266
49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
Extrahierte Ortsnamen: Otto-Heinrich-Bau Graf_Melac Rhein Frankreich Frankreich Rhein La_Breteche Speyer Oppenheim Worms Mainz Philippsburg Heidelberg Heidelberg Frankreich Wiesloch Bruchhausen Eppelheim Heidelberg
128. Das Ende der dreitägigen Schlacht bei Beaugency-Cravant. 607
Dennoch wollte bei uns Bayern keine rechte Freude aufkommen.
Wir hatten wieder am meisten verloren, nämlich 8 Offiziere und 320 Mann, und unsere Truppen waren auf Zahlen herabgesunken, die einfach eine jede größere Leistung für die nächste Zeit ausschlössen. Die meisten Bataillone mußten in zwei, eine ganze Neihe sogar in eine Compagnie zusammengestellt werden; viele Bataillone wurden von Leutnants, die Mehrzahl der Kompagnien von Feldwebels geführt trotz des nun auch für die erste Division angekommenen Ersatzes an Offizieren und Mannschaften und die Artillerie war selbst durch Ausgleich nicht mehr imstande jedes Geschütz mit der unbedingt notwendigen Bespannung und Bedienung zu versehen.
Ich selbst habe in der Nacht zum 10. Dezember den Rapport der
3. Brigade ausgestellt. Er ergab 33 Offiziere, 123 Unteroffiziere und 2124
Mann. Unter letzteren befanden sich 102 Landwehrjäger, 603 ältere und 1298 Ersatzleute, welch letztere kaum drei Monat ausgebildet waren. So sah eine aus 7 Bataillonen bestehende, normal 160 Offiziere und 7000 Mann
starke Brigade aus.
Mit solchen Truppen haben wir wieder am 9. Dezember stundenlang fest und ruhig im ärgsten Feuer ausgehalten; mit solchen Truppen haben wir am 9. Banvert' und Villorcecm gestürmt, und mit solchen Truppen haben wir bewiesen, daß man die Bayern Physisch vernichten, niemals aber ihr soldatisches Ehrgefühl, ihre pflichttreue untergraben kann.
Alles aber hat eine gewisse Grenze, und daß unsere physischen Kräfte nachließen — nachstehende Tabelle beweist, warum. Nach den Strapazen, Märschen und Gefechtsverlnften des November, als wir dachten, durch die 2. Armee abgelöst zu werden um uns zu erholen, trafen uns folgende Verluste:
Gefecht bei Villepion . . . 1. Dez. 37 Offiziere 802 Mann
Schlacht bei Loigny Ponpry . 2 100 „ 2203 „
Schlacht bei Orleans . . . 3. „ 3 „ 20
4. „ 9 „ 301 „
Gefecht bei Menng . . . 7. „ 8 „ 94 „
Schlacht b. Beaugency-Cravant 8., , 9., 10. Dez. 88 „ 1986
245 Offiziere 5406 Mann.
„Somit hatte das 1. Korps in 10 Tagen 8 Gefechtstage und hierbei ein Dritteil der Mannschaft und mehr als die Hälfte der Jnfanterieoffiziere auf dein Schlachtfelde verloren."
Von den Erfrorenen, durch Krankheiten und Marschstrapazen Zugrundegegangenen spricht man nicht einmal.
In der Nacht zum 10. Dezember standen die 17. und 22. Division in erster Linie mit Vorposten von Beaugeuey über Clos Moussu bis Cernay, dahinter, bei und südlich Montigny, die Bayern und rechts von ihnen die 4., links die 2. Kavalleriedivision.
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Extrahierte Personennamen: Surabaja
Extrahierte Ortsnamen: Australien Sumatra Borneo Niederländisch-Jndien Timor Amerika Manila China Japan Zentralasiens China
Nordafrika. 39
bis schwarzer'.Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt und waren früher das Ziel der Sklavenjagden. Sie treiben meist Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Garten- und Haübau erfordern feste Wohnsitze und haben im Sudan unter Einwirkung des Islam eine Art Halbkultur erzeugt *).
