266
49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
Extrahierte Ortsnamen: Otto-Heinrich-Bau Graf_Melac Rhein Frankreich Frankreich Rhein La_Breteche Speyer Oppenheim Worms Mainz Philippsburg Heidelberg Heidelberg Frankreich Wiesloch Bruchhausen Eppelheim Heidelberg
220
Aus der Geschichte der Neuzeit.
Der Freiheitstampf der Niederlande.
15681648.
8 110. Der Konflikt Philipps und der Niederlande. Aus dem
groen Kampfe zwischen Philipp und den Niederlanden ging ein neues Volkstum, das niederlndische, und ein neues Gemeinwesen mit eigentmlicher, von der der brigen europischen Staaten abweichender Verfassung hervor: die vereinigten Staaten der Niederlande.
Die damaligen Niederlande umfaten etwa das Gebiet der heutigen Knigreiche Belgien und Niederlande. Sie gehrten zum Deutschen Reiche, und Philipp besa sie als Vasall des Kaisers. Ihre Bevlkerung, ber-wiegend, im Norden sogar rein deutsch, hat im Sden einen starken Bestand-teil Franzsisch redender Wallonen. Dem Bekenntnis nach gehrte sie zur rmisch-katholischen Kirche, doch hatte sich der Calvinismus namentlich irrt Norden stark ausgebreitet.
Politisch bestanden die Niederlande aus siebzehn Provinzen, an deren Spitze je ein Statthalter und ein mit weitgehenden Rechten ausgestatteter Landtag stand. Die Einheit des Ganzen reprsentierte der vom König eingesetzte Generalstatthalter und die Generalstaaten, eine Versammlung von Abgeordneten aus smtlichen Provinzen. An diese Verfassung war der König gebunden, er mute beim Regierungsantritt beschwren, da er die Rechte des Landes wahren werde.
Aus dieser Verfassung entsprang der Konflikt des Knigs mit den Niederlanden.
Philipp wollte die in Spanien durchgefhrte Regierungsform des Absolutismus, bei der der hchsten Gewalt keine Schranken durch stn-dische Rechte gezogen sind, auch in den Niederlanden durchsetzen, und er verlangte ferner die unbedingte Unterwerfung unter die Beschlsse des Tridentiner Konzils. Da die niederlndische Kirche teils unter dem franzsischen Erzbischos von Reims, teils unter Kln stand, wnschte sie Philipp aus dieser Verbindung loszulsen und teilte sie in drei Erz-bistmer und vierzehn Bistmer.
Diese Reorganisation widersprach der bestehenden Verfassung, und sie war, weil man eine Besetzung der neugeschaffenen Stellen mit Spaniern befrchtete, allgemein verhat.
War der hieraus entstehende Konflikt ein Verfassungskonflikt der die Grenzen der kniglichen Gewalt und der stndischen Rechte, so erweiterte er sich spter zu einem religisen und nationalen in der Bevlkerung der Niederlande selbst; der berwiegend von Deutschen be-wohnte calvinische Norbert trennte sich von dem wallonischen, katho-tischen Sden.
111. Der Freiheitskampf bis zum Waffenstillstand im Jahre 1609. Der Verlauf des Kampfes in seinen wichtigsten Wendungen ist folgender:
Das Amt eines Generalstatthalters der Niederlande hatte Philipp seiner klugen und energischen Halbschwester Margarete von Parma anvertraut; sie wurde beraten von Granvella, einem Burgunder, den
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Norbert Philipp Philipp Margarete_von_Parma Granvella
222
Aus der Geschichte der Neuzeit,
Aber Alexander Faruese, dem Sohne der Statthalterin Margarete von Parma, dem grten unter den spanischen Staatsmnnern und Feldherren, gelang es, die Sdprovinzen von den nrdlichen zu trennen. Die ersteren blieben spanisch und katholisch.
