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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 10

1914 - München : Oldenbourg
— 10 — Kilian mit herzlichen Ermahnungen in ihn, die unerlaubte Verbindung zu lösen. Der Herzog versprach nach hartem Kampfe die Trennung von Gailana und setzte eine Frist, innerhalb welcher das Weib Wirzburg verlassen sollte. Inzwischen rief der Frankenkönig Pippin den fränkischen Heerbann gegen Batbod, den trotzigen König der Friesen. 21uch Goßbert mußte an der Spitze des mainfränkischen Aufgebotes zu dem Heere des Gber-herrn stoßen. Gailana aber sann Tag und Nacht, wie sie den Mann Gottes aus dem Wege räume. Gleich am Tage nach des Herzogs Abreise dingte sie zwei verwegene Buben aus ihrem Hofgesinde mit Geld, den heiligen Priester mit seinen Gefährten zu ermorden und insgeheim zu vergraben. 3n der Nacht, da die Glaubensprediger in ihrem unansehnlichen Gemache bei unverschlossener Türe knieten und beteten, drangen die Mörder zu ihnen ein, zückten ihre Schwerter und töteten die heiligen Männer. Die Leichname wurden samt den priesterlichen Gewändern, Kleidungsstücken und Büchern im Pferdestalle neben der Wohnung verscharrt. Dies geschah am 8. Juli des Jahres 688 (689). Als der Herzog heimkehrte, teilte man ihm mit, die Heiligen seien abgereist. Doch bald offenbarte Gottes Strafgericht die schauerliche Mordtat. Der eine der Mörder geriet in Raserei, bekannte laut seine Schuld und zerfleischte sich mit den Zähnen, der andere stürzte sich in der Verzweiflung in sein Schwert. Gailana ging, vom bösen Geiste geplagt, hinüber zur ewigen Strafe. Eine fromme Frau Burgunda, welche unbemerkt beim vergraben der heiligen Leiber zugesehen hatte, offenbarte auf dem Sterbebette den (Drt, an dem die Gebeine ruhten. Bald geschahen auch viele Zeichen und Wunder an der Grabesstätte. Wirzburgs erster Bischof, St. Burkard, hob im zweiten Jahre seiner Wirksamkeit (743) die Leichname der Märtyrer unter großen Feierlichkeiten aus der nuederaufgefundenen Gruft. Die Kleider und Bücher waren noch unversehrt. Die ehrwürdigen Überreste wurden mit Sorgfalt in Behältnisse gefaßt und auf den Berg jenseits des Maines gebracht. Dort wurden sie in der Kapelle, die Herzog Hetan Ii. 704 als christliche Kirche bestimmt hatte, beerdigt. An der Mord- und Grabesstelle erbaute Burkard den ersten Dom, der im Jahre 752 in Gegenwart des hl. Bonifatius eingeweiht wurde. Hierauf verbrachte man die Gebeine der Heiligen in festlichem Zuge vom Berge herab und setzte sie in einem steinernen Sarge in der Gruft des neuen Gotteshauses bei. Seit jenen Tagen eilt das Frankenvolk in feierlichen Wallgängen zur geweihten Stätte in der Kiliansstadt, wo seine Apostel mit ihrem Blute die Erde tränkten. Verehrungsvoll steht die andächtige Menge im hohen Dome vor den auf dem Hochaltare verwahrten Häuptern t>er Heiligen und zieht in feierlicher Prozession hinter den Reliquien her

