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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 166

1911 - Erfurt : Keyser
- 166 — währte er den neuen Landeskinder eine zehnjährige Steuerfreiheit. Seinem Rufe folgten wohl 20 000 Familien ans Schwaben, Franken, Niedersachsen und der Schweiz. Den größten Zufluß hatte das preußische Land aber aus Salzburg. Not der Salzburger: Dort hatte der Erzbischof seinen evangelischen Untertanen besohlen, katholisch zu werden oder auszuwandern. Doch nur wenige bekehrten sich, die anderen wurden mitten im Winter ausgewiesen und lagerten einen Monat lang an der Grenze Bayerns aus freiem Felde. Sie wandten sich in ihrer Not an den König Friedrich Wilhelm, und dieser wurde ihnen ein treuer Helfer und Beschützer. In einer öffentlichen Bekanntmachung erklärte er sie für seine Schützlinge und bot ihnen sein Königreich Preußen als Zufluchtsort und neue Heimat an. Zug der Salzburger nach Preußen: Im Frühling 1732 machten sie sich mit Sack und Pack und Weib und Kind auf den Weg. Friedrich Wilhelm schickte ihnen Bevollmächtigte entgegen, welche ihnen täglich für den Mann 4, sür die Frau 3, sür ein Kind 2 Groschen Reisegeld zahlen und sie leiten mußten. Die Hauptzüge gingen, die Richtung auf Berlin hallend, ans verschiedenen Wegen durch Schwaben, Hessen, Sachsen und Thüringen. Die Salzburger im Erfurter Gebiet: Hierbei berührten einige Haufen das Erfurter Gebiet, und am 8. August 1732 zogen mehr als 800 Salzburger an der Stadt selbst vorüber. Sie kamen vom Steiger her über Daberstedt nach dem Schmidtstedtertor und gingen von da außerhalb des Krämpser- und Johannestores nach Ilversgehofen auf das Ried, wo sie sich lagerten. Die Auswanderer, die meist zu Fuß kamen und Stäbe in den Händen hatten, sangen, während sie einherzogen, sromme Lieder, vor allem ihr Lieblingslied: „Ich bin ein armer Exulant, Also tu ich mich schreiben. Man tut mich ans dem Vaterland Um Gottes Wort vertreiben." Etliche der Salzburger trugen Kinder und kleine Wiegen auf dem Rücken. Die Männer waren mit kurzen Tuchjacken, weilen, unten zugebundenen Hofen und dickbesohlten Riemenschuhen bekleidet, die Frauen mit großen Strohhüten, kurzen Röcken und wollenen Miedern. Auf Wagen, die zum Teil mit ihren eigenen, großen und starken Pferden bespannt waren, führten sie Kranke, Altersschwache und Kinder nach. Keinen hörte man über die erduldeten Bedrückungen klagen, und die Bürger, die ihnen zum Empfang entgegengeeilt waren und sie begleiteten, konnten sich nicht genug über das „sehr gelassene, stille Wesen" der Salzburger wundern. Sie schenkten ihnen viel Geld, Bücher, Kleider, Schuhe und Strümpfe und brachten ihnen eine Sammlung von 570 Reichstalern, zu welcher die Geistlichen von der Kanzel herab aufgefordert hatten, nach Weißensee nach.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 222

