Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— \27 —
Sinö das nicht menschenfreundliche Bestimmungen? Allerdings folgten auch barte Strafandrohungen.
„Die Bewohner, die mit ihrer ßabschaft und mit ihrem Vieh als flüchtig ergriffen werden, sollen inhaftiert und ihre Babe soll zum Besten der Republik eingezogen werden. Bewohner, die sich bewaffnet vereinigen, werden auf der Stelle erschossen und ihre Däuser niedergebrannt. Auch einzelne Einwohner, die ohne Erlaubnis Waffen tragen, werden sofort erschossen. Alle Waffen sind den Vorstehern und Bürgermeistern abzuliefern."
So sprach vor \oo Jahren das unerbittliche Gesetz des Krieges, so spricht es heute noch, weil das Wohl der Armee in Feindesland es also fordert, vor der Anwendung dieser Strafen kann sich der friedliche Bürger leicht durch Gehorsam schützen.
Die Einwohner des Frankenlandes unterwarfen sich gerne den Bedingungen des Aufrufes; hielt aber die französische Armee, was ihr Führer versprochen hatte? Lin Auszug aus einem vergilbten Büchlein, das nur ein Jahr nach den Ereignissen erschien, soll uns eingehenden Bericht erstatten.
Alles überließ sich der sorgenlosesten Sicherheit. Nichts hatten die Einwohner geflüchtet, nichts gerettet, nichts verborgen. Fürchterlich gingen ihnen jetzt die Augen auf. Die Zahl der Unmenschlichkeiten, der Mißhandlungen, die Züge einer mehr als viehischen Raubgierde, die Ausschweifungen und Gewalttätigkeiten kann der Geschichtsschreiber nur mit Mühe zusammenfassen. Der größte Teil der Dörfer und Schlösser, die die französischen Truppen berührten, wurde rein ausgeplündert. Die Plünderung betraf nicht nur die Gelder in allen Kassen; alles, was für die Soldaten brauchbar sein konnte, wurde mitgenommen. Schränke, die nicht offen standen, wurden zusammengehauen, die Türen verschlossener Wohnungen mit Flintenkolben eingestoßen. Insbesondere waren die Franzosen gierig auf Uhren, Kleidungsstücke und Gewehre, viele Beamte, Bürger und Landleute wurden bis aufs Bernd ausgezogen, besonders auf gute - chuhe hatten es die Räuber abgesehen. Alles Leinenzeug wurde ihnen zur Beute. Sie zerschnitten die Betten, streuten die Federn umher und nahmen die Überzüge, auch die Vorhänge und Sesselüberzüge mit. Kopf- und Balstücher entrissen sie den Frauen und Mädchen. Sie durchsuchten alle Taschen und nahmen alles, was sie fanden. Im Bannach-grund überfielen sie sogar einen Bettler und plünderten seinen Zwerg-sack, der einige Stücke Brot und einige Groschen enthielt.
Groß war der Scharfblick der Soldaten in Entdeckung des verborgenen. Sie durchsuchten mit Wachsstöcken alle Winkel der Wohnungen vom Dachgiebel bis zum Keller. Auch waren besonders die Freiwilligen mit Brecheisen, Hebeln, auch mit Nachschlüsseln und anderen Diebsgeräten ausgerüstet. „Krippen" war das neue wort für „stehlen", das sie in Franken gestempelt hatten.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— *29 —
In den Städten waren die Privatplünderungen seltener, doch gab es auch genug Ausschreitungen.
Der Aufzug der Infanteristen, die auf ihren Bajonetten Stücke rohen Fleisches aufgespießt, ihre Bündel mit geplünderten Sachen gefüllt und ihren Anzug mit gestohlenen Seinen und (Tüchern zusammengeflickt trugen, bildete einen das Auge des gesitteten Menschen tiefempörenden Anblick.
Die Gesetze der Gerechtigkeit fordern indes zu bemerken, daß die Plünderungen keineswegs allgemein waren, am häufigsten nur da stattfanden, wo Treffen vorgefallen oder Lager geschlagen waren, daß in vielen Ortschaften nichts mitgenommen und oft strenge Zucht gehalten wurde.