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 9

1914 - München : Oldenbourg
— 9 — Stein umgebautes Kastell ersetzt, das nunmehr das dauernde Quartier der Besatzung blieb. Die Inschriften benennen uns drei Kohorten, die jedenfalls nacheinander das Kastell Stockstadt innehatten: die Cohors Iii Aquitanorum, die erste Besatzung in den (Erdmerfen, dann die Cohors Ii Hispanorum und zuletzt die Cohors I Aquitanorum, die jedenfalls von der Mitte des 2. Jahrhunderts an in Stockstadt lag. vorübergehend war eine Abteilung der 22. Legion in Mainz hier mit Bolzfällen beschäftigt und hat hier 2^ dem Jupiter Dolichenus einen Altar gewidmet. Don \66 bis 208 bestand zu Stockstadt auch eine Bene-fiziarierstation (eine Art Gendarmerie), die jedenfalls die Aufgabe hatte, den Flußverkehr zu überwachen. Um die Mitte des z. Jahrhunderts ging es mit der römischen Herrschaft zu (Ende. Germanische Gräber am Kastell, in denen verstümmelte Leichen gefunden wurden, deuten auf im Sturm auf das Lager gefallene Krieger hin. Niederlassung und Kastell gingen durch Feuer zugrunde, vielleicht im H. Jahrhundert mag bei den Ruinen ein germanisches Dorf entstanden sein. Zweiter Abschnitt. Einführung -es Christentums. 1. Der Apostel des Irankenlandes. „Das Göttlich wort hat ausgesät 5t. Kilian; Don ihm der Franken hevl entsteht . . . ." Kilian stammte von vornehmen (Eltern aus Schottland. Der Welt entsagend, zog er sich in ein Kloster zurück, wo er wegen seines Glaubenseifers zum Abte gewählt wurde. Kilian fühlte sich von Gott berufen, den Beiden das (Evangelium zu predigen. Mit mehreren Gefährten zog er aus und kam nach dem südlichen Thüringen. Auf den Bergen der Rhön soll er zuerst den Christenglauben verkündet haben. Beißt doch heute noch ein Dörflein ant Fuße des hohen Kreuzberges Kilianshof. Südwärts zog von da der Apostel mit seinen Genossen Kolonat und Totnan und kam nach Wirzburg, wo Berzog Goßbert, der Fürst der Ostfranken, Bös hielt. Der Herzog hörte mit großer Begierde Kilians Bekehrungsworte, entsagte seinem heidnischen Glauben und ließ sich am 29. März 688, am Osterfeste, mit seinem ganzen Bofstaate und einem großen Teile seines Volkes taufen. Goßbert war mit Gail an a vermählt, der Witwe seines älteren Bruders. I^a diese (Ehe gegen die Vorschrift des christlichen Gesetzes war, drang

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 40

1914 - München : Oldenbourg
— 40 — 3. Raubritter. V 3n der zweiten Hälfte des *3. Jahrhunderts herrschten im Deutschen Reiche Willkür und rohe Gewalt. Die lange kaiserlose Zeit war schuld daran. Der verwilderte Adel schaltete und waltete mit den wehrlosen Bürgern und Kaufleuten nach Belieben; aber auch die reichen Klöster hatten viel unter den Gewalttätigkeiten ihrer sogenannten „Schutzherren" zu leiden. Graf Ludwig von Rieneck saß auf Schloß Rothenfels am Main. Er hatte es besonders auf die benachbarte Abtei Neustadt abgesehen. „Als er zwei Pferde haben wollte, die man ihm wegen verschiedener Klosterarbeiten nicht ablassen konnte, fiel er über das Kloster her mit seinen bewaffneten Reisigen und Knappen. Lr sprengte alle Schlösser am Lhor und an der Sakristei der Kirche und beraubte das Heiligtum des Kirchen* ornates, der Kirchenbücher und der Kaiserprivilegien; er ließ das alles auf seine Zwingburg schaffen. Dann drang er in die Werkstätten des Klosters; aus dem Keller raubte er allen weinvorrat, aus dem Speicher alles Getreide. Seine Leute mißhandelten die Herren und Brüder des Klosters, daß Blut floß, warfen sie wie Diebe und Räuber aus dem Münster und nahmen das ganze Kloster mit allen Zellen und Räumlichkeiten für ihr Raubgesindel in Besitz. Den Kustos und den Diakon des Klosters schlugen sie blutrünstig. Aus dem Münster- und Klosterbau nahmen sie die Kelche, aus den Ställen Pferde und großes und kleines Vieh. Aus der Kammer des Abtes raubten sie die Bücher, Betten, Kleider, Tischgefäße und Tischtücher, aus erbrochenen Kisten acht pfund Heller. Alle Rechte der Höfe, alle klösterlichen Fischweiden und Gerichte nahmen sie an sich und bedrückten die Klosterleute mit neuen Abqaben. Die Jagd nahmen sie für sich in Anspruch. Im Herbst sind sie mit bewaffneter Hand in die Klosterweinberge mit Bauern und Reisigen eingefallen und haben die Weinstöcke mit den Trauben von der Wurzel herausgerissen; gegen zehn Fuder wein gingen dadurch verloren. Auf dem Hofe zu Steinfeld raubten sie dem Kloster sechs pferde. Den Landfrieden haben sie gegen die Abtei nie gehalten. Den ganzen, durch die Grafen von Rieneck, ihre Reisigen und Knappen dem Kloster zugefügten Schaden veranschlagen die Geschworenen auf ^oo Mark Silber." — So hausten die Grafen von Rieneck, die man keineswegs zu den Strauchrittern der schlimmsten Art zählen darf. 2. Das Stift wiirzburg war von den Besitzern des Schlosses poppert-hausen bisher vielfältig beschädigt worden und die Feinde des Stiftes hatten daselbst einen sichern Hinterhalt, aus welchem sie von Zeit zu Zeit