Staatliche Einteilung. Im West- und Mittelsudan hat Frankreich, im Ostsudan England die Vorherrschaft — An der Atlantischen Küste liegt die französische Kolonie Senegambien am Senegal und Gambia, die große Mengen üott Erdnüssen liefert. — Hauptort des französischen Sudan ist die Wüstenstadt T i m b u 11 u am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstraßen. — Den Engländern gehören das Reich der A s ch a n t i und Nigeria. Nigeria erzeugt reichliche Mengen von Kakao. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der ganzen Guineaküste. Zwischen dem "englischen Reich der Aschanti und dem französischen Dähome liegt die deutsche Kolonie Togo. An der Küste von Oberguinea die Negerrepublik Liberia.
Der Ost- oder ägyptische Sudan. Den Mittelpunkt des Ostsudan bildet C h a r t u m am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil.
Die Neger (s. Abb. S. 38).
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevölkerung eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nordafrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Haunibal über die Pyrenäen und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist ihre dunkle Hautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie „vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Gesichtsund Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Mus kulatur der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach gehören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung wie die Zwergstämme Jnnerafrikas. Im Norden der Sahara bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mischvölker als reine Neger, so die Ägypter und die Berber oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großenteils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute in Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große Ausgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß fein, denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack und Schön-
/) Der Gartenbau der Neger erstreckt sich auf Bananen, süße Kartoffeln, $)am§ und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, diese das wichtigste afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Extrahierte Personennamen: Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Frankreich Ostsudan_England Atlantischen Senegal Gambia Niger Nigeria Nigeria Aschanti Togo Oberguinea Negerrepublik_Liberia Amerika Afrika Rom Ruanda Viktoria- Tanganjika-See Jnnerafrikas Amerika Afrika Durra
Nordafrika. 41
und Palisanderholz. Das Binnenplateau ist zumeist Savanne, in der vereinzelt Affenbrotbäume oder Baobabs auftreten.
Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudannegern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren L>itz haben.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume: die Gesundheitsstation M i s a -höhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle, wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratfchi, der volkreichste Ort der Kolonie, wo sich zahlreiche Karawanenwege vereinigen. Bei Banjeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen nie beunruhigt und hat keine Schutztruppe u nötig.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine ungemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr aus. Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns aus die Räder und holten die Vorausgegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilometer vorwärts zu bringen und ein Nachtquartier auszusuchen. Häufig trafen wir auch auf die überall längs der Karawanenftraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jebem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansamte-Mangu sind bereu mehrere Hunbert, hauptsächlich um den durchreisenden Hauffahänblern Unterkunft zu gewähren. An biescn Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten, zur Arbeit anzuspornen. Jetzt seufzt kein Eingeborener mehr über die Fronarbeit, die er bamals hat leisten müssen, bertrt die schönen Straßen kommen nun jedermann zugute. An den neuen Verkehrswegen liegen die Must erpslanzungende r Regie rungs-st o t i o n e n, wo Versuche mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen gemacht werden. Setzlinge überläßt man den (Singebornen um sie zu ähnlichen Kulturen aufzumuntern. Eifrige Pflege erfährt in diesen Stationen auch die Viehzucht! (Bilder aus den deutschen Kolonien.)
Die Nilländer.
1. Habejch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-land, dessen Gipfel fast bis zur Höhe des Montblanc (der Ras Daschan, 4600 m) aufragen. Aus dem T a n a s e e kommt der Blaue (— dunkle, trübe) Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. Die dunkelfarbigen Bewohner sind
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Extrahierte Personennamen: Jendi Habejch
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Lome Bismarckburg Togo Togo Abessinien
236
Bayern unter Maximilian I.
Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes
Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den
Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände
auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen.
Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe
von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben.
Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher
nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian
vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung
zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli
1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch-
tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold
als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe
von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg,
des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten
unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal-
tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren,
die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze.
Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen;
zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian
zum Bund es-Obersten ernannt.
Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten
Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu-
treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine
Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen,
in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten
zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver-
sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger-
meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen,
welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen
Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte,
fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung,
welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das
Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge-
fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert
und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die
Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian Maximilian Leopold Leopold Maximilian Maximilian Maximilians Wilhelm August Lorenz_von_Wensin August
354
Bayern unter König Max I Joseph.
