Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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An Gottesdienst dachte kein Mensch. Die Kirchenbücher waren abhanden gekommen, Altäre niedergerissen und Kirchen zu Aufenthaltsorten für Pferde verwandelt."
22. von Pest und Hungersnöten.
Seuchen und Hungersnot waren die unheimlichen Gäste, die das ganze Mittelalter hindurch die Menschheit bedrohten. Besonders in stärker bewohnten Gemeinwesen hielten diese Geißeln des Menschengeschlechtes furchtbare Ernte.
„Da man zählte nach der Geburt Christi \5\2, ereigneten sich sehr viele Ungewitter und Regen und wurden die Wasser und Bäche so groß, daß sie überliefen und die Frucht auf dem Felde verdarben. Darauf folgte eine heftige Teuerung und die größte, gefährlichste und erschrecklichste pestilenz, die je in unseren deutschen Landen gewesen war. Es gingen viele tausend Menschen hinweg und man konnte an etlichen Orten kaum Leute finden, die die Gestorbenen zu Grabe trugen, wen die Sucht ankam, der lebte nicht mehr über 24 Stunden. Zu Würzburg verstorben bei 5000 Menschen. Die Leute erschraken ob solchen Ungewitters und Sterbens so sehr, daß etliche nicht anders meinten, als es wäre am (Ende der Welt. Ls wollte niemand mehr bauen, säen, pflanzen noch arbeiten. Infolgedessen entstand im folgenden 3ahre ein großer Mangel an den Früchten des Feldes, f° öaß öw Leute, die die verflossene Teuerung, Hungersnot und Pest überlebt hatten, ihre notdürftige Leibesnahrung kaum erhalten konnten. Ihefer Jammer und das Elend währten lange Zeit. Aus Sizilien führte man Getreide nach Deutschland, was bis dahin und in der Folge nicht mehr geschah.
Jm Jahre *339 erschienen ungeheure Schwärme von Heuschrecken in Ungarn, Österreich, Bayern, Schwaben und Franken und flogen bis an den Rhein. Sie flogen so dicht, daß sie die Sonne verfinsterten und verzehrten alle weiden, Blüten und Früchte. Große Teuerung und Pestseuche waren die Folge.
Jm Jahre *356 wurden in ganz Franken viele (Einwohner von einer großen pestseuche hinweggerafft. Auch *366 tötete die Pest in würzburg und Umgebung viele Menschen."
Furchtbar wüteten die Seuchen während des Dreißigjährigen Krieges, was der Schwede geschont hatte, ward durch sie vernichtet. Hören wir vor allem die Nachrichten darüber vom Untermain.
Jm Freigericht Alzenau waren die (Drte fast menschenleer, die Leute verhungert, an der Pest gestorben. Als das wort Friede erscholl, war es viel, wenn in einem Dorfe zwei oder drei Familien gefunden wurden, pestjahre waren *625, *63* und *635. Kahl am Main war vollständig entvölkert.
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TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Ortsnamen: Christi Sizilien Deutschland Ungarn Bayern Schwaben Rhein Main
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weiter als nach Merkendorf gehen. Du möchtest dir sonst
wehe tun.“
Und so geschah es auch. Andreas schnallte sein Wander-
bündel, aß sein Leibgericht mit großem Beifall, plauderte noch
zwei oder drei Stunden mit seiner Mutter über dieses und jenes
und ging dann, von ihr bis vor die Haustüre geleitet.
Die Witwe aber sprach bei sich, als sie, die beiden Hände
in den Rocktaschen, nach ihrem Stüblein zurückkehrte: »Ich lasse
alles liegen und stehen, auch seinen Rappen; denn er wird nicht
lange ausbleiben.“ Und als eine Stunde darauf die Nachbarin
kam und Schuhe zum Flicken brachte, nahm sie diese an und
antwortete: »Morgen abend könnt Ihr wiederkommen und sie
holen, da werden sie fertig sein.“
Andreas aber, je weiter er ging, desto länger wurde ihm
der Weg nach England und Amerika. Schon auf den Wiesen
zwischen den beiden nächsten Ortschaften gelobte er bei sich
selber, sich mit der neuen Welt nicht einzulassen. In dem
großen Mönchswald gab er auch England auf; in dem tiefen
Sande hinter dem Walde fiel der Zeiger bis auf Frankfurt zurück;
und als ihm in Merkendorf da und dort aus den Stuben ein
heimliches Abendlicht entgegenschimmerte wie vom Himmel dm
ersten Sterne, fühlte er ganz, was es heiße, Mutter und Heimat
auf Nimmerwiederkommen zu verlassen.
