t
— 14 —
Jüngling, und seine vorige, blühende Gestalt wurde ihm bitter vor>
gegaukelt.
Er konnte es nicht mehr sehen, er verhüllte das Auge, tausend
heiße Tränen strömten versiegend in den Schnee, er seufzte nur
noch leise, trostlos und sinnlos: „Komm nur wieder, Jugend, komm
wieder!"
Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht
so fürchterlich geträumt — er war noch ein Jüngling. Nur seine
Verirrungen waren nicht bloß ein Traum gewesen. Aber er dankte
Gott, daß er noch jung war und von den schmutzigen Gängen des
tasters umkehren und sich auf die Sonnenbahn zurückbegeben konnte,
die ins reine Land der ewigen Ernten führt.
Aehre mit ihm um, junger Leser, wenn du auf seinen Irrwegen
stehst. Dieser schreckende Traum wird künftig dein Richter werden!
Aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: „Komm wieder,
schöne Jugendzeit!" — sie würde nicht wiederkommen.
Jean Paul Friedrich Richter.
13. Die deutsche Turnkunst.
Wie so viele Dinge in der Welt so hat auch die deutsche Turnkunst
einen kleinen, unmerklichen Anfang gehabt. Ich wanderte gegen das Ende
des Jahres 1809 nach Berlin, um den Einzug des Königs zu sehen.
Bei dieser Feier ging mir ein Hoffnungsstern auf, und nach langen Jrr-
jahren und Irrfahrten wurde ich hier heimisch. Liebe zum Vaterlands
und eigne Neigung machten mich wieder zum Jugendlehrer, was ich schon
so oft gewesen war. Zugleich ließ ich mein „Deutsches Volkstum" drucken.
In schöner Frühlingszeit des Jahres 1810 gingen an den schul-
freien Nachmittagen der Mittwoche und Sonnabende erst einige Schüler
mit mir in Feld und Wald, bald folgten immer mehr und mehr. Die
Zahl wuchs, und es wurden Jugendspiele und einfache Übungen vor-
genommen. So ging es fort bis zu den Hundstagen, wo eine Unzahl
von Knaben zusammenkam, die sich aber bald nachher verlief. Doch
sonderte sich ein Kern aus, der auch im Winter als Stamm zusammen-
hielt, und mit dem dann im Frühjahr 1811 der erste Turnplatz in der
Hasenheide (bei Berlin) eröffnet wurde.
Jetzt wurden im Freien öffentlich und vor jedermanns Augen von
Knaben und Jünglingen mancherlei Leibesübungen unter dem Namen
Turnkunst in Gesellschaft getrieben. Damals kamen die Benennungen
Turnkunst, turnen, Turner, Turnplatz und ähnliche miteinander zu-
gleich auf.
Das gab nun bald ein gewaltig Gelaufe, Geschwätz und Geschreibe.
Selbst durch französische Tageblätter mußte die Sache Gaffen laufen.
Aber auch hierzulande hieß es anfangs: „Eine neue Narrheit, die
alte Deutschheit wieder ausbringen zu wollen." Dabei blieb es nicht.
Vorurteile wie Sand am Meer wurden von Zeit zu Zeit ruchbar. Sie
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Jean_Paul_Friedrich_Richter Friedrich
284
arbeitete er seit seinem zwölften Jahre in Vorrat und mußte nach des
Vaters Willen bereits im Sommer damit anfangen. „Selbst Zeichen-
unterricht gab ich einst an vier Knaben und Mädchen", berichtet er selbst
aus seiner Jugend. „Die Stunde kostete a Person einen Groschen. Die
Vorlageblätter hatte ich selbst gezeichnet. Bisweilen wurde ich wohl vom
Spielplatz zur Ausübung meiner Pflicht und Würde geholt; ich präsen-
tierte mich dann in einem Kostüm, welches der Achtung der Schüler keinen
Eintrag tat — nämlich in einer grüngewürfelten Jacke und einer Leder-
hose; Mütze und Stiefeln waren im Sommer nicht nötig, ich ging barfuß.