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 86

1914 - München : Oldenbourg
— 86 — anführte, die im „zauberischen verdachte" stünden? warum nicht reden, wenn Schweigen neue Folterqualen brachte? Und so zogen denn die L^exenprozesse ihre Kreise weiter und weiter und an einem Brande entzündeten sich die neuen Feuer. Und in den Ortschaften, wo die „geheimen Räte" ihre Wirkungsstätte aufgeschlagen hatten, war Jammern und Wehklagen. Die bedauernswerten Opfer aber gestanden und erzählten, was ihnen die Richter nahelegten und ihre verirrte Einbildungskraft ihnen vorgaukelte. Bekannte und Verwandte, oft sogar die Mütter, nannten sie als Verführer zum Hexenhandwerke. Oft erschien ihnen ■— nach ihren Aussagen — der böse Feind in verschiedenartiger Gestalt, sehr oft als grüner Jäger, und versprach ihnen in der Not oder bei ihrer Arbeit zu helfen. Dafür mußten sie ihm das Versprechen geben, sein zu sein, und diese Versicherung durch Handschlag oder auch durch Verschreibung mit Blut bekräftigen. Dann folgte die Teufelstaufe, wozu dem Teufel jede ihm zur ßand stehende Flüssigkeit, sogar das Spülicht in der Küche, tauglich war. Meistens aber warf er den Täufling ein- oder zwei- und dreimal ins Wasser. Hach der Taufe mußte die Hexe Gott abschwören und erhielt vorn Teufel eine Gabel oder einen Stecken um damit auszufahren und ihre Kunst auszuüben. Bei den Ausfahrten saß der Satan hinter oder vor der Hexe. Zur Vollbringung von Übeln an Menschen, Tieren und Früchten benützten die Unholden eine Salbe, die sie mit Teufels Hilfe aus der Leiche eines Kindes gewonnen hatten. Damit töteten sie Vieh, mordeten Kinder, machten erwachsene personen lahm und siech, verursachten Gewitter, Hageljchlag und Reif, erzeugten Ungeziefer aller Art. Mehrmals im Jahre, fast immer in der Walpurgisnacht nach \2 Uhr, fanden Hexentänze statt, wobei der Teufel Berichte über die begangenen Untaten forderte. Die Urteile über die Hexen lauteten fast alle auf Tod und Feuer. Mehr als 900 Personen waren in wenigen Jahren im Fürstbistum Würzburg als Opfer des unseligen Wahnes verbrannt worden (in Würzburg 2^9, in Gerolzhofen von ^6—\9 260- Man schonte kein Alter, kein Geschlecht, keinen Stand. Sogar ein naher Verwandter des Fürstbischofs Philipp Adolf von Ehrenberg bestieg den Scheiterhaufen. Ein edler Priester, der Jesuit Friedrich Spee, der selbst 200 „Hexen" auf dem Gange zur Richtstätte begleitet hatte, schrieb ein Buch gegen die furchtbare Verirrung seiner Zeit. Diesem Werke ist die Abschaffung der Hexenprozesse im Hochstifte durch den Bischof Johann philipp von Schönborn (^642 bis ^673) zu verdanken. Cdfter aber kehrten in der Folge noch Beschuldigungen wegen Zauberei wieder und heute ist bei abergläubischen Leuten die Meinung noch nicht erloschen, daß es Menschen gibt, die mit dem Bösen int Bunde stehen.