So kam er in die Herberge seines Handwerks, nippte ohne
großen Appetit von dem Biere, das ihm vorgesetzt wurde,
und legte sich dann zwischen die Nürnberger Fuhrleute, die
auf dem Stroh in der Stube herumlagen. Sein Wanderbündel
machte er zum Kopfkissen. Dann löschte der Wirt die mit
Schmalz gefüllte Lampe aus, und das Mondlicht herrschte nun
allein in der Stube.
Andreas aber hatte einen schlimmen Platz gewählt. Sein
Schlafkamerad zur Linken träumte vielleicht von einer Schlägerei.
Wenigstens schlug er mit seinen großen und harten Fäusten
gewaltig um eich und traf dabei den Schuhmacher so in das
Genick, daß dieser erschrocken aufsprang und eine andere
Schlafstätte suchte. Eine lange, schmale Tafel, welche an der
Wand von dem Fenster bis zur Stubentüre reichte und auf
der nichts stand als ein Scheffel, lud ihn ein. Er hob den
Scheffel herab und sein Wanderbündel hinauf und legte sich
dann selbst nach Bequemlichkeit zurecht. Wenige Minuten
darauf schloß ein sanfter Schlaf seine Augen, und die Erinnerung
aus seiner frühesten Jugend zog, in einen Traum verwandelt,
durch seine Seele. Es träumte ihm, er liege als Knabe von
sieben oder acht Jahren zum Baden entkleidet auf einem flachen
Ufer der Altmühl und wollte sich in dem schwarzen Schlamme
wälzen, um dann seinen Kameraden plötzlich als Mohr zu er-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Andreas Andreas Andreas
Extrahierte Ortsnamen: Merkendorf England Amerika England Frankfurt Merkendorf
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Ein einsamer Mann schritt eilig auf dem schmalen, grasbewachsenen
Fußpfade vorwärts. Er war noch jung. Ein leichter Flaum sproßte
über den frischen Lippen, und die hellgrauen Augen blitzten unternehmend
und sorglos in die Welt.
Ein lustiges Lied vor sich hinträllernd, achtete er wenig auf seine
Umgebung; er sah weder rechts noch links; er bemerkte es auch nicht,
daß die zuerst vereinzelt stehenden Sträucher und Bäume einander immer
näher rückten.
Plötzlich blieb er stehen. Die Pfade kreuzten sich nach verschiedenen
Richtungen, und gerade vor ihm erhob sich ein dichter Wald. Überlegend
sah er um sich. Weißer Nebel stieg aus den Wiesen hinter ihm; der
Mond war aufgegangen und goß sein bleiches Silberlicht über die Berge;
schwarz und schweigend stand der Wald da.
Sollte er eintreten? Einen Augenblick besann er sich. Dann warf
er trotzig seinen Kopf zurück und schritt vorwärts, zuerst vorsichtig, dann
rascher. Immer tiefer drang er ein. Gespenstig drohend streckten die
hohen Bäume ihre Äste gen Himmel. Der zuerst ziemlich breite Weg
wurde immer schmäler. Kaum mehr dem Auge erkennbar, schlängelte er
sich zwischen dem Buschwerk dahin.
Der Jüngling mochte wohl mehrere Stunden so gegangen sein;
Hunger und Müdigkeit drohten, ihn zu übermannen. Immer langsamer
wurden seine Schritte, bis er endlich ganz stehen blieb. Er konnte nicht
mehr vorwärts. Gerade vor ihm, quer über dem Weg, lag ein vom
Sturme entwurzelter Stamm. Erschöpft ließ er sich auf diesen nieder,
es war ihm unmöglich, weiter zu marschieren. Nachdem er eine Zeitlang
geruht hatte, raffte er sich empor und eilte wieder zurück auf dem Wege,
den er hergekommen war. Eine plötzliche, ihm sonst ganz ungewohnte
Angst hatte ihn überfallen. „Nur fort, nur heraus aus diesem Walde,"
dachte er, „ganz gleich, wohin." Trotz seiner Ermattung lief er vorwärts,
so schnell ihn die Beine trugen, einmal auf diesem, dann wieder auf jenem
Wege. Aber zu seinem größten Schrecken gewahrte er, daß er immer
wieder an den Ort zurückkehrte, von dem er ausgegangen war. Ver-
zweifelnd warf er sich nieder, vergrub das Gesicht in beide Hände, schluchzte
und rief laut um Hilfe. Als er wieder emporsah, schrak er zusammen,
denn vor ihm standen drei Männer.