Der scheußlichste Zug der Räuber im £)eere war das Verwüsten. Lenster, Gläser, Möbel, Bäume, kurz alles, was ihnen nicht nützen konnte, zusammenzuhauen oder nach ihrem Ausdruck „kaput" zu machen, war ihre Leidenschaft geworden. Unberechenbar ist der Schaden, den sie durch diese nutzlose Verwüstung den armen Einwohnern zufügten. Was an Wein, Branntwein und Bier in die Keller lief oder an Brot, Mehl und Fleisch mutwillig verdorben wurde, ist weit mehr als das, was sie genossen.
Angesehene Männer wurden mit Schlägen mißhandelt, mit Säbel oder pistole bedroht, auch verwundet und mehrere entsetzlich ermordet. Grund war oft nur die Nichterfüllung geforderter Unmöglichkeiten.
Kein wunder war es in Anbetracht solcher Greueltaten, daß der Tod über den Gefilden Frankens zu herrschen schien. Auf den Landstraßen erblickte man keine Frachtrvagen, keine Reisende, auf den Feldern keine tätigen Landleute, in den Städten sah man nur wenige Fußgänger. Öffentliche Spaziergänge und Belustigungsorte blieben leer, die Schauspielhäuser verschlossen, von allen Gasthöfen und Schenken waren die Schilder abgenommen, die Läden blieben zu. Bändel und Verkehr standen stille. Alle Geschäfte stockten. Allenthalben war die Stille des Grabes, nur unterbrochen von dem kriegerischen Geräusche der Feinde und dem Rasseln der Karren mit geraubten Sachen.
3. Die Franzosen in Wirrzbnrg.
Siehe:
V Köhl, Die Franzosen in Franken. !)erlagsdruckerei Würzburg ^o.
2. Dr. Leo iüils, Bilder aus der Geschichte lvürzburgs. Programm zum
Jahresbericht der Würzburger i^andelsrealschule von W. Adam \y\2/\3.
3. Itcemminger Anton, Die Franzosen in Franken. lvürzburg \896.
4. Die Schlacht bei Würzburg.
General Iourdan hatte nach der Niederlage bei Amberg auf seinem Rückzüge Bamberg erreicht und gedachte nun auf geradem Wege nach Würzburg zu kommen. Aber starke österreichische Abteilungen hatten schon -den Vorsprung gewonnen und sperrten die Straße durch den Steigerwald.
Lichelsbcicher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. q
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Leo_iüils Leo Itcemminger_Anton Iourdan
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— Hü-
ll. Der Schwedentrunk (1633),
Bruder Valentin der Kartause Astheim wurde zur Aufdeckung des verborgenen Hausschatzes angehalten. Als er aber nichts verriet, bekamen ihn die Scharfrichter und deren Knechte in die Hand. Man band ihn an eine Leiter und fragte ihn mit vielen Streichen, Foltern und allerlei peinlichen Torturen, warf ihn ins Gefängnis, traktierte ihn mit Hunger, Durst und anderem Ungemach ärger als ein unvernünftiges Diel?. Dann gab man ihm auch den Schwedentrunk, bestehend aus abscheulichen Menschen-, Pferds-, Rinder- und allerlei Kloaken, die man ihm mit Trichtern gewalttätig in den Mund gegossen, bei dick angefülltem Leib den Hals eine Zeitlang zugestrickt, alsdann ein Brett auf den Leib gelegt und darauf herumgetreten, bis aller Unflat wieder durch den 6als zu Mund und Nasen herausgebrochen.
Solchen höllischen Trank nebst grausamen peinert überstand der heldenmütige Mann zweimal, erst das drittemal offenbarte er das Geheimnis. Kurze Zeit darnach gab der erbärmlich zugerichtete Bruder seinen Geist auf. —
Am \7. )uli ^6^0 gab Klaus Gerich in Stetten im Merntale nach schrecklichen Mißhandlungen seinen Geist auf; die Soldaten hatten ihm den schwedischen Trank eingeschenkt. Dem unglücklichen Gpfer wurde Kalkmilch eingeschüttet.
