Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 197

1913 - Leipzig : Hahn
197 Streusand in acht, es ist ein widerlicher Anblick, wenn er so umherliegt wie aus Ihrem Pulte." Herr Mohrseld war an seinen Platz gekommen, den eine Barriere von dem Saale schied, er deutete mit der Hand auf mich und auf einen Stuhl und wendete darauf seine Aufmerksamkeit einer Menge von Briefen zu, die seiner Ankunft harrten. Eine tiefe Stille herrschte, die nur durch das eintönige Gekritzel der Federn unterbrochen wurde, kein lautes Wort ward vernommen, und selten hörte man hier und da ein unterdrücktes Zischeln. Von mir nahm kein Mensch Notiz, keine Frage ward an mich gerichtet, ja nicht einmal ein neugieriges Auge ruhte auf mir. Der Kaufmann hatte die Durchsicht der Briefe beendet, er rief mehrere junge Männer herbei und beauftragte sie mit ihrer Beantwortung. „Um 1 Uhr muß alles zur Unterschrift fertig sein! — Sie, Herr Becker, müssen sich vorsehen, damit Sie in den ftanzösischen Briefen nicht wieder wie neulich Fehler einschleichen lassen. Sie arbeiten zu schnell, zu flüchtig; nehmen Sie Herrn Horst zum Muster, seine englische Korrespondenz ist eine Musterkorrespondenz. Übrigens merke ich bei Ihnen seit kurzem eine Neuerung, die nichts taugt. Sie schreiben einen wunderlichen, Phrasen- haften Stil und brauchen mitunter drei Zeilen, wo drei Worte ausreichen. Unterlassen Sie das! Dergleichen Wortprunk ist überall eine Narrheit, bei einem Kaufmann ist er es doppelt; aber das kommt von den un- finnigen neuen Romanen und Almanachen, die Sie unaufhörlich lesen, die Sie noch für jede solide Beschäftigung unfähig machen werden. Ich habe Sie gewarnt, seien Sie auf Ihrer Hut!" Das waren glänzende Aussichten! Welche Aufnahme konnte ein Romanschreiber von einem Manne erwarten, der solche Ansichten hegte? Zum Überfluß wandte sich noch Herr Mohrfeld in diesem Augenblicke zu mir und sagte ziemlich kurz: „Nun, mein Herr, an unser Geschäft!" „Zu Befehl!" stotterte ich und überreichte ihm meinen Brief; aber -roch hatte er denselben nicht geöffnet, als wir durch einen dritten unter- brochen wurden. „Sieh da! Guten Morgen, Herr Kapitän Heysen!" rief der Kaufmann lebhaft. „Sie kommen wahrscheinlich, um Abschied zu nehmen? Reisen Sie glücklich, und bringen Sie sich und Ihre Mannschaft gesund zurück, geben Sie mir auf Schiff und Ladung wohl acht, und machen Sie mir keine Havarie (Seeschaden)! — Ihrer Frau sagen Sie, daß sie sich in vorkommenden Fällen nur dreist an mich wenden soll. — Wenn Sie eine einigermaßen gute Gelegenheit haben und sie geschickt zu benutzen verstehen, sind Sie vor Weihnachten wieder hier. — Nun, adieu, Kapitän, Sie haben" — hier warf er einen Seitenblick auf den Kalender — „keine Zeit zu verlieren, es ist hoch Wasser; das Schiff löst die Taue, und ich habe es nicht gern, wenn meine Kapitäne sich zum Blankeneser Sande oder gar bis zur Lühe nachsetzen lassen. — Glückliche Reise!" Der Kapitän beurlaubte sich, und ein anderer Mann nahm seinen Platz ein. „Guten Morgen, Herr Flügge! Was bringen Sie mir?"