Der eine trug ein prächtiges, reich mit Gold gesticktes Gewand, das
von einem glänzenden, mit Edelsteinen geschmückten Gürtel zusammen-
gehalten war. Der zweite hatte ein schwarzes Kleid mit rotem Gürtel
und der dritte ein blaues Hemd und einen einfachen Ledergurt. In der
nervigen Faust hielt er eine schwere Axt.
„Was tust du hier?" fragten ihn die drei. — „Erbarmt Euch meiner,
ich verschmachte. Sagt mir, wo ich eigentlich bin." — „Du bist im Walde
des Elends", gaben sie zur Antwort. — „Helft mir, rettet mich, führt
mich hinaus aus dieser entsetzlichen Wildnis", flehte er sie au. — „Wähle
einen von uns, der dich führen soll."
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t
— 14 —
Jüngling, und seine vorige, blühende Gestalt wurde ihm bitter vor>
gegaukelt.
Er konnte es nicht mehr sehen, er verhüllte das Auge, tausend
heiße Tränen strömten versiegend in den Schnee, er seufzte nur
noch leise, trostlos und sinnlos: „Komm nur wieder, Jugend, komm
wieder!"
Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht
so fürchterlich geträumt — er war noch ein Jüngling. Nur seine
Verirrungen waren nicht bloß ein Traum gewesen. Aber er dankte
Gott, daß er noch jung war und von den schmutzigen Gängen des
tasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn zurückbegeben konnte,
die ins reine Land der ewigen Ernten führt.
Aehre mit ihm um, junger Leser, wenn du auf seinen Irrwegen
stehst. Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden!
Aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: „Komm wieder,
schöne Jugendzeit!" — sie würde nicht wiederkommen.
Jean Paul Friedrich Richter.
13. Die deutsche Turnkunst.
Wie so viele Dinge in der Welt so hat auch die deutsche Turnkunst
einen kleinen, unmerklichen Anfang gehabt. Ich wanderte gegen das Ende
des Jahres 1809 nach Berlin, um den Einzug des Königs zu sehen.
Bei dieser Feier ging mir ein Hoffnungsstern auf, und nach langen Jrr-
jahren und Irrfahrten wurde ich hier heimisch. Liebe zum Vaterlands
und eigne Neigung machten mich wieder zum Jugendlehrer, was ich schon
so oft gewesen war. Zugleich ließ ich mein „Deutsches Volkstum" drucken.
In schöner Frühlingszeit des Jahres 1810 gingen an den schul-
freien Nachmittagen der Mittwoche und Sonnabende erst einige Schüler
mit mir in Feld und Wald, bald folgten immer mehr und mehr. Die
Zahl wuchs, und es wurden Jugendspiele und einfache Übungen vor-
genommen. So ging es fort bis zu den Hundstagen, wo eine Unzahl
von Knaben zusammenkam, die sich aber bald nachher verlief. Doch
sonderte sich ein Kern aus, der auch im Winter als Stamm zusammen-
hielt, und mit dem dann im Frühjahr 1811 der erste Turnplatz in der
Hasenheide (bei Berlin) eröffnet wurde.
Jetzt wurden im Freien öffentlich und vor jedermanns Augen von
Knaben und Jünglingen mancherlei Leibesübungen unter dem Namen
Turnkunst in Gesellschaft getrieben. Damals kamen die Benennungen
Turnkunst, turnen, Turner, Turnplatz und ähnliche miteinander zu-
gleich auf.
Das gab nun bald ein gewaltig Gelaufe, Geschwätz und Geschreibe.
Selbst durch französische Tageblätter mußte die Sache Gaffen laufen.
Aber auch hierzulande hieß es anfangs: „Eine neue Narrheit, die
alte Deutschheit wieder ausbringen zu wollen." Dabei blieb es nicht.
