266
49. Elisabeth Charlotte.
In dem Zimmer des Museums im Otto-Heinrich-Bau, in dem wir Liselottes Bild gefunden, hängt an einem Pfeiler, abgesondert, als sollte es mit keinem andern in Berührung kommen, das Porträt eines Mannes mit einem Banditengesicht; das ist der Graf Melac, der Mann vom 2. Mürz 1689; Held kann man nicht sagen, denn Gott weiß es, das, was er an dem Tage getan hat, war kein Heldenstück.
Im September 1688 hatte Ludwig Xiv. sein Manifest erlassen:
„Daß weil der römische Kaiser mit verschiedenen Teutschen und „anderen Höfen heimliche Abrede und Anschläge gemacht, seine siegreiche „Waffen nach einem nun bald zu schließenden Frieden mit den Türken an „den Rhein und gegen Frankreich zu wenden, der König in Frankreich „sich gernüßiget sähe, sich aller der Orte am Rhein und Neckar zu versichern, „woraus ihm Schaden entstehen könne, bis der Madame von Orleans wegen „ihrer Erbschaft die Guüge an Geld, der ihr angestorbenen Väter- und „Brüderlicher Allodial-Güter und Fahrnuß geschehen rc. 2c. 2c."
Am 27. September wurde dieses Manifest übergeben, schon vorher aber, am 15. September, waren Bouflers und La Breteche mit dem französischen Heer vor Kaiserslautern erschienen, hatten die ganze Pfalz weggenommen, auch Speyer, Oppenheim, Worms und Mainz. Der Dauphin kam hinterdrein und nahm Philippsburg und am 24. Oktober kapitulierte Heidelberg vor dem Marschall Durras. In der von dem Dauphin ratifizierten Kapitnlationsurknnde hieß es: „Daß alle Mobilien im Schlosse unangetastet beibehalten, nichts am Schlosse veräußert, daß au allen Gebäuden in und vor der Stadt nichts veräußert, die Bürgerschaft mit Plünderung, Brandfchatznng oder anderer Beschädigung verschonet bleibe."
Kommandant von Heidelberg wurde der Geueral Gras Melac.
Am 14. Februar 1689 — o der sausenden Geschwindigkeit — wurde darauf zu Regensburg das Reichsgutachten abgefaßt:
„Daß die allen Glauben vergessende Cron Frankreich wegen der vielen friedbrüchigen Tätlichkeiten und Eingriffe in die Teutschen Lande, Rechte u. a. m. als ein Reichsfeind zu erklären und alle Reichsglieder gegen dieselbe mit zu gehen verbunden sein sollen."
Darauf, wie der alte Meister Gottfried in seiner „fortgesetzten historischen Chronik" berichtet, „zog der Graf Melac, als er von der Annäherung der Reichstruppen gehört, mit einiger Reuterey von Heidelberg ans, steckte Rohrbach, Laimen, Nußloch, Wiesloch, Kirchheim, Bruchhausen, Eppelheim, Neckar-Hansen, Neuen heim und Handfchnchsheim in Brand." Und als es nun kein Halten mehr in Heidelberg gab, beschloß er in einer Weise Abschied von der Stadt zu nehmen, daß seines „Daseins Spur" für immer sichtbar bleiben sollte. Schon feit einigen Tagen hatte man französische Minierer beschäftigt gesehen in Mauern und Türme des Schlosses Bohrlöcher zu treiben und sie mit Pulver zu laden. Am 2. März 1689, frühmorgens um 5 Uhr, stand
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth_Charlotte Mürz Ludwig_Xiv Ludwig Marschall_Durras Gottfried Graf_Melac Reuterey_von_Heidelberg Rohrbach Kirchheim
Extrahierte Ortsnamen: Otto-Heinrich-Bau Graf_Melac Rhein Frankreich Frankreich Rhein La_Breteche Speyer Oppenheim Worms Mainz Philippsburg Heidelberg Heidelberg Frankreich Wiesloch Bruchhausen Eppelheim Heidelberg
236
Aus der Geschichte der Neuzeit.