Stiefel wurden nur Sonntags angezogen." Ein neues Kleid erhielt der
Knabe bis zu seiner Konfirmation nie, es wurde ihm entweder aus ab-
gelegten Sachen etwas zurechtgemacht, oder der Vater kaufte auf dem
Trödelmarkte ein notwendiges Kleidungsstück für ihn.
Weit entfernt, mit den ihn umgebenden ärmlichen Verhältnissen
unzuftieden zu sein, fühlte sich der Knabe durchaus glücklich und widmete
sich mit Eifer der Ausübung seiner Kunstfertigkeit. Die Erträgnisse der-
selben steigerten sich in den letzten Jahren vor seiner Konfirmation auf
10 bis 12 Taler jährlich. Diese lieferten einen willkommenen Beitrag zu
dem kärglichen Haushalt der Eltern. Welche Genugtuung war es für
ihn, mit seinem Fleiße den guten Eltern die Sorge erleichtern zu helfen!
Während andere Kinder sich am Spiel ergötzten, saß er in der einfachen
Wohnstube, über seine Arbeit gebückt, jede der schnell dahineilenden Minuten
benutzend. So lernte der junge Rietschel schon in der Kindheit den Wert
und die Bedeutung der kostbaren Zeit kennen und schätzen. Ihm bot
dabei das ftohe Gefühl, das treiben zu dürfen, wozu er vor allem Lust
hatte, tiefe Befriedigung.
So verging Rietschels Kindheit. Die Konfirmation kam heran und
mit ihr die Notwendigkeit, sich für einen Beruf zu entscheiden. Der Ge-
danke an die Kunst, der den Knaben am meisten beschäftigte, konnte wegen
der fehlenden Mittel nicht in Betracht kommen. Rietschel fand bei einem
Krämer seiner Vaterstadt als Lehrling Aufnahme. Das harte und strenge
Wesen dieses Mannes ertötete jedoch in kurzem die ohnedies geringe Lust
zum Kaufmannsstande in dem Jünglinge. Von schwerer Krankheit befallen,
mußte er nach wenigen Monaten ins Elternhaus zurückkehren. Unaufhalt-
sam brach nach seiner Genesung der langgehegte, immer wieder zurück-
gedrängte Wunsch hervor, sich auf der Dresdner Akademie zum Maler
auszubilden. Der Vater gab den heißen Bitten des Sohnes nach und
bemühte sich um Aufnahme für ihn an der genannten Anstalt. Rietschel
erhielt die Aufforderung, sich dem Akademiedirektor Seiffert vorzustellen.
Da die bei dieser Gelegenheit vorgelegten Zeichnungen dessen Beifall fanden,
wurde die Aufnahme des Jünglings in die Akademie zu Michaelis 1820
bewilligt.
Sein sehnsüchtiger Wunsch verwirklichte sich. Wohl wußte er, daß
der Zuschuß der Seinen ttotz aller Aufopferung nur sehr gering sein
konnte. Aber was galten ihm die seiner wartenden Mühsale und Ent-
behrungen, da er nun seinem Ziele zustteben durste! Mit wenig Geld in
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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276
Ii.
Von jeher war Treue gegen seine Fürsten des sächsischen Volkes
schönster Schmuck. Auch Herzog Moritz hat sie erfahren.
Im Jahre 1542 zog er mit den Truppen Kaiser Karls V. gegen
die Türken, die damals das Deutsche Reich bedrohten. Auf diesem Kriegs-
zuge wurde die Stadt Pest belagert. Um die Belagerer zu vertreiben,
machten die Türken einen Ausfall. Herzog Moritz, der zu heftig angriff,
geriet unter einen Türkenhaufen. Unglücklicherweise riß der Sattelgun
seines Rosses, und der Herzog stürzte zur Erde. Nun schwebte er in höchster
Gefahr; denn alsbald fielen die Türken über ihn her. Da opferte sein
treuer Diener Sebastian von Reibisch, der ihm allein gefolgt war, für ihn
sein Leben. Er erstach einen Türken und wehrte alle Hiebe von seinem Herrn
ab, bis Hilfe herbeikam, die den Herzog aus seiner gefährlichen Lage befreite.