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 194

1913 - Leipzig : Hahn
194 zum nächsten Stockwerk in einen ungeheuren Saal, von dessen Decke Hunderte von Treibriemen sausend ebensoviele Webstühle in Bewegung setzen. Das überwältigende Geklapper und Ge- rassel, das blitzschnelle Auf- und Niederschlagen der Ketten, das unaufhörliche Hin- und Herschießen der Schiffchen bilden ein Durcheinander, das jeder Beschreibung spottet. Vor jedem Webstuhl steht, gespannt aufpassend und zugreifend, sobald es nötig ist, ein Arbeiter oder eine Arbeiterin; sie sehen bleich und müde aus, als ob die feuchte Staubatmosphäre und der nerven- erschütternde Lärm ihnen alle Frische genommen hätten. Nur einen Blick noch werfen wir auf die so verschiedenen hier ge- fertigten Gewebe und atmen erst wieder freier auf, nachdem wir die Mauern des Fabrikgebäudes hinter uns haben. Nun haben wir die wichtigsten Teile des Spinnereiverfahrens kennen gelernt; doch unser Führer ruht nicht, bis er uns auch das Appreturverfahren, das Sengen und Bleichen, das Strecken und Kalandern (Glätten) gezeigt hat, das in den Nebengebäuden aus- geführt wird. Jetzt erst fahren wir, nicht ohne uns zuvor von dem Baumwollenschnee gründlich gereinigt und dem Fabrikleiter unsern Dank ausgesprochen zu haben, wieder nach Manchester, dessen rauchgeschwärzten Mauern wir am nächsten Morgen um so lieber den Rücken kehren, als uns ein Aufenthalt in ländlicher Behaglichkeit winkt. Opitz. Per Wertrieb der Waren. Fern auf der Reede ruft der Pilot, es warten die Flotten, die in der Fremdlinge Land tragen den Heimischen Fleiß; andere zieh'n frohlockend dort ein mit den Gaben der Ferne, hoch von dem ragenden Mast wehet der festliche Kranz. Schiller. 86. Ein Morgen auf einem großen Hamburger Kontor. Ein junger Schriftsteller ist, weil ihm das Geld ausgegangen, außer stände, seine Reise, so dringlich sie anch ist, von Hamburg aus weiter fortzusetzen. Glück- licherweise besinnt er sich noch auf einen Empfehlungsbrief an ein großes Handels- paus, Mohrfeld in Hamburg, den er aus Unachtsamkeit abzugeben unterlassen hat. Sofort macht er sich, um dort eine Summe aufzunehmen, früh acht Uhr nach der Deichstraße auf, wo Herr Mohrfeld wohnen sollte. Er selber erzählt weiter: Halt! Hier auf dem Hopfenmarkte muß ich einen Augenblick stehen bleiben — jener kurze, dicke Mann im blauen Oberrock, mit dem schlicht- gekämmten braunen Haar, dessen fleischiges Angesicht plump und nichts- sagend aussieht, hat sich ein Gericht Fische gekauft, schickt einen Arbeits- mann damit ab und setzt seinen Weg weiter fort. Beide Hände auf dem Rücken, das Auge an den Boden geheftet, geht er leise brummend in die Deichstraße hinein. Ohne daß er irgend Notiz von mir nimmt, schreiten wir nebeneinander hin und flehen endlich vor demselben Hause still. Da