sagten dem Kaiser den Gehorsam auf und vertrieben seine Truppen. Dem Nachfolger des Kaisers Matthias, Ferdinand von Steiermark, ver-weigerten sie die Anerkennung. Auer Bhmen waren Mhren und Schlesien im Aufstand; die sterreichische Herrschaft in Ungarn bedrohten die Trken, noch mehr Bethlen Gabor, der unternehmungslustige Fürst von Siebenbrgen. Matthias Thurn bedrohte vorbergehend sogar Wien, und die Gegner im Reiche frchteten von Ferdinand ein gleiches Vorgehn wie in Steiermark, wo er den Protestantismus auszurotten versucht hatte. Nur ein ernstlicher Gegenbewerber um die Kaiserkrone fehlte noch. Whrend Ferdinand in Frankfurt zum Kaiser gewhlt wurde, bertrugen die Bhmen dem Haupt der protestantischen Union, dem jungen reformierten Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, der mit Elisabeth, der Tochter Jakobs I., vermhlt war, die Krone, in der Hoffnung, da England und die Union ihn untersttzen wrden. Hierin tuschten sie sich. Aber Fried-rieh entfremdete sich auch unbesonnenerweise die Katholiken und Lutheraner in Bhmen durch Eingreifen in ihren Gottesdienst, wie er auch den Grafen Matthias Thurn durch Zurcksetzung verletzte. Daher zogen sich die meisten bhmischen Groen, als es zur Entscheidung auf dem Kriegsfelde kam, von ihm zurck. Bereits am 8. November 1620 wurde Friedrichs Heer innerhalb einer einzigen Stunde, schneller als er es selber von Prag aus erreichen konnte, in der Schlacht am Weien Berge bei Prag vllig geschlagen, und damit fand das Knigtum des Winterknigs", wie man ihn im Spott nannte, ein Ende. Ferdinand zerri mit eigner Hand den Majesttsbrief, lie 27 Hupter des Aufstandes hinrichten, zog ihre Gter ein und stellte, wie in seinen brigen Landen, den katho-tischen Gottesdienst als den allein geltenden wieder her.
Ferdinand Il hat darauf den Krieg ins Reich hinbergespielt. Er hatte seine Erfolge in Bhmen mit Hilfe der Liga erfochten und Maxi-milian von Bayern als Lohn dafr alle pflzischen Lnder, die er erobern wrde, zugesagt, deshalb verhngte er 1621 die Acht der Friedrich V. und sprach ihm die Kurwrde ab. In den Pflzer Krieg griffen die Spanier ein, sie halfen Tilly*), dem Feldherrn des ligistischen Heeres, die Pfalz besetzen.
*) Johann Tserklaes von Tilly (geb. 1559 auf Schlo Tilly bei Gemblours in Belgien, gest. 1632 zu Ingolstadt) bernahm nach lngeren Diensten im lothringischen und sterreichischen Heer 1610 die Fhrung des bayrischen. Sein ueres war ab-schreckend: hagere Gestalt, graues borstiges Haar der der gerunzelten Stirn, hohle Wangen, lange Nase der dem starken Knebelbart, spitz vorstehendes Kinn. Immer ernst und pflichtbewut, war er einer der ehrenwertesten Feldherrn; streng katholisch mit asketischen Lebensgewohnheiten; ein Mnch im Gewnde des Feldherrn", war er stets nchtern und enthaltsam. Dem eigenen Krper war er strenge, den Soldaten lie er vieles passieren." Als .alter Korporal", wie ihn Gustav Adolf nannte, war er nichts als der General, der den ihm vorgeschriebenen Anweisungen gegenber keinen eigenen Willen hatte. Politischen Ehrgeiz, wie Wallenstein, kannte er nicht. Titel und Wrden verschmhte er; uneigenntzig hat er nur ein kleines Vermgen hinterlassen, das er seinen Offizieren vermachte.
