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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 249

1906 - München : Oldenbourg
45. Der Bucintoro auf dem Starnberger See. 249 und bemalten großen Rudern arbeiteten paarweise, in die bayerischen Nationalfarben gekleidet, 68 Mann, an den kleineren 32 Mann. Acht Mann waren zum Anker, der am Vorderteile des Schiffes herabhing, und zwei Mann zum Auspumpen bestimmt; somit hatten im untersten Verdecke 110 Arbeiter ihre Stelle. Überhaupt waren oft bei 500 Personen auf dem Schiffe. Dennoch erreichte dessen Senkung unter den Wasserspiegel niemals ganz die Tiefe von drei Schuh und es blieb daher immer gefährlich, bei heftigem Wind zu fahren oder sich der Segel zu bedienen. Es begreift sich, daß bei so reicher Ausschmückung der Bucintoro einerseits als ein Wunderwerk gepriesen wurde, anderseits aber auch die Herstellungskosten desselben nicht geringe gewesen sind. Sie mögen sich auf die Summe von etwa 20000 Gulden belaufen haben. Wenn der Bucintoro „in See stach", war er immer von einer Anzahl anderer Schiffe umgeben, welche zum Teil nach der äußereu Farbe benannt waren und zusammen mit dem prächtigen Bucintoro, angefüllt mit einer heiteren, festlich gekleideten Menge, einen überaus malerischen, entzückenden Anblick gewährt haben müssen. Die Geschichte des Bucintoro auf dem Starnberger See ist wesentlich eine Geschichte der Festlichkeiten, die mit demselben und auf demselben gefeiert wurden, sei es daß fremde Gäste zum Besuche des bayerischen Hofes kamen, wie z. B. 1671 der Erzbischof Maximilian Gandolf von Salzburg, oder aus besonderen Anlässen, wie im Jahre 1722 gelegentlich der Vermählung des Kurprinzen Karl Albrecht mit der österreichischen Kaisertochter Maria Amalia. Eine der häufigsten und beliebtesten Festivitäten war eine Hirsch-Seejcigd, wie eine solche aus einem Gemälde im neuen Nationalmuseum zu München zu sehen ist. Man jagte den Hirsch durch eine Waldeslücke an den Ufern in den See, ihm nach stürzten unzählige Jagdhunde; alle Fahrzeuge eilten dem schwimmenden Hirsch nach, umzingelten das geängstigt? Tier, dessen Leben endlich ein Stoß mit einer gewichtigen Partisane inmitten des Sees endigte. Kurfürst Marl Albrecht war der letzte Herrscher Bayerns, der sich aus dem Bucintoro vergnügte. Im Jahre 1741 oder 1745 mußte das Pracht-schiff ans Land gebracht werden, weil es schadhaft geworden war und der Ausbesserung bedurfte. Da aber die Kosten hierfür nicht unerhebliche gewesen wären, nahm man von einer solchen Abstand. In den Jahren 1753 und 1757 wurde der Gedanke einer völligen Wiederherstellung oder Neuerrichtung de* Bucintoro mehrmals erwogen, aber schließlich ebenfalls wegen der Hohe der hierzu nötigen Summe ausgegeben, vielmehr (12. Januar 1758) beschlossen den Bucintoro ganz abzubrechen, was dann auch alsbald ausgeführt wurde. Von dem ganzen Prachtbau ist heutigentags nichts mehr vorhanden als die oben ermähnte fetatue der Pallas, welche das bayerische Nationalmuseum 1862 als Geschenk erhielt, und ein paar Laternen, die sich im Privatbesitze befinden.

2. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 90

1898 - Schwabach : Schreyer
— 90 — zubereitet? In der Schiffsküche. — Bei schönem Wetter suchen viele Reisende lieber den Platz über diesen Sälen (Oberdeck) aus. Ein Ge- länder schützt gegen das Hinunterfallen, ein Zeltdach gegen die Sonnen- strahlen. — Einige der Ausflügler stehen in der Mitte des Schiffes an einer großen viereckigen Öffnung. Sie sehen zu, wie da unten die Schisss- Maschine arbeiten muß, um das große schwimmende Haus mit all den Menschen darin sortzubriugen. Wie geht das zu? Die Maschine dreht zwei Schaufelräder, die das Schiff im Wasser sortschiebeu. Ruhig und sicher gleitet der Dampfer durch die klare Flut. — Abends erglänzen die Schiffsräume im elektrischen Licht. Vorne an der Spitze hat der Dampfer eine große Laterne. Wer hat auf dem Schiffe zu be- fehlen? Der Kapitän. ■— Der „Luitpold" ist der schönste der vier Dampfer ^), die den See befahren. Groß ist auch die Zahl der kl ei- ueren Boote. Z u f a m m e n s a s s u n g: Schisfahrt. Der See wird von vielen kleineren Booten und vier Dampsern befahren. Der fchönste der- selben ist der „Luitpold". Er kann gegen 1000 Personen ausnehmen. 6. Immer mehr entfernen wir uns von dem Orte unserer Abfahrt? Starnberg. — Reizend liegt an der Nordfpitze des Sees der Ort mit seinem alten Schloß, den schmucken Wohngebänden und den zahlreichen Badehäuschen. Zusammenfassung: Starnberg. Wir haben in Starnberg den Dampfer bestiegen. Der Ort liegt prächtig an der Nordspitze des Sees. — Nun f chweift unser Blick nach Süden. Vor uns liegt der See in seiner ganzen Ausdehnung, begrenzt von den größtenteils ansteigenden Ufern. Wir fehen, daß er viel länger ist als breit (5 Std. und Ii- Std.). Auch die Tiese ist groß. Da könnten wir den Turm unserer Stadtkirche zweimal hineinstellen. Nur der Turmknops und die Wetterfahne des oberen würden über den Wasserspiegel empor ragen. Zahlreiche Villen (hübsche Landhäuser reicher Leute) mit ausge- dehnten Parkanlagen beleben das Westufer, an dem auch die Eifenbahn fährt. Waldes schmuck trägt das steile Ostuser. Zusammenfassung: Der See. Seine Ausdehnung ist groß. Er ist viel länger als breit und an manchen Stellen sehr tief. Steil steigt das bewaldete Ostuser an. Am Westuser sieht man zahl- reiche Villen. *) Um dem Lehrer zu ermöglichen, die Größenverhältnisse dieser Dampfer zu veranschaulichen, machen wir folgende Angaben: „Luit- pold", „Wittels dach" und „Ba Varia" haben eine Länge von 50—56 m, eine Breite von 6—6,5 m und einen Tiefgang von 1,25—1,30 m. Wenn sie 6—800 Personen befördern, welche Zahl bisweilen auf 1000 steigt, fahren sie 17—18 km in der Stunde, können aber 22—23 km leisten. Die Rundfahrt be- trägt 44—48 km. „Ludwig", der älteste Dampfer, ist 36 m lang, 4,5 m breit (ohne Radkasten) und kann 2—300 Personen ausnehmen. (Nach Dr. Götz.)

3. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 74

1898 - Schwabach : Schreyer
— 74 — Pfeifen der Lokomotiven, das Klirren der Ketten und Puffer, das Ächzen der schwerbeladenen Güterwagen. — Und erst die Menschenmenge in den Hallen, im Durchgang, aus dem Bahnsteig, in den Wartesälen und am Bahnhofplatz! — ähnlich auch in München. Je mehr wir uns den riesigen Ein- und Aussteigehallen nähern, desto breiter wird die Fahrbahn. Nicht nur nebeneinander laufen die Schienenstränge, auch übereinander. Der Lärm ist betäubend. Taufende von Wagen, teils in Ruhe, teils in Bewegung, sind hier zu sehen. Aussallend groß ist die Zahl der weiß angestrichenen Bier wagen. Wir lesen im Vorbeifahren : Löwen- bräu, Hackerbräu, Hosbräuhaus und andere Ausschristen. Ihr habt diese Wagen oft dnrch Schwabach fahren sehen. Gleichzeitig mit unserem Zug fahren mehrere Züge ein; andere verlassen gerade die bayerische Königsstadt. — Wer zur Nachtzeit in München einfährt, wird staunen über die Bahnhofbeleuchtung. Hunderte von elek- trifchen Bogenlampen verbreiten Tageshelle. Viele, viele Signallaternen und die Glutaugeu der Lokomotiven bringen Abwechslung in das Bild. — Schon eine Viertelstunde bewegt sich der Zug im Bahnhos. Da — ein letzter Pfiff, und bald fahren wir in die riefige Bahnh ofhalle. Weitgefpannte eiserne Bogen tragen das schwere Glasdach. — Wir steigen ans. Ungefähr 4 Stunden brauchte unfer Schnellzug von Schwabach nach München. Zusammenfassung: Einfahrt in München. .Unsere Königs- stadt hat einen sehr großen Bahnhos. 2. Mit einem ganzen Menschenstrom werden wir den Ausgängen zugeschoben. Endlich stehen wir an der äußeren Säuleuhalle. Vor uns liegt der große Bahnhosplatz. rings umgeben von riesigen Gebäuden, meist Gasthöfen. Ist das ein Leben auf diesem Platze! Fuhrwerke aller Art, Droschken, Straßenbahnwagen, Hotel-, Paket-, Hand- und Lastwagen weichen geschickt einander aus. Wenn wir uns jetzt iu das Durcheinander von Fahrzeugen wagen, müssen wir auf der Hut sein, damit uns kein Unfall zustößt. Nun haben wir genug vou dem Trubel! Aber wohin? Fächerartig führen mehrere Straßen in das Stadtinnere. Doch wir haben ja einen Plan") und finden uns bald zurecht. Zusammenfassung: Reges Leben herrscht am Bahnhvsplatz. 3. Ium Marie,»platz und zum Königsschl'oh. Wir gehen jetzt dahin, wo nnser Prinzregent wohnt. 1. Wo wird er wohnen? In einem großen und schönen Schloß, *) Während des Unterrichts entsteht eine einfache Skizze an der Wandtafel.