Die sieben nrdlichen Provinzen vereinigte Wilhelm von Ora-nien der Schweigsame" zur Utrecht er Union; sie sagten sich 1581 von dem Könige los und erklrten ihre Unabhngigkeit.
Durch diese Vorgnge wurde die durch nationale und konfessionelle Gegenstze bereits vorbereitete Trennung der Niederlande, wie sie auch heute besteht, vollzogen.
1584 fiel Wilhelm von Oranien, der erste wahrhaft groe Staats-mann unter den Vorkmpfern der evangelischen Sache in Europa und Grnder der niederlndischen Unabhngigkeit, in Delst durch Meuchelmord.
Alexander Farnese gefhrdete die Freiheit der nrdlichen Staaten ernstlich durch seine glcklichen Unternehmungen im Felde. Seine Eroberung Antwerpens (1585) kann als der Hhepunkt der spanischen Erfolge be-trachtet werden.
Die Untersttzung der Union durch Elisabeth von England und die Verflechtung des niederlndischen mit dem franzsischen Kriege ver-besserten allmhlich die Lage der Niederlnder. Den Wendepunkt des Krieges bildet der Untergang der Groen Armada im Kanal (1588). Nach der Abberufung Farnefes gewann Moritz von Oranien, Wil-Helms I. Sohn, mehrere feste Pltze zurck. 1609 wurde zwischen den Niederlanden und Philipp Iii., Philipps Ii. Sohn, ein Waffenstillstand abgeschlossen. Die Niederlnder eroberten die ehemals portngie-fischen, 1581 spanisch gewordenen Kolonien in Asien und wurden die ersten Seefahrer der damaligen Welt.
Der zweite Teil des Krieges verlief gleichzeitig mit dem Dreiig-jhrigen. 1648 wurde die Unabhngigkeit der Niederlande im West-flischen Frieden anerkannt. Zugleich schieden sie aus dem Deut-Ichm Reiche aus, das sie in ihrer Not vergeblich um Hilfe augerufen hatten.
Die neue Verfassung der Niederlande legte die gesetzgebende Ge-walt, das Steuerbewilligungsrecht und einen Teil der Regierungsgewalt in die Hnde der Generalstaaten, die sich aus den Abgeordneten der sieben Provinzen zusammensetzten. Unter den Provinzen hatte Holland mit der zum Mittelpunkt des Welthandels aufblhenden Hauptstadt Amsterdam, das allein den grten Teil der Staatseinnahmen auf-brachte, das bergewicht. Die Oranier hatten die erbliche Wrde von Statthaltern und Generalkapitnen und damit die Leitung des Kriegswesens.
Die glcklichen Seeunternehmungen der nchsten Zeit und der auf-blhende Handel gaben der kleinen Republik der Vereinigten Niederlande die Stellung einer europischen Gromacht.
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Europa England Niederlanden Asien Niederlande West-flischen Niederlande Holland Amsterdam
236
Aus der Geschichte der Neuzeit.