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 123

1914 - München : Oldenbourg
— \25 — 5, Würzburg im 18. Jahrhundert. Siehe: Paul Lang, Aus lvürzburgs vergangenen Tagen. 2. 5. Göbl, Die Stadt des Rokoko, daraus: „Dom (Erbauer des Würzburger Residenzschlosses" im Lesebuch für unterfränkische Sonntagsschulen. 5. B. Kittel, Kleinod in Frankenlaudeu. 4. Verschiedene Führer durch Zpürzburg. 5. Keller, Balthasar Neumann. Id. J896. 6. Leit sch uh, Tiepolo. Id. 1.896. 7. Dr. Schmitt, Der I)ofbildhauer )oh. Peter Magner (im Vaterland 191.2). 6. Maria Renata, die letzte Hexe (1749). Am J9. Februar ^7^9 begab sich eine Kommission nach dem Kloster Unterzell um bort die Untersuchung gegen die Nonne Renata Singer von Mossau, die der Hexerei verbächtig war, zu führen. Nachbem der Weg vom Kerker an bis zum Sprechzimmer, wo die Unglückliche vernommen werben sollte, mit Weihwasser besprengt worben war, würde die altersschwache, 70 jährige Renata von einigen Schwestern herbeigetragen. Freimütig bekannte sie, daß sie nie Sinn für das Kloster gehabt hatte und stets tvieber in die Welt hinaus gebacht habe. Auf die Frage, ob die Hexerei nicht viel in der (Einbilbung bestehe, ernuberte sie, daß vieles in der (Einbilbung, vieles aber auch in der Tat fei. Auf einem Lilbe, worauf ein Vogel und ein Herz gemalt war, wollte sie sich mit den Morten: „3ch bleibe bir getreu“ dem Teufel verschrieben haben. Sie befchulbigte sich, daß sie eine Hexe fei, daß sie sechs ihrer Itcitfchrvestern im Kloster mit dem (Leusel besessen gemacht, zwei Patres in ihrer Vernunft verwirrt und Hi. Hostien verunehrt habe. Nach biefem (Seftänbniffe würde sie auf den Illarienberg verbracht und dem weltlichen Gericht übergeben. Hier wieber-holte sie ihre Aussagen. Sie würde daher der Zauberei fchulbig gesprochen und am ^8. )uni zum Tode verurteilt. Dom Tage ihrer Verurteilung an bereiteten sie Geistliche auf den (Lob vor. Am 2\. )uni würde sie früh zwischen 8 und 9 Uhr in den großen Saal des Schlosses geführt, wo ihr das Urteil noch einmal verlesen würde. Dann brachte man sie in einem Sessel zum Richtplatze, welcher inner-halb des Höchberger Tores in einer Bastei war. Ein Unteroffizier mit sechs Soldaten bewachte sie. Auf dem Richtplatz sagte sie noch einmal dem Teufel ab. Dann fiel ihr Haupt unter dem Schwerte. Die Leiche würde dann in einem Sarge an einen (Drt vor dem Idalbe gegen Walbbüttelbrunn zu geführt, wo schon ehemals Hexen verbrannt tnorben waren, der Kopf aber würde auf eine Stange gesteckt und das (Seficht gegen das Kloster Unterzell gewenbet. Den Leichnam legte man auf einen Scheiterhaufen, wo ihn das Feuer verzehrte. So enbete das letzte Opfer des Hexenglaubens in Franken.

