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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 11

1913 - Leipzig : Hahn
11 Ein einsamer Mann schritt eilig auf dem schmalen, grasbewachsenen Fußpfade vorwärts. Er war noch jung. Ein leichter Flaum sproßte über den frischen Lippen, und die hellgrauen Augen blitzten unternehmend und sorglos in die Welt. Ein lustiges Lied vor sich hinträllernd, achtete er wenig auf seine Umgebung; er sah weder rechts noch links; er bemerkte es auch nicht, daß die zuerst vereinzelt stehenden Sträucher und Bäume einander immer näher rückten. Plötzlich blieb er stehen. Die Pfade kreuzten sich nach verschiedenen Richtungen, und gerade vor ihm erhob sich ein dichter Wald. Überlegend sah er um sich. Weißer Nebel stieg aus den Wiesen hinter ihm; der Mond war aufgegangen und goß sein bleiches Silberlicht über die Berge; schwarz und schweigend stand der Wald da. Sollte er eintreten? Einen Augenblick besann er sich. Dann warf er trotzig seinen Kopf zurück und schritt vorwärts, zuerst vorsichtig, dann rascher. Immer tiefer drang er ein. Gespenstig drohend streckten die hohen Bäume ihre Äste gen Himmel. Der zuerst ziemlich breite Weg wurde immer schmäler. Kaum mehr dem Auge erkennbar, schlängelte er sich zwischen dem Buschwerk dahin. Der Jüngling mochte wohl mehrere Stunden so gegangen sein; Hunger und Müdigkeit drohten, ihn zu übermannen. Immer langsamer wurden seine Schritte, bis er endlich ganz stehen blieb. Er konnte nicht mehr vorwärts. Gerade vor ihm, quer über dem Weg, lag ein vom Sturme entwurzelter Stamm. Erschöpft ließ er sich auf diesen nieder, es war ihm unmöglich, weiter zu marschieren. Nachdem er eine Zeitlang geruht hatte, raffte er sich empor und eilte wieder zurück auf dem Wege, den er hergekommen war. Eine plötzliche, ihm sonst ganz ungewohnte Angst hatte ihn überfallen. „Nur fort, nur heraus aus diesem Walde," dachte er, „ganz gleich, wohin." Trotz seiner Ermattung lief er vorwärts, so schnell ihn die Beine trugen, einmal auf diesem, dann wieder auf jenem Wege. Aber zu seinem größten Schrecken gewahrte er, daß er immer wieder an den Ort zurückkehrte, von dem er ausgegangen war. Ver- zweifelnd warf er sich nieder, vergrub das Gesicht in beide Hände, schluchzte und rief laut um Hilfe. Als er wieder emporsah, schrak er zusammen, denn vor ihm standen drei Männer. Der eine trug ein prächtiges, reich mit Gold gesticktes Gewand, das von einem glänzenden, mit Edelsteinen geschmückten Gürtel zusammen- gehalten war. Der zweite hatte ein schwarzes Kleid mit rotem Gürtel und der dritte ein blaues Hemd und einen einfachen Ledergurt. In der nervigen Faust hielt er eine schwere Axt. „Was tust du hier?" fragten ihn die drei. — „Erbarmt Euch meiner, ich verschmachte. Sagt mir, wo ich eigentlich bin." — „Du bist im Walde des Elends", gaben sie zur Antwort. — „Helft mir, rettet mich, führt mich hinaus aus dieser entsetzlichen Wildnis", flehte er sie au. — „Wähle einen von uns, der dich führen soll."

