320 Bayern unter Karl Theodor.
Eifersucht eine Nebenlinie des Wittelsbachischen Hauses zu Ein-
sprüchen gegen Oesterreich an. Da der nächste Erbe des Gesammt-
hauses Wittelsbach, wenn Karl Theodor ohne legitime Kinder
starb, der Herzog Karl August von Zweibrücken, sein sehr
nahe liegendes Interesse, Bayern seiner Familie zu erhalten, aus
Schwäche oder Furcht nicht wahren wollte, so bildete sich in
München selbst (auf Betrieb des Hofraths von Lori, des Frei-
herrn von Obermayer und des Sekretärs Andre, die später
durch Karl Theodor aus München verwiesen wurden) eine starke
Partei, an deren Spitze die Herzogin Maria Anna Char-
lotte, Wittwe des kürzlich verstorbenen Herzogs Clemens Franz
de Paula von einer Nebenlinie des bayerischen Hauses, stand
und von Friedrichs Ii Agenten, dem Grafen Johann Eustach
von Görtz, eifrig unterstützt und geleitet wurde. Friedrich Ii,
der in seinem eigenen Interesse zuerst dem Kurfürsten Karl
Theodor seine Unterstützung gegen Oesterreich angeboten, und
dann, als dieser davon nicht Gebrauch machen wollte, den Herzog
Karl August und die Herzogin Maria Anna Charlotte
aufgefordert hatte, bei Preußen Hilfe gegen Oesterreich zu suchen,
trat nun in der Eigenschaft eines Sachwalters auf. Außer der
Eifersucht auf Oesterreichs gewaltige Machtentwickelung hatte den
durch Krankheit morosen Preußenkönig eine intriguante Zuträgerei
gegen den Kaiser sehr bitter gestimmt. „In Wien," wurde ihm
hinterbracht, „habe man die Gicht, an welcher er im Jahre 1775
litt, für Wassersucht gehalten und der Leibarzt van Swieten
sogar von der Nähe seines Todes als von einer gewissen Sache
gesprochen." In seiner Verstimmung hierüber schenkte der miß-
trauische Monarch dem weiteren Lügengewebe Glauben, „daß der
kriegslustige Kaiser Joseph Ii Truppen nach Böhmen in Be-
wegung gesetzt habe, um beim Eintritte des erwarteten Todes-
falles durch Sachsen in Brandenburg einzufallen und dem Thron-
folger Schlesien abzudringen." Jetzt war Friedrichs Ii Miß-
trauen gegen den Kaiser zu der Höhe gestiegen, daß er sich in
den Wahn verlor, Joseph Ii wolle sich aus seiner beschränkten
Stellung als deutsches Reichsoberhaupt zu einer freieren empor-
schwingen und gehe damit um, dem Kaiserthum seine vormalige
Macht wieder zu verschaffen, sich in Deutschland so souverain
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl Karl_August_von_Zweibrücken Karl August Lori Obermayer Karl_Theodor Karl Maria_Anna_Char- Maria Clemens_Franz
de_Paula Franz Friedrichs Johann_Eustach
von_Görtz Johann Friedrich_Ii Friedrich Karl
Theodor Karl Karl_August Karl August Maria_Anna_Charlotte Maria Joseph_Ii Friedrichs Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Wittelsbach Friedrichs Oesterreich Oesterreich Oesterreichs Wien Sachsen Brandenburg Deutschland
325
Bayern unter Karl Theodor.
trat ein Jahr nach seiner Stiftung durch den Tod vom politischen
Schauplatz ab, aber seine Eifersucht gegen Oesterreich und
seine dualistische Politik in Deutschland blieben und wirkten
als sein Vermächtniß an Preußen.