1911 - Erfurt : Keyser
— 222 — maßgebenden Stellen Berlins. Aus Dankbarkeit hat ihm darum die Stadt im Steigerwald ein Denkmal errichtet und einem Promenadenwege seinen Namen gegeben. Der Bahnbau: Am 6. Juni 1846 wurde der erste Teil der Strecke von Halle nach Weißenfels in Gegenwart des Königs und des Prinzen Karl eröffnet. Das schönste Wetter begünstigte den Tag, und der König war über den Verlauf der Eröffnungsfeierlichkeiten sehr befriedigt. Auch genehmigte er, der Lokomotive, die den Festzug gefahren hatte, den Namen „6. Juni 1846" zu geben. Nun wurde emsig weiter gebaut. Schon am 19. Dezember 1846 konnte die Bahnstrecke von Weißenfels nach Weimar eröffnet werden. Um diese Zeit wurde noch am Erfurter Teil fleißig gebaut. Eine Zeitungsnotiz meldet davon: „Die Arbeiten an der Thüringischen Eisenbahn schreiten auch bei uns in Erfurt rasch vorwärts. Aus unserem Bahnhöfe sind ?chon viele Gebäude unter Dach und Fach, einige zu Werkstätten bestimmte bereits bezogen. Auch wird an vielen anderen eifrig gearbeitet. Die über den Wallgraben führenden Brücken und die gewöhnlichen Durchgänge unter den Wällen und dem Schmidt-stedtertor gehen ebenfalls ihrer Vollendung entgegen, so daß bald der größte Teil der Arbeiten von hier bis Weimar beendet sein wird. Aber auch an der anderen Seite der Stadt, nach Gotha zu, werden die Arbeiten mit der größten Emsigkeit betrieben. An der Gerabrücke bei Hochheim, einem der schönsten Bauwerke, wurde am 15. November der Schlußstein eingefügt, was Anlaß zu einer Festlichkeit gab. Die an der Brücke beschäftigten Arbeiter versammelten sich im Gasthof „König von Preußen". Von hier aus zogen sie unter Vortritt eines Musikkorps, von Marschällen geführt und mit Blumen und Kränzen geschmückt, durch die Hauptstraßen der Stadt nach der Baustelle bei Hochheim, woselbst sie in der Nähe des Gewölbes, bei welchem der Schlußstein eingesetzt werden sollte, Aufstellung nahmen. Die Mitglieder der Eisenbahndirektion, der leitende Ingenieur, sowie eine unzählige Menge Zuschauer aus Stadt und Umgegend hatten sich inzwischen zur Feier eingestellt. Herr Ingenieur Reißert dankte in kurzer Ansprache dem Arbeitspersonal für den bewiesenen rastlosen, emsigen Fleiß und schloß mit dem Bemerken, daß in wenigen Monaten die feurigen Rosse über die soeben vollendete Brücke sausen würden, um uns mit den Nachbarstädten in freundliche Verbindung zu setzen. Nach Einfügung des Schlußsteines bestieg Herr Maurermeister Sahleuder jun. diese Stelle, um nach Sitte und Brauch den Ehrentrunk zu tun auf das Wohl der Eisenbahndirektion und auf das Gedeihen des großen Werkes zum Nutzen des Vaterlandes und der Unternehmer." Eröffnung der Strecke Erfurt-Weimar: Am 31. März 1847 wurde die Strecke von Weimar nach Erfurt eröffnet, um sie am 1. April dem Publikum zur Benutzung zu übergeben. Vor-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 100

1911 - Erfurt : Keyser
- 100 — Hauses nicht schrecken ließ. Auch Dudelsackpfeifer und Fiedler, Ringer und Klopffechter (gewerbsmäßige Fechter) waren da, und unter all dem Volk suchten die Leute ein Vergnügen, die ihre Geschäfte erledigt hatten oder sonst nichts Besseres zu tun wußten. (Nach L. Rohmann.) 34. Erfurt als Markt- und ßandelsstadt. Vor der Stadt: Auf der breiten Landstraße, die von Erfurt aus nach dem norddeutschen Tiefland läuft, bewegte sich an einem Spätsommertage des Jahres 1522 ein stattlicher Warenzug. Nicht weniger als 27 zweiräderige Karren zählen wir, die von 54 kräftigen Gäulen gezogen und von rüstigen Knechten geleitet werden. Die Güter wurden in Hamburg für Rechnung einiger Nürnberger Handelsherren verfrachtet. Menschen und Pferde sind müde von der weilen, heute zurückgelegten Strecke längs der sumpfigen Geraaue (Bett der Schmalen Gera); doch müssen alle Kräfte angespannt werden, um noch bei Tageslicht die Erfurter Stadtmauer zu erreichen. Schon steht die Sonne tief am Himmel; sie glänzt auf dem Dache von „Unserer lieben Frauen" (Dom) und von Skt. Sever, die sich scharf vom südwestlichen Himmel abheben. Ringsum dehnen sich reifende Getreidefelder aus, dazwischen sind weite Strecken mit den grünen Blattrosetten des Waids bedeckt. Die Ausläufer der Fahnerschen Höhe, die nahe an der Stadtmauer nach der Gera zu abfallen, und die Abhänge des Petersberges umgrünen üppige Weinberge. Jetzt hebt sich das mehrtürmige Johannestor deutlich vom Mauerring. Von Nordwesten her mündet die Nordhäuser Straße ein in unsern Weg; sie führt manchen Kaufmannszug — einzelne Karren und ganze Gesellschaften — dem gleichen Ziele zu: der vieltürmigen, weitberühmten Thüringer Handelsstadt Erfurt. Dicht vor dem Tore wird das Gedränge noch merkbarer; ein Trupp Gewappneter, die den Erzbischof von Magdeburg über den Thüringer Wald geleiten wollen, hat uns überholt. Voraus reitet der sächsische Obergeleitsmann mit dem weißen Stabe im Namen seines Herren, des Kurfürsten. Sie dürfen zuerst das Tor passieren. Dann muß der Hauptmann unseres Zuges die „Politen" (s. S. 95) vom letzten Geleitsort vorweisen, und endlich rollen die schwerfälligen Karren durch das mächtige Torgebäude. Auf der Krämerbrücke und im Kaufhaus: Aber noch ist den müden Reisenden keine Ruhe gegönnt. Zwar ziehen die Pferde, die wohl wissen, daß ihrer ein warmer Stall wartet, nach Kräften vorwärts, fast zu rasch für unser Verlangen, die Auslagen der Kaufmannsgaden: Tuch und Leinen. Schuhwerk und „essende Ware", vor allem aber die tausenderlei Arten fremdländischer Kostbarkeiten der Krämerbrücke in Augenschein zu nehmen; wir aber müssen uns schleunigst nach dem Ueberschreiten dieses