sagten dem Kaiser den Gehorsam auf und vertrieben seine Truppen. Dem Nachfolger des Kaisers Matthias, Ferdinand von Steiermark, ver-weigerten sie die Anerkennung. Auer Bhmen waren Mhren und Schlesien im Aufstand; die sterreichische Herrschaft in Ungarn bedrohten die Trken, noch mehr Bethlen Gabor, der unternehmungslustige Fürst von Siebenbrgen. Matthias Thurn bedrohte vorbergehend sogar Wien, und die Gegner im Reiche frchteten von Ferdinand ein gleiches Vorgehn wie in Steiermark, wo er den Protestantismus auszurotten versucht hatte. Nur ein ernstlicher Gegenbewerber um die Kaiserkrone fehlte noch. Whrend Ferdinand in Frankfurt zum Kaiser gewhlt wurde, bertrugen die Bhmen dem Haupt der protestantischen Union, dem jungen reformierten Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, der mit Elisabeth, der Tochter Jakobs I., vermhlt war, die Krone, in der Hoffnung, da England und die Union ihn untersttzen wrden. Hierin tuschten sie sich. Aber Fried-rieh entfremdete sich auch unbesonnenerweise die Katholiken und Lutheraner in Bhmen durch Eingreifen in ihren Gottesdienst, wie er auch den Grafen Matthias Thurn durch Zurcksetzung verletzte. Daher zogen sich die meisten bhmischen Groen, als es zur Entscheidung auf dem Kriegsfelde kam, von ihm zurck. Bereits am 8. November 1620 wurde Friedrichs Heer innerhalb einer einzigen Stunde, schneller als er es selber von Prag aus erreichen konnte, in der Schlacht am Weien Berge bei Prag vllig geschlagen, und damit fand das Knigtum des Winterknigs", wie man ihn im Spott nannte, ein Ende. Ferdinand zerri mit eigner Hand den Majesttsbrief, lie 27 Hupter des Aufstandes hinrichten, zog ihre Gter ein und stellte, wie in seinen brigen Landen, den katho-tischen Gottesdienst als den allein geltenden wieder her.
Ferdinand Il hat darauf den Krieg ins Reich hinbergespielt. Er hatte seine Erfolge in Bhmen mit Hilfe der Liga erfochten und Maxi-milian von Bayern als Lohn dafr alle pflzischen Lnder, die er erobern wrde, zugesagt, deshalb verhngte er 1621 die Acht der Friedrich V. und sprach ihm die Kurwrde ab. In den Pflzer Krieg griffen die Spanier ein, sie halfen Tilly*), dem Feldherrn des ligistischen Heeres, die Pfalz besetzen.
*) Johann Tserklaes von Tilly (geb. 1559 auf Schlo Tilly bei Gemblours in Belgien, gest. 1632 zu Ingolstadt) bernahm nach lngeren Diensten im lothringischen und sterreichischen Heer 1610 die Fhrung des bayrischen. Sein ueres war ab-schreckend: hagere Gestalt, graues borstiges Haar der der gerunzelten Stirn, hohle Wangen, lange Nase der dem starken Knebelbart, spitz vorstehendes Kinn. Immer ernst und pflichtbewut, war er einer der ehrenwertesten Feldherrn; streng katholisch mit asketischen Lebensgewohnheiten; ein Mnch im Gewnde des Feldherrn", war er stets nchtern und enthaltsam. Dem eigenen Krper war er strenge, den Soldaten lie er vieles passieren." Als .alter Korporal", wie ihn Gustav Adolf nannte, war er nichts als der General, der den ihm vorgeschriebenen Anweisungen gegenber keinen eigenen Willen hatte. Politischen Ehrgeiz, wie Wallenstein, kannte er nicht. Titel und Wrden verschmhte er; uneigenntzig hat er nur ein kleines Vermgen hinterlassen, das er seinen Offizieren vermachte.
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Wien Steiermark Frankfurt England Friedrichs Prag Belgien Ingolstadt
Der Dreiigjhrige Krieg.
229
Der Dreiigjhrige ftrteg (16181648).
Ter Dreiigjhrige Krieg ist kein ausschlielich deutscher Krieg, sondern ein europischer.
Er wird herbeigefhrt: 1. durch die Gegenstze im Reich, den konfessionellen, der im Augsburger Religionsfrieden nicht beglichen worden ist, und den politischen zwischen dem nach absoluter Herrschaft strebenden Kaiser und den an ihrer Libertt" festhaltenden Reichsstnden; 2. durch die groen Gegenstze in Europa.
Es bestehen zwei Kampfgebiete, das westliche rheinische, wo die Kmpfe zwischen Spanien, den Niederlanden und Frankreich noch nicht entschieden sind^und das nordstliche baltische, auf dem die Knig-reiche Dnemark, Schweden und Polen um das dominium maris Baltici, die Ostseeherrschast, ringen*).