§ 104. Karl Theodor hatte sich vom Beginne seiner
Negierung an nicht recht in das Wesen und den Charakter der
Altbayern hineingefunden und daher auch nicht jenes Vertrauen
gefunden, welches Max Iii, seinem Vorgänger in der Regierung,
zu Theil geworden war. Die Mißstimmung, in die er hierüber
gerieth, wurde von seiner nächsten Umgebung (seinem Beichtvater-
Ignaz Frank, einem Jesuiten, seinem Schwiegersöhne Graf
von Leiningen, dem Freiherrn von Vieregg und dem ge-
heimen Rath Kaspar Lippert) wach erhalten und fand in
der Folge durch einige beklagenswerthe Vorfälle neue Nahrung.
Utzschneider, der geheime Sekretär der Herzogin Maria Anna
Charlotte, entdeckte ihm den Bestand einer geheimen Gesellschaft,
der sogenannten „Jlluminaten", welche von Adam Weis-
haupt, Professor des Kirchenrechtö in Ingolstadt (er führte den
fingirten Namen „ S p a r t a c u s"), im Jahre 1783 unter
dem Aushängschilde „wissenschaftlicher Bildung" gestiftet
war und sehr gefährliche Absichten für Staat und Kirche ver-
folgte. Karl Theodor unterdrückte sie (erstes Dekret vom
22. Juli 1784) mit gebührender Strenge und ließ, durch diese
Entdeckung gegen Aufklärung und Wissenschaft mißtrauisch ge-
macht, von nun an die Censur der Bücher und die Einfuhr selbst
nützlicher Werke, die im Auslande verlegt waren, mit großer
Strenge überwachen. Gleich schmerzlich berührte ihn die Unruhe,
die von den gewerbtreibenden Einwohnern Münchens erregt wurde,
als er zur Hebung der Gewerbe freie Concurrenz eröffnete und
den Bewohnern der Vorstädte (Au, Haidhausen, Lehel) gestattete,
ihre Arbeiten in die Hauptstadt zu liefern. Im Unmuthe über
die arge Verkennung seines guten Willens ging Karl Theodor
nach Mannheim und kehrte von dort erst nach neun Monaten
auf vieles Bitten wieder nach München zurück. Bei aller Miß-
stimmung gegen das altbayerische Volk, die auch bei der Rück-
kehr von Mannheim nicht gehoben war, hegte Karl Theodor
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl Max_Iii Max Ignaz_Frank Graf
von_Leiningen Kaspar_Lippert Maria_Anna
Charlotte Maria Adam_Weis- Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Deutschland Altbayern Ingolstadt Haidhausen Mannheim Mannheim
224
o
lid) seiner edlen, eifrigen Wißbegier. Max Joseph
trat im jugendlichen Aller dle Regierung Bayerns an,
er führte auch die Relchsverweserfchaft, big der Großher-
zog von Toökana, als Franz l , zu Frankfurt am Main
den 4. Wcinmonat 1745 die Krone der Deutschen empfing.
Düster waren die Verhältnisse Baterns. Den unverläßigen
Bundesgenossen seines Vaters treu, behielt Mar Jo-
seph zur Behauptung seiner Erbrechte und Ansprüche
den ererbten Titel eines Erzherzogs von O e st e r r e i ch
bei. Da erhielten alle Fahnen Maria Therefiens
Befehl wieder nach Vaiern aufzubrechen. — Bald sah man
die Hälfte dcö Landes, dem Feinde wieder preiögegeben als
einem neuen jammervollen Schauplatz deö Krieges! Graf
Bakhyani besiegle bei Pfaffenhofen (15. Avril
4745) die Franzosen und Pfälzer. Diese neuen Unfälle
machten den Münchner Hof verzagt und zwiespältig; einige
rieihen zum Frieden, andere zur Fortsetzung des Kriegs;
nicht mehr auf Eroberung war eö von Letzter» abgese-
hen, nur noch um Selbstrettung und Beschirmung der
alten Erblande sollte der blutige Kampf fortgeführt wer-
den. Nachdem Frankreichs treulose Staatskunst Baiern
ins Elend geworfen, Preußen nur für Schlesien focht,
Churpfalz und Hessen sich bereits neutral erklärten, so
mahnten die Gesandten von Mainz und Cöln dringend
zum Frieden, die Mucker des jungen Churfürsten unter-
stützte ihre Worte, und Mar Joseph entschied für
die Aussöhnung mit Oesterreich. Im Frieden
zu Füssen (22. April 1745) entsagte er allen Ansprü-
chen auf die österreichische Erbfolge, trat der vom deut-
scheu Reiche übernommenen Garantie der pragmatischen
Sanktion bei, sicherte dem Großherzoge Franz von Tos-
kana seine Summe zur Kaiserwahl zu, wie auch jeder-
zeit in Reichöangelegenheiten aufrichtig mit Oesterreich
zu geben, und erhielt dagegen alle von Oesterreich in
Baiern gemachte Eroberungen zurück, ohne Entschädigung
dafür zu geben.