6. Heimatkunde des Kreises Saarbrücken - S. 67

1908 - Saarbrücken : Schmidtke
— 67 — eines andern die gräflichen Briefe tragen und die Frösche ..zweyen" machen, wann die Gräfin in Völklingen sich aufhielt. 1471 ward der Hof von dem Grafen von Zweibrücken ver- brannt. Im 16. Jahrhundert galt Völklingen als ein reiches und großes Dorf. Zu der 1542 im ganzen Reiche erhobenen Türkensteuer trugen 44 Familien bei, ein Bauer, Geratwoll, sogar 20 Gulden, was einem Vermögen von 4000 Gulden ent- spricht. Derselbe hatte 2 Knechte und 2 Mägde. Um dieselbe Zeit wird uns von 3 Jahrmärkten berichtet, die hier gehalten wurden. 1628 zählte man hier 68 Untertanen, 18 Witwen, 10 leere Häuser, 1 Pfarrer, 1 Schulmeister und 5 Hirten. 1635 finden sich noch 8 Familien im Dorfe Völklingen, 1680 sind wieder 8 Häuser bewohnt, 1756 war deren Zahl auf 74 gestiegen. Zu bemerken ist noch, daß die Bewohner des Hofes Völklingen wegen allzu schwerer und drückender Frondienste sich gegen den Grafen 1571 empörten; sie wollten von demselben los kommen und wieder unmittelbar, wie vor 600 Jahren, unter das Bistum Metz gestellt werden. Eine alte Rede lautete: „Unterm Krumm- stab ist gut leben." Da der Metzer Bischof sich darauf nicht einließ, mußten sie sich wieder dem Grafen unterwerfen. Nach den großen Kriegen hatten die letzteren hier eine große Schweizerei aus den herrenlosen Gütern eingerichtet, die sie 1719 auflösten und die Güter an zwei Bauern verkauften. Erst im Jahre 1738 ist der Bann des Hofes, der bis dahin ein Ganzes bildete, unter d'ie 4 Dörfer verteilt worden. In kirchlicher Beziehung ist zu bemerken, daß fchon 999 hier eine Kirche stand, deren Geistlicher vom Grafen dem Bischof vorgeschlagen ward und der einen Teil des Zehntens als Ein- nähme bezog. Von 1575 bis 1683 gab es keine Katholiken in Völklingen, es ward daher nur evangelischer Gottesdienst hier gehalten. Da aber damals viele Katholiken zugezogen und manche Evangelische wieder katholisch geworden, so ließ der Intendant der von Ludwig Xiv. damals eingerichteten Saar- Provinz, De la Goupiliere, durch einen Wadgaffer Mönch 1684 wieder katholischen Gottesdienst in der Ortskirche halten, welche von nun bis 1859 von beiden Konfessionen gemeinschaftlich be- 5*

7. Heimatkunde des Kreises Saarbrücken - S. 83

1908 - Saarbrücken : Schmidtke
— 83 — eingesetzte Geistliche im Orte, die den halben Zehnten als Be- soldung erhielten, die andere Hälfte bezog der Orden. 1575 führte Saarbrücken trotz des Widerspruchs des Ordens die Reformation ein, stellte aber keinen eigenen Geistlichen mehr an, sondern ver- einte das Dorf mit der Pfarrei Heusweiler, dessen Geistlicher alle 14 Tage hier predigte. Der Orden behielt den halben Zehnten, die Kirchenschaffnei zog die andere Hälfte ein. Auf beider Kosten ward 1732 die alte Kirche abgebrochen und eine neue gebaut, an deren Stelle 1902 wieder eine neue errichtet ward. Die evangelischen Bewohner des Ortes bilden mit den von Holz seit 1890 wieder eine eigene Pfarrei, die katholischen gehören zur Pfarrei Holz. Xii. Bürgermeisterei Quierschied. Eine Gemeinde. Quierschied, Dorf im oberen Fischbachtale, 659 Hr., <6103) 5958 E., 5662 k., 283 eo., 13 isr., 1300 ba, 924 ha Stw., 1 k. K., 19 1 eo. Schkl., Glashütte, Bahnhof (auf Friedrichstaler Bann), Apotheke, Wasserleitung, Postagentur. Im Jahre 999 schenkte Kaiser Otto Iii. Quirinesceit dem Metzer Bistum. Darunter ist der heutige Köllertaler Wald zu verstehen, ob damals aber fchon eine Burg da gestanden, wie wohl zwei Jahrhunderte fpäter, weiß man nicht. Die Metzer Bischöfe beliehen nun mit Quirinesceit die Grafen von Saar- brücken, wann zum ersten Male, ist uns nicht überliefert. Bis zu Ende des 17. Jahrhunderts mußten unsere Grafen bei jeder Einsetzung eines neuen Bischofs in Metz um Wiederbelehnung nachsuchen. Die Grafen gaben nun die Burg — auch Beste genannt — Quierschied wieder als Afterlehen an ihre Dienst- leute, fo wohl zum ersten Male an einen gewissen Reiner um 1220. Später werden als Lehensleute nacheinander oder viel- leicht auch gleichzeitig eine Anzahl von Familien genannt, mehr als 3, die aber wohl schwerlich, in späteren Zeiten wenigstens, in der Burg selbst gewohnt haben, sondern ihre Gefälle durch einen Meier erheben ließen. Kurz vor und nach 1400 brachten unsere Grafen die Hälfte von Quierschied wieder an sich, setzten einen Verwalter hin, der 6*