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Wien Steiermark Frankfurt England Friedrichs Prag Belgien Ingolstadt
Cüt'rfynjctifiiiiiil eiblh-iitfcii Biniiciihascn Saumocfai u. Hascn .fiiinfii u. ^»diahasc»
«iintciiijnicn Hamburgerz
Im Süden der Z?ordsee öffnen sich zwei natürliche Tore zu den umgehenden Ländern, die Elbemündung und die
Themsemündung; erstere führt in das Innere des Erdteils, letztere in das Innere Englands; an elfterer liegt Hain-
bürg, an letzterer London. Von beiden hat Hamburg den grösseren Borzug der Lage, London die vorteilhaftere Ge-
schichte. Mit der Ablösung der Vereinigten Staaten von England 1776 beginnt Hamburgs Entwicklung zum Welt-
Handelsplatz. Heute ist Hamburg die größte Seehandelsstadt des Festlandes.
Llonddampfer „Kronprinzessin E äcilie".
Tie deutsche Handelsflotte nimmt heute den zweiten Platz unter den Welthandelsflotten ein. Ein großer Teil ihrer
Schiffe wird auf den deutschen Werften erbaut. Ties gilt insbesondere von den großartigsten Vertretern der
Flotte des Norddeutschen Llond, den vier Riesenschnelldampfern, „Kaiser Wilhelm der Große", „Kronprinz
Wilhelm", „Kaiser Wilhelm Ij." und „Kronprinzessin Eäcilie", die durch ihre Größe, ihre luxuriöse Einrichtung
und ihre Schnelligkeit Aufsehen erregt haben. Ter Tampfer Eäcilie, die Königin der See genannt, verfugt
über Maschinen von 46 00v Pferdestärken und seine Wasserverdrängung beträgt 27 000 Tonnen. Crr tjt 21o m
lang, 22 m breit und bis zum Lberdeck 13,5 m hoch. Nicht weniger als 1800 Passagiere und Ojo Mann
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Extrahierte Ortsnamen: Englands London Hamburg London England Hamburgs Hamburg
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Ost- und Zentralasien. 25
stadt der Halbinsel, T s i n a n f u, und das dortige bedeutende Kohlenlager erreicht. Dadurch ist die Ausfuhr vou Schantuugkohlen ermöglicht. Sonstige Ausfuhrartikel sind Seide, Erdnüsse, Strohgeflechte, Bohnen und Bohnenöl, Töpferund Glaswaren. Als Ein- und Ausfuhrhafen hat Tsingtau sich schon eine ansehnliche Stellung errungen. Der jüngst erfolgte Anschluß der Schantnngbahn an die Jangtsebahn (Peking —Nanking) eröffnet für den Handel und Verkehr von Kiautschou weitere günstige Aussichten.
Der Wert Kiautschous liegt vor allem in seiner Bedeutung als Flotten- und Kohlenstation für unsere Kriegs- und Handelsschisse im fernen Oftasien; es entwickelt sich aber mehr und mehr auch zu einem Ausgangspunkt für deutsche Kapitals- und Handelsunternehmungen wie für deutsche Kulturbestrebungen.
Aufgaben. 1. Inwiefern begünstigte die Natur das lange Absperrungssystem Chinas? 2. Vergleiche die Nord- und Südküste Chinas! Nenne deren wichtigste Seehäfen! 3. Zeichne Zentralasien! 4. Was ist der Löß? Welche Verbreitung hat er in China? Wodurch ist er vou besonderer Wichtigkeit? 5. Welche Bodenschätze weist China auf und welche Bedeutung darf diesen beigemessen werden? 6. Mit welchen bekannten Orten in Europa liegt Kiautschou uugesähr unter gleicher Breite?
Das Inselreich Japan.
Die größte der eigentlichen japanischen Inseln ist H o u b o; außerdem gehören zu Japan die Insel Formosa und viele kleinere, wie die K u r i 1 e n im N. Seit dem siegreichen Kriege gegen Rußland (1904—05) hat Japan auch noch die Südhälfte der Insel Sachalin erworben und auf dem asiatischen Festlande Fuß gefaßt, wo das K a i s e r t u m K o r e a, die starke Festung Portarthur und die Hafenstadt D a l n i in seinen Besitz übergegangen sind. — In diesem Umfang hat Japan 670 000 qkm (= lx/4 mal so groß als das Deutsche Reich). Die Gesamtzahl der Einwohner Japans (ohne Kolonien) beträgt 64 Mill., mit Kolonien 69 Mill. An Bolkszahl wird Japan unter den europäischen Staaten nur von Rußland bedeutend Übertrossen.
