Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 321

1906 - München : Oldenbourg
60. Herzogin Maria Anna Vvn Bayern. 321 noch viele andere Gelehrte unterhielten Beziehungen zu dem Hause des Herzogs Klemens. Das Liebliugsstudium dieses Fürsten bildete die Chemie und die Alchimie; in dem Streben nach Befriedigung dieser wissenschaftlichen Neigung hatte er das Unglück bei einem Experiment sein Augenlicht beinahe völlig einzubüßen. Das Jahrhundert der Freimaurer und Jllnminaten, des Wilhelm Meister und der Zauberflöte schuf sich auch am Hofe Max Iii. Josephs von Bayern ein Organ, in welchem die Bedürfnisse eines gesteigerten Gefühlslebens und die Neigung zu geheimnisvollen allegorischen und symbolischen Spielereien ihre Befriedigung fanden. Des Kurfürsten Schwester Maria Antonia, die Friedrich der Große die Blüte der deutschen Prinzessinnen nennt, gründete die Gesellschaft der Inkas, deren Mitglieder hervorragende Beweise abgelegt haben mußten, daß sie einer wahrhaften Freundschaft fähig seien. In diesem Kreise begegnet uns auch Maria Anna wieder mit dem bezeichnenden Beinamen „Constante“, während ihr Gemahl als Ordensmitglied „Tirnide“ heißt. Doch die Zeiten waren zu ernst und der Sinn der Herzogin stand nach Höherem, als daß sie in solchen Tändeleien sich ganz verloren hätte. Sie empfand den Füssener Frieden, der Bayern nötigte allen Ansprüchen aus österreichischen Besitz zu entsagen, als eine Schmach und darum suchte sie ihren Gemahl zu einem förmlichen Proteste dagegen zu bestimmen oder wenigstens seinen Beitritt zu diesem Verzicht zu hintertreiben. Die Kühnheit dieses Planes, dem in seiner abgeschwächten Form auch der Herzog von Zweibrücken beitrat, zu ermessen muß man sich gegenwärtig halten, daß Herzog Klemens von seiner Großmutter her die Herrschaft Reichsstadt und andere Güter in Böhmen besaß und daß daher der kaiserliche Hof die gewünschte Beitrittserklärung zu bcu Präliminarien durch Repressalien an diesem Besitz erzwingen konnte. Zur Abwendung dieser Gefahr trat Herzog Klemens schon am 10. Mai 1745 seine Rechte an seinen Schwager Karl Theodor von Kurpfalz ab, und als man sich im Herbste dieses Jahres alle Mühe gab thu zur Teilnahme an einer Reise des Kurfürsten zu bewegen, die dieser zu einer Begegnung mit dem Kaiserpaar unternahm, war es wiederum Maria Anna, die ihren Gemahl trotz aller Gegenvorstellungen in München zurückhielt, tu der richtigen Voraussetzung, man wolle ihm nur bei dieser Gelegenheit den Verzicht auf seine Ansprüche entlocken. Noch bedeutender aber war der Einfluß, den die Herzogin auf den Kurfürsten selbst ausübte. Im 18. Jahrhundert pflegten die kleineren deutschen Fürsten um Geld anderen Staaten ihre Truppen zu überlassen. Wohl verdammten unsere Lessing, Schiller, Seume mit beredten Worten solchen Menschenhandel; wohl schreibt auch Friedrich der Große mit Entrüstung über einen bayerischen Snbsidieutraktat: „Sollte die Freiheit, dieses kostbare Vorrecht, im 18. Jahrhundert den Fürsten weniger teuer sein, als sie es den Patriziern im alten Rom gewesen ist?" Aber die Landstände bezeichneten dieses System Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 21