4. Abriß der bairischen Geschichte - S. 69

1882 - Heidelberg : Winter
Kap. 16. § 103 u. 104. Kurpfalz-Baiern unter Karl Theodor. 69 wohner enthaltende Land zwischen dem Inn, der Donau und der Salzach mit der Hauptstadt Braunau. _ Als Kaiser Joseph Ii noch einen Versuch machte Baiern durch Tausch gegen tue österreichischen Niederlande zu erwerben, legten gleichfalls die bairischen Herzoge Karl und Max Joseph Verwahrung dagegen ein und hatten wieder den König von Preußen zum Beistand, der nun einen deutschen Fürstenbund zur Aufrechterhaltung des deutschen Länderbestandes stiftete. , (104.) Die übrige Regierungszeit Karl Theodors in Baiern ist übrigens durch verschiedene nützliche Werke bezeichnet. Zu diesen gehören: die Anlage des englischen Gartens in München (durch den nachmals zum Grafen von Rumford erhobenen Amerikaner Thompson, der sich auch durch die Einführung der „Rumfordischen Suppen" zur Speisung der Armen verdient machte), die Errichtung einer Militär-Akademie, die Verbesserung der Straßen- und Wasserbauten, die Trockenlegung und Besiedlung der Moore, besonders des Donaumooses, die Vermehrung der Gemäldesammlung durch einen Teil der Schleißheimer und Düsseldorfer Gallerie, die verbesserte Einrichtung der Hofbibliothek, die Ordnung des Münzkabinets durch Ignaz von Streber, die Erweiterung der Universität Ingolstadt. Dennoch wollte sich zwischen dem Kurfürsten und seinen bairischen Unterthanen kein vertrauensvolles Verhältnis bilden. Das gegenseitige Mißtrauen stieg vollends, als Karl Theodor nach der Unterdrückung des allerdings kirchen- und staatsgefährlichen Jlluminaten-Ordens (den der Jngolstadter Professor Adam Weishaupt gestiftet hatte) nicht nur die strengste Zensur einführte, sondern auch die Güter der Exjesuiteu, welche Kurfürst Max Iii zur Förderung der Aufgaben des Unterrichts und der Bildung bestimmt hatte, zur Errichtung einer Malteserzunge für den Fürsten von Bretzenheim verwendete. (Von seinem Nachfolger wieder zurückgenommen.) Die französische Revolution, gegen welche auch Baiern dem Kaiser beistand, verhängte auch über Psalzbaiern schwere Verluste; alle kurpfälzischen Länder am Rhein kamen in die Gewalt Frankreichs und selbst Baiern kam in ein Kriegsgedränge, so daß der Kurfürst aus München nach Lobkowitz in Sachsen flüchten mußte, worauf er mit Moreau einen Waffenstillstand schloß, dessen drückende Bedingungen zum Glück wegfielen, da einige Tage daraus Moreaus Rückzug an den Rhein Baiern wieder von der Kriegslast befreite (Sept. 1796). Durch einen geheimen Artikel im Frieden von Campo Formio 1797 sollte Baiern an Österreich einen Strich Landes bis zum Inn abgeben. Inzwischen führte aber der Ausgang der Rastatter Kongreß-Verhandlungen einen neuen Krieg herbei, vor dessen Ausbruch Karl Theodor starb, indem ihn am 16. Februar 1799 am Spieltisch der Schlag traf. Mit ihm erlosch die Sulzbacher Linie in Baiern, da er auch von seiner zweiten Gemahlin Marie Leopoldine keinen Erben hatte.