Vorurteile wie Sand am Meer wurden von Zeit zu Zeit ruchbar. Sie
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TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Gott Jean_Paul_Friedrich_Richter Friedrich
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schont bleiben. Doch wenn du mich wiederum durch meine Ge-
hilfen einlädst, werde ich dich ohne Erbarmen mitnehmen.“
»Deine Gehilfen“, sprach jetzt Gottfried erleichtert, »kenne ich
nicht, sonst würde ich sie fliehen, solange mir das Leben lieb
ist.“ »da,“ versetzte der Jüngling unter schadenfrohem Ge-
lächter, »die Menschenkinder fürchten den Tod, aber sie lieben
seine Gehilfen; darum mache ich täglich reiche Beute. Doch
du bist noch jung und unerfahren und sollst einst die Stütze
deiner Eltern werden; deshalb will ich dich mit meinen Gehilfen
bekannt machen.“
Gottfried hatte die Rechte um den dicksten Stamm des
Holunderstrauches gelegt und seinen Blick mit Neugier und
Angst auf den seltsamen Gast gerichtet. Am westlichen Himmel
glänzte das Abendrot in purpurnem Schimmer, und in der dicht-
belaubten Gartenhecke sang ein Vöglein sein letztes Lied.
»Dein Bruder, um den du eben trauerst,“ begann der Tod,
»wagte sich auf die dünne Eisdecke des tiefen Weihers; er
brach ein und wurde meine Beute, während du laut schreiend
am Ufer standest. Dein bester Spielgenosse, dessen frischer
Grabhügel noch feucht ist von deinen Tränen, erkletterte die
höchsten Bäume; er tat einen Fehlgriff, der morsche Ast gab
nach, und — der jugendfrische Knabe lag in meinen Armen.
Unvorsichtigkeit, Leichtsinn und Übermut waren
meine Gehilfen, die mir zwei blühende Menschenleben vor der
Zeit zuführten. Und wo immer die Jugend spielt und tollt, da
sind meine Helfershelfer tätig. Sie lauern an dem kühlen Flusse
und an der klaren Quelle, um das erhitzte Kind zum Bade oder
Trünke zu verleiten; sie stehen an den steilen Abhängen der
Berge und neben den Gerüsten der Neubauten; sie umschweben
den schaukelnden Kahn und den dahinrollenden Wagen. Und
kann auch der frevelhafte Leichtsinn nicht ganz sein Werk
vollbringen, so macht er doch den einen zum Krüppel oder bringt
dem andern Fieber und Siechtum, so daß sie vor der Zeit
dahinsterben.“
Gottfried blickte bei diesen Worten beschämt zu Boden und
sagte kein Wort; der Tod aber fuhr fort: »Auch die Unrein-
lich k e i t ist meine Gehilfin. Sie duldet den Schmutz an
Kleidern und Betten und scheut das Wasser wie ein toller Hund.
Die wiederholte und gründliche Reinigung des Körpers durch
kalte Abwaschungen oder Bäder kann sie nicht ausstehen, und
das Fegen und Schrubben in den Wohnräumen ist ihr verhaßt.
Sie verhindert auch das tägliche Lüften der Wohn- und Schlaf-
zimmer, damit die Menschen statt der reinen, belebenden Luft
stinkende Dünste einatmen.“ »Jetzt weiß ich auch,“ versetzte
der Knabe, »weshalb du bei ansteckenden Krankheiten besonders
in den unsauberen Häusern und dumpfen Wohnungen die reichste
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried Gottfried
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56. Are schwarze Stadl.
Städte mit amerikanisch jähem Wachstum und amerikanischem Gold-
fieber, in denen die stete Hast und das tolle Ringen industrieller Arbeit
tobt, über Nacht Tausende und Tausende aus dem Schoß der Erde ge-
wonnen werden, in denen Glücksjäger aller Nationen und Rassen sich
tummeln — im großen Rußland sind sie selten. In einem öden Winkel
des russischen Reichs, nahe den Grenzen Persiens und der Türkei, am
Westufer des Kaspischen Meeres liegt eine derartig merkwürdige Stätte.