Auch aus Humprechtshausen bei Haßfurt meldet Link (Klosterbuch) die Verabreichung eines Schwedentrunkes.
jedenfalls kamen Hunderte von Fällen dieser unmenschlichen Greueltaten vor; wer aber sollte den Mut haben, diese in jenen Zeiten aufzuzeichnen? —-
12. Der Bannachgrund im Dreißigjährigen Kriege.
Auch der Bannachgrund ertrug sein vollgerüttelt Teil des Jammers, wie nur wenige kurze Aufzeichnungen, die fast wahllos aus der Menge der vorhandenen Nachrichten herausgegriffen wurden, zur Genüge beweisen.
Don Rentweinsdorf wird gemeldet, daß im April \632 das Schloß geplündert wurde und im August die Rotenhanschen Untertanen und Söldner fast alle erkrankt waren. Diele Gebäude lagen in Asche, andere waren von ihren Besitzern verlassen oder ausgestorben. zählte der
Markt drei (Einwohner. ^633 heißt es von Lind: „Die Leute ziehen den Pflug oder hacken das Feld", ebenso von Reutersbrunn. In Preppach lagen \633 die Leute an einer Seuche fast alle krank, die Gesunden gingen betteln.
„Der Pfarrer von Iesserndorf hat ^63h (seit drei Jahren) keinen Zehnt von Gänsen und Schafen gesehen, sintemal die Bauern gar nichts haben und in die äußerste Armut getrieben sind, und keine Küh und pferde haben,
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Klaus_Gerich August Iesserndorf
41
gaben, durch welche die Erwerbsfähigkeit gehemmt wird. Man
will Kummer und Sorgen bekämpfen, und statt zum wahren Freunde
zu gehen, der einen mit Rat und Tat unterstützt, geht man zu
falschen Freunden in die Kneipe, die einem sagen: „Du bist nicht
schuld, sondern die heute herrschenden sozialen Einrichtungen, und die
dem Trostsuchenden einen Fußtritt geben, sobald er seine Wirtshaus-
rechnung nicht mehr bezahlen kann."
Die letzte Ausrede des Alkoholfreundes ist die schwerwiegendste:
„Mein Beruf erlaubt es mir nicht, mich des Alkoholgenusses zu
enthalten." Damit wälzt er die Schuld von sich ab und stempelt sich
zum Märtyrer.
Die Statistik weist nach, daß es keinen Beruf gibt, in
dem man nicht ohne Alkohol leben kann. Alle Einwendungen der
Alkoholfreunde schrumpfen in ein Nichts zusammen, es sind Ausflüchte
und Beschönigungen; wer offen und ehrlich sein Glas verteidigen
will, sage doch lieber: Ich trinke Wein und Bier, weil ich gern trinke,
oder weil ich mich schäme, etwas anderes zu trinken.
Der Alkohol, wie er im Wein, Bier und Schnaps getrunken
wird, ist also durchaus unnötig, und das viele Geld ist nutzlos
vergeudet. Deutschland gibt in jedem Jahre 3 Milliarden Mark
für Alkohol aus, doppelt soviel als der gesamte Reichshaushalt aus-
macht. Während die ganze Steuer auf den Kopf der Bevölkerung
25 M beträgt, gibt unser Volk pro Kopf 50 M für Alkohol
aus. Und mehr als 150000 Deutsche führt der Alkohol jährlich
vor den Strafrichter. Wieviel Elend und Not enthalten diese
trockenen Zahlen!
Wenn es doch nur vergeudet wäre, aber Alkohol ist ein Gift
und eine Ursache vieler Erkrankungen. Charles Darwin
sagt: „Durch meine, meines Vaters und meines Großvaters lange
Erfahrungen... die sich über mehr als ein Jahrhundert erstrecken, bin
ich zu der Überzeugung gelangt, daß keine andere Ursache so viel
Leiden, Krankheit und Elend erzeugt als der Genuß alkoholischer
Getränke." Dieselbe Ansicht haben die berühmtesten Professoren und
Ärzte. Alle Organe des Menschen werden von diesem Gifte in
ihren Verrichtungen gestört und krankhaft verändert. Der chronische
Katarrh des Rachens und der chronische Magenkatarrh des Trinkers
sind allgemein bekannt. Daß die unheilbaren Nieren- und Leber-
leiden zum großen Teil Folgen des Alkohols sind, hat leider schon
mancher zu spät erfahren müssen. Als Nervengift kennzeichnet sich
der Alkohol schon durch seine lähmende Wirkung am Gehirn. Es
gibt keine Nervenkrankheit, wobei nicht der Alkohol als ursächliches
Moment eine Rolle spielte. Im Berliner Krankenhaus werden jähr-
lich 5 bis 600 an Säuferwahnsinn leidende Kranke ausgenommen, ab"
gesehen von den vielen anderen Nervenkranken.