Aus zahlreichen Wunden blutend, gab der treue Diener seinen Geist auf
Sein Name aber ist bis auf den heutigen Tag unvergessen geblieben.
Lesebuch für Realschulen.
124. Wie in Sachsen ein Gesetz entsteht.
Das Jahr 1873 war für das sächsische Schulwesen von ganz be-
sonderer Bedeutung. Am 26. April dieses Jahres erschien ein Gesetz, das
nicht nur für die Volksschulen des ganzen Landes grundlegende neue Be-
stimmungen brachte, sondern auch die Einrichtung von Fortbildungsschulen
für die männliche Jugend in Stadt und Land forderte.
Auf Grund dieses Gesetzes ist jeder junge Mann verpflichtet, nach
seinem Austritte aus der Volksschule noch drei Jahre lang in eine Fort-
bildungsschule zu gehen, wenn nicht durch den Besuch einer Handels- oder
Gewerbeschule, einer Realschule, eines Seminars oder eines Gymnasiums
für seine Weiterbildung gesorgt wird.
Wie ist dieses Gesetz zustande gekommen?
Schon in früheren Jahren hatten sich hie und da Stimmen im Lande
erhoben, eine achtjährige Schulzeit genüge nicht, um den Knaben aus-
reichend für das Erwerbsleben vorzubilden. Wie rasch sei das meiste des
in der Schule Gelernten wieder vergessen! Wie sehr tue es dem Jüng-
linge not, daß er sich geistig noch weiter vervollkommne, damit er seine
Stellung im Leben — er sei, was er sei — ganz auszufüllen vermöge!
Und noch auf andere Umstände wurde hingewiesen, die es dringend
wünschenswert erscheinen ließen, daß der Vierzehnjährige der Schulzuchi
noch unterstellt bleibe. Mit dem Dahinschwinden der „guten alten Zeit"
und dem Überhandnehmen der Großbetriebe war das frühere, ge-
mütlich - patriarchalische Verhältnis zwischen Meister und Lehrling mehr
und mehr geschwunden. Der Meister konnte die wachsende Zahl seiner Ar-
beitskräfte oft kaum übersehen, wieviel weniger beherbergen, beköstigen und
für das Wohl jedes einzelnen Sorge tragen. So verlor er auch bald
die Lehrlinge ganz aus dem Auge, und wie mancher von ihnen mochte
nach einem ermunternden Worte lechzen, wie manchem hätte eine ernste
Mahnung, ein wohlgemeinter Rat zur rechten Zeit üble Erfahrungen erspart!
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Moritz Karls_V. Karls_V. Moritz Sebastian_von_Reibisch
287
So unbeholfen Rietschels Technik noch sein mochte, Rauchs Genie erkannte
sofort den verwandten Geist. Er wurde in kurzer Zeit Rauchs bester
Schüler, den der Meister 1827 für die Ausführung des Denkmals des
Königs Friedrich August von Sachsen empfahl und der den Auftrag auch
erhielt. Die Lehrjahre unter Rauchs Leitung waren für den begeisterten
jungen Künstler von unschätzbarem Werte. Rietschel beteiligte sich an einer
Preisbewerbung um das dreijährige Stipendium zu einer italienischen
Reise. Mit dem ihm eigenen rastlosen Eifer warf er sich auf die Auf-
gabe. „Meine Leidenschaftlichkeit ließ im Falle des Nichterfolges Schlimmes
für meine Gesundheit befürchten," erzählt er, „denn ich fühlte mich, da
ich täglich über zwölf Stunden arbeitete, außerordentlich angegriffen.
Meine Freunde hielten mir das Unrecht solchen Strebens vor; ich fühlte
auch die Wahrheit ihrer Warnungen sehr wohl und suchte mich auf ein
ungünstiges Resultat vorzubereiten, doch wollte mir's nicht recht gelingen."