Es ist die Naphthastadt Baku.*)
Im August des verflosienen Jahres führten mich meine Wanderungen
durch die Kaukasusländer auch nach Baku. Von Westen, von Tiflis her
kam ich. Von Norden blickte das wilde Gewirr der nackten, gezackten Riesen-
ketten des Großen Kaukasus, angetan mit breiten, weißen Schneehauben,
drohend herüber; im Süden grüßten die lieblich sich streckenden, zart ge-
rundeten Berge des Kleinen Kaukasus. Hier fette Getreidefelder, dichte
Rebenpflanzungen, dort braungetönte, melancholische Ebenen und längs des
Kurflusses graugrüne Sümpfe, in denen es von Reihern, Störchen und
Pelikanen wimmelte.
Je mehr ich mich Baku näherte, desto eintöniger, farbloser wurde die
Szenerie. Baumlose Bergkegel mit rissigem Gestein, auf denen grelle Sonnen-
lichter lagen, erhoben sich. Trockene Distelstauden deckten die gelbschillernde
Steppe. Was von menschlichen Behausungen sichtbar wurde, waren einzig
die weißen Mauerquadrate der Stationsgebäude. Eine erstickende Lust,
untermischt von schwerem Erdölgeruch, zog über die Ebene. Hohe, für die
Ausfuhr von Roh-Naphtha gebaute Waggons, mächtige, auf Rädern ruhende
Eisenzylinder standen auf den Seitengeleisen in langen Reihen.
Vor fünfzig Jahren war Baku noch ein schmutziges, kleines Tataren-
dorf. Unsauber ist es auch heute noch, aber die Bevölkerung, die die
Naphthastadt und ihre nächste Umgebung birgt, erreicht zur Zeit besonders
reger industrieller Tätigkeit 150 000 Seelen.
Auf einem Flächenraum von nahezu 3000 qkm gleicht die Erde
einem mit Erdöl getränkten Schwamme. Doch nur 50 qkm naphthahaltigen
Landes unterliegen bis jetzt der Bohrung. Der Geschäftsführer des deutschen
Konsuls in Baku, der dort ein Musterlager deutscher Maschinen und
Maschinenteile unterhält, geleitete mich zu einigen Bohrlöchern, zu einer
springenden Fontäne, ins Innere mehrerer Bohrtürme.
Soweit das Auge reichen konnte, lag graues, kahles Erdreich, standen
Hochaustagende schwarze Brettertürme und blaugrün schimmernde Naphtha-
seen und -lachen. Wie der Kutscher, ein zerlumpter Tatar, dem die Haar-
büschel fast bis an die Nasenwurzel wuchsen, durch dieses straßenlose Einerlei
sich hindurchfinden konnte, war mir ein Rätsel. Mein Führer hatte ihm
nur zugerufen: Bohrturm „180", „425", „571!", und er jagte mit seinen
zwerghaften, blitzschnell ausgreifenden Pferdchen ohne Irrtum zum Ziel.
Das Verfahren, das Naphtha aus den gewaltigen, unterirdischen
*) Baku ist vor kurzem gänzlich niedergebrannt.
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Persiens Kaspischen_Meeres Naphthastadt_Baku Baku Tiflis Kaukasus Kaukasus Baku Roh-Naphtha Baku Baku Baku
307
Eroberer züchtigen zu helfen; aber in seinen Jahren konnte er nicht mehr
daran denken, unter die Soldaten zu gehen. Seine Hände ballten sich
oft unwillkürlich in stillem Zorn, und er stieß den Hirtenstab auf die
Erde, wenn er des Übermutes und der Grausamkeit der Franzosen
gedachte.
Da kam ein Mann schräg an dem Abhange des Berges daher und
eilte auf ihn zu. Er hörte ihn nicht, bis der Hund laut anschlug.
Schnell wandte der Hirt den Kopf. Doch seine Augenbrauen zogen sich
fester zusammen, als er den Kommenden erkannte. „Nun, Born!" rief
dieser, ein Mann von etwa fünfundzwanzig bis dreißig Jahren, dessen
stechende Augen seinem Gesichte einen unheimlichen und unangenehmen
Ausdruck gaben. „Nun, ihr steht hier so ruhig, als ob da unten nichts
los wäre. Das ist ein Leben und ein Treiben ringsum. Man sollte
eigentlich Gott danken, wenn man mit heiler Haut heraus wäre."