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 13

1913 - Leipzig : Hahn
13 12. Die Ueujahrsnachl eines Unglücklichen. Ein alter Mensch stand in der Neujahrsnacht am Fenster und schaute verzweiflungsvoll auf zum unbeweglichen, ewig blühenden Himmel und wieder herab auf die stille, reine, weiße Erde, worauf jetzt niemand so freuden- und schlaflos war wie er. Der Kirchhof lag vor ihm, sein nahes Grab war bloß vom Schnee des Alters, nicht vom Grün der Jugend verdeckt, und er brachte nichts mit aus dem ganzen reichen Leben, nichts mit als Irrtümer, die Brust voll Gift und ein Alter voll Reue. Seine schönen Iugendtage wandten sich heute als Gespenster um und zogen ihn wieder vor den Hellen Morgen hin, wo ihn sein Vater zuerst auf den Scheideweg des Lebens gestellt hatte, der rechts auf der Sonnenbahn der Tugend in ein weites, ruhiges Land voll Licht, in die Heimat der Enge! bringt, und welcher links in die Maulwurfsgänge des Lasters hinabzieht, in eine schwarze Höhle voll heruntertropfenden Gifts, voll zischender Schlangen und finsterer, schwüler Dünste. Ach, die Schlangen hingen um seine Brust und die Gifttropfen auf seiner Zunge, und er wußte nun, wo er war. Sinnlos und mit unaussprechlichem Grame rief er zum Himmel hinauf: „Gib mir meine Jugend wieder! Cd Vater! stelle mich wieder auf den Scheideweg, damit ich anders wähle!" Aber sein Vater und seine Jugend waren längst dahin. Er sah Irrlichter auf Sümpfen tanzen und auf dem Gottesacker er- löschen, und er sagte: „Es sind meine törichten Tage." — Er sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Falle schimmern und auf der Erde zerrinnen. „Das bin ich", sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Reue gruben sich tiefer ein in seine Munden. Die Einbildungskraft zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf den Dächern, und die Mindmühle hob ihre Arme drohend zum Zer- schlagen auf, und im leeren Totenhause nahm eine zurückgebliebene Larve allmählich seine Züge an. Mitten in seiner Angst floß plötzlich die Musik für das Neujahr vom Turme hernieder wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt, er schaute nach dem Himmel und über die weite Erde und dachte an seine Jugendfreunde, die nun, besser und glücklicher als er, Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder und gesegnete Menschen waren, und er sagte: „Cd ! ich könnte auch, wie ihr, diese erste Nacht des Jahres mit trockenen Augen verschlummern, wenn ich gewollt hätte; ach, ich hätte glücklich sein können, ihr teuern Eltern, wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllt hätte!" In seinem reuevollen Andenken an seine Iünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Totenhause auf; endlich wurde sie in seiner Einbildung zu einem lebendigen

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 406

1913 - Leipzig : Hahn
406 Arabern eine einilangen, und dann hatscht ma für nix und wieder nix in Afrika umanand ..." Wetterle zuckte gottergeben die Achseln. Der Feldwebel stimmte zur Aufheiterung ein Lied an: „Wir sind die afrikanischen Legionäre. . aber keiner tat mit. So erreichten sie ein häßliches, gelbgefärbtes Eingeboreneudors und die Bewohner liefen zusammen; die Legion marschierte durch. Ein Pfiff: Kolonne halt! Nach jeder Stunde fünf Minuten Pause, und die Leute warfen sich in den warmen Sand neben dem Weg. Fünf Minuten Ruhe — dann ging's weiter, weiter südwärts . . . und hernach eine Schwenkung, die Menschenschlange krümmte sich zu einem bewegten Halbkreis, und der Hauptmann wies mit gezogenem Säbel die Richtung: Norden. Aber der glitzernde Säbelstich zeigte an Sidi-bel- Abbes vorbei, unbestimmt in die Wüste hinein. Man murrte leise, widersprach flüsternd in allen deutschen Dialekten der Ostsee und der Drau gegen das unsinnige Dahin und Dorthin in den zitternden Sonnenstrahlen, die von Minute zu Minute unerträglicher durch die Kappen und Nackenfetzen in den Schädeln wühlten. Grimpitz krampfte die Faust und schob den Unterkiefer vor; sein linker Nebenmann, der Hannoveraner Frehse, beruhigte ihn: „Wozu das Aufbegehren! Die Herren Offiziere tun, was ihnen paßt; sei s-till, viel- leicht wird es doch ernst." „Ernst — mit Platzpatronen!" „Man wird später die scharfe Munition austeilen, nur Geduld; der Kabylen-Kaid Si-Hamze, sagen sie..." „Ah, Schwindel!" Maillard und die Unteroffiziere überhörten absichtlich das wider- willige Branden und Brodeln in der Kompanie. Daß es da gärte, das wußten ja alle, vom Gouverneur in Sidi- bel-Abbes abwärts, aber die großen Herren an der Seine konnten doch nicht für die Fremdenlegion Händel suchen, damit sich die Abenteurer nicht mit Brunnengraben und Häuserbauten, mit dem Ausschöpfen der Kanäle im Arabergefängnis und mit Straßenanlagen die Zeit zu ver- treiben brauchten; die wüsten Raufbolde wollten immer nur massakrieren und Beute machen . . . Und überhaupt, der Kaiser war gerade jetzt den Beni-Jenni, Beni-Raten und Beni-Amer sehr friedlich gesinnt. Aber auch nicht einmal betrinken sollte sich die Legion, um ihr Elend zu ertränken! Von diesem schleichenden, durstigen Elend sprach zuweilen der Oberst Maurice de Doglier, der ein wenig nierenkranke und der nachdenklichste Kommandant, der jemals die Fremdenlegion führte; er sprach zum Haupt- mann Maillard und spreizte dazu den Zeigefinger seiner rechten Hand gegen den Oberschenkel — eine Ziererei, die er Mac Mahon abgeguckt hatte; die nervöse Linke ringelte wohlgefällig das spitz gehaltene Ende des gelockten Bartes oder die gedrehten Haare auf der Oberlippe: „Sonder- bar von Frankreich, daß es sich für fünf Centimes täglich von Menschen
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