Diese bisher auf getrennten Gebieten gefhrten Kmpfe verflechten sich, sobald die Unruhen in Deutschland ausbrechen, sowohl miteinander als auch mit den deutschen; dadurch entsteht der groe allgemeine europische Krieg, der zum Unheil Deutschlands in seinen Grenzen ausgefochteu wird.
In der zweiten Hlfte des Krieges handelt es sich kaum mehr um die eigentlich deutschen Fragen, sondern nur um die Machtinteressen des Auslandes, Frankreichs, Schwedens, Spaniens und sterreichs.
1. Die groen Gegenstze vor dem Kriege.
115. Das Reich von 15551618. Nach dem Augsburger Religionsfrieden geno das Reich zwei Menschenalter hindurch einen fast ungestrten Frieden. Die Blte der Knste und des Kunsthandwerks, das behbige, ja ppige Leben in den frstlichen Residenzen, den Edelhfen, den Patrizier-Husern der Städte erweckt den Eindruck, als sei diese Zeit eine besonders glckliche gewesen. Aber das geistige Leben, vielfach von dem religisen Geznk ganz in Anspruch genommen, hat nichts Bedeutendes hervorgebracht; das Ausland berflgelte Deutschland. Unfhig, in wichtigeren Fragen einen Beschlu zu fassen, da die Erklrung einer der beiden Religionsparteien, ihre Religion werde berhrt, jede Beschlufassung unmglich machte, standen die Reichstage den Verlusten an den Grenzen tatenlos gegenber und konnten den inneren Frieden nicht frdern; oft trennte man sich nach ergebnisloser Beratung. Da aber die bestehenden Gegenstze nicht ausgeglichen wurden, so muten sie sich notwendig vertiefen, und es trat darum, als sie endlich auf-einandertrafen, eine um so schwerere Katastrophe ein.
Die Kaiser in der zweiten Hlfte des 16. Jahrhunderts, Ferdinand I. (15581564), Maximilian Ii. (15641576) und Rudolf Ii. (1576 1612), hielten in den Religionsangelegenheiten an den berlieferungen des Habsburgischen Hauses fest: streng katholisch, aber im Unterschiede von ihren spanischen Verwandten duldsam gegen ihre protestantischen Untertanen. Eine nderung trat erst ein, als Matthias seinen Bruder Rudolf zur Ab-dankung ntigte und selbst die Regierung bernahm (16121619). Da er
*) Der Sdosten, einst besonders gefhrdet, bleibt mehr verschont, eine Trken-gefahr gibt es während des Krieges nicht.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Niederlanden Frankreich Schweden Polen Deutschland Deutschlands Frankreichs Schwedens Spaniens Deutschland
Die groen Gegenstze vor dem Kriege.
231
Besorgnisse. Deswegen wurde unter Fhrung des Kurfrsten Friedrich Iv. von der Pfalz ein Bund evangelischer Reichsstnde zu gegenseitigem Schutze, die Union, geschlossen (1608). Maximilian vereinigte demgegenber eine Anzahl katholischer Fürsten zu der Liga. Er war die Seele dieses Bundes; ein Jesuitenzgling wie Ferdinand Ii. und wie dieser zum Kampfe gegen die Feinde seines Glaubens entschlossen, ein tatkrftiger Fürst, in manchen Einrichtungen des Staates seinen Standesgenossen weit voraus.
Es bestanden also vor Ausbruch des groen Krieges zwei organi-sierte Bndnisse, und es war die Frage, wie sie sich eintretendenfalls be-whren wrden. Fr die evangelische Sache war es von vornherein von bler Vorbedeutung, da sich die groen lutherischen Fürsten Nord-deutschlands von der Union fernhielten.
116. Die Lage in Europa.
l. Der Westen. In den westeuropischen Staaten hatten die Religions-kriege einen Abschlu gefunden, die Machtfragen traten in den Vordergrund.
