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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 236

1868 - München : Lindauer
236 Bayern unter Maximilian I. Fürstenthümern versorgt waren, für deren Erhaltung großes Interesse tragen mußte. Die ersten Eröffnungen ließ er den Gesandten der geistlichen Kurfürsten und anderer katholischer Stände auf dem Ncichstage zu Regens bürg vom Jahre 1608 machen. Bald darauf schickte er einen eigenen Abgeordneten an die Höfe von Mainz, Köln und Trier, um die Sache zu betreiben. Den Wünschen des Kurfürsten von Mainz nachgebend, welcher nicht gerne den Anfang machen wollte, bestrebte sich Maximilian vor Allem, die oberländischen Stände zu einer näheren Vereinigung zu bewegen, und nach vielfachen Bemühungen wurde am Io. Juli 1609 in München der erste Bundcsvertrag von den Bevollmäch- tigten des Herzogs von Bayern, des Erzherzogs Leopold als Bischofs von Straßburg und Passau, dann der Bischöfe von Würzburg, Konstanz, Augsburg und Regensburg, des Propstes von El lw an gen und des Abtes von Kempten unterzeichnet. Als Zweck des Bündnisses erklärte man die Erhal- tung des katholischen Glaubens, die Abwendung besorgter Gefahren, die Handhabung des Religionsfriedenö und anderer Reichsgesetze. Die Verbündeten sollten einander gegen jeden Angriff vertheidigen; zugleich wurde ein Geldvorrath gebildet und Herzog Maximilian zum Bund es-Obersten ernannt. Nachdem dieß geschehen, ward den drei geistlichen Kurfürsten Nachricht ertheilt mit der Einladung, dem neuen Vereine beizu- treten. Maximilians Vater, der alte Herzog Wilhelm, machte eine Reise an den Rhein, angeblich um eine Brunnenkur zu gebrauchen, in Wirklichkeit aber, um den Eifer der drei geistlichen Kurfürsten zu beleben. Zu Mainz, wo sie sich am 23. August 1609 ver- sammelten, erschien auch ein bayerischer Gesandter, der Jäger- meister Lorenz von Wensin, um jede Bedenklichkeit zu besiegen, welche die geistlichen Herren von dem Eintritte in den katholischen Bund abhalten konnte. Die Vorstellungen, welche dieser machte, fanden um so eher Eingang, als die gewaltthätige Behandlung, welche sich kurz vorher der Kurfürst von der Pfalz gegen das Hochstift Speyer erlaubt hatte, den geistlichen Fürsten die Ge- fahr zeigte, welcher sie sich aussetzten, wenn sie ferner abgesondert und wehrlos blieben. Am 30. August Unterzeichneten sodann die Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier die Urkunde ihres

2. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 336

1868 - München : Lindauer
336 Bayern unter Maximilian Iv Joseph. war der Feldzug von den Oesterreichern unter Erzherzog Karl in Deutschland, und von den Nüssen unter Suwarow in Italien siegreich eröffnet. Um Bayern eine Achtung gebietende Stellung zu geben, war eine Mehrung seiner Strcitkräfte um so dringender nothwendig, weil Kaiser Paul I von Rußland nach dem unglücklichen Treffen, welches seine Truppen unter Korsakow gegen die Franzosen unter Massen« bei Zürich (24. September 1799) lieferten, seine Gesinnung gegen Frank- reich änderte und seine Truppen zurückzog. Zur Mehrung des bayerischen Heeres mangelten aber die Mittel, und dieselben im Lande aufzubringen, bestand keine Hoffnung. Deshalb nahm Bayern von England Hilssgelder und rüstete mit denselben zu dem bisherigen Heere von 14,000 Mann ein zweites von 12,000 Mann. Die Verpflegung dieser Truppen übernahm England durch einen in Amberg (15. August 1800) abge- schlossenen Vertrag, in welchem es auch dem Kurfürsten den ungeschmälerten Besitz seines Gesammtgebiets gewährleistete. Die verstärkte bayerische Armee rückte nun in Verbindung mit öster- reichischen Truppen an den Mail: und Rhein, aber ein großes französisches Heer unter Moreau drängte die Verbündeten bis in's Innere von Bayern zurück. Zn gleicher Zeit war Napo- leon Bonaparte nach seiner Rückkehr vom ägyptischen Feld- zuge und seiner Ernennung zum ersten Cónsul der französischen Republik mit einer ungeschwächten Armee über den großen St.bernhard gedrungen und hatte in der Schlacht bei Marengo (14. Juni 1800) gesiegt. Auf die Nachricht von diesem Erfolge der französischen Waffen drang Moreau in Bayern vor, nahm (27. Juni 1800) München und bald darauf (7. Juli 1800) Landshut. Kurfürst Maximilian Iv hatte sich nach dem Falle Münchens nach Amberg zurückgezogen (27. Juni 1800) und erließ von dort aus (10. November 1800) ein Toleranz- Edikt, welches auch den Nichtkatholiken die Niederlassung in Bayern gestattete. Unterdessen hatte Oesterreich, um von dem siegreich vor- dringenden Moreau Waffenstillstand zu erhalten, den Franzosen durch die Verträge zu Parsdorf (unweit Ebersberg) vom 15. Juli und zu Hohenlinden (acht Stunden von München) vom 20. Septbr.

3. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 338

1868 - München : Lindauer
338 Bayern unter Maximilian Iv Joseph. war, daß Oesterreich so hochgehende Forderungen stelle, ohne die Zustimmung Frankreichs für sich zu haben, so warb der bayerische Kursürst um die Freundschaft und Hilfe des Kaisers Alexander von Rußland, des Sohnes und Nachfolgers Paul I. Oester- reichs Gelüsten fand am Petersburger Hofe allgemeine Mißbillig- ung, und bald darauf (18. August 1802) ließ Rußland und Frankreich im Einverständniße mit dem deutschen Kaiser dem Reichstage zu Re g eus bürg einen durch den französischen Minister Talleyrand und den russischen Kanzler Kurakin bearbeiteten Plan über die Entschädigung der deutschen Fürsten für ihre Verluste am linken Rheinufer und über die künftige Gestaltung Deutschlands vorlegen, der einem Ausschüße von acht Reichsstanden, Reichs députation genannt, zur Prüfung und Berichterstattung überwiesen wurde. Rach vielen Unterhandlungen erschien (am 23. November 1802) das Endresultat der Ausschuß- Berathungen in einem Hauptentschädigungsplan, dessen Inhalt der deutsche Reichstag am 25. Februar 1803 unter dem Namen des Neichsdeputations-Hauptschlusses (aus 89 Paragraphen bestehend) annahm. Der Kurfürst von Psalzbayern, welcher unter alleu Reichsständen durch den Luneviller Frieden am meisten, nämlich alle pfälzischen Besitzungen jenseits und diesseits des Rheins mit Ausnahme des Herzogthums Berg verloren hatte, erhielt dafür als Ersatz: a) die Hochftister Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht die Reichsstadt), Freysing, einen Theil von Eichstädt und Passau nebst den mittelbaren Klöstern innerhalb dieser Gebiete; b) die 13 Reichsabteien: Kempten, Ebrach, Elchingen, Irrste, Kaisheim, Ottobeuren, Roggenburg, Söflingen, St. Ulrich und Afra (im Hochstiste Augsburg), Ursberg, Wettenhausen, Wengen (in Ulm) und Waldsassen. Kurfürstliches Bcsitz- ergreifungspatent vorn 26. November 1802; e) die 15 Reichsstädte: Bopsingeu, Buchhorn, Dinkelsbühl, Kausbeuren, Kempten, Leutkirch (mit Heide), Memmingen, biet bis an den Lech vorzurücken, und würden zur Folge gehabt haben, Bayern ganz aus der Zahl der Mächte zu vertilgen." Ob diese Anschuldigung begründet gewesen, steht dahin; Oesterreich stellte der französischen Note die Behauptung entgegen, „daß es nur ein Vorrücken bis an die Isar mit Ausnahme Münchens beabsichtigt habe."