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 14

1911 - Erfurt : Keyser
bürg mit Mauern und vergrößerte Nordhausen und Erfurt wo er auf dem Petersberge einen Palast und bei dem jetzigen Dorfe Moblsburg eine Burg, die Merwigsburg, errichtete. ^ So war in Thüringen, im Herzen Deutschlands, ein gewaltigem Reich entstanden, an dessen Spitze ein mächtiges Königsge-schlecht stand. (Nach Julius Koch u. a.) 4-. Sagen von der Hlerwigsburg bei ülöbisburg. a) Zwischen den Städten Arnstadt und Erfurt, am rechten User der Gera, liegt am Abhange des Steigerwaldes, wo man den Wald die Wagd oder Wagweide nennt, das Dorf Möbisburg, früher Merwigsburg genannt. Auf einem das Dorf überragenden Hügel steht weitschauend die Kirche, und auf ihrer Stätte stand in der Zeiten Frühe die Merwigsburg, welche der Franken- und Thüringerkönig Merwig erbaute. Auch ließ er einen Palast in ihr aufführen. Gräberfunde in der Flurmarkung, besonders in der Nähe des benachbarten Dorfes Bischleben, deuten hinlänglich auf eine sehr frühe Bevölkerung dieser Gegend. Die Merwigsburg war später der Herrschersitz des Thüringerkönigs Bisin, bei welchem der aus Franken vertriebene Sohn Mer-wigs, Childerich, eine Zuflucht fand. Er verweilte mehrere Jahre auf der Burg, bis ihm die Botschaft kam, daß er in sein Reich zurückkehren könne. Als dies geschehen war, folgte ihm Basina, Bisins Gemahlin,1) nach, vermählte sich mit Childerich und wurde die Mutter des großen Frankenkönigs Chlodio oder Chlodwig. Später siedelten sich Raubritter in dem Schlosse an, was dessen völlige Zerstörung zur Folge hatte. (Nach L. Sechstem.) b) Die Sage berichtet auch von einem reichen Königsschatze, der im Schoße des Hügels unter der Kirche des heiligen Diony- sius liegen soll. Als die Kirche gebaut wnrde, ließen sich drei Männer belehren, wie der Schatz gehoben werden müsse. Am bestimmten Tage und zur bestimmten Stunde, mittags um 12, als alle Arbeiter fortgegangen und sie ungestört waren, schickten sie sich zur Hebung an. Da kamen wider ihren Willen die Frauen der zwei verheirateten Männer mit dem Mittagessen. Kaum waren diese herzugetreten, als ein Mann im roten Kleide auf einem kleinen, mit weißen Böcken bespannten Wagen den rhodischen Berg herab und auf sie zugefahren kam. Der rote Mann ergriff sie und drehte einem nach dem anderen den Hals um. ') Nicht Gemahlin, sondern vermutlich die Schwester; die Gemahlin hieß Jjtema und wurde durch einen Langobardenfürsten entführt.