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 326

1906 - München : Oldenbourg
326 60. Herzogin Maria Anna von Bayern. zuschreiben, die uns zu schützen geruht." „Retten Sie ein unterdrücktes Land," lautet die Antwort, „dieser Ruhm ziemt Ihnen, er ist würdig des großen Friedrich; dann wird die heilige Clementine das Wunder vollbringen alle Bayern um Ihre Fahnen zu scharen und mein Nesse wird als der erste meinen Eifer unterstützen mit den Waffen in der Hand." Nie wird sie müde den Beschützer Bayerns, den Freund Karls Vii. und seines Sohnes, zu beschwören ihm alle tapferen Bayern zur Verfügung zu stellen. „Der König hat selbst sein teures Leben für Bayern in die Schanze geschlagen; aber die geringste Zerstückelung unseres Kurstaates muß eines Tages den Umsturz des Reiches nach sich ziehen." Friedrich antwortet auf alle diese warmherzigen Ergüsse immer höflich, aber mit der Kälte des Realpolitikers: „Wenn alle Vereinbarungen durchaus nur von meinem Willen abhingen! . . . Wenn wir, ich und meine Bundesgenossen, uns die Feindschaft Rußlands und Frankreichs zuziehen wollten, so wäre das nur ein Gewinn für die Sache Österreichs." Der Friede von Tefchen, der von Bayern das Jnnviertel abtrennte, wurde denn auch von den Patrioten mit geteilten Gefühlen aufgenommen; aber was wäre ohne die patriotische Herzogin, ohne die Unterstützung Preußens aus dem Lande geworden? Es war Maria Anna nicht mehr vergönnt „den erstaunlichsten aller Menschen" von Angesicht zu Angesicht zu sehen, wie sie mehrfach gewünscht hatte. Auch die Briese zwischen beiden werden immer seltener. Einmal kondoliert sie ihm noch zum Tode seiner Schwester und dann, als neue Tauschpläne Karl Theodors durch die Gründung des Fürstenbundes vereitelt waren, gesteht sie, ihr Eifer feine Befehle zu erfüllen werde das Verdienst vertreten bei ihr. „Meine ganze Nation denkt ebenso und bewundert und schätzt Sie, glücklich über den Schutz E. M., die zweimal Bayern gerettet hat; erfüllt von Dankgefühl für eine so große Wohltat wird sie nie aufhören für die Erhaltung ihres großen Beschützers zu beten." Daneben war die edle Frau eifrig bemüht den Kurfürsten mit dem Herzog von Zweibrücken zu versöhnen. Sie demütigte sich vor dem Fürsten von Bretzenheim und war bereit, wenn sie bei Hose erschien, sich manche Kränkung gefallen zu lassen. Besonders schmerzlich mußte sie es empfinden, daß der Kurfürst ihre Getreuen auf das härteste verfolgte. Ihr Hansgeiftlicher Kirchmair entzog sich nur durch die Flucht der Verhaftung. Lori starb in der Verbannung mit dem Trost eines guten Gewissens: „Ist halt doch gut sterben, wenn man ehrlich gelebt hat." Der Geheimrat Obermayr, der das gleiche Schicksal hatte, bekannte, wenn auch sein Haupt unter dem Beil des Henkers fallen sollte, werde er sich dem ans Vaterlandsliebe unterwerfen; aber seine Grundsätze verleugnen werde er nicht. Wie warm sich die energische Frau ihrer Getreuen annahm, beweist die Weigerung Kreittmayrs sich der Papiere ihres Privatsekretärs Andre zu bemächtigen, da er bei der bekannten Heftigkeit der Herzogin nicht wisse, ob er wieder lebend aus der Herzog Maxburg