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 130

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
130 wieder einsetzen und sich mit dem Kaiser und Reich zur Unterdrückung der Sakra m en tirer und Wie der tau- fe r vereinigen. Die Protestanten nahmen aber diesen Reichs- tagsabschied nicht an. Bei der feindlichen Gesinnung wurde nunmehr ein Ver- theidigungsbündmß der Protestanten dringend nothwendig, und deshalb wurde eine Zusammenkunft zu Schmalkalden gehalten, und da diese sich nicht vereinigen konnte, eine zweite zusammen berufen, auf der denn endlich am 27sten Februar 1531 von 7 Fürsten, 2 Grafen und ii Städten auf 6 Jahre ein Bündniß geschloffen, gegen jeden, der die protestantische Lehre angreifen würde. Später, im Decem- der, wurden Kurfürst Johann und Landgraf Philipp zu Häuptern dieses Bundes gewählt und wegen der Rü- stungen die nöthigen Bestimmungen getroffen. Inmittelst bedurfte der Kaiser des Beistandes der Reichsstände gegen die Türken, auch wünschte er seinen Bruder Ferdinand als römischen König von den Protestanten anerkannt zu sehen, daher unterhandelte er mit ihnen den ersten soge- nannten Religio ns frieden, der am 23sten Juli 1532 zu Nürnberg geschlossen wurde. Der einzige Gewinn, den die Protestanten von diesem Frieden hatten, war eine Ruhe vor den Angriffen der Katholiken, von denen sie ohne- hin nichts zu fürchten gehabt hätten, wenn sie unter sich einig gewesen wären; dagegen hatten sie die Anhänger der Schweizerischen Lehrform von diesem Frieden ausschlic- sien und dadurch sich eines kräftigen Beistands berauben lassen. Wegen dieses Friedens erhob sich ein heftiger Streit zwischen dem Landgrafen Philipp und dem Kurprinzen Johann Friedrich, der durch ihre beiderseitigen Rathe dahin geschlichtet wurde, daß dieses Friedens von beiden Theilen keine Erwähnung gegen einander geschehen sollte. Bald darauf am löten August 1532 starb Kurfürst Johann, der seiner Anhänglichkeit wegen an der Kirchen- verbesserung, den Beinamen des Beständigen erhalten hat. Er war ein frommer, wohlgesinnter, rechtschaffener Fürst, von dem Luther/agte: „mit ihm sei die Redlich- keit, so wie mit seinem Bruder Friedrich die Weisheit zu Grabe gegangen; beide in einer Person vereinigt hätten ein Wunder von Menschen geben müssen. Seine Haupt-

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 154

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
154 mals Keinem recht war; doch hatte nun der Kurfürst schein- bar des Kaisers Willen erfüllt und auf die Einführung drang er nicht mit Strenge. Er wußte den schlauen und argwöhnischen Kaiser so listig zu täuschen, das derselbe ihm nicht nur gewogen blieb, sondern ihn sogar zum Feldherrn des Neichsheeres ernannte, welches die gegen die Stadt Magdeburg ausgesprochene Neichsacht vollziehen sollte. Es wurde deshalb nicht nur ein bedeutendes Heer unter sei- nen Befehl gestellt, sondern er erhielt auch aus derneichs- kaffe zur Ausrüstung 100,000 Goldgulden und zur Unter- haltung des Heeres monatlich 60,000. Der Kaiser ver- traute, dem Kurfürsten Moritz diese Unternehmung beson- ders darum, weil er diese Stadt, die der stärkste Stütz- punkt der Reformation war, unter jedem Beding zu über- wältigen und zu züchtigen wünschte, welches aber nur durch einen so einsichtsvollen und tapfern Feldherrn geschehen konnte, als Moritz es war, denn die Stadt war unge- mein befestigt und die Bevölkerung zahlreich und kriegerisch. Mit einem Heere von 18,000 Mann, welches aber nach und nach bis auf 25,000 Mann verstärkt wurde, begann Moritz am 29. November 1550 die Belagerung von Magdeburg, die er auf eine schlaue Weise in die Länge zu ziehen wußte, und während welcher er insgeheim Bünd- nisse mit dem jungen Landgrafen von Hessen, Wilhelm, mit Johann Al brecht von Mecklenburg, mit Al- brecht von Brandenburg - Kulmbach, endlich auch zu Friedewalde am 15. Oktober 1551 mit König Hein- rich Ii. von Frankreich zu Stande brachte. Dem letz- tem gestand ec leider die Eroberung der zum deutschen Reiche gehörigen Städte Cambray, Metz, Toul und Verdun mit ihren Gebieten zu, wodurch zuerst den Fran- zosen der Eingang zum deutschen Reiche geöffnet und der Anlaß zu jahrhundert langen Kriegen gegeben wurde. Der Kaiser hatte untecdeß mit Ungeduld auf die Eroberung von Magdeburg geharrt, und Moritz, der überdem von Kundschaftern umgeben war, durfte nun nicht länger zögern. Er war aber schon längst mit der Stadt im ge- heimen Einverständnisse und bewilligte ihr in der Kapitu- lation vom 9. November 1551 einen so billigen Vergleich, dass die kaiserliche Partei höchst unzufrieden darüber war.