Seine Hoffnung wurde nicht getäuscht, er erhielt den ersten Preis. Doch
konnte ihm als Ausländer das Stipendium in Berlin nicht gegeben werden;
aber Rauch verschaffte es ihm von der sächsischen Regierung. Die Reise
ging über München, wo er eine Figur für das Giebelfeld der Glyptothek
und für das Max-Joseph-Denkmal die reizende Figur der Bavaria nach
Rauchs Modell ausführte. In Italien gab er sich eifrig dem Studium
der dortigen Kunstschätze hin. Nach Berlin zurückgekehrt, arbeitete er zu-
nächst wieder einige Zeit in Rauchs Künstlerwerkstatt. Die äußeren Sorgen
schwanden jetzt mehr und mehr, und die Liebenswürdigkeit seines be-
scheidenen, treuen und tüchtigen Wesens, sein rastloses, nie sich genügendes
Vorwärtsstreben gewannen ihm die Herzen aller, mit denen er verkehrte.
1832 wurde Rietschel als Professor der Bildhauerkunst nach Dresden
berufen, und dort, wo er einst als Schüler gesessen hatte, wurde er der
Reformator der heute weithin berühmten Bildhauerschule. Eine große
Schar lernbegieriger Schüler sammelte sich um ihn, und ehrenvolle Auf-
träge traten an ihn heran, die er in vollendeter Weise zur Ausführung
brachte.
So hatte sein starker, fester Wille alle Hindernisse überwunden und
sein Genie sich freie Bahn gebrochen. Durch eigene Tüchtigkeit hat er
sich zu einer Höhe emporgearbeitet und emporgerungen, die wenige er-
reichen, und dabei gezeigt, daß er nie vergaß, Gott zu danken, durch dessen
Güte ihm seine Erfolge möglich wurden.
Aus seiner Meisterhand gingen unvergängliche Kunstwerke hervor,
von denen hier nur genannt seien das Standbild Thaers in Leipzig und
das Karl Maria von Webers in Dresden, die Büste Rauchs in Berlin, die
Lessing-Statue in Braunschweig, die Goethe-Schiller-Gruppe in Weimar und
das Luther-Monument in Worms. Rietschel starb am 18. Februar 1861.
Nach Stahr.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Rauchs Friedrich Friedrich August Karl_Maria_von_Webers Karl Maria Rauchs Rietschel Stahr
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Berlin Italien Berlin Dresden Leipzig Dresden Berlin Braunschweig Weimar Worms
415
daselbst überzeugen, auf dessen Neubau ich im vorigen Jahre die Gas- und Master-
leitungsanlagen geliefert habe.
Ihrem geschätzten Auftrage entgegensehend, zeichne ich
hochachtungsvoll und ergebenst
Schlossermeister K. A. Fricke, Südstraße 5.
2. Ein Erkundigungsbrief.
Borna, den 6. Februar 19 . ..
Sehr geehrter Herr Schröter!
Der Schlossermeister K. A. Fricke in Leipzig, Südstraße 5, hat sich mir
zur Ausführung der Schlosserarbeiten auf meinem Neubau angeboten. Da Sie
genannten Schlossermeister kennen, erlaube ich mir, bei Ihnen anzufragen, ob Sie
ihn empfehlen können. Sie würden mich durch baldige Antwort zu großem
Danke verpflichteu.
Zu Gegendiensten ist gern bereit
Ihr ergebener Kurt Becker.
3. Eine Auskunstserteilung.
a. (Günstige Auskunft.)
Leipzig, den 9. Februar 19 .. .
Sehr geehrter Herr Becker!
Auf Ihre Anfrage vom 6. Februar a. c. kann ich Ihnen erwidern, daß Sie
dem Schlossermeister K. A. Fricke, hier, Ihre Schlosserarbeiten ruhig anver-
trauen können. Er ist in seinem Fache ein durchaus tüchtiger und erfahrener
Mann. Ich habe selbst mit ihm in geschäftlicher Verbindung gestanden und bin
jederzeit mit seinen Arbeiten zufrieden gewesen.