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 123

1911 - Erfurt : Keyser
Staates betroffen, da er von Sachsen bequem zu erreichen war. Das merkwürdigste Ereignis jener sieben Kriegsjahre war der Einzug des großen Königs in Erfurt und sein Aufenthalt in mehreren Dörfern des städtischen Gebietes (s. Nr. 58, 59, 60 u. 61). Dalbergsche Zeit: Nach dieser schlimmen Zeit (seit 1772) war der Statthalter v. Dalberg unserm Erfurt ein treuer Helfer und Berater. Er war besonders ein eifriger Förderer der Künste und Wissenschaften, so daß unter seiner Statthalterschaft sogar die Universität noch einmal für kurze Zeit aufzublühen begann. Hervorragende Männer, die Brüder Humboldt, Schiller und Goethe, weilten damals häufig als Gäste in Erfurt, das die großen Naturforscher Trommsdorff, Bernhardt und Bucholz zu den Seinen zählte. Heute noch gilt die Dalbergsche Zeit als eine für die Stadt reich gesegnete, obwohl gesagt sein muß, daß es auch Dalberg nicht gelungen ist, einen dauernden Aufschwung herbeizuführen (s. Nr. 62 u. 63). Damals umfaßte der erfurtifche Teil des Mainzer Gebietes das Fürstentum Erfurt mit 2 Städten (Erfurt und Sömmerda), drei Marktflecken, 72 Dörfern und 4 Schlössern und die Grafschaft Blankenhain (seit 1794) mit 1 Stadt, 1 Marktflecken, 19 Dörfern und 1 Schloß. Die Landesregierung befand sich in Mainz, während in Ersurt besondere Ortsbehörden errichtet waren. Das Erfurter Gebiet war in folgende neun Aemter geteilt: Vargnla, Azmannsdorf, Tonndorf, Vippach, Großsömmerda und die für den jetzigen Landkreis in Betracht kommenden Aemter Mühlberg, Gispersleben, Alach und endlich das Stadtamt. Die Grafschaft Blankenhain iuntergleichen) mit Wandersleben verwaltete ein Regierungsrat in Erfurt. Der Ortsvorstand der einzelnen Gemeinden bestand aus dem Oberheimbürgen und 5 bis 8 Ortsvormunden, welche durch Stimmenmehrheit von der Gemeinde in der Regel auf Lebenszeit gewühlt und vom Kurfürstlichen Amt bestätigt und vereidigt wurden. Der Oberheimbürge war der erste Vorgesetzte der Gemeinde. Erfurt wird preußisch: Werfen wir nun wieder einen Blick auf die geschichtlichen Ereignisse am Ausgang des 18. Jahrhunderts. In dem wegen der französischen Revolution aufbrechenden ersten Bundeskriege wurde der rheinische Teil des Mainzer Gebietes hart betroffen. Die Hauptstadt Mainz selbst wurde von den Franzosen erobert, und der Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Ehrthal, dem die Erfurter zum Gedächtnis seines Aufenthaltes in ihrer Stadt (1777) den Obelisken vor den Graden (Friedrich Wilhelmsplatz) errichtet hatten, sah sich zur Flucht nach hier gezwungen. Auch viele französische Flüchtlinge fanden in Erfurt ein sicheres Unterkommen (f. Französische Emigranten in Ersurt, Nr. 64). Der dem zweiten Bundeskriege folgende Friede von Lüneville (1801) bestätigte die schon im Frieden von Eampoformio (1797) beschlossene Abtretung des linken Rheinusers. Er gab den Welt-