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 212

1913 - Leipzig : Hahn
212 sicherte der Berichterstatter, daß es ihm trotz der schnellen Fahrt vollständig gelungen wäre, die Gänse auf einer Wiese in der Nähe von Steglitz zu zahlen. Und das würde wohl jedem Berliner mit ruhigem Blicke gleich- falls möglich sein. Diese Voraussetzung bewährte sich vollkommen. Die Bahn wurde fertig. Die Berliner zählten die Gänse, wenn solche da waren, und ge- wöhnten sich dermaßen an die Geschwindigkeit, daß man sehr bald die ganze Fahrt bis Potsdam in anderthalb Stunden abmachen konnte. Als am» Ende gar noch die Eisenbahn die Post auf den Rücken nahm und mit ihr in die Welt hineinjagte, vertrauten sich selbst Posträte ihr an und fanden, daß die Welt nicht ihrem Untergange deshalb zueile. Von da ab wühlte der böse Zeitgeist gar schrecklich in der unruhigen Menschheit. Man begnügte sich nicht mehr, mit all den Eisenbahnen nach allen Seiten hin gewaltige Reisen, auf denen man sonst Wochen zu- brachte, in einem Tage abzumachen; nein, man faßte den Entschluß, auch ñachis die Reisenden zu befördern. Mitten in der Nacht? Gar durch die ganze Nacht? Es war ein erschreckender Gedanke l Wer wird denn des Nachts reisen? Wer anders will denn des Nachts reisen als Diebe und Mörder? Wird es selbst der wachsamsten Polizei möglich sein, hierüber eine Kontrolle auszuüben? Die verwegene Idee erregte Schaudern in allen redlichen Gemütern, die da wissen, daß die Nacht keines Menschen Freund ist. Man mochte sich Nur mit dem Gedanken trösten, daß die Nachtzüge gewiß nur sehr, sehr langsam fahren und nur ganz solide Reisende befördern werden, die den Nachweis führen, daß sie durch besondere Umstände genötigt find, zu Nachtreisen ihre Zuflucht zu nehmen. In der Tat begannen die Nachtzüge zuerst mit langsamen Fahrten; «her nach kurzer Zeit kehrte sich die Weltorduung vollständig um, die Nachtzüge wurden die Jagdzüge, und viele Leute finden jetzt, daß das Reisen am Tage eine Zeitverschwendung ist, da mau im Schlafcoupä, i« das man in Berlin abends einsteigt, vortrefflich ruht und am Morgen in Köln frisch und munter ist, um dort seine Geschäfte abzuwickeln. Und merkwürdig! Die statistischen Aufnahmen beweisen, daß von allen Unfällen, die Eisenbahnreisende betreffen, gerade die Nachtfahrer am allermeisten verschont bleiben. Bernstein. 93. Der letzte Postillon. Bald ist, soweit die Menschheit haust, der Schienenweg gespannt; es keucht und schnaubt und stampft und saust das Dampfroß rings durchs Land. Und wied'rum in fünfhundert Jahr' weiß der Gelahrtste nicht zu sagen, was ein kfaudrer war, was Fuhrmanns Recht und Pflicht. Nur in der Nacht der Sonnenwende wo dunkle Schemen gehn, wird zwischen Grd' und Firmament ein fremd Gespann gesehn. Der Schimmel trabt, die peitsche schwirrt, laut schmettert posthornton. Als Geist kommt durch die Luft kutschiert ein greiser Postillon.

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 377

1913 - Leipzig : Hahn
377 sobald die schwarzen Männer fertig sind mit ihrer schmutzigen Arbeit und das Scheuern der Decks begonnen hat. Alle sinden sich wieder zu- sammen, und alle haben zu erzählen, und die meisten schimpfen. Nun werden die Taue gelöst, und die Reise geht weiter. Links sieht man die großen Kohlcnschifse aus England und die mächtigen Bagger, die fast immer zu tun habe» im Kanal, um den nachdrängenden Wüsten^ fand hinauszuschaffen über die Ufer; rechts im Kriegshafen liegen englische und italienische Kriegsschiffe, reich beflaggt. Nun sind wir im Kanal, und langsam fährt das Schiff dahin. Rechts ist gelbbraune Wüste, und links ist gelbbraune Wüste, so weit das Auge reicht. Der Kanal ist eng, und wir legen an, wenn uns ein anderes Schiff begegnet. In der Nacht sieht es prächtig aus. Eine Feuerwolke taucht auf in der Ferne. Immer Heller wird sie, und immer näher kommt sie. Taghell ist der Kanal erleuchtet durch die elektrischen Scheinwerfer, die an Bord genommen sind und am Vorderbug der Schiffe hängen. Jetzt gleiten sie stumm an uns vorbei mit ihren vielen Laternen und Lichtern, und von neuem setz: sich unser Schiff in Bewegung. Nach zwauzigstündiger Fahrt verlasse» wir den Kanal und kommen in den Meerbusen von Suez, an die Stätte, wo die Kinder Israel das Meer durchschritten haben. Rechts sieh: man hohe, kahle Berge, vor denen Israel gelagert hat. Links liegt eine Oase mit Wasser und Palmen, der Mosesbrunnen genannt, weiterhin in der Ferne erblickt man das Sinaigebirge und das Siuaikloster, und nun sind wir im weiten Roten Meer. Da begegnet uns ein Schiff des Österreichischen Lloyds. Das ist eiiu befreundete Linie; höflich nimmt man gleichsam den Hut ab, indem dir Flaggen am Hintersteven gesenkt werden. Bald muß uns auch ein Schwesterschiff unserer Linie begegnen, das aus Ostafrrka Zurückkehrt, wohin wir steuern. Jetzt taucht es aus, das Fernrohr zeigt deutlich den silbergrauen Anstrich des Schiffes und die breiten Ringe um den Schornstein in den deutschen Farben. Dicht fahren wir aneinander vorbei, die Flaggen werden gesenkt, die Dampfpfeifen erdröhnen dreimal zum Gruß, alle Passagiere schwenken mit den Tüchern und rufen Hurra! Viele bestellen in ihrem Herzen Grüße an die Heimat. Dann ist alles wieder still, und unaufhaltsam geht es weiter nach Aden zu. Immer heißer brennt die Sonne, schon haben wir den Wendekreis des Krebses überschritten, ein doppeltes Segeltuch ist über das ganze Schiff gespannt, alle Passagiere erscheinen in Weiß, liegen auf ihren Stühlen und schwitzen. Schön ist es nur an den Abenden, wenn die Schiffskapelle spielt und die Sterne funkeln. Viele Passagiere bringen die ganze Nacht aus dem Deck zu, weil es nicht auszuhalten ist in den engen Kabinen. Wie schrecklich muß es den armen Heizern ergehen, die tief unten im Schiff ihre Arbeit tun! Europäer halten es nicht aus. Des- halb werden in Aden Araber dafür geworben. Es geht das Gerücht, daß ein Heizer den Hitzschlag bekommen hat. In der Nacht stoppt die Maschine einen Augenblick. Alle Eingeweihten wissen, jetzt ist der Leichnam in die See geworfen. Auch ein Passagier der ersten Kajüte ist schwer