„Niemand hindert euch daran!" antwortete kalt der Schäfer.
„Eure Söhne stehen dort oben unter den Preußen, nicht wahr?"
fragte der Fremde. Born nickte bejahend. „Und eure Frau und Tochter?"
„Sie sind da drüben", erwiderte der Hirt und zeigte mit der Hand nach
den Bergen jenseits der Saale.
„Denkt ihr denn, daß sie dort in Sicherheit sind? Dorthin wird
der Feind auch dringen."
„Wer weiß?" sprach Born. „Es kommt vielleicht nur auf einen
einzigen Tag an, und die Fremden müssen wieder aus dem Lande hinaus,
wie sie hereingekommen sind."
„Ha, ha!" lachte Sielert — so hieß der Mann— „denkt ihr denn,
daß die Preußen siegen werden? Ich komme heute von Kahla und Jena
und habe gesehen, wie zahlreich die Franzosen sind. Es sollen viel über
hunderttausend Mann sein, und die lassen sich nicht so leicht zum Lande
hinausjagen."
Born blickte den Mann scharf und finster an. Dann sprach er
langsam: „Ihr scheint es mit den Feinden zu halten!"
„Nein, nein!" war die Antwort, „aber der Napoleon versteht den
Krieg."
„Das mag sein, wie ihm will", erwiderte der Schäfer. „Seine
Reiter und Kanonen wird er doch nicht an diesen Bergen in die Höhe
schaffen. Es gibt nur einen Weg, aus dem es möglich wäre, und den
kennt er nicht und wird ihn auch nicht finden."
„Kennt ihr den Weg?" fragte Sielert schnell.
/.Ich kenn' ihn," antwortete Born ruhig, „doch wohin wollt ihr?"
„Nach Naumburg", erwiderte Sielert. „Man kann auf der Land-
straße vor den Soldaten und Pferden, Wagen und Kanonen nicht durch-
kommen, ich muß deshalb Nebenwege suchen und einschlagen. Lebt wohl!"
Mit diesen Worten eilte der Mann hastig von dannen. Der Schaf-
hirt sah ihm lange nach, und seine Augen nahmen einen düsteren Blick
an. Dann trieb er seine Tiere langsam in ein kleines Gehölz, welches
nicht weit am Abhange des Berges sich hinzog. Dort wollte er mit
20*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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mit den gekrümmten Fingern in die Luft krallte, den Mund aufsperrte
und die Augäpfel weißlich verdrehte; kraftlos plumpste der zerschmetterte
Schädel des Inden in den Sand, in den gelben, körnigen Sand, den die
Zähne knirschend zerbissen, der ein rotes Bächlein trank.
„Bajonette gefällt!" brüllte Grimpitz.
Es kam nicht zum Sturmlauf. Eine zweite, eine dritte . . . eine
sechste Salve der Spahis in die gepreßte Masse der wehrlosen Kompanie;
reihenweise taumelten, stürzten die Legionäre, der Borstenfeld klappte ein,
Frehse bellte heulend wie ein wunder Fuchs, dem die Kugel das Rückgrat
lähmt, der Bruggraber zuckte, Wetterle atmete Blut, Plankeneges Kopf
schwand zwischen den beiden Schultern der noch Lebenden . . . Einige
Deutsche suchten dennoch zu stürmen; den feuernden, unerbittlichen Gegner,
der hinzielte, wo nur einer sich noch regte oder im Sande wand, erreichte
keiner mit der Spitze seines Bajonettes.
Dem halbtot hinwankenden Grimpitz gab Hauptmann Maillard eigen-
händig den Fangschuß aus dem Revolver.
Drei Minuten genügten.
Die elfte Kompanie war gewesen. Bei den Sterbenden halfen die
Spahis mit krummen Messern nach.
Immer noch hatte Oberst de Döglier nicht hingesehen; erst als kein
Schuß mehr knallte, rief er: „Hauptmann, ich bitte."
„Zu Befehl." Maillards Augen glänzten.