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 220

1911 - Erfurt : Keyser
— 220 — Tale empor und verschmolz mit dem von weit und breit herübertönenden Schall der Dorfglocken zu einem wahrhaft feierlichen Festgeläut. Am fernen Rande des Horizontes glühte das Feuerzeichen am Brocken. Der Jnfelsberg, der König des Thüringer Waldgebirges, bestrahlte mit hellem Flammenlichte die Spitzen und Gipfel der niedern Berge und Höhen, die sich um ihn lagern. Die alte Feste Eyrialsburg lag mit Pechkränzen, die auf ihren Mauern und Schanzen brannten, hellerleuchtet da, und ihr Kanonendonner begleitete die Freudengesänge der fröhlichen Gesellschaften, die auf der hohen, von einem Flammenmeer umglühten Schwedenschanze in aufgeschlagenen Zelten der Freude opferten. Einige hundert Feuer konnte man mit unbewaffnetem Auge unterscheiden, und noch unzählige schimmerten wie Nebelsterne aus ungewisser Ferne. Der hohe Ettersberg erstrahlte einigemal von bengalischem Feuer und erhellte weit und breit die Gegend. Aus allen Dörfern schallte festliches Geläute, und die Musketen des Landsturms knallten dazwischen. Ein schöner Herbstabend begünstigte das heilige Vaterlandsfest des deutschen Volkes, und der Mond, der freundlich am Himmel stand, verschwand, als die hehren Flam-men, die Sinnbilder des vereinten Völkerjubels, zu den Sternen emporzulodern begannen. (Nach C. Beyer.) 81. Die Thüringer Eisenbahn. Einst und jetzt: Nur wenige Menschen können sich heute der Zeit erinnern, in der die Post ausschließlich den Personenverkehr vermittelte. Wohl war es damals eine Lust, im roten Thnrn-und Taxis'schen Postwagen zu sitzen, wenn er langsam einen im frischen Maiengrün prangenden Bergeshang hinaufklomm und ein Echo das Lied des Postillons ans den Waldesgründen wiedergab. Wie groß aber war die Unbequemlichkeit einer solchen Reise im Winter, wenn Schneewehen den Wagen einhüllten und die Pferde nicht mehr vorwärts konnten! Damals bestellte ein Kaufmann, der eine tagelange Postsahrt antreten mußte, zuvor sein Haus, machte sein Testament und befahl sich und die Seinen in Gottes Hand. Wie ganz anders ist das heutzutage! Wenn jetzt ein Kaufmann z. B. von Erfurt nach Frankfurt a. M. fährt, wozu er früher bei ununterbrochener Post-fakrt 36 Stunden brauchte, setzt er sich nach Erledigung seiner Tagesgeschäfte in den Schnellzug. Hier nimmt er im eleganten Speisewagen sein Abendbrot ein und liest dann bei einem Glase Bier oder Wein die neuesten Abendzeitungen oder verbringt die Zeit in angenehmer Unterhaltung mit seinen Mitreisenden, während der Zug durch die Landschaft dahinbraust. Noch vor Mitternacht fährt der Zug donnernd in die große Bahnhofshalle Frankfurts ein; denn unsere Schnellzüge legen den Weg in 4^ Stunde

7. Landeskunde des Deutschen Reiches - S. 38

1912 - München : Oldenbourg
Tuidl (Jifnmrf) 253 m Wartburg 426 m Thüringer Wald. Eijenach mit der Wartburg. Der Thüringerwald ist ein Lieblingsziel des deutschen Reiseverkehrs. Ein dichtes, schattiges Waldkleid deckt seine Gehänge bis zu den Gipfeln, zu denen bequeme Wege und Straßen emporführen. Die Brust atmet beseligt die reine stärkende Waldluft und der Blick schweift von den Höhen des Gebirges zu den gesegneten Landschaften im Norden und Süden. Zahlreiche Stätten, so insbesondere die Wartburg, sind geweiht durch die Geschichte und die Erinnerung an unsere großen Dichter.

8. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 8

1898 - Schwabach : Schreyer
— 8 - leget aus unserem Nachbarland Württemberg. Der größte unter ihnen ist der Hohenstaufen, der einst Kaiser Rotbarts Stammburg trug. Süd- lich des Hesselberges dehnt sich eine viele Stunden breite Ebene aus, bewässert von der Wörnitz und bedeckt mit zahlreichen Orten. Es ist das Ries. Juraberge schließen es rings ein. Bei ganz hellem Wetter grüßen aus fernem Süden die Bergspitzen der Alpen herauf zu uns. Rings um den Berg liegen in buntestem Wechsel Wald und Feld, Mühle und Dorf und Stadt, Hügel und Thal. Mehr denn hundert Ortschaften könnte man von der Höhe aus zahlen. Zusammenfassung: Aussicht vom Hesselberg. Der Hessel- berg erhebt sich frei aus dem hügeligen Lande. Man sieht von seinem Rücken die Frankenhöhe, den Jura, das Altmühlthal, die Nürnberger Burg und viele Ortschaften. Im Süden ist eine große Ebene, das Ries. Da fließt die Wörnitz. d. Wegen der reizenden Fernsicht wird der Hesselberg oft von Fremden bestiegen. Sogar Fürsten verschmähten nicht, von seiner Höhe einen Blick ins Franken- und Schwabenland zu werfen, wie ein Gedenkstein auf der Mitte des Berges erzählt: „Hier hat i. I. 1632 Gustav Adolph, König von Schweden, ge- ruht, sowie i. I. 1803 Fr. Wilhelm Iii., König von Preußen. Errichtet 1856." M e i st ist es ganz still und einsam auf dem Hesselberge; ein paar Schäfer, die ihre Schafherde droben weiden, sehen oft Wochen- lang keinen Menschen. Selbst im Sommer tragen sie ihren langen fal- tigen Mantel und Fausthandschuhe bei sich. Warum wohl? Kalte Winde. — Hier oben ist's viel kälter wie im Thal, und wenn im Frühling drunten an den Berghängen die Kinder Veilchen, Schlüsselblumen und Schneeglöckchen zupfen, trägt die Höhe des Hesselberges noch lange eine mächtige Schneekappe. Einmal im Jahre aber geht es droben auf dem Berge so lebhaft zu wie aus einem Marktplatze. Es ist um Johanni. Da treiben die Bauern aus der Umgegend ihr verkäufliches Vieh zur Hesselberg-Messe (Markt). Vier Tage lang dauert die Bergmesse. Aus dem Berg stehen seit langer Zeit zwei lustige Berghütten, in denen an den Markt- tagen tüchtig gezecht wird. Zusammenfaffnng: Der Hesselberg und seine Gäste. Den größten Teil des Jahres sind ein paar Schäfer mit ihren Herden droben auf dem Berg. Wegen der herrlichen Aussicht wird er aber auch von Fremden gerne bestiegen. Sogar Könige waren aus seinem Rücken. Um Johanni wird dort eine Bergmesse ab- gehalten. Da erhält der Hesselberg seine meisten Gäste.

9. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 10

1898 - Schwabach : Schreyer
— 10 — c. Das Ries, eine fruchtbare Ebene. Was kündete uns der Riesboden schon am Eingange an? Frucht- barkeit. Von der großen Fruchtbarkeit des Rieses überzeugen wir uns immer mehr, je weiter wir in dasselbe eindringen. Bei Öttingen liegt das Ries wie ein großer, sast kreisrunder Kessel vor uns. Wohl über 1s Stunden braucht man, um den Umfang der Ebene abzugehen. Einmal haben wir schon eine kesselsörmige Ebene betrachtet? Bamberger Kessel. — Was haben wir uns von demselben besonders gemerkt? Er ist sehr sruchtbar; man nennt ihn den Gemüsegarten unseres Vaterlandes; er besitzt ein mildes Klima*). — Warum besitzt der Bam- berger Kessel ein mildes Klima? Die Berge halten die rauhen Winde ab. — Ebenso ist es bei der Riesebene. Rings um dieselbe ziehen lange Ketteu von Bergen und Hügeln, (welche?), geschmückt mit Laub- und Fichtenwaldungen. Rauhe Winde, bedeutende Winterkälte und starker Schneesall sind daher im Ries eine Seltenheit. Es besitzt ein mäßig warmes Klima. — Wie der Ochsensurter Gau und der Bamberger Kessel ist das Ries weit und breit berühmt wegen seiner Fruchtbarkeit. Die mann ig- fach ft e n Feldsrüchte, wie Kraut und Rüben, Erbsen und Acker- bohnen, Roggen und Haber gedeihen in vorzüglicher Güte. Auch der genügsame Flachs mit seinen zarten, himmelblauen Blüten bedeckt manches Stücklein des fruchtbaren Riesbodens; denn die Riesbäuerin hält gar viel darauf, aus selbstgebautem Flachs Garn zu spinnen und Tuch weben zu lassen. — Am bedeutendsten jedoch ist der Gersten- und Dinkelbau. Vorzügliches Gemüse baut man bei Öttingen. Die stattlichen Obstbäume an den Landstraßen und in den Gärten der Ort- schasten hängen in manchen Jahrgängen so voll Obst, daß ihre Äste durch Stangen gestützt werden müssen. Zusammenfassung: Von der Fruchtbarkeit des Rieses. Das Ries ist eine kesselsörmige Ebene. Rings um dieselbe ziehen waldreiche Bergketten, welche die rauhen Winde abhalten. Das Ries besitzt große Fruchtbarkeit. Es gedeihen alle Feldsrüchte, Obst und Gemüse. Am bedeutendsten ist der Anbau von Gerste und Dinkel. In zahlreichen Thälchen eilen die Wasser von den Bergen, welche das Ries umschließen, dem Hauptfluß der Ebene zu. Wie heißt derselbe? Wörnitz. — An die Wörnitz und ihre Znstußbäche haben die Riesbauern ihre Dörser mit Vorliebe gebaut. Bei einer Wanderung durch dieselben bemerkt man auffallend große Scharen von Tauben, Hüh- nern und Enten. Und draußen auf den Wiesen der Dörfer weiden stattliche Viehherden und erstaunlich große Gänse Herden. Ja, manche Gänseherde zählt wohl an die 500 Stück. An den Abhängen *) Siehe I. Teil, Seite 74.

10. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 20

1898 - Schwabach : Schreyer
- 20 — Welchem Kaiser gehorchten diese? Augustus. — Die Römer besaßen aber nicht nur Weisseuburg, sie hatten einen größeren Landstrich nörd- lich der Donau, erobert. (Zeigen!) Nördlich von diesen den Römern gehörigen Ländern wohnten Germanen. Diese wollten die Römer ver- treiben und fielen ost in ihr Land ein. Daher kam ein späterer rö- Mischer Kaiser aus den Gedanken, an der Grenze gegen die Germanen eine Mauer zu erbauen, und diese römische Grenzmauer nannte man nachmals die Tenselsmauer. Sie nahm ihren Anfang bei Kelheim, zog sich in einem großen Bogen um die Eichstätter Alp, überschritt bei Günzenhausen die Altmühl, strich um den Hahnenkamm und Hesselberg an die Wörnitz und lief nach Nordwesten an den Rhein. Zeigen! Zusammenfassung: Wer die Teuselsmaner erbauen ließ, und wie sie zog. Durch Günzenhausen lies die Teufelsmauer. Diese wurde von den Römern erbaut. Sie begann bei Kelheim, zog in einem großen Bogen um die Eichstätter Alp, den Hahnen- kämm, den Hesselberg, überschritt Altmühl und Wörnitz und strich nach Nordwesten an den Rhein. Wie mag nun diese Teufelsmauer ausgesehen haben? Heute köunen wir sie nicht mehr sehen; denn sie ist ganz zerstört! Woher weiß man wohl, daß die Mauer dagewesen ist? - Hinweis aus die Ausgrabungen bei Weissenburg a/S. — Wie sie ausgesehen hat, das können wir uns am besten vorstellen, wenn wir unsern Eisen- bahndamm betrachten. Woraus ist dieser erbaut? Steine, Erde, Kies und Rasen. — Auch die Teuselsmauer war ein Wall, aus Steinen, Erde, Rasen und Kies ansgeworsen. Wo finden wir den Eisenbahn- dämm gemauert? Fluß- und Thalübergänge. — Ebenso war es bei der Teufelsmauer. Wie ist^s mit der Höhe des Eisenbahndammes? Bei Thälern hoch, an Bergen niedrig. — Gerade so war es bei der Ten- selsmauer. Sie war je uach Beschaffenheit des Bodens bis zu 3 in hoch, also viel niedriger als der Eisenbahndamm. Was wißt Ihr über die Breite des Eisenbahndammes? Überall gleich breit. — Bei der Teufelsmauer war dies etwas auders. Sie war 3—6 m breit. Was sehen wir oben auf dem Eisenbahndamm? Schienen. — Aus der Teuselsmauer lies eine gepflasterte Straße dahin. Wie aus dem Eisenbahndamm die Eisenbahn sährt, so fuhren auf der Teufels- mauer die römischen Soldaten mit Wägen. Wie am Eisenbahn- dämm viele kleine Bahnwärterhäuschen und größere Stationsgebäude stehen, so dehute sich aus der iunern Seite der Teuselsmauer eine fort- laufende Kette von kleineren Wachthänsern und größeren Türmen aus. In diesen hielten die römischen Soldaten Wache. — Wäre aber die äußere Seite der Teuselsmauer genau so gebaut gewesen, wie die an unserem Bahndamm gegen Penzendorf hin, so wäre es den Germanen leicht gewesen, den Wall zu erklimmen und darüber zu steigen.
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