Spanien hatte mit den Niederlanden nur einen Waffenstillstand, noch keinen Frieden geschlossen, es hatte also die Entscheidung nur vertagt. Die alten Weltherrschaftsgedanken Karls V. waren in den beiden Habsburgischen Monarchien nicht erstorben. War auch Spaniens Macht geschwcht, so schien doch andrerseits einer der groen Feinde weniger gefhrlich zu sein; denn seit dem Tode Suleirnans des Groen 1566 vor Szigeth erlahmte die Angriffskraft der Trken, und die Krfte der sterreichischen Habsburger wurden fr den Westen frei.
Unter den evangelischen Mchten waren es die Niederlande, die am meisten an Macht und Reichtum wuchsen. Whrend ihres Unabhngigkeit^ krieges war zum ersten Male ein europischer Krieg in die Kolonien hinbergespielt worden; als Philipp Ii. Portugal erobert hatte, rissen die Niederlande die sdasiatischen Kolonien der Portugiesen an sich. Sie grndeten ihre Ostindische Kompanie, und Amsterdam wurde Mittelpunkt des Welthandels.
In England zeigten die Stuarts wenig Neigung, sich in die religisen Kmpfe des Festlandes einzumischen; Jakob I. verfolgte die Puritaner (englische Reformierte, die die Hochkirche verwarfen und sich der schottischen Presbyterialkirche anschlssen), die nach Nordamerika auswanderten und dort die ersten englischen Niederlassungen grndeten. Sein Sohn Karl I. trachtete nach absolutistischer Regierung, begnstigte die katholisierenden Kultusfrmen und stie je lnger je mehr auf den Widerstand des Parlaments, so da er an einer groen auswrtigen Politik gehindert war.
In Frankreich hatte Heinrich Iv., untersttzt von feinem Minister Sully, nach Herstellung des inneren Friedens die Wohlfahrt seiner Untertanen auf jede Weise gefrdert und u. a. in Kanada eine Kolonie gegrndet. Er nahm in der auswrtigen Politik die alten Ziele der franzsischen Könige wieder auf, die Macht Frankreichs zu erweitern, feine Grenzen im Osten zu verbessern, die habsburgifche Macht niederzuwerfen. Fr dieses Ziel, die Gre ihres Vaterlandes, gewann er alle Franzosen ohne Unterschied der Konfession. Es ergab sich von felbst, da er auf der Seite der protestan-tischen Mchte stand.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iv Friedrich Maximilian Maximilian Ferdinand_Ii Ferdinand Karls_V. Karls_V. Philipp_Ii Philipp Karl_I. Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Sully
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spaniens Niederlande Niederlande Amsterdam England Nordamerika Frankreich Kanada Frankreichs
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Aus der Geschichte der Neuzeit.
Bereits im Jahre 1610 drohte hier im Westen ein groer Krieg auszubrechen. Damals war der Waffenstillstand zwischen Spanien und den Niederlanden soeben erst geschlossen. Die Grenze zwischen den freien und den spanischen Niederlanden verlief sdlich von den drei parallelen Strom-laufen der Maas und des Rheines. An ihrer Ostgrenze lagen innerhalb des Reiches fast nur geistliche Gebiete Trier, Cln, Mnster) und dazwischen die in einer Hand vereinigten Herzogtmer Jlich, Kleve, Berg, zu denen die Grafschaften Mark und Ravensberg in Westfalen gehrten. Ihre Bevlkerung war protestantisch, der Herzog katholisch. Als im Jahre 1609 der letzte Herzog starb, traten zwei Fürsten, beide protestantisch, mit An-sprchen auf die Erbschaft auf, Johann Sigismund von Branden-brg*) und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg. Die Kriegs-gefahr wurde nun dadurch wachgerufen, da der Kaiser, da sich die Erben nicht einigen konnten, einen Erzherzog beauftragte, an der Spitze Habs-burgischer Truppen die Herzogtmer in Beschlag zu nehmen. Unmglich konnten die Niederlande dulden, da die wichtigen Rheinbergnge im Kle-vischen, z. B. Wesel, durch kaiserliche Truppen besetzt wurden. Sie traten darum mit Frankreich in ein Bndnis, und die Union schlo sich ihnen an. Der drohende Krieg wurde aber vermieden, da sich die Erben einigten und Heinrich Iv. 1610 ermordet wurde. 1614 wurden die Herzogtmer geteilt, Kleve, Mark und Ravensberg kamen an Johann Sigismund, der inzwischen zur reformierten (calvinischen) Kirche bergetreten war, Jlich und Berg an Wolfgang Wilhelm, der katholisch geworden war.