Frg. 163) Wodurch gewann Maximilian
Joseph die Liebe seines Volkes, — was that er
für die Rechtspflege, — wie war der Staats-
Haus-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Max_Joseph Max Franz_l Franz Maria_Therefiens Maria Bakhyani Joseph Franz_von_Tos- Franz Maximilian
Joseph Maximilian
Dritter Zeitraum. Von 1096 bis 1517. 559
die Errichtung der Universität zu Fünfkirchen (1362) selbst
für die Wissenschaften.
Nach dem Tode dieses großen Königs aber verschlim-
merte sich Ungarns öffentlicher Zustand wieder für meh-
rere Iahrzehenve. Die Negierungen Maria's (1362
- 1385), der ältesten Tochter Ludwigs, Carls des
Kleinen von Neapel (1365 - 1386), Sigmunds
(1387 - 1437), der seit 1411 römischer Kaiser und seit
1419 auch König von Böhmen war, Elisabeths (1457
- 1445), der Tochter Sigmunds, und ihres Gemahls
Albrechts von Österreich ( 1436 - 1439), Wladis-
lavs V. (1445 - 1444), der seit 1454 König von Po-
len war, und Wladislavö Vi. (1453 - 1457), des
Sohnes von Elisabeth und Albrecht von Österreich, wa-
ren nur theils durch innere, verderbliche Unruhen, theils
durch höchst unglückliche Kriege, besonders mit den Tür-
ken , ausgezeichnet.
Erst nachdem Matthias Corvinus (1458-
1490), dessen Vater Johann von Huniad gegen die
Türken oft als Held gefochten, und dann wahrend der
Mindersährigkeit Wladislavs Vi. sechs Jahre lang die Ne-
gierung mit Würde geführt hatte, zum Könige gewählt
worden war, wurde es besser in Ungarn. — Matthias, ein
Fürst von hohem Verstände und seltener Kraft, stand dem
Reiche, ob er wohl schon in seinem sechzehnten Lebensjahre
zu dem Besitze desselben gelangt war, doch durch seine gan-
ze zwei und dreißigjährige Negierung hindurch mit großem
Ruhme vor. Nicht nur mit Österreich, Böhmen und Po-
len führte er glückliche Kriege, sondern auch die Osma-
nen vermochten nichts wider ihn. Bei vielen Kriegen
war er aber auch zugleich unermüdbar thatig für das
Gedeihen der Wissenschaften und für die Geistesbildung
unter seinem Volke. Er errichtete zu Buda eine Univer-
sität, und legre mit großem Aufwands eine Büchersamm-
lnng an, für welche mehr als dreihundert Abschreiber in
verschiedenen Landern von Europa, besonders in Italien,
die Abschriften liefern mußten. Aber nicht nur Gelehrte,
Künstler, Baumeister, Mahler und Buchdrucker, sondern
auch Gärtner und Ackerbauverständige rief er aus ander»
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwigs Elisabeths Albrechts Albrechts Elisabeth Albrecht_von_Österreich Albrecht Matthias_Corvinus Johann_von_Huniad Johann Matthias Mahler
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Wladislavs Ungarn Europa Italien
Erster Zeitraum. Von i517 bis 1739. 70i
von ganz Böhrnen nur noch das einzige Budweis
übrig. Den Winter über wurden Unterhandlungen
gepflogen, die aber durch des Kaisers Matthias Tod
(20. Marz l Gl Q) vereitelt wurden.