Im Westen von Japan liegt das Produkten- und volkreiche China, im Osten die pazifische Jnselslnr und weiterhin Amerika. Im Gegensatz zu dem abgeschlossenen China liegt also Japan offen nach allen Richtungen für den Verkehr da. Seine Lage und Jnselnatnr, die reiche Küstengliederung und die gebirgige Beschassenheit des Binnenlandes weisen Japan ähnlich wie England aus Seeschissahrt und Seehandel hin.
Die Inseln, Überreste der alten Festlandsbrücke, die von Kamtschatka bis zu den Suudainseln reicht, sind sehr gebirgig und auch reich an tätigen Vulkanen. Daher wird das Land häufig von Erdbeben erschüttert. Der höchste Vulkan ist der F u j i y a m a (suschijama) auf Houdo mit 3800 m (Abb. S. 26). — Dask1 ima hat ozeanische Natur und ist kühler als in Italien. Trotzdem baut man ausreichend Reis und Tee und gewinnt Seide für die Ausfuhr, ja Japan ist heute mit China das wichtigste Ausfuhrland für Rohseide.
Der Reichtum des Landes an Steinkohlen und die rasche Zunahme der Bevölkerung fördern mächtig die aufblühende Industrie. Bedeutend ist besonders die
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Extrahierte Ortsnamen: Zentralasien Tsingtau Peking Chinas Chinas Zentralasien China China Europa Japan Japan Formosa Japan Sachalin Japan Japans Japan Japan China Amerika China Japan Japan England Kamtschatka Italien Japan China
Afrika. 31
fönten, Tiger, Löwen) und die Heimat unserer wertvollsten Haustiere. Ebenso entstammen Asien die meisten unserer Getreibearten und die ebleren Obstsorten.
Bevölkerung. Die Größe und Natnrbeschaffenheit des Erdteils, dann insbesondere die gnte Bebauung des Bodens weiter Tieflandsrämne erklären die große absolute Bevölkerungszahl des Erdteils (fast 900 Millionen Menschen), b. i. mehr als die Hälfte aller Mensche n. Wo tritt die stärk st e Bevölkerungsanhäufung auf und warum? Abstammung. Die Gebirgslinie vom Kaukasus über den Hindukusch nach dem Himalaja und zum Golf von Bengalen trennt die im Norben und Osten wohnenden Mongolen von den süblich wohnenden Kaukasiern: den Hindu in Vorberinbien, den Jraniern in Iran und den Semiten in Arabien und Syrien. Religion. Welche Religionsformen sinb in Asien vertreten? Staatlicher Zu -stanb. Gib eine Übersicht über die Besitzungen der europäischen Staaten!
Aufgaben. Europa und Asien. Eine Vergleichung.
Afrika.
Grenzen, Größe und Kinwohnerzaßk, Einteilung und Aufbau.
In Afrika liegen unsere wichtigsten Kolonien.j Seit Jahrhunderten war es von der öffentlichen Meinung als der „Dunkle Erdteil" vernachlässigt und unterschätzt worden, wiewohl besonders deutsche Forschungsreisende Großes zur Entschleierung Nordafrikas, der Sahara und des Sudan geleistet, ja die Führung der Afrikaforschung übernommen hatten, so Heinrich Barth, einer der größten Afrikareisenden aller Zeiten, Eduard Vogel, Gerhard Rohlfs, Gustav Nach -tigal, Georg Schwein furth, Junker, Wissmann, Pechuel-L o e s ch e n. a. Erst mit der Besitzergreifung einzelner Gebiete durch das Deutsche Reich begann eine vollkommene Aufteilung Afrikas, wobei besonders Frankreich, England und Belgien einen großen Machtzuwachs erfuhren. — Afrikas Meere und seine Grenzen zeigt die Karte. Über seine Meere hin empfing Afrika höhere Kulturen; über das Mittelmeer und den Atlantischen Ozean hin drang europäische Kolonisation vor, über das Rote und das Arabische Meer kamen mit'dem Handel auch der Islam und arabische Gesittung. Vergl. weiterhin S. 100ff.!