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 185

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
Sechstes Buch. Vom Prager Frieden bis zum Tode Friedrich August'sll. 1763. Zweiunddreißigstes Capitel. Die Begebenheiten vom Frieden zu Prag bis zu Georg 1. Ende 1656. ^)er Friede zu Prag erregte einen allgemeinen Unwillen der Protestanten gegen Johann Georg I. und ihm wurde der Vorwurf gemacht, daß er seines eignen Vortheils wegen die Sache seiner Glaubensgenossen verrathen hab^e. Das war nun zwar seine Absicht nicht gewesen, allein wahr bleibt es, daß er durch diesen Frieden den Protestanten so viel geschadet, als nur immer ein offenbarer Feind hätte thun können. Wie groß und gerecht die Beschwerden der Protestanten gegen den Kurfürsten auch waren, so lie- ßen sich doch beinahe alle protestantischen Reichsstände des ober - und niedersächsischen Kreises bewegen, dem Frieden beizutreten, da sie von ihren zu Grunde ge- richteten Ländern die schweren Drangsale des Kriegs ab- wenden wollten. Hätte sich Johann Georg bei dem Friedensschlüsse beruhigt und nur allein durch Unterhand- lungen den Abzug der Schweden aus Deutschland bewirken wollen, so würde er wohl die Neutralität haben behaupten, und von dem Kurstaate den Krieg fern halten können, allein er ließ sich durch seine Abneigung gegen

7. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 190

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
190 nachdem der Kaiser am 24. Februar 1645 bei Jankowitz in Mähren aufs Haupt geschlagen, Stadt und Schloß Meißen von Königsmark erobert worden, Hoe am 4. März gestorben war, und Dänemark mit Schweden am 13. August den Frieden zu Brömsebrod geschlossen hatte, da ließ sich der Kurfürst durch seinen Bruder, seine Söhne und seine jammernden Unterthanen erbitten, am 27. August zu Kötzschenbroda einen Waffenstillstand auf 6 Monate mit den Schweden abzuschließen, und dieser siel denn nun hart genug aus, denn die Schweden hatten ja alle Ge- walt, allein das gequälte Land erhielt doch einige Ruhe endlich. - Der Kurfürst erhielt das Recht, 3 Regimenter beim kaiserlichen Heere zu lassen und erlaubte keiner Partei Werbungen in seinem Lande. Den Schweden zahlte er monatlich 11,000 Thlr., lieferte ihnen einige Lebensmittel und gestattete ihnen freien Durchzug durch sein Land. Querfurt und Leipzig behielten die Schweden besetzt, in Torgau erhielten sie die Mitbesetzung. Trotz den großen Verheißun- gen des Kaisers, wenn der Kurfürst wieder am Kampfe Theil nehmen würde, wurde der Waffenstillstand doch bis zum allgemeinen Frieden verlängert, denn bei vielem guten Willen dazu, fehlten dem Kurfürsten doch alle Mittel, den Krieg als Bundesgenosse Oestreich's länger fortzusetzen. Bei den Friedensverhandlungen zu Münster und Osnabrück wurde es recht offenbar, wie sehr der Kurfürst sich und seinem Hause durch seine Anhänglichkeit an O eftreich geschadet hatte, und wie wenig der Kaiser gesonnen sei, ihm die schweren Opfer zu vergelten, die er dem Kaiserhause gebracht. Die kursächsischen Gesand- ten, die Hofräthe Pistoris und La über, hatten Mühe, zu den Verhandlungen zugelassen zu werden und die pro- testantischen Reichsstände zeigten ihnen ihr Mißtrauen und ihre Abneigung unverholen. Wie tief war Kursach- sen gesunken, welches sonst immer im Reichsrathe die^ wich- tigste Stimme geführt, dessen Freundschaft sonst die mächtig- sten Könige so eifrig gesucht hatten. Wo war das Ver- trauen geblieben, welches einst die Reichsstände in Kur- sachsen, als auf den Vorkämpfer und eifrigsten Vertheidi- ger ihrer Rechte setzten! Statt der Wortführer der pro- testantischen Partei war Kursachsen ihr Widersacher,

