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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 279

1913 - Leipzig : Hahn
279 So verkündet in begeisterten Worten der Dichter das Lob der säch- sischen Haupt- und Residenzstadt Dresden. Und mit Recht! Der im Mittelalter von den Sorben angelegte Ort mag jetzt etwa tausend Jahre alt sein; sein Ursprung ist, wie der der meisten Städte, in sagenhaftes Dunkel gehüllt. Schon frühzeitig hatte Dresden als wichtiger Verkehrsort große Be- deutung. Nicht zum wenigsten hat dazu die Schönheit seiner Lage bei- getragen. An beiden Ufern der Elbe sich ausbreitend, wird es von sanft aufsteigenden Bergeshöhen umsäumt, die mit ihren Landhäusern, Wein- bergen und freundlichen Dörfern dem Stadtbilde einen lieblichen Rahmen geben. Dresden besitzt auch einen großen Reichtum an herrlichen Palästen und öffentlichen Bauwerken, die durch die Prachtliebe kunstsinniger sächsischer Fürsten im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind. Weiterhin bergen die hier vereinigten Museen für Kunst und Wissenschaft reiche Sammlungen wertvoller und kostbarer Schätze, welche Besucher aus weiter Ferne heran- ziehen. Alles das hat zusammengewirkt, daß Dresden oft als die schönste und kunstsinnigste Stadt Deutschlands, als das „Florenz an der Elbe" gepriesen worden ist. Herder sang von ihm: „Blühe, deutsches Florenz, mit deinen Schätzen der Kunstwelt! Stille gesichert sei Dresden Olympia uns!" Beginnen wir vom Bahnhof Dresden-Neustadt aus eine kurze Wanderung durch die freundliche Königsstadt! Unser Weg führt nach dem Kaiser-Wilhelms-Platz, an dem gegen- über der breiten, vornehmen Königsstraße das Japanische Palais liegt. Ein schöner Garten, der bis ans Ufer der Elbe reicht und jedem Besucher offen steht, ziert es. Früher waren die Gemächer mit prächtigem japanischen und chinesischen Porzellan und mit indischen Tapeten geschmückt, wovon das Palais den noch heute bestehenden Namen erhielt. 1786 wurde es nach einem Umbau zur Aufnahme verschiedener Sammlungen der Kunst und Wissenschaft bestimmt, von denen sich jetzt nur die Königliche Bibliothek darin befindet mit insgesamt 500000 Bänden. Beim Weiterschreiten kommen wir an dem Reiterstand bilde Augusts des Starken vorüber, das vor dem Blockhause in der Neu- stadt am Eingänge der Hauptallee errichtet worden ist. Nun betreten wir die Friedrich-August-Brücke, die in 9 weiten Bogen den Elbstrom überspannt und in einer Länge von 328 Meter die Neustadt mit der Altstadt verbindet. Sie ist im Jahre 1910 an Stelle der alten Augustusbrücke getreten, die 500 Jahre dem Verkehr gedient hat. Ein Blick von der Friedrich-August-Brücke wird jedem unvergeßlich bleiben. Der lieblich geschwungene Bogen des Elbstromes mit seinen zahl- reichen Schiffen, vier weitere Brücken, die Albert-, Carola-, Marien- und die neue Eisenbahnbrücke, die eigenartigen Bauten und villengeschmückten Gärten und Höhen elbaufwärts über Loschwitz hinaus und auf der ent- gegengesetzten Seite bis zu den violettschimmernden, steilen Rebenhügeln der Lößnitz und der Meißner Berge hinab — das gibt ein Rundbild von