8. Heimatkunde des Kreises Saarbrücken - S. 29

1908 - Saarbrücken : Schmidtke
— 29 — sich an vielen Fehden mit Metz und Lothringen. Seine zweite Frau, Elisabeth von Lothringen, hat sich in der deutschen Literatur- geschichte dadurch einen Namen gemacht, daß sie zwei französische Romane aus der Karlssage: „Loher und Maller" und ..Hug- Chapler", d. i. Hugo Capet, ins Deutsche übersetzt hat. Von diesen ist besonders der erstere im 16. und 17. Iahrh. oftmals gedruckt und noch im 19. Iahrh. in Unterarbeitungen heraus- gegeben worden. Unter seinem Sohn Johann Iii., gestorben 1472, hatte das Land viel durch Kämpfe mit Pfalz-Zweibrücken zu leiden. Dessen Nachfolger, Johann Ludwig, gest. 1545, machte 1495 eine Pilgerfahrt nach Palästina, tat viel für sein Land, half 1525 die aufrührerischen Bauern beizabern schlagen. Unsere Grafschaft scheint, mit geringen Ausnahmen, damals ruhig geblieben zu sein. Philipp Ii., gest. 1554, baute die sogenannte alte Brücke bei Saarbrücken 1547 und führte aus dem St. Johanner Walde eine Wasserleitung ins Schloß. Leibarzt desselben war eine Zeitlang der berühmte Hieronymus Bock, der die erste deutsche Pflanzenkunde „Gewächsbuch" herausgegeben hat. Den Kaifer Karl V. hat Philipp zweimal in seinem Schlosse beherbergt, das letzte Mal 1551 auf dessen unglücklichem Zuge gegen Metz, infolge- dessen dann die Franzosen einige Orte unseres Landes plünderten. Unter Johann Iv., gest. 1574, der fast alle Kriege Karls V. als Führer von größeren Abteilungen von Landsknechten mitgemacht hat, löste sich das Stift St. Arnual auf. Der Graf zog die grundherrlichen Rechte desselben an sich und ließ die andern Einkünfte desselben durch weltliche Schaffner verwalten und zur Unterhaltung der Kirchen und Geistlichen der Stiftsorte verwenden. Die Lehren der Reformation hatten unter den beiden letzt- genannten Grafen sich auszubreiten begonnen, ohne daß dieselben, die für ihre Person dem alten Glauben treu blieben, dagegen auftraten. 1574 erhielt nun aber der schon ev. Graf Philipp Iii. von Nassau- Saarbrücken in Weilburg im Erbgang das Land. Dieser führte fofort nach seinem Regierungsantritt die Reformation in allen seinen linksrheinischen Besitzungen ein und ward von nun an kein Andersgläubiger bis zu den französischen Kriegen in den nassau-saarbrückischen Landen geduldet.