2) Friedrich V. vo n der Pfalz zum Könige
in Böhmen erwählt. Ferdinand von Stewr-
mark, ein Enkel Ferdinands I., der Nachfolger des
Kaisers Matthias in den österreichischen Erbstaaten,
den Protestanten wegen seines unerbittlich - strengen
Eifers für die catholifthe Religion, welchen er bereits
durch Vertilgung des Protestantismus in Steiermark
erprobt hatte, ein Gegenstand des Hasses und der
Furcht, wurde von den Böhmen, nachdem diese
den Krieg wider ihn (Inny löly) bis vor Wien ge-
tragen hatten, des böhmischen Thrones, dessen Besitz
ihm schon einige Jahre vorher (Inny 1g 17) feierlich
zugesichert worden war, (17. August 1o19) verlustig
erklärt. Statt seiner wurde Friedrich V. von der
Pfalz (5. September lölq) zum Könige in Böhmen
erwählt.
3) Die Schlackt a n f d e m weißen Berge bei
Prag. Noch eher als Friedrich V. zum Könige von
Böhmen, war Ferdinand (28. August 1619) zum
Kaiser gewählt worden. Überhaupt wandten sich dis
Umstände des Letztern, welche allerdings bei dem To-
de des Kaisers Matthias sehr mißlich gewesen waren,
bald zum Bessern. Er erhielt (Oktober 1o19) eine
vortreffliche Stütze an Maximilian I. von Baiern,
dem Haupte der Liga, der Papst versprach ihm Hülfs-
gelder, auch Spanien unterstützte ihn, ja, sogar der
Churfürst Johann Georg I. von Sachsen trat aus Ei-
fersucht gegen die Reformirten auf seine Seite. Min-
der glücklich war Friedrich V. Sein Schwiegerva-
ter Jacob I. verließ ihn, die Union wollte sich nicht
in den Kampf wegen Böhmens mischen, und vermoch-
te nicht einmal die Unterpfalz gegen die Verheerungen
des spanischen Feldherrn Spinola zu schützen, ja, im
Augenblicke der dringendsten Gefahr verließ Fried-
rich V. sich selbst. So geschah es denn, daß die ein-
zige Schlacht ans hem weißen Berge bei
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Matthias Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand Ferdinands_I. Ferdinands_I. Matthias August Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand_( Ferdinand August Matthias Maximilian_I._von_Baiern Maximilian_I. Churfürst_Johann_Georg_I._von_Sachsen Johann Friedrich_V. Friedrich_V.
Erster Zeitraum. Von 1517 bis 1739. 817
Fjvp V zu Wien (So. April 1725) einen Frieden und ein
Schukbündniß mit einander schlossen. Philipp erneuerte
seine Verzichtleistungen auf die italienischen Provinzen und
d-.e Niederlande, eben so der Kaiser die seinigen auf Spa-
nien und dessen außereuropäische Besitzungen. Ferner wur-
de die Anwartschaft des Prinzen Don Carloö auf Parma,
Piacenza und Toscana bestätigt. Auch übernahm Phi-
lipp v/die Gewährleistung für die sogenannte „pragma-
tische Sanction," durch welche Kaiser Carl Vi. seiner
Tochter Maria Theresia die Erbfolge in allen seinen
Staaten zusicherte. Allein eben Liese Aussöhnung und das
^u gleicher Zeit errichtete Schutzbündniß zwischen den Hö-
fen zu Wien und Madrid erregte die Eifersucht der^ übrigen
P>öfe. Frankreich, England und Preußen schlossen daher
(3- Sept. 1725) einen Bund mit einander, welcher unter
dem Namen des hannoverschen bekannt ist. Dieser
Bund stellte sich dem Bunde des Wiener und Madrider Ho-
fes gegenüber. Bald nahmen die meisten europäischen Staa-
ten an einem oder dem andern der beiden Bündnisse Theil.