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 70

1913 - Leipzig : Hahn
70 Das Schiff geborsten, das Feuer verschwelt. Gerettet alle. Nur einer fehlt! * * * Alle Glocken geh'n; ihre Töne schwell'n himmelan aus Kirchen und Kapell'n, ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt, e i n Dienst nur, den sie heute hat: Zehntausend folgen oder mehr, und kein Aug' im Zuge, das tränenleer. Sie lassen den Sarg in Blumen hinab, mit Blumen schließen sie das Grab, und mit goldener Schrift in den Marmorstein schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein: „Hier ruht John Maynard. In Qualm und Brand hielt er das Steuer fest in der Hand; er hat uns gerettet, er trägt die Krön', er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard." Theodor Fontane. 37. Erste Hilfe bei Unglücksmen. i. Es war an einem schönen Sommertag im vorigen Jahre, als auf schaumbedecktem Rosse ein Reiter vor mein Haus sprengte mit der Nachricht, daß auf einem großen Gute, welches mehr als zwei Meilen von hier entfernt liegt, der einzige Sohn der Besitzerin, einer Witwe, in den Teich gefallen und ertrunken sei. Sie ließ mich bitten, so rasch als möglich zu ihr zu kommen. Ich ließ sofort anspannen und fuhr, was die Pferde laufen konnten, hinaus, allerdings ohne Hoffnung, noch helfen zu können; denn vor zwei Stunden konnte ich kaum an Ort und Stelle des Unglücks sein. Als ich eintraf, kam mir die Mutter jubelnd entgegen mit der Nachricht, daß der Knabe gerettet sei. Es ward mir nun folgendes berichtet: Der zehnjährige, wilde Knabe hatte trotz des Verbotes einen Kahn bestiegen, der auf einem tiefen Teiche im Garten lag, und hatte, wie Kinder es gern tun, darin so lange geschaukelt, bis der Kahn umgeschlagen und der Knabe ins Wasser gefallen war. Ein Gärtner, der in der Nähe arbeitete, war sogleich in den Teich gesprungen, doch war es ihm erst nach zehn Minuten gelungen, den Knaben vom Grunde des Teiches herauf- zuholen. Als die Mutter herankam und den Knaben totenblaß und leblos auf dem Rasen am Rande des Teiches hingestreckt liegen sah, gab sie sich der wildesten Verzweiflung hin. Der Ruf nach ärztlicher Hilfe war natürlich für den Augenblick vergeblich. Die Bewohner des Gutes eilten von allen Seiten herbei, unter ihnen ein alter Schäfer, der in dem Rufe stand, allerlei ärztliche Kenntnisse zu be- sitzen. Dieser machte auch sogleich Vorschläge zu Wiederbelebungs- versuchen: er riet, das Kind bei den Beinen in die Höhe zu heben und mit dem Kopf nach unten so lange zu schütteln, bis alles Wasser