Ihr ergebener
F. Schröter, Architekt.
d. (Ungünstige Auskunft.)
Leipzig, den 9. Februar 19 . ..
Sehr geehrter Herr Becker!
Ich bedaure, Ihnen auf Ihre Anfrage vom 6. Februar a. c. keine günstige
Antwort geben zu können. Vielfach hört man klagen, daß Herr K. B. die
übernommenen Aufträge unpünktlich und unsolid ausführt. Der Grund hierzu
mag hauptsächlich in den geringen Mitteln liegen, die ihm zur Verfügung stehen;
vielleicht ist er auch noch zu jung und unerfahren, um größeren Aufträgen ge-
wachsen zu sein.
In der Voraussetzung, daß Sie über diese Mitteilung strengste Verschwiegen-
heit beobachten werden, zeichnet
hochachtungsvoll
F. Schröter, Architekt.
4. Ein Auftrag.
Borna, den 12. Febr. 19 . ..
Herrn Schlossermeister K. A. Fricke in Leipzig.
Durch einen mir nahestehenden Architekten sind Sie mir zur Ausführung
der Schlosserarbeiten auf meinem Neubau empfohlen worden. Ich ersuche Sie
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Saarbrücken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 58 —
es noch hatte an sich, ließ die Einkünfte durch weltliche Schaffner
verwalten und zu kirchlichen Zwecken verwenden. Nach Ein-
führung der Reformation wurden die Geistlichen der ganzen
Grafschaft größtenteils aus Stiftsmitteln besoldet. Die Zinsen
des noch vorhandenen Restes des alten Stiftsvermögens werden
heute noch zu kirchlichen Zwecken benutzt.
Die jetzige Stiftskirche ist etwa von 1270—1320 in gotischem
Stile erbaut. Vor derselben stand eine romanische Kirche an
ihrer Stelle, von der sich noch zahlreiche Spuren erhalten haben,
an der Südseite war der Kirche ein sogenannter Kreuzgang mit
den 7 Fußfällen angebaut, der im Anfang des 19. Jahrhunderts
abgerissen ward.
Von 1455 ab bis ins erste Viertel des 17. Jahrhunderts
diente die Kirche als Begräbnisstätte unserer Grafen und enthält
sie mehrere bedeutende Denkmäler derselben und anderer hier be-
grabenen vornehmen Personen. Um die Kirche herum wurden
viele Jahrhunderte die Toten aus der weiten Umgegend begraben.
Es liegen 3 Schichten Leichen übereinander, die unterste hat so-
genannte Plattengräber, was auf die merovingische Zeit hinweist.
Des Dorfes St. Arnual, das sich allmählich aus Ansiede-
lungen des Stiftes bildete, geschieht erst spät Erwähnung. 1542
hatte es — ohne die Geistlichen — 50 Familien, von denen sich
10 Gesinde hielten. Der Müller sogar 4 Knechte und eine Magd.
1680 sind nur mehr 8 Häuser bewohnt, erst 1756 war deren
Zahl wieder auf 54 gewachsen.
I V. Bürgermeisterei St. Johann.
St. Johann, Stadt auf der rechten Saarseite, 1358 Hr.
(24 198) 24 140 E., 11 600 ev., 11834 f., 55 andern Bekenntnisses,
651 isr. 1470 ha, 788 ha Gw. 2 ev K., 1 k. K. Synagoge.
Oberrealschule (als Gewerbeschule 1856 gegründet). 1 ev., 1 k.
Töchterschule, letztere mit Seminar. 27 ev., 27 k. Schkl. Haupt-
bergschule, Kaufmännische und Handwerker - Fortbildungsschule.
Garnison des 7. rhein. Ulanen-Regiments. Bezirks-Kommando.