„Herr Hauptmann, ich gratuliere Ihnen zu der herrlichen Waffen-
tat .. . " Es paßte so gar nicht zu einem Offizier der großen Armee,
daß die schwammigen Wangen des alten Obersten zuckten; tiefernst fuhr
er fort: „Vielleicht war wirklich nicht zu vermeiden, was geschehen ist,
Hauptmann . . . vielleicht .. . Sie taten, was Sie für recht hielten. Ein
unparteiisches Kriegsgericht wird über das Geschehene urteilen, und falls
Ihr Handeln in den Augen der Richter einer Entlastung bedarf, so mag
die Tatsache, daß ich zur rechten Zeit das richtige Wort nicht fand, für
Sie sprechen .. . Das gehört eigentlich nicht hierher ... Jetzt sorgen Sie
für die Bestattung der Gefallenen."
Da brauste Maillard auf: „Die Hunde auch noch einscharren ..."
Die mürben Züge des Obersten wurden hart, und recht metallen
klingend sagte Döglier: „Ich muß Sie höflichst bitten, Herr Hauptmann,
meine Worte nicht zu verdrehen. Ich befahl ausdrücklich, die Gefallenen
zu bestatten." Der Rappe trippelte unruhig. „Bis zum Abend er-
warte ich Sie in Sidi-bel-Abbes; unser Truppentransport ist um neun
Uhr fällig — und in acht Tagen stehen wir, so Gott will, am rechten
Rheinufer. Ich danke."
In edlem Schritt trabte der prächtige Araber des Obersten über den
weichen, gelben Sand, und die unbeschlagenen Hufe wühlten darin Löcher;
der Reiter hing lose im Sattel; es war ihm, als schmerzten die kranken
Nieren, und die Zügel pendelten schlaff. —
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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deutung aller Schleicherei und Falschheit und alle Verachtung zu
legen pflegte.
Aatzelmacher!
Jetzt handelte sich's beim kochenden welschen nur mehr ums
Messer. Denn dadurch auch unterscheidet sich der feurige Südländer
von dem kühleren Nordländer; er stößt lieber mit Stahl zu, denn
mit giftigen Worten.
Daß römisches Blut in seinen Adern rolle, mußte er zeigen,
und er zeigte es auch. In Ermangelung eines erwünschten Instru-
ments schleuderte er dem Gegner über den Tisch hin ein paar Bier-
gläser zu. Der Tumult begann von neuem. Etliche bekamen ein
klingendes Fauststücklein an den Aopf, und den, der das Wort
Aatzelmacher gebraucht, erwischte der durch wein und Streit erhitzte
Italiener am Halstuch, und das ist eine ganz vorteilhafte handhabe
für den Angreifer! Schon lag der Angegriffene auf dem Fußboden,
röchelnd, schäumend und dunkelblau im Gesichte, schon setzte Dzzotti
das Anie an die Brust, und seine Faust wand das Halstuch noch
immer enger zusammen, wobei seine Augen in einer wahren Lust-
gier funkelten.
Endlich, bevor es zu spät war, gelang es den Aameraden, den
Italiener von seinem Dpfer loszulösen. Doch wie eine Aatze glatt
und schlau entschlüpfte er den fänden der Rächer.
So war's gekommen, und so war's verlaufen. Dann war
wieder das fröhliche Sonntagszechen. Nur dem Peter Dberdorfer
wollte das Bier nicht recht durch die Gurgel rinnen, er hatte noch
lange das Gefühl, als würge ihn einer mit dem Halstuch. Er rieb
sich die liebe Aragenhaut mit der Hand, er ging in die freie Luft,
um stark Atem zu holen; man riet ihm sogar, daß er sich auf den
Aopf stellen solle, damit die Gurgel wieder auseinandergedrückt
werde, aber es wollte alles nicht viel fruchten. Die meiste Er-
leichterung verschaffte ihm noch der Gedanke: „Na wart'! Es ist
noch nicht finster!" Es ist noch nicht finster! Das war Meters
Sprichwort, und es war als solches bekannt und berüchtigt. Im
gewöhnlichen Sinne galt es als Bestätigung und Bekräftigung von
etwas, das der Peter meinte, und wenn er etwas mit dem
Worte: „Es ist noch nicht finster!" versprach, so war es so gut wie
seine Namensunterschrift und sein Ehrenwort. Wenn er's aber im
Zorn ausrief, dann war es wie ein Fluch und wilder Schwur, eine
Drohung, vor der mancher schon gezittert hatte.
wenn die beiden Männer — der Peter und Dzzotti, der
Italiener — am Sonntag in den Drtsgassen oder am Werktag auf
dem Wege zur Schicht aneinander vorüberkamen, da tauschten sie
kurz und scharf ihre finsteren Blicke, aber jeder hielt den Atem an
— was die Zunge kann, ist hier nicht am Platze.