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 124

1913 - Leipzig : Hahn
124 entstanden in einer Stiftfabrik in Schweden. Das bewegliche Gestell des Schirmes wurde in Berlin aus Einteilen zusammen- gesetzt, die in einem walz- und Hüttenwerk im Saargebiet gewalzt waren. Die Fischbeinspitzen des Gestells stammen von einem Wal- fische, den bei Grönland schottische Walfischfänger erlegten und dessen Barten in London auf den Markt gebracht wurden. Der Seidenstoff, mit dem das Gestell überspannt ist, wurde in Chemnitz gewebt. Die Seide stammt aus China und wurde von einer Roh- seidenhandlung in Arefeld gekauft. Die Baumwolle, die dem Seiden- stoffe beigewebt ist, wuchs in Virginia in Nordamerika, wurde in der englischen Fabrikstadt Bradford gesponnen und durch Vermittlung eines Hamburger Dauses bezogen. Die Anilinfarbe, mit welcher der Stoff gefärbt ist, wurde in der großen chemischen Fabrik zu höchst am Main hergestellt aus einem Steinkohlenteer, der rheinaufwärts von der Gasanstalt zu Aöln gekommen war, in der man Gas aus Aohlen des Ruhrgebietes gewinnt. Das Gummibändchen, das den Aberzug des geschloffenen Schirmes zusammenhält, wurde in Han- nover aus Gummi angefertigt, den man aus dem Innern Afrikas über Kamerun bezog, und der dem Bändchen eingewebte Hanf kam von Manila. Der aus einem Eisenröhrchen zusammengebogene Ring, durch den das Gummiband über einen Anopf gespannt wird, wurde in einem Aleineisenwerke Schlesiens hergestellt. Den Anopf für diesen Ring hatte man in Thüringen aus dem Hörne eines Büffels gedreht, der in den Pampas Argentiniens erlegt worden war. Die aus Aluminiumbronze bestehende kleine Glocke, die sich über die Bügelspitzen des geschloffenen Schirmes schieben läßt, wurde in Wien gearbeitet. Von Paris hatte man die Seidenschnur mit Quaste be- zogen, die um den Griff geschlungen ist. Es war dazu Seide ver- wendet, die in Lyon gesponnen und gefärbt wurde. Die Rohseide dazu hatte eine Seidenwurmzüchterei bei Mailand geliefert. Die Papphülsen, über welche die Aöpfe der Seidenquaste gesponnen sind, waren aus einem Holzfaserstoffe hergestellt, der von Hölzern aus den Waldungen der Pyrenäen herkam. Man erwäge nun, welch mannigfaltige Arbeiten erforderlich waren, um die zur Verwendung gekommenen Rohstoffe zu gewinnen, zu verarbeiten, die Teilfabrikate heranzuschaffen und zur Fertigstellung des Schirmes zusammenzu fügen. Es mußten Berg- und Hülten- werke angelegt und betrieben, Bodenerzeugniffe angebaut und geerntet werden, Gebäude der verschiedensten Art errichtet, Araft und Arbeits- maschinen mannigfacher Anordnung gebaut und in Betrieb gesetzt werden. Zur Heranschaffung der Stoffe waren Lastträger und Pack- tiere auf den schmalen Pfaden unkultivierter Länder in mühseliger Arbeit tätig; die Stoffe wurden auf Schlitten in eisigen Gefilden, durch Lastwagen auf rohen wegen und Landstraßen, auf Eisenbahnen, in Fluß- und Seeschiffen, in Seglern und stolzen Dampfern herbeigeschafft. welche Anstrengungen mußten dabei gemacht,