Nach vr. Franz Schönenberger.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Charles_Darwin Franz_Schönenberger Franz
75
deutung aller Schleicherei und Falschheit und alle Verachtung zu
legen pflegte.
Aatzelmacher!
Jetzt handelte sich's beim kochenden welschen nur mehr ums
Messer. Denn dadurch auch unterscheidet sich der feurige Südländer
von dem kühleren Nordländer; er stößt lieber mit Stahl zu, denn
mit giftigen Worten.
Daß römisches Blut in seinen Adern rolle, mußte er zeigen,
und er zeigte es auch. In Ermangelung eines erwünschten Instru-
ments schleuderte er dem Gegner über den Tisch hin ein paar Bier-
gläser zu. Der Tumult begann von neuem. Etliche bekamen ein
klingendes Fauststücklein an den Aopf, und den, der das Wort
Aatzelmacher gebraucht, erwischte der durch wein und Streit erhitzte
Italiener am Halstuch, und das ist eine ganz vorteilhafte handhabe
für den Angreifer! Schon lag der Angegriffene auf dem Fußboden,
röchelnd, schäumend und dunkelblau im Gesichte, schon setzte Dzzotti
das Anie an die Brust, und seine Faust wand das Halstuch noch
immer enger zusammen, wobei seine Augen in einer wahren Lust-
gier funkelten.
Endlich, bevor es zu spät war, gelang es den Aameraden, den
Italiener von seinem Dpfer loszulösen. Doch wie eine Aatze glatt
und schlau entschlüpfte er den fänden der Rächer.
So war's gekommen, und so war's verlaufen. Dann war
wieder das fröhliche Sonntagszechen. Nur dem Peter Dberdorfer
wollte das Bier nicht recht durch die Gurgel rinnen, er hatte noch
lange das Gefühl, als würge ihn einer mit dem Halstuch. Er rieb
sich die liebe Aragenhaut mit der Hand, er ging in die freie Luft,
um stark Atem zu holen; man riet ihm sogar, daß er sich auf den
Aopf stellen solle, damit die Gurgel wieder auseinandergedrückt
werde, aber es wollte alles nicht viel fruchten. Die meiste Er-
leichterung verschaffte ihm noch der Gedanke: „Na wart'! Es ist
noch nicht finster!" Es ist noch nicht finster! Das war Meters
Sprichwort, und es war als solches bekannt und berüchtigt. Im
gewöhnlichen Sinne galt es als Bestätigung und Bekräftigung von
etwas, das der Peter meinte, und wenn er etwas mit dem
Worte: „Es ist noch nicht finster!" versprach, so war es so gut wie
seine Namensunterschrift und sein Ehrenwort. Wenn er's aber im
Zorn ausrief, dann war es wie ein Fluch und wilder Schwur, eine
Drohung, vor der mancher schon gezittert hatte.
wenn die beiden Männer — der Peter und Dzzotti, der
Italiener — am Sonntag in den Drtsgassen oder am Werktag auf
dem Wege zur Schicht aneinander vorüberkamen, da tauschten sie
kurz und scharf ihre finsteren Blicke, aber jeder hielt den Atem an
— was die Zunge kann, ist hier nicht am Platze.
Der Schichtenschreiber merkte es am besten, was zwischen den
beiden vorging, und er teilte dem Bergverwalter seine Meinung mit.
Es dürfte klug sein, den welschen zu entlassen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Dzzotti Peter_Dberdorfer Peter Peter