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 281

1913 - Leipzig : Hahn
281 Terrassen gegen die Elbe kehren sollte. Der Zwinger bildet ein 250 Meter langes und 100 Meter breites Viereck, dessen weiten Raum ein langer Slulengang mit sechs Kuppelgebäuden und drei Prachttoren umschließt und in dessen Mitte seit 1843 das Denkmal Friedrich Augusts des Gerechten, ein Werk Rietschels, aufgestellt ist. . Verschiedene Sammlungen, wie der mathematisch-physikalische Salon, das Naturalienkabinett, das geologische Museum u. a., sind in den Zwinger- bauten untergebracht. In der Gemäldegalerie, in der sich die herr- lichsten Ölgemälde fremder und deutscher Meister, namentlich älterer Schulen, bcsinden, bewundern wir vor allem Raffaels Sixtinische Madonna, die einst für zwanzigtausend Dukaten angekauft wurde. Die Mutter Gottes schwebt mit dem Kinde auf dem Arme aus den Wolken, die sich zu lauter Engelsköpfen gestalten, hernieder, um den heiligen Sixtus und die Barbara zu segnen. Als Seitenstück zur Madonna von Raffael besitzt die Galerie, die ebenfalls viel bewunderte Madonna von Holbein. Von den übrigen älteren Meisterwerken seien nur noch hervorgehoben die „Heilige Nacht" von Correggio und Tizians „Zinsgroschen". In den letzten Jahrzehnten sind auch neuere Werke angekauft worden, besonders solche von Dresdner Künstlern, und es hat die Galerie auf diese Weise eine sehr schätzenswerte Bereicherung erfahren. Eine hervorragende Stätte der Kunst ist das neue, von Semper erbaute Hoftheater, eins der schönsten Theater der Welt, eröffnet am 3. Februar 1878. Nun wenden wir uns der Brühlschen Terrasse zu. Schwerlich mird man in der Mitte einer andern Stadt einen gleich bequemen, schattigen Spazierweg wiederfinden, der hoch über dem Ufer eines Stromes sich hin- zieht und die buntesten Bilder darbietet. Auf den einundvierzig Stufen einer schönen, 13 Meter breiten Freitreppe steigt man zu dem Brühlschen Garten empor. Gegenwärtig ist der Terrasse ein neuer Schmuck in den Akademie- und Ausstellungsgebäuden erstanden, die den bildenden Künsten gewidmet sind. In dem Albertinum haben die Werke der Bild- hauerkunst alter und neuer Zeit Aufstellung gefunden. Zwischen und neben den Neubauten erblickt man in schlichter, aber dennoch vorzüglicher Aus- führung die Denkmäler der Meister Rietsche! und Semper. Wundervoll nimmt sich das auf einem Vorsprunge der Terrasse erbaute, weltbekannte Belvedere aus, der Sammelpunkt für „alle Welt", besonders anziehend, wenn es bei Nacht im Glanze einer feenhaften Beleuchtung weit in das Elbtal hinausstrahlt. Gegenüber der Terrasse erheben sich am jenseitigen Elbufer, dem Königsufer, die vereinigten Gebäude der Ministerien, von denen das eine dem Finanzministerium zugewiesen ist, das andere die Ministerien des Kultus und öffentlichen Unterrichts, das Ministerium des Innern und der Justiz in sich birgt. Auf der Altstädter Seite steht als Abgrenzung der Terrasse das Zeughaus. Imponierend und gewaltig ragt unweit der Terrasse die Kuppel der herrlichen Frauenkirche empor. Ihr Schöpfer war Georg Bahr, ein schlichtes, sächsisches Dorfkind, im Jahre 1666 zu Fürstenwalde im Erz-