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 191

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
191 und deshalb von seinen Glaubensgenossen gehaßt, von den Katholiken wenigstens nicht geachtet. Aber das konnte bei dem Benehmen Johann Georgs nicht anders seyn, denn er hing mit einer ganz unbegreiflichen Starrmüthigkeit an dem Kaiser, und opferte ihm ohne Bedenken das Beste seines Hauses, seines Landes und seiner Glaubensgenossen auf. Er war es, welcher bei-den Friedensverhandlungen, den Reformirten das Reichsbürgerrecht nicht zugestehen wollte, obgleich dadurch die Protestanten ihre stärkste Stütze verloren haben würden, da die Fürsten von Bran- denburg, Hessen - Kassel und Pfalz sich zur re- formirten Lehre bekannten. Er stimmte dafür, daß der katholische Maximilian vombaiern, die dem Pfalz- grafen entrissene Kurwürde erhielt, und so den Protestan- ten eine Kurstimme verloren ging; als endlich, Schweden und die deutschen Protestanten darauf drangen, daß der protestantische Religionszustand in den östreichi» schen Landen wieder so hergestellt werden solle, wie er i. I. 1618 gewesen war, da erklärte sich der Kurfürst dagegen. Hätte wohl der eifrigste Katholik mehr zum Nachtheil der Protestanten stimmen können? Und wie belohnte Oest- reich seine Dienstfertigkeit? — An eine Entschädigung für die unaussprechlichen Drangsale, die das Land erlitten hat- te, wie sie wohl anderen protestantischen Fürsten zu Theil wurde, war nicht zu denken; in der Jülich - kle- vischen Erbschaftssache that der Kaiser auch nicht einen Sckritt zu feinen Gunsten, und was der Kurfürst sonst noch Vorschlägen oder begehren mochte, das ward zurückgewiesen und verweigert. Nach dem weftphälischen Frieden, der am 24. Oktober 1648 beschlossen wurde, war erst in einiger Maße zu übersehen, was Kursachsen durch den dreißigjah. rigen Krieg eingebüßt hatte, wiewohl genaue Angaben nicht möglich waren. Sachsen, noch vor 18 Jahren das volkreichste, blühendste deutsche Land, war mit Bran- denburg das ödeste, und hatte durch Krieg, Pest, Hun- ger und Auswanderung 1 Million Menschen verloren. Dem Landmann war sein Betricbvieh geraubt, ihm fehlte Saat und Brot. Am meisten hatte das Erzgebirge und das Voigt!and wegen seiner Nachbarschaft mit Böh-