9. Heimatkunde des Kreises Saarbrücken - S. 58

1908 - Saarbrücken : Schmidtke
— 58 — es noch hatte an sich, ließ die Einkünfte durch weltliche Schaffner verwalten und zu kirchlichen Zwecken verwenden. Nach Ein- führung der Reformation wurden die Geistlichen der ganzen Grafschaft größtenteils aus Stiftsmitteln besoldet. Die Zinsen des noch vorhandenen Restes des alten Stiftsvermögens werden heute noch zu kirchlichen Zwecken benutzt. Die jetzige Stiftskirche ist etwa von 1270—1320 in gotischem Stile erbaut. Vor derselben stand eine romanische Kirche an ihrer Stelle, von der sich noch zahlreiche Spuren erhalten haben, an der Südseite war der Kirche ein sogenannter Kreuzgang mit den 7 Fußfällen angebaut, der im Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen ward. Von 1455 ab bis ins erste Viertel des 17. Jahrhunderts diente die Kirche als Begräbnisstätte unserer Grafen und enthält sie mehrere bedeutende Denkmäler derselben und anderer hier be- grabenen vornehmen Personen. Um die Kirche herum wurden viele Jahrhunderte die Toten aus der weiten Umgegend begraben. Es liegen 3 Schichten Leichen übereinander, die unterste hat so- genannte Plattengräber, was auf die merovingische Zeit hinweist. Des Dorfes St. Arnual, das sich allmählich aus Ansiede- lungen des Stiftes bildete, geschieht erst spät Erwähnung. 1542 hatte es — ohne die Geistlichen — 50 Familien, von denen sich 10 Gesinde hielten. Der Müller sogar 4 Knechte und eine Magd. 1680 sind nur mehr 8 Häuser bewohnt, erst 1756 war deren Zahl wieder auf 54 gewachsen. I V. Bürgermeisterei St. Johann. St. Johann, Stadt auf der rechten Saarseite, 1358 Hr. (24 198) 24 140 E., 11 600 ev., 11834 f., 55 andern Bekenntnisses, 651 isr. 1470 ha, 788 ha Gw. 2 ev K., 1 k. K. Synagoge. Oberrealschule (als Gewerbeschule 1856 gegründet). 1 ev., 1 k. Töchterschule, letztere mit Seminar. 27 ev., 27 k. Schkl. Haupt- bergschule, Kaufmännische und Handwerker - Fortbildungsschule. Garnison des 7. rhein. Ulanen-Regiments. Bezirks-Kommando. Eisenbahndirektion. Personenbahnhof. 2 Güterbahnhöfe. Stadt-

10. Heimatkunde des Kreises Saarbrücken - S. 79

1908 - Saarbrücken : Schmidtke
— 79 — von Sayn, über das Besetzungsrecht, und es ward ein evange- lischer Geistlicher hingesetzt. Von 1660 — 1686 war Ehweiler Filial der evangelischen Pfarrei Heusweiler. In letztgenanntem Jahre stellte die französische Regierung wieder einen katholischen Geistlichen an. Schon früher hatte der Bischof von Trier, dem der Kaiser 1638 die Güter des ohne Erben verstorbenen Herrn von Helmstädt geschenkt, sich einmischen wollen, hatte aber keinen Erfolg. Durch den Frieden von Ryswick 1697 ward den Be- wohnern der Religionszustand gesichert und die Kirche den Katholiken allein überlassen. Der Pfarrer bezog die eine Hälfte des großen Zehntens samt dem ganzen kleinen, mußte aber das Faselvieh unterhalten. Die andere Hälfte des Zehnten bezog der evangelische Kirchenschaffneifonds, der dafür auch das Schiff der Kirche in baulichem Stande halten mußte. In den Kriegen scheint der Ort nicht allzusehr gelitten zu haben; 1688 werden die vorhandenen 67 Morgen Wiesen neu vermessen und unter 8 Bewohner verteilt. — 1756 waren hier 14 Familien, 1800 aber 23. 7. Hellenhausen, Dorf nahe bei Ehweiler, 14 Hr., (93) 91 k. E., 172 da. Der Ort wird unter dem Namen Hildenhausen 1404 mit Hüttersdorf den Herren von Hunolstein von unseren Grafen verliehen, wahrscheinlich aber nur ein Teil desselben. Kurtrier hatte auch Besitzungen hier, die es an die Herren von Hagen verlieh, von denen Saarbrücken 1764 den letzten Teil des Dorfes kaufte. Außerdem werden noch andere Herren als Besitzer ge- nannt, so daß in Wahrheit die Eigentumsverhältnisse nicht klar zu legen sind. Auf dem Banne liegt die nicht benutzte Kapelle Vogelborn. 8. Hirtel, Dorf auf der rechten Talfeite, 26 Hr., (191) 177 E., 121 k., 56 ev. 176ha. Dampfziegelei. Der Ort, der 1428 zuerst erwähnt wird, gehörte immer zu Saarbrücken. 1542 wohnen hier 5 Familien, 1624 werden deren 6 aufgezählt, die 16 melkende Kühe haben. 1688 stehen nur mehr 3 bewohnte Häuser im Dorfe, 1756 sind es wieder 5 und 1800 ebensoviele mit 50 Bewohnern.
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