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 282

1913 - Leipzig : Hahn
282 gebirge geboren. Die Grenzen seines Vaterlandes hatte Bähr nie über- schritten, sodaß er durchaus keine Anregung durch den Anblick bedeutender Bauten empfangen konnte. Nach Dresden gekommen, schöpfte er als „des Rates Zimmermeister" ganz aus sich selbst heraus den genialen Bau- gedanken der Frauenkirche, der ihn neben Michelangelo, den Erbauer der Peterskirche in Rom, und Christopher Wren (Westmiuisterabtei in London) stellt. Mit zäher Energie führte der bescheidene Meister trotz aller An- griffe neidischer Kunstgenossen seinen Plan aus. Wenden wir uns zur Fortsetzung unseres Rundganges wieder zurück nach dem Schloßplätze mit dem König-Albert-Denkmal! Wir durch- schreiten das lange, dunkle Gcorgentor und kommen durch die überaus belebte Schloßstraße, deren glänzende Schauläden eine geschäftige und schaulustige Menge heranlocken und deren Menschengewühl uns die Groß- stadt anzeigt, nach dem Altmarkt. In der Mitte ragt als Sieges- denkmal die „Germania", Robert Henzes vielbewundertes Kunstwerk, in die Höhe. An dem Ring erhebt sich unweit der Kreuzkirche der stattliche Bau des Neuen Rathauses. Im Süden der Stadt steht wie eine gewaltige Eigangspforte der Hauptbahnhof, der dem ausgedehnten Personen- und Güterverkehr der sächsisch-böhmischen und der Freiberg-Chemnitzer Bahn als Mittelpunkt dient und mit dem Bahnhof Wettinerstraße und dem Bahnhof Dresden- Neustadt in Verbindung steht. Neben den Bauten und Kunstschätzen wird das Auge weiter durch geschmackvoll hergestellte und wohlgepflegte gärtnerische Anlagen erfteut. Aus Dresdens glanzvoller Zeit stammen die großartigen Anlagen des Großen Gartens, eines Parkes außerhalb der Stadt von 140 Hettar Fläche mit einem Palais im italienischen Villen-Nenaiffancestil. Der Große Garten diente früher gleich dem Jagdschlösse zu Moritzburg dem Hofe zur Abhaltung glänzender Sommerfeste. Jetzt zieht, wie der Berliner in den Tiergarten, der Wiener in den Prater, der Pariser in das Boulogner Gehölz, der Dresdner Spaziergänger hinaus in den Großen Garten und erfteut sich an den alten, mächtigen Eichen und Linden, an dem Konzert der munteren heimischen Singvögel, an den klaren, fischreichen Teichen und an den wohlgepflegten Baum- und Pflanzengruppen. Für die zahlreichen, in der Residenzstadt Dresden stattfindenden Aus- stellungen aus den verschiedensten Gebieten der Kunst und Technik ist in der Nähe des Großen Gartens an der Stübel-Allee ein festes Aus- stellungsgebäude erbaut worden, das eine neue Zierde der Stadt geworden ist. So sehen wir Natur und Kunst wetteifern in der Schmückung der Stvdt, die einen Hauptanziehungspunkt der reiselustigen Welt bildet. Nicht bloß Angehörige des Sachsenlandes, sondern Menschen aus aller Herren Ländern finden sich hier zusammen; Engländer, Amerikaner und Russen bilden hier ganze Kolonien, angelockt durch die schöne Natur und die reichen Kunstschätze im lieblichen „Elbflorenz". Nach H. snkei.

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 34

1913 - Leipzig : Hahn
34 wurde schließlich die Terrasse nach dem Lustgarten hinzugefügt und von Schlüter die kuppelgeschmückte Kapelle im Westflügel erbaut. Von den 700 Zimmern des weiten Schlosses ist das berühmteste der Weiße Saal, der bei allen im Schloß stattfindenden großen Staats- seierlichkeiten benutzt wird. Er ist mit vielen Bildsäulen und Gemälden geziert und steht durch ein Treppenhaus mit der ebenfalls reich geschmückten Schloßkapelle in Verbindung, die an 700 Personen faßt. Vom Schloßplatz führt die Kurfürstenbrücke über die eigentliche Spree in das alte Berlin. Auf ihr steht ein herrliches Werk Schlüters, das Reiterstandbild des Großen Kur- fürsten. Es stellt den siegreichen Helden in ruhiger Majestät dar, in der Hand den Feldherrnstab, das kühne Auge dem Schlosse zu- gewendet. Jenseits der Brücke liegen die Anfänge Berlins, das aus einem Fischerdorfe sich zur Kaiserstadt entwickelte. Westlich vom Schlosse, an der Schloßfreiheit, zeigt sich dem Auge das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. Das Denkmal ragt bis 20 m empor. Roß und Reiter haben die gewaltige Höhe von 9 m. Der Kaiser im Feldmantel zügelt das Roß, das von einem Friedensengel geleitet wird. Verschiedene allegorische Figuren versinnbildlichen den Kampf und den Frieden. Eine Sand- steinhalle, deren Eckbauten bronzene Viergespanne tragen, umgibt das Denkmal auf drei Seiten. Welche gewaltige Entwicklung liegt zwischen der Zeit, die das Denkmal Kaiser Wilhelms verkörpert, und derjenigen, die durch das Standbild des Großen Kurfürsten dargestellt wird! Als der Große Kurfürst 1640 die Regierung antrat, zerfleischten sich die deutschen Stämme im wildesten Bruderkriege, und das schwache Kurfürstentum Brandenburg hatte im 30 jährigen Kriege keine ausschlaggebende Rolle zu spielen vermocht. Unter Kaiser Wilhelm aber sehen wir Preußen nach einem siegreichen Kampfe mit unsern westlichen Nachbarn, den Franzosen, an der Spitze der deutschen Stämme und Deutschland wieder mächtig und stark, das Sehnen der Väter erfüllt: Ein Kaiser Und ein Reich! Nach H. Albrecht. 23. Einkehr in der Herberge. In der Schuhmacherherberge zu Lüneburg klopfte es an die Stuben- tür. Timotheus Schneck, ein wandernder Schustergeselle, trat ein und sagte: „Schönen guten Abend, Frau Mutter! Ist der Herr Vater nicht da?" Die er so begrüßte, war eine ältere, aber noch rührige Frau mit rundem, rotem Kopf und hellen Augen darin. Von ihrem Haar war nichts zu sehen; denn sie hatte ein gelbes Tuch um den Kopf geschlungen, daß der Knoten gerade auf dem Scheitel saß und die zwei langen Zipfel wie ein Paar Hörner steif zu beiden Seiten standen. „Der Herr Vater ist nicht zu sprechen," sagte sie, „er hat sich zu Schanden gemacht, hat