Ein allgemeiner Krieg schien nahe zu seyn. Doch schon im
Jahre 1728 sollten die verschiedenen, gegen einander ver-
bündeten, Parteien auf einem Congresse zu ^ 0 issons völ-
lig versöhnt werden. Allein auch Dieser Congreß hatte kei-
nen glücklichen Erfolg: denn ein Vertrag, welchen, so lang
noch zu Soissons unterhandelt wurde, Spanien ( 9. No-
vember 1729) mit Frankreich und England zu Sevilla
abschloß, und der dem spanischen Hofe gestattete, daß der-
selbe sich der festen Platze in Toscana und Parma sofort
versichern dürfte, erbitterte den Kaiser so sehr, daß er als-
bald alle Verhältnisse mit Philipp V* abbrach, und von
dem Herzogthume Parma, als der letzte Herzog demselben,
Antonio Farnese, 1731 gestorben war, sogleich mit
bewaffneter Hand Besitz ergriff. Indessen da Carl Vi.
nichts so sehr am Herzen lag, als seine pragmatische San-
ction , so geschah es auf Betrieb Georgs Ii. von England,
daß schon am 16. Mar; 1751 zu Wien ein Verkommniss
zwischen dem Kaiser, England und Holland unterzeichnet
wurde, vermöge dessen die Engländer und Holländer die
Gewährleistung für die pragmatische Sanction übernahmen,
der Kaiser aber in Ansehung der italienischen Herzogthümer
52
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Carl_Vi Maria_Theresia Maria Theresia Philipp_V* Philipp Antonio_Farnese Carl_Vi
Extrahierte Ortsnamen: Wien Piacenza Wien Madrid Frankreich England Spanien Frankreich England Sevilla Parma Georgs England Wien England Holland
163
Seit 1743 waren auch England, Sardinien, Holland und Sachsen mit sterreich verbndet, und dies veranlate Friedrich Il, der daraus fr seine Erwerbungen im ersten schleichen Kriege Befrchtungen hegte, wohl zunchst zum Abschlsse des Frankfurter Vereins.
Friedrich Ii. begann 1744 mit einem Einfalle in Bhmen und 1744 der Eroberung Prags den zweiten s ch l esis ch en Krieg; die Fran-zosen waren glcklich am Rhein, und Seckendorff gewann mit Hilfe pflzischer und hessischer Truppen Bayern wieder. Karl Albrecht kehrte im Oktober nach Mnchen zurck. Doch fielen die sterreicher noch vor dem Schlsse des Jahres neuerdings in Bayern ein, und ein zwischen Bayern und Frankreich ansgebrochener Zwist erleichterte ihr siegreiches Vordringen. Da ereilte ein unerwartet frher Tod 1745 den Kaiser am 20. Januar 1745.
Sein einziger Sohn und Nachfolger Maximilian Iii. Joseph mute vor den heranziehenden Feinden nach Angsburg fliehen und schlo, da ihn auch die Franzosen nirgends thtig untersttzten, mit sterreich einen Separatfrieden zu Fssen am 22. April 1745. Er 1745 entsagte in demselben allen Ansprchen auf Obersterreich, erkannte die Pragmatische Sanktion an und versprach, bei der bevorstehenden Kaiserwahl dem Gemahle Maria Theresias, Franz von Toskana,
seine Kurstimme zu geben. Dafr erhielt er sein Land, in dem es leider sehr klglich aussah, ungeschmlert zurck.
Friedrich Ii. schlo mit Maria Theresia am 25. Dezember 1745 zu Dresden Frieden, verblieb im Besitze Schlesiens und der Grafschaft Glatz und erkannte dafr Franz I. Stephan als Kaiser an.
Frankreich kmpfte gegen das hollndisch-englisch-sterreichische Buudes-beer in den Niederlanden meist glcklich noch bis 1748. In diesem Jahre endete der Aachener Friede die Feindseligkeiten und brachte der Pragmatischen Sanktion Karls Vi. die Anerkennung Frankreichs.
Maximilian Iii. Joseph, der Oute.