Der Schichtenschreiber merkte es am besten, was zwischen den
beiden vorging, und er teilte dem Bergverwalter seine Meinung mit.
Es dürfte klug sein, den welschen zu entlassen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Dzzotti Peter_Dberdorfer Peter Peter
Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 60 —
155) Seehausen, Psds. mit fürstl. Domäne. 1 Sch., 2 L.
Die Unstrntwiesen, das Ried genannt, die sich bis an die Dörfer
Seehausen, Esperstedt und Ringleben erstrecken, werden bei großen
Überschwemmungen unter Wasser gesetzt, so daß dann das ganze
Thal einem See gleicht, daher wohl der Name. Im Buchenwald der
nahen Hainleite die Wüstung Mellendorf, von der noch Mauerüber-
reste und wilde Obstbäume zeugen. Ein romantischer Spaziergang
führt an derselben und am Mutzeubrunnen und an der großen Änche
(jetzt hohl) nach den beiden Sachsenburgen vorbei.
Am Kyffhäuserbache: (Nr 156 bis 158).
156) Udersleben, Pfdf. mit Rittergut, teilweise am Kyff-
Häusergebirge gelegen; 1 Sch., 2 L. Mehrere Steinbrüche.
157) Jchstedt, Pfdf., das trotz der fürstl. Domäne und zweier
Rittergüter das ärmste Dorf der U. H. ist. Der Wohlstand des
Dorfes stieg beträchtlich dadurch, daß es seinen Anteil an dem „großen
Sumpfe" zwischen Jchstedt und Borxleben an seine Bew. verteilte
und ansrooen oder urbar machen ließ. Nördlich von I. steht die
alte Kirche noch, jetzt zum Armenhause dienend. Sie war bis Mitte
des 15. Jahrh. die Dorfkirche. Heinrich Hake, Herr von I., suchte
1436 beim Bischof v. Mainz nach, eine neue Kirche im Dorfe er-
bauen zu dürfen, weil die damalige Kirche außerhalb des Ortes
gelegen fei. I. bildete früher mit Borxleben und Udersleben ein
eigenes Amt, welches die Grafen v. Schwarzb. 1377 für 750 Mark
Silber vom Grafen von Beichlingen erkauften. Der Sitz dieses
Amtes war das alte, aber noch feste und bewohnte steinerne Haus
in I. 1 Sch., 2 L. Bei Jchstedt der fischreiche Franensee. 1 Wind-
mühle. Auch ist hier ein s. g. Kringelloch, d. h. eine kreisförm.
Vertiefung. Seit kurzem hält das Loch sehr viel Wasser; es soll sich,
wie man sagt, verstopft haben, und einige Häuser sind in Gefahr.
Auch kommen zuweilen hier Erdfälle vor/)
158) Borxleben, Pfdf. mit großem Rittergute, an einem
Nebenbächlein. 1 Sch., 2 L. Dieser Ort hat, wie Jchstedt, seinen
Anteil am „großen Sumpfe" unter feine Bewohner verteilt. Ein
Erdfall in der Nahe. 1 Windm. Auf dem Sumpfe bei B. wächst
eine in Norddeutschland selten vorkommende Pflanze, die Artemisia
rupestris (eine Beifußart); außerdem wird sie noch^bei Salzburg
gefunden. — Die häufigeu Irrlichter, die sich auf dem Sumpfe zeigen,
mögen die Ursache davon sein, daß sich die Bewohner der an diesem
Sumpfe liegenden Ortschaften beim Spinnen und Federschließen
viele Gespenstergeschichten erzählen, in denen seurige Gestalten eine
Hauptrolle spielen.
*) In unserem Jahrhundert ist es passiert, daß der Nachtwächter sein Haus
nach dem Abrufen nicht mehr sah.^ Es war samt seinen Insassen, denen es aber
nichts geschadet, geräuschlos haustief „eingeschurrt/'
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Hake Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Ried Esperstedt Buchenwald Mutzeubrunnen Jchstedt Mainz Norddeutschland Salzburg