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 157

1913 - Leipzig : Hahn
157 sich unter den Fürsten Deutschlands eine mächtige Baulust. Wer einen großen Bau zu errichten vorhatte, berief vor allen Dingen eine Schar (etwa 20—25) sachkundiger Mönche. Sie entwarfen den Bau- plan, sie überwachten und leiteten als Werkmeister die Ausführung des Werkes. Die grobe Arbeit und die gewöhnlichen Handreichungen taten die fronenden Bauern und Handlanger. Wo deren Geschick und Erfahrung nicht zureichte, da legten die frommen Väter auch wohl selbst Hand an. Aus den dienenden Arbeitern erwuchs allmählich unter dem bildenden Einflüsse mönchischer Baumeister ein Bestand von Bauhandwerkern, Maurern, Steinmetzen u. dgl. Die Klosterwerkstatt ist aber auch die Wiege des Kunsthand- werks. Wenn auch die Klosterregel den Brüdern äußerste Einfach- heit der Lebensführung vorschrieb, Gott zu Ehren glaubte man von dieser Einfachheit eine Ausnahme machen zu dürfen. Für das Blut Christi, meinte der Abt Suger von St. Denis, seien die kostbarsten Gefäße eben gut genug. „Neben eisernen Kronleuchtern, kupfernen und eisernen Weihrauchfässern, Meßkleidern und Altarbehängen ohne Seide und Gold waren silberne und vergoldete Kelche gestattet, und so machte man die Gefäße so kostbar und so künstlerisch, als man es vermochte." Die Silber- und Goldschmiedekunst, die Stickerei und Emailmalerei, die Elfenbeinschnitzerei und andere Kunsthandwerke er- hielten somit mannigfache Anregungen und fanden eifrige Pflege. Die Kirchengeräte und -gefäße wurden prächtig und kunstvoll gearbeitet. Zu den ältesten Denkmälern der frühmittelalterlichen Elfenbeinplastik und Emailmalerei gehören die zierlichen Schreine und Kästchen, in denen Klöster und Kirchen die Reliquien ihrer Heiligen aufzubewahren pflegten. Herrliche Zeugnisse der klösterlichen Kunst sind die Psalter, die Meß- und Evangelienbücher, die von den Mönchen mit be- wundernswerter Sorgfalt und Feinheit auf Pergament geschrieben, mit herrlichen Initialen (Anfangsbuchstaben) und farbenprächtigen Malereien geziert waren. Diese Bücher waren mit Einbänden ver- sehen, deren kunstvoll gearbeite Elfenbeinschnitzerei, deren schön gestaltete, kostbare Beschläge und Schließen, deren Ausschmückung mit edlen Steinen noch heute unser Auge entzückt. Die Mönche, die dergleichen Dinge zu schaffen vermochten und deren Kunsterzeugnisse, wie uns die Klosterchroniken bezeugen, von ihren Zeitgenossen bewundert wurden, haben ihren Beruf als Lehrmeister des Handwerks und des Kunst- gewerbes trefflich erfüllt. — Ursprünglich hatten die unfreien Arbeiter ihre ganze Arbeitskraft und Arbeitszeit ihrem Grundherrn zu widmen; Befugnis zu eignem Gewerbebetriebe stand ihnen noch nicht zu. Lieferte der Handwerker die ihm auferlegte Stückzahl von Handwerkserzeugnisfen in gewünschter Güte regelmäßig und pünktlich ab, so gestattete man ihm wohl auch, in seiner freien Zeit für Kunden zu arbeiten, zunächst wohl für die- jenigen Angehörigen der eigenen Grundherrschaft, die nicht auf dem Herrenhose selbst wohnten und hier Verpflegung, Kleidung, Arbeits-