Der Verlauf des Jlich-Klevischen Erbfolgestreites zeigte, da jede ernste Gefhrdung des Friedens im Reiche das Auslaud, Spanien, Frankreich und die Niederlande, einzugreifen veranlassen wrde, da aus jedem deutschen ein europischer Krieg werden wrde.
2. Die Kmpfe um das dominium maris Baltici.
Ilm 1400 hatten der Deutsche Orden und die Hansa die Herrschaft auf der Ostsee gehabt.
Im 15. und 16. Jahrhundert war Polen an die Stelle des Ordens getreten. 1466 hatte es Westpreuen erobert und einverleibt, das brig-bleibende Ordensland, Ostpreuen, zum polnischen Sehen gemocht, aud) Danzig stand unter polnischer Hoheit. 1525 wurde der Hochmeister Albrecht von Hohenzollern erblicher Herzog von Preußen unter polnischer Lehnshoheit. 1561 machte sich Gotthard Ketteler, der letzte Hochmeister des Schwertordens, zum Herzog von Kurland und wurde Polens Vasall, Livland fiel unmittelbar an die Krone. Polen hatte seilte glnzendste Zeit, es beherrschte den Oftrand des Baltischen Meeres, und es reichte bis zur Kste des Schwarzen Meeres.
*) Wilhelm v. Kleve ___[_
tflarta (Eleonore Anna Johann Wilhelm + J609
(Sem. Herzog Albrecht Friedrich (Sem. Pfalzgraf
v. Preußen zu Neuburg
I I
Anna Wolfgang Wilhelm (Sem. Johann Sigismund
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Niederlanden Rheines Kleve Westfalen Niederlande Wesel Frankreich Kleve Spanien Frankreich Niederlande Ostpreuen Danzig Kurland Livland Baltischen_Meeres Neuburg
Der Dreiigjhrige Krieg.
249
3. Brandenburg wird fr den Verlust von Vorpommern durch tue Stifter Magdeburg, Minden, Halberstadt und Kammin entschdigt, es erhlt Hinterpommern.
4. Bayern behlt die Oberpfalz und die Kurwrde.
5. Die Rheinpfalz mit einer neugeschaffenen achten Kurwrde er-hlt der Sohn (des inzwischen verstorbenen) Friedrich V., Karl Ludwig.
Wrttemberg und Baden-Durlach werden an ihre vertriebenen Fürsten zurckgegeben.
c) Innere Reichsangelegenheiten. Wofern nicht besondere Regelungen im Frieden vorgenommen werden, tritt eine Wiederherstel-lnng des Zustaudes von 1618 ein, und eine allgemeine Amnestie wird erlassen. Hiervon nimmt der Kaiser seine Erblande aus.
Die volle Landeshoheit ^Souvernitt) der Landesfrsten wird anerkannt, das ins pacis et armorum, das Recht, zu ihrer Sicherheit Bndnisse untereinander und mit auswrtigen Mchten zu schlieen, ansge-nommen gegen Kaiser und Reich, wird ihnen zugestanden.
Schweden erhlt fr die ihm abgetretenen deutschen Gebiete Sitz und Stimme auf dem Reichstage, Frankreich bernimmt die Garantie fr die Ausfhrung der Friedensbestimmungen.