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 246

1906 - München : Oldenbourg
246 45. Der Bucintoro auf dem Starnberger See. Auf alles dies sei hier nicht näher eingegangen, sondern nur kurz hingewiesen, dagegen soll etwas mehr von dem Bucintoro erzählt werden. Wer Hütte, wenn von der einzigartigen Lagunenstadt, dem unvergleichlich schönen Veuedig die Rede war, nicht auch von dem goldstrotzenden Bucintoro gehört? Jenem glänzenden Prachtschiffe, das bei den meisten Festlichkeiten der Republik Venedig verwendet wurde: beim Empfang fremder Fürstlichkeiten, z. B. König Heinrichs Iii. von Frankreich, ebenso wie bei der Rückkehr der Königin Katharina Kornaro nach ihrem erzwungenen Verzicht auf die Insel Cypern. Auf dem Bucintoro fuhr alljährlich am Himmelfahrtstage der Doge, umgeben von den höchsten Würdenträgern und Beamten und Ratsherren der Republik, unter dem Donner der Kanonen, dem Geläute der Glockeu und dem Schmettern der Trompeten, umringt von einer ganzen Flotille festlich geschmückter Fahrzeuge, hinaus in das Adriatische Meer, um die symbolische Vermählung der Republik mit dem Meere, der Adria, zu feiern. Die Pracht und der Lnxus, womit dies pruukvolle Staatsschiff ausgestattet war, hat nicht verfehlen können auf alle Fremden, welche die stolze Königin der Adria besuchten, einen tiefen Eindruck zu machen. So wird es als eine der Sehenswürdigkeiten Venedigs in den meisten Reisebeschreibungen erwähnt, welche die nach dem Heiligen Land reisenden, m Venedig sich einschiffenden Pilger uns hinterlassen haben. Die Kunde davon war natürlich auch nach Bayern, nach München gedrungen. Es ist irrig, wenn man gesagt hat, erst nach dem Besuche des Kurfürsten Ferdinand Maria und seiner Gemahlin in Venedig im Jahre 1667 sei der bayerische Bucintoro entstanden — derselbe war vielmehr bereits im Jahre 1663 vollendet?) Übrigens hatten die bayerischen Herzoge schon immer zu ihren Lnstsahrten auf dem Starnberger See ihre eigenen Schiffe. Herzog Albrecht V. „belebte den See mit einer Luftflotte, darunter eine königliche Fregatte, drei Schiffe von Lärchenholz mit eichenen Säulen darauf, Gondeln nach Vene bischer Art, alles zierlich geschnitzt, bemalt und vergoldet." Wann freilich Ferdinand Maria oder sehte Gemahlin zuerst den Gedanken gefaßt den Bncintoro selbst nachzubilden ist unbekannt; unsicher auch, wen er zuerst aus Venedig zur Leitung des Banes berufen hat. Es werden die italienischen Zimmermeister Anastasio Margiolo und Francesco Zanti als diejenigen genannt, welche den Bau im Jahre 1661 oder 1662 begonnen haben, Francesco Santnrini und Francesco Manro als die Vollender des Baues bezeichnet. Im Jahre 1664 ist noch ein venezianischer Arsenalarbeiter, namens Nicolo, aus Venedig gekommen um das neue Schiff „aufzutaakeln und in Trimm zu bringen". *) Was die Etymologie des Wortes Bucintoro anlangt, so scheint es am richtigsten von dem lateinischen buceus, bussius, bucia, buccia, bussa, buza abzuleiten zu sein, welches ein größeres Fahrzeug bedeutet und italienisch „buzo“ lautet; Bucintoro wäre dann ein buzo d’oro oder buzin d’oro.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 269

1906 - München : Oldenbourg
50. Träume sind Schäume. 269 Und wenn anch dermalen einst der Otto-Heinrich-Bau in sich zusammen sinken wird, so wird das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von heute zu morgen, es wird langsam, im Lause der Jahrzehnte, vielleicht der Jahrhunderte, vor sich gehen; die allmählich sich auflösende Ruine wird in ihrem langsamen Sterben immer schön, vielleicht sogar noch schöner sein als gegenwärtig, und jahrzehnte-, vielleicht jahrhundertelang wird sie den Augen entzückter Beschauer das Bild gewähren, das immer und ewig am tiefsten auf die Menschenseele wirken wird, den feierlichen Anblick der großen Tragödie. 50. Träume sind Schäume. Don Alfons Steinberger.1) Schon neigte sich das Jahr 1698 seinem Ende zu, als durch den Ärmelkanal eine herrliche Flotte, die schwellenden Segel vom Winde geblüht, gegen Osten steuerte. Sie kam von den fernen Gestaden des südlichen Spaniens und war bestimmt den Prinzen von Asturien wie im Triumphe nach seinem zukünftigen Weltreiche zu bringen. Wer aber war der Prinz von Asturien? — Kein anderer als der kleine, noch nicht 7jährige Joseph Ferdinand, der Sohn Max Emanuels, des Kurfürsten von Bayern und Statthalters der Niederlande Die Rücksichtslosigkeit, mit welcher die Höfe in Versailles und Wien die spanische Erbschastsfrage zu lösen suchten, indem sie noch bei Lebzeiten des Königs Karl eine förmliche Teilung der Weltmonarchie verabredeten, hatte den sterbenskranken König aufs äußerste erbittert. Mit raschem Entschlüsse durchkreuzte er die Pläne jener habgierigen Mächte, setzte den bayerischen Prinzen Joseph Ferdinand zum Universalerben der spanischen Monarchie ein und ernannte ihn sofort zum Prinzen von Asturien. Ebenso groß als der Jubel über diese unerwartete Erhöhung des wittels- bachischen Hauses in Bayern war auch die Überraschung und Entrüstung derjenigen Mächte, die das unermeßliche Erbe schon in Händen zu haben glaubten. Der glücklichste der Menschen war aber in diesen Zeiten Max Emanuel. Wie mit einem Zauberschlag sah er nun seine kühnsten Träume verwirklicht, ja übertroffen. Sein Sohn der alleinige Erbe der größten Monarchie • des Erdkreises! Welche Aussichten eröffneten sich nun dem Hanse Wittelsbach! Max Emanuel war wie trunken vor Freude und Glück. Mitten im Winter hatte er sein Söhnchen ans München zu sich nach Brüssel kommen lassen; an der Seite des künftigen Königs eines Weltreiches wollte er die langweiligste aller Jahreszeiten unter glänzenden Hoffesten verleben. Der kleine Joseph, jetzt der Inbegriff all seines Glückes, mußte in seiner Reihe sein, dann erst wollte er sich den Freuden und Lustbarkeiten des Winters widmen. *) Aus Bayerns Vergangenheit, 3. Bd., S. 65 ff. Regensburg 1894. G. Manz.

5. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 237

1868 - München : Lindauer
237 Bayern unter Maximilian l. Beitrittes zum katholischen Bunde, fügten aber die Bestimmung bei, daß der Kurfürst von Mainz als zweiter Bundes- Ob er st er dem Herzog von Bayern an die Seite gesetzt werde; doch solle dieser Letztere der Hauptbundes - Oberste bleiben, und wenn es zur wirklichen Anwendung der Bnndeshilse komme, die Direktion ihm allein zustehen. Aber nicht blos im Innern des Reiches suchte Maxi- milian den Bund zu verstärken, auch die katholischen Monarchen außer Deutschland sollten ihm ihren Beistand leihen. Zwar von Frankreich war in dieser Beziehung nichts zu erwarten; man kannte die Verbindungen, welche Heinrich Iv von Frank- reich mit den deutsche!: Protestanten unterhielt. Anders aber war es mit dem Papste, mit den italienischen Fürsten und besonders mit Spanien, welches der Niederlande wegen sich gerne in die deutschen Händel mischte. Der spanische Botschafter am kaiserlichen Hofe, Don Balthasar de Zuniga, war persönlich in München gewesen und hatte Maximilians große Idee von der Wirksamkeit eines allgemeinen katholischen Bundes mit Eifer ergriffen. Auf sein Anrathen war der berühmte Pater Lorenz von Brindisi*) aus dem Kapuziner-Orden nach Madrid geschickt, um sich der Beihilfe Philipps Iii zu versichern. Dieser Kapuziner, welcher sich bereits in mehreren Sendungen als aus- gezeichneten Geschäftsmann erwiesen, hatte am Madrider Hofe mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Man war allerdings geneigt, die Katholiken Deutschlands zu unterstützen, aber man traute dem Herzoge von Bayern nicht und hätte gerne die Leitung des Ganzen in den Händen eines österreichischen Prinzen gesehen, obwohl Oesterreich für die Gründung des katholischen Bundes so viel wie nichts gethan hatte. Dessen ungeachtet wußte es Lorenz von Brindisi dahin zu bringen, daß König Phi- *) Diesen Kapuzinermönch hatte der spanische Gesandte am kaiserlichen Hof zu Prag, Don Balthasar de Zuniga, nach Spanien abgefcr- tigt, um Philipp Iii über den Zustand der kirchlichen Angelegenheiten in Deutschland in Kenntniß zu setzen und ihn zu bitten, den Bund der Ka- tholiken werkthätig zu unterstützen. Auf dem Wege nach Spanien kam der Kapuziner nach München, wo ihm der Herzog Maximilian ein Schreiben an den Nönig von Spanien mitgab.

6. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 239

1868 - München : Lindauer
239 Bayern unter Maximilian I. Bran denburg, weil er mit der Tochter der ältesten, aber bereits gestorbenen Schwester des verlebten Herzogs von Jülich verhei- rathet war, und Pfalzgraf Ludwig Philipp von Neuburg, weil er mit der nächstältesten, aber noch am Leben besindlicheu Schwester desselben Herzogs vermählt war. Doch wurde die Spannung noch beseitigt, weil der Kurfürst Johann Sigmund von Brandenburg und der Herzog Ludwig Philipp von Pfalz-Neuburg dem vom Kaiser ausgesprochenen Entschlüße gegenüber, die ganze Erbschaft bis zur Ermittlung des rechtmäßigen Erben mit Beschlag zu belegen, sich ausglichen und einstweilen von der Jülich'schen Erbschaft gemeinsam Besitz ergriffen. Des Letzter» Sohn, Wolf gang, trat, um des Beistandes Maximi- lians von Bayern im Jülich'schen Erbstreite sicher zu sein, im Jahre 1612 zur katholischen Kirche zurück, heirathete am 10. November 1613 Maximilians Schwester, Magdalena, und wendete auch seine Unterthanen wieder der alten Kirche zu. (Der Streit en- dete definitiv erst im Jahre 1666 mit einem Vergleiche, wonach der Brandenburger und der Pfalz-Neuburger sich in die Länder theilten: Cleve, die Grafschaft Mark, Ravensberg und Ravenstein kamen an Brandenburg, die Güter Jülich und Berg fielen an Pfalz - Neu bürg. So groß Maximilians Verdienst um die Entstehung des katholischen Bundes war, so sah er sich doch wegen der ihm gewordenen Stellung als Bundes-Oberster von vielen Seiten, namentlich von den auf ihn eifersüchtigen Habsburgern, fort- während angefeindet und das Gedeihen seines Werkes durch Hin- dernisse aller Art gehemmt. Daher legte er 1615 sein Direkto- rium nieder und loste 1617 die Verbindung völlig auf, schloß aber gleichzeitig mit den kirchlichen Oberen von Bamberg, Würzburg und Ellwangen ein geheimes Bündniß. Aber die vielseitige Bedrängniß der Katholiken Deutschlands führte am 26. Januar 1619 zur Erneuerung des Bundes, der von da an die „Liga" genannt und zwei Direktoren untergeordnet wurde, dem Erzbischöfe von Mainz für den Rhein, und dem Her- zoge Maximilan I von Bayern für die oberen Bundes- länder; doch blieb Letzterer beim Verlaufe des inzwischen ausgebrochcnen Krieges, der Deutschland dreißig Jahre lang (1618— 1648) verwüstete, die Seele der katholischen Con- söderation.

7. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 242

1868 - München : Lindauer
242 Bayern unter Maximilian 7. böhmischen Thrones verlustig erklärt und den calvinistischen Kur- fürsten Friedrich V von der Pfalz, das Haupt der Union, auf denselben erhoben. Trotz der Abmahnungen des Herzogs Maximilian I von Bayern und aller Kurfürsten, sowie seiner mit den eitlen Schwächen ihres Sohnes wohlbekannten Mutter Louise Juliana (Tochter Wilhelms von Oranien aus dritter Ehe), des Fürsten von Anhalt und seiner eigenen Rät he ließ sich Friedrich V von den prahlerischen Reden der böhmischen Abgesandten, von den thörichten Schmeicheleien seiner nach einer Königskrone krankhaft lüsternen Gemahlin Elisabeth, Tochter des Königs Jakob I von England, von den unbesonnenen Vorspiegelungen des Moritz von Oranten und hauptsächlich von den hitzigen Declamationen seines Hofpredigers, Abraham Scultetus, ver- leiten, die Annahme einer von der Revolution ihm angetragenen Krone zuzusagen, hielt am 31. Oktober 1619 in Prag seinen Einzug und wurde am 4. November gekrönt. Kaiser Ferdi- nand Ii, der auf seinem Rückwege von Frankfurt bei seinem Jugendfreund, dem Herzoge Maximilian I von Bayern, in München zugesprochen, hatte diesen am 24. Oktober, sieben Tage vor dem Einzuge Friedrichs V in Prag, zu einem Ver- trage vermocht, in welchem Maximilian unter der Bedingung unumschränkter Leitung der Liga alle seine Macht zur Rettung des Kaiserhauses und zur Erhaltung des katholischen Glaubens aufzubietcn versprach. Friedrich V, vom Glücke berauscht, übersah bei den Gelagen und Festen, die er veranstaltete, die heranziehende Gefahr, und die Union, welche mit ihren Truppen loszuschlagen versäumte, schloß am 3. Juli 1620 mit Maxi- milian von Bayern den Vertrag von Ulm, kraft dessen Union und Liga sich verpflichteten, sich in die böhmischen Händel nicht einznmischen. Dabei behielt sich aber Maximilian freie Hgnd, um dem Kaiser für seine Person, und nicht im Namen der Liga zu helfen. Nasch zog Maximilian selbst an der Spitze von 26,000 Mann zu Fuß und 5500 Reitern mit seinem Heermeister Tzerklas Freiherrn von Tilly und seinem (1619) neu gebildeten Kriegsrathe zuerst nach Ober öfter reich, brachte hier die Stände zum Gehorsam und marschirte dann von

8. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 477

1868 - München : Lindauer
477 Beilagen zum fünften Zeitraum. die ihm nach ihrem Tode 1614 ein ansehnliches Vermögen hinterließ. In dem Kriege des Erzherzogs Ferdinand gegen die Venetianer übte er sich unter dem Kommando des erfahrenen Dampierre, spielte, da er 200 Dra- goner ans eigene Kosten in's Feld gestellt und sechs Monate unterhalten hatte, eine glänzende Rolle und erwarb sich die Gunst des Kaisers Matthias in solchem Grade, daß er in den Grafenstand erhoben wurde. Nun ver- heirathete er sich mit Jsabella Katharina von Harrach, einer Tochter des kaiserlichen geheimen Rathes und Kämmerers Karl von Harrach. Nach dem Ausbruche der böhmischen Revolution (16t9) erklärte tich Wallen- stein auf's Entschiedenste für den Kaiser und leistete dem habsburgischen Kaiserhanse viele und wichtige Dienste gegen seine Feinde. Im Jahre 1623 ward er vom Kaiser zum Fürsten, und ein Jahr später zum Herzog von Friedland ernannt, welches damals seine größte Herrschaft war. Zugleich erhielt er in den Schreiben, die der Kaiser an ihn erließ, die Titellatur „Oheim", für welche Auszeichnung Ferdinand Ii ihm einen besondern Gnadenbrief ansstellte. 90. Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim war 1994 geboren und stammte aus einem uralten schwäbischen Grafengeschlecht, das namentlich unter den Hohenstaufen treu an dem Kaiser hielt. Gottfried Heinrich, von den vielen Narben, die seinen Leib, namentlich sein Gesicht bedeckten, der „Schrammhans" zugenannt, war aus der Treutling'schen Linie der Pappenheim. Wegen seiner kaiserlichen Gesinnung war er mit Tilly, dem Feldherrn der Liga und des bayerischen Kurfürsten Maximilian I, immer gespannt, aber trotzdem ein feuriger Vertheidiger des Katholizismus. Sein tapferes Kürassierregiment, die Pappenheimer, erwarb sich einen ausge- dehnten Ruf. Seine Linie erlosch 1647 nnt seinem Sohne Wolfgang Adam. 91. Herzog von Richelieu (Jean Armand du Plessis) war am 5. September 1585 auf Richelieu in Poitou geboren, ward 1622 Cardinal, kam 1624 in den Staatsrath und ward unter Ludwig Xiii von Frankreich der wahre Regent des französischen Staates, den er im Sinne der Ver- einigung aller öffentlichen Gewalt unter die Krone und der Beschränkung der österreichisch-spanischen Macht gegen Außen leitete. Er starb am 4. De- zember 1642. 92. Johann von Werth, der gewaltigste Haudegen seiner Zeit und einer der wenigen wahrhaft deutschen, nicht im Solde des Auslandes streiten- den Führer, war 1594 zu Weert in Brabant aus rittermäßigem Geschlechte entsprossen, verlebte seine Jugend in Lüttchen, einem kurkölnischen Dorfe in der Nähe von Neuß, stand längere Zeit in bayerischen, zuletzt in öster- reichischen Diensten und starb 1652 in Böhmen an einem hitzigen Fieber. 93. Für die vaterländische Geschichte waren in dieser Zeit thätig: Der Augsburger Patrizier Markus Welser, der eine bayerische Ge- schichte in fünf Büchern herausgab; der Jesuit Matthäus Räder, geboren 1551 in dem zu Freysing ge- hörigen Jnniching in Tyrol, gestorben 1634 zu München; er schrieb' eine Kirchen- und Klostergeschichte und Legenden (Bavaria sancta ac pia); der Jesuit Brunner, der in Verbindung mit dem Kanzler Johann Adlzreiter Jahrbücher der bayerischen Geschichte herausgab; diese wurden von dem Jesuiten V erveaux aus Lothringen, dem Beichtvater der Kurfürstin Elisabeth, in's Lateinische übersetzt; der Jesuit Jeremias Drexel, aus Augsburg gebürtig, f 1638; er verfaßte mehrere ascetische Schriften; der Augsburger Patrizier Georg Her wart widerlegte in einer Lebens- geschichte Ludwigs Iv, des Bayern, die Angriffe, welche der Dominikaner

9. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 184

1868 - München : Lindauer
184 Bayern-Ingolstadt unter Stephan Iii, d. Kneyffel. nachgiebiger, weshalb sich Herzog Ernst am 6. Dezember 1398 von denselben förmlich lossagte. Um größerm Unheil vorzubeugen, bestätigten die angefeindeten Herzoge Ernst und Wilhelm am 1. Mai 1399 von Ingolstadt aus den Münchnern die ver- langten Freiheiten unbedingt und kehrten nach München zurück; allein die zum Stadtregimeut gelangte Partei, von ihrem Haupt- sührer die Dichtl'sche genannt, ging setzt gegen ihre Gegner noch weiter und ließ im November 1400 drei derselben, welche eine Gegenbewegung eingeleitet hatten, enthaupten. Die Sache kam endlich vor den Kaiser und wurde zu Amberg, Heidelberg, Augsburg und Landshut auf eigens ausgeschriebenen Zusam- menkünften verhandelt. Da sich bei dem Fortbestände einer gemeinschaftlichen Negierung der vier Herzoge für die Herstellung des Friedens wenig Gutes erwarten ließ, so ward mit jedem Tage der Wunsch lauter, durch Theilung des Landes Abhilfe zu schaffen. Durch die Bemühung des Bischofs Johann I von Regens bürg und des Burggrafen Friedrich Vi von Nürnbergs), der sich (1. Oktober 1400 zu Schongau) mit Elisabeth von Land sh nt, der jüngern Tochter des bereits verstorbenen Herzogs Friedrich von Bayern- Land shnt, vermählt hatte, kam es so weit, daß die Herzöge Ernst, Wilhelm und Stephan Iii (Ludwig der Gebar- tete war für König Rupert Iii von der Pfalz nach Paris gereist) auf den 6. November 1402 die Landschaft nach Ingol- stadt beriefen, welche in Verbindung mit 24 von den Herzögen beigegebcnen Vertrauensmännern (am 31. Januar 1403) die früher zwischen Stephan Iii und seinem Bruder Johann Ii be- standene Theilung erneuerten. Bayern-Ingolstadt gehörte nun wieder den Herzögen Stephan Iii und seinem Sohne Ludwig dem Gebarteten, Bayern-München dagegen den Brüdern Ernst und Wilhelm, die in Vereinigung mit Herzog Hans von Niederbayern-Straubing, einem Sohne des Herzogs Albrecht I von Straubing-Holland, am 25. Februar 1403 von Wolfrathshausen aus, wo sie residirt hatten, vor München zogen und diese Stadt anfangs durch Sturm, und als dieß sehlschlug, mittels einer Blokade zu gewinnen suchten. Trotz schwerer Bedrängniß beharrten die Münchner auf ihrem Widerstand, bis der inzwischen aus Frankreich heimgekehrte

10. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 401

1868 - München : Lindauer
401 Kurze Geschichte der Rheinpfalz. § 21. Friedrich V (1610 — 1621) unter der Vormundschaft des Pfalzgrafen Johann il von Pfalz-Simmern zu Zweibrücken. Der junge Kurfürst vermählte sich 1613 mit Elisabeth, des Königs Jakob 1 von England Tochter, und regierte von 1614 an selbstständig, stürzte aber durch die Annahme der böhmischen Königskrone (1619) sich und sein Land in unsägliches Elend. Von seinem Vetter Maximilian I von Bayern, dem Haupte der im Jahre 1609 gestifteten Liga, in der Schlacht am weißen Berge bei Prag (1620) gänzlich geschlagen floh Friedrich V, nachmals der „Winterkönig" genannt, über Breslau zu Moritz von Oranien nach Haag, ward im Januar 1621 geächtet und kam um alle seine Länder. Der un- erwartete Tod Gustav Adolfs, von dessen Gunst und Glück er die Wieder- erlangung wenigstens eines Theiles seiner pfälzischen Lande gehofft, war für ihn ein solcher Schlag, daß er dreizehn Tage später (29. November 1632) vor Gram starb. Sein unglückliches Geschick theilten seine dreizehn Kinder. Der Kurprinz, Heinrich Friedrich, fand 1629 den Tod im Harlemer Meere vor den Augen des Vaters, als das Schiff, auf dem sie nach England übersetzen wollten, durch ein größeres überfahren wurde. Der zweite Sohn, Karl Ludwig, erhielt durch den westphälischen Frieden nur die um die Aemter an der Bergstraße verkleinerte Rheinpfalz mit der neu gegründeten ach ten Kurwürde und dem Erzschatzmeisteramte. Der dritte Sohn, Rupert, wurde im dreißigjährigen Kriege gefangen, diente dann unter den Königen Karl I und Karl Ii von England und starb 1682 als Viceadmiral in Lon- don. Der vierte Sohn, Moritz, diente zuerst den Schweden und dann Karl I von England und verunglückte 1652 zur See bei Westindien. Der fünfte, Eduard, vermählte sich in Frankreich, trat dort zur katholischen Religion über und starb 1663 in Paris. Der sechste Sohn, Philipp, starb 1650 in lothringischen Diensten in der Schlacht bei Reth el. Unter den Töch- tern Friedrichs V ward die jüngste, Sophie, die Stammmutter des jetzigen königlichen Hauses von Großbritannien, denn als man nach dem Tode der Königin Anna alle katholischen Glieder der königlichen Familie Stuart vom englischen Throne ausschloß, wurde Georg I, den Sophie ihrem Gemahle, dem Kurfürsten Ernst August von Braunschweig-Haunover, geboren hatte, als Enkel der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart auf den Thron von Groß- britannien gerufen. 8 22. In der durch den westphälischen Frieden wieder hergestellten Kurpfalz regierte zuerst Friedrichs V zweitgeborner Sohn, Karl Ludwig (1648—1680), der den zerrütteten Verhältnissen seines Landes durch Spar- samkeit im Staatshaushalte und durch Herbeiziehung von Aus- wanderern aus der Schweiz, aus England, Frankreich und Pie- mont aufzuhelfen suchte. Wie sein Vater, so war auch er ein strenger Verfechter des Calvinismus und erlaubte sich beim Beginne seiner Re- gierung große Härte gegen die Lutheraner und Katholiken, baute aber später zur Einigung der drei Confessionen in Mannheim den sogenannten „Eintrachtstempel" (Ecc1e8ia Sanctae Concordiae), der 1679 eingeweiht wurde. Mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern*) und seinen übrigen Verwandten, selbst mit seiner Gemahlin Charlotte, einer Tochter Wilhelms V von Hessen-Kassel, lebte er in be- ständigem Zwist, ließ sich von dieser 1658 scheiden und heirathete Marie *) Diesem bestritt Karl Ludwig das Recht des R eich s v ik a ria t s, wert dieses, wie er behauptete, nicht mit der an Maximilian I von Bayern ubergegangenen Kurwürde, sondern mit der Pfalzgrafschaft verbunden sei (ausgeglichen 1724). ' Sattler, bayer. Geschichte. 26
   bis 10 von 123 weiter»  »»
123 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 123 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 6
1 38
2 176
3 50
4 104
5 78
6 3
7 204
8 76
9 13
10 107
11 9
12 8
13 24
14 9
15 12
16 21
17 5
18 41
19 36
20 5
21 31
22 9
23 6
24 248
25 237
26 24
27 167
28 12
29 23
30 52
31 123
32 26
33 5
34 105
35 42
36 64
37 200
38 66
39 48
40 8
41 17
42 18
43 25
44 24
45 68
46 71
47 226
48 16
49 58