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 223

1913 - Leipzig : Hahn
223 andere machen sich fertig zur Abreise. Unaufhörlich keuchen die Dampfwinden an Bord der Dampfer, aus drei Luken zugleich werfen sie Baumwolle, Wolle, Felle, Kleesaat, Getreide, Tabaksfäsfer, Ballen, Kisten usw. her- vor, und schon sehen wir unten, dicht über der Wasserlinie andere Mann- schaften beschäftigt, westfälische Kohle einzuladen; denn die Belastung muß immer möglichst gleichmäßig bleiben. Hundert Schritte weiter liegt ein anderer Dampfer, der in wenigen Stunden den Hafen verlassen will. Eben wird die letzte Hand an die Überladung der Güter aus dem langseits des Schiffes haltenden Eisen- bahnzuge gelegt; Zuckerkisten, Spritfäsfer, Ballen und Kisten mit Chemnitzer Strumpfwaren, Lausitzer Tuchen, Berliner Wäscheartikeln, Barmer Litzen, Krefelder Seidenstoffen, Stuttgarter Trikots, Nürnberger und Sonneberger Spielwaren fliegen noch an Bord, wo hundert rüstige Hände sie in Empfang nehmen und verstauen. Schon kommt der Extrazug mit den Zwischendeckspaffagieren, fünfhundert, ja sechshundert Menschen steigen heraus und klettern, beladen mit ihren Habseligkeiten, die schwanke Schiffstreppe hinan, wo alles zu ihrem Empfange vorbereitet ist und eine militärische Ordnung es ermöglicht, jeden Ankömmling sofort aus den für ihn geeigneten Platz zu schaffen. In langen Reihen stehen die Kojen da, Matratze und Wollendecke auf jeder Schlafstätte, Rettungsgürtel unter jedem Kopfkissen. Endlich ist alles untergebracht, die Seeleute haben wieder allein das Regiment auf Deck, wo alles zur Abreise klar gemacht wird. Da kommt noch der letzte Extrazug mit den Kajüts- paffagieren; ihrer sind nicht so viele, auch sie werden bald übernommen. Damit ist endlich auch der Augenblick gekommen, wo die Flut hoch genug gestiegen ist, daß die Hafenschleusen geöffnet werden können. Ein kleiner kräftiger Schlepper spannt sich vor das im langsamen Tempo so unbehilfliche Riesenschiff, und unter lautem Hurra derer an Bord und der Zurück- bleibenden, unter Hüteschwenken und Abschiedstränen geht es aus dem Hafen auf die Reede, wo die Schraube des Dampfers sich in Bewegung setzt und dieser bald am Horizonte verschwindet. Manchmal bleibt es nicht bei einem Dampfer; einer geht nach Neuyork, ein zweiter nach Baltimore folgt, vielleicht sogar ein dritter nach Galveston, ein vierter nach Süd- amerika; einer der kleinen Englandfahrer gesellt sich Wohl auch noch dazu. Auf der Reede liegen schon wieder heimgekommene Schiffe, die den letzten Schritt in den sicheren Port machen müssen. So bietet sich dem Auge des Fremden ein buntes und interessantes Bild dar, und auch wer es oft gesehen, pflegt doch zu verweilen, bis die Ebbe beginnt und die Schleusen wieder geschlossen werden. Nach Westermanns Monatsheften. 98. Die Weltpo». Aus meinen ftühesten Kinderjahren ist mir eine Erinnerung geblieben, die jedesmal in meiner Seele auftaucht, wenn ich von einem Briefe aus Amerika sprechen höre. Damals kam nämlich in das Haus meiner Eltern