(1745-1777).
Maximilian, ein edler und mit dem besten Herzen begabter Fürst, kannte nur die eine Aufgabe: dem Lande aufzuhelfen und sein Volk glcklich zu machen. Mit Ernst und Eifer ging er an deren Ausfhrung.
Vor allem mute fr Verminderung der Schuldeulast, die durch den Aufwand fr Heer und Hof auf 40 Millionen angewachsen war, und fr Verbesserung des Staatshaushaltes gesorgt werden. Zu diesem Zwecke errichtete Maximilian eine Kom-Mission fr Tilgung der Staatsschuld, vermehrte die Staatseinknfte durch Erffnung neuer Einnahmsquellen und fhrte berall Erfpa-rangen ein. Dabei ging er selbst mit dem besten Beispiele voran,
indem er seinen Hofhalt so beschrnkte, da sein Leben dem eines einfachen Brgers gleich war. Die bestehenden Institute der Staatsverwaltung belie er, verminderte aber Personal und Besoldung. Der Stand des Heeres wurde auf 6000 Mann herabgesetzt. Auf
ll*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Il Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Karl_Albrecht Karl Albrecht Maximilian_Iii Maximilian Maria_Theresias Maria Theresias Franz_von_Toskana Franz Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I. Karls Maximilian_Iii Maximilian Joseph Maximilian Maximilian Ernst Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: England Sardinien Holland Sachsen Prags Rhein Bayern Bayern Frankreich Angsburg Dresden Schlesiens Frankreich Niederlanden Karls Frankreichs
----------- . 46t
welcher in der reformirten Religion erzogen worden
war; zum Haupt der Liga wurde der Herzog Ma-
ximilian 1. aus Baiern gewählt.
Im I. 1618 kam endlich der entsetzlichste aller
Kriege (er dauerte volle dreyßig Jahre, nämlich bis
1648) zum Ausbruch. Den Protestanten inbohmen
hatte der Kaiser und Kdnig von Böhmen und Un-
garn, Rudolph Ii., die freye Religionsübung zu-
gesagt; was'abfr von den katholischen Geistlichen dar
selbst in der Folge dahin ansgelegt wurde, als wenn
der Kaiser seine Bewilligung allein auf seine könig-
lichen Kammergüter ausgestellt hatte, und gemäß
dieser Auslegung schrankten sie die freye Religions-
Übung ihrer Elaubensgegner, wo sie konnten, ein.
Hierüber wurden die böhmischen Protestanten der-
gestalt aufgebracht, daß sie nicht nur einige kaiser-
liche Commissarien, welche derk. Mathias (Nachfol-
ger des im I. 1612 verstorbenen K. Rudolph Ii.)
im 1.1618 nach Prag absandte, sehr mißhandelten *),
sondern sich nach dem (im I. 1619 den 20. Marz
erfolgtem) Hintritt des K. Matthias sogar erklärten,
daß sie dessen Nachfolger Ferdinand Ii. nicht mehr
als König von Böhmen erkennen würden. Sie wähl-
ten sich auch sogleich einen neuen Kdnig, den Chur»
fürsten, Friedrich V. von der Pfalz. (Nachfolger des
imj. 16io verstorbenen Churfürsten Friedrichs Iv.)
Nun war ein Krieg einer Seits zwischen Böhme»
und der Pfalz, und andrer Seits zwischen Oester-
reich unvermeidlich. Beyde Theile suchten den Her-
zog Maximilian von Baiern, welcher sehr reich, und
mit einem vortrefflichen Kriegsheere versehen war,
auf ihre Seite zu ziehen. Churfürst Friedrich.y,
. — von
') Sbeutz S irt.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolph_Ii Mathias_( Rudolph_Ii Matthias Ferdinand_Ii Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrichs_Iv. Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich.y Friedrich
455
Zwölftes Kapitel.
Maximilian lre ^ 1651. Ferdinand Maria
i 1679. Mar Emanuel.ch nr6. Carl
Albrecht ^ ì?45.' Max Joseph ^ 1777.
