Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 211

1913 - Leipzig : Hahn
211 ob man wirklich meinen könnte, es sei die Schnellpost nicht genug Zu- geständnis für die Reisesucht einer ruhelosen Menschheit. Erst als man hörte, daß wagehalsige Menschen im Königreiche Sachsen eine Eisenbahn zwischen Leipzig und Dresden bauten, da siegte auch im konservativen Berlin die Neuerungssucht über die Besonnenheit. In der letzten Hälfte der dreißiger Jahre erklärte sich auch die Regierung für überwunden. Sie gestattete den Bau einer Eisenbahn von Berlin bis--------------Potsdam. „Wo das hinaus soll?" Die Geheimräte zuckten die Achseln und schüttelten die Köpfe. „Lieber Kollege," sagte einer aus. dem Finanz- ministerium zu seinem Freunde im Ministerium des Innern, „das kann kein gutes Ende nehmen! Da graben sie und graben sie und wollen bei Schöneberg durch den Berg unter der Erde durch. Es ist schrecklich!" „Ja," sagte der Kollege, „das geht wider alle Ordnung. Die Fuhrleute werden alle aufsässig. Die Pferdezucht wird ruiniert. Das ist alles Dampf, nichts als Dampf!" „Meine Herren," erlaubte sich ein Postrat zu be- merken, „das kann keinen Bestand haben. Ich wohne in der Leipziger Straße und sehe, wie morgens bei schönem Wetter und hauptsächlich in der Rosenzeit höchstens sechs bis acht Fuhrwerke hinaus nach Potsdam und der Pfaueninsel fahren. Nun aber bauen sie Wagen, worin dreißig Personen Platz haben, und sie wollen an sechsmal des Tages damit hinaus" fahren. Was sollen wir Berliner denn alle Tage sechsmal in Potsdam machen?" Die Frage war unlösbar und noch unlösbarer die Frage, wie es bei solcher Reisesucht mit den Pässen werden solle. — Aber der Zeit- geist, der böse Zeitgeist hatte in Berlin die Menschheit erfaßt, und — da war kein Halten mehr! Im Herbst 1838 war die Hälfte der Eisenbahn bis Zehlendorf fertig. Eine Probefahrt fand statt, und nicht bloß der Polizeipräsident, sondern auch zwei Minister ließen sich herab, der Einladung des Direk- toriums zu folgen und die Reise bis Zehlendorf mitzumachen. Auch die Schriftsteller wurden mit einer Einladung beehrt, damit die öffentliche Meinung für das große Unternehmen gewonnen werde. Die öffentliche Meinung Berlins aber war dazumal der ehrwürdige Ludwig Rellstab braven An- gedenkens. Und er fuhr mit und fällte sein Urteil in einem ausführlichen Berichte in der Vossischen Zeitung, die dazumal den Geist aller guten Berliner beherrschte und lenkte. Über die erschreckende Geschwindigkeit dieses Probezuges — er fuhr in kaum einer Stunde richtig bis nach Zehlendorf, während der heutige Schnellzug dazu gerade sechzehn Minuten gebraucht — wußte der Bericht die öffentliche Meinung zu beruhigen. Im Wagen merke man die rasende Geschwindigkeit gar nicht. Selbst den Tunnel bei Schöneberg passiere der Zug, ohne daß die Damen — es waren auch solche eingeladen - aufgeschrien hätten. Nur wenn man hinausblicke, werde man ein wenig schwindlig; aber die Berliner seien nicht so nervenschwach und würden sich auch daran mit der Zeit gewöhnen. Um aber den nervenstarken Berlinern ein richtiges Bild von dem Eindrücke dieser Schnelligkeit zu geben, ver- 14*