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 376

1913 - Leipzig : Hahn
376 zum Suezkanal. Ein kleines Boot dampft uns entgegen, es bringt den Lotsen. Die Maschine stoppt, und eine Strickleiter wird über Bord geworfen. An ihr klettert der wetterfeste Mann in die Höhe; nachdem er auf die Kommandobrücke gestiegen ist, geht es unter Volldampf vor- wärts um eine Mole herum, die den Hafen schützt vor den mächtig andrängenden Wellen. Noch ist das Schiff nicht zum Stehen gebracht, da umschwärmen uns schon die Boote der Händler; denn Port-Said leb: von den Fremden, und alle wollen verdienen. Die Stewards haben unz schon vor ihnen gewarnt und alle Türen und Fenster der Kabinen verschlossen. Die Falltreppe ist hinuntergelassen, doch auf ihr können sie nicht herauf; denn ein Matrose steht dort und droht mit dem Tauende. Was machen sie da? Hier ist eine Kette, und dorr läßt sich ein Strick befestigen, an ihm klettern sie in die Höhe, und in kurzem wimmelt es auf dem Deck von braunen und gelben Leuten, und alle preisen ihre Waren an, zumeist in englischer Sprache, doch hört man auch deutsche Brocken dazwischen. Da gibt es Seidenstoffe, Schmucksachen, Kleidungs- stücke, Bernsteinketten, Straußeneier, Olivensachen von Jerusalem, Photo- graphien, Früchte und alles mögliche andere, das mehr oder weniger brauchbar ist. Wir bieten die Hälfte vom geforderten Preis, und sofort wird uns der Gegenstand überreicht, er ist verkauft, und wir sind betrogen. Bieten wir den vierten Teil, so lachen sie uns verständnisvoll an und gehen weiter, sie wissen, daß sie es mit einem Alten zu tun haben. Doch jetzt wird es ungemütlich auf dem Schiffe; denn mächtige Kohlensähren haben sich an seinen Rumpf gelegt, und Korb/ auf Korb werden die Kohlen hineingeschüttet in seinen geöffneten Bauch. Ein feiner schwarzer Staub verbreitet sich über das ganze Schiff und legt sich aus Gesicht und Kleider der Menschen. Wer irgend kann, eilt deshalb an Land und besieht sich die Stadt. Was ist das für ein Gewühl' Man wird fast erdrückt von all den Eindrücken, die hier zum erstenmal mit ihrer ganzen Frische aus uns ein- dringen. Alle Völker des Orients sind ja hier zusammengeströmt, alle Rafsesarben sind vertreten, alle Sprachen werden gesprochen, alle Trachten, sind zu sehen. Port-Said ist eng gebaut, um Schatten zu gewinnen, Laden an Laden, Hotels, Konsulate, Banken, Magazine, nur wenige Privathäuser! Führer drängen sich heran und lassen sich schwer zurück- weisen , sie zeigen und erklären und verlangen Bezahlung. Man steht einen Augenblick am Schaufenster, sofort merkt man ein sanftes Reiben an den Füßen. Ein schwarzer Junge kauert am Boden und putzt die Stiesel; man geht unwillig fort, doch er folgt nach, immer bereit, den günstigen Augenblick wieder zu erhaschen und weiter zu putzen. Man flüchtet sich in ein Cafe und steckt die Füße unter den Tisch. Es dauer; nicht lange, so werden die Füße wieder durch Bürsten erwärmt. Der Junge ist unter den Tisch gekrochen und verlangt nun Bezahlung. „Gib mir 50 Pfennig," wurde einem meiner Freunde gesagt, „dann bist du mich los." Unter solchen Umständen kehrt man gern auf das Schiff zurück
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 7
6 0
7 3
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 3
25 0
26 0
27 0
28 0
29 2
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 1
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 16
2 0
3 4
4 14
5 26
6 11
7 1
8 2
9 2
10 2
11 0
12 11
13 9
14 0
15 0
16 39
17 101
18 1
19 43
20 0
21 11
22 0
23 30
24 2
25 1
26 1
27 0
28 8
29 1
30 0
31 1
32 14
33 0
34 1
35 0
36 35
37 4
38 2
39 39
40 54
41 0
42 22
43 4
44 1
45 53
46 9
47 0
48 0
49 7
50 0
51 4
52 3
53 0
54 75
55 0
56 0
57 13
58 13
59 14
60 2
61 0
62 0
63 0
64 1
65 0
66 15
67 1
68 31
69 24
70 1
71 6
72 57
73 48
74 0
75 23
76 40
77 70
78 0
79 5
80 3
81 3
82 25
83 2
84 1
85 2
86 2
87 74
88 0
89 0
90 1
91 25
92 78
93 0
94 119
95 1
96 0
97 0
98 7
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 5
2 3
3 2
4 1
5 0
6 6
7 1
8 0
9 0
10 0
11 3
12 23
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 5
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 2
34 3
35 0
36 2
37 0
38 0
39 0
40 0
41 1
42 0
43 2
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 5
51 7
52 6
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 7
60 1
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 1
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 1
74 0
75 1
76 1
77 0
78 3
79 0
80 0
81 14
82 0
83 0
84 0
85 0
86 3
87 0
88 0
89 3
90 0
91 0
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 1
98 0
99 0
100 4
101 0
102 6
103 0
104 1
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 1
111 2
112 0
113 1
114 0
115 0
116 3
117 2
118 0
119 0
120 0
121 1
122 4
123 2
124 1
125 1
126 0
127 1
128 1
129 23
130 0
131 2
132 0
133 1
134 0
135 0
136 4
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 1
153 0
154 0
155 0
156 1
157 0
158 0
159 1
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 2
169 1
170 0
171 0
172 1
173 1
174 0
175 3
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 8
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 7
197 1
198 0
199 1