Afrikas Flächeninhalt beträgt 30 Mill. qkm; es ist sonach der drittgrößt e E r d t e i l und im Vergleich zu Europa 3 mal so groß.
Afrika zählt 140 Mill. Einw., auf 1 qkm 5 (Asien aus 1 qkm 20, Europa 42).
Der Erdteil besteht aus einer größeren nördlichen Hälfte, Nordafrika, und einet kleineren südlichen Hälfte, Südafrika. Als Grenze zwischen beiden Gebieten kann der Äquator gelten. Hierzu kommen noch die afrikanischen Inseln.
Ausbau. Im Gegensatz zu Asien besteht Afrika aus einer einzigen Hochlandsmasse, einem Tafelland, das im S. doppelt so hoch ist (1000 m) wie im N. (500 m). Die dreieckige Südhälfte umschließen im W., O. und S. Randgebirge, so daß Südafrika die Form eines großen Beckens aufweist. Südafrika war einst mit Vorderindien verbunden, wie die Syrisch-Arabische Wüstentafel die Fortsetzung Nordafrikas bildet. Ein Teil des südeuropäischen Faltensystems ist der Atlas.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Barth Heinrich Eduard_Vogel Eduard Gerhard_Rohlfs Gustav_Nach_-tigal Gustav Georg_Schwein_furth Wissmann Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Bengalen Syrien Asien Europa Asien Afrika Afrika Nordafrikas Deutsche_Reich Afrikas Frankreich England Belgien Afrikas Afrika Atlantischen_Ozean Afrikas Europa Afrika Asien Europa Nordafrika Südafrika Afrika O. Nordafrikas
Südasien (Indien). 17
in ganz erstaunlicher Weise entwickelt hat. An seiner W.-Küste liegt Colombo, ein Anlegehasen der nach So.-Asien und Australien fahrenden deutschen Dampfer (160 000 Einw.).
Für Deutschland ist Indien der Lieferant von Baumwolle, Tee, Reis, Jute u. ct.
Staatliche Verhältnisse. Vorderindien gehört zum weitaus größten Teile den Engländern. Auf seinem Besitz beruht hauptsächlich Englands Handelsmacht. — Das indo-britische Kaiserreich mit Britisch-Birma und Teilen von Iran umfaßt fast 5 Mill. qkm mit 316 Mill. Einw. Es ist fast Ivmal so groß wie Deutschland und hat die »fache Zahl seiner Einwohner.
Aufgaben. 1. Vergleiche Himalaja und Alpen! 2. Was versteht man unter Hindostan, was unter Dekan? 3. Erkläre den Wasserreichtum Hindostans! 4. Vorderindien und Italien. Eine Vergleichung. 5 Welche Ähnlichkeiten hat Dekan mit Afrika in Hinsicht auf Bodenform, Pflanzenkleid und Bewohner? 6. Wie heißen die beiden Hauptbestandteile der indischen Bevölkerung und wie verteilen sie sich auf das Land? 7. Zeichue Vorderindien!
Hinlerindien.
Die umgebenden Meere und Meeresteile zeigt die Karte. Ihre Bedeutung s. S. 100 ff! Unter den Halbinseln S.-Asiens hat Hinterindien infolge seiner mannigfaltigen Bodengestalt die reichste Küstengliederung; zugleich rückt es ganz nahe an den Indischen Archipel heran und bildet eine Landbrücke vom Kontinent zur malaiischen Inselwelt. Der Aufbau seines Bodens unterscheidet sich wesentlich von dem Vorderindiens. Von N. nach S. durchziehen die Halbinsel Ausläufer des Himalajasystems. Zwischen ihnen fließen mächtige Ströme, in deren heißfeuchten Niederungen besonders Reis gebaut wird. Nenne diese Ströme nach der Karte! Groß ist ferner der Reichtum an T i e k h o l z. Klima und Erzeugnisse stimmen im ganzen mit Vorderindien überein.
