachkommen war, sondern nur eine Tochter, Elisabeths Auguste Sophie, hatte, die an Joseph Karl Emanuel von Sulzbach vermählt war, so machte Preußen, welches ein Anrecht der Sulzbacher Linie an Jülich und Berg nicht anerkannte, Anspruch an diese beiden Länder, worüber sich der jülich-bergische Erbschaftsstreit gewissermaßen erneuerte, bis am Ende König Friedrich^ Ii von Preußen seinen Ansprüchen entsagte und das Recht der Sulzbacher Linie anerkannte.
Der Stifter der Sulzbacher Linie, Herzog August, Wolfgangs Enkel (Philipp Ludwigs zweiter Sohn § 98, 5), war 1632 gestorben; sein Sohn Christian August, der 1656 zum Katholizismus übergetreten war, starb 1708; der Sohn des letzteren, Theodor, hinterließ 1732 zum Nachfolger Johann Christian, dessen Sohn Karl Theodor nun die Anwartschaft auf die Nachfolge in der Kurlinie hatte.
(102.) Als daher Kurfürst Karl Philipp starb, 31. Dez. 1742, so fiel sein Land und seine Würde an die
Sutzbacher Linie,
aus welcher der noch einzige übrige Sprosse der Linie, Karl Theodor, Sohn 1743
des § 101 ei. E. genannten Johann Christian, Kurfürst wurde. Schon in bis
seinem neunten Jahre Erbe seines Vaters und bald nachher durch seine Mutter ( Maria Anna auch Besitzer des niederländischen Marquisats Bergen op Zoom war er am Hofe Karl Philipps mit großer Sorgfalt erzogen und auf Schulen zu Leiden und Löwen und auf Reisen gebildet worden und hatte sich im letzten Regierungsjahre Karl Philipps (1742) in erster Ehe mit dessen Enkelin Elisabeth« Auguste (der Tochter des Erbprinzen Joseph Karl Emanuel von Sulzbach und Schwester der Herzogin Maria Anna, der Gemahlin des Herzogs Clemens von Baiern) vermählt.
Unter Karl Theodor, diesem begabten und hochgebildeten Fürsten, hatte die Pfalz „ihr goldenes Zeitalter", indem er mit Freigebigkeit Künste
und Wissenschaften pflegte, durch weise Verordnungen Ackerbau, Handel und Gewerbe belebte und, ohne sein Land zu bedrücken, einen glän-
zenden Hof hielt.
Er stiftete zu Mannheim eine Akademie der Wissenschaften, erbaute die Jesuitenkirche, errichtete eine Sternwarte für den berühmten Astronomen Mayer, eine deutsche Gelehrtengesellschaft, eine Chirurgenschule und eine Zeichnungs- und Bildhauer-Akademie, ließ den Kanal von Frankenthal in den Rhein anlegen; er verschönerte Düsseldorf, Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen und unterhielt zu Mannheim das
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Extrahierte Personennamen: Karl_Philipp Karl Philipp Karl_Theodor Karl Elisabeths_Auguste_Sophie Joseph_Karl_Emanuel_von_Sulzbach Karl August Philipp_Ludwigs Philipp Ludwigs Christian_August August Theodor Johann_Christian Johann Karl_Theodor Karl Karl_Philipp Karl Philipp Karl_Theodor Karl Johann_Christian Johann Maria_Anna Maria Karl_Philipps Karl Philipps Karl_Philipps Karl Philipps Joseph_Karl_Emanuel_von_Sulzbach Karl Maria_Anna Maria Clemens_von_Baiern Karl_Theodor Karl Mayer
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Ii Maximilian Rudolf_ü. Rudolf Maximilian_Ii Maximilian Maximilian_Ii Maximilian Maximilian_Ii Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Rudolfs Matthias Max_Ii Max Theodor_Körners Ferdinands_I. Welser Ferdinand_I. Maximilian_Ii Maximilian Ferdinand Rudolf_Ii Rudolf Matthias Ferdinand Rudolf_Ii Rudolf Matthias