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 280

1913 - Leipzig : Hahn
280 unvergleichlicher Schönheit, ein Bild, wie es in gleicher Harmonie nicht leicht an irgendeinem anderen Orte der Welt gefunden wird. Am Altstädter Ufer fesseln den Blick mehrere nahe beieinander stehende herrliche Kunstbauten: die katholische Hofkirche, das königliche Schloß, das neue Landtagsgebäude, die Brühlsche Terrasse und das Hoftheater. Einen gewaltigen Eindruck macht die im Barockstile ausgeführte katholische Hofkirche, die größte Kirche Sachsens, die unter den Pracht- gebäuden Dresdens jederzeit eine der ersten Stellen einnehmen und als eines der interessantesten Bauwerke geschätzt werden wird. Von der Friedrich-August-Brücke aus gesehen, bringt sie eine prächtige Wirkung hervor durch ihren luftigen und eleganten Turmbau. Vollendet wird bic malerische Gesamtwirkung durch die geschickte Ausführung und Verwendung der 78 Figuren von Heiligen, welche die Brüstungen der doppelten Galerie des Kupferdaches und verschiedene Nischen schmücken. Auf dem gewaltigen Platze zwischen Schloß und Elbe entstanden vor und während des Baues die verschiedenartigsten Werkstätten, Hütten, Häuschen usw., die man als „Italienisches Dörfchen" bezeichnete. In unmittelbarer Nähe der katholischen Hofkirche liegt das Residenz- schloß mit seinen altertümlichen Turmhöfeu. Herzog Georg der Bärtige wandte seine besondere Aufmerksamkeit und seine Baulust diesem Schlosse seiner Ahnen zu, das sich unter seinen Nachfolgern immer mehr erweiterts und nach und nach die Gestalt annahm, die es im allgemeinen heute noch hat. Neuerdings hat es durch einen Umbau ein einheitlicheres und im Gegensatze zu dem bisherigen nüchternen Äußeren wahrhaft prächtiges Gewand erhalten. Im Erdgeschosse des westlichen Schloßflügels ist die königliche Schatz- kammer untergebracht, das Grüne Gewölbe, das in acht Sälen welt- berühmte Kostbarkeiten von kunstgewerblichem und kulturhistorischem Interesse enthält; wertvolle Ringe und Armspangen, leuchtende Diamanten und Rubinen, den größten Onyx der Welt mit weißem Rande, Halsbänder aus Edelsteinen und Perlen, goldene Gefäße und seltene Uhren, feine Kunstarbeiten früherer Jahrhunderte und mancherlei Kuriositäten. Waffen der verschiedensten Zeitalter aus Italien und der Türkei, Figuren aus Bronze und Elfenbein, der Kristallbecher Luthers und der Brillantschmuck der Königin — Tausende von Prachtstücken leuchten hier dem Auge des Beschauers entgegen. Führwahr, das Grüne Gewölbe steht in Europa einzig in seiner Art da; es hat einen wirklichen Wert von über vierzig Millionen Mark, während sein Kunstwert sich gar nicht abschätzen läßt. Einen andern höchst wertvollen Schatz besitzt Dresden in der Gemälde- galerie, untergebracht in dem 1854 vollendeten Museum, durch deffen Bau Semper in genialem Wurfe den Reuaiffancestil der Neuzeit be- gründete. Zugleich schuf Sempers Meisterhand damit einen echt künstle- rischen Abschluß des Zwingers, des phantastischen, im Barockstil ge- haltenen Bauwerkes Augusts des Starken. Bekanntlich war der Zwinger, der 1711 vollendet ward, nur als Vorhof eines nicht zur Ausführung gekommenen Prachtschlosies gedacht, das seine gewaltige Front mit den