Abgesehen von der Halbinsel Malakka, welche von Malaien bewohnt wird, gehört die Bevölkerung Hinterindiens der mongolischen Rasse an. — Die herrschende Religion ist der Buddhismus. Ihren Namen trügt diese Religionsform von Buddha, einem Königssohn, der im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien auftrat.
Staatliche Verhältnisse. Hinterindien umfaßt in der Richtung von W. nach O. folgende Länder: 1. das britische Hinterindien; es besteht a) aus Birma mit dem Hauptreishasen Rangun (300 000 Einw.); b) aus den Straßenansiede-lungen, d. h. Kolonien an der Malakkastraße; die wichtigste derselben ist Siugapore, der Mittelpunkt des Verkehrs zwischen Vorderindien, Hinterindien, China und den Sunda-Jnseln (185 000 Einw.); 2. das Königreich Siam; am Unterlauf des Meuarn liegt Bangkok, die Residenz und größte Stadt Hinterindiens (400 000 Einw.) mit prächtigen Pagoden (Buddhistentempeln); es ist auch ein bedeutender Reishafen. Siams Reisausfuhr nach Deutschland beläuft sich auf 10 Mill. M. 3. Französisch Jndochina (Cambodja, Cochin-china, Annam und Tongking) mit Hanoi, 100000 Einw.
Aufgaben. 1. Welche Eigentümlichkeit zeigt die Oberflächengestalt Hinterindiens im Gegensatze zu Dekan? 2. Welche Staaten haben an Hinterindien Anteil?
3. Jnwieferne kann man Singapore als „Ostasiatisches Konstantinopel" bezeichnen?
4. Hinterindien und die Balkanhalbinsel. Ein Vergleich.
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Extrahierte Personennamen: Jnwieferne
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Nordafrika. 39
bis schwarzer'.Hautfarbe, sind in die Gebirge und Urwälder zurückgedrängt und waren früher das Ziel der Sklavenjagden. Sie treiben meist Rinderzucht. Ihre Erziehung zu einer regelmäßigen und lohnenden Arbeit ist das Hauptziel der Kolonisation. — Garten- und Haübau erfordern feste Wohnsitze und haben im Sudan unter Einwirkung des Islam eine Art Halbkultur erzeugt *).
Staatliche Einteilung. Im West- und Mittelsudan hat Frankreich, im Ostsudan England die Vorherrschaft — An der Atlantischen Küste liegt die französische Kolonie Senegambien am Senegal und Gambia, die große Mengen üott Erdnüssen liefert. — Hauptort des französischen Sudan ist die Wüstenstadt T i m b u 11 u am Oberlauf des Niger, der Mittelpunkt zahlreicher Karawanenstraßen. — Den Engländern gehören das Reich der A s ch a n t i und Nigeria. Nigeria erzeugt reichliche Mengen von Kakao. Hauptort ist Lagos, der bedeutendste Platz der ganzen Guineaküste. Zwischen dem "englischen Reich der Aschanti und dem französischen Dähome liegt die deutsche Kolonie Togo. An der Küste von Oberguinea die Negerrepublik Liberia.
Der Ost- oder ägyptische Sudan. Den Mittelpunkt des Ostsudan bildet C h a r t u m am Zusammenflusse des Weißen und Blauen Nil.
Die Neger (s. Abb. S. 38).