Eine neue Reichsverfassung soll auf einem Reichstage beraten werden.
d) Kirchliche Fragen. Der Augsburger Religionsfriede wird besttigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt.
Das Restitutionsedikt wird aufgehoben, das Jahr 1624 als Normaljahr angesehen, d. h. der katholische und der evangelische Besitz wird so wiederhergestellt, wie er in diesem Jahre gewesen war. Auch von dieser Bestimmung nimmt der Kaiser seine Erb lande aus.
In dem Westflischen Frieden kommt die Entwicklung des Reiches während der letzten Jahrhunderte zum Abschlu. Die kirchliche Treu-nuug bleibt bestehen, der Protestantismus wird als gleichberechtigt auer-kannt, wenn auch die Schranken, die seiner Ausbreitung 1555 gezogen worden sind, erhalten bleiben.
Der alte Kampf zwischen kaiserlicher Majestt und stndischer Libertt ist zugunsten der Fürsten entschieden, sie erhalten die volle Souvernitt.
Das Resultat ist auf Kosten des Reichsganzen erreicht.
Das Reich verliert etwa 100000 qkm und erhlt eine gnzlich zerbrckelte, fast wehrlose Westgrenze. Es wird kaum noch als bestehend angesehen, da die Notwendigkeit einer neuen Verfassung anerkannt und eine Beratung der sie in Aussicht genommen wird. Fr die kaiserlichen Erblande werden wesentliche Bestimmungen aufgehoben, sie gehren also nicht mehr voll zum Reiche. Durch die Souvernitt von mehreren hundert Landesherren, die Reichsstandschaft Schwedens, die Garantie
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_V. Friedrich_V. Karl_Ludwig Karl Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Surabaja
Extrahierte Ortsnamen: Australien Sumatra Borneo Niederländisch-Jndien Timor Amerika Manila China Japan Zentralasiens China
Nordafrika. 39
bis schwarzer'.Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt und waren früher das Ziel der Sklavenjagden. Sie treiben meist Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Garten- und Haübau erfordern feste Wohnsitze und haben im Sudan unter Einwirkung des Islam eine Art Halbkultur erzeugt *).
Staatliche Einteilung. Im West- und Mittelsudan hat Frankreich, im Ostsudan England die Vorherrschaft — An der Atlantischen Küste liegt die französische Kolonie Senegambien am Senegal und Gambia, die große Mengen üott Erdnüssen liefert. — Hauptort des französischen Sudan ist die Wüstenstadt T i m b u 11 u am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstraßen. — Den Engländern gehören das Reich der A s ch a n t i und Nigeria. Nigeria erzeugt reichliche Mengen von Kakao. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der ganzen Guineaküste. Zwischen dem "englischen Reich der Aschanti und dem französischen Dähome liegt die deutsche Kolonie Togo. An der Küste von Oberguinea die Negerrepublik Liberia.
Der Ost- oder ägyptische Sudan. Den Mittelpunkt des Ostsudan bildet C h a r t u m am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil.
Die Neger (s. Abb. S. 38).
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevölkerung eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nordafrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Haunibal über die Pyrenäen und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist ihre dunkle Hautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie „vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Gesichtsund Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Mus kulatur der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach gehören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung wie die Zwergstämme Jnnerafrikas. Im Norden der Sahara bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mischvölker als reine Neger, so die Ägypter und die Berber oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großenteils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute in Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große Ausgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß fein, denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack und Schön-
/) Der Gartenbau der Neger erstreckt sich auf Bananen, süße Kartoffeln, $)am§ und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, diese das wichtigste afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Extrahierte Personennamen: Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Frankreich Ostsudan_England Atlantischen Senegal Gambia Niger Nigeria Nigeria Aschanti Togo Oberguinea Negerrepublik_Liberia Amerika Afrika Rom Ruanda Viktoria- Tanganjika-See Jnnerafrikas Amerika Afrika Durra