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 327

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
327 so lange, bis sie sich endlich dazu entschließen, einem dieser Leute sich und ihre Habe anzuvertrauen. Aber wehe ihnen, wenn sie dabei an den Unrechten kommen. Die Umgebungen des Hafens sind ganz besonders der Tummelplatz der Gauner, die jeden Neuling zu betrügen suchen. An den nach dem Hafen gekehrten Seiten der Stadt läuft ein Damm hin, ¿ms welchem für den lebhaften Verkehr eine geräumige Straße hingeht. Hier legen die Scbiffe an, und von diesem Damme springen wieder eine Menge Landungsdämme nach dem Wasser hinaus, zwischen denen mächtige Wasserbecken gebildet sind. Hier liegen nun die Schiffe in mehreren Reihen gedrängt um die Stadt, deren Anzahl man sich nicht groß genug denken kann. Der Hafen mit seinen unzähligen Schiffen ist wahr- haft großartig, aber die Stadt selbst mit ihren fast endlosen Straßen gewährt keines- wegs einen einnehmenden Anblick. Haus an Haus reihet sich in den Straßen, in eintöniger Reihe schließen sie sich an einander, und kein Plätzchen, welches irgend be- nutzt werden konnte, ist dabei unberücksichtigt gelassen. Der größte Theil der Stadt ist m Rechtecken gebaut, so daß die Straßen beinahe sämmtlich nach zwei Richtungen hin laufen; die Häuser sind aus leichtem Gtoffe, aus Holz gebaut, und fast ist kein einziges darunter, das nicht dem Handel gewidmet wäre. Nur zwei Straßen zeichnen sich aus. Die größte ist der Broadway, der bei einer Breite von 70 Fuß sich fast durch die ganze Stadt erstreckt. Die prachtvollsten Gebäude und die schönsten Kauf- läden zieren die beiden Seiten, und zu gewissen Stunden des Tages kann man hier die ganze geputzte Welt Ncu-Dorks sehen. Zwischen den breiten Fußgängen ist ein breiter Weg für die Wagen gelassen, die in ununterbrochenen Reihen auf- und nicder- rollcn. Keinem Fußgänger fällt es ein, diesen Weg zu betreten, der für ihn nur ge- fährlich sein würde, denn nur in wenig Städten ist der Verkehr mit Wagen und Pferden so groß, als in Neu-Dork. Besonders zeichnen sich darunter die großen Omnibus und die leichten Wagen der Amerikaner aus. Nachts erleuchtet Hellesgas- licht die Straßen. Die öffentlichen Gebäude sind geschmackvoll und größtcntheils von Marmor und Quadern aufgeführt. Unter den mehr als 150 Kirchen sind manche schöner und prachtvoller, als die Kirchen in den größten Städten Deutschlands. Ein vorzügliches Bauwerk ist das große Armenhaus, in welchem jährlich über tausend Arme Aufnahme und Pflege finden. Das merkwürdigste Gebäude ist Föderal-Hall, wo 1780 Washington an der Spitze des Kongresses die nord- amerikanische Verfassung beschwor. Das Rathhaus, aus weißem Marmor erbaut, übertrifft Königs-Paläste an Pracht und wird für das schönste Gebäude der ganzen Union gehalten. Nirgends fast, als in Neu-Dork, findet man eine so große Vertretung der ver- schiedensten Völkerstämme. Da sieht man den kupferfarbigen Indianer, den stolzen Eingeborncn des Landes, in seiner eigenthümlichen Tracht einhcrschreiten. Obgleich er die weißen Männer haßt, die ihn aus seinen Jagdgründen vertrieben, den Urwald gelichtet, das Wild getödtet und auf seinem Grund und Boden sich angesiedelt haben, so kommt er doch zu ihnen, um seine Jagdbeute an Fellen ihnen zu verkaufen. Da peht man ferner den Dankee, den echten Amerikaner, mit geschäftiger Eile durch die Straßen wandern. Nur Geld und Gewinn treibt ihn, und auf seinen stark ausge- prägten Zügen ruht bloß der Ausdruck kaufmännischer Gewinnsucht. Da sieht man die Vertreter fremder Nationen, den stolzen Engländer mit röthlichem Haar und scharf gebogener Nase, den schwarzäugigen Italiener, den beweglichen Franzosen, den sonn- verbrannten Spanier, den schlauen Iren, den gemüthlichen Deutschen, im blauen Kittel und mit dem Wanderstabe in der Hand. Dazwischen gewahrt man überall die Neger, ^dercn Vorfahren einst aus dem heißen Afrika als Sklaven hichcr geschleppt Und. Jetzt hat die Sklaverei zwar aufgehört, aber jene Unglücklichen werden von den Amerikanern mit grenzenloser Verachtung behandelt. Unglaublich schnell ist Ncu-Dork in Folge seiner günstigen Lage zum ersten Handelsplatz der Neuen Welt emporgeblüht. Im Jahre 1700 hatte die Stadt 4500, im Jahre 1800 schon gegen 60,000, und jetzt zählt sic fast eine Million Einwohner.