Wie Amerika so ist auch Afrika eine gewisse Einheitlichkeit der Bevölkerung eigen. Auch dem dunklen Erdteil fehlen wie der Neuen Welt scharf trennende Grenzmarken. Trotz der Wüste bilden Neger seit uralten Zeiten einen Bestandteil der nordafrikanischen Küstenbevölkerung; schwarze Soldaten zogen mit Haunibal über die Pyrenäen und die Alpen gegen Rom. Die bemerkenswerteste körperliche Eigenschaft der Neger ist ihre dunkle Hautfarbe. Sie ist vorwiegend ein Dunkelbraun, ganz schwarze Völker gibt es überhaupt nicht. Handteller und Fußsohlen bleiben heller. Die Hautfarbe der Neugebornen ist fast so hell wie bei Europäern; erst nach einigen Wochen werden sie „vollkommene" Neger. Die Haare sind wollig und verfilzt, die Lippen wulstig, Gesichtsund Gebißteile stark entwickelt, die Stirne fällt zurück. Die Mus kulatur der Neger ist schwächer als die der normal entwickelten Europäer. Ihrer Größe nach gehören sie zu den höher gewachsenen Menschen, ja in Ruanda zwischen dem Viktoria- und Tanganjika-See gibt es wohl die größten Menschen auf der Erde; Graf Götzen traf dort Riesen von 2 m bis 2,20 m. Nur im äußersten Süden wohnt eine hellbraune bis gelbliche kleine Abart der Neger, die Buschmänner und Hottentotten, wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung wie die Zwergstämme Jnnerafrikas. Im Norden der Sahara bis zur Mittelmeerküste sind mehr Mischvölker als reine Neger, so die Ägypter und die Berber oder Kabylen in den Atlasländern. An Arbeitstüchtigkeit erweisen sich die Neger den Indianern weit überlegen, wie ihre Tätigkeit in Amerika, wo über 8 Millionen großenteils als Arbeiter leben, und ihre Inanspruchnahme als Träger, Soldaten und Bergleute in Afrika lehrt. Der Neger läßt sich zu geregelter Arbeit erziehen, wenn auch diese große Ausgabe geraume Zeit erfordert. Die Lebenskraft der Neger muß ungeheuer groß fein, denn trotz der Verluste durch den Sklavenhandel und eingeschleppte Krankheiten ist keine Entvölkerung des Erdteils wahrnehmbar. Die geistige Begabung des Negers ist nicht gering; gerühmt werden sein Nachahmungstalent und seine Gelehrigkeit. Geschmack und Schön-
/) Der Gartenbau der Neger erstreckt sich auf Bananen, süße Kartoffeln, $)am§ und Maniok (diese letzteren ebenfalls Knollengewächse wie die Kartoffel), Bohnen und Erdnüsse; der Hackbau auf Mais und Durra, diese das wichtigste afrikanische Getreide. Alle Garten- und Feldarbeit obliegt den Frauen, die Männer sind Krieger oder Viehzüchter und treiben Jagdsport.
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Extrahierte Personennamen: Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Frankreich Ostsudan_England Atlantischen Senegal Gambia Niger Nigeria Nigeria Aschanti Togo Oberguinea Negerrepublik_Liberia Amerika Afrika Rom Ruanda Viktoria- Tanganjika-See Jnnerafrikas Amerika Afrika Durra
Nordafrika. 41
und Palisanderholz. Das Binnenplateau ist zumeist Savanne, in der vereinzelt Affenbrotbäume oder Baobabs auftreten.
Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudannegern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren L>itz haben.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume: die Gesundheitsstation M i s a -höhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle, wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratfchi, der volkreichste Ort der Kolonie, wo sich zahlreiche Karawanenwege vereinigen. Bei Banjeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen nie beunruhigt und hat keine Schutztruppe u nötig.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine ungemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr aus. Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns aus die Räder und holten die Vorausgegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilometer vorwärts zu bringen und ein Nachtquartier auszusuchen. Häufig trafen wir auch auf die überall längs der Karawanenftraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jebem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansamte-Mangu sind bereu mehrere Hunbert, hauptsächlich um den durchreisenden Hauffahänblern Unterkunft zu gewähren. An biescn Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten, zur Arbeit anzuspornen. Jetzt seufzt kein Eingeborener mehr über die Fronarbeit, die er bamals hat leisten müssen, bertrt die schönen Straßen kommen nun jedermann zugute. An den neuen Verkehrswegen liegen die Must erpslanzungende r Regie rungs-st o t i o n e n, wo Versuche mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen gemacht werden. Setzlinge überläßt man den (Singebornen um sie zu ähnlichen Kulturen aufzumuntern. Eifrige Pflege erfährt in diesen Stationen auch die Viehzucht! (Bilder aus den deutschen Kolonien.)
Die Nilländer.