Loser und die Pässe bei Strub, schlugen die Oesterreicher
und Tyr oler (13. Mai) bei Wörgel, zerstörten im Sturm
(15. Mai) Schwatz, verwandelten vierzehn Ortschaften in
Schutthaufen und besetzten (19. Mai) Innsbruck. Der Auf-
ruhr schien gedämpft. Wrede eilte mit seiner Division wieder
aus den Kampfplatz an der Donau und erwarb sich durch seine
Dienste, die er bei Wagram (5. und 6. Juli 1809) leistete,
den Grafentitel und die Güter Englzell, Mondsee und
Suben. Inzwischen erneuerten die Tyroler nach der Niederlage,
die Napoleon bei den Dörfern Aspern und Eßliug (2t. und
22. Mai 1809) erlitten hatte, den Aufruhr. Die unter Deroy
zurückgebliebene bayerische Division, von einem dreimal stärkeren
Jusurgentenhaufen angegriffen, von allen Seiten umzingelt, ohne
Zufuhr von Lebensmitteln und ohne Hoffnung auf Unterstützung
mußte Tyrol gegen Ende Mai's verlassen und mit schwerem Ver-
luste nach Bayern sich zurückziehen. Die Tyroler und Vorarl-
berger machten nun aus ihren Gebirgen Ausfälle in die ober-
ländischen Gebiete Bayerns, um Geld, Lebensmittel und Waffen
zu erpressen. Auf der ganzen Linie von Reichenhall bis Lindau
gab es einzelne Gefechte mit den Insurgenten. Als nach dem Waffen-
stillstände zu Znaim (12. Juli) die Oesterreicher vertrags-
mäßig aus Tyrol abzogen, befürchteten die Tyroler von der
schon empfundenen Rache ihrer Gegner das Schlimmste und be-
schloßen, den Kampf für sich fortzusetzen. Statt also dem Mar-
schall Lefevre, der mit Franzosen, Bayern und Sachsen
in Tyrol wieder vordrang, sich zu ergeben und die Waffen zu
strecken, zwangen sie die kriegsgewandten Truppen in einem blu-
tigen Treffen bei Innsbruck (13. August 1809) zum Rückzüge,
auf welchem selbst Weiber durch Herabstürzen von Steinmassen
und Baumstämmen mit den hinter Bäumen und Felsen lauernden
Scharfschützen die Reihen der Flüchtigen lichteten.
Erst nach dem Frieden von Schönbrunn (14.Juli 1809),
als die vereinigten bayerischen Truppen (25. Oktober) das Un-
terinnthal gegen Innsbruck zu mit unwiderstehlicher Gewalt
durchzogen und (1. November) den Berg Jsel erstürmt hatten,
während ein französisch-italienisches Heer unter dem Vice-
könig Engen Beau Harnais im südlichen Tyrol vordrang,
sandte Hofer Unterwerfungsschreiben an Eugen. Aber verleitet
durch falsche Berichte, als habe Oesterreich die Feindseligkeiten
gegen die Franzosen erneuert, rief Hofer (15. November) seine
Landsleute neuerdings zu den Waffen. Da ward die Amnestie,
welche den Tyrolern im Friedensschlüsse von Schönbrunn zugesichert
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Extrahierte Personennamen: Max_I_Joseph Max Napoleon August Eugen Eugen
260
Bayern unter Maximilian I.