7. Heimatkunde des Kreises Saarbrücken - S. 58

1908 - Saarbrücken : Schmidtke
— 58 — es noch hatte an sich, ließ die Einkünfte durch weltliche Schaffner verwalten und zu kirchlichen Zwecken verwenden. Nach Ein- führung der Reformation wurden die Geistlichen der ganzen Grafschaft größtenteils aus Stiftsmitteln besoldet. Die Zinsen des noch vorhandenen Restes des alten Stiftsvermögens werden heute noch zu kirchlichen Zwecken benutzt. Die jetzige Stiftskirche ist etwa von 1270—1320 in gotischem Stile erbaut. Vor derselben stand eine romanische Kirche an ihrer Stelle, von der sich noch zahlreiche Spuren erhalten haben, an der Südseite war der Kirche ein sogenannter Kreuzgang mit den 7 Fußfällen angebaut, der im Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen ward. Von 1455 ab bis ins erste Viertel des 17. Jahrhunderts diente die Kirche als Begräbnisstätte unserer Grafen und enthält sie mehrere bedeutende Denkmäler derselben und anderer hier be- grabenen vornehmen Personen. Um die Kirche herum wurden viele Jahrhunderte die Toten aus der weiten Umgegend begraben. Es liegen 3 Schichten Leichen übereinander, die unterste hat so- genannte Plattengräber, was auf die merovingische Zeit hinweist. Des Dorfes St. Arnual, das sich allmählich aus Ansiede- lungen des Stiftes bildete, geschieht erst spät Erwähnung. 1542 hatte es — ohne die Geistlichen — 50 Familien, von denen sich 10 Gesinde hielten. Der Müller sogar 4 Knechte und eine Magd. 1680 sind nur mehr 8 Häuser bewohnt, erst 1756 war deren Zahl wieder auf 54 gewachsen. I V. Bürgermeisterei St. Johann. St. Johann, Stadt auf der rechten Saarseite, 1358 Hr. (24 198) 24 140 E., 11 600 ev., 11834 f., 55 andern Bekenntnisses, 651 isr. 1470 ha, 788 ha Gw. 2 ev K., 1 k. K. Synagoge. Oberrealschule (als Gewerbeschule 1856 gegründet). 1 ev., 1 k. Töchterschule, letztere mit Seminar. 27 ev., 27 k. Schkl. Haupt- bergschule, Kaufmännische und Handwerker - Fortbildungsschule. Garnison des 7. rhein. Ulanen-Regiments. Bezirks-Kommando. Eisenbahndirektion. Personenbahnhof. 2 Güterbahnhöfe. Stadt-