1. Habejch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-land, dessen Gipfel fast bis zur Höhe des Montblanc (der Ras Daschan, 4600 m) aufragen. Aus dem T a n a s e e kommt der Blaue (— dunkle, trübe) Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. Die dunkelfarbigen Bewohner sind
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Extrahierte Personennamen: Jendi Habejch
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Lome Bismarckburg Togo Togo Abessinien
Südafrika. 45
A. Das tropische Südafrika.
Die drei Hauptteile des tropischen Südafrika sind: die Küste bort Nieder-gninea, das Kongobecken und das O st afrikanische Seenhochland.
Die Niederschläge fallen in der Gegend des Äquators reichlich und zu allen Jahreszeiten (Gebiet der Äquatorialregen mit täglichem Gewittererguß), im ganzen übrigen Hochland hauptsächlich während und nach dem höchsten Sonnenstand (Zenitregen). Die Niederschläge sammeln sich in den beiden Hauptströmen Kongo und Sambesi und in den großen O st afrikanischen Seen. Beschreibe den Lauf der beiden Gegenströme nach der Karte!
Auf den trockenen Plateaus herrscht Savanne nbildung vor, die Flußgehänge bedecken sog. Galeriewälder (s. S. 4) längs der niederschlagsreichen atlantischen Küste und in der Kongoniederung ziehen Urwälder hin. Die Ausfuhr aus dem Pflanzenreiche umfaßt besonders Palmöl*), Kautschuk), Palmkerne, Erdnüsse^), Kaffee, Kopal^), Farbhölzer. In der Erzeugung wichtiger Handels-Pflanzen liegt die wirtschaftliche Bedeutung des tropischen Südafrika. — Ein wichtiger Ausfuhrartikel ist ferner Elfenbein.^
_ Die Bevölkerung besteht aus Bantu, die in den weiten trockenen Lavannenländern, namentlich in Ostafrika, mehr Viehzüchter als Hackbaueru find. Vereinzelt wie bei den N i a m - N i a m oder Sand eh im nordöstlichen Kongogebiet herrscht noch Kannibalismus.
1. Die Küste von Niederguinea ist ein schmaler Flachlandstreifen mit heißfeuchtem, meist ungesundem Klima. Sie befindet sich ganz in den Händen der Europäer und zwar folgen aufeinander:
a) die deutsche Kolonie Kamerun, b) Französisch-Kongo und c) das Portugiesische Angola.
Die deutsche Kolonie Kamerun.
Kamerun erstreckt sich in seiner jetzigen Ausdehnung vom 1.° s. Br. bis zum 13.o it. Br. Vergl. damit die Breitenlage von Togo! Sein Flächeninhalt beträgt fast 800 000 qkm (— der anderthalbfachen Größe Deutschlands), seine Einwohnerzahl 4 Millionen. In der Umgebung der Küste wohnen 20 Einw. auf 1 qkm, eme für afrikanische Verhältnisse ziemlich ansehnliche Bevölkerungsdichte.
Vermöge seiner Lage im innersten Winkel des Guineabusens bildet Kamerun den nächsten Zugang zum dichtbevölkerten Zentralsudan mit dem Tsadsee. Ebenso hat es, dank seiner mächtigen Ausbreitung nach dem Herzen Afrikas, an drei Otogen Stromgebieten Anteil: am Bernte, Schari und Kongo sowie an dem großen Zufluß dev letzteren, dem Ubangi. Die Berkehrslage der Kolonie ist somit Vorteil-hast. Mancherlei Umstände erschweren indes die Entwicklung des Handels. Die
- i J P a l m ö l^wird von der Olpalme gewonnen, deren Frucht öliges Fleisch hat; es findet be-
2? J Serfenfabnkatron Verwendung. Auch die Kerne der Olpalmfrncht liefern Ol.
fmihpra i-lr o ' a,n der Luft sich verdickende Milchsaft verschiedener Baumarten, in Afrika be-
Leifarh hpm^Rrnhü" ) ' eme Krautart, deren Samen ein feines Speiseöl geben, das
^cmftpin ihjr -f 5ce» ~ o ^ Kopal, ein Baumharz, seinem Aussehen nach dem
Bernstein ähnlich; es tft für die Lackfabrikation sehr wertvoll.
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