Inhalt. §. l- Maximilian I. wurde das Haupt
der, w^derdie protestantische.union, errichte-
ten Liga. Anfang desdreyßimährigen^Kriegs
? im I. lörg. Schlacht Hey Prag 1620.
Maximilian erhält die Churwürde, und die
Oberpfalzv b) Fortsetzung und Ende des
- Zojährigpn Kriegs durch den westphälifchen
„ Fried yn.mj. 16^,8. e) Löbliche Regierung
Max I-, dessen Hintritt, Gemahlinn, Kinder,
tz. Ii. a) Ferdinand Maria schlagt die kai-
serliche Krone aus. b) Dessen Verdienste
Um die Landescultur. c) Hrntrit, Gemah-
linu, Kinder. §. 111. aj Maximilian Iii.
nahm Antheil ani dem^Türkenkplege füp
Oesterreich , an dem orleanischen für das
Haus Pfalz, wurde Statthalter der spani-
schen Niederlande, verlor seinen Sohn,Jo-
seph Ferdinand, Erben der spanischen Mn
narchie. b) Hielt eö im Successionskrieze
mit Frankreich; Schlacht bey.höchstadt 1704.
Friede, had.ischer 1715. c^Hintritt, Gemah-
, linn, Kinder. §. Iv. a) Carl Albert diente
dem Hause- Oesterreich wider die Türken,
b) Wurde Kaiser, führte aber einen unglück-
lichen Succeffionskrieg. c) Dessen Hintrit^
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Ferdinand_Maria Ferdinand Maria Carl
Albrecht_^ Albrecht Max_Joseph_^ Max Maximilian_I. Maximilian Maximilian Max_I- Max Ferdinand_Maria Ferdinand Maria Maximilian_Iii Maximilian Ferdinand Carl_Albert
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Haus_Pfalz Niederlande Frankreich Hause-_Oesterreich
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stützt wurde, da er den Machtzuwachs Österreichs nicht dulden wollte. Den bayerischen Erbfolgekrieg {1778—1779) beendigte der Friede von Teschen, der dem Zweibrückischen Stamme die Erbfolge sicherte. Das Inn-Viertel freilich ging an Österreich verloren. In die letzten Regierungsjahre Karl Theodors fiel ein Reichskrieg gegen die junge Republik Frankreich, der Moreaus Schareu bis vor München führte. Auch noch in diesen Jahren fürchtete mau im Lande, Österreich werde bayerische Landesteile an sich ziehen. Erst der Tod des Kurfürsten ließ diese Angst verschwinden.
Xii. Maximilian I., Völlig von Rayern.
Ganz anders als sein Vorgänger, umjubelt vom Volke, das ihm seiu volles Vertrauen entgegenbrachte, zog Maximilian Iv. Joseph, umgeben von fünf geliebten Kindern, in München ein. Er war der zweite Sohn des kaiserlichen Feldmarschalls Friedrich Michael, der im Jahre 1746 die katholische Religion angenommen hatte. In Maximilians Gefolge befand sich der frühere Censurrat Moutgelas, der in der Folge sein einflußreichster Berater wurde. Da Bayern in den Reichskrieg gegen Frankreich, der auf Grund der zweiten Koalition beschlossen wurde, verwickelt war, so kamen zu den trostlosen inneren Zuständen noch äußere Schwierigkeiten. Im Frieden von Luneville (1801) mußte Bayern auf die Kurpfalz verzichten. Die näheren Regelungen durch den Reichsdeputationsabschied, das letzte deutsche Reichsgrundgesetz, brachten dafür Entschädigungen in den Bistümern Würz-burg, Bamberg, Augsburg (ohne Stadt), Freising, in
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodors Karl Maximilian_I. Maximilian_I. Maximilian_Iv Maximilian Joseph Friedrich_Michael Friedrich Maximilians Censurrat_Moutgelas
Extrahierte Ortsnamen: Teschen Frankreich Moreaus_Schareu Maximilians Frankreich Bistümern_Würz-burg Bamberg Augsburg Freising