8. Heimatkunde des Kreises Saarbrücken - S. 40

1908 - Saarbrücken : Schmidtke
— 40 - Brand gerieten. Dies geschah bis zum 5. August. Des Tages über kamen während der Zeit Franzosen in Menge in die Orte auf der linken Saarseite und nahmen mit und ohne Bezahlung Lebensmittel mit, zogen sich aber des Nachts wieder auf die Höhen zurück. Am 3. August ritt der französische General Frossard in fast theatralischem Aufzuge mit großem Gefolge durch einige Straßen Saarbrückens. Am 5. August verließen die Franzosen die Höhen an der Saar und zogen sich auf den Spicherer Berg zurück, den sie verschanzt hatten. Am Abend desselben Tages kamen wieder preußische Truppen aus das linke Saarufer. Am Morgen des 6. August folgten diesen größere Massen und es begann gegen 12 Uhr die Schlacht bei Spichern, deren Erzählung nicht in die Orts- sondern in die Weltgeschichte gehört. Mit Todesverachtung wagten sich einzelne Bewohner während der Schlacht bis in die Reihe der Kämpfenden, denselben Er- quickung zu bringen. An der Pflege der Verwundeten beteiligte sich die Einwohnerschaft mit aller Aufopferung. Unsere Gegend war die einzige des damaligen Deutschlands, die in diesem Kriege von Feinden betreten worden war. Wieder konnte man Tausende von französischen Soldaten hier durchkommen sehen, diesmals aber nicht als Sieger, sondern als Kriegsgefangene. Nach Beendigung des Krieges hatte unser Kreis die Freude, den Kaiser Wilhelm bei seiner Rückkehr aus dem Felde mit den Vertretern der ganzen Rheinprovinz am Bahnhof in St. Johann, dem ersten aus altdeutschem Boden begrüßen zu dürfen. Um seinen Dank den Städten für das, was sie 1870 ge- litten und getan hatten, zu erzeigen, überwies der alte Kaiser ihnen einige Jahre später die berühmten Gemälde von Werner: „Der Sturm auf die Spicherer Höhen" u. a., für deren Auf- nähme Saarbrücken einen Saal im Rathause herstellen ließ, dieser 1880 eingeweiht, ist ein wahres Prachtstück und eine Zierde der Stadt.

9. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 32

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
— 32 — Königsee (aus den Amtsgerichtsbezirken Königsee und Oberweißbach bestehend), Frankenhausen (die Amtsgerichtsbezirke Frankenhausen und Schlotheim umfassend). a) Oberherrschaft. Auf sie kommen 6 Städte, 8 Marktflecken, 134 Dörfer, 9026 Wohnhäuser, 13500 Haushaltungen mit 62 936 Einwohnern, 5 Amts- gerichtsbezirke, 2 Landratsämter. I. Ortschaften im Saalthale: (Nr. 1 bis 12). 1. Rudolstadt, Haupt-, Residenz- und Garnisonstadt, auf dem linken Ufer der Saale, über die hier eine schöne steinerne Brücke führt, 8747 Einw. in 727 Häusern und 2075 Haushaltungen.*) Durch ihre reizende Lage und durch ihre an Naturschönheiten so reiche Umgebung dürste sie unter allen thür. Residenzen die am meisten begünstigte sein, und mit Recht sagen ihre Bewohner: „'s giht doch nischt iber Rudolstadt". Schiller schrieb darüber an Körner: „Die Gegend ist außerordentlich schön; ich bin sehr über- rascht worden." Halbmondförmig lagern ihre meist geraden, breiten Straßen am Fuße des Schloßberges, aus dem die vielsensterige „Heidecksburg" wie eine Beherrscherin der Stadt und des Thales thront. Dieses Schloß faßt eine schöne Kirche, prachtvolle Säle, besonders den reichgeschmückten Festsaal mit wertvollen Gemälden, Sammlungen von alten kostbaren Gefäßen (darunter namentlich die sehr wertvollen Emailgefäße im kleinen Säulensaale), seltenen Waffen und Gemälden, eine reichhaltige Silberkammer mit einem Silberaufsahe, welchen die Beamten des Landes dem Fürsten Fried- rich Günther zu seinem fünfzigjährigen Regieruugsjubiläum (1864) verehrten. Auf diesem Schlosse zwang Katharina die Heldenmütige den blutdürstigen Herzog Alba, der bei ihr srühstückte, durch das Drohwort: „Fürstenblut für Ochfenblnt", ihren Unterthanen das geraubte Vieh zurückzugeben. Hier barg diese heldenmütige Gräfin mehrere Monate hindurch den Prediger Kaspar Aquila aus Saal- seld, aus dessen Kops Kaiser Karl V. einen Preis von 5000 Gulden gesetzt hatte. — Im Schloßhofe war 1793 das letzte aller Turniere; der Schloßgarten, zum teil Naturpark, zum teil mit künstlichen An- lagen und Springbrunnen geschmückt, bietet herrliche Aussichten. Am östlichen Fuße des Schloßberges die Ludwigsburg mit einem Naturalieukabiuet. das seltene und kostbare Exemplare, besonders aus der Tierwelt enthält. Daneben die 1879 gut restaurierte Stadt- kirche, „Andreaskirche zur Ehre Gottes" genannt; eine der schönsten Kirchen Thüringens, im spätgotischen Stile erbaut; sie hat einige bunte Fenster mit figürlichen Darstellungen (Kreuzigung und Auf- *) Die Bestimmungen der Einwohnerzahl nach der Volkszählung vom 1. December 1880.

10. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 73

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
— 73 - (Arnstadt und Gehren) und 2 Amtsgerichtsbezirke (Arnstadt und Gehren). Ihre Ortschaften liegen im Gebiete der Gera, der Ilm u. der Schwarza. V. Ortschaften im Gebiet der Gera: (Nr. 51 bis 75). a) Im Thale der Gera selbst: (Nr. 51 bis 55). 51) Arnstadt, die größte der schwarzbnrgischen Städte: 10514 E. (etwa 120 Katholiken, 50 Juden) und 950 Wohnh., reizend ge- legen am Ausgange des Planeschen Grundes, an der Neudietendorf- Jlmenaner-Bahn, durchflössen von der Weiße, die unterhalb der Stadt zur Gera geht; überragt im 8. von der 100 vi hohen Alteburg. Aus den herrlichen Gärten, Alleeen u. Obstbaumpflanzungen schauen die roten Dächer und zahlreichen Türme (9), „wie die gesottenen Krebse aus der Petersiliensauce." (Luther). Die Stadtflur wegen ihrer Fruchtbarkeit „dieschwarzburgische Schmergrube" genannt. Sitz eines Landratamtes, eines Amtsgerichts, einer Snperintendentnr, einer Bezirkskasse, eines Bezirksphysikates, eines Post- und Telegraphen- amtes. Die alten Stadtthore und die Überreste der Ringmauer sprechen für frühere gute Befestigung. 4 Stadtteile oder Stadtviertel (nach den 4 Hauptthoren): Längwitzer-, Ried-, Wachsenburger- und Erfurter-Viertel. Die meist engen, unregelmäßigen Straßen des älteren Stadtteiles führen auf einige hübsche Plätze: den dreieckigen Marktplatz, das Ried, den Schloßplatz. Die Vorstädte, besonders gegen den Planeschen Grund hin, zieren durch ihre geschmackvolle, von lachenden Gärten umgebenen Neubauten die Gegend. Die wich- tigsten Bauten sind: 1) das fürstliche Schloß oder Palais am Schloßplatze (1728 — 1732 erbaut), von 1816—1854 von der Fürstin Karoline bewohnt, mit interessantem Porzellan- und Bilderkabinett (Gemälde von Rembrandt, Holbein, Dürer, Cranach, Rubens *c.) und einem kolossalen Trinkhorn von der Kevernbnrg („Kevernbnrg Willkomm"). 2) Die in der Nähe liegenden Überreste der von Günther dem Streitbaren restaurierten und ausgebauten und 1779 teilweise zusammengestürzten Burg Neid eck, als: der 65 m hohe Schloßturm mit grüner Kuppel und entzückender Rundschau, dann einige gut erhaltene Nebengebäude (jetzt Sitz von fürstl. Behörden); daneben die Mauertrümmer der Hauptgebäude, in denen Günther der streitbare seine glänzende Vermählung 1560 feierte (700 Klafter Holz waren zum Kochen, Sieden und Braten nötig). Die Gefchichts- schreiber rühmen hauptsächlich die Pracht des „Königsgemachs", in dem Gustav Adolf wohnte, bevor er die Schlacht bei Lützen schlug. Hinter dem Schlosse der umfangreiche, mit prachtvollen Lindenalleeen*) durchkreuzte Schloß garten, ein schöuer Park mit dem zierlichen Theatergebäude. — 3) Der Prinzenhof, früher die Propstei eines Nonnen-Klosters, später vergrößerter Wohnsitz mehrerer Gräfinnen *) Von den riesigen Linden soll jeder junge Graf von Schwarzburg eine ge- Pflanzt haben.
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