Eisenbahndirektion. Personenbahnhof. 2 Güterbahnhöfe. Stadt-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Johann Johann Johann Schkl
Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 40 -
B) Ortschaften des Schwarza-Gebietes: (Nr. 40 bis 114).
a) Im Schwarzathale selbst. (Von der Quelle ab).
(Nr. 40 bis 51).
40) Alsbach, Dorf, 740 m üb. d. M., \ Stunde südlich von
Scheiba, an der Grenze von S.-Meiningen (in unmittelbarer Nahe
das meiningifche Dors Limbach), im sanften Anfange eines Seiten-
grnudes des Schwarzathales. Eingepfarrt nach Nr. 41. Das oberste
Haus dicht am Rennsteige. Poststation. Fabrikarbeiter. 1 neue
Schule, 1 Lehrer. Die ehemalige Taselglashütte ist eingegangen.
Die 1711 von I. N. Greiner hier angelegte Hohlglashütte, die 1805
in eine Tafelglashütte verwandelt wurde, war der Grund zur Eck-
stehung des Ortes.
41) Scheibe (617 in), Pfdf., nahe am Ursprünge des Schwarza-
thales, % Std. von der Schwarzaquelle, in einer wiefenreichen, von
Waldbergen umsäumten Thalweitung. 1 neue Kirche auf kahlem
Felsenhügel. 1 Sch., 2 L. 1 großartige Porzellanfabrik, die jetzt
die fchönsten Nippesfiguren liefert. Hauptabsatz nach England und
Amerika. Der zur Fabrik gehörige Garteu hat sehenswerte Park-
anlagen. Große Bierbrauerei mit starkem Bierexport. Seit 1860
künstliche Forellenzucht, wozu die Regierung die nahen Floßteiche
überlassen hat. 1 blühender Konsumverein, 1 Turnverein, 1 Krieger-
verein. 1 Försterei. 1838 siedelten die Einwohner des den/lchbarten
Glashüttendörfleins Habichtsbach nach Scheibe über.
42) Goldisthal, Dorf mit mehreren Schneide- und 1 Loh-
mühle; eingepfarrt nach Nr. 44; 1 Sch., 1 L. Dazu gehören der
aus 4 Häusern bestehende (ehemalige) Blech Hamme: und das
Zollhaus mit Gasthos Langebach. Porzellanarb. und Holzmacher.
Sonst Bergbau auf Gold, Goldwäschen und Hammerwerke.
43) Ober Hammer (eigentlich Oberschwarza gm.), Dorf am
Einfalle des Steinheiderthales. Pfarrt nach Nr. 44/ 1 Sch., 1 L.
Holzmacher und Fabrikarbeiter.
44) Katzhütte, langgestrecktes Pfdf. an der Katzemündung;
von hohen, mit Nadelwald begrünten Bergen so geschützt, daß das
Klima auffallend mild ist. 2 Sch., 2 L. Post- md Telegraphen-
station. Sitz eines Forstamtes, welchem die Forste: Katzhütte,
Scheibe, Lindig, Neuhaus, Kursdorf, Sitzendorf und Dittersdof unter-
stellt sind. 1 Porzellansabr., 1 Eisengießerei, 1 Mchl- u. 4 Schneide-
nmhlen. Jnstrumentenhölzerfabrikation. Meist Fabrikarbeiter und
Holzhauer. Ackerbau Nebengeschäft. 1 Turnverein, 1 Kriegerverein,
1 Ortsv. f. Kraukeuunterstützung. Die Äcker z'ehen sich fast alle
haudtuchsörmig an steilen Thalgehängen lost 25 bis 28" Abdachung)
hinauf. — Nahe am Orte führte die Nürnberger Straße (nach
Erfurt) vorüber. Hier wurde 1759 durch die Asbacher Glasmeister
Gotthelf und Gottfried Greiner die erste Po-zellaufabrik in Thü-
ringen angelegt.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Personennamen: Scheiba L.