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 175

1914 - München : Oldenbourg
Hier sahen wir einen neuen (Eilwagen, der täglich zwischen Berlin und Potsdam verkehren sollte, wenn man sich drei in gerader Linie aneinandergebaute, in sehr guten Stahlfedern hängende elegante Ballonwagenkästen denkt, welche zur Beherbergung von \6 Reisenden eingerichtet sind und von denen jeder oben mit einer seichten Lade zur 2luf-bewahrung leichten Gepäckes versehen ist, dann sich das Ganze auf einem verhältnismäßig langen Gestelle vorstellt, so hat man einen ungefähren Begriff von dem Gefährte. Allerdings glaubte ich bet Betrachtung des Wagens annehmen zu dürfen, daß der Koloß sich sehr leicht zum Umfallen neige. Kamen doch derartige Unfälle besonders in der Zeit nach den Franzosenkriegen, wo alle Straßen schrecklich zugerichtet waren, und auf schlechten Gebirgswegen recht häufig vor. 9. Das Jahr 1848 in Unterfranken. wie auf Sturmwindes Schwingen schritt von Frankreich her eine neue Zeit durch die Lande. Aus langem Schlummer machten Deutschlands Völker auf und forderten, was ihnen im wiener Kongreß für die vielen Opfer an Gut und Blut, die sie in den Kriegen gegen Napoleon gebracht hatten, versprochen worden war. 3n allen Städten fanden Volksversammlungen statt und diese faßten ihre wünsche in Entschließungen zusammen, welche der Regierung und dem Landesherrn vorgelegt wurden. Auch in würzburg tat man nach dem Beispiele der übrigen größeren Städte. Am 7. März j,8^8 beriet man in einer Bürgerversammlung den Inhalt einer Adresse, die an den König abgehen sollte. Befreiung der presse aus den Fesseln der Zensur, Freiheit der Meinungen und Bekenntnisse, Wahl der Standschaft aus allen Klassen der Staatsbürger, Erweiterung der Hechte des Landtages, Verantwortlichkeit der Minister, Freiheit des Hechtes der Vereinigung, Gleichberechtigung aller Glaubensbekenntnisse, Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Hechtspflege, (Einführung der Schwurgerichte, ein neues Polizeistrafgesetzbuch und Überweisung der Polizeistrafgewalt an die Justiz, gerechte Besteuerung, Ablösung der Grundlasten, Vereidigung des Heeres auf die Verfassung, Unterstützung der (Einberufung eines Heichsparlamentes —-das waren die wünsche des Volkes, die in der Würzburger Adresse niedergelegt waren. Bereits am nächsten Tage waren mehr als jooo Unterschriften beisammen. Noch vor der Überreichung des Schriftstückes an den König traf die Nachricht in der Frankenstadt ein, daß König Ludwig I. eine Proklamation erlassen habe, welche die (Erfüllung des größten Teiles der Volksforderungen enthalte. Im Theater las ein Studierender die Königliche Botschaft von der Tribüne laut vor und es folgte ein allgemeines Hoch. Die Straßen waren ungemein belebt, die Häuser wurden schnell erleuchtet und eine freudige Menge zog vor das Schloß um der Kronprinzessin ein stürmisches Vivat zu bringen. Sie erschien mit dem

7. Memorierstoff aus der deutschen und bayerischen Geschichte für Mittelschulen - S. 202

1893 - Regensburg : Bauhof
- 202 Deutschland. Lttyern. wiederholt in Bayern. Auch die Franzosen traten in die Reihen der Kämpfer, angeblich Ferdinand Iii. um bett Protestanten zu helfen, in der That 1637—1657. aber, um Deutschland zu zerrütten und Teile desselben an sich zu reißen. Die bayerische Armee zog ihnen entgegen und schlug sie 1643 unter Johann von Wert bei Tuttlingen und unter Mercy bei Herbsthausen, erlitt jedoch 1645 bei Allersheim eine schwere Niederlage. Endlich machte der westfälische Friede dem plan- ( losen Morden, Sengen und Brennen ein Ende. Er wurde 1648 zu Münster und Osnabrück |j geschlossen. Niemand hatte ihn sehnlicher herbeigewünscht, als Maximilian I., denn als gewissenhafter Regent hatte er den Jammer seiner Unterthanen ungleich schmerzlicher empfunden, als das mannigfache Leid, das ihn persönlich betroffen. Trotzdem der dreißigjährige Krieg fast alle Kräfte und Mittel Bayerns in Anspruch genommen hatte, schuf Kurfürst Maximilian I. ji bedeutende Werke des Friedens. Er erbaute das alte Residenzschloß und ein Zeughaus in München; ferner errichtete er dort auf dem Marienplatze die Mariensäule zum Andenken an den Prager Sieg und in der Frauenkirche ein kunstvolles Grabdenkmal aus Erz für Ludwig den Bayer. Den Jesuiten baute er prächtige Kollegien in Amberg, Bnrghansen, Mindel- I heim, Landsberg und Straubing. Außerdem r gründete er noch 25 Klöster für Kapuziner und 'i Franziskaner. Maximilian I. starb zu Ingolstadt, wohin ;j er sich als neunundsiebzigjähriger Greis nochmals begeben hatte, um die Stätten feiner frohen Ii Jugend zu sehen. In München verkündet ein

8. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 213

1878 - Leipzig : Spamer
Die Jachenau und das Jsarthal bei Länggries. 213 gebraten, dann in einem Korbe wieder zusammengestellt, an den Hörnern vergoldet und am Kopfe mit einem Kranze von Buchs und buntfarbigen Bändern geschmückt, ganz wie die Opfer des germanischen Heidenthums. So trug ihn der älteste Sohn oder der Oberknecht des Hauses zur Kirche, wo er vom Geistlichen eingeweiht wurde, und von da hinüber ins Wirthshaus, wo der Wirth ihn mit dem Beile theilte und die Stücke an die Hirten der sechs- unddreißig Höfe vertheilte, während der Rest den Söldnern verblieb. Auch hier haben die Formen der christlichen Kirche zur Bewahrung der Erinnerung an deu altgermanischen Gottesdienst dienen müssen. Das Jachenthal führt hinab in dasjenige der Isar und nach Läng- gries, einem stattlichen Dorfe, hin- ter welchem Schloß Hohenburg mit zahllosen blinkenden Fenstern stolz aus grünen Parkanlagen her- vorschaut. Die Länggrieser sind weniger sauft und vielleicht auch weniger tugendhaft als ihre Nach- barn in der Jachenau, dabei derber, ja bisweilen herkulisch gebaut. Auf ihren Flößen die Isar und Donan bis Wien hinabschwimmend, machen sie sich durch ihre mächtigen Gestalten in den Straßen der österreichischen Kaiserstadt noch mehr auffällig als iu denen von München, und ehe noch die Eisenschienen beide Städte ver- banden, sah man die eisenfesten Männer oft den weiten Weg von Wien nach ihrer Heimat zu Fnße zu- rücklegen, die volle Geldkatze um die Hüften geschnallt und die scharfe Axt sammt einem mächtigen Bündel Taue über die Schulter geworfen. Im Uebrigen verstehen sich die Länggrieser nicht minder gut auf die Führung der Büchse als aus das Steuern des Flosses, und die alte böse Sitte des „Haberfeldtreibens", auf die wir später zurückkommen werden, hat sich nirgend länger erhalten als im Jsarthale bei Länggries, wo sie noch im Jahre 1867 geübt ward. Tegernsee und Schlicrsee; das Sankt-Lconhardsfest. Zn den lieb- lichsten Idyllen der Bayerischen Berge gehört der Tegernsee, obgleich er nach seiner Ausdehnung — l1/^ Stunden Länge und V2 Stuude Breite — und seinem Flächeninhalt — 0,193 Quadratmeter — hinter den anderen Seen des Bayerischen Hochlandes zurücksteht. Die Aumuth seiner Ufer hat diese seit lange zum Liebliugsaufeuhalt für Viele, die in den Bergen Ruhe und Er- holung suchen, insbesondere zu einer Sommerfrische für die Münchener gemacht. Es ist wahr, — die Natur ist hier nicht so ernst und wild, wie am Kochel- und Jachenauer.

9. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 283

1878 - Leipzig : Spamer
Schloß Berg. Der Mmberger See utiii seine Mgcbmgen. Der See.— Aus Starnbergs glänzendster Zeit; der „Buceutaur". — Schloß Berg und die Roseuiusel. — Pfahlbauten im Starnberger See. — Possenhofen und Tutzing. — Künstlerfest auf der Rottmauushöhe. — Die Reismühle und die Sage von der Geburt Karl's des Großen; Spuren des germanischen Mythus. Der See. Unter allen Seen, welche das Vorland der bayerischen Ge- birge zieren, ist wol der Starnberger oder Würmsee der lieblichste und reizvollste. Zwischen Hügelgeländen hingebettet, von deren Höhen freundliche Dörfer in seinen Spiegel hinabschauen, breit genug, um durch die Ausdehnung der wogeudeu Fläche eiudrucksvoll auf das Auge zu wirken, und doch nicht so breit, daß die landschaftlichen Züge seiner Ufer, ihr Schmuck an Ortschaften und zierlichen Landhäusern völlig sich verwischte, an seinem oberen Ende dann in eine weite Ebene auslaufend, welche die mächtigsten der bayerisch-tirolischen Kalkalpenkümme —Karwendel und Wettersteingebirge — wie unmittelbar aus seinen Fluten aussteigeud erscheinen läßt: vereinigt er alle Vorzüge eines har- monisch in Vorder-, Mittel- und Hintergrund getheilten, wahrhaft schönen Landschastsbildes. Seine Reize haben schon manche Dichter und Maler be- geistert und seine Ufer sind der vielgepriesene Lieblingsaufenthalt der Mün- chener Sommerfrischler. Sein Charakter trügt nicht den Zug des Großartigen aber an Lieblichkeit und Anmuth übertrifft er alle seine Brüder an den Ab- hängen der nördlichen Kalkalpen.

10. Quellenlesebuch für den Unterricht in der bayerischen Geschichte - S. 98

1898 - München : Lindauer
98 in ihren fänden noch Schriftrollen hielten, worauf man die Titel las: „Ueber den Umgang mit Menschen, Selbständigkeit des Zhenfchen, Freie Blicke ins Leben" u. f. w. Bei diesem Anblick rief der Aronprinz: „Recht brav, der Kerl hat jetzt viel zu schlagen." Lin anderes Bild stellte Jerichos Fall dar; man blies und schrie aus allen Kräften, daß die Zttauem stürzten. Das Stadtthor trug die Inschrift: „Bonne ville de Jericho“, über einem Bause stand: ,,Lyceum“. Dann wieder sah man Herkules mit der Reinigung des Augiasstalles beschäftigt, wobei ganze saufen philistermäßiger Nasen und Brillen herausgekehrt wurden. Der Aronprinz war guter Laune und behandelte alle Künstler, be-oitders die ausgezeichneteren, wie seinesgleichen. Alle in Rom befindlichen Deutschen mit Ausnahme der Gesandten waren anwesend, auch die deutschen Damen, sowie Dänen und Schweden: Byström, Xttömer und ich, Atterbom. Südlich von den Alpen fühlen wir Germanen alle das gemeinsame Derwandtschaftsband und heißen Tedeschi. Gerade als ich im besten (Bespräche mit einem jungen deutschen Gelehrten Namens Bunsen stand, trat der Aronprinz hinzu und fragte leise, wer ich wäre. Hierauf stellte mich Bimsen vor, und sofort fragte er mich eifrig nach den Erfolgen des Strebens der jüngeren schwedischen Literaten, die französische Barbarei abzuschütteln und im Norden nationales poetisches Leben wieder zu erwecken, und ob dies edle Bemühen nicht Gefahr liefe, da wir einen französischen Aönig hätten u. s. w. Bei Tische wurden verschiedene Toaste ausgebracht, wie: „Hoch lebe die deutsche (Einheit!" Rückert las ein hübsches Gedicht an den Kronprinzen vor, es war ein Aommentar zu (Eomelius. Nach der Tafel eröffnete der Kronprinz den Ball und stanzte mit allen anwesenden jungen deutschen Damen sowie mit den Künstlersrauen, welche sämtlich Italienerinnen waren. Hier sah ich zum erstenmale den Saltarella und Lavandarina. Der Kronprinz nahm auch an den italienischen Tänzen teil, worauf die Damen um ihn einen glänzenden Halbkreis bildeten, und nun bat er um das Absingen deutscher Nationallieder. Ein vortrefflicher Thor, geleitet von Dr. Ringseis, stimmte das „Am Rhein, am Rhein", darauf Goethes „Idas hör' ich draußen vor dem Thor", dann das alte „(Es reiten drei Reiter zum Thor hinaus, abe!" und zuletzt einige Tiroler Weisen an.
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