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 300

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
300 liches von ihren Vorrechten aufgeben, während Andere, durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Einzelnen auf einen Theil ihrer Vorrechte verzichten müßten, wenn das Ganze gewinnen sollte, auf die Abschaffung so man- cher Privilegien drangen, die mit dem Bedürfnisse der Zeit im Widerspruche standen. Der Kampf war lang und hart, denn es galt hier die Aufgabe wohlerworbener Rechte, die, da sie durch Vertrage erlangt worden waren, den Besitzern ohne ihre Einwilligung nicht genommen werden konnten. Die wichtigsten Angelegenheiten, die unmitlelbar in das Leben des Staates griffen, und entscheidend auf dessen künftige Gestaltung einwirkten, mußten in Frage kommen und entschieden werden. Die Vertretung des Volkes in zwei Kammern und deren Zusammensetzung, die Ablösbar- keit der Frohnden und Servituten, die Patrimonialjuris- drction, die Feststellung der Wahlordnung, die Bestim- mung der Civilliste, die Ausscheidung des Staatsguts, die Oeffentlichkeit der Verhandlungen, die Vereinigung der Lausitz mit den alten Erblanden, die Unterordnung der katholischen Geistlichkeit unter einen protestantischen Cultus- minister, das waren die Hauptgegenstande, worüber ent- schieden werden mußte, und die lange und heftige Erör- terungen veranlaßten. Nach einer 6 monatlichen Arbeit waren endlich die Hauptschwierigkeiten besiegt, und unter eifriger Mitwirkung des allgemein geliebten Prinzregenten und dessen edlen Ministers von Lindenau das mühevolle Werk zu Stande gebracht, welches allein durch den ernst- lichen Willen, die Freisinnigkeit und die großmüthigen Verzichtleistungen der Regierung auf mehrere althergebrachte Vorrechte, möglich geworden war. Mag die neue Verfas- sung , wie alles Menschliche, noch Manches zu wünschen übrig lassen, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, daß sie unverkennbar daß Werk der besonnensten Berathung und des achtbarsten Eifers für das Wohl ^des Vaterlandes ist, und daß sie, da sie noch keineswegs für abgeschlossen anzu- sehen, um so mehr sich dazu eignet, diejenigen Verbesserungen und Ergänzungen in sich aufzunehmen, die die Erfahrung als bewährt gesunden hat. Die neue Verfassungsurkunde enthalt im Wesentlichen folgende Festsetzungen.

10. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 124

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
124 theilen und schlugen sich zu ihm. Da Kurfürst Fried- rich die Ruhestörer durch gütliche Mittel zur Ordnung zu- rückzuführcn wünschte, so wurden mehrere Monate hin- durch keine kriegerische Anstalten gegen sie gemacht, dadurch wurde aber nichts gewonnen, denn die Empörer gaben keinen vernünftigen Vorstellungen Gehör und ihr Haufe wurde mit jedem Tage größer. Münzer hatte die Absicht, mit den Aufrührern in Franken gemeinschaftliche Sache zu machen, deshalb hielt er sich stille und rüstete, um, wenn sich der Ausstand in Franken den Grenzen von Thüringen genähert haben würde, mit aller Gewalt loszubrechen und die weltliche Herrschaft zu stürzen. Diesem Plane entgegen drang Mün- zers Gehilfe, Pfeifer, auf die Eröffnung der Feindselig- keiten und erzwang die Einwilligung zu einem Raubzuge ins Eichsfeld. Er zog mit einer zahlreichen Schaar aus, plünderte viele Kirchen und Klöster, beraubte und verjagte eine Menge Edelleute und kehrte mit einer reichen Beute heim. Nun wollten die übrigen auch nicht Zurückbleiben und nöthtigtcn den Münzer, sie aus der Stadt zu führen und sich mit einer Schaar von 8000 Bauern, die bei Franken Hausen stand, zu vereinigen. Als er mit 3oo Mühl Häusern bei den Bauern ankam, fand er diese ganz verzagt, denn sie hatten eben eine schwere Niederlage der ihrigen im Mansfeldischen vernommen, auch wußten sie, daß die Fürsten von Sachsen, Hessen und Braun- schweig gegen sie im Anzuge waren. Zwar standen sie auf einer vortheilhaften Anhöhe und hatten sich mit einer Wagenburg umgeben, doch mangelten ihnen Waffen und Geschütz. Aus Mitleid gegen die verführten Bauern ließen die Fürsten ihnen Begnadigung antragen, wenn sie die Waffen nicderlegen würden. Doch Münzer wußte die Bauern zur Zurückweisung dieses Anerbietens zu überreden, indem er ihnen die Hilfe Gottes zum gewissen Siege ver- hieß und versicherte, daß er alle Kugeln mit seinem Aermcl auffangen würde. Um aber der betrogenen Menge jeden Weg zum friedlichen Vergleiche abzuschneiden, ließ er die Edelknaben, die den Antrag der Fürsten überbracht, un- menschlich niedcrhauen. Nun rückten am I5ten Mai 1525 die Fürsten vor, und der Landgraf von Hessen gab das
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