Holzmacher Neuhaus Gotthelf Gottfried_Greiner
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzathale Alsbach Dors_Limbach Schwarza- England Amerika Glashüttendörfleins_Habichtsbach Goldisthal Langebach Goldwäschen Hammerwerke Erfurt
Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 45 -
Schwedenlager gewesen sein. Waffensunde sind dort gemacht
worden.
63) Oberweißbach, großes Pfdf., am Ursprung des Weiß-
baches, am Nordfuße des baumlosen Kirchberges; längster Ort des
Landes. Mktfl., Sitz eines Amtsgerichts; Post- und Telegraphen-
station. Große Kirche. 2 Sch., 4 fi. 2 Gesangvereine, 1 Kriegerverein,
1 Turnverein, 1 Schützenverein (schön gelegenes Schützenhaus),
1 Sparverein. Früher der Hauptort des Olitäteuhaudels, der sehr
abgenommen hat. Gute Porzellanmalerei; Thermometerverfertiger,
Fabrikarbeiter. Etwas Ackerbau. Zu Anfang des 17. Jahrh. noch
ein kleines Dorf; sein Wachstum verdankt es hauptfächlich dem Medi-
ziuhandel. Großer Brand 1857. Geburtsort Friedrich Fröbels (geb.
1782, f 1852 zu Liebenstein), Gründers der Kindergärten. Sein
Spruch: „Kommt, lasset uns unseren Kindern leben!"
64) Mittelweißbach, kl. Dorf, das mit Oberweißbachs unte-
rem Ende zusammen hängt u. dahinpfarrt u. fchult. 1849 großerbraud.
Im Gebiete der Sorbitz: (Nr. 65 bis 69).
65) Meura, freundliches Krchdf., (Fil. von Nr. 68), ziemlich
steil und luftig gelegen am Ursprünge eines linken Seitengrundes
der Sorbitz. 1 Sch., 2 L. 1 Kriegervereiu. Bedeutende wildreiche
Waldungen. Ziemlicher Ackerbau; etwas Olitäteuhaudel. In der
Nähe die einer Burgruine ähnlichen Felsmassen des „Meuersteius".
66) Rohrbach, Dorf in dem anmutigen Thalgrunde der
„Schwarzen Sorbitz". 1 Sch., 1 L. Ackerbauer und Fabrikarbeiter.
67) Wittgendorf, freundliches Dorf am Ursprung eines
Seitengrundes der Sorbitz. 1 Sch., 1 L. Ziemlicher Ackerbau und
Handel. 1 Kriegerverein. Nr. 66 und 67 eingepfarrt nach Nr. 68.
68) Döschnitz, Psdf. im anmutigen Soroitzthale („Weiße
Sorbitz"). 1 ^>ch., 1 L. Ziemlicher Ackerbau; starke Bierbrauerei.
Mahl- und Schneidemühle. Das ehemalige Marmorschleifwerk ist
eingegangen; dafür Griffelfchieserfabrikation.
69) Burkersdorf, hochgelegenes, weithin sichbares Ackerbau-
dors. Pfarrt und schult nach Nr. 70. Der nahe Keil (680 m) ist
der höchste Punkt der Umgegend und gewährt einen Rundblick über
fast ganz Thüringen und einen überraschenden Niederblick auf das
316 m tiefer liegende Schwarzburg. Ein durch eine Stange bezeichneter
Punkt gewährt einen Blick auf die Schlösser Heidecksburg, Schwarz-
bürg und die Paulinzella' Ruine.
Am Werrabache: (Nr. 70 und 71).
70) Braunsdorf, hochgelegenes Pfdf. am Ursprung des
kleinen Werrathales. 2 Sch., 2 L. Ackerbauer, Besenbinder. Ge-
burtsort des Hallischen Professors und Geschichtsschreibers Leo (geb.
1799, f 1878).
71) Dittersdorf, Dorf in fanftem Thalurfpruuge längs des
Werrabaches. Pfarrt nach Nr. 70. 1 Sch., 1 L. Ziemlicher Acker-
bau. 1 Kriegerv.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Fröbels Friedrich Leo_( Leo