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 313

1913 - Leipzig : Hahn
313 135. Die Belagerung von Kolberg. Aus dem historischen Schauspiel „Kolberg" von Paul Heyse. Iv. Akt. 9. Szene. (Ein niedriges, festes Gemach über dem Lauenburger Tor. Türen rechts und im Hintergründe. Vorn ein Tisch mit Karten und Schreibgerät, ein Stuhl, Bänke an den Wänden. Früher Morgen.) Gneisenau. Nettelbeck. Offiziere: Steinmetz, Brünnow u. a.; Bürger von Kolberg, darunter Grüneberg, Geertz, Schröder, Invalide Würges, Rektor Zipfel. Gneisenau. Vom Hauptquartier des Feinds ward mir soeben ein Schreiben überbracht, von dessen Inhalt ich Sie in Kenntnis setzen muß. So schreibt der Gen'ral Loison: (liest) „Unter Kolberg, den 1. Julius 1807. Herr Gouverneur! Sie haben für Ihren Oberherrn, für den Ruhm seiner Waffen und für Ihren eigenen alles getan, was ein tapfrer Mann an der Spitze tapferer Leute zur Verteidigung der Festung Kolberg tun konnte. Jhrerfeits haben die Einwohner der Stadt durch ihre Ent- behrungen und zahlreichen Opfer Beweise ihrer Hingebung geliefert. Die Stellung des ftanzösischen Heeres, welches, auf allen Punkten siegreich, Danzig, Königsberg u. s. w. besitzt, läßt keine Hoffnung auf Hilfe.-------Sie haben eine zu tiefe Kenntnis des Kneges, Herr Gouverneur, um nicht einzusehen, daß Ihre Verteidigung sich nur um einige Tage verlängern könnte. Ich ersuche Sie daher, mir den Platz zu übergeben. Ich biete Ihnen die ehrenvollen Bedingungen an, welche Ihre schöne Verteidigung mit Recht ver- dient ------späterhin würde ich nicht mehr dieselben Vorteile be- willigen können. Dann, Herr Gouverneur, würden Sie sich vor- werfen müssen, durch einen unnützen Widerstand die Zerstörung der Stadt Kolberg herbeigeführt, den Untergang friedlicher Einwohner und einer tapferen Besatzung verschuldet zu haben, die Sie Ihrem Oberherrn und dem Lande erhalten konnten. Ich habe dir Ehre u. s. w." (Faltet den Brief wieder zusammen und legt ihn auf den Tisch.) Nettelbeck (zu Würges): Nun meiner Treu', ein höflicher Versucher! Gneisenau. Ich wende mich nunmehr zuerst an Sie, meine Herren Offiziere. Daß ich selbst den Fall der Festung nicht überleben will, dafür verpfänd' ich mein Ehrenwort! Doch wer dem Vaterland und seinem König in andrer Weise mehr zu nützen glaubt, der trete vor! — Noch ist der Seeweg frei; —- ich werd' ihn ohne Tadel scheiden sehn.
   bis 2 von 2
2 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 2 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 1
4 0
5 2
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 1
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 16
2 0
3 4
4 14
5 26
6 11
7 1
8 2
9 2
10 2
11 0
12 11
13 9
14 0
15 0
16 39
17 101
18 1
19 43
20 0
21 11
22 0
23 30
24 2
25 1
26 1
27 0
28 8
29 1
30 0
31 1
32 14
33 0
34 1
35 0
36 35
37 4
38 2
39 39
40 54
41 0
42 22
43 4
44 1
45 53
46 9
47 0
48 0
49 7
50 0
51 4
52 3
53 0
54 75
55 0
56 0
57 13
58 13
59 14
60 2
61 0
62 0
63 0
64 1
65 0
66 15
67 1
68 31
69 24
70 1
71 6
72 57
73 48
74 0
75 23
76 40
77 70
78 0
79 5
80 3
81 3
82 25
83 2
84 1
85 2
86 2
87 74
88 0
89 0
90 1
91 25
92 78
93 0
94 119
95 1
96 0
97 0
98 7
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 2
22 0
23 0
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 1
51 0
52 1
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 1
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 1
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 1
118 0
119 1
120 0
121 1
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 0
128 0
129 2
130 0
131 0
132 0
133 1
134 0
135 0
136 2
137 0
138 0
139 0
140 1
141 0
142 1
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 1
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 0
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 2
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0