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 44
2 1
3 10
4 26
5 1
6 0
7 302
8 34
9 277
10 2
11 0
12 2
13 33
14 4
15 13
16 52
17 243
18 6
19 4
20 660
21 5
22 0
23 24
24 2
25 29
26 1
27 3
28 4
29 4
30 12
31 0
32 28
33 14
34 57
35 16
36 27
37 68
38 47
39 53
40 1
41 97
42 11
43 41
44 9
45 18
46 40
47 0
48 0
49 0
50 1
51 3
52 11
53 8
54 1
55 0
56 47
57 3
58 10
59 3
60 29
61 8
62 1
63 0
64 10
65 6
66 27
67 98
68 64
69 23
70 0
71 91
72 36
73 136
74 98
75 6
76 6
77 26
78 33
79 0
80 15
81 1
82 10
83 48
84 1
85 67
86 119
87 6
88 11
89 12
90 22
91 3
92 152
93 4
94 32
95 3
96 418
97 6
98 197
99 11

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 1
6 0
7 3
8 2
9 8
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 23
17 0
18 0
19 3
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 3
27 0
28 0
29 0
30 3
31 0
32 0
33 7
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 5
40 53
41 0
42 1
43 1
44 2
45 0
46 0
47 0
48 0
49 15
50 0
51 1
52 1
53 0
54 6
55 59
56 0
57 1
58 4
59 5
60 0
61 3
62 1
63 1
64 7
65 0
66 0
67 0
68 2
69 0
70 1
71 1
72 1
73 2
74 0
75 1
76 0
77 1
78 0
79 15
80 4
81 12
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 12
89 1
90 0
91 7
92 2
93 1
94 0
95 0
96 1
97 4
98 1
99 0
100 6
101 0
102 0
103 17
104 0
105 1
106 0
107 0
108 0
109 0
110 1
111 1
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 2
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 3
130 0
131 1
132 0
133 0
134 0
135 0
136 6
137 0
138 0
139 0
140 1
141 0
142 0
143 0
144 8
145 2
146 0
147 0
148 27
149 0
150 25
151 0
152 1
153 1
154 1
155 0
156 1
157 5
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 7
166 2
167 0
168 0
169 0
170 0
171 1
172 6
173 0
174 0
175 5
176 3
177 8
178 0
179 1
180 0
181 0
182 10
183 5
184 1
185 0
186 2
187 0
188 1
189 0
190 0
191 63
192 0
193 0
194 2
195 0
196 0
197 8
198 1
199 8