Tief erschüttert von dem Elende, von welchem Deutschland
mehr denn zwei Jahrzehnte heimgesncht war, glaubte Kaiser-
Ferdinand Iii Alles aufbieten zu müssen, um Frieden herzu-
stellen, und lud deshalb die Stände Deutschlands zu einer all-
gemeinen Reichsversammlung nach Regensburg ein. Sie er-
schienen in beträchtlicher Anzahl, theils persönlich, theilö durch
ihre Gesandten vertreten. Aber auch dießmal traten die Welschen
dem Gelingen des Friedenswerkes hindernd entgegen. Während
der Kaiser mit den Ständen zu Regensburg die Mittel und Wege
berieth, wie Frankreich zur Einstellung der Feindseligkeiten ver-
mocht werden könne, vereinigte sich der französische Marschall
Graf Guebriant mit Ban er und standen plötzlich (27. Ja-
nuar 1641) vor Regensburg, um den Kaiser sammt allen
Reichssürsten auszuheben. Die unerwartete Erscheinung des
schwedisch-französischen Heeres vor der Stadt, die weder
zureichende Besatzung noch genügende Vertheidigungsniittel hatte,
erfüllte Alles mit Furcht und Angst, nur Einer, der Kaiser, ließ
das Vertrauen nicht sinken. Während er seinem Bruder Leopold
Wilhelm deu Befehl zugehen ließ, gegen den Feind eiligst heran-
zuziehen, löste plötzlich eintretendes Thauwetter die von den Feinden
beim Angriffe auf die Stadt als Brücke benützte Eisdecke dex
Donau und die anrückenden kaiserlichen Truppen zwangen die
fr an z öfisch - sch w e d i sch - Alli ir te n zum Rückzuge, nachdem
Bauer im Zorne und Unmuth 500 Kanonenkugeln in die Stadt
gesendet hatte. Der Erzherzog Leopold Wilhelm und Pic-
colomini sagten die Feinde nach Sachsen und durch dieses Land
bis nach Halber st a dt, wo Bauer, dieser gewaltige Krieger,
am 20. Mai 1641 starb. An seine Stelle trat im Oktober 1641
General Bernhard Torstenson, dessen feuriger Geist von der
Sänfte aus, in der sein siecher Körper getragen werden mußte,
die Truppen in beflügelte Bewegungen versetzte. Er brachte die
ganz verwilderten Horden Baums rasch in Ordnung, versammelte
seine Macht im Lünebürg ischen und zog den General Stal-
hantsch an sich. Mit diesem zog er nach Schlesien, nahm
am 4. Mai 1642 G log au im Sturm und kurz darauf
Schweidnitz. Von da brach Torstenson in Mähren ein,
eroberte Olmütz und schickte sich an, den Krieg in des Kaisers
Erblande zu tragen, mußte sich aber vor den überlegenen Streit-
kräften des Erzherzogs Leopold Wilhelm und Piccolomini's
durch Schlesien und die Oberlausitz nach Sachsen zurückziehen.
Hier setzte er, durch die Truppen des schwedischen Generals
Wränget verstärkt, bei Torgau über die Elbe und bedrohte
Leipzig, in dessen Ebene er den immer nachsetzenden General-
Feldmarschall Piccolomini schlagfertig erwartete. Der Etz-
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Ferdinand_Iii Ferdinand Marschall
Graf Leopold
Wilhelm Leopold Wilhelm Leopold_Wilhelm Leopold Wilhelm Bernhard_Torstenson Leopold_Wilhelm Leopold Wilhelm Feldmarschall_Piccolomini
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Regensburg Frankreich Sachsen Schweidnitz Sachsen Torgau Leipzig
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog
Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow
in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende
Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um
so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland
nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter
Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich
(24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank-
reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des
bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im
Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm
Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben
zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von
12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm
England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge-
schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den
ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die
verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster-
reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes
französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis
in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo-
leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld-
zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen
Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen
St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo
(14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge
der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm
(27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800)
Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem
Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800)
und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz-
Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in
Bayern gestattete.
Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor-
dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen
durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli
und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Karl Karl Suwarow Paul_I_von_Rußland Bayern_von_England_Hilssgelder August Maximilian_Iv Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien England Amberg Rhein Marengo
( Bayern Amberg Bayern Oesterreich Ebersberg
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Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die
Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische
Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander
von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester-
reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig-
ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und
Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem
Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen
Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin
bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten
für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige
Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht
Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und
Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen
erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß-
Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt
der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem
Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89
Paragraphen bestehend) annahm.
Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu
Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich
alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit
Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür
als Ersatz:
a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht
die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und
Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete;
b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste,
Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich
und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen,
Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz-
ergreifungspatent vorn 26. November 1802;
e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl,
Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen,
biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt
haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen."
Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der
französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken
bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian Alexander
von_Rußland